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Gelbe Schleife, Hundeknigge und Co.

Macht ein Hundeknigge Sinn und was bedeutet die gelbe Schleife an der Hundeleine? Meiner Meinung nach sollten wir uns diese Fragen gar nicht stellen müssen, denn diese Dinge sind eigentlich nicht nötig. Anstand, gegenseitiger Respekt und etwas gesunder Menschenverstand würden ausreichen. Leider Fehlanzeige. Es gibt nämlich zu viele Menschen, denen es entweder egal ist, ob es dem Gegenüber nun recht ist, dass ihr Hund dem anderen ungefragt unter den Rock schaut; die einen "Der tut nix" haben; die ihre Hunde andere Hunde zwangsbespassen lassen wollen, damit ihr Hund ausgelastet nach Hause geht und sie sich nicht die Arbeit machen müssen, diesen zu beschäftigen; die der Meinung sind, dass die Hunde das schon unter sich ausmachen. Etc. pp. Jeder von Euch kennt diese Hundehalter.

Nehmen wir aber nun einmal das Beispiel der gelben Schleife: die Idee dabei ist es, andere Hundebesitzer darauf aufmerksam zu machen, dass der Hund gerade keinen Kontakt zu anderen Hunden oder aber auch Menschen haben möchte. Die Idee stammt aus Schweden und heißt dort “Gulahund” (zu Deutsch: Gelber Hund). Ich frage mich nun, warum muss ich erst eine gelbe Schleife an die Leine meines Hundes machen, um meinen Mitmenschen genau dies zu signalisieren? Sollte die Leine allein nicht ausreichen bzw. meine freundliche Bitte, den Hund doch ebenfalls anzuleinen? Im übertragenen Sinne habe ich meinen Hund schliesslich an der Hand und das sollte doch Signal genug sein, dass wir jetzt keinen Kontakt haben möchten. Nein, im Gegenteil. Oftmals wird man noch beschimpft oder muss sich rechtfertigen, warum die Hunde denn nicht Grüezi sagen dürfen. Dafür gibt es denkbar viele Gründe wie z.B.: Hund ist krank, hat ein Aggressionsproblem, hat Angst, Hündin ist läufig, der Hund ist gerade im Training... Es gibt eine ganze Reihe mehr Gründe aber darum geht es jetzt nicht. Es geht darum, dass es doch völlig egal ist, warum ein Hund an der Leine ist und der Mensch dieses Hundes keinen Kontakt wünscht. Wieso muss dies hinterfragt werden? Aus Respekt meinem Mitmenschen gegenüber und weil ich seine und die Geschichte seines Hundes nicht kenne, sollte ich es zumindest akzeptieren.

Da dies aber leider nicht der Fall ist, fallen eben immer wieder Begriffe wie Hundeknigge, Gelbe Schleife und Co. Dabei wäre es so einfach. Es braucht nämlich nicht viel, damit das Zusammenleben einfacher und angenehmer für alle ist. Deshalb hier mal ein paar Punkte, die im Hundeknigge ganz sicher drin stehen sollten (im Übringen nicht von mir erfunden, diese Punkte und sicher noch einige mehr gibt es schon ewig):

● Bin ich mit meinem Hund unterwegs, schenke ich ihm meine volle Aufmerksamkeit. Nicht nur, um vorausschauend handeln zu können, sondern weil mein Hund es mir auch danken wird und sich über gemeinsame Aktivitäten freuen wird. Insta und Co. haben Pause.

● Habe ich meinen Hund im Freilauf, so ist er immer nur soweit entfernt, dass ich jederzeit Einfluss auf ihn habe und ihn abrufen kann. Ich habe ihn ausserdem stets im Auge.

● Ich bin mit meinem Hund vorausschauend unterwegs und nehme Rücksicht auf meine Umwelt und die Natur. Das bedeutet, dass ich ihn an Wegkreuzungen zu mir rufe und ggf. anleine. Ebenfalls bei Begegnungen mit Menschen, Velos, Joggern, Reitern usw. Ich führe meinen Hund dann auf der abgewandten Seite vorbei und sorge dafür, dass er niemanden belästigt.

● Mein Hund ist immer an der Leine, wenn mich jemand darum bittet, während der Brut- und Setzzeit, wenn ich ihn noch nicht sicher abrufen kann, er ein Jagdproblem hat, in Wohnquartieren, in der Nähe von Schulen und Kindergärten, in öffentlichen Gebäuden, in Restaurants, an Strassen, etc.

● Ist mein Hund jagdlich ambitioniert und ich habe keinen Einfluss auf ihn, dann sorge ich ebenfalls mit der Leine dafür, dass mein Hund keine Tiere hetzt.

● Den Kot meines Hundes nehme ich auf und entsorge diesen.

● Kommt mir und meinem freilaufenden Hund ein angeleinter Hund entgegen, nehme ich meinen Hund ebenfalls sofort an die Leine. Nach Absprache mit dem anderen Halter spricht im Anschluss nichts gegen Freilauf der beiden Hunde.

● Habe ich mehrere Hunde, führe ich diese so, dass ich alle Hunde stets unter Kontrolle habe.

● Mein Hund pinkelt nicht an Privatgegenstände wie Häuserecken, Blumentöpfe, Spielgeräte, Fahrräder, Schneemänner etc.

● Ich füttere keine fremden Hunde.

● Während der Vegetationszeit lasse ich meinen Hund nicht ins hohe Gras sowie auf die bestellten Felder der Bauern. Ich sorge ebenfalls dafür, dass ich kein Spielzeug in der Wiese liegen lasse.

Auch diese Liste kann man natürlich noch erweitern. Wenn wir uns aber an die oben beschriebenen wichtigstens Verhaltensregeln halten, dann wird das Zusammenleben um einiges einfacher. Vor allem für unsere Hunde. Denn nicht jeder Hund freut sich über den Zwangskontakt und die damit einhergehende Belästigung. Falls doch einmal ein Missgeschick passiert, dann ist das kein Drama aber ich sollte mich zumindest entschuldigen. Wirkt oft Wunder ;-) Zudem tragen wir durch diese Verhaltensregeln dazu bei, dass das Ansehen der Hundehalter in der Öffentlichkeit steigt und wir nicht mehr Regeln und Auflagen bekommen.

Ich freue mich, wenn ich mit diesen Zeilen dazu beitragen kann, mehr uneinsichtige Hundehalter zu erreichen und den ein oder anderen vielleicht sogar doch zum Umdenken bewegen zu können. In diesem Sinne "spread the word". In der Hoffnung, dass es dann die gelbe Schleife nicht mehr braucht.

 

Ein Artikel unserer Kollegin Anja Papenberg von der Martin Rütter Hundeschule Winterthur/Kloten