DOGS Rassekunde
Der britische Greyhound wird gern als der schnellste Hund der Welt bezeichnet. Mit seinen langen Beinen kommt er auf eine Maximalgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von bis zu 65 km/h.
Anatomisch ist der schlanke Windhund bestens für solche Belastungen ausgelegt: Bei einer Größe von 68 bis 76 cm wiegt er nur zwischen 23 und 33 kg. Die speziell für Rennen gezüchteten Racing Greyhounds sind ein wenig kleiner. Sie sind muskulös, aber natürlich nicht schwer gebaut, haben kräftige Hinterläufe, einen tiefen Brustkorb für hohes Lungenvolumen und eine schmale Taille. Das kurze, glatte Fell ist frei von Unterwolle. Nach Rassestandard sind die Farben schwarz, weiß, rot, blau, bräunliches rotgelb, sandfarben, gestromt oder jede dieser Farben mit weiß erlaubt.
Vermutlich geht der Ursprung der Rasse bis ins 4. Jh. v. Chr. zurück. Zu diesem Zeitpunkt brachten Kelten die Vorfahren der Greyhounds bei der Einwanderung auf die britischen Inseln mit, so lauten weit verbreitete Datierungen. Ab dem 16. Jh. wurden auch spanische Galgos nach Irland und England exportiert. Die eigene englische Windhundrasse entstand, so heißt es, aus einer gezielten Kreuzung und Weiterzüchtung der beiden. Für die Herleitung des Namens existieren einige unterschiedliche Theorien: Zum Beispiel Greecehound (Griechischer Hund), Gazehound (Sichthund) oder „grey“ vom altenglischen „grech“ oder „greg“ für Hund.
Wie alle Windhunde ist der Greyhound ein selbstständiger Sichthetzer, der meistens für die Jagd auf Niederwild, selten auf Hochwild eingesetzt wurde. In Teilen der USA, Spanien, Portugal, Irland und einigen anderen Ländern ist der Einsatz bei der Jagd auf Niederwild bei Hasenhetzen sogar immer noch üblich. Ein Großteil der Greyhound-Zuchten wird heute speziell für Hunderennen „produziert“, muss man leider sagen. Immer mehr Greyhounds finden aber auch - häufig über den Tierschutz als zweite Chance - den Weg in Familien.
Diese dürfen dann nicht vergessen, dass der Greyhound eigentlich ein Jagdhund ist. Sein anmutiges Aussehen führt leider oft dazu, ihn als „schickes Accessoire“ zu empfinden. Aber mit Blick auf seine Herkunft und seine ursprüngliche Verwendung wird man dem Greyhound mit dieser Einstellung natürlich nie gerecht. Problematisch ist gar nicht unbedingt die Haltung in der Wohnung oder im Haus, ganz im Gegenteil. Durch die schlanke Statur, das Fell ohne Unterwolle und das fehlende Unterhautfett nimmt der Greyhound gerade bei kühlen Temperaturen gern eine weiche und warme Liegestelle bei seinen Menschen in Anspruch. Im Haus wird er sogar oft als gemütlicher, anhänglicher und extrem ruhiger Vertreter bezeichnet. Aber dieses ruhige Verhalten mit hohem Schlafanteil wird der Greyhound auch nur zeigen, wenn er über angemessene Beschäftigungsformen ausgelastet wird.
Die Gefahr, unerwünschtes Jagdverhalten zu zeigen, steht, wie bei allen Windhunderassen, häufig im Vordergrund. Gerade, wenn die Hunde aus zweiter Hand vorher bereits Erfolge als Renn- oder Jagdhund hatten, ist die sowieso schon rassetypisch ausgeprägte jagdliche Motivation nochmals verstärkt worden. Dessen muss man sich bei einer Adoption eines solchen Hundes einfach bewusst sein. Selbst mit viel Training und dem Angebot alternativer Beschäftigungsformen müssen einige dieser Hunde ein Leben lang draußen an der Schleppleine laufen.
Um den Greyhound zu beschäftigen, reicht es nicht aus, kilometerweit zu joggen oder ihn neben dem Rad laufen zu lassen. Denn anatomisch ist er für dynamische Sprints und nicht für lange Trabstrecken gemacht. Eine Radtour oder eine Wanderung allein ist für die meisten Greyhounds somit eher langweilig. Spannende Hetzjagden hinter eine Beute her sind da schon eher ihr Ding. Insofern sollte man zum Beispiel Reizangeltraining mit in die körperliche Auslastung einfließen lassen. Dabei kann man auch gut Impulskontrolle und Rückruf trainieren, was beim Greyhound immer ganz oben auf dem Trainingsplan stehen sollte. Wichtig ist, dass der große Windhund alternativ mit seinen Menschen etwas auf Sicht hetzen kann, Nasenarbeit wird er vermutlich nicht so spannend finden. Macht man sich dies bewusst und ist bereit, unter professioneller Anleitung in diese Richtung zu trainieren, ist der sensible Greyhound auch als Anfängerhund und für Familien mit größeren Kindern geeignet.
Ein rassetypisches gesundheitliches Problem kann die so genannte Greysperre sein, die durch übermäßige Belastung bei hohen Temperaturen und geringer Wasserzufuhr auftritt: ein sehr steifes Gangbild bis hin zur Bewegungsunfähigkeit und dunkler Urin.
Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh)<link bielefeld-guetersloh>