Warum bellen unsere Hunde?
Will der Hund z.B. einen anderen Hund vertreiben, wird man erkennen, dass dieser Hund seinen Kopf immer weiter absenkt, je näher er dem anderen Hund kommt. Der andere Hund wird über den nach unten gehaltenen Nasenrücken fixiert. Der Hund schleicht, die Rute wird in Verlängerung der Wirbelsäule waagerecht gehalten. Reagiert jetzt der Mensch nicht oder zu spät, wird der Hund bellen.
Deswegen ist es notwendig, dass die Menschen die Körpersprache ihres Hundes verstehen und lesen können.
Wann und warum bellen Hunde?
Eins der häufigsten Probleme: Bellen am Gartenzaun!
- Bellen durch territoriale Motivation
Hunde gehen bei einer territorialen Motivation die Grenze am Gartenzaun ab und markieren wichtige Punkte wie das Gartentor oder die Hecke zum Nachbargrundstück. Der Hund legt sich dann auch immer an einen sehr strategischen Platz, um das gesamte Revier im Blick zu haben.
Nähert sich nun ein Mensch dem Grundstück, wird dieser mit einem leisen Warnwuffen dem Rudel gegenüber angekündigt. Läuft der Mensch nun am Grundstück vorbei, schießt der Hund mit aufstampfenden Vorderpfoten und einem alarmierenden Bellen vor an den Gartenzaun. Der Hund läuft bellend auf und ab, bis der „Feind“ endlich komplett verschwunden ist.
Was sollte der Mensch in dieser Situation tun?
Abchecken!
Das heißt KOMMENTARLOS in die Richtung gehen, in der der Hund das Warnwuffen anzeigt hat. Vor den Hund stellen, sich groß machen und die Situation einfach nur schauen (abchecken). Der Hund wird in dieser Situation komplett IGNORIERT.
Ignorieren heißt:
- Nicht anschauen
- Nicht ansprechen
- Nicht anfassen
Danach geht der Mensch zurück und macht mit dem weiter, was er zuvor gemacht hat.
Spricht man den Hund in dieser Situation an, kann dies sein Verhalten nur noch mehr verstärken, weil der Hund unser „Gerede“ dann als “Mitbellen” interpretieren könnte.
Ganz nach dem Motto: Zusammen vertreiben wir den Feind!
Um diese Problematik zu vermeiden, ist es außerdem ratsam, Hunde, die stark territorial sind, nicht alleine in den Garten zu lassen. Diese Hunde sollten nur in Begleitung ihres Menschen in den Garten gehen.
So wie der Mensch auch immer der Erste ist, der das Haus/die Wohnung verlässt, ist auch er immer der Erste im Garten. Der Mensch geht einmal die Grundstücksgrenzen ab und checkt so den Garten ab.
Auch im Garten gibt es einen festen unstrategischen Liegeplatz für den Hund. Ein unstrategischer Liegeplatz ist ein Liegeplatz, von dem aus der Hund absolut nichts sehen und kontrollieren kann.
Bellen, wenn Besuch kommt
Kommt der Mensch, der gerade noch am Gartenzaun vorbeigelaufen ist, ins Revier, geht das warnende Bellen in ein alarmierendes Bellen über.
Der Hund stürmt in dem Fall ans Gartentor und ist zur Verteidigung bereit. In diesem Moment ist er für den Menschen meist nicht mehr ansprechbar. Der Mensch muss also viel früher eingreifen, indem er beim Warnwuffen schon reagiert und die Lage abcheckt.
Rennt der Hund trotzdem vor zum Besuch, wird er auf seine feste Liegestelle zurückgebracht. Hierzu muss ein gutes Decken- oder Boxensignal auch unter Ablenkungen funktionieren.
Der Mensch empfängt den Besuch. Erst wenn der Hund sich beruhigt hat, darf er ab und zu, nach Freigabe des Menschen, Kontakt zum Besucher aufnehmen.
Jagdliches Bellen
Bei einigen Jagdhunderassen wurde das Bellverhalten durch die Zucht verstärkt, da sie so den Jäger besser unterstützen können. Ein Beispiel unter den Solitärjägern ist der Dackel, er muss selbstständig in den Dachsbau und das Wild aus dem Bau in Richtung des Jägers treiben.
Die Stöberhunde müssen, solange sie das Wild verfolgen, mit einem hellen Jiffen (ein Heul- und Jaullaut ersetztes Bellen) anzeigen. Der Jäger kann damit besser erkennen, wohin das Wild flieht.
Sozial motiviertes Bellen
Dieses Bellen findet man in Interaktion mit einem Menschen oder einem Artgenossen. Zum sozial motivierten Bellen gehört auch das fordernde Bellen. Dieses zeigen unsere Hunde vor allem, wenn sie einen Artgenossen zum Spielen auffordern.
Fordert ein Hund einen Artgenossen zum Spiel auf, hüpft er vor ihm hin und her, senkt den Vorderkörper zur sogenannten Vorderkörpertiefstellung ab und bellt in kurzen Lauten in hoher Tonlage. Gegenüber dem Menschen zeigen die Hunde regelmäßig das fordernde Bellen.
Ein klassisches Beispiel: Spielt der Mensch mit seinem Hund mit einem Ball, wird der Mensch mit einzelnen Belllauten dazu aufgefordert, das begehrte Spielzeug endlich erneut zu werfen.
Geht der Mensch auf die Forderung seines Hundes ein, hat er das fordernde Bellen automatisch verstärkt, da es sich nun für den Hund lohnt.
Wie kann ich dieses Bellen abtrainieren?
Die Antwort ist ganz einfach: Nicht mehr auf das fordernde Bellen eingehen!
Warte, bis der Hund ruhig vor dir sitzt/steht, erst dann geht das Spiel weiter!
Es kann aber sein, dass sich das Bellen bei deinem Hund schon ritualisiert hat und dein Hund schon bellt, bevor du den Ball überhaupt aus der Tasche holst.
In diesem Fall startest du mit ruhigen Übungen. Lasse deinen Hund z. B. ein „Sitz-Bleib“ oder „Platz-Bleib“ ausführen, bevor du den Ball aus der Tasche holst. Trainiere die beschriebenen Übungen der Impulskontrolle, bis dein Hund selbst dann ruhig wartend sitzen bleibt, wenn der Ball dicht an ihm vorbeifliegt.
Korrigierendes Bellen
Wird ein Spiel unter Hunden zu wild oder kommt es zu einer groben Handlung, reagiert der bedrängte Hund mit einem kurzen, scharfen Belllaut, dem korrigierenden Bellen, um das unerwünschte Verhalten zu unterbinden.
Dieses Bellen kann auch dem Menschen gegenüber gezeigt werden, wenn ein Hund z. B. nicht an den Pfoten angefasst werden möchte oder wenn der Hund sein Futter/Spielzeug verteidigt.
Ängstliche Bellen
Diese Art des Bellens zeigt der Hund , wenn er unsicher ist und die ihm Angst machende Gefahr auf Abstand halten will. Der Hund bellt in Richtung der Gefahr mit schnellen, hohen Belllauten.
Die Ohren werden angelegt, der Hund macht sich klein und verlagert das Gewicht auf die Hinterbeine, die Rute wird je nach Stärke der Angst leicht bis stark eingezogen.
Wie kann ich meinem Hund in so einer Situation helfen?
Man kann seinem Hund helfen, indem man sich das unbekannte Objekt anschaut bzw. Kontakt mit dem angstmachenden Gegenüber aufnimmt. Der Hund soll dabei etwas entfernt warten.
Zusammenfassung
Was für Bellarten gibt es und wie unterscheiden sich diese?
Das warnende Bellen
- Woran erkannt man es?
Schnelle Folge von 3 bis 4 Belllauten in mittlerer Tonlage (mit Pausen dazwischen) - Warum bellt der Hund?
- Der Hund hat eine “Gefahr” / ein Geräusch wahrgenommen, das da nicht hingehört.
- Der Hund möchte seine Menschen / sein Rudel vor der Gefahr warnen.
- Der Mensch soll sich die Sache ansehen, d.h. der Mensch checkt die Lage
kommentarlos ab, der Hund wird dabei ignoriert
(nicht anschauen, nicht ansprechen und nicht anfassen!)
Das alarmierende Bellen
- Alarmbellen (Hund ist sehr erregt)
- Woran erkennt man es?
Schnelle Folge von Belllauten in mittlerer Tonlage - Warum bellt der Hund?
- Die anderen Rudelmitglieder sollen sich bereit machen, jemand dringt in das Revier ein
- Der Mensch macht den Erstkontakt bei Besuchern, der Hund sieht von der Ferne zu,
läuft aber nicht mit!
Das bedrohende Bellen
- Drohbellen
- Woran erkennt man es?
2 Varianten:- offensiv drohender Hund: bellt langsam und anhaltend in einer tiefen Tonlage
- defensiv drohender Hund: bellt schnell und hektisch in einer eher höheren Tonlage, er macht immer wieder eine kurze Pause
- Warum bellt der Hund?
Der Hund fühlt sich bedroht und ist zur Verteidigung bereit
Das korrelierende Bellen
- Woran erkennt man es?
Ein scharfer, kurzer Belllaut im unteren Bereich der mittleren Tonlage - Warum bellt der Hund?
Der Hund fühlt sich belästigt/gestört und möchte ein Verhalten unterbinden.
Das fordnernde Bellen
- Frustbellen
- Woran erkennt man es?
Einzelne scharfe, kurze Laute im oberen Bereich der mittleren Tonlage - Warum bellt der Hund?
Der Hund macht deutlich, dass er etwas genau jetzt haben möchte. Er will also seinen Menschen erziehen. Der Mensch sollte den Hund so lange ignorieren, bis er wieder still ist!
Das ängstliche Bellen
- Angstbellen
- Woran erkennt man es?
Schnelle Abfolge von Belllauten in hoher Tonlage - Warum bellt der Hund?
Der Hund möchte die Situation / den Gegenstand, welcher ihm Angst macht, durch sein Bellen auf Distanz halten.