Custom Preset Custom Preset Custom Preset Custom Preset
Zum Hauptinhalt

Wie belohne ich meinen Hund richtig?

Was ist sie denn nun die richtige Belohnung für meinen Hund?
So einfach und pauschal lässt sich diese Frage gar nicht beantworten. Denn dies entscheidet sich je nach Hund, je nach Trainingsaufgabe und letztlich je nach Trainingsstand in Bezug auf die gestellte Aufgabe.

Gleich vorweg aber: Streicheln ist im Arbeitskontext keine adäquate Belohnung für Ihren Vierbeiner.
Häufig belohnen Menschen ihren Hund für das erfolgreiche Ausführen einer Aufgabe mit einer ausgiebigen Streicheleinheit über den Kopf. Was gut gemeint ist, wird vom Hund leider so nicht aufgefasst.
Der Hund verdeutlicht dies mit seiner Körpersprache. Zum Ausdruck bringt er dies durch wegdrehen des Kopfes mit angelegten Ohren, dabei leckt er sich meistens über die Nase und weicht dem Blick des Menschen aus. Viele Hunde stehen auch auf, um der Situation erst einmal zu entkommen. Das Lecken über die Nase sowie ein Schütteln nach dem Streicheln sind sogenannte Übersprunghandlungen, die zum Stressabbau dienen. Auf der einen Seite freut er sich die Aufgabe richtig gemacht zu haben, findet aber andererseits die Form der anschließenden Belohnung durch den Menschen schlichtweg nicht passend.

Warum aber ist das so?

Ich beschreibe das meistens so: Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten intensiv am Computer, da die Abgabe Ihrer Arbeit naht. Sie sind somit vollkommen im Arbeitsmodus. Nun kommt aber Ihr Partner und möchte Zweisamkeit. Ihre beiden Vorstellungen sind absolut unterschiedlich.
Und so geht es unseren Hunden. Das Ausfühen von Trainingsaufgaben ist für unsere Hunde "Arbeit", die gut gemeinte Belohnung in Form von Streicheln passt in diesem Moment einfach nicht, da sie aus einem anderen Kontext, nämlich ruhigem Sozialkontakt stammt. Das heißt nicht, dass Streicheln generell störend ist, aber der Rahmen ist nicht der Richtige.

Nun bleibt aber noch zu klären, was denn nun besser ist - Futter als Belohnung oder ein Lobwort? Es gibt zwei Arten von Verstärkern im Training:

Der primäre Verstärker (Futter)

Ein primärer Verstärker ist beispielsweise Futter, der schon an sich verstärkend wirkt. Streicheln ist ebenfalls ein primärer Verstärker, wird aber vom Hund wie bereits oben beschrieben im Arbeitskontext oft als unangenehm empfunden.

Der Sekundere Verstärker (Lobwort)

Der sekundäre Verstärker hingegen, beispielsweise ein Clicker, muss als Form der Belohnung erst einmal erlernt werden, denn dieser gibt im ersten Schritt nur ein metallisch-klingendes Geräusch von sich.
Ebenso ist ein Signalwort bzw. Lobwort, wie beispielsweise ein "Prima", ein sekundärer Verstärker. Allerdings gibt es beim Lobwort im Vergleich zum Clicker mehrere Vorteile:

- Ein Lobwort ist gegebenenfalls gleichzeitig ein primärer Verstärker, durch den Sozialkontakt des 
  Menschen, da dieser das Wort sagt
- Ein Lobwort ist emotional, nicht einfach nur ein Geräusch das erklingt
- Der Hund nimmt bei der Übung die Umgebung stärker wahr und kann sich mehr auf die
  Aufgabe konzentrieren

Wichtig ist, dass man sich auf ein Signalwort einigt und dies immer möglichst gleich betont und gleich ausspricht.

Die Konditionierung auf den Clicker oder das Lobwort funktioniert ganz einfach, indem der Hund lernt diese beiden als Belohnung wahrzunehmen. Sie sagen das Lobwort (beispielsweise "Prima") und der Hund bekommt ein Leckerli. Dies wiederholen Sie ca. 20 Mal. Danach machen Sie eine Pause und wiederholen die Übung, gerne auch an einem anderen Ort, sodass das Wort nicht ortsbezogen gelernt wird.
Nun müssen Sie überprüfen, ob der Hund das Wort als Lobwort verstanden hat. Sagen Sie das Lobwort, wenn Ihr Hund Sie einmal nicht anschaut, aber nicht vertieft in etwas ist. Schaut er Sie in der Erwartungshaltung auf ein Leckerli an, dann ist das Wort konditioniert. Das Leckerli muss er dann immer bekommen, sodass das Markerwort (z.B. "Prima") die Bedeutung nicht verliert.

Wann belohne ich tatsächlich mit Futter?

Ich werde im Hundetraining oft mit der Aussage konfrontiert, dass der Hund ja nicht immer für alles ein Futterstück bekommen soll. "Er soll das ja nicht nur für das Futter machen!".
Generell kommt dies immer auf die gestellte Aufgabe sowie auf die Sicherheit in der Ausführung der Aufgabe an, also wie gut kann der Hund die Aufgabe schon. Sehen Sie das einmal so: Gehen Sie zur Arbeit und verzichten auf Ihr Gehalt? Wohl eher nicht. Genauso ist dies für Ihren Vierbeiner. Das Futterstück ist ein Anreiz, sodass es sich lohnt die Aufgabe auszuführen. Dabei ist wichtig, dass Sie das Leckerli als Belohnung für die ausgeführte Aufgabe einsetzen und nicht als Bestechung (z.B. nicht damit in der Hand wedeln bis der Hund die Aufgabe gezeigt hat). Denn dies entkräftet die These, dass der Hund das nur für das Leckerli macht vollends.

Aufbau neuer Signale

Gerade im Aufbau neuer Signale ist eine kontinuierliche Belohnung wichitg. Dies bedeutet, dass der Hund wirklich jedes Mal eine Belohnung über ein Prima und ein Futterstück bekommt. Wenn die Aufgabe zuverlässig ausgeführt wird, kann dann zu der sogenannten intermittierenden Belohnung übergegangen werden. Dies bedeutet, dass variabel, also nur noch in unterschiedlicher Abfolge jedes zweite Mal oder auch erst jedes dritte Mal belohnt wird. Dennoch gibt es Signale wie den Rückruf, welcher für das zuverlässige Ausführen jedes Mal mit einem besonderen Leckerli belohnt wird.

Häufig werde ich auch gefragt, wie viel Zeit für die Belohnung mit einem Futterstück bleibt. Nutzen Sie am besten ein Lobwort, welches genau in dem Moment als positiver Verstärker gesagt wird, in welchem der Hund die richtige Ausführung zeigt. Dies hat zwei Vorteile:

- Zum einen können Sie punktgenau die Handlung belohnen, denn bis der Hund das Leckerli hat kann es 
  passieren, dass er schon nicht mehr diese Handlung zeigt und die Gefahr besteht dann das Falsche zu
  verstärken

- Ihr Hund hat das Lob für die richtige Ausführung erhalten, nun haben Sie Zeit bis Sie ihm das Leckerli
  geben, da Ihr Hund ja durch das Lobwort schon weiß, dass er alles richtig gemacht hat. Auch wenn es
  etwas länger dauert bis Sie das Leckerli haben ist das nicht schlimm

Wenn Ihr Hund bereits ein zuverlässiges Signal wie zum Beispiel ein "Sitz" kann, rate ich davon ab, dieses immer mit Futter zu belohnen. Als Vergleich bietet sich folgendes Beispiel: Während Sie sich mit Ihrem Kind gefreut haben, dass dieses in der Grundschule den Namen schreiben konnte, werden Sie diese Freudensprünge nicht mehr machen, wenn Ihr Kind mit 20 Jahren den eigenen Namen schreibt. So ähnlich verhält es sich auch mit unseren Hunden. Wenn wir bekannte Signale dauerhaft mit Futter belohnen, kann es passieren, dass unser Hund uns nicht mehr ernst nimmt, ähnlich wie das erwachsene Kind dies tun würde.

Achten Sie daher immer darauf, wie Sie Ihren Hund belohnen und für welche Handlung Sie ein Futterstück oder ein Prima als Belohnung einsetzen. Die Belohnung in Form von Streicheleinheiten sollten Sie unterlassen. Beobachten Sie doch mal die Reaktion Ihres Hundes auf diese Art von Belohnung.

Viel Spaß beim Ausprobieren!