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DOGS Rassekunde

Der Appenzeller Sennenhund gehört zu den ältesten der vier Sennenhundrassen (Entlebucher, Appenzeller, Berner, Großer Schweizer).

Er ist größer als der Entlebucher und kleiner als der Berner. Es gibt verschiedene Theorien über die Abstammung dieses Schweizer Bauernhundes. Ob seine Vorfahren tatsächlich Molosser waren, die vor über 2000 Jahren mit den römischen Heeren in das Gebiet der heutigen Schweiz gelangten oder ob große, schwere Hunde, die seit jeher im Alpenraum lebten, zu seinen Urahnen gehören, ist ungewiss. Es ist aber davon auszugehen, dass die Schweizer Sennenhunde früher einer Hundefamilie angehörten. Der Appenzeller stammte unter diesen dann von den kleinen, wendigen Vertretern ab, deren Spezialgebiet das Viehtreiben war.

Gesicherte Hinweise auf den Appenzeller finden sich 1853 in der Enzyklopädie „Tierleben der Alpenwelt“. Dort wird ein „hellbellender, kurzhaariger, mittelgroßer, vielfarbiger Sennenhund“ aufgeführt, der „strichweise in ganz regelmäßigem, spitzartigem Schlag, teils zur Hut der Hütte, teils zum Zusammentreiben der Herde, vorzufinden ist.“ Die landwirtschaftlichen und handwerklichen Betriebe brauchten im 19. Jahrhundert einen regelrechten Allrounder, der verschiedene Aufgaben übernahm. Der Appenzeller wachte über Hab und Gut, trieb und hütete das Vieh und zog Transportkarren. Die Arbeit war hart und es wurden hohe Anforderungen an den flinken Arbeitshund gestellt. Wer nicht tagein, tagaus bei jeder Witterung treiben, bellen und auch nachts noch wachsam sein konnte, wurde aussortiert. Daraus entstanden robuste, schnelle und anspruchslose Hunde, deren Arbeitsanlagen gefördert wurden. Vor allem beim Viehtrieb stellte der „Trieberli“ sich wohl sehr geschickt und fruchtlos an. Wenn nötig, zwickte er eine Kuh auch schon mal von hinten in die Fesseln, um anschließend blitzschnell auszuweichen und dem reflexhaften Tritt der Kuh damit zu entgehen.

1896 wird der Appenzeller Sennenhund als eigene Rasse anerkannt, 1906 wird der Schweizer Club für Appenzeller Sennenhunde gegründet. Das Aussehen des Appenzellers war zunächst nachrangig. Erst um 1913 legte man mehr oder weniger willkürlich zur besseren Vermarktung die heute bekannten drei Farben Schwarz, Braun und Weiß als Erkennungszeichen fest. 1923 wird auch in Deutschland ein Schweizer Sennenhundverein gegründet. Erst in den 70er Jahren kann man aber hier von kontinuierlichen Zuchtbemühungen sprechen. 2018 verzeichnete der VDH 112 Appenzeller Welpen. Damit ist er hierzulande eine der selteneren Sennenhundrassen.

Nach heutigem Rassestandard ist der Appenzeller Sennenhund „mittelgroß, dreifarbig, fast quadratisch gebaut und sehr gut bemuskelt“. Die Grundfarben des pflegeleichten Fells sind Schwarz oder Havannabraun. Dazu kommen symmetrische rostbraune und weiße Abzeichen. Die weiße Blesse brachte dem Appenzeller früher den alternativen Namen „Bläss“ ein. Die Hängeohren sind hoch angesetzt. Charakteristisch ist außerdem die gerollt getragene Rute. Appenzeller leiden ab und zu an Hüftgelenks- oder Ellenbogendysplasie oder Patella-Luxation.

In unserer Gesellschaft braucht der Appenzeller am besten sportliche und aktive Menschen, die ihn körperlich und geistig gut auslasten, beispielsweise mit Apportieren, Fährtentraining, Mantrailing, Agility oder natürlich Treibball. Der alte Treibhund ist im Appenzeller sozusagen immer noch lebendig. Neben unsensiblem, körperlichem Agieren ist eine hohe territoriale Motivation und ein gewisses Misstrauen Fremden gegenüber rassetypisch. Daher muss der Appenzeller bereits als Welpe lernen, sowohl mit Menschen und vor allen mit Kindern, als auch mit anderen Hunderassen nicht zu körperlich zu agieren. Problematisch kann es sonst werden, wenn die eigenen Menschen oder draußen Jogger und Fahrradfahrer in die Beine gezwickt werden. Neben der Auslastung sind hier Konsequenz und klare Regeln im Alltag sowie Training der Impulskontrolle und der Aufbau eines sicheren Abbruchsignals unbedingt notwendig. Unter diesen Voraussetzungen ist der Appenzeller auch als Hund für Familien mit größeren Kindern geeignet. Die früher geförderte „Bellfreudigkeit“ kann man durch ruhiges Training und Aufbau von Frustrationstoleranz zumindest bedingt in geordnete Bahnen lenken. 


Widerristhöhe: Rüde 50 bis 58 cm, Hündin 48 bis 56 cm
Gewicht : Rüde ca. 22kg bis 29 kg, Hündin ca.19 bis 26 kg

 

 

Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh)