Ein tierischer Erfahrungsbericht - Trainingsalltag von Paula
Hallo ihr Lieben,
mein Name ist Paula und ich bin knapp 2 Jahre alt. Ich bin ein Australian-Shepherd / Border-Collie-Mix, wobei ich eher nach meinem Papa komme, der durch und durch ein Border-Collie ist.
Und das kann man von mir auch sagen. Ich zeige alle typischen Eigenschaften eines Border-Collies. Ich bin sehr menschenfreundlich und anhänglich, habe einen ausgeprägten „Will-to-please“, bin immer hoch motiviert und reagiere besonders auf meine Umwelt sehr sensibel. Ich bin eine, die immer alles im Blick haben „muss“. Ich spreche hier bewusst von „muss“, denn genau das ist der Grund, warum meine Menschen und ich das Training bei Melanie Hofmann bei Martin Rütter DOGS in Osnabrück im Januar 2021 begonnen haben.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ich erinnere mich noch gut unser erstes Treffen. Keine Minute konnte ich ruhig neben Herrchen und Frauchen an der Leine stehen, von sitzen konnte gar nicht die Rede sein. Schließlich wollte ich ja alles im Blick behalten und am liebsten unter Kontrolle – ob es meine Menschen oder die anderen Hunde in weiter Entfernung auf dem Hundeplatz waren.
Daher mussten dringend einige Regeln aufgestellt werden und eine vernünftige Beschäftigungsform her, die für mehr Bindung in unserem Mensch-Hund-Team sorgen und mir zu mehr Ruhe verhelfen sollten.
Warten lernen – Sitz-bleib
Eine besondere Herausforderung stellte für mich zunächst das „Warten-lernen“ dar. Oh man, ich kann euch sagen, dass es mich anfangs absolut genervt hat, neben Herrchen und Frauchen sitzen zu bleiben, während die einfach nur in der Gegend rumstanden und rein gar nichts gemacht haben. Ich habe dann alles versucht, um Aufmerksamkeit zu bekommen: in die Leine beißen, bellen, jaulen, meine Menschen mit der Leine einwickeln oder sie von ihren „Stehplätzen“ wegziehen. Seit ich für ruhiges Verhalten an der Leine belohnt und ansonsten ignoriert werde, passiert das nicht mehr. Sogar das Sitz-Bleib kann ich schon und wenn es mir zu langweilig beim Warten wird, lege ich mich irgendwann neben meine Menschen. Das klappt natürlich nur, wenn die Ablenkung noch nicht zu groß ist.
Entspannung auf der Decke
Seit Beginn des Trainings bei Melanie gibt es nur bestimmte Bereiche zu Hause, die mir zum Entspannen dienen. Durch das Kommando „Decke“ weiß ich nun, wo und wann ich mir eine Auszeit nehmen soll. Das war auch ein entscheidender Faktor, der für ein deutlich ruhigeres Verhalten bei mir gesorgt hat. Auch wenn Besuch kommt, soll ich auf meiner Decke bleiben. Wir arbeiten noch daran, dass ich bei bestimmten Besuchern nicht von meiner Decke aufstehe, um sie zu begrüßen (obwohl ich das persönlich etwas unhöflich finde). Desto mehr der Besuch mich ignoriert, desto leichter ist es für mich auf meiner Decke zu bleiben und zu entspannen. Einige Besucher müssen Herrchen und Frauchen dahingehend noch etwas besser erziehen, aber ich bin guter Dinge, dass sie auch das in Zukunft meistern werden.
Beschäftigung mit dem Futterbeutel
Neben den Übungen, die in meinen Hundealltag für mehr Entspannung sorgen, kam das Training mit dem Futterbeutel hinzu. Ich habe gelernt ihn zu apportieren oder zu suchen. Eine Übung besteht darin, dass meine Menschen den Beutel werfen, während ich im Sitz-Bleib warte. Erst nach einer Belohnung und dem Signal „Bring“ flitze ich zu meinem Beutel. Das zählt zu einer meiner absoluten Lieblingsbeschäftigung. Das klappt auch schon unter leichter Ablenkung. Diese Übung machen meine Menschen und ich auch gerne auf Spaziergängen.
Immer schön locker bleiben - Leinenführigkeit
Wenn wir schon beim Thema „Spaziergang“ sind, berichte ich euch an dieser Stelle von der bisher schwierigsten Aufgabe, der sich meine Menschen mit mir gestellt haben – die Leinenführigkeit.
So einen Hund wie mich davon zu überzeugen, beim Spaziergang mehr auf die eigenen Menschen zu achten als auf alles andere, schien noch vor ein paar Monaten absolut utopisch zu sein. Obwohl ich schon besser darin geworden war, mit Umweltreizen gelassener umzugehen, hat es mich an der Leine wenig gestört, dass meine Menschen meistens hinter mir her gegangen sind. Ein Richtungswechsel, stehenbleiben und erst bei lockerer Leine weitergehen, haben mich wenig beeindruckt. Wenn ich in eine Richtung wollte, bin ich einfach gegangen. Meine Menschen habe ich hinterher gezogen. Also mussten Herrchen und Frauchen mich erst einmal davon überzeugen, dass ein Spaziergang an der Leine auch anders laufen kann. Dazu haben meine Menschen mich Leckerlies suchen lassen, wenn die Leine locker war und immer nur dann, wenn ich hinter oder neben ihnen lief.
Ich muss sagen, dass ich es meinen Menschen bei der Leinenführigkeit kein bisschen leicht gemacht habe. Eine verspätete Belohnung oder zu wenig Einsatz und Lob für drei Schritte an lockerer Leine wurden von mir direkt mit einer straffen Leine quittiert. Manche Spaziergänge und Trainingsstunden waren für meine Menschen dadurch ganz schön nervenaufreibend. Es war schon ein Erfolg, wenn wir nach einigen Monaten eine Strecke von 50 m mit einigermaßen lockerer Leine ohne große Ablenkungen geschafft haben.
Das Durchhalten meiner Menschen überzeugte mich aber im Nachhinein. Es hat fast 1 Jahr gedauert, bis wir durch eine fremde Siedlung einen Spaziergang an lockerer Leine machen konnten.
Es hört nie auf
Rückblickend haben meine Menschen und ich gemeinsam schon viel gelernt und viele Höhen und Tiefen gemeistert. Ich denke, dass wir schon ein tolles Team geworden sind und ohne das letzte Trainingsjahr nicht dort wären, wo wir jetzt sind. Aber es geht nach wie vor weiter mit dem Training, damit unser Mensch-Hund-Team noch souveräner wird. Ich bin nun mal ein reizempfindlicher Hund. Da bleibt es nicht aus, dass mich einige Situationen immer noch stressen.
Wie ich es schaffe, noch öfter einen kühlen Kopf zu bewahren und was ich sonst noch lerne, berichte ich Euch gern beim nächsten Mal!
Haltet die Ohren steif!
Eure Paula