Linkes Ohr abknicken vor dem Abbiegen – ein Führerschein für Hunde?
Wir haben mit Christiane Reeg von Martin Rütter DOGS Esslingen/Nürtingen gesprochen, was beim DOGS Hundeführerschein überprüft wird und warum man an der Prüfung zum DOGS Hundeführerschein mit seinem Hund teilnehmen sollte.
Wie sinnvoll ist ein Hundeführerschein? Hunde haben schließlich keinen Motor und mit dem Hundeschlitten nimmt bei uns ja nun auch niemand am Straßenverkehr teil ...
In der heutigen Zeit nehmen wir Hundemenschen unsere Hunde als Begleiter fast überall mit hin. In die Stadt, ins Café, ins Restaurant, in den Wald, in Parks und auch zum Sport, zum Joggen oder Fahrradfahren. An all diesen Orten treffen wir andere Menschen, mit und ohne Hund. so entstehen Begegnungen, in denen Rücksichtnahme oberstes Gebot ist. Denn niemand möchte sich durch einen Hund belästigt fühlen und niemand darf durch einen Hund gefährdet werden.
Hunde haben eigene, ihrer Art entsprechende Bedürfnisse, sie haben ihre eigene Sprache und kommunizieren ganz anders als der Mensch. Mit dem Wissen, dass beim DOGS Hundeführerschein vermittelt wird, kann der Mensch seinen Hund lesen und verstehen lernen. Man kann mit ihm in Kommunikation treten und ihm so ein hundegerechtes Leben bieten und sich sicher mit ihm im Alltag bewegen.
Welche Übungen muss der Hund beherrschen, um den DOGS Hundeführerschein zu bestehen?
Bei der Prüfung des DOGS Hundeführerscheins sind all die Signale im Fokus, die dazu nötig sind, den Hund im Alltag sicher zu führen. Das Laufen des Hundes an lockerer Leine oder frei auf Signal nah neben seinem Halter vermittelt anderen Menschen / Verkehrsteilnehmern nicht nur, dass der Mensch seinen Hund „unter Kontrolle“ hat, es ist auch ein Zeichen für gegenseitigen Respekt. Übungen wie bspw. die Impulskontrolle, das Abrufen aus dem Freilauf oder das Einüben eines Abbruchsignals führen dazu, dass der Hund keine anderen Menschen / Verkehrsteilnehmer gefährdet oder belästigt und fördert ein harmonisches und wertschätzendes Miteinander.
240 Theoriefragen, das ist ja eine ganze Menge Wissen, das gelernt werden muss. Warum soll ein Hundehalter denn beispielsweise überhaupt wissen, welche Temperatur ein Hund normalerweise hat? Dafür gibt es doch schließlich den Tierarzt!
Um die vollumfängliche Verantwortung für seinen Vierbeiner übernehmen zu können, gehört ein Grundwissen zu Themen wie Verhalten, Kommunikation, aber auch Gesundheit dazu. Jeder Mensch sollte sich also mit dem Tier, mit dem er sein Leben teilt, auskennen. Der Hund kann ja nicht sagen, ob er krank ist oder nur müde vom Toben. Um einschätzen zu können, ob die Fahrt zum Tierarzt notwendig ist (und ob ich mir unnötige Kosten sparen kann), sind Grundkenntnisse wie z. B. über die Körpertemperatur wichtig. Es wird ja kein Fachchinesisch abgefragt. Es geht um Grundlagen, die jeder Hundehalter kennen sollte, um optimal auf die Bedürfnisse seines Hundes eingehen zu können. Auch das ist eine Grundlage der artgerechten Haltung von Tieren. Der bestehende Frage- und Antwortkatalog erleichtert das Lernen und nicht alle Fragen sind so abstrakt, wie die nach der Körpertemperatur. Ab Herbst wird es zusätzlich das Buch zum DOGS Hundeführerschein geben, in dem das Wissen detailliert erläutert wird.
Ist es nicht viel sinnvoller, die Begleithundeprüfung abzulegen?
Die Begleithundeprüfung orientiert sich weder an den Bedürfnissen des Hundes, noch an der Lebenswelt seines Menschen. Es dürfen beispielsweise nur Hörzeichen verwendet werden, obwohl der Hund hauptsächlich über visuelle Signale kommuniziert. Bei der DOGS Hundeführerscheinprüfung dürfen dagegen selbstverständlich sowohl Hörzeichen als auch Sichtzeichen verwendet werden. Beim DOGS Hundeführerschein lernt der Mensch zudem, richtig einzuschätzen, auf welcher Seite er seinen Hund führen muss, um sicher durch eine Situation zu kommen, wie z. B. an einem spielenden Kind vorbei zu laufen. Wenn der Hund aber, wie in der Begleithundeprüfung gefordert, nur links „Fuß“ laufen kann, sind angespannte Situationen vorprogrammiert.
Hast Du selbst mit Deiner Hündin auch eine Hundeführerscheinprüfung oder eine ähnliche Prüfung abgelegt? Und können sich Kunden bei Dir auf den DOGS Hundeführerschein vorbereiten bzw. dann auch die Prüfung ablegen?
Ich selbst habe mit meiner Lila die Therapiebegleithundeprüfung durchlaufen und hätte mir zu diesem Zeitpunkt sehr gewünscht, dass es eine individuellere, an meinem Arbeitsumfeld orientierte, Option gegeben hätte. Das sture Einüben eines bestimmten Prüfungsablaufs erinnerte mich sehr viel mehr an ein Tricktraining, in dem man „Tricks“ wie „Fuß“, „Sitz“ und „Bleib“ in einem festlegten Schema aneinanderreiht. Mit dem Alltag, indem ich mich mit Lila damals beruflich bewegt habe, hatte das sehr wenig zu tun. Es ergab sich keine Möglichkeit, mit unseren individuellen Stärken zu punkten oder unsere Schwächen mit alternativen Signalen zu umgehen. Zumal Lila und ich, wie viele andere auch, auf einer eingezäunten Wiese nie ein Problem hatten. Das Ziehen an der Leine oder das Ignorieren des Rückrufs tauchten nur im Alltag auf. Das ist ja eben das Schöne am DOGS Hundeführerschein, dass zum einen die Aufgaben nicht in einer immer gleichbleibenden Reihenfolge abgefragt werden und die Prüfung auch nicht auf einem eingezäunten Platz stattfindet.
Ein paar Worte zu deiner Hundeschule:
In meiner Arbeit ist es mir ein besonderes Anliegen, individuell sowohl auf die Hundehalter als auch auf die Bedürfnisse des Hundes einzugehen. Die Menschen lernen, mit ihren Hunden in Kontakt zu treten, um einen möglichst artgerechten Umgang mit ihnen pflegen zu können. So bleibt der Hund motiviert, stets weiter zu trainieren und das Mensch-Hund-Duo kann immer weiter zu einem Team zusammenwachsen. Auch in Gruppenstunden ist es mir wichtig, individuell auf die Kunden einzugehen. Die Hundehalter sehen in der Gruppe die Unterschiede der hundlichen Charaktere und die Wichtigkeit und Erfolgschancen der verschiedenen Herangehensweisen im Training. Individualität, Ehrlichkeit, Transparenz und Humor: das sind meine persönlichen Grundpfeiler innerhalb der Trainingsphilosophie nach DOGS.