Fürchte dich nicht - mit Hund im Dunkeln unterwegs ...
Die Weihnachtszeit, und damit die Zeit der Lichter, ist vorbei, und so fällt es uns jetzt im Januar meist besonders auf, wie dunkel es doch ist. Auf dem Weg zur Arbeit scheint für viele Menschen noch keine Sonne und bereits am frühen Nachmittag ist das letzte Licht schon wieder verloschen. Gerade für Hundehalter ist das oft eine schwierige Zeit, denn auf dem für den frühen bis späten Abend vorgesehenen Hundespaziergang heißt es nun nicht nur „Augen auf“, sondern auch Licht an! Doch nicht nur wir Menschen sehen im Dunkeln nicht gut, auch viele Hunde sind angespannt bei Begegnungen im Dunkeln und verhalten sich ganz anders als am Tag. Wir haben mit Yvonne Theißen von <link erftstadt-bergheim/ _blank>Martin Rütter DOGS Erftstadt</link> gesprochen, wie man die dunkle Jahreszeit auch mit Hund gut übersteht.
Sehen Hunde im Dunkeln wirklich schlechter als bei Tag? Sie können doch eigentlich viel besser sehen als wir Menschen!
Es stimmt, dass Hunde im Dunkeln besser sehen können als Menschen. Hunde verfügen über eine spezielle Schicht im Auge (Tapetuum lucidum), welche einfallendes Licht im Auge reflektiert und somit zu einer besseren Sicht führt. Dennoch sehen auch sie schlechter als im Hellen und können Situationen im Dunkeln daher oft nicht einschätzen.
Eigentlich bekannte Gegenstände wie der Mülleimer im Park oder die Straßenlaterne werfen große Schatten. Das Scheinwerferlicht von PKWs und anderen Verkehrsteilnehmern führt zu plötzlich auftretenden Schatten, welche sich bewegen und dann schnell wieder verschwinden. Der entgegenkommende Mensch ist nun oft dunkel gekleidet, ist mit Mütze und Schal dick vermummt und zieht die Schultern vor Kälte nach oben.
Zudem lassen die Sinnesleistungen der Hunde mit zunehmenden Alter nach. Und so kann auch der ältere Hund, welcher früher keine Auffälligkeiten im Dunkeln gezeigt hat, nun verunsichert sein.
Für einige Hunde können die genannten Umstände bedrohlich wirken und zu Angstverhalten oder einer aggressiven Attacke führen.
Wie sollte man sich verhalten, wenn der Hund Angst oder aggressives Verhalten in der Dunkelheit zeigt?
Dem Hund Sicherheit geben! Und dies beginnt bereits im Alltag. Ein Hund, der sich in allen Lebenslagen an seinem Menschen orientiert und ihm vertraut, wird sich auch in angstauslösenden Situationen in der Nähe seines Menschen sicher fühlen.
Dazu gehört, dass der Mensch Verantwortung übernimmt. Beim Verlassen der Wohnung geht z.B. immer der Mensch vor und schaut sich erst einmal um. So kann er mögliche Gefahren ausschließen. Vor uneinsehbaren Kreuzungen wird der Hund zurückgerufen. Auch hier geht der Mensch vor und gibt den Hund erst danach wieder frei.
Zeigt der Hund unsicheres Verhalten im Dunkeln, z.B. durch Stehenbleiben, eingeknickte Beine oder eine eingezogene Rute, sollte der Mensch reagieren. Angstmachende Gegenstände kann man als Mensch ansehen und abchecken. Dem Hund gibt man dann Zeit sich selbst anzunähern. Wenn dieser lieber in einem Bogen ausweichen möchte, ist das okay. Er wird nicht gezwungen.
Zeigt der Hund aggressives Verhalten, z.B. durch in die Leine springen, aufgestellte Haare oder knurren und bellen, sollte der Mensch die Situation ebenfalls aktiv klären. Den entgegenkommenden Menschen kann man ansprechen und den Hund dabei hinter sich absetzen. So bekommt er mit seinem Menschen als Puffer die Möglichkeit, die Situation mit Abstand und in Ruhe einzuschätzen. Je nach Hund eignet sich auch hier das Laufen eines Bogens, um Abstand zu gewinnen und die Situation so besser regeln zu können.
Um im Notfall schnell reagieren und eingreifen zu können, sollte der Hund nicht frei laufen gelassen werden, und wenn, dann nur sehr nahe beim Menschen.
Sollte man seinen Hund dann generell nicht im Dunkeln frei laufen lassen?
Zeigt der Hund die genannten Verhaltensweisen, so sollte er im Dunkeln nur sehr begrenzt Freilauf erhalten. Der Mensch kann durch die eingeschränkte Sicht nicht alles überblicken. Entfernt sich der Hund zu weit, kann man kaum noch eingreifen und erkennt Gefahren nicht rechtzeitig genug, um handeln zu können.
Kommt einem ein Mensch oder ein anderes Mensch-Hund-Team entgegen, wird der Hund sofort zurückgerufen. Rücksicht ist auch und besonders im Dunkeln oberstes Gebot!
Bei jagdlich motivierten Hunden gilt es, besonders aufmerksam zu sein. Den Ansatz zum Jagen kann man im Dunkeln oft nur schwer erkennen. Die Gefahr, dass der Hund während des Jagens vor ein Fahrrad oder Auto rennt, ist groß. Andere Verkehrsteilnehmer können den freilaufenden Hund eventuell nicht früh genug sehen.
Generell sollte der Hund nur da frei laufen dürfen, wo es zu keiner Gefährdung kommen kann.
Rücksichtnahme und vor allem Sicherheit sind also beim Spaziergang mit Hund im Dunkeln oberstes Gebot?
Genau: Die Sicherheit von Mensch, Hund, Radfahrern und allen anderen Verkehrsteilnehmern steht im Vordergrund.
Der Mensch kann sich selbst durch helle Kleidung mit Reflektorstreifen besser sichtbar machen. Ich habe gute Erfahrungen mit so genannten Lauflampen gemacht. Diese gibt es als Stirn- oder Bauchlampe im Fachhandel. Sie erhöhen die eigene Sicht und blenden je nach Modell ab, wenn einem ein Auto oder Fahrrad entgegenkommt. Auch eine Taschenlampe kann sinnvoll sein, um z.B. den Weg auszuleuchten, damit man nicht über Wurzeln etc. stolpert.
Für den Hund gibt es reflektierende Geschirre, Hundemäntel mit eingearbeiteten Reflektorstreifen oder reflektierende Leinen. Meine Hunde tragen zusätzlich ein Leuchthalsband und Leuchtanhänger. Diese gibt es inzwischen mit Sichtbarkeiten für mehrere hundert Meter und sie tragen somit zu einer höheren Sicherheit bei.
Hunde brauchen aber doch sowohl geistige als auch körperliche Beschäftigung. Wie kann man diese in der dunklen Jahreszeit dann noch gewährleisten?
Körperliche und geistige Beschäftigung ist auch in der dunklen Jahreszeit unabdingbar. Der Spaziergang mit dem Hund kann z.B. an der Schleppleine erfolgen. Der Hund sollte zuvor an das Laufen an einer Schleppleine gewöhnt werden und auch der Mensch sollte die Handhabung der Schleppleine üben. Hunde, die das Laufen am Fahrrad beherrschen, können den Menschen hier auch angeleint begleiten, um körperlich ausgelastet zu werden.
Als weitere Beschäftigungsform kommt Mantrailing in Frage, aber auch geführte Spaziergänge in der Hundeschule. Beides ist problemlos im beleuchteten Wohnumfeld oder der Stadt möglich. In der dunklen Jahreszeit treffe ich mich mit den Kunden aus den Gruppenstunden häufig zum Stadtspaziergang. Viele Hunde-Trainingsplätze verfügen aber auch über Flutlicht, sodass der Kunde hier, auch wenn es schon dunkel ist, mit seinem Hund aktiv sein kann.
Alternativ kann man seinen Hund auch Zuhause beschäftigen. Es eignen sich z.B. die Suche nach klein(st)en Gegenständen bzw. generell Schnüffelspiele, aber auch Tricktraining.