Raus in den Frühling! So werden Spaziergänge für Mensch und Hund zum Höhepunkt im Alltag
Welche Bedeutung hat ein Spaziergang für Mensch und Hund?
Für uns Menschen ist der Spaziergang ein Teil der Freizeitgestaltung. In der Mittagspause, nach der Arbeit oder am Wochenende möchten wir dabei abschalten und die Natur genießen. Unsere Hunde hingegen haben daheim im Idealfall ein entspanntes Nickerchen gemacht und sind ausgeruht und voller Tatendrang. Für sie beginnt ein spannender Teil des Tages, bei dem sie in ihren Augen oft auch einige „Jobs“ zu erledigen haben: Zum Beispiel die Spuren des Rehs zu verfolgen oder zu erschnüffeln, ob schon der Hund des Nachbarn unterwegs war.
Welche Bedürfnisse hat der Hund? Sind diese immer gleich oder können sie je nach Rasse, Charakter oder Vorlieben variieren?
Je nach Rasse, aber auch individuellem Geschmack haben Hunde beim Spaziergang verschiedene Bedürfnisse. Jagdhunde, Haus-, Hof- und Wachhunde, Hütehunde - um nur drei Beispiele für verschiedene Rassegruppen zu nennen: Alle sind ursprünglich einmal für besondere Aufgaben gezüchtet worden und haben dementsprechende Veranlagungen. Diese bestimmen immer noch das Verhalten und die „Interessen“ der jeweiligen Rassevertreter.
Ob der Hund draußen jagdliches Interesse zeigt, sein Territorium kontrollieren möchte oder soziale oder sexuelle Kontakte sucht, hängt aber nicht nur von der Rasse, sondern auch vom jeweiligen Individuum ab.
Wie kann man die unterschiedlichen Bedürfnisse in Einklang bringen, sodass Mensch und Hund gemeinsam Spaß am Spaziergang haben und nicht jeder seinen eigenen Weg verfolgt?
Es ist wichtig, die Wünsche beider zu berücksichtigen und gemeinsame Interessen herauszufinden. Das geht am besten, indem man den Spaziergang als Freizeitaktivität mit dem Hund wahrnimmt und sowohl dessen als auch die eigenen Bedürfnisse dabei erfüllt. Der Mensch baut bestenfalls immer wieder Spiele und auch Übungen für den Hund ein, die diesem Spaß machen und seiner rassetypischen Veranlagung gerecht werden. Genauso gehört aber natürlich auch dazu, ein Stück entspannt den Weg entlang zu schlendern oder eine Pause für eine Schmuseeinheit mit dem Vierbeiner einzulegen. Alles in allem trägt der Mensch dadurch auch dazu bei, die Beziehung zu seinem Hund zu verbessern. Denn durch die gemeinsamen Aktivitäten sind beide immer wieder in Kontakt und gehen nicht einfach nur „schweigend“ nebeneinander her.
Welche Spiele und Übungen kannst du für unterwegs z.B. empfehlen?
Je nach Trainingsstand und individueller Motivation bieten sich viele verschiedene Möglichkeiten. Man kann beispielsweise ein Futterstück werfen und der Hund darf auf Signal hinterher springen und es suchen. Eine Variante für einen fortgeschrittenen Hund ist, diesen sitzen und warten zu lassen, das Futterstück zu verstecken und den Hund dann erst in die Suche zu schicken. Noch etwas schwieriger wird es, wenn man das Futterstück erhöht versteckt, zum Beispiel in einer Baumrinde. Bäume und Baumstämme kann man sowieso sehr vielseitig in Spiele einbauen: Der Hund kann lernen, um den Baum herum zu laufen, über einen Baumstamm zu balancieren oder zu springen oder darunter durchzukriechen. Apportiert der Hund gern, kann man auch ein Spielzeug oder einen Futterbeutel verstecken, ihn sogar mal verbuddeln und gemeinsam mit dem Hund auf die Jagd gehen - das ist viel schöner, als den Hund allein in Mäuselöchern buddeln zu lassen.
Aber nicht nur verschiedene Beschäftigungsformen machen den Spaziergang abwechslungsreich. Die täglichen Runden sind auch eine gute Gelegenheit, Grundsignale wie Sitz, Platz, Bleib, Hier und Fuß an verschiedenen Orten und mit unterschiedlich großer Ablenkung zu trainieren.
Welche Voraussetzungen und Regeln gibt es für einen entspannten gemeinsamen Spaziergang?
Verlassen Mensch und Hund ihr Zuhause, bewegen sie sich aus dem sogenannten Kernraum in den Aktionsraum. Damit der Hund sich von Anfang an am Menschen orientiert, lässt man ihn an der Tür hinter sich warten und schaut nach draußen, ob alles in Ordnung ist. Erst dann verlassen Mensch und Hund gemeinsam an lockerer Leine die Wohnung.
Erreicht man den Spazierweg mit dem Auto, öffnet der Mensch den Kofferraum nach der Fahrt erst dann, wenn der Hund ruhig wartet. Auch in dem Fall wird erst die Umgebung überprüft, bevor der Hund aus dem Auto springt und eine erste kleine Aufgabe bekommt. So sorgt der Mensch für Sicherheit und schränkt gleichzeitig die Selbstständigkeit des Hundes etwas ein.
Zum Lösen weist man dem Hund eine unstrategische Stelle zu. Alternativ kann der Hund sich vorab auch schon im Garten lösen. Ständiges Markieren an der kurzen Leine kann der Mensch dann souverän durch Weiterlaufen ignorieren. Im später folgenden Freilauf ist Markieren allerdings erlaubt.
Phasen des Freilaufs wechseln sich dann mit Übungen und Beschäftigung ab. Ist vom Trainingsstand her noch kein Freilauf möglich, wird der Hund mit Brustgeschirr und Schleppleine gesichert.
Natürlich ist der Spaziergang auch eine gute Gelegenheit, um dem Hund Sozialkontakte zu ermöglichen. An oberster Stelle steht allerdings die Rücksichtnahme gegenüber anderen. Ist der andere Hund angeleint, wird natürlich auch der eigene Hund angeleint und man verzichtet auf ein gemeinsames Spiel. Spricht nichts gegen ein Spiel, achtet man währenddessen gut auf die Körpersprache der Hunde, um gegebenenfalls frühzeitig eingreifen zu können.
Vor uneinsehbaren Kreuzungen ruft der Mensch seinen Hund zurück oder stoppt ihn ab und kontrolliert diese zunächst, bevor es gemeinsam weitergeht. So kann der Hund auch bei der Begegnung mit Spaziergängern, Reitern, Joggern oder Radfahrern rechtzeitig angeleint werden.
Am Ende des Spaziergangs geht der Hund schließlich zuerst ins Haus. Er betritt den sicheren Kernraum und der Mensch vermittelt dadurch, dass er die Nachhut bildet und auch an dieser Stelle wieder Sicherheit gewährleistet.