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Die ersten Schritte gemeinsam starten

Tipps und Tricks in der Hundeerziehung

Lerntheorie

Unumstritten ist die Tatsache, dass es mehrere Wege gibt, einen Hund auszubilden. Genauso unumstritten ist die Tatsache für uns, dass es sehr effektiv ist, wenn man beim Lernen eine positive Verknüpfung herstellt. Das bedeutet, das dein Hund während einem erwünschten Verhalten eine für ihn angenehme Belohnung erhalten wird. 

Es kann natürlich auch vorkommen, dass dein Hund lernen muss, dass es unangenehm werden kann wenn er sich an die vorher erlernte Absprache nicht hält. 

Ob Lob oder Strafe, beides muss unmittelbar (1-2 Sekunden) erfolgen damit dein Hund seine Handlung mit der von dir dargebotenen (un)angenehmen Konsequenz in Verbindung bringen kann. Entsprechend wird er diese Handlung dann zukünftig häufiger, weniger oder gar nicht mehr zeigen.

positive Verstärkung

Sobald dein Hund das erwünschte Verhalten zeigt, lobst du ihn dafür. 
Diese Form der Ausbildung ist sehr effektiv. Wenn dein Hund weiß, das sein Verhalten einen Vorteil bringt, dann wird er es häufiger zeigen.

Beispiel
Dir fällt “zufällig” etwas runter (z.B. ein Salatblatt). Wenn dein Hund dran möchte, stellst du kommentarlos (!) und völlig unaufgeregt deinen Fuß über das Salatblatt und wartest geduldig ab. Nimmt dein Hund sich aus Eigeninitiative zurück und hält Abstand - belohne ihn mit freundlicher Stimme und verstärke das Verhalten mit einem Leckerli aus deiner Hand. Anschließend hebst du das Salatblatt wieder auf und legst es außer Reichweite. Nach einigen Wiederholungen wird dich dein Hund direkt anschauen sobald dir etwas runter fällt und du musst nicht schimpfen oder Angst haben das er es klaut.

 

positive Bestrafung

Zeigt dein Hund dir gegenüber ein Verhalten, dass Hunde untereinander auch korrigieren würden, dann findet das in Form der positiven Bestrafung statt. Hierbei erfährt der Hund etwas unangenehmes, nachdem er ein Verhalten gezeigt hat, das er zukünftig nie wieder zeigen soll. 

Beispiel:
Wenn dir dein Welpe z.B. in die Hand beißt und du ihm dafür einen Schnauzgriff setzt, dann hat sein Verhalten unangenehme Konsequenzen. Den Schnauzgriff kennen Welpen bereits von ihrer Mutter. Sie setzt ihn ebenfalls ein wenn einer der Welpen zu frech wird und z.B. ständig in ihre Pfote beißt. 

Beachte: Beim Schnauzgriff greift man nur mit der Hand für einen kurzen Moment fest über den Fang. Niemals wird das gesamte Maul umschlossen. 

negative Bestrafung

Zeigt dein Hund ein störendes Verhalten, kannst du ihm das was er als angenehm empfindet, weg nehmen. Er wird nach einigen Wiederholungen feststellen, dass er mit Ruhe und Geduld schneller ans Ziel kommen wird. 

Beispiel:
Dein Hund springt an dir hoch oder bellt dich fordernd an weil du sein Lieblingsspielzeug in der Hand hälst. Du steckst es kommentarlos in die Tasche und wartest bis er ruhig ist. Erst dann beginnt erneut ein Spiel. Nach mehreren Wiederholungen hat dein Hund gelernt, dass seine unerwünschte Handlung zur Folge hat, dass das von ihm geliebte Spielzeug wieder entfernt wird. Wenn er jedoch geduldig wartet, geht die Party direkt weiter.

negative Verstärkung

Bei der negativen Verstärkung wird dem Hund etwas für ihn unangenehmes weg genommen sobald er ein erwünschtes Verhalten zeigt. Wir unterstützen diese Form der Ausbildung in keinster Weise, da sie für uns ethisch und moralisch nicht vertretbar ist!

Beispiel:
Dein Hund kennt das Signal “sitz” noch nicht. Du drückst mit einer Hand seinen Po runter und hälst ihn gleichzeitig mit der anderen Hand am Halsband fest, damit er sich der Situation nicht entziehen kann. Das ist für deinen Hund so unangenehm, dass er sich hinsetzen wird. Im gleichen Moment löst du den Druck am Po und lässt das Halsband wieder los, was wiederum zu einer Erleichterung führt. Dein Hund wird sich nach mehreren Wiederholungen hinsetzen weil er befürchten muss, dass es sonst wieder unangenehm für ihn wird.

Weitere Tipps

Finde heraus, welche Belohnung für deinen Hund lohnenswert ist. Das kann ein Leckerli, ein Spielzeug, deine Stimme, ein streicheln oder auch ein individueller Wunsch im Alltag (z.B. schwimmen) sein. Du wirst merken, dass dein Hund für unterschiedliche Situationen auch unterschiedliches Lob benötigt. Die Hochwertigkeit der Belohnung sollte immer stimmig mit der Situation und der erwünschten Handlung sein. 

Beispiel
Wenn dein Hund am liebsten mit einem dynamischen Spiel belohnt wird, dann ist das in der Innenstadt leider nicht möglich. Hierfür brauchst du eine Alternative. 

Wenn dein Hund am liebsten mit Leberwurst aus der Tube belohnt wird, dann achte darauf, dass er sich wirklich auf die von dir gestellte Aufgabe konzentrieren kann. Viele Hunde können nicht mehr klar denken wenn die Belohnung zu hochwertig ist. Sie werden nervös, beeilen sich um ganz schnell an die Belohnung zu kommen, fordern diese durch bellen oder anstupsen ein. Hier solltest du überdenken ob Leberwurst wirklich die geeignete Belohnung darstellt oder ob ein weniger hochwertiges Leckerli für ein entspannteres Lernen sorgt. 

Beginne das Training bei dir zu Hause. Steigere die Ablenkung in kleinen Trainingsschritten und erwarte nicht zu früh zu viel von deinem Hund. Wenn alles klappt, dann baue auf dem Spaziergang ein bis zweimal eine Übung ein, die dein Hund bereits zuverlässig von zu Hause kennt. Trainiere so, als wärst du mit ihm ganz allein. Schenke ihm deine volle Aufmerksamkeit, denn die erwartest du ja auch von ihm.

 

 

Welpen & Junghunde

Wann starte ich mit dem Training der Grundsignale?

Du kannst nach ein paar Tagen Eingewöhnung mit dem Training der Grundsignale beginnen. Achte darauf, dass dein Hund kurze Lerneinheiten bekommt und dann wieder in die Pause entlassen wird. Beginne immer in einer Umgebung, in der dein Hund sich auf dich konzentrieren kann. Die Dauer und Schwierigkeit kann nach und nach gesteigert werden. 

Wie bekomme ich meinen Hund stubenrein?

Für gewöhnlich muss jeder Welpe nach dem Trinken und/oder Fressen noch einmal raus. Dasselbe gilt wenn er geschlafen hat. Auch ein tolles Spiel kann so aufregend sein, dass er sich plötzlich dringend lösen muss. Behalte deinen Vierbeiner im Auge und achte auf wiederkehrende, körpersprachliche Signale die er sendet, bevor er in die Wohnung macht. Wir haben meistens ein fertiges Bild im Kopf (z.B. das der Hund bellen oder an die Tür kratzen soll). Doch jeder Hund sendet eigene Signale die uns zeigen das er eine Lösestelle sucht. Das kann ein unruhiges umherlaufen sein. Oder ein stilles sitzen an der Terassentür. Oder ein leises fiepen mit suchendem Blick. Oder, oder, oder,….. 

Tipp: am besten gehst du anfangs alle 2-4 Stunden mit deinem Welpen an die von dir ausgewählte Lösestelle. Die Zeit solltest du individuell anpassen und die Abstände kannst du wöchentlich länger werden lassen. 

Brauchen Hunde Grenzen?

Ganz klar: ja !!

Dein Hund sollte relativ schnell wissen, was erlaubt ist und was nicht. Denn nur dann, wenn die Alltagsregeln klar definiert und eingehalten werden, kann er sich auf dich einlassen und sich an dir orientieren. Oder möchtest du einen Hund bei dir wohnen haben…

  • den du immer zu Hause lassen musst weil er sich in der Öffentlichkeit nicht benehmen kann?
  • der dich ständig anspringt und dich sogar auf dem Sofa nicht mal in Ruhe deine Lieblingsserie gucken lässt?
  • der dir das Essen vom Tisch oder aus der Hand klaut?
  • der auf dem Spaziergang nicht ohne Leine laufen kann weil er selbst entscheidet wann er wieder zurück kommt?
  • der dich permanent anbellt sobald du ihm keine Aufmerksamkeit schenkst?

Eine Grenze setzen hat jetzt aber überhaupt nichts mit dominanter Härte zu tun. Wenn man sich die Hunde anschaut die gemeinsam in einem Rudel leben, dann sieht man, dass die häufigste Form der Erziehung Ignoranz ist. Beispiel: ein junger Hund springt um einen erwachsenen Hund herum und zeigt Spielaufforderung. Geht der erwachsene Hund nicht darauf ein, kommt es schon mal vor, dass der Welpe anfängt zu rempeln und/oder anzuspringen. Auch hierbei begegnen erwachsene Hunde dem Welpen sehr souverän mit Ignoranz. Sie wenden sich ab und gehen manchmal auch weg. Ab und zu lassen sie sich dann aber doch auf ein soziales Spiel ein. Die Entscheidung, WANN gespielt wird, trifft immer der erwachsene Hund. Ein weiteres Beispiel ist das Verwalten von Ressourcen. Hat ein erwachsener Hund einen Kauknochen und ein Welpe kommt hinzu und möchte den haben dann sieht man in den meisten Fällen eine klare Botschaft: Anspannung der Muskeln, drohender Blick über den nach unten gehaltenen Nasenrücken, ggf. tiefes, kurzes Knurren in Verbindung mit einem angespannten Wedeln der Rute. Lässt sich der Welpe davon nicht beeindrucken, schnellt der erwachsene Hund mit einer kurzen, scharfen Lautäußerung vor und stupst den jungen Hund mit geöffnetem Maul weg. Er fordert damit eine gewisse Individualdistanz ein um seinen Kauknochen in Ruhe weiter fressen zu können.

Beide Beispiele sind übertragbar. Das Anspringen kann man beim Welpen hervorragend ignorieren. Du kannst ihm sofort wieder Aufmerksamkeit schenken, wenn er für mindestens 5 Sekunden alle vier Pfoten am Boden hat. Wenn sich alle daran halten, dann hat er gelernt, dass aufforderndes Verhalten keinen Vorteil bringt. Das Beispiel mit dem Kauknochen dient als Vergleich mit deinem Essen das du am Couchtisch oder auf der Picknickdecke hast. Dein Welpe darf sehr gerne dabei sein aber er sollte lernen, dass das Frikadellenbrötchen nicht geteilt wird. So lange er auf Distanz bettelt, wird er entspannt ignoriert. Sollte er allerdings zu dir kommen und das Brötchen klauen wollen, wird ihm unmissverständlich ein Tabu gesetzt. Je nachdem, wie sensibel dein Hund ist, reicht ggf. sogar schon deine angespannte Körperhaltung mit strengem Blick und einem kurzen, ernst ausgesprochenem Ton (z.B. Tabu oder Lass das). Als Steigerung kannst du den Schnauzengriff verwenden oder das weg stupsen. 

Merke: du solltest deinem Hund niemals etwas verbieten wenn du nicht weißt, wie du das Verbot durchgesetzt bekommst. Denn dann trickst er dich regelmäßig aus und macht am Ende doch was er will. 

Was sollte mein junger Hund kennen lernen?

Dein Welpe / Junghund sollte im Idealfall alles kennen lernen dürfen, was für euer Alltagsleben zukünftig wichtig ist. Möchtest du ihn überall hin mit nehmen? Dann beginne bereits im Welpenalter mit den Orten, an denen du dich später häufig aufhalten wirst. Ob in der Stadt zum Einkaufen, auf der Arbeit oder aufs Boot. Je früher du deinen Vierbeiner an die neue Situation gewöhnst - desto unkomplizierter wird es später sein. Achte darauf, dass du ihn nicht überforderst und seine Erwartungshaltung an die neuen Orte entsprechend verknüpfst. Wenn du z.b. möchtest, das dein Hund dich beim Einkaufen entspannt begleitet dann bring ihm von Anfang an bei, dass er sich direkt hinlegt, sobald du länger irgendwo stehst oder sitzt. So entspannt er sich recht schnell und ist nicht auf der Suche nach Abenteuer. 

Tipp: bevor du das Entspannungstraining startest, solltest du deinen Vierbeiner mit einem ausgedehnten Spaziergang in Verbindung mit Such- und/oder Apportieraufgaben ausgelastet haben. 

Genauso wichtig ist aber auch der Kontakt zu anderen Hunden. Auf dem Spaziergang und auch in der Hundeschule findest du immer Hunde, mit denen er gemeinsam toben kann. Achte darauf, dass sich dein Welpe/Junghund wohl fühlt. Hast du einen sensiblen Hund, dann sollte sein Spielkamerad nicht gerade eine Dampfwalze sein. Hast du einen körperlich agilen und mental starken Hund dann darf sein Spielkamerad auch mal etwas ruppiger sein. Parallel dazu sind souveräne, erwachsene Hunde hervorragende Lernpartner.

Darf er mal "hallo" sagen?

Jein. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, die Hunde angeleint zusammen zu lassen. Das sollte nur niemals selbstverständlich sein, denn jeder Hund ist anders und reagiert entsprechend oder sogar übertrieben (un)freundlich. Wenn man folgende Regeln beachtet, hilft man auch denjenigen, deren Hunde durch z.B. Beißvorfälle traumatisiert sind:

  • kommt dir ein Hund angeleint entgegen, rufe deinen zu dir und sorge dafür, dass er bleibt. Im Zweifel nimmst du ihn an die kurze Leine.
  • frage dein Gegenüber ob ein Kontakt an der Leine statt finden darf
  • achte darauf, dass beide Hunde freundlich und entspannt sind
  • wenn ihr euch einig darüber seid, dass eure Hunde sich mal beschnuppern dürfen, dann haltet die Leinen locker und oberhalb der Wirbelsäule. So entsteht weniger das Gefühl der Enge. Und das wiederum sorgt für ein entspanntes Kennenlernen.
  • akzeptiere ein nein - auch ohne Begründung. Niemand sollte sich erklären müssen warum gerade kein Hundekontakt erwünscht ist.

Tipp: du kannst mit deinem Hund auch das Abrufen an kurzer Leine üben und ihm somit auch mal aus einer angespannten Situation heraus holen. Ähnlich wie beim Rückruf aus einem Spiel mit Artgenossen sollte sich dein Hund auch angeleint von dir zurück holen lassen. Und zwar ohne an an der Leine zurück ziehen zu müssen. So kannst du ihn z.B. schützen falls er seinem Gegenüber zu aufdringlich wird. Durch die Begrenzung der Leine kann der andere Hund nämlich nicht weg und würde in so einer Situation ggf. eine unverhältnismäßig starke Korrektur zu setzen. Diese Lernerfahrung muss wirklich keiner der beiden Hunde sammeln. Zumal solche Ereignisse immer mit dem Menschen verknüpft werden, der seinen Hund in diese Situation gebracht und nicht davor bewahrt hat. Das kann auch das Vertrauensverhältnis zu deinem Hund negativ beeinflussen. 

Erwachsene & Senioren

Kann ich einem älteren Hund noch etwas beibringen?

Na klar. Hunde lernen ein Leben lang. Das geht jedoch im höheren Alter nicht mehr ganz so schnell und ggf. braucht dein Senior (ähnlich wie ein Welpe) mehrere, kurze Trainingseinheiten mit längeren Pausen dazwischen. Aber Lernen findet immer statt. 

Vermisst ein Secondhand-Hund seine vorherige Familie?

Es gibt Hunde, die trauern ihrer Familie oder einer einzelnen Person länger nach. Das liegt auch an den Umständen, wie der Hund zu dir gekommen ist. Hatte dein Hund eine sehr enge Bindung zu seinem Menschen, der z.B. verstorben ist, dann ist eine Trauerphase bei deinem Hund sehr wahrscheinlich. In diesem Fall gib ihm Zeit und versuche immer mal wieder ihn durch Routine und etwas spaßiger Ablenkung auf andere Gedanken zu bringen.

Ist dein Hund aus schlechter Haltung, dann wird er diese sicherlich nicht vermissen. Dasselbe gilt für Hunde, die aufgrund einer Behinderung/Erkrankung “aussortiert” oder für sportliche Wettkämpfe missbraucht wurden. 

Egal, welche Vorgeschichte dein Hund hatte und egal, ob du sie kennst oder nicht. Ihr durchlebt eure eigene Geschichte. Hunde sind in der Lage, im hier und jetzt zu leben. Das macht einen Neuanfang sehr viel leichter. 

Welche Beschäftigung eignet sich für Senioren?

Welche Beschäftigungsform für deinen Senior Hund geeignet ist, liegt daran, wie fit er körperlich und geistig ist. Viele Hunde haben bis ins hohe Alter noch Lust, etwas für Körper und Geist zu tun. Hier ein paar Beispiele:

  • Futtersuche
  • Apportieren
  • Hoopers
  • Cavaletti
  • Tricktraining

Bedenke: du solltest immer die Gesundheit deines Hundes in den Vordergrund stellen! Wenn ihm z.B. die Fährtenarbeit große Freude bereitet, er aber unter einer schweren Ellbogengelenkserkrankung leidet, dann solltest du ihm keine Fährte am Boden legen. Die Belastung für seine Gelenke ist zu groß und anschließende Schmerzen vorprogrammiert. Dein Hund wird sich davon nicht beeinflussen lassen, weil die Schmerzen in keinem zeitlichen Zusammenhang zur Fährtensuche steht. Daher beuge am besten vor und lege ihm eine Geruchsspur auf Kopfhöhe. Zum Beispiel, indem du Leckerli auf einen langen Baumstamm verteilst oder einen Strauch mit Käsewürfel schmückst.