Freilauf? Aber sicher!
Was für ein herrlicher Tag! Die Luft ist klar und riecht nach Moos, die Sonnenstrahlen fallen durch Zweige der dichten Bäume. Ideales Wetter für einen Spaziergang mit dem Hund. Doch kaum ist Harry von der Leine, prescht er auch schon los und legt binnen weniger Sekunden Hunderte von Metern zurück. Kein Blick nach hinten zu seinem Frauchen. Die ruft Harry nicht mal mehr, weiß sie doch, es würde sowieso nichts bringen. Und meistens kommt der Rüde ja bald wieder zurück. Er muss sich eben mal so richtig austoben können. Aber wirklich wohl ist Harrys Halterin dabei nicht. Was, wenn Harry ein Reh sichtet und dann wirklich mal auf und davon ist? Was, wenn er sich im Dickicht verfängt und ernsthaft verletzt? Oder ein Wildschwein aufstöbert, das ihn angreift? Es könnte doch alles so schön sein: ein entspannter Spaziergang mit einem freilaufenden und dennoch achtsamen Hund. Einfach traumhaft … Vielen Hundehaltern ist es sehr wichtig, dass ihr Vierbeiner draußen frei laufen darf, völlig losgelöst. „Der muss doch auch mal rennen können“, bekommt man als Trainer oft zu hören. Na klar, darf er auch!
Ein paar grundlegende Dinge sollten vorab geklärt sein:
» Wie aufmerksam ist der Vierbeiner seinem Halter gegenüber generell sowie unter Ablenkung?
» Kennt der Hund ein Rückrufsignal, und reagiert er darauf zuverlässig?
» Welche Interessen verfolgt der Hund draußen? Ist er jagdlich motiviert und reagiert auf sich bewegende Reize, oder findet er Artgenossen schon von weitem sehr spannend?
» Womit kann man seinen Vierbeiner beim Spaziergang beschäftigen, was macht beiden – Hund und Halter – gleichermaßen Spaß?
Wer agiert, wer reagiert?
Oft berichten Hundehalter, dass ihr Vierbeiner ihnen zu Hause ständig nachläuft und sehr gut auf Ansprache reagiert – aber sobald er draußen ist, scheint eine völlige Taubheit einzutreten. Auch der Blickkontakt wird nicht mehr gesucht, und anstatt dem Menschen zu folgen, läuft der Vierbeiner fröhlich vorne weg. Alles scheint ihm wichtiger, als auf seinen Menschen zu achten.
Hier sollte sich der Mensch als Erstes die Frage stellen: Wie oft reagiere ich im Alltag auf meinen Hund, und wie oft kann ich dasselbe von ihm verlangen? Ein Mensch, der ständig auf alles eingeht, was sein Hund einfordert, wird schnell zum „Dienstleister“. Doch in einer ausgewogenen Verbindung dürfen beide Partner Forderungen stellen und „gehört“ werden. Es kommt eben auf die Schwerpunkte an. Ein Hund, der zu Hause auf der Couch lümmelt und seine Streicheleinheiten einfordert, muss draußen kein Ignoranzbolzen sein. Aber wenn eben dieser Hund beim Spaziergang die Ohren auf Durchzug stellt und seinen Halter keines Blickes mehr würdigt, dann ist es durchaus angebracht, daheim andere Strukturen zu schaffen. Dann ist die Couch ein Privileg, das nur nach „Genehmigung“ des Halters zugestanden wird. Das Körbchen wird vom Hund nicht nur aufgesucht, um einen erbettelten Knochen zu kauen, vielmehr schickt der Mensch den Hund immer wieder einmal aktiv ins Körbchen und fordert ihn auf, dort auch für einige Zeit zu bleiben. Und die Schnauze, die stupst, erhält nicht sofort einen Keks, ständiges Fordern des Hundes wird nicht mehr mit Aufmerksamkeit belohnt. Hierbei ist wichtig zu bedenken: Auch ein „Nein, es gibt jetzt nichts!“ oder ein „Lass das sein!“ ist eine Form von Aufmerksamkeit. Zwar hat der Hund noch nicht erreicht, was er eigentlich möchte. Doch zumindest scheint der Mensch ja verstanden zu haben, dass der Hund etwas möchte. Und da die Menschen aus Sicht des Hundes oftmals einfach länger brauchen, bis sie etwas verstehen, bleibt er dran. Denn die Aufmerksamkeit, auch wenn es eigentlich „negative“ Aufmerksamkeit war, bestätigt ihn in seinem Verhalten. Er lernt, dass es Sinn macht, weiter zu fordern. Ignoriert der Mensch dagegen das unerwünschte Verhalten des Hundes, indem er diesen weder anfasst, noch anschaut oder anspricht, auch nicht um ihn zu korrigieren, wird der Hund sein Verhalten irgendwann einstellen. Denn wenn keine Reaktion erfolgt, macht es für den Hund keinen Sinn, weiter zu fordern. Dabei ist es egal, welche Mittel der Hund einsetzt, um seine Forderungen durchzusetzen: Die Pfote, die beim Futterbetteln erhoben wird. Die Schnauze, die ständig an die Hand des Menschen stupst, um Streicheleinheiten einzufordern. Der aufgeregt hochhüpfende Vierbeiner, der als erstes begrüßt werden möchte.
Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut
Natürlich sollte man nun nicht ständig und in allen Situationen mit Ignoranz dem Hund gegenüber reagieren. Doch immer sollte klar sein, dass der Mensch die Entscheidung trifft. Er entscheidet, ob er auf eine Spielaufforderung reagiert oder nicht, ob also ein Spiel stattfindet oder nicht. Und selbstverständlich brauchst Du Deinen Hund nicht zu ignorieren, wenn er beginnt, die Wohnungseinrichtung zu zerstören, indem er den Schrank ankaut, den Teppich zerreißt oder Deine Brille vom Tisch klaut. In diesen Situationen hilft Ignoranz leider nicht, da das Verhalten für den Hund selbstbelohnend ist, denn er hat die Brille bzw. den Teppich ja erbeutet bzw. erfährt Befriedigung durch das Kauen an den Möbeln.
Doch auch Aufmerksamkeit in Form eines Verbots kann hierbei zu einer Verstärkung des Verhaltens führen. Nehme daher Deinem Hund die Brille ab, und überlege danach, wie Du in Zukunft vermeiden kannst, dass Dein Hund durch solche Handlungen Aufmerksamkeit bekommt. Durch die Veränderung dieser Strukturen im Alltag lernt Dein Hund, dass Deine Aufmerksamkeit sozusagen ein „kostbares Gut“ ist, auf das er besser reagiert, wenn es ihm geboten wird. So wird er auch draußen besser darauf reagieren, wenn Du ihn ansprichst. Hier sind wird dann schon beim nächsten Problem: Viele Menschen sprechen gern mit ihrem Hund, gerade in Zeiten, in denen der Hund nicht nur Familienmitglied, sondern oftmals auch einziger Lebenspartner und damit Lebensmittelpunkt vieler Menschen ist. Als geduldiger Zuhörer bekommt er nicht selten die Erlebnisse des Tages in aller Ausführlichkeit geschildert, immer wieder vermischt mit persönlicher Ansprache: „Du glaubst es nicht, Kimba, was ich heute erlebt habe.“ „Kimba, die Menschen sind einfach unglaublich.“ So geht es in einem fort… Der Hund lernt dabei nicht nur abzuschalten, wenn der Mensch anfängt, zu sprechen, er lernt auch, dass sein Name offensichtlich keine große Bedeutung hat. Denn es passiert ja nichts, was für ihn wichtig wäre. Dabei sollte der Name des Hundes für diesen eigentlich die Bedeutung haben: „Achtung, mein Hund, ich spreche mit dir. Du bist jetzt gerade gemeint, und es passiert etwas, das dich betrifft.“
„Schau mal!“
Daher ist es häufig sinnvoll, dem Hund ein sogenanntes Aufmerksamkeitssignal beizubringen. Dies kann ein kurzes Wort sein, wie „Schau“ oder „Look“; es kann aber auch ein Geräusch sein, wie das Schnalzen mit der Zunge. Das Signal soll für Bello lediglich bedeuten: Nimm Kontakt zu mir auf, auch aus der Distanz. Näherzukommen braucht der Vierbeiner hierfür nicht. Es geht nur um den Blickkontakt zu seinem Menschen – eben um die Aufmerksamkeit.
Um Deinem Hund das neue Signal beizubringen, hältst Du ein paar Leckerchen bereit und wartest einen Moment ab, in dem Dein Hund zufällig zu Dir schaut. In diesem Augenblick fügst Du das neue Signal hinzu, Du sagst also z. B. „Schau“. Danach folgt eine für den Hund spannende Handlung, er darf das Leckerli fressen, ihm vielleicht vorab noch hinterherjagen oder es fangen. Natürlich könntest Du stattdessen auch ein Spiel mit Deinem Hund beginnen. Da Du diese Übung jedoch nun häufiger hintereinander wiederholen möchtest, ist Futter hierfür meist besser geeignet. Denn hat Dein Hund noch nicht gelernt, einen Gegenstand, den Du zur Belohnung wirfst, zurückzubringen, brauchst Du unter Umständen lange, bis Du die Übung weiter trainieren kannst. Auch starke Erregung des Hundes durch körperliche Spiele führt in der Regel dazu, dass eine längere Pause notwendig wird.
Nun übst Du dies immer wieder, und zwar erst einmal unter geringstmöglicher Ablenkung: Blick – Signal – Belohnung/spannende Beschäftigung. Achtung: Das Signal wird noch nicht vor dem Blickkontakt gegeben! Es dauert eine Weile, bis Dein Hund die neue Vokabel gelernt und mit dem „Schau“ eine konkrete Handlung verknüpft hat. Erst nach etlichen Wiederholungen kannst Du testen, ob Dein Vierbeiner reagiert und Dich anschaut, wenn Du ihm das neue Signal gibst. Warte dazu auf einen Augenblick, in dem Dein Hund Dich gerade nicht anschaut, aber auch nicht mit einer anderen spannenden Aktivität beschäftig ist. Würde er gerade intensiv an einer Stelle schnüffeln oder eine Spur verfolgen, ist die Ablenkung für Deinen Hund unter Umständen noch zu groß. Steht er aber einfach nur da und schaut in die Gegend, und wendet Dir auf Dein Aufmerksamkeitssignal hin seinen Blick zu, dann weißt Du, dass er verstanden hat, worauf es ankommt.
Beginne das Training für das Signal „Schau“, wenn Dein Hund sich in Deiner Nähe befindet. Dein Hund soll ja nicht etwa lernen, dass er zu Dir herankommen soll, um die Belohnung zu erhalten, da Du ihm sonst beibringen würden, dass „Schau“ das neue „Hier“ sein soll. Reagiert Dein Hund zuverlässig auf das neue Signal in Deiner Nähe, kannst Du die Distanz zu Dir steigern. Hat Dein Hund gelernt, einen Ball zu apportieren, kannst Du diesen nun nutzen, um Deinem Hund klar zu machen, dass wirklich nur der Blickkontakt gewünscht ist. Werfe den Ball möglichst hinter Deinen Hund, sodass eine Aktion von Dir weg stattfindet. Alternativ kannst Du Deinem Hund nun auch andere Signale geben, wie z. B. das Signal „Sitz“ oder „Platz“, sodass er lernt, dass es Sinn macht, auf das Aufmerksamkeitssignal hin zu Dir zu schauen, da dann weitere Übungen folgen. Als nächstes gilt es nun also, das neue Signal in verschiedenen Situationen und unter steigender Ablenkung zu trainieren. Auch beim täglichen Spaziergang an der Leine.
Apropos Leine
Die Leine darf gern länger sein. Solange der Hund noch nicht frei, also ohne Leine, rennen darf, ist eine Schleppleine von großem Nutzen. Diese sollte zwischen fünf und zehn Metern lang sein. Bei weniger als fünf Metern kann man nicht wirklich auf Abstand trainieren; bei mehr als zehn Metern hat der Mensch sehr viel „Material zu wickeln“, wenn er die Leine aufnehmen will. Denn die Leine bleibt erst einmal in der Hand des Halters. Schrittweise wird nun das Gefühl der leinenlosen Freiheit geübt mittels dem Aufmerksamkeitssignal und dem Rückruf. Ein zuverlässiger Rückruf ist eines der wichtigsten Basics überhaupt. Denn nur ein Hund, der kommt, wenn man ihn ruft, kann auch frei laufen. Wie bei dem Aufmerksamkeitssignal gilt auch hier: Zuerst wird ohne Ablenkung geübt, danach wird jene allmählich gesteigert.
Anfangs lockst Du Deinen Vierbeiner mit freundlicher, auffordernder Körpersprache zu Dir. Kurz bevor Dein Hund Dich erreicht hat, sprichst Du Dein Rückruf-Signal aus, also z. B. das Wort „Hier“, und belohnst Deinen Hund dann mit einem kurzen, innigen Spiel. Der Hund darf dabei geknuddelt, gelobt und gefüttert werden, er soll merken, dass er willkommen ist und dass es schön ist, bei Dir zu sein. Mit einem kurzen Freigabesignal löst Du die Übung dann wieder auf. Das Rückrufsignal gibst Du im Laufe des Trainings immer früher, bis Dein Hund das Signal erlernt, also mit der Handlung „zu Dir kommen“ verknüpft hat, sodass Du es als neues Signal nutzen kannst, um Deinen Hund zu Dir zu rufen.
Training in kleinen Schritten
Im Idealfall steigerst Du die Ablenkung beim Training der beiden Signale in so kleinen Schritten, dass Dein Hund es möglichst immer schafft, zu reagieren. Je weniger Fehler hierbei passieren, desto zuverlässiger wird Dein Hund die Signale erlernen. Vor allem zu Beginn solltest Du lieber sehr kleinschrittig trainieren, damit es nicht zu einer Fehlverknüpfung kommt. Hat Dein Hund gar keine Vorstellung davon, dass er noch anders als gewünscht auf das jeweilige Signal reagieren könnte, wird sich die gewünschte Verhaltensweise fest bei ihm einprägen. Später dann musst Du die Schritte im Training jedoch vergrößern, da das Training sonst schnell langweilig für Deinen Hund wird. Und so geschieht es dann auch immer wieder einmal, dass Du die Ablenkung falsch eingeschätzt hast und ein Fehler passiert. Ignoriere das Fehlverhalten, noch kann ja nichts passieren, da Dein Hund noch an der Schleppleine läuft. Gehe dann im Training wieder einen Schritt zurück, sodass Dein Hund danach wieder auf Dein Signal reagiert und Du ihn dafür belohnen kannst.
Doch auch jetzt gilt weiterhin: Fehler sollten so selten wie möglich passieren. Dein Hund soll über den Erfolg, über die positive Verstärkung nach dem Ausführen der Signale, lernen, dass es Sinn macht, auf Dich zu achten. Solange es aber noch zu Fehlern kommt, Dein Hund also ab und an Deine Signale nicht ausführt, behältst Du die Schleppleine noch in der Hand. Zu Beginn des Trainings wickelst Du diese dabei in gleich großen Schlaufen auf. Läuft Dein Hund nun vor, kannst Du die Leine abwickeln. Bleibt Dein Hund stehen, nimmst Du die Leine wieder so weit auf, dass keine Schlaufen auf dem Boden liegen. So können weder Mensch noch Hund darüber stolpern – und vor allem kannst Du Deinen Vierbeiner besser festhalten, sollte er doch einmal lospreschen wollen. Hätte er jetzt viel Leine zur Verfügung, würde es zu einem, sowohl für Dich als auch für Deinen Hund, unangenehmen Ruck kommen. Hat er das Ende der Leine erreicht, kannst Du ihn auch mit einem Signal, wie z. B. „Ende“, darauf aufmerksam machen. So lernt er Schritt für Schritt, in welchem Radius er sich von Dir entfernen darf.
Reagiert Dein Hund gut auf Deine Signale, kannst Du die Leine nur noch am Ende festhalten, Dein Hund bekommt ein erstes Gefühl von „Freiheit“. In einem weiteren Schritt lässt Du die Schleppleine fallen, sie schleift nun frei hinter Deinem Hund her. Als Hilfe machst Du Dir am besten eine Markierung durch ein Klebeband oder einen Knoten, etwa ein bis zwei Meter vor dem Ende der Schleppleine. Immer dann, wenn Du die Markierung vor Dir auf dem Boden siehst, musst Du spätestens reagieren. Denn jetzt hast Du noch Zeit, z. B. mit Deinem Fuß auf die Schleppleine zu treten, falls Dein Hund auf Deinen Rückruf oder Dein Aufmerksamkeitssignal doch nicht reagiert. Erst wenn ein solcher Notstopp für lange Zeit und in den unterschiedlichsten Gegenden und Situationen nicht mehr nötig war, kannst Du die Schleppleine verkürzen. Schneide dazu Woche für Woche ein kurzes Stück der Schleppleine ab, bis Dein Hund letztlich ganz frei läuft. Durch das Abschneiden der Schleppleine gewöhnt sich Dein Hund Schritt für Schritt an immer mehr Freiheit. Würdest Du stattdessen einfach so direkt die Schleppleine ganz abmachen, kann es sein, dass Dein Hund lernt, dass er mit Schleppleine auf Deine Signale hören muss, Du ohne Schleppleine aber keine Möglichkeit hast, einzugreifen, wenn er nicht darauf reagiert.
Bleibe spannend für Deinen Hund!
Doch warum soll Dein Vierbeiner draußen überhaupt seine Aufmerksamkeit auf Dich richten? Für ein Futterstück, dass es eh morgens und abends zur Genüge im Napf gibt? Damit wirst Du nur die wenigsten Hunde wirklich überzeugen können. Vielmehr musst Du für Deinen Hund spannend sein, wichtig ist das gemeinsame Erlebnis mit dem Menschen draußen. Dazu musst Du wissen, was genau Deinen Vierbeiner am meisten begeistert. Liebt er Beutespiele, setzt er lieber seine Nase ein oder ist er ständig damit beschäftigt, auf Baumstämme zu klettern und liebt es, sich aktiv und dynamisch zu bewegen? Wenn Du die Interessen Deines Hundes kennst, kannst Du eine entsprechende Beschäftigung wählen, die Deinen gemeinsamen Spaziergang für Deinen Hund spannender macht. Die meisten Hunde apportieren sehr gerne. Dabei ist es ganz egal, ob es sich bei der Beute um einen Ball, einen Futterbeutel oder ein anderes Spielzeug handelt, Hauptsache, es macht beiden, Mensch wie Hund, Spaß. Wenn Du Deinen Hund noch nicht frei laufen lassen kannst, ist ein Training an der Schleppleine problemlos möglich. Diese hilft zudem, wenn Dein Hund das Zurückbringen der Beute noch nicht erlernt hat. Mach Dich dabei klein, locke Deinen Hund zu Dir, und verkürze die Schleppleine, wenn Dein Hund auf Dich zuläuft. Wenn Du nun noch die Beute gegen ein besonders leckeres Futterstück tauschst, wird Dein Hund Dir die Beute bestimmt gern überlassen. Denn schließlich geht es dann auch erneut los mit dem Apportierspaß. Bitte nutze aber zum Apportieren keine Stöcke! Die Verletzungsgefahr ist hierbei wirklich nicht zu unterschätzen.
Auch Suchspiele eignen sich bestens, um Abwechslung in den Spaziergang zu bringen. So kannst Du Leckerchen in Baumrinden, unter Laub oder im Gras verstecken, und den Hund die Futterbrocken erschnuppern lassen. Oder der Apportiergegenstand selbst wird zur Beute, die es zu suchen gilt. Den Futterbeutel kannst Du auch hinter Dir her schleifen, sodass er eine Geruchsspur hinterlässt. Dann darf der Vierbeiner seine Nase in die Fährte eintauchen und gemeinsam mit seinem Menschen zum Versteck marschieren. Alle diese Übungen sind problemlos auch an der Schleppleine möglich. Für bewegungsfreudige Hunde eignet sich „Natur-Agility“: Der Vierbeiner balanciert auf liegenden Baumstämmen, kriecht unter einer Bank hindurch, wird im Slalom um Bäume geschickt oder übt „Männchen“ auf einem Baumstumpf. Die Möglichkeiten sind endlos – halte einfach die Augen offen, Du wirst schnell ein regelrechtes Trainingscamp in der Natur entdecken.
Achte jedoch bitte stets darauf, kein Risiko einzugehen, damit sich weder Mensch noch Hund verletzen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Hund noch an der Schleppleine läuft. Hier muss man beim Training besonders darauf achten, dass diese nicht hängenbleibt und der Hund einen Ruck bekommt oder aber sogar stranguliert wird.
Ausgelassenes Toben mit Artgenossen
Und dann gibt es noch etwas, das viele Hunde ebenfalls sehr glücklich macht: Toben mit anderen Vierbeinern. Dies ist tatsächlich etwas, dass der Mensch in dieser Form nicht zu ersetzen vermag: das ausgelassene, selbstvergessene, freie Spiel mit einem Artgenossen. Gerade dann, wenn der Hund als Einzelhund in der Familie lebt, sollte man ihm Kontakt zu Artgenossen immer wieder einmal ermöglichen. Doch mit Schleppleine ist dies in der Regel kaum gefahrlos möglich. Denn im wilden Spiel den Radius im Blick zu behalten ist nahezu unmöglich für den Hund. Schnell kommt es dann zu einem harten Ruck, wenn das Ende der Schleppleine erreicht ist. Sind viele Hunde am Spiel beteiligt, können die anderen Hunde auch über die Schleppleine stolpern oder in einer Schlaufe hängen bleiben. Suche daher lieber ein umzäuntes Gelände auf, in welchem Dein Hund nach Herzenslust frei mit seinen Spielkameraden laufen kann. Doch selbst wenn Dein Hund bereits frei laufen darf, solltest Du achtsam bleiben. Überlasse den Vierbeiner nicht einfach sich selbst, sondern rufe Deinen Hund immer wieder einmal zu Dir und unterbreche die Spielsequenz. Nach einem kurzen Stopp bei Dir darf das Spiel dann gern wieder weiter gehen. Dies macht Deinem Vierbeiner klar, dass sein Mensch noch immer präsent ist und er Dich weiterhin im Sinn behalten soll.
Zu guter Letzt: Selbst wenn Dein Hund noch so gut auf Dich achtet und bestens erzogen ist, solltest Du ihn zu Dir rufen und anleinen, wenn sich andere Spaziergänger nähern. So bleiben auf beiden Seiten Entspannung und Respekt gewahrt.
Ein Artikel unserer Kollegin Sandra Sauer von der Martin Rütter Hundeschule Bad Dürkheim/Ludwigshafen