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Abschied vom geliebten Vierbeiner

Was gibt es Schöneres, als mit Hunden sein Leben zu teilen? Und was gibt es Schlimmeres, als den geliebten Vierbeiner zu verlieren …? Dieser Text ist für Myszka, Chaya, Diego, Pina, Feli und alle Hunde, die unser Leben bereichert haben und die wir weiterziehen lassen mussten …

Als Trainerin für Mensch & Hund erlebe ich leider auch sehr viele Abschiede mit. So viele Hunde, die ich fast durchs gesamte Leben oder zumindest über viele Jahre begleiten darf und die dann die Reise in eine andere Welt antreten. Manche gehen still und leise, sind alt und nehmen deutlich Abschied; manche reißt es regelrecht aus ihrem Dasein heraus, durch Unfall oder Krankheit. Und es spielt keine Rolle, wie alt der jeweilige Vierbeiner gewesen ist: Jeder Tag, den er nicht mehr da ist, ist einer zu viel, und der Tod kommt immer zu früh.

Dieser Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ – der gilt überhaupt nicht! Trauer ... sie überwältigt dich genauso wie die Liebe. Unerwartet, ungefragt, urgewaltig. Aber dieser Schmerz gehört genauso dazu wie die Liebe, die wir für unsere Hunde empfinden. Sie haben verdient, dass wir um sie trauern. Unsere Hunde geben uns so unbeschreiblich viel, während sie ihr Leben mit uns verbringen, sich uns anpassen, uns Fehler verzeihen und unsere Nähe genießen. Kein anderes Tier geht eine solche innige Bindung mit einem artfremden Partner ein wie ein Hund und ist dabei sogar gewillt, uns gegenüber eigenen Artgenossen zu bevorzugen.
Doch wann ist der Tag, sich von seinem Hund zu verabschieden? Von einem alten und/ oder kranken Hund – gibt es diesen „richtigen Moment“? Meist lautet die allgemeine Antwort: Lasst euren alten Hund gehen, wenn er keine Lebensqualität mehr hat. Aber was bedeutet das? Was ist Lebensqualität? Und wer beurteilt das? Kann der Hund das überhaupt (noch) selbst?

Bei allen alten bzw. kranken Hunden, mit denen ich bisher gelebt habe, war deutlich zu erkennen, wenn die Zeit gekommen war, an denen der Schmerz bei jeder Bewegung überwog. An denen selbst die bisher liebste Verlockung - wie das Lieblingsspielzeug oder ein besonderes Leckerchen - keine große Reaktion mehr auslösten. Aber ist der Zeitpunkt, dann Lebewohl zu sagen, nicht bereits überschritten? Sollte man wirklich warten, bis der Hund nicht mehr eigenständig Kot absetzen, fressen oder gehen kann? Muss man es so lange hinauszögern - ist das fair dem Tier gegenüber??

Ich weiß inzwischen, dass die meisten alten Hunde kurz vor ihrem Ende - welches sie selbst deutlich spüren - noch mal aufleben. Da wird beim Spaziergang noch mal beherzt nach Mäusen gebuddelt, dem Ball ein paar Meter hinterhergejagt und gierig gefressen. Es ist, als würden sie ihre allerletzte Lebensenergie noch mal in all das investieren, was ihnen immer viel bedeutet hat. Sie nehmen Abschied auf ihre Weise.

Danach geht es meist ganz schnell. Und dann ist es DIESER Blick! Ein Blick, den mir jeden meiner alten Hunde gezeigt hat. Der so klar war und deutlich und sanft, dass ich einfach wusste: Der geliebte Hund möchte gehen.

Ich glaube jedoch, dass man empfänglich sein muss für diesen bestimmten Blick. Man muss trotz all der eigenen Sorge den Hund neutral beobachten können. Denn es sind die kleinen Zeichen, auf die es ankommt und die wir lesen sollten. Lesen MÜSSEN! Denn unsere Vierbeiner lesen auch unsere Signale sehr, sehr fein. Und so mancher Hund hält an seinem Leben auch dann noch fest, wenn er sich quält, weil er spürt, dass sein Mensch noch nicht bereit ist, loszulassen.

Und genau das sollten wir. Es ist ein Beweis unserer Zuneigung, wenn wir dem Hund schließlich erlauben, zu gehen. Loslassen gehört zum Lieben dazu.

Ja, es tut verdammt weh. Aber der Frieden, den der Hund empfindet, wenn er gehen darf und weiß, sein Mensch kann ihn loslassen und begleitet ihn bis zum Schluss - dieses Gefühl ist ganz tief und besonders und wichtig. Für Hund und Mensch.
Natürlich geht man hinterher dennoch alles noch mal in Gedanken durch und fragt sich "Habe ich richtig gehandelt? Hätte ich noch dies und das tun sollen/ können/ müssen ...?" Lasst diese Gedanken ziehen! Sie haben keinen Platz hier. Ihr habt einen Freund bis zum Tod begleitet, und das ist der größte Liebesbeweis, den es nur geben kann.

Und wie geht es dann weiter? Wohl dem, der nicht nur einen Hund hat(te). Denn ein leeres Körbchen ist wie böser Treibsand für die Seele; bei jedem Blick dorthin wird man geflutet von Trauer. Bei mir war bisher immer mindestens ein weiterer Vierbeiner da. Lebte weiter, zeigte mir jeden Tag aufs neue, wie wertvoll jeder neue Tag ist und wieviel es noch gemeinsam zu erleben gibt.

Hunde sind einfach einzigartig. Sie begegnen jedem Tag mit freudiger Energie und Offenheit. Sie bleiben nicht ständig hängen in Grübeleien und blasen kein Trübsal. Loslassen. Durchatmen. Das, was kommt, annehmen. Und nicht alles gleich bewerten. Auch mal etwas einfach stehen lassen, wie es ist. Nicht mit sich hadern - einfach nur sein. Genau das kann man von Hunden lernen.
Nehmt die Lektion an! Schaut eure Hunde an und lasst euch anstecken von ihrer Lebensfreude. Seid mit ihnen im Hier und Jetzt und genießt es.

Und sollte euer einziger Hund gegangen sein: Lasst zu, dass vielleicht schon ganz bald ein neuer Vierbeiner euer Herz berührt. Es ist niemals ein Ersatz, einen weiteren, einen neuen Hund zu sich zu holen, nachdem der vorherige gegangen ist. Keiner wird je vergessen werden – ihr glaubt gar nicht, wieviel Platz in so einem Herzen ist, das täglich mit Freude und Liebe seitens unserer Hunde überflutet wird.

Denn ein Leben ohne Hunde ist undenkbar …