Rassegerechte Auslastung und Beschäftigung
Beim Treibball darf der Mensch, auch auf einem Turnier, die Größe des Balles selbst festlegen. Wir haben für die beiden Rüden daher keine großen Gymnastikbälle verwendet, wie sie sonst beim Treibball meist zum Einsatz kommen. Bei Fridolin waren es Kinderspielbälle, bei dem kleinen Lucky ausrangierte Handbälle. Beide Hunde hatten in der Zusammenarbeit mit ihrem Menschen so große Freude, dass sie mit Spaß und Eifer dabei waren.
Ein schönes Beispiel, das aufzeigt, dass nicht jede Beschäftigungsform nur für die Rassen in Betracht kommt, die einem hierzu zunächst in den Sinn kommen!
Aber worauf gilt es bei der Auswahl einer Beschäftigungsform für den eigenen Hund zu achten? Eignet sich demnach alles für jeden Hund, egal welcher Rasse? Gibt es Kriterien, anhand welcher man passende Hundesportarten auswählen kann?
Der Charakter und die Vorlieben des Hundes als Individuum sollten natürlich immer an erster Stelle stehen, aber die Rasse des jeweiligen Hundes kann einem zumindest im Vorfeld schon einen guten Hinweis auf die möglichen Vorlieben seines Hundes bieten. Um die Frage nach der Auswahl der richtigen Beschäftigung zu klären, macht es daher Sinn, sich mit den unterschiedlichen Hunderassen näher zu beschäftigen.
Die heutigen Hunderassen sind erst in den letzten 150 Jahren entstanden. Die züchterische Auslese erfolgte vorwiegend im Hinblick auf die Gebrauchstüchtigkeit eines Hundes. Nur Hunde, die gute Arbeitsleistungen in dem für sie vorgesehen Bereich erbracht haben, wurden zur Zucht eingesetzt und verpaart. Die Zucht auf Schönheit, also auf optische Merkmale, findet hingegen erst seit wenigen Jahrzehnten statt. Etliche Rassen haben sich dadurch inzwischen weit von den ursprünglichen Rassemerkmalen entfernt, zeigen aber dennoch charakteristische Verhaltensmerkmale, welche für den damaligen Arbeitseinsatz sinnvoll waren und nach welchen die Hunde zur Zucht selektiert wurden. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem ursprünglichen Verwendungszweck einer Rasse zu befassen. Denn dieser bringt gewisse Rasseeigenschaften mit sich, welche bei der Haltung und eben auch bei der Beschäftigung des Hundes berücksichtigt werden können und sollen.
Auf jede der weit über 300 unterschiedlichen Rassen einzugehen, würde an dieser Stelle leider den Rahmen sprengen. Doch viele Rassen haben ähnliche Eigenschaften, da sie ursprünglich für vergleichbare Aufgabenbereiche eingesetzt wurden. Daher ist es sinnvoll, einzelne Rassen in Rassegruppen einzuteilen. Je nach Verband, also z. B. FCI (Federation Cynologique International), KC (Kennel Club) oder AKC (American Kennel Club), gibt es unterschiedliche Einteilungen. Nach Martin Rütter DOGS macht es Sinn, die Rassen in Gruppen einzuteilen, denen ähnliche Eigenschaften, in der Regel aufgrund ähnlicher Grundmotivationen, zugrunde liegen, denn dadurch gelten Tipps in Bezug auf Haltung und Beschäftigung für viele unterschiedliche Rassen und können so vielen Haltern eine Hilfestellung bei der Ausbildung ihres Hundes sein.
Rassegruppen nach Einteilung von DOGS |
• Kategorie 1: Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunde |
• Kategorie 2: Herdenschutzhunde |
• Kategorie 3: Hütehunde |
• Kategorie 4: Treibhunde |
• Kategorie 5: Jagdhunde |
• Kategorie 6: Windhunde |
• Kategorie 7: Doggenartige Hunde |
• Kategorie 8: Hunde vom Urtyp/Nordische Hunde |
• Kategorie 9: Gesellschafts- und Begleithunde |
• Kategorie 10: Mischlinge |
Kategorie 1 : Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunde
Zur ersten Kategorie, den Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunden gehören Rassen wie Hovawart, Dobermann, Riesenschnauzer oder auch der Große Schweizer Sennenhund. Diese Hunde wurden dazu eingesetzt, Haus und Hof zu bewachen, besonders in der Nacht. Dazu wurden die Hunde nicht an die Kette gelegt, sondern liefen frei auf dem ganzen Hof herum, was bedingte, dass sie nicht zum Streunen neigen durften. Hieraus ergibt sich, dass diese Hunde sehr robust sein mussten. Durch ihre Größe und den kräftigen Körperbau konnten sie allein durch ihr Aussehen Respekt einflößen.
Genau diese Größe ist aber auch der Grund dafür, dass Hunde dieser Kategorie sich nicht für alle Beschäftigungsformen eignen. Ein Bernhardiner oder Neufundländer ist beim Agility absolut falsch aufgehoben, denn er passt nicht nur kaum durch den Tunnel, auch die ständigen und hohen Sprünge sind für die Gelenke bei dem Gewicht und der Größe viel zu belastend. Auch Spielereien wie Tricktraining sorgen bei dieser Rassegruppe eher nur kurzfristig für Interesse. Denn für viele Tricks sind schnelle Bewegungen, eine hohe Aktivität und eine gute Körperbalance notwendig. Einen Bernhardiner, der sich auf die Hinterbeine erhebt und Männchen macht, kann man sich beim besten Willen nur „schwer“ vorstellen. Für Hunde mit diesem Ausmaß eignet sich zur Beschäftigung daher eher die Nasenarbeit, wie z. B. das Ausarbeiten einer Fährte, Mantrailen oder auch die Suche nach kleinen Gegenständen. Angepasst eignet sich aber auch der Zughundesport für die größeren Wachhunde, wie z. B. den Landseer. Dieser kann bei der gemeinsamen Wanderung das Gepäck im Bollerwagen ziehen und sich hierbei körperlich auspowern.
Rassen, wie der Dobermann, die zu den Schutzhunden gehören, eignen sich aufgrund ihres nicht so kräftigen Körperbaus besser für aktive Beschäftigungsformen, wie beispielsweise Apportieren, Distanztraining oder auch Hoopers Agility. Durch den ursprünglichen Einsatz des Dobermanns, der beim Eintreiben der Steuern „behilflich“ sein sollte, war bei dieser Rasse die Zusammenarbeit mit dem Menschen ebenfalls im Fokus, was einer Beschäftigungsform, bei der das Team gemeinsam agieren muss, entgegenkommt.
Kategorie 2: Herdenschutzhunde
Viele Menschen verwechseln Herdenschutzhunde oder auch sogenannte Hirtenhunde mit Hütehunden. Beide Rassegruppen werden zwar an der Schafherde eingesetzt, ihre Aufgaben und die damit verbundenen Eigenschaften liegen allerdings weit auseinander.
Herdenschutzhunde werden zum Schutz und zur Bewachung von Herden, insbesondere von Schafherden genutzt. Die prägnantesten Eigenschaften dieser Hunde sind: Ihre bedingungslose Verteidigungsbereitschaft im Ernstfall, Genügsamkeit, Robustheit und eine geringe Jagdleidenschaft. Zu den Herdenschutzhunden gehören Rassen wie der Kangal, der Kuvasz oder auch der Pyrenäenberghund.
Aufgrund ihrer Größe, des schweren Körperbaus, des stark ausgeprägten Territorialverhaltens sowie der geringen Jagdleidenschaft sind Vertreter dieser Rassegruppe in der Regel nicht für aktive Beschäftigungen und Aktivitäten, bei denen der Hund gemeinsam mit dem Menschen agieren muss, geeignet. Bedingt finden diese Hunde, sofern man sie als Welpe bereits heranführt, Freude an der Nasenarbeit sowie dem Apportieren. Wichtig ist hierbei, die Aufgaben so zu gestalten, dass sie für den Hund sinnvoll erscheinen, die Arbeit muss „sich lohnen“. Für ein Spiel mit dem Ball wird sich ein Herdenschutzhund daher eher nicht begeistern lassen, der mit Leckereien gefüllte Futterbeutel hingegen kann für ihn durchaus interessant sein. Doch auch diesem wird ein Herdenschutzhund nicht zig Mal hinterherlaufen und ihn freudig zum Menschen zurückbringen. Diese Hunde müssen eine Aufgabe erhalten, die nicht zu kompliziert ist, sie aber dennoch fordert.
Kategorie 3: Hütehunde
Die Rassen Border Collie, Australian Shepherd, Sheltie (Shetland Sheepdog), Deutscher Schäferhund, Briard und auch der Bobtail, gehören zu der Rassegruppe der Hütehunde. Diese mittelgroßen bis großen Hunde sind wendig und wurden für den aktiven Einsatz am Vieh gezüchtet. Sie sollten die Herden zusammenhalten und vor sich hertreiben. Je nach den zu hütenden Nutztieren wie Schafen, Ziegen und Rindern entwickelten sich so unterschiedliche Hundetypen mit unterschiedlicher „Härte“. Zum Teil waren die Hunde auch für den Schutz der Tiere verantwortlich, sodass viele Rassen eine starke territoriale Motivation aufweisen. Die Belastung durch die teilweise tagelangen Wanderungen mit dem Schäfer war sehr groß, daher besitzen diese Hunde eine große Ausdauer.
Grundsätzlich wurden Hütehunde aber dafür gezüchtet, gern mit dem Menschen zusammen zu arbeiten und auf kleinste Signale zu reagieren. Neben täglichen Spaziergängen und körperlicher Auslastung benötigen Hütehunde daher unbedingt geistige Anregungen. Zweimal wöchentlich Agility auf dem Hundeplatz wird einem solchen Hund nicht gerecht. Vielmehr müssen diese Hunde, sofern sie nicht durch Hütearbeit ausgelastet werden, vielseitig gefordert werden. Die Möglichkeiten sind hier sehr groß: Agility, Hoopers, Treibball, Distanztraining oder Frisbee gehören zu den aktiven Beschäftigungsformen, die diese Hunde aber auch körperlich auslasten. Diese Beschäftigungsformen kommen zudem dem Hüten recht nahe, da die Hunde hier, wie beim Hüten, auf große Distanz mit ihrem Menschen zusammenarbeiten und auf kleinste Signale reagieren müssen. Eine echte Alternative in Bezug auf Hüteverhalten stellen diese Formen der Auslastung allerdings dennoch nicht wirklich dar! Dem muss man sich bei der Anschaffung eines solchen Hundes immer bewusst sein!
Ebenso wichtig, oder gar noch wichtiger, sind aber auch ruhige Beschäftigungsformen zum Ausgleich. Hier ist die Suche nach kleinen Gegenständen eine tolle Möglichkeit. Die Hunde lernen hierbei einen bestimmten Gegenstand, wie beispielsweise eine Büroklammer, zu suchen und liegend, punktgenau, mit der Nase anzuzeigen. Bei dieser Sucharbeit darf der Hund nach Freigabe durch den Menschen eigenständig im vorgegebenen Bereich suchen. Hat der Hund den Gegenstand gefunden, soll er diesen anzeigen und so lange am Gegenstand ruhig warten, bis der Mensch mit der Belohnung bei ihm ist. Bei der Suche muss der Hund möglichst ruhig vorgehen, um ans gewünschte Ziel zu gelangen, da die Suchgegenstände z. T. winzig klein sind und der Hund sie bei einer hektischen, schnellen Suche gar nicht wahrnehmen würde.
Es ist enorm wichtig, dass Hütehunde lernen, Aufgaben ruhig und konzentriert auszuführen, damit sie durch Training nicht so hochgepusht werden. Denn nur dann sind sie letztlich auch für die Signale des Menschen empfänglich. Genauso wichtig, wie die Auslastung eines Hütehundes ist daher auch, dass dieser lernt, dass es auch „freie“ Tage gibt, an welchen nicht so viel passiert! Steht immer nur „Action“ auf dem Programm, kann ein solcher Hund aus Langeweile schnell unerwünschte Verhaltensweisen an den Tag legen, wenn der Mensch das gewohnte Programm einmal nicht anbieten kann.
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Kategorie 4: Treibhunde
Treibhunde wurden ursprünglich dafür gezüchtet, das Vieh von der Weide oder vom Markt zu treiben. Meistens hatten diese Hunde aber noch weitere Funktionen: neben den Aufgaben an der Herde waren sie für die Bewachung des Hofes und das Ziehen der Karren (z. B. mit Lebensmitteln für den Markt) zuständig. Treibhunde sind daher robuste, eher selbständig arbeitende Hunde. Sie wurden überwiegend an der Arbeit mit Großvieh eingesetzt. Im Gegensatz zu Hütehunden wollen Treibhunde Tiere nicht stoppen, sondern sind glücklich, wenn die Herde in Bewegung ist. Zu den Rassevertretern dieser Gruppe gehören unter anderem der Australian Cattle Dog, Berner Sennenhund, Appenzeller Sennenhund, Welsh Corgi sowie der Rottweiler.
Diese Hunde sind wie Hütehunde echte Allrounder. Sie haben Spaß am Apportieren und an der Nasenarbeit, wie dem Fährtentraining oder Mantrailen. Ein Teil der Treibhunde, wie beispielsweise der Rottweiler, weisen einen eher schweren Körperbau auf, sodass sehr aktive Beschäftigungsformen wie Agility für diese nur bedingt geeignet sind. Besser geeignet für alle Vertreter dieser Gruppe ist hingegen Hoopers, bei dem ein Parcours aus Bögen („Hoop“) durchlaufen werden muss. Hierbei arbeiten die Hunde mit dem Menschen zusammen, müssen sich auch auf Distanz gut lenken lassen, aber keine Sprünge absolvieren. Wirklich perfekt geeignet für Treibhunde ist, wie es der Name ja schon sagt, natürlich eine Beschäftigungsform: Treibball. Bei dieser Sportart lernt der Hund, Bälle, meist Gymnastikbälle, auf Anweisung des Menschen über große Distanz zu diesem zu treiben. Wie der Ball vom Hund bewegt wird, ist dabei nicht vorgeschrieben, sodass Treibhunde hier sehr körperlich werden dürfen und sich dadurch gut auspowern können. Für besondere Kraftpakete kann man die Bälle zusätzlich mit Sand befüllen. Dadurch werden die Bälle schwerer und rollen schlechter. Der Hund muss also noch mehr Körpereinsatz zeigen, um ans Ziel zu gelangen.
Da beim Treibball der Einsatz des Körpers gefördert wird, ist es wichtig, dass dies von Beginn an vom Menschen abgebrochen werden kann, da es sonst im Kontakt mit dem Menschen schnell zu unerwünschten Situationen kommen kann. Daher sollte man mit Hunden dieser Rassen generell von Welpe an das Signal „Schluss“ aufbauen, mit dem eine sonst erlaubte Handlung für den Moment abgebrochen wird. Dazu startet man z. B. ein Spiel mit einem Spielzeug und bricht dies, zu Beginn noch bevor der Hund richtig hochfährt, später auch mitten in der wilden Spielphase, mit dem Signal „Schluss“ und einem Sichtzeichen ab. Man legt das Spielzeug außer Reichweite des Hundes und ignoriert sämtliche Spielaufforderungen des Hundes.
Bei Treibhunden sollte zudem generell darauf geachtet werden, dass beim Training der Fokus auf der Zusammenarbeit mit dem Menschen liegt, da diese Hunde gern zur Selbständigkeit neigen. Treibball bietet diesen Hunden dabei die richtige Kombination von beidem. Der Hund darf zwar selbstständig aktiv sein und seine Körperlichkeit ausleben, doch er muss immer auch ansprechbar sein und auf die Signale des Menschen reagieren. Damit er dies lernt, ist das Training der Impulskontrolle beim Treibball von Anfang an notwendig. Der Hund wartet daher zunächst im Bleib, während der Mensch die Bälle bewegt. Erst wenn der Hund gelernt hat, diesen Reiz gut auszuhalten, darf der Hund selbst aktiv werden und lernen, die Bälle durch stuapsen und treiben zu bewegen!
Kategorie 5: Jagdhunde Jagdhunde waren früher unentbehrliche Helfer des Menschen bei der Jagd. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Spezialisierung macht es Sinn, sie in zusätzliche Unterkategorien einzuteilen: Gemeinschaftsjäger jagen zusammen mit dem Menschen. Hierzu zählen Rassen wie Deutsch Drahthaar, English Pointer, Irish Red Setter, Magyar Vizsla, English Cocker Spaniel, aber auch Labrador Retriever, Golden Retriever und Pudel. Der Pointer (to point (engl.) = anzeigen) soll dem Jäger die Position des Wildes durch Vorstehen anzeigen, der Cocker Spaniel hingegen soll das Wild aufstöbern und Richtung Jäger treiben. Apportierhunde, wie die Retriever, werden für die Arbeit nach dem Schuss eingesetzt. Sie sollen das erlegte Wild zum Jäger bringen. Trotz der unterschiedlichen Arbeitsweisen haben Hunde dieser Kategorie dennoch eines gemeinsam: Sie arbeiten gern mit dem Menschen zusammen! Um sehr selbständig jagende Hunde handelt es sich dagegen bei den Solitärjägern. Hierzu zählen Border Terrier, Dackel, Deutscher Pinscher sowie auch der alleits bekannte Jack Russel Terrier. Sie wurden überwiegend für die Baujagd, also die Jagd nach im Bau lebenden Tieren, eingesetzt. Dies bedarf kleiner, robuster, sehr selbständiger Hunde, die möglichst unempfindlich sind, sodass sie es mit Fuchs, Dachs und Co aufnehmen! Beagle, Basset Hound und Bloodhound gehören zur Kategorie der Meutejäger, weil sie in der Meute jagen. Diese Hunde zeigen aufgrund ihres Einsatzes in der Meute meist eine sehr gering ausgeprägte soziale Motivation, was mit sich bringt, dass sie im Zusammenleben mit dem Menschen häufig wenig kooperativ sind. Alle Beschäftigungsformen aus dem jagdlichen Bereich wie Apportieren oder das Hetzen an der Reizangel sowie sämtliche Formen der Nasenarbeit bieten sich für diese Hunde an. Bei der Wahl der Beschäftigungsform sollte man aber unbedingt den ursprünglichen Einsatzbereich des Hundes berücksichtigen. Der Retriever ist hier prädestiniert für das Apportieren, wohin gegen der Bloodhound beim Mantrailen voll in seinem Element sein wird! Agility, Hoopers und Distanztraining wird von vielen Jagdhunden in der Regel auch sehr gern ausgeführt. Allerdings sind sie oft nicht so wendig wie Hütehunde, wodurch gerade die größeren Rassen auf Turnieren keine Höchstleistungen erbringen werden. Vertreter mit langem Rücken, wie z. B. der Dackel, eignen sich nur bedingt für aktive Beschäftigungsformen. Umso mehr liegt ihnen die Nasenarbeit, wie z. B. Mantrailen oder das Ausarbeiten von Fährten.
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Kategorie 6: Windhunde Barsoi, Deerhound, Saluki und Whippet gehören zu den Windhunden. Diese Hunde nehmen ihre Umwelt hauptsächlich mit dem Auge wahr. Als Jagdhund zeigen sie in offenem Gelände ihre wahre Begabung und gehören vom Ursprung her damit eigentlich auch zu den Jagdhunden. Durch ihre enorme Geschwindigkeit bei der Jagd veränderte sich jedoch das „Einsatzgebiet“ immer mehr, und es entwickelte sich das Rennwesen, bei dem es z. T. um richtig große Einsätze geht. Wie immer, wenn das Erringen von Preisen sowie Geld im Vordergrund einer Beschäftigungsform mit Tieren steht, muss man dies jedoch kritisch betrachten. Zwar können die Hunde hierbei ihrer Leidenschaft nach dem Hetzen von Beute nachgehen, das gleichzeitige Rennen mit vielen anderen Hunden bedeutet jedoch häufig großen Stress, weshalb nicht wenige Hunde einen Maulkorb beim Rennen tragen müssen. In Deutschland gibt es zwar auch Windhundrennen, doch die die meisten Windhunde werden hierzulande wohl als Familienhund gehalten. Doch Windhunde sind hingegen vieler Meinungen eben keine Langstreckenläufer, was bedeutet, dass monotones Joggen sowie Laufen neben dem Fahrrad keine gute Form der Auslastung für sie darstellen. Viel besser ist, wenn der Mensch für spannende Hetzjagden mit kurzen Sprints sorgt. Dies ist beispielsweise mit Hilfe einer Reizangel möglich. Der Hund darf hierbei einem Gegenstand, wie z. B. einem Stück Fell, das an eine an einem Stock befestige Schnur gebunden wird, hinterherjagen. Doch die Jagdleidenschaft dieser Hunde führt leider auch häufig dazu, dass diese Hunde nur sehr bedingt frei laufen gelassen werden können. Aus dem Grund sind von Welpe an der Aufbau der Impulskontrolle sowie der „perfekte Rückruf“ wichtige Trainingselemente. Auch hierfür kann das Training mit der Reizangel genutzt werden. Idealerweise lernt der Hund also von Beginn an, dem Reiz der sich bewegenden Beute auch zu widerstehen und ruhig sitzen zu bleiben und zu warten, sowie sich aus der Hatz auch abrufen zu lassen. Richtig umgesetzt ist das Reizangeltraining damit eine Bereicherung für Mensch und Hund.
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Kategorie 7: Doggenartige Hunde Zu den Doggenartigen zählen: Deutscher Boxer, American Staffordshire Terrier, Bullmastiff, Deutsche Dogge sowie die Amerikanische Bulldogge. Die meisten dieser Hunde wurden ursprünglich für den Kampf gegen andere Hunde, Bären oder Stiere gezüchtet. Sinnvoll hierfür waren ein kräftiger Körperbau, Schnelligkeit sowie eine enorme Beißkraft. Aggressionsverhalten gegenüber dem Menschen hingegen war absolut unerwünscht, da die Menschen bei Kämpfen gegebenenfalls eingreifen und die Hunde trennen mussten. Hunde dieser Kategorie eignen sich für zahlreiche Beschäftigungsformen wie Fährtentraining, Suche nach kleinen Gegenständen, Zughundesport oder auch Apportieren. Bei der Auswahl der Beschäftigungsform ist aber auch wichtig, dass man Hunden dieser Gruppe ermöglicht, sich körperlich auszupowern, um ihrem Grundbedürfnis nach Krafteinsatz nachzukommen. Hierfür eignet sich z. B. Treibball, da die Hunde hierbei körperlich sein dürfen, jedoch weiterhin auf ihren Menschen achten und ansprechbar sein müssen. Denn ähnlich wie bei Treibhunden müssen doggenartige Hunde von Anfang an lernen, ihren Körper angepasst einzusetzen. Ein wildes Tobespiel mit dem Hundekumpel ist dabei durchaus auch mal erlaubt, sie müssen jedoch lernen, respektvoll mit dem menschlichen Körper umzugehen. Das Signal Schluss sollte daher mit Hunden dieser Gruppe ebenfalls von Welpe an trainiert werden. Wenn der Mensch jegliche Aktion des Hundes mit einem ruhigen Signal stoppen kann, sind beispielsweise auch Zieh- und Zerrspiele erlaubt. Denn damit bedient man eine weitere Vorliebe dieser Hunde. Sie lieben es, sich richtig anzustrengen und sich Beute unter erschwerten Bedingungen anzueignen. Eine weitere Möglichkeit der Beschäftigung kann daher ein Apportierspiel unter „erschwerten“ Bedingungen sein. Hat der Hund bereits gelernt, einen Gegenstand zuverlässig zu apportieren, kann man diesen in einem Reifenstapel platzieren. Möchte der Hund nun an die Beute gelangen, muss er die Reifen zunächst umwerfen, wegdrücken oder wegziehen, um an sein Ziel zu gelangen. Je nach Größe und Körperbau des Hundes, kann man die Reifen mit der Zeit immer höher stapeln.
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Kategorie 8: Hunde vom Urtyp/Nordische Hunde Neben dem Siberian Husky gehören auch Islandhund, Thai Ridgeback, Akita Inu sowie der Samojede zu den Hunden vom Urtyp bzw. den Nordischen Hunden. Hunde dieser Rasse sind, wie der Name schon sagt, sehr ursprünglich veranlagt. Hierdurch sind diese Hunde sehr selbständig in ihrem Handeln, sehr erwachsen und reif in ihrem Denken. Stupides „Bällchen werfen“ ist aus Sicht dieser Hunde sinnlos und der Mensch muss daher für sinnvolle Beschäftigung sorgen, um nicht ins Abseits zu geraten. Am besten bieten sich daher jagdliche Aufgaben zum Erarbeiten von Futter an. Dies kann in Form von Fährten- und Nasenarbeit, aber auch durch ein Apportiertraining erfolgen. Wichtig ist, dass die Aufgaben komplex gestaltet werden und die Hunde nicht langweilen. Ein einfaches Futtersuchspiel, das nicht nur von Hunden vom Urtyp gern angenommen wird, ist die Futtersuche an einem Baum. Der Hund muss zunächst warten und zusehen, während der Mensch kleine Futterstückchen in der der Baumrinde platziert. Nach ruhigem Warten wird der Hund dann in die Suche geschickt und darf das Futter in der Rinde suchen und fressen. Je nach Hund kann hierbei die Schwierigkeit gesteigert werden, indem das Futter zum Beispiel sehr weit oben platziert wird, sodass der Hund auf den Hinterbeinen stehen muss, um an das Futter zu kommen. Eine weitere Variation ist die Suche auf liegenden Baumstämmen. Hier muss der Hund dann während der Suche körperliches Geschick beweisen und balancieren, um ans Ziel zu gelangen. Die Nordischen Hunde werden häufig nur auf eine Eigenschaft reduziert: Als Zughund vor dem Hundeschlitten. Viele Menschen denken daher leider immer noch, dass es ausreicht, mit einem Nordischen Hund stundenlang zu joggen oder ihn neben dem Fahrrad laufen zu lassen. Dass beim Zughundesport jedoch viele unterschiedliche Ansprüche an den Hund gestellt werden, ist den meisten Menschen nicht bewusst. Denn neben großer Ausdauer und Kraft, die notwendig ist um ein Gefährt, sei es den Schlitten, den Wagen oder auch, wie beim Einzelhund häufiger, den Roller oder das Fahrrad, über eine längere Strecke zu ziehen, muss sich der Hund auch auf die Anweisungen des Menschen einlassen. Denn dieser bestimmt die Richtung und lenkt den Hund ausschließlich durch Hörzeichen, zudem gibt er die Laufgeschwindigkeit vor. Auch einen Stopp aus vollem Lauf müssen diese Hunde beherrschen. Zudem arbeiten häufig mehrere Hunde zusammen, diese Hunde arbeiten, ähnlich den Meutehunden, daher gern im der Gruppe! Aufgrund der großen Selbstständigkeit, gepaart mit starker jagdlicher Motivation, können diese Hunde oft nicht frei laufen gelassen werden. Neben sinnvoll gestalteten Such- und Apportierübungen wie bei den Hunden vom Urtyp ist daher Zughundesport natürlich die ideale Beschäftigungsform für diese Hunde.
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Kategorie 9: Gesellschafts- und Begleithunde Chihuahua, Cavalier King Charles Spaniel, Malteser, Havaneser & Co wurden als Gesellschaftshunde einzig und allein als Begleiter des Menschen gezüchtet. Schon früher waren sie oft Kindersatz, aber eben auch lustiger Begleiter oder Partner zum Kuscheln. Egal ob für Fährtentraining, Apportieren, Hoopers oder Agility – Gesellschaftsbegleithunde lassen sich gern zu allen möglichen Beschäftigungsformen begeistern. Für Höchstleistungen, sei es im „Arbeits-Einsatz“ oder auf Turnieren, reicht es aber in den meisten Fällen nicht. Dennoch sollte man auch diesen Hunden ein aktives Leben ermöglichen, ein Leben auf der Couch ist auch für diese Hunde nicht genug!
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Kategorie 10: Mischlinge Bei einer großen Anzahl der in unserer Gesellschaft lebenden Hunde handelt es sich um Mischlinge. Mischlinge haben Eltern zweier oder mehrerer Rassen, sodass hier Eigenschaften der Vorfahren stärker oder weniger stark ausgeprägt sein können. Wer über die Herkunft seines Mischlings Informationen hat, kann sich an den Rassekategorien orientieren. Ist zur Herkunft nichts bekannt, bleibt nur, den Hund als Individuum zu betrachten und herauszufinden, wo seine Vorlieben liegen! Dabei muss man aber direkt auch noch einmal betonen, dass dies natürlich für alle Hunde gilt, gleich welcher Rasse sie angehören! Jeder Hund ist individuell, hat einen einzigartigen Charakter und individuelle Vorlieben. Die Rassezugehörigkeit sollte bei der Wahl einer geeigneten Beschäftigungsform daher beachtet werden, aber nie das einzige Kriterium sein! Doch wie findet man denn nun heraus, was dem eigenen Hund Spaß macht? Dazu muss man lernen, den Hund zu beobachten und festzustellen, welche Verhaltensweisen er von sich aus zeigt: Jagt er gern? Beobachtet er Vögel oder würde diese gern verfolgen? Nimmt er zuhause alles ins Maul und verschleppt jeden Schuh und jedes Kinderspielzeug, das er findet? Dann lässt er sich mit Sicherheit für Beutespiele wie dem Apportiertraining begeistern. Ist er beim Spaziergang dauerhaft mit der Nase am Boden? Dann sollte man ihm Suchspiele, Fährtenarbeit, Mantrailen oder die Suche nach kleinen Gegenständen als Alternative anbieten. Hat er einen kräftigen Körperbau und setzt im Kontakt mit dem Menschen gern seine ganze Kraft ein? Dann liegen ihm sicherlich körperliche Auslastungen wie Treibball oder erschwerte Apportieraufgaben. Es gibt aber natürlich auch Hunde, die sich einfach nicht wirklich den zuvor genannten Kategorien zuordnen lassen. Sie zeigen von allem etwas, aber nichts besonders stark ausgeprägt. Und natürlich gibt es auch Hunde, die das genaue Gegenteil von dem sind, was man bei der zugehörigen Rassegruppe eigentlich erwartet. So gibt es wasserscheue Labrador Retriever, wenig aktive Australian Shepherds, und dennoch möchten auch diese beschäftigt werden. Aus diesem Grund sollte man sich nicht davor scheuen, alle möglichen Beschäftigungsformen einfach einmal auszuprobieren. Mancher Hund zeigt sich vielleicht wenig motiviert, weil die richtige Beschäftigungsform, die Mensch und Hund Freude bereitet, noch nicht gefunden wurde. Doch vielleicht schwimmt der Retriever auch nur deshalb nicht, weil die Motivation, ins Wasser zu gehen, bisher nicht die richtige war? Letztendlich zählen viele Faktoren: Bereitet die Beschäftigungsform Hund und Mensch Freude? Ist die Belohnung für den Hund die richtige? Findet der Hund einen fliegenden Felldummy also vielleicht besser als ein Leckerli? Fühlen sich Mensch und Hund in der Umgebung, in welcher das Angebot stattfindet, wohl? All das sollte beim Training immer berücksichtigt werden. Abschließend ist deshalb zu sagen: Die richtige Beschäftigung haben Mensch und Hund dann gefunden, wenn sie den individuellen Bedürfnissen des Hundes gerecht wird, wenn der Hund dabei seine Anlagen zusammen mit dem Menschen ausleben kann und beide Team-Partner gemeinsam Spaß haben! Dabei ist es egal, ob man mit dem Hund Hundesport auf dem Hundeplatz macht oder Futter- und Apportierspiele beim gemeinsamen Spaziergang durchführt, oder auch beides kombiniert! Und hat man die richtige Beschäftigung gefunden, werden nicht nur die Bedürfnisse des Hundes gestillt, sondern auch die Beziehung zwischen Hund und Mensch gefestigt!
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