DOGS Rassekunde
Hunde, die dem heutigen Holländischen Schäferhund ähneln, sind seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt.
Ihre Vorfahren waren in den Provinzen Brabant, Veluwe, t’Goii und Drenthe Begleiter der Schäfer. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hüteten sie dort Schafherden in den weitläufigen Heide- und Dünengebieten. In einigen Provinzen wurden die Schäfer von der Gemeinde angestellt. Sie waren dafür verantwortlich, die Schafe morgens abzuholen, tagsüber in die gemeindeeigene Heide zu bringen und dort zu beaufsichtigen sowie abends wieder zurückzubringen. Die Hunde hatten dabei unter anderem die Aufgabe, die Herden von den bewirtschafteten Feldern fernzuhalten. Sie patrouillierten daher neben den Schafen an Weg- und Ackerrändern. Aber auch auf den Bauernhöfen wurden die Hunde eingesetzt: Sie vertrieben die Hühner aus den Gemüsegärten, hüteten die Kühe, brachten sie zum Melken und zogen kleinere Gespanne wie die Milchkarren. Außerdem waren sie Wächter des Hofs, die das Eindringen Fremder sofort meldeten.
In den Niederlanden begann das Interesse an der Reinzucht der heimischen Hunderassen erst verhältnismäßig spät. Im April 1874 wurde der erste „niederländische Hirtenhund“ auf einer Ausstellung in Amsterdam gezeigt, 1875 dann eine erste Rassebeschreibung erstellt. 1878 bezeichnete man Hunde diesen Typus zum ersten Mal als „Hollandse Herdershond“. 1898 gründete man den „Nederlandse Herdershonden Club“. Dieser legte erste Rassemerkmale fest, die aber sehr vage formuliert waren und sechs unterschiedliche Typen erlaubten. Daher folgte 1906 eine Überarbeitung, die nur noch die drei Varianten berücksichtigte, die bis heute bestehen: Kurzhaar, Langhaar, Rauhaar. Ein Hauptaugenmerk sollte bei der Zucht auf der „Erhaltung der Gebrauchstüchtigkeit“ liegen. Aber mit Verschwinden der Schafherden und der Umwandlung der Heidelandschaft in Ackerland verloren die „Herder“ ihren ursprünglichen Einsatzort und fanden schließlich einen neuen Aufgabenbereich als Spürhunde bei der niederländischen Polizei.
Bis 1960 waren immer wieder viele verschiedene Farben zugelassen, vor allem um die in den beiden Weltkriegen stark geschrumpfte Zuchtbasis zu vergrößern. Besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele kurzhaarige Herder ohne bekannte Abstammung in das Zuchtbuch aufgenommen. Auch gab es immer wieder Einkreuzungen Belgischer und Deutscher Schäferhunde. 1960 erfolgte die Anerkennung der Rasse durch die FCI. Bis heute ist der Holländische Schäferhund im Vergleich zu seinen „Schäferhundkollegen“ aus den Nachbarländern in Deutschland eher selten anzutreffen: Während der VDH 2017 9766 DSH-Welpen registrierte, waren es beim Holländischen Schäferhund 74 kurzhaarige, 9 langhaarige und 11 rauhaarige Welpen.
Die vom Körperbau her kräftigen, sportlichen Hunde haben laut heutigem Rassestandard gestromtes Fell in den Grundfarben Gold oder Silber, bevorzugt mit schwarzer Maske. Der Kurzhaar hat hartes Haar mit Unterwolle, der Langhaar am ganzen Körper langes, glattes Haar mit Unterwolle. Der rauhaarige Typ hat am ganzen Körper, abgesehen vom Kopf, dichtes, hartes, buschiges Haar mit dichter Unterwolle. Bei ihm erscheint der Kopf eher quadratisch und die geströmte Farbe ist aufgrund des zerzausten Haares etwas weniger deutlich. Hündinnen werden 55 bis 60 cm groß, Rüden 57 bis 62 cm.
Wenn man sich mit der Rasse beschäftigt, stößt man auch auf den Begriff „X-Herder“. Die Mitglieder der Königlich Niederländischen Polizeihunde Vereinigung griffen bei der Zucht ebenfalls auf den „Hollandse Herder“ zurück, legten dabei aber keinen Wert darauf, dass die Hunde Zuchtpapiere hatten. Auch die Rassereinheit war nicht wichtig, da es ausschließlich um die Leistung, nicht um das Aussehen der Hunde ging. Das X steht also dafür, dass auch andere Rassen bei der Entstehung mitgewirkt haben. Meist war dies der Malinois. Somit kann es in einem X-Herder-Wurf gelbe und gestromte Welpen geben.
Mit dem Holländischen Schäferhund holt man sich einen sehr ursprünglichen und vielseitigen Hütehund ins Haus, der zum einen gemäß seiner Arbeitsanlagen ausgelastet werden muss und zum anderen von Welpe an unbedingt klare Regeln und Strukturen benötigt. Denn er hat in den meisten Fällen eine aus alten Zeiten stammende, stark ausgeprägte territoriale Motivation und übernimmt gern selbstständig die „Kontrolle“ aller Besucher, wenn seine Menschen die Aufgabe nicht glaubhaft für sich beanspruchen. Zur Auslastung bieten sich vor allem aktive Beschäftigungsformen wie Agility, Longieren, Revieren, Zughundesport oder auch Obedience sowie verschiedene Formen der Nasenarbeit an. Typische gesundheitliche Probleme sind beim Holländischen Schäferhund nicht bekannt.
Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh)