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Die Top 5 Hunde-Unarten

 

„Unarten“ von Hunden sind meist völlig normale und arttypische Verhaltensweisen, die lediglich beim Menschen als unerwünscht gelten – diese Lanze möchte ich gleich zu Beginn für unsere Vierbeinigen Begleiter brechen. Während in der Wildnis lebende Hunde munter ihr natürliches Verhalten ausleben dürfen, müssen Haushunde weitgehend den Anforderungen der menschlichen Gesellschaft gerecht werden. Dies ist aber auch legitim, schliesslich fand die Domestikation vom Wolf zum Hund auch über Anpassung statt. Entwicklung und Veränderung gehören eben einfach zum Leben dazu. Viele Hundehalter beschreiben ihren Erziehungsstil gerne als „antiautoritär“ und sagen stolz Sätze wie: „Bei mir darf er ganz Hund sein.“ Dies würde aber unzählige Freiheiten für Hunde bedeuten, die wir alleine aus Sicherheitsgründen gar nicht gewähren könnten. Das Gute ist: Unsere Haushunde sind soziale Rudeltiere und lieben es folglich, sich in klaren Strukturen mit konsequenten Regeln wiederzufinden. Dennoch: Viele Anforderungen der Menschen sind für Hunde eher unnatürlich und fremd, daher sind wir es ihnen auch schuldig, ihnen geduldig beizubringen, was wir eigentlich von ihnen wollen …

1. LEINEZIEHEN
Das Gehen an der Leine ist mit Sicherheit eine der unnatürlichsten Anforderungen an den Hund. In keinem natürlichen Rudel der Welt führt der Leithund seine Rudelkumpanen an einer begrenzenden Schnur oder verlangt gar, dass keiner vor ihm gehen darf. Umso mehr muss man Hunde behutsam und in vielen kleinen Trainingssequenzen daran gewöhnen, dass ein lockeres Gehen an der Leine das erwünschte Verhalten und dass Ziehen wirklich unerwünscht ist. Leider gewöhnen die Menschen ihre Hunde aber tagtäglich daran, dass Ziehen sie weiterbringt: ob zur Hundewiese, zum nächsten Laternenpfahl oder zum Spielekumpel – der Hund zieht und der Mensch folgt ihm. Im ersten Schritt sollte also jegliches Ziehen eben nicht zum Ziel führen und für den Hund nicht erfolgreich sein. Ein wenig Abhilfe kann man schaffen, indem man zwei Modi einführt - Geschirr und Halsband. Ist die Leine am Ersterem befestigt, darf der Hund auch mal ein klein wenig ziehen (mehr aber auch nicht), ist die Leine am Halsband festgemacht, wird - natürlich angepasst an die jeweilige Reizlage - Leinenführigkeit trainiert. Damit schafft man für sich und den Hund klare Abgrenzung und muss nicht gleich in jeder noch so schwierigen Situation schon perfekt leinenführig unterwegs sein.

2. MARKIEREN
Gleich vorweg: Sowohl Rüden als auch Hündinnen zeigen Markierverhalten. Und sie tun dies unter anderem durch Urinieren und Koten. Gerade in der Stadt sorgen diese unzähligen Pipi-Flecken aber für reichlich Ärger – und das völlig zu Recht. Es ist einfach niederträchtig, Hunde gegen Dinge pinkeln zu lassen, die jemandem gehören und einen Wert darstellen, seien es Häuserwände, Autos oder Blumentöpfe. Dazu muss man natürlich wissen, dass dieses Markieren kein dringendes Lösebedürfnis des Hundes ist. Vielmehr geht es den Vierbeinern darum, sich für Artgenossen an vielen bzw. wichtigen Stellen erkennbar zu machen. Dieses Erkennungsbedürfnis kann sowohl territorial, sexuell, jagdlich oder sozial motiviert sein. Völlig unabhängig vom Grund ist es aber wie gesagt ein No-Go an den eben genannten Stellen. Hunde können absolut einfach lernen, ihre Blase zu lösen (nämlich ein bis zwei Mal im Laufe des Spaziergangs und dann auch länger) und haben kein Problem damit. Im Gegenteil, sie sind mit Sicherheit auch entspannter. Stress könnte es etwa bedeuten, wenn sie die ganze Straße rauf und runter markiert haben und ihnen dann ihr Erzfeind aus dem Nachbarblock entgegenkommt – das Aggressionspotenzial ist dann natürlich größer, schließlich wurde doch das Territorium eindeutig abgesteckt. Wie also lösen? Gehen Sie einfach weiter, wenn Ihr Hund zum Markieren ansetzt. Rucken Sie nicht an der Leine, sprechen Sie ihn nicht an, führen Sie Ihren Weg einfach unbeirrt fort und nehmen Sie Ihren Vierbeiner mit. Würden Sie obendrein nämlich jedes Mal auch noch warten, bis Ihr Hund die richtige Stelle zum Markieren gefunden hat und dann ein paar Tröpfchen herausquetscht, suggerieren Sie ihm natürlich auch, dass er die Orientierung auf dem Spaziergang vorgibt und Sie sich nach ihm richten. Wenn Sie dann einmal möchten, dass er Ihrem Rückruf folgt oder nicht trödeln soll, könnte es mühsam werden. Übrigens gilt diese Regel natürlich nur für das Gehen an der Leine, im Freilauf können und dürfen Hunde natürlich auch markieren ... nur bitte nicht an fremdem Eigentum.

3. ANSPRINGEN
Anspringen ist wohl eine Unart, die fast ausschließlich gegenüber dem Menschen gezeigt wird. Es gibt kaum Hunde, die einen fremden Artgenossen zur „Begrüßung“ mit voller Wucht in den Bauch stoßen würden. Nun hat der Mensch natürlich auch oft zugelassen, dass sich ein solches Verhalten wunderbar etablieren lässt, indem er dem Hund seine volle Aufmerksamkeit schenkt, sei es durch eine erwidernde Begrüßung oder eine Rüge – Hauptsache Reaktion, die dem Hund als positiver Verstärker für sein Verhalten reicht. Fazit also: Nichts ist hilfreicher als Ignoranz! Aber es darf auch ein bisschen mehr sein, wenn das nicht reicht. Ein gut getimter Schritt auf den Hund zu, kurz nachdem er ab- gesprungen ist, verleiht Ihrer Individualdistanz weiteren Raum und wird den Hund beeindrucken.

4. BESUCHER BEDRÄNGEN
Besucher als Erstes zu „begrüßen“ haben viele Hunde perfektioniert. Oft kombiniert mit dem oben erwähnten Anspringen rasen Sie ungestüm zur Türe und zwingen Besuchern, ob erwünscht oder nicht, ihr Begrüßungszeremoniell auf. Dabei könnte es so einfach und stressfrei für Mensch UND Hund laufen: Bringen Sie Ihrem Hund ohne Ablenkung erst einmal entspannt bei, auf Signal auf einen Platz in der Nähe der Türe (etwa im Wohnzimmer mit Sicht auf den Eingangsbereich) zu gehen. Dazu sollte nun immer mehr Ablenkung eingebaut wer- den, sodass es auch mal unter einer stärkeren Reizlage klappt, dass der Hund auf den Platz geht. Ganz wichtig: Belohnen Sie ihn auch immer für das Bleiben und Aushalten. Wenn zwischendurch Besucher kommen und das Bleiben auf dem Platz noch nicht so sicher funktioniert, kann der Hund, bevor der Besucher kommt und auch danach, auf seinem Platz angeleint werden, bis er sich beruhigt und entspannt hat. Dies hat den Vorteil, dass Sie sich ruhig um Ihre Gäste kümmern können, während der Hund ignoriert wird und dabei lernt: Je schneller ich mich beruhige, desto schneller werde ich abgeleint und darf achtsam Hallo sagen.

5. ÜBERMÄSSIGES BELLEN
Es gibt natürlich unzählige Gründe und Motivationen für Hunde zu bellen. Manchmal möchten Sie damit alarmieren, manchmal ist ihnen langweilig, oft fordern sie, sind frustriert und verleihen ihrem Unmut oder ihrer Unsicherheit Ausdruck. Diese Aufzählung könnte ewig fortgeführt werden. Bleiben wir jedoch vorerst beim typischen Bellen zu Hause, etwa wenn der Hund draußen etwas hört. Oftmals geht dem Bellen ein so- genanntes „Warnwuffen“ voran, quasi ein Bellen mit verschlossenem Maul, das die anderen Rudelmitglieder warnen soll: „Leute hier ist irgendwas ...“. Nun reagiert der Mensch meist noch nicht und ignoriert den Hund für gewöhnlich in seinem Anliegen. Dann wird das Geräusch für den Hund aber deutlicher und er sieht das dringende Bedürfnis, sich selbst darum zu kümmern, da sein Mensch ja keine große Unterstützung für ihn darstellt. Er rennt also mit vollem Karacho Richtung Türe und gibt ordentlich Laut. Richtig wäre aber Folgendes: Nachdem der Hund wufft oder bellt, ignoriert der Mensch vorerst das Verhalten und geht z. B. in Richtung des Geräusches. Er „checkt“ die Lage selbst kurz ab und nimmt dann seinen Hund wieder mit. So versteht der Hund, dass seine Warnungen ernst genommen werden und auch sein Mensch bestens geeignet ist, um für territoriale Sicherheit zu sorgen.

Ein Artikel unserer Kollegin Conny Sporrer von der Martin Rütter Hundeschule Wien