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DOGS Rassekunde

Mit der Frage „Ist das ein ‚Mini-Collie‘?“ werden Besitzer des Shetland Sheepdog, meist nur „Sheltie“ genannt, wohl ziemlich häufig konfrontiert. Und „ja, fast richtig“, könnte man da antworten.

Aber eben nicht ganz - Sheltie- und Collie-Züchter würden sonst zu Recht protestieren. Der Sheltie hat seine ganz eigene Geschichte, in welcher der Collie allerdings auch vorkommt.

Wie der Name sagt, stammt der Shetland Sheepdog von den Shetland Inseln. Die Inseln sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Es ist allerdings ungewiss, ob die Inselbewohner, die von Ackerbau und Viehhaltung lebten, schon von Beginn an von Hunden begleitet wurden. Zu belegen ist aber, dass Wikinger im 9. Jahrhundert n. Chr. Hunde mit auf die Inseln brachten. Darunter waren sehr alte Hütehundschläge aus dem skandinavischen Raum sowie spitzartige Hunde wie Islandhund, Lundehund und Buhund. Im Laufe des 15. Jahrhunderts gingen die Shetland Inseln als Mitgift der dänischen Königstochter bei der Hochzeit mit James III. von Dänemark an Schottland. Schottische Schafzüchter wanderten ein und brachten kleinwüchsige Collies mit. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Hunde der Shetland Inseln folglich eine Mischung aus all diesen verschiedenen Hütehundschlägen. Es gab Ringelruten, kurzes und langes Fell, Schlapp- und Stehohren. Gemeinsam war den Hunden nur ihre geringe Körpergröße von rund 35 Zentimetern und ihre körperliche Robustheit. Aufgrund der eher ungemütlichen Witterung (durchschnittlich 216 Regentage im Jahr und auch im Hochsommer nur wenige Sonnenstunden) mussten die Hunde auf den Shetland Inseln unempfindlich sein. Das Klima beschränkte zudem das Nahrungsangebot - somit bevorzugte man Nutztiere, die klein waren und somit wenig Platz und wenig Nahrung brauchten. Die Herden, an denen die Hunde eingesetzt wurden, mussten auch nicht vor Bären oder Wölfen geschützt werden, da es solche großen Raubtiere auf den Inseln nicht gab.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten ‚Shetland Collies‘ nach England. 1908 wurde der Shetland Collie Club gegründet und ein erster Rassestandard festgelegt. Darüber entstand ein Streit mit den britischen Collie-Züchtern, die die Bezeichnung ‚Collie‘ ausschließlich für ihre Hunde beanspruchten, wodurch es schließlich zu einer Umbenennung in ‚Shetland Sheepdog‘ kam. 1914 wurde dann ein zweiter Verein, der English Shetland Sheepdog Club, gegründet. Kurz danach wurde der Sheltie als eigene Rasse in England anerkannt.

Laut heutigem Standard sind Hündinnen 36 Zentimeter, Rüden 37 Zentimeter groß und haben ein Gewicht von bis zu 7 Kilogramm. Das Deckhaar ist lang, hart und gerade, die Unterwolle kurz, weich und dicht. Anerkannt sind die Farbschläge sable, tricolour, blue-merle, bi-black und black and tan. Obwohl sich die Zucht der Shelties seit dem 20. Jahrhundert mehr in Richtung Showlinie - also vor allem auf das Aussehen der Hunde bedacht - als in Richtung Arbeitslinie entwickelt hat, stecken in dem kleinen Hütehund immer noch sehr viele Anlagen seiner Vorfahren von den Shetland Inseln. Zwar werden Shelties heute nur noch selten als Hütehunde eingesetzt, aber einige Liebhaber der Rasse schaffen sich extra Gänse oder Schafe an, um ihren Hunden ihre ursprüngliche Aktivität zu ermöglichen. Man kann Shelties allerdings auch sehr gut ohne eigene zu hütende Herde glücklich machen: Agility, Obedience, Dog Dance, Hoopers oder Flyball - die Liste der Beschäftigungsformen, für die der Sheltie zu begeistern ist, könnte man noch weit fortführen. Denn eigentlich macht ihm (fast) alles Spaß, was seine Menschen ihm anbieten.

Der Sheltie ist nicht nur für Hütehundkenner, sondern auch für Hundeanfänger und Familien geeignet, die den Ansprüchen eines aktiven Hundes täglich gerecht werden können. Aber ohne artgerechte Auslastung und Regeln und Strukturen im Alltag kann der Sheltie auch als kleiner Hund ganz schön unangenehm werden. Dann werden zum Beispiel gern mal die eigenen Menschen gezwickt und gemaßregelt, um sie zu „hüten“ und ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen - das ist natürlich nicht nur in Familien mit Kindern ein absolutes „No Go“. Bedingt durch seine ursprünglichen Aufgaben ist der Sheltie eng mit seinen Menschen verbunden, ist anhänglich, lustig und spielt bei ihnen den Clown, Fremden gegenüber ist er eher reserviert und zurückhaltend.

Als rassespezifische Erkrankungen sind beim Sheltie Patellaluxation, Dermatomyositis (eine erbliche bedingte Haut-Muskel-Erkrankung bei Junghunden), MDR1-Defekt (Unverträglichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln) sowie Collie Eye Anomaly zu nennen.

 

Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh)