DOGS Trainingstipp im November
Sich zu ernähren ist ein Grundbedürfnis, ohne Nahrung können weder Mensch noch Hund überleben. Daher ist die Verteidigung von Futter beim Hund zunächst einmal ein vollkommen natürliches Verhalten.
Wer Beute gemacht hat und diese auch für sich beanspruchen konnte, wird sie auch verteidigen. Ausnahmen findet man in freier Natur eigentlich nur, wenn der Hund vollkommen gesättigt ist. In diesem Fall lässt er den Rest der Beute aber oft einfach liegen und gibt die Nahrung damit für andere frei. Somit ist ein Hund, welcher knurrt, wenn der Mensch sich ihm nähert, während er gerade sein Futter frisst, keinesfalls verhaltensgestört. Normalerweise würde ein Hund eine solche Warnung akzeptieren und sich zurückziehen, den anderen Hund nicht weiter beim Fressen stören, selbst wenn es sich dabei um einen rangniedrigeren Hund handelt. Somit kommt es in dieser Situation zu keiner weiteren bzw. gesteigerten Aggression und zur Entspannung im Rudel.
Hunde müssen in unserer Gesellschaft jedoch lernen, dass Menschen sich in der Nähe des fressenden Hundes aufhalten, sonst wird der Alltag schnell zum Spießrutenlauf. Auch wenn dies kein natürliches Verhalten unter Hunden ist, kann man ihnen dennoch beibringen, im Umgang mit Futter trotz Anwesenheit von Menschen entspannt zu bleiben.
Ihr Hund muss dazu lernen, trotz Ihrer Anwesenheit bei der Fütterung zu entspannen. Der erste Schritt ist dabei Ihre reine Anwesenheit, anfangs in weiter Distanz, später immer näher bei Ihrem Hund. Zu Beginn bleiben Sie dabei einfach ruhig stehen und warten, bis Ihr Hund den Napf leer gefressen hat. Später bewegen Sie sich beim Fressen ein wenig hin und her, bis Sie irgendwann frei durch den Raum und dabei auch nahe an Ihrem Hund vorbei laufen können, während dieser frisst. Beobachten Sie Ihren Hund dabei genau. Steht er angespannt? Sind seine Ohren in Ihre Richtung gedreht, frisst er vielleicht langsamer? Dann gehen Sie lieber erst noch einmal einen Schritt zurück im Training. Erst wenn Ihr Hund vollkommen entspannt Ihre Anwesenheit beim Fressen akzeptiert, können Sie das weitere Training starten.
Im nächsten Schritt soll Ihr Hund lernen, dass es für ihn auch dann nicht stressig ist, wenn Sie, während er frisst, an seinen Napf gehen. Geben Sie dazu anfangs nur eine kleine Portion Futter in den Napf Ihres Hundes und bleiben Sie in seiner Nähe stehen. Hat er den Napf leer gefressen, füllen Sie erneut eine kleine Portion Futter ein. Dies wiederholen Sie solange, bis der Hund seine gesamte Portion Futter erhalten hat. Im nächsten Schritt werden Sie nun das erste Mal aktiv, während Ihr Hund noch frisst. Füllen Sie erneut eine kleine Portion Futter in den Napf Ihres Hundes ein. Beginnt er zu fressen, werfen Sie noch ein Futterstück oder später auch eine Handvoll Futterstücke in den Napf hinein. So verknüpft Ihr Hund Ihre Annäherung während des Fressens mit etwas Positivem, es gibt mehr Futter!
Einem Hund, welcher aggressives Verhalten bei der Fütterung zeigt, dürfen Sie übrigens keinesfalls Futter entziehen, um ihn z.B. im Training zur Mitarbeit zu motivieren. Die Ressource Futter wird so zum einen auf einmal knapp, zum anderen wird sie durch den häufigen Einsatz beim Training als Belohnung zu etwas Wertvollem gemacht. Es lohnt sich daher für den Hund umso mehr, die Ressource Futter zu verteidigen, sodass eine Steigerung des aggressiven Verhaltens bei der Fütterung nicht selten ist.
Ausführliche Informationen zu vielen möglichen Problemen mit dem Hund sowie deren Ursachen und Lösungsansätze finden Sie im Buch „Problem gelöst mit Martin Rütter“.