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Fellnase des Monats: VIDA

„La Vida“, das ist spanisch und bedeutet „Das Leben“. Es ist der perfekte Name für die Golden Retriever-Dame Vida. Denn sie entdeckt gerade ihr neues Leben. Vor fünf Monaten noch Gebärmaschine bei einem Vermehrer, genießt sie nun – endlich, mit acht Jahren – all ihre Sinne. Warum sich ihre Besitzerinnen für sie entschieden haben, erzählt Susanne hier:

"Es ist heiß. Vida liegt auf den kühlen Fliesen, träumt und bellt leise vor sich hin. Wie eine kleine Schnecke liegt sie da. Dann wird sie wach, blinzelt, steht auf und kommt schwanzwedelnd auf mich zu. Sie legt ihre Schnauze auf meinen Oberschenkel und schaut mich an: Streichle mich!, sagt sie, was natürlich sofort erledigt wird. Was für ein süßes, kleines Mäuschen, denke ich mal wieder. Und ich bin immer noch glücklich, dass wir uns vor gut zehn Wochen für die achtjährige, ehemalige Vermehrerhündin entschieden haben.

Vor gut zwölf Wochen hatten wir noch eine klare Linie: Nie wieder einen Tierschutzhund vom Vermehrer, darin waren wir uns einig. Wir haben bereits einen Vermehrerhund (Deckrüde) mit mentalen Besonderheiten und vielen Baustellen. Ihn lieben wir über alles, aber das Leben und der Alltag mit ihm fordern uns und ihn. Denn sehr tief, oft zu tief, sind die Wunden dieser Hundeseelen. 

Im besten Fall im Zwinger in Zuchtanlagen vegetieren Vermehrerhunde jahrelang vor sich hin. Produktionsmaschinen, um Geld zu verdienen. Massenzuchten findet man nicht nur in Osteuropa sondern auch in Deutschland. Die Gesetz sind hier leider immer noch viel zu lasch. 

Wenn die „Gebährmaschinen“ oder Deckrüden dem Vermehrer keinen Gewinn mehr bringen, dann werden die oft traumatisierten Hunde mittlerweile dem Tierschutz übergeben. Das ist auf der einen Seite ein Erfolg, denn immer noch töten Vermehrer Hunde, die nicht mehr zur Zucht zu gebrauchen sind. Auf der anderen Seite macht der Tierschutz es den Mafiazüchtern natürlich auch sehr einfach, ihre Tiere zu entsorgen. Dazu kann man viele Argumente viele Abende lang austauschen ... 

Zurück zu Vida und ihrem neuen Leben: Warum wurden wir trotz guter Vorsätze schwach? Wir entdeckten Vida zufällig in den Sozialen Netzen. Sie war auf einer Pflegestelle in Kaiserslautern. Also ganz in der Nähe. Und wir waren seit dem Tod unserer Lotti schon länger auf der Suche nach einer Hündin. Die Beschreibung klang gut. Unkompliziert, selbstbewusst und lieb. Genau das, was wir suchten. Also packten wir unseren Rüden Paul ein und fuhren los, um die achtjährige Hundedame zu besuchen. Es dauerte kein zehn Minuten, und wir alle – einschließlich Paul – waren verliebt in diese liebenswerte Golden Retriever-Hündin. Nach einem weiteren Besuch und ein paar Tagen Bedenkzeit stand fest: Wir nehmen sie und begleiten sie in ihre neue Welt.

Und tatsächlich, Vida ist in einer völlig neue Welt angekommen. Sie kennt zwar mehr, als Paul damals kannte: Wohnung, Sofa, Fernseher, Staubsauger, Spiegelbild sind ihr nicht fremd. Aber Männer, schnelle Bewegungen und bestimmte Berührungen machen ihr Angst, da wird sie stocksteif. Und beim Tierarzt schreit sie auf, wenn er ihr an die Flanken fasst. Anfangs war da keine Freude in ihrem Blick, kein Vertrauen. Es war, als würde sie ihr Leben einfach nur geduldig ertragen. 

Doch dann, Tag für Tag öffnete sie sich ein bisschen mehr. Entdeckte, wie Leckerchen schmecken und wie eine Wildsauspur im Wald riecht. Wie sich ein Bach anfühlt. Sieht, wie ein Eichhörnchen von Ast zu Ast springt. Hört, wenn ein Igel im Laub raschelt, und spürt, wie gemütlich Kuscheln auf dem Sofa ist. Es ist faszinierend wie sie jeden Tag neu ihre Sinne entdeckt und sich über jede Gassirunde freut. Was für ein Geschenk, dass wir sie dabei begleiten dürfen, endlich Hund zu sein. Und dafür bekommt sie alle Zeit der Welt. Wir erwarten nichts von ihr.

Klar begleitet uns Sandra auf diesem Weg. Hilft uns, wenn Vida plötzlich die Nacht durchbellt oder den Schwiegervater anknurrt. Und natürlich darf Vida beim Mantrailing mitmachen. Dabei vergisst sie alles. Ein tolles Talent, sagt Sandra. Wenn es ihr Spaß macht, beginnt die Hündin im Herbst mit dem Hundeführerschein. 

Ein Happy End gibt es leider nicht. Denn Vidas Vermehrer hat sich längst eine neue Gebährmaschine angeschafft. Bessere Tierschutzgesetze sind nicht das Einzige, was fehlt. Solche Gesetze müssen auch durchgesetzt werden. Und am Ende kommt es natürlich darauf an, dass niemand Welpen aus Massenzuchten kauft.