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DOGS Rassekunde

Viele Rassebeschreibungen des Cavalier King Charles Spaniels lesen sich wie ein fast zu schönes Märchen: Der kleine Hund mit den Knopfaugen sei nicht nur schrecklich niedlich, sondern auch lieb zu Kindern, freundlich zu Besuch, Artgenossen und anderen Tieren, problemlos mit und ohne Leine zu führen und er erziehe sich quasi wie von selbst.

Dann kommt allerdings kein Happy End: Naja, und er habe eben ein paar Probleme mit erblich bedingten Krankheiten …

Aber beginnen wir ein paar hundert Jahre früher. Erste Erwähnungen des ursprünglichen „King Charles Spaniel“ finden sich bereits im 16. Jahrhundert. Er war der Lieblingshund des englischen Königs Charles I. (1600-1649) und daher zu der Zeit schon auf zahlreichen Gemälden zu sehen. Die kleinen Schoßhunde waren beim Adel überaus beliebt. Charles I. erließ zu seinen Gunsten sogar ein Gesetz, das besagte, dass jeder King Charles Spaniel Zugang zu jedem öffentlichen Gebäude im gesamten englischen Königreich habe. Dieses Gesetz existiert tatsächlich auch heute noch.

Im Laufe der Zeit hat sich die Form des King Charles Spaniels deutlich verändert. Durch die Einkreuzung kleinerer und kurznasiger Rassen wurden auch die Spaniel schließlich kleiner, hatten rundere Köpfe und eine deutlich kürzere Nase als ihre Vorfahren. Der Amerikaner Roswell Eldridge setze sich ab 1926 für die Rückzüchtung nach dem Vorbild der Hunde Charles I. ein. Die Hunde sollten wieder etwas größer und langnasiger werden. In Anlehnung an die Bezeichnung der Truppen des Königs, die „cavaliers“ wurden sie dann 1945 als „Cavalier King Charles Spaniel“ als neue Rasse anerkannt.

Der heutige Cavalier King Charles Spaniel hat eine Schulterhöhe von 32 bis 34 Zentimetern und ein Gewicht von 5,5 bis 8 Kilogramm. Der Cavalier hat langes, besonders an den langen Ohren, den Beinen und der Rute, üppig hängendes Fell. Vier Farbvarianten sind offiziell anerkannt: Black and Tan, Ruby, Blenheim und Tricolour. Der Kopf ist klein und flach und hat zwischen den Ohren einen flachen Stop.

Und damit sind wir sozusagen bei der größten „Problemzone“ des Cavaliers angelangt, die dunkle Wolken in den märchenhaften Rassebeschreibungen aufziehen lässt. In seiner jahrhundertelangen Laufbahn als „Schoßhündchen“ wurde beim Cavalier vor allem auf das Aussehen geachtet. Süß und niedlich sollte er natürlich sein. Dem klassischen Kindchenschema zufolge sollten die Augen also groß und rund und die Stupsnase klein sein - Brachycephalie (Kurz- und Rundköpfigkeit) ist die anatomische Folge. Denn je kleiner der Kopf ist, desto größer wirken die Augen. Der Schädel des Cavaliers ist dadurch häufig zu klein für sein Gehirn. Das Hirnwasser kann somit nicht - wie eigentlich nötig - ständig neu gebildet werden und über das Rückenmark abfließen, da das Gehirn im kleinen Schädel den Abfluss blockiert. Es staut sich Hirnwasser und der starke Druck im Kopf führt zu Nervenreizungen, Ausfallerscheinungen und starken Schmerzen. Das alles sind Symptome der qualvollen Krankheiten Syringomyelie und Chiari Malformation, die beim Cavalier King Charles Spaniel mit bis zu 60 Prozent leider sehr verbreitet sind. Wegen dieser Krankheiten sowie einer häufig auftretenden Fehlfunktion der Herzklappen und weiterer Nerven- und Augenkrankheiten steht der Cavalier ganz oben auf der Liste der am meisten von Erbfehlern belasteten Hunderassen.

Eine Empfehlung für den Cavalier King Charles Spaniel können wir, da wir ihn unter den aktuellen Umständen als Qualzucht bezeichnen müssen, nicht aussprechen. Und obwohl so häufig seine unkomplizierte Art und die einfache Erziehung betont werden, darf man auch nicht vergessen, dass er ursprünglich ein Spaniel, also ein Stöberhund ist. Geistige und körperliche Auslastung – vor allem im jagdlichen Bereich der Nasenarbeit - sowie Regeln und Strukturen im Alltag dürfen also beim hoffentlich gesunden Cavalier definitiv nicht zu kurz kommen.

 

 

 

Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh)<link bielefeld-guetersloh>