SETZ DICH GEFÄLLIGST DURCH!
„So ein Klaps auf den Hinterkopf hat uns doch selber auch nie geschadet.“
„Rottweiler müssen nun mal parieren, da muss man mal ordentlich an der Leine rucken, damit der weiß, wer der Chef ist!!“
Ich weiß nicht, wie oft ich schon gehört habe, dass man einen Staff mal mindestens unterwerfen und besser noch ins Ohr beißen sollte, damit er nicht dominant wird.
Früher habe ich sogar gehört, dass Hundetrainer ihren Schülern erklären, dass das Stachelhalsband ja nur die Zähne der Mama simulieren soll (wie wir ja wissen haben Mama-Hunde ihre Zähne 24/7 im Hals-Nackenbereich des Welpen und Junghundes, Ironie aus.)
Es ist schade, dass viele Hundehalter immer noch glauben, dass ‚Chef sein’ automatisch etwas mit körperlicher Kraft zu tun hat. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich als Typ Mensch nicht zimperlich bin, allerdings bin ich aber sehr sensibel bei dem Thema körperliche Maßregelung im Bezug auf „wann“ und „wie“.
Ich bin die letzte, die einen Hund nicht auch mal zurück auf seine 4 Pfoten schubst, wenn ich z.B. seine 40 Kilo in meine Magengrube gerummst kriege, aber ich reagiere tatsächlich allergisch darauf, wenn man alles über Maßregelungen löst, obwohl man überhaupt nicht richtig trainiert hat oder dem Hund im Alltag permanent suggeriert, man regelt sowieso nix....wenn Menschen ihren Hund zb am Popo runterdrücken müssen, damit er sich hinsetzt, ist meine Meinung, „vorne“ besser zu trainieren und es dem Hund sagen, als „hinten“ drauf zu drücken.
Ich sehe auch immer wieder, dass Hunde während der Leinenführigkeit mit der Leine am Halsband so sehr zurückgeruckt werden, dass ich mich frage, wer eigentlich später die ganzen Chiropraktiker-Kosten trägt....auch das Loslaufen wird ohne Info an den Hund getan, der bei Unachtsamkeit sofort von der gespannten Leine gezogen wird. Leinenführigkeit ist Training!! Trainiert fleißig
Ja, selbstverständlich korrigieren Hunde sich untereinander. Auch wir korrigieren unerwünschtes Verhalten, vor allen Dingen dann, wenn es dem menschlichen Körper gegenüber respektlos ist und auch dann, wenn alternative Verhaltensweisen aufgebaut wurden und dem Hund klar ist, was eigentlich von ihm erwartet wird.
Wenn ein Jack Russel am Fenster ständig andere Hunde verbellt, zeigen wir Euch bei DOGS nicht, wie man dem Hund nun am besten die Luft abdrückt, sondern erklären Euch, dass der Jacki am Fenster als Pförtner nichts mehr zu suchen hat und lieber etwas anderes zu tun kriegen soll. Beides wirkt...
Überspitzt gesagt, kann ich von einem Hund nicht erwarten, dass er ohne gutes Training bei Sichtung eines anderen Hundes im eigenen Territorium an der Leine die Klappe hält, wenn er doch glaubt, sein Mensch kriegt es ja noch nicht mal hin, den Eindringling (Besuch) zu Hause alleine zu dirigieren...ihm dann draußen „eine runter zu hauen“, weil er jetzt nicht Fuß läuft und Herrchen nicht den Vortritt lässt, ist nicht fair.
Der deutsche Schäferhund, der zb den ganzen Tag Haus und Hof bewacht, alleine in den Garten darf und durch sein bellen auch immer Erfolg hat (die Passanten gehen nun mal weiter), dieser Hund läuft beim Sonntagsspaziergang ganz sicher nicht entspannt Fuß neben seinem Herrchen und gibt all die Verantwortung ab... Diesem Hund dann permanent eins in den Hals Nackenbereich zu rucken, einen Würger, eine Kette oder ein Stachelhalsband anzuziehen ist einfach falsch.
Das andere Extrem ist allerdings, Angst vor seinem zwölf Wochen alten Welpen zu haben, weil er die Beißhemmung noch nicht gelernt hat und eigentlich gerade seine neuen Regeln kennenlernen sollte. Das wird meistens verpasst, die Maßregelungen sind viel zu unklar, ohne Konsequenz und soft.
Was ich Euch damit sagen möchte, ist dass wenn wir uns schon benehmen möchten, „wie die Hundemama“ das auch tut, dann sollten wir uns aber auch im Alltag benehmen wie sie (soweit es uns menschenmöglich ist). Wir müssen immer noch im Hinterkopf behalten, dass man sich eine Maßregelung erst einmal leisten können muss. Es gibt Hunde, die lassen sich eben nix sagen, von jemandem, der zb ambivalent ist.
Wenn ich einen Hund aber korrigiere, dann nenne ich das auch so. Schade ist, dass man zum Beispiel den Leinenruck als „Parade“ oder „Impuls“ betitelt. Es heißt Leinenruck.
Im übrigen rucke ich nicht an der Leine als Korrektur. Ja, ich laufe einfach in meinem Tempo weiter, falls Hund stehen bleibt. Die Leine spannt und ich nehme ihn mit. Ich rucke aber nicht noch aktiv! Und ich bin auch nur ein Mensch, der in Ungeduld den Hund mal zu Seite geschoben hat, anstatt ihn anzusprechen.
Die meisten von Euch haben glücklicherweise ein gutes Bauchgefühl und wissen, dass sich in der Hundeerziehung in den letzten 20 Jahren viel getan hat, das Thema Hund sehr komplex ist und Probleme nicht „einfach mit nem paar auf den Hinterkopf“ gelöst sind.
Ein überspitzter Mensch vs Hund Beitrag folgt natürlich, Ihr kennt uns ja bereits.
Bleibt gesund,
Eure Ellen ♥️