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Hund und Kaninchen - im Interview mit Michael Pfaff

 

Wie viele / welche Tiere leben in deinem Haushalt?

Wir leben aktuell mit 3 Hunden und 2 Kaninchen in einem Haushalt zusammen.

 

Wie kam die Wohngemeinschaft aus Hund und Kaninchen zustande?

Die Kaninchen sind eingezogen, weil es sich unsere 2 Töchter sehnlichst gewünscht haben. Grundsätzliche Bedingung war, dass die Kaninchen aus dem Tierheim / Tierschutz kommen und draußen im Garten artgerecht gehalten werden können. 

 

Wie war das erste Zusammentreffen?

Sehr entspannt! Die Hunde durften am Zaun zuschauen, haben aber gesehen, dass wir Menschen die Situation managen. 

 

Normalerweise sind Kaninchen für Hunde ja Beutetiere – wie hast du sie aneinander gewöhnt? 

Unser Goldie-Rüde Arthos hatte null Interesse. Bei Lätti, unserer Goldiedame, sah es etwas anders aus. Sie mussten wir mehr an die Kaninchen gewöhnen bzw. ihr beibringen, dass diese nicht gejagt werden. In der ersten Zeit haben wir mit ihr in der Nähe des Geheges Apportier- und Suchspiele gemacht, damit sie lernt, sich trotz des Reizes der Kaninchen auf uns zu konzentrieren. Zudem haben wir großen Wert auf den zuverlässigen Abruf vom Gehege gelegt. Da der Rückruf zu diesem Zeitpunkt bereits sehr gut funktionierte, war auch das Training „Abruf vom Gehege“ ein Klacks. 

 

Wie gut verstehen sich Hunde und Kaninchen im Alltag?

Alle leben mittlerweile völlig entspannt nebeneinander her. Jeder darf so leben, wie er es braucht, jedes Tier hat seinen Lebensraum. Die Hunde orientieren sich an uns und treffen nie selbst die Entscheidung, jagen zu gehen. Auch im Garten haben unsere Hunde ihre festen Liegestellen. Beschäftigung und Freilauf erfolgen nur auf unser Signal. 

 

Zeigen die Hunde sonst Jagdverhalten? Würden sie ein Kaninchen in freier Wildbahn jagen?

Wir waren erst vor kurzem an der Nordsee, dort gab es viele Kaninchen in freier Wildbahn. Lätti zeigte sehr großes Interesse an den Wildkaninchen und hätte sie gern gejagt. Man merkt also sehr deutlich, dass unsere Hunde zwischen den eigenen Kaninchen zuhause und den Kaninchen in freier Wildbahn unterscheiden. Das „Antijagdtraining“ muss daher in jeder neuen Situation wieder neu trainiert bzw. gefestigt werden.

 

Was sind die Herausforderungen, was gab es für Probleme?

Die Gewöhnung der Tiere untereinander erfordert sehr viel Zeit und Geduld der Tierhalter:innen. Dies wird sehr oft unterschätzt. Man malt sich immer in den schönsten Farben aus, wie ein Zusammenleben aussehen soll, doch die Realität ist oft anders. Der Hund an sich ist nun einmal ein Raubtier, während Kaninchen zu den klassischen Beutetieren von Hunden gehören. Auch wenn unsere Haushunde in aller Regel nicht mehr jagen, um sich zu ernähren, ist jeder Hund doch – mehr oder weniger – jagdlich motiviert. Jagen macht Hunden einfach Spaß! Da viele Hunde heutzutage aber leider oft nur durch „Gassigehen“ ausgelastet werden, wird ihre jagdliche Motivation nicht befriedigt. Unsere Hündin Lätti beschäftigen wir mit Apportier- und Futtersuchspielen, Suche, Mantrailen, Fährtenarbeit etc. Durch diese Beschäftigung kann sie ihre jagdliche Motivation ausleben, zudem lenken wir ihre Aufmerksamkeit auf uns. Dadurch hat sie in unserem Beisein kein Interesse mehr, allein auf Kaninchenjagd zu gehen. 

 

Kuscheln die auch mal zusammen? Oder hat das Kaninchen zu viel Angst / Respekt?

Der Instinkt der Tiere lässt sich nicht wegzaubern. In der Natur ist es eben nicht normal, dass Hunde und Kaninchen miteinander kuscheln, denn Kaninchen flüchten aus Angst, gefressen zu werden. 

Deshalb kuscheln unsere Kaninchen mit unseren Mädchen, rennen aber vor den Hunden weg.

 

Was würdest du Menschen raten, die sich neben einem Hund auch Kaninchen anschaffen wollen?

Man muss für beide Tierarten Lebens- und Ruhezonen schaffen, um eine annähernd artgerechte Haltung zu ermöglichen. Außerdem müssen die unterschiedlichen Motivationen beider Tierarten beachtet und befriedigt werden. Hunde müssen lernen, dass die Kaninchen zur Familie gehören. Zudem darf es keinen Kontakt ohne Beisein des Menschen geben, der Mensch regelt und greift im Notfall ein. Dies ist wichtig, um etwaige Stresssituationen für beide zu vermeiden.

Eine der wichtigsten Fragen, die vorab geklärt werden muss: Was passiert, wenn der Hund, trotz professioneller Hilfe, seine jagdliche Motivation nicht in den Griff bekommt? Notfalls muss dann über eine Abgabe eines der Tiere nachgedacht werden.

 

Warum ist es eine Bereicherung, mit beiden Tierarten zusammen zu leben? (Was sind die schönsten Momente?) 

Für mich ist der schönste Moment, wenn ich sehe, dass sich meine Kinder feinfühlig auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Tiere einlassen können. Svea findet es schön, Verantwortung zu übernehmen. Finja sagt: „Ich geh am liebsten zu den Kaninchen und erzähle ihnen von meinen Gefühlen, das weiche Fell beruhigt mich!“