Custom Preset Custom Preset Custom Preset Custom Preset
Zum Hauptinhalt

Rituale schaffen Sicherheit

 

In unserem Alltag verlangen wir von unseren Hunden Verhaltensweisen, die nicht immer ihrem natürlichen Repertoire entsprechen. Zum Beispiel würden sich viele unserer Hunde nie freiwillig von ihrem Rudel entfernen und gleichzeitig müssen diese in unserem gemeinsamen Zusammenleben lernen - zumindest zeitweise - alleine zu bleiben. Genauso würden sie aus einem natürlichen Impuls heraus dem Hasen nachjagen, was in unserer Gesellschaft natürlich genauso unerwünscht ist. Jeden Tag werden sie mit Situationen konfrontiert, welche verwirrend, beängstigend oder einfach herausfordernd sein können. Und oft verlangen wir Verhalten, dass für viele nur schwer zu bewältigen ist. 

Hier können festgelegte Rituale für die notwendige Sicherheit sorgen und damit die Hundeerziehung maßgeblich unterstützen. Rituale entstehen, wenn wir Strukturen einführen und über einen längeren Zeitraum an ihnen festhalten. Diese also immer wieder üben und wiederholen. So wie wir Menschen durch Wiederholungen lernen, lernen auch unsere Hunde. Geben ihnen Halt –  reduzieren Verunsicherung. 

Schlägt man bei Wikepedia den Begritt „Ritual“ nach, erhält man folgende Erklärung: „Ein Ritual (von lateinisch ritualis‚ den Ritus betreffend‘, rituell) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt.„

Damit jedoch aus Verhaltensweisen Rituale werden bedarf es wie schon erwähnt, vieler Wiederholungen. Dann können wir den Vorteil genießen, dass wir über Rituale nicht mehr denken müssen, da sie sind uns gewissermaßen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Hunde sind uns da sehr ähnlich – natürlich möchte ich damit nicht sagen, dass Hunde über ihre Verhaltensweisen nachdenken – aber ritualisierte Handlungen auszuführen, fällt ihnen leichter als sich immer wieder auf Neues einzustellen. Hunde sind eben auch Gewohnheitstiere wie wir und das sollten wir uns sinnvollerweise zu Nutze machen. Gerade unsichere Tiere leiden unter unserer Inkonsequenz und den fehlenden Richtlinien für ihr Verhalten. Manchmal glauben wir durch viel Freiheit und Abwechslung sind unsere Hunde glücklich. Doch das ist nicht immer so. 

Für viele Mensch Hund Teams ist der tägliche Spaziergang durch die Begegnung mit anderen Hunden bereits eine Herausforderung. Auch hier können ritualisierte Handlungen hilfreich sein. Und zwar für beide Seiten – für Mensch und Hund. Denn wie gesagt, sind auch wir Gewohnheitstiere und Rituale können auch uns Menschen beruhigen. Umso ruhiger wir sind, um so entspannter wird durch die Stimmungsübertragung auch unser Hund. Starten Sie daher ihr Ritual schon vor dem Weggehen. Führen Sie ein, dass ihr Hund erst mal in Ruhe sitzen muss, bevor dieser angeleint wird. Steht dieser während des Anleinens wieder auf oder wird unruhig, nehmen Sie die Leine wieder weg und starten nochmals. Diese Handlung kann am Anfang etwas dauern, aber so lernt ihr Hund erst mal runterzukommen und zu warten, bevor der gemeinsame Spaziergang losgeht. 

Es macht auch Sinn, ein ähnliches Ritual beim Aussteigen aus dem Auto einzuführen. Hierzu empfehle ich das Training mit der sogenannten „Zaubertür“. D.h. Sie machen die Auto- bzw. Kofferraumtür ein Stück auf, steht ihr Hund auf bzw. will aus der Tür drängen, geht die Tür sachte wieder zu und nichts passiert. Sobald sich ihr Hund wieder beruhigt, starten sie einen neuen Versuch. Unsere Hunde begreifen in der  Regel sehr schnell, dass sie mit aufgeregtem Verhalten hier nicht weiterkommen und schon haben sie ein weiteres Ritual eingeführt, was Ihnen und Ihrem Vierbeiner das Leben erleichtern kann. Zusätzlich sorgt dieses für Sicherheit.

Da wir bei unseren Gruppenkursen Hauptaugenmerk auf Alltagstraining legen, trainieren wir hauptsächlich auf Wiese, im Wald oder auch in der Stadt. Dies hilft, das in der Gruppe gelernte, später mal im „realen“ Leben benötigte und gewünschte Verhalten anzuwenden und zu beherrschen. Bereits im Welpen- und Junghundekurs trainieren wir, dass bei entgegenkommenden Hunden, Radfahrern, Joggern, Spaziergehern, usw. das Mensch-Hund-Team an den Rand geht und in Ruhe abwarten lernt, bis der Spaziergang wieder weitergeht. De Hund wird hierbei an der abgewandten Seite sitzen gelassen und wartet im Optimalfall geduldig darauf, bis dieser wieder freigegeben wird. Dies bedarf zwar einiger Übung lohnt sich für den weiteren gemeinsamen Alltag aber allemal. Das absolut mühsamste an dieser Übung ist, dass oftmals „Flexileinenbesitzer“ ihre Hunde „Guten Tag sagen lassen müssen“ – aber das ist eine andere Geschichte. 

Nach dem gemeinsamen Spaziergang sollte ihr Hund wieder in Ruhe sitzen, um abgeleint werden zu können. Diese Übung können Sie gleich nutzen, um mit dem  bereitgelegten Handtuch, Pfoten und nach Bedarf sogar den ganzen Hund sauber zu machen. Gerne kann nach dem durchgeführten Ritual auch belohnt werden. Ich gebe zu bedenken, dass Belohnung nicht immer heißen muss, dass Sie Ihren Hund mit Leckerli vollstopfen müssen. Belohnung kann – je nach Hund – auch eine ausgiebige Kuschelzeit sein. Eine wertvolle gemeinsame Zeit – nur Sie und ihr Hund!

Zum Thema Futterrituale kann ich nur sagen, dass ich persönlich kein Verfechter davon bin, Hunde zu unterschiedlichen Zeiten zu füttern. Das Argument „der Hase kommt auch nicht immer zur gleichen Zeit“ ist zwar durchaus richtig – nur hilft auch hier eine gewisse Routine zur Zufriedenheit und Orientierung. Gleichzeitig ist es aber auch kein Malheur, wenn die genaue Uhrzeit mal nicht eingehalten werden kann z.B. aufgrund von Unternehmungen. Ein Ritual, dass sich unsere Hunde fast ganz alleine angeeignet haben ist, dass diese – sobald wir ihre Futterschüsseln in die Hand nehmen – sich auf ihre Liegestellen zurückziehen und geduldig warten, bis wir mit dem Herrichten fertig sind. Danach kommen sie auf uns zu, setzen sich hin und wir stellen die Schüsseln ab. Auf Signal fangen sie dann an zu fressen. Natürlich ist es immer einfacher Verhaltensweisen, die die Hunde von selbst anbieten zu festigen, als ihnen unsere Verhaltensmuster „aufzuzwingen“.

Auf der anderen Seite hätten unsere Hunde keine Probleme  – wenn wir es zulassen würden – uns beim Essen bis in den Rachen zu schauen, daher sind wir extrem konsequent, unsere Hunde nicht vom Tisch zu füttern. Dies lassen wir auch von niemandem anderen zu, zu keiner Zeit und nirgends. Nicht immer treffen wir mit unserem Verbot auf Verständnis, doch ihr Hund sollte hier klare Richtlinien haben. Und wenn es zu Hause gut klappt – unsere Hunde müssen sich beim Essen auf ihre Liegeplätze zurückziehen - dann können Sie diese Verhaltensweise leichter auf Restaurants und andere Örtlichkeiten übertragen. 

Wenn dann jemand sagt, „Das ist aber ein Braver“! können zurecht stolz auf ihren Vierbeiner sein. Fallen Sie jedoch nur nicht um, wenn der Nachsatz kommt: „Darf ich ihm was geben?“ Und glauben Sie mir: Der Satz kommt!

 

 

 

​