Übst du noch oder trainierst du schon? Signale richtig aufbauen!
Wir haben im Training immer wieder Situationen, in denen der Mensch von seinem Hund genervt ist, weil er das Gefühl hat, dass der Hund nicht auf die Signale hört. Oftmals ist der Grund hierfür, dass der Hund noch nicht verstanden hat, was genau erwartet wird oder es sich für ihn nicht lohnt das Verhalten zu zeigen. Es liegt in den seltensten Fällen daran, dass der Hund einfach keine Lust hat.
Hör- und Sichtzeichen
Hunde sind in der Lage sehr viele Wörter unserer Sprache zu lernen. Trotzdem sollte uns immer bewusst sein, dass es nur einzelne Wörter sind und nur die Wörter, die wir sorgfältig beigebracht haben. Zudem ist die Sprache der Hunde in der Regel nicht verbal sondern körpersprachlich. Das bedeutet, dass Hunde untereinander durch ihre Körpersprache kommunizieren z.B. durch Blicke, die Haltung der Rute oder der Ohren. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Signale nicht nur als Hörzeichen, sondern auch als Sichtzeichen beibringen z.B. nicht nur das Wort “platz”, sondern dazu auch die flache Hand als Sichtzeichen. Ein weiterer Vorteil von Sichtzeichen ist, dass diese auch bei einem hohen Geräuschpegel funktionieren, wenn das Hörzeichen nicht mehr zu hören ist oder auch bei alten Hunden, die beispielsweise nicht mehr gut hören können.
Konditionierung
Das Beibringen eines Signals funktioniert in der Regel durch eine klassische Konditionierung. Das bedeutet, der Hund lernt, ein Verhalten auf ein Signal des Menschen auszuführen, also sich z. B. beim Signal „platz“ hinzulegen. Dafür muss der Mensch das Wort „platz“ in Verbindung mit dem Verhalten „sich hinlegen“ aussprechen - soweit die Theorie.
Eine der wichtigsten Regeln beim Aufbau eines zuverlässigen Signals ist, dass das Hörzeichen erst dazu genommen wird, wenn das Verhalten bereits zuverlässig gezeigt wird. Jetzt stellt sich aber die Frage, wie bringe ich meinen Hund dazu das gewünschte Verhalten zu zeigen und was passiert wenn ich das Hörzeichen sage und er sich dann doch nicht hinlegt? Damit wir diese Frage beantworten können, schauen wir uns den Aufbau eines Signals in der Theorie und anhand des Beispiels Platz an.
Theorie - Aufbau des Signals:
1. Den Hund z.B. mit einem Leckerchen in die gewünschte Position locken - ganz wichtig, bitte nicht in die Position zwingen z.B. durch runterdrücken.
2. Sobald dein Hund die gewünschte Position erreicht hat, mit Leckerchen und Lobwort belohnen - KEIN HÖR-/SICHTZEICHEN
3. Position auflösen! Dieser Schritt wird gerne vergessen, ist aber sehr wichtig, damit dein Hund versteht, dass er das Ziel erreicht hat.
4. Die Schritte 1 + 2 mehrfach wiederholen, bis dein Hund schon weiß was passiert und das Verhalten zuverlässig zeigt. Zuverlässig bedeutet, dass er das Verhalten in mindestens 80 % der Fälle zeigt.
5. Hör- oder Sichtzeichen benutzen, kurz bevor oder während die gewünschte Position erreicht ist.
6. Schritt 4 mehrfach wiederholen
7. Testen, ob das Signal erlernt ist indem nur das Hör- oder Sichtzeichen gegeben wird - erfolgt das gewünschte Verhalten nicht, muss Schritt 4 weiter geübt werden.
8. Wenn das Hör- und Sichtzeichen sicher etabliert ist, kann das Signal unregelmäßig belohnt werden. Das bedeutet, es gibt nicht mehr jedes Mal ein Leckerchen sondern nur noch ab und zu. Bis zu diesem Zeitpunkt wird das Verhalten jedes mal belohnt, damit dein Hund versteht, dass es sich lohnt mitzumachen.
Beispiel “platz” - Aufbau des Signals:
1. Den Hund mit einem Leckerchen in die liegende Position locken z.B. Leckerchen unter die flache Hand am Boden legen und abwarten, was dein Hund alles ausprobiert um dran zu kommen.
2. In dem Moment, in dem er sich hinlegt, geht die Hand auf und dein Hund bekommt das Leckerchen. Bitte nur locken und auf keinen Fall zwingen.
3. Löse die Position deines Hundes auf, bevor er sie auflöst.
4. Die Schritte 1 + 2 mehrfach wiederholen, bis dein Hund sich direkt hinlegt, wenn du das Leckerchen unter deiner Hand auf den Boden legst.
5. “platz” sagen (Hörzeichen) oder “flache Hand” zeigen (Sichtzeichen), kurz bevor oder während sich dein Hund hinlegt und dann belohnen sobald er liegt.
6. Schritt 4 mehrfach wiederholen
7. Testen, ob das Signal erlernt ist, indem Du nur “platz” sagst oder die flache Hand zeigst, ohne zu locken - legt sich dein Hund noch nicht hin, muss Schritt 4 weiter geübt werden.
8. Wenn das Signal “platz” zuverlässig funktioniert, kann die Belohnung langsam abgebaut werden bzw. das Signal wird nur noch ab und zu belohnt.
Warum es so wichtig ist das Signal erst einzuführen, wenn das Verhalten bereits zuverlässig gezeigt wird? Das liegt daran, dass unsere Hunde das Signal immer mit der Handlung verknüpfen, die sie in dem Moment ausführen. Das bedeutet, wenn du das Signal von Anfang an benutzt, wird es vermutlich einige Situationen geben in denen sich dein Hund nicht direkt hinlegt sondern z.B. erstmal hinsetzt oder gegen deine Hand stupst. Hast du davor allerdings das Signal “platz” gesagt, verknüpft dein Hund das Wort mit der Handlung “hinsetzen” oder “stupsen”. Wird es dann immer wieder gesagt, ohne dass die gewünschte Position in dem Moment eingenommen ist, wird dein Hund den Eindruck haben, dass das Wort nichts konkretes für ihn bedeutet. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Du deine Signale im Alltag nur nutzt, wenn du sicher bist, dass es klappt z.B. wenn du den Rückruf bislang erst im Garten oder ohne Ablenkung geübt hast, heißt das noch lange nicht, dass der Rückruf auch klappt wenn dein Hund gerade im Spiel mit anderen Hunden ist. Deshalb gilt: Signale nur geben, wenn Du sie durchsetzen kannst (z,B. eine Schleppleine dran ist beim Rückruf), sonst werden sie nach und nach bedeutungslos für deinen Hund.