KNOW-WAU - Der will doch nur Hallo sagen?!
Hast Du gewusst, dass Hunde sich gar nicht „Hallo“ sagen können?
Ich bin mit meinen beiden Hunden auf einer kurzen Morgenrunde unterwegs. In einer Engstelle begegnen uns zwei übergewichtige Terrierdamen an Flexileinen, die bereits beim Sichtkontakt sehr lautstark äußern, was sie von dieser Situation halten. Kurz die Gewichtsverhältnisse und Leinenlängen miteinander verglichen, trete ich den Rückzug an und suche uns ein kleines Plätzchen fernab des Weges, an dem ich die Jungs absetze und den netten älteren Herrn mit den beiden redseligen Damen passieren lasse. Statt einem „Dankeschön“ erhalte ich ein erklärendes „die möchten doch nur Hallo sagen“.
Mittlerweile bin ich mental auf solche Kommentare vorbereitet, so dass mich nichts mehr überraschen kann und auch mein Gesicht unter Kontrolle bleibt. Nach langjährigem Training bin ich also in der Lage, mit einem höflichen „das ist nett“ an dem Trio vorbeizuziehen.
Nichtsdestotrotz beschäftigt mich im Nachgang die Sinnhaftigkeit, aber noch viel mehr die Notwendigkeit dieser Aussage. Was wollte der Herr mir mit dieser Floskel mitteilen? Ganz sicher wollte er das Verhalten seiner beiden Grazien entschuldigen. Doch, und da müssen wir ehrlich sein, schwang da auch ein minimaler vorwurfsvoller Unterton mit. Immerhin habe ich die Begrüßungsszene der vier Hunde durch mein egoistisches Handeln unterbunden. So müssen nicht nur meine Hunde in den sauren Apfel beißen sondern seine gleich mit.
Warum ich so herzlose Entscheidungen treffen? Nun ja – zu allererst aus Sicherheitsgründen. Ich bin nur schwerlich dafür zu begeistern, mich noch vor meinem ersten Morgenkaffee aus einer Flexileinen – Paket – Schnürung befreien zu müssen. Und dann müssen wir der Realität ins Gesicht blicken – meine Hunde sagen einfach nicht „Hallo“.
Der Muck zum Beispiel ist eigentlich nur aus einem Grund an anderen Vierbeinern interessiert – Sex! Als unkastrierter Rüde darf er das. Er sucht keinen Streit mit Konkurrenten, denn die sind ihm herzlich egal. Er sucht einzig und allein „die Frau fürs Leben“.
Unter Umständen würde eine unsichere Hündin diese Avancen bei einem Leinenkontakt als sexuelle Belästigung empfinden. Demzufolge könnte sie abwehrend reagieren. Und was haben wir dann? Richtig – die perfekte Basis einer Leinenaggression resultierend aus einer Unsicherheit.
Sie kann sich dem liebestollen Rüden nicht entziehen, da die Leine sämtliche Fluchtwege unmöglich macht, kann nicht sauber kommunizieren und lernt unter Umständen, dass ein gewisses Maß an Aggression platzschaffend sein kann.
Bevor jetzt viele „aaaaber“ kommen – jeder Hund hat ein anderes Hobby! Nicht nur sexuelle Interessen sprechen gegen tierische „Hallos“. Wir sprechen über erwachsene Tiere, welches gewiss andere Vorstellungen haben, als mit jedem Dahergelaufenen oberflächlichen Smalltalk zu führen. Es geht für sie um so viel – Territorialität, Sexualität, soziale Interessen. Es geht darum, das Gegenüber abzuchecken – Wer ist das? Warum ist er da? Und wird er potenziell gefährlich? Das Interesse an lockeren Bekanntschaften und belanglosen Gesprächen ist ziemlich gering.
Es spricht grundsätzlich nichts gegen Sozialkontakt. Vorausgesetzt, er ist beidseitig erwünscht – eher vierseitig, denn auch menschliche Wünsche müssen berücksichtigt werden! – und wird so gestaltet, dass kein Hund genötigt oder bedrängt wird. Demzufolge ist der Kontakt im Freilauf am sinnvollsten, denn so können artgerechte und entspannte Begegnungen stattfinden.
Doch auch hier muss die rosarote Brille abgenommen werden – ein „Hallo“ wird wohl von keinem Hund aus kommen!