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Hund-Pferd-Fragen mit Conny Sporrer

 

Conny Sporrer leitet die Martin Rütter Hundeschule Wien und hält Webinare zum Thema „Pferd & Hund“. Mit Hund auf dem Pferderücken fühlt sie sich manchmal wie Pippi Langstrumpf.

www.martinruetter.com/wien

Wie viele / welche Tiere leben in deinem Haushalt?

Aktuell lebe ich mit meiner Mischlingshündin Semmerl aus dem griechischen Tierschutz zusammen. Meine Tinker Stute Mogli steht in einem tollen Offenstall.

Wie kam die Kombination aus Hund und Pferd zustande?

Seit ich denken kann, war es mein Traum, ein Pferd zu haben. Ich schätze, das liegt daran, dass ich mit Pippi Langstrumpf sozialisiert wurde ;). Ein Affe wurde es nicht, aber einen Hund zu haben, war seit jeher mein großer Wunsch. Und wenn ich Semmerl bei langen Ausritten mal zur Erholung ein paar Schritte mit auf den Sattel nehme, fühlt es sich auch ein bisschen so an.

Wie gut verstehen sich Hund und Pferd im Alltag?

Ich habe wirklich Glück. Sowohl mein Pferd als auch mein Hund verstehen sich gut, haben aber trotzdem Respekt voreinander. Ich finde das wichtig, denn ein Hund, der waghalsig vor die Hufe oder unter dem Pferd durch läuft, lebt sehr gefährlich. Aber ich spüre auch viel Vertrauen zwischen den beiden! Wenn Mogli im Wald mal wieder einen Säbelzahntiger hinter dem Busch erwartet, schicke ich Semmerl aktiv vor, um ihr zu beweisen, dass da nichts ist. Umgekehrt nehme ich Semmerl ab und zu mit in den Sattel oder mache auf dem Pferderücken ein paar Balance Übungen mit ihr, da muss sie dem Pferd auch vertrauen können – und das tut sie.

Viele Hunde haben ja durchaus Respekt vor Pferden. Wie war das erste Zusammentreffen? Wie hast du sie aneinander gewöhnt?

Die ersten Begegnungen waren so, dass Semmerl einfach mit im Stall war und sich alles aus der Entfernung ansehen durfte. Später machten wir erste gemeinsame Spaziergänge „an der Hand“. Aber schon nach kurzer Zeit übte ich ein bisschen Leinenführigkeit auf dem Reitplatz. Und schon kurz danach habe ich sie auf Ausritte (mal angeleint, mal freilaufend) mitgenommen.

Wie kann man Hunden die Angst vor Pferden nehmen?

Im ersten Schritt halte ich es für sehr wichtig, Hunde an den Anblick zu gewöhnen, d. h. sie an sicherer Stelle im Außenbereich des Reitstalls anzuleinen und das Treiben ein wenig beobachten zu lassen. Für erste Begegnungen sollte das Pferd wirklich super entspannt mit Hunden sein und sich auch bei Gebell nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich rate immer dazu, eine Hilfsperson dabei zu haben, die das Pferd führt – der Hund wird von dem bzw. der Halter:in an der abgewandten Seite geführt. Futtersuchspiele auf dem Weg (bitte immer vom Pferd weg) können ein bisschen Umlenkung bieten, sollten aber vorher schon ohne Pferd geübt worden sein.

Was sind noch Herausforderungen, was gab es für Probleme?

Ich bin der Meinung, dass es zu Beginn am Wichtigsten ist, einen sehr guten Erziehungsstand von Pferd und Hund – getrennt voneinander – zu erarbeiten. Ein Hund sollte auch zu Fuß gut leinenführig sein, einen zuverlässigen Rückruf und gegebenenfalls ein Stopp-Signal beherrschen. Darüber hinaus sollte die Mensch-Hund-Beziehung im Wesentlichen geklärt sein. Oft werde ich als Hundetrainerin in Reitställe gerufen, weil der Hund angeblich das Pferd „jagt“. Vielmehr ist es aber ein Begrenzen des Pferdes, während Frauchen oder Herrchen reiten, weil sich da aus Hundesicht plötzlich ein dritter Sozialpartner einmischt, den der Hund nicht kontrollieren kann. Ist der Hund also noch respektlos mit dem Menschen, begrenzt ihn viel und springt ihn an, sollte man erst einmal am Boden mit den vorherrschenden Themen beginnen.

Gleiches gilt auch für das Pferd. Ein Pferd sollte sich respektvoll gegenüber seinem Menschen verhalten, Respekt vor dessen Körper haben, nicht stupsen oder ihn umrennen. Darüber hinaus ist es wichtig, dem Pferd beizubringen, wirklich still stehen zu können, auch wenn an ihm „herumhantiert“ wird. Später einmal wird der Hund an die Schulter oder den Steigbügel springen (je nach Größe des Hundes), um angeleint oder belohnt zu werden. Da braucht es vorab ein gutes Anhalte- und Bleib-Training.

Hast du den beiden auch Kunststücke beigebracht? Wenn ja, wie hast du das gemacht?

Ich versuche immer wieder das Training von Pferd und Hund zu kombinieren. Deswegen habe ich auch meiner Stute Mogli das Apportieren eines Futterbeutels beigebracht. Ich lasse beide Tiere dann bleiben, werfe den Beutel und lasse sie abwechselnd apportieren. Semmerl kann auch um Gegenstände geschickt werden, weshalb ich Mogli manchmal stehen bleiben lasse und Semmerl dann um sie herum „reviert“. Auch hier ist wieder wichtig, dass alles erst einmal getrennt voneinander gut funktioniert, dann klappt es auch gemeinsam schnell wie am Schnürchen.

Nimmt das Pferd Rücksicht auf den Hund, passt es z. B. auf, dass es ihn nicht tritt?

Mogli tut das in der Regel und ich finde es nicht ganz optimal. Natürlich ist es immer wichtig, dass Verletzungen verhindert werden – eine Hundepfote wird immer gegen einen Pferdefuß verlieren. Jedoch lernt der Hund dadurch auch schnell, dass das Pferd ohnehin aufpasst und er nicht aufmerksam bleiben muss. Deswegen habe ich von Beginn an, auch ohne Pferd, das Signal „Ab“ trainiert, um den Hund im Notfall wegschicken zu können. Das lässt sich anfangs auch mit dem Fahrrad gut üben.

Bei Ausritten mit dem Hund muss er auch auf Distanz hören – was sind deine wichtigsten Tipps, damit das gut funktioniert?

Der Rückruf sollte eben auch ohne Pferd wirklich perfekt funktionieren (Quote mind. 95 %). Auf dem Pferd verzichte ich darauf, für meinen Rückpfiff ein Vorsitzen o. Ä. zu erwarten, der Hund soll nur in meine unmittelbare Nähe kommen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Rückruf immer wieder zu trainieren, auch wenn gar kein Bedarf da ist. So lernt der Hund, dass er sich einfach zwischendurch mal einen tollen Snack abholen darf und dann wieder weiter geschickt wird.

Was würdest du Menschen raten, die sich neben einem Hund auch ein Pferd anschaffen wollen?

Ich würde bei der Auswahl des Pferdes darauf Wert legen, dass dieses Hunde bereits kennt oder zumindest entspannt mit ihnen ist. Idealerweise ist der Hund auch nicht zu aufgeregt mit Pferden – das lässt sich beim Besuch eines Reitstalls natürlich vorab testen. Alles andere ist Trainingssache.

Warum ist es eine Bereicherung, mit beiden Tierarten zusammen zu leben? (Was sind die schönsten Momente?)

Im Einklang mit sich, seinen Tieren und der Natur zu sein, ist einfach magisch. Auch wenn der Weg dahin manchmal ein bisschen dauert oder steinig ist – er lohnt sich auf jeden Fall!