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Wie funktioniert ein Kastrations-Chip?

 

Manche Rüden sind durch das eigene Testosteron so gestresst oder entwickeln Verhaltensweisen, die für sie selber und die Umgebung anstrengend sind, so dass eine Kastration in Betracht gezogen werden sollte. Bevor aber das Skalpell zu schnell gezückt wird, kann man seit einiger Zeit eine Kastration beim Rüden simulieren.

Hierzu wird dem Hund vom Tierarzt ein sogenannter Kastrations-Chip subkutan im Bereich zwischen den Schulterblättern unter die Haut gespritzt. Dabei muss der Tierarzt aufpassen, diesen Chip nicht ins Fettgewebe zu setzen, da ansonsten die Wirkung nur eingeschränkt oder gar nicht vorhanden ist. Der Kastrations-Chip der Firma Virbac nennt sich „Suprelorin“ und diesen gibt es in zwei Varianten, die sich lediglich in der Wirkdauer unterscheiden. Der eine Chip wirkt ca. 6 Monate, der andere ca. 12 Monate. Auch das Gewicht des Hundes beeinflusst die Wirkdauer. Bei Hunden unter 10kg wirkt der Chip länger als bei Hunden über 25kg. Der Kastrations-Chip löst sich nach und nach komplett auf und muss daher nicht wieder entfernt werden. Nachdem der Chip gesetzt ist, dauert es zwischen 4 – 6 Wochen bis sich seine Wirkung voll entfaltet.

Normalerweise bildet der Rüde im Hypothalamus Gonadotropin-Releasing-Hormone (GnRH), die die Hirnanhangdrüse zur Produktion von Gonadotropinen anregen, die wiederum die Keimdrüsen des Rüden stimulieren. Das Hormon GnRH wird normalerweise in Intervallen ausgeschüttet und sorgt dafür, dass aus der Hypophyse, einer Drüse im Gehirn, Botenhormone ins Blut abgegeben werden, welche wiederum im Hoden die Bildung von Geschlechtshormonen (v.a. Testosteron) steuern. Der Wirkstoff im Kastrations-Chip -Deslorelin- ist ein sogenannter Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonist. Hierdurch schüttet die Hirnanhangdrüse zunächst eine große Menge der Gonadotropinen aus, welche nun die Hoden des Rüden zur vermehrten Produktion von Testosteron anregen. Daher kommt es bei einigen Hunde zu einer Verschlimmerung des sexuellen Verhaltens. Danach gibt der Chip dauerhaft kleine Mengen des GnRH-Agonisten ab, so dass die entsprechenden Rezeptoren satt sind und sich sogar zurückziehen. Die Keimdrüsen des Rüden stellen daraufhin ihre Tätigkeit ein, ist ja auch logisch, für sie befindet sich genügend Testosteron im Körper. So lange der Wirkstoff vorhanden ist und ausgestoßen wird, ist der Rüde zeugungsunfähig.

Ist der Wirkstoff des Kastrations-Chips aufgebraucht, werden die Rezeptoren an der Hypophyse wieder frei, so dass diese wieder Botenhormone ins Blut abgibt und die Hoden die Produktion von Testosteron und Spermien wieder aufnehmen. Der Rüde benimmt sich nun langsam wieder wie vor dem Setzen des Chips.

Ein Artikel unseres Kollegen Marc Eichstedt von der  Martin Rütter Hundeschule Kiel