Interview mit Sandra Sauer zum Thema "Tiersuche / Pettrailer"
Sandra Sauer ist Leiterin und Trainerin der Hundeschule Bad Dürkheim / Ludwigshafen und beantwortet den Fragebogen: Dogs with Jobs. - Martin Rütter Hundeschule Bad Dürkheim / Ludwigshafen
Was macht für dich die Faszination aus, gemeinsam mit deinem Hund auf Tiersuche zu gehen?
Ich war schon immer fasziniert vom Geruchssinn unserer Hunde. Was sie mit ihrer Nase leisten können, übersteigt trotz aller bisherigen Forschung unsere Vorstellungskraft. Hinzu kommt, dass jährlich ca. 300.000 Tiere in Deutschland verschwinden. Die Halter:innen sind verzweifelt. Als ich die Tiersuche bei K9® kennenlernte, wollte ich aktiv werden. Inzwischen leite ich die ehrenamtliche Staffel der K9® Tiersuche Vorderpfalz.
Wie bringt man einem Hund bei, nach vermissten Tieren zu suchen?
Das Mensch-Hund-Team wird erst in der Personensuche aufgebaut. Ab einem gewissen Ausbildungs- und Prüfungsstand geht die Ausbildung zum Tiersucher los. Hier werden gezielt Situationen trainiert, die typisch für den Sucheinsatz bei Tieren sind. Hinzu kommen Schulungen in Einsatztaktik, Kartenerstellung usw. Schließlich folgt die Prüfung zum Tiersucher-Team.
Sucht dein Hund alle Tiere, auch Katzen, obwohl er die vielleicht nicht mag?
Ja. Bei der Tiersuche geht es nicht um Sympathie oder gar um Jagdverhalten. Die Hunde sind mit Riesenfreude dabei, weil sie die Art der Beschäftigung lieben. Gerade wenn die Vierbeiner sehr oft zu Übungszwecken Menschen gesucht haben, finden sie es spannend, mal einem anderen Geruch folgen zu dürfen. Was man jedoch merkt, ist, wie "gestresst" die Spur des entlaufenen Tiers riecht. Ein Beispiel: Ein Hund, der zum Jagen abgehauen ist, ist dabei ziemlich happy – und so riecht auch seine Spur. Während ein Hund, der vor Schreck entlaufen ist, eine Spur voller Stresshormone hinterlässt. Die Suchhunde nehmen das wahr.
Treibt man ein vermisstes Tier nicht eher weiter, wenn man mit dem Hund auf seiner Spur ist?
Das kann tatsächlich passieren. Deshalb überlegen wir bei jedem Fall, der bei uns eingeht, genau, ob ein Einsatz sinnvoll ist. Einen jagdlich motivierten Hund würden wie erst mal nicht suchen gehen, da solche Hunde in der Regel in die Nähe des Entlauforts zurückkehren. Doch selbst wenn es nicht zum Einsatz kommt, helfen wir. Mit geschulten Beratenden die ständig mit den Tierhaltenden in Kontakt stehen und sie anleiten, wie man z. B. eine Heimwegschleppe legt.
Was war euer spannendster / skurrilster Einsatz?
Im Hochsommer haben wir mal eine 15 Jahre alte Hündin gesucht. Sie war in einem dichten Wald bereits fünf Tage abgängig. Ein Notfall! Wir fanden sie an einem Abhang; sie war entkräftet, aber sie lebte. Wir weinten alle, als wir sie fanden.
In den seltensten Fällen kann man ja wirklich direkt ein vermisstes Tier finden. Ist das für den Hund nicht frustrierend, wie fängst du ihn da auf?
Ein Direktfund ist immer großartig, aber tatsächlich nicht die Regel. Wir bleiben mit unseren Suchhunden ständig im Training und fangen sie durch gezielt geplante Trails auf, bei denen sie Erfolg haben – auch mal bei der Suche nach einem anderen Hund. Zudem wird durch die Erfahrung als Tiersucher-Team auch eine gewisse "Einsatzhärte" aufgebaut.
Wie hat sich durch die Tiersuche die Beziehung zwischen dir und deinem Hund verändert?
Sie ist noch inniger geworden. Wir sind ein Team, wir verlassen uns aufeinander. Er weiß, dass ich nie über seine Grenzen gehen würde. Daher haben wir auch nach Jahren noch großen Spaß an dieser gemeinsamen Arbeit.