Fellnase des Monats: TRUDI
Eine Jagdhündin aus der spanischen Tötungsstation als Familienhund mit zwei Katzen? Das schaffen wir, sagte sich Trudis Besitzerin. Wie sie die sechsjährige Englisch-Setter-Hündin auslastet, ohne sie noch mehr hochzufahren, und wie es mit der Zusammenführung der Katzen klappte, das erzählt Bettina hier:
Vier lange Jahre wurde Trudi in Spanien von einem Jäger gehalten. Dann landete die Englisch-Setter-Hündin in der Tötungsstation. Ein Tierschutzverein, von dem wir bereits drei Monate zuvor zwei Katzen übernommen hatten, holte sie völlig ausgemergelt dort raus. Wir sahen den Facebook-Post, dass Trudis Pflegestelle wegen eines familiären Notfalls abgesprungen war, und verliebten uns sofort in sie. Und so kam Trudi im Dezember 2021 zu uns. Als wir sie vom Transporter abholten, stieg sie sofort mit uns ins Auto, kuschelte sich an mich und schleckte mir das Gesicht.
Dass wir mit Trudi einen Jagdhund haben würden, der nicht abgeleint werden kann, war uns von vornherein klar. Von Beschreibung, Videos und Bildern hat uns aber sehr angesprochen, dass sie eine liebenswerte, verspielte und soziale Hündin ist. Englisch Setter sind im Allgemeinen sehr freundliche, sanftmütige und menschenbezogene Hunde. Diese Beschreibung passt auch auf Trudi: Von Anfang an faszinierte uns ihre fröhliche und ausgelassene Art. Sie ist manchmal ein richtiger Clown.
Mit der Zeit lebte sie sich gut ein. Mit den beiden Katzen war es am Anfang zwar nicht einfach, und auch das Runterkommen und zur Ruhe finden, dauerte etwas. Im Haus und im Garten ist die sechsjährige Hündin aber mittlerweile ein richtiger Schmusehund und unser Kater liebt „seinen“ Hund sehr.
Verlässt man allerdings das Grundstück, ist es, als ob ein Schalter umgelegt wird. Trudi steht unter Strom. Sie ist im Jagdmodus und somit kaum zu halten. Das ist für sie und uns nicht wirklich angenehm, und Spaziergänge sind alles andere als entspannt. Etwas beruhigend für uns ist jedoch, dass man dieses Verhalten auch von vielen anderen Setter-Besitzern in entsprechenden Foren bestätigt bekommt. Denn Englische Setter sind darauf spezialisiert, große Flächen in schnellem Tempo selbstständig nach Vögeln und Hasen abzusuchen. Im Tierschutz findet man fast nur Englisch Setter aus Arbeitslinien, also hochpassionierte Jagdhunde mit großem Bewegungsdrang.
So einem temperamentvollen und energiegeladenen Hund gerecht zu werden, fordert einen als Besitzer sehr. Mit normalem Spazierengehen bekommt man die leidenschaftliche Jagdrakete kaum ausgelastet – aber gleichzeitig soll sie ja nicht noch mehr aufgedreht oder gar überfordert werden.
So stand für mich sehr schnell fest, dass wir eine Setter gerechte Beschäftigung brauchen. Am besten Nasenarbeit in Verbindung mit Bewegung – abgesichert an einer Leine. Und so war ich sehr dankbar, dass ich bei Sandra einen Platz in der Mantrailing-Gruppe bekam.
Mit großer Begeisterung und hochmotiviert kann Trudi es kaum erwarten, loszulegen. Ganz nebenbei gewöhnt sie sich an Umweltreize und lässt sich gut runterbringen. Sie beruhigt sich wieder, wenn wir unterwegs beispielsweise mal einem Müllauto begegnen, das mitten auf dem Trail steht. Trudi ist nicht ängstlich oder traumatisiert, aber in manchen Situationen kann sie schon mal unsicher sein, da sie sehr sensibel und empfänglich für Außenreize ist. Und auch die Ablenkung durch Eichhörnchen oder Katzen auf dem Trail sind nur von kurzer Dauer – Trudis Fokus ist schnell wieder bei der für sie wichtigeren Sache: die Suche nach der vermissten Person (mit der leckeren Lachstube ).
Gerade für Hunde aus dem Tierschutz ist das Mantrailen wichtige Beziehungsarbeit, da der Mensch nicht nur die „Baustellen“ seines Hundes im Kopf hat, sondern vor allem die Erfahrung macht, was der Hund alles kann und wie genial er bei der Nasenarbeit ist. Das ist immer wieder faszinierend zu erleben. Und gleichzeitig merkt der Hund auch, dass er sich auf den Menschen verlassen kann. Dass Situationen gut geregelt werden, der Mensch Sicherheit ausstrahlt, Ruhe bewahrt und gleichzeitig feinfühlig, freundlich und geduldig ist. Wir sind also auf einem guten Weg – und das Beste daran ist: Es macht riesigen Spaß, und unsere Verbindung wird immer intensiver!