Silvester: Wenn Böller und Raketen den Hund in Panik versetzen
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, für viele Menschen eine Zeit der Besinnung und des Rückblicks. Der Jahreswechsel ist dabei für viele Menschen ein besonderer Zeitpunkt, an dem man mit Freunden feiert, das vergangene Jahr hinter sich lässt und das neue Jahr begrüßt.
Für viele Menschen muss dieser Übergang möglichst laut vonstatten gehen, Raketen und Böller fliegen in die Luft, es wird geknallt, was der Geldbeutel hergibt. Für die meisten Tiere, egal ob in unseren Häusern, in den Ställen oder auch in der Natur, ist diese Tradition mit großem Stress verbunden. Sie fürchten um ihr Leben und können nicht nachvollziehen, was an diesem Abend passiert. Wie können wir unseren Hunden dabei helfen, diese Nacht möglichst unbeschadet zu überstehen? Wir haben mit Yvonne Theißen von Martin Rütter DOGS <link erftstadt-bergheim>Erftstadt/Bergheim gesprochen.
Wie erreicht man, dass der Hund den Silvesterabend entspannt übersteht?
Idealerweise lasten Sie Ihren Hund vor dem Silvesterabend noch einmal bestmöglich geistig und körperlich aus. Denn wer müde ist schläft gut! Fahren Sie raus aus der Stadt, um den Geräuschen und dem Geruch von Knallkörpern so weit wie möglich zu entkommen. Stellen Sie dem Hund auf dem Spaziergang spannende Aufgaben, z. B. in Form von Futtersuchspielen, Apportieraufgaben oder machen Sie eine lange Radtour, um den Hund richtig auszupowern.
Dabei ist jedoch Sicherheit oberstes Gebot! Behalten Sie Ihren Hund an der Leine bzw. Schleppleine, welche am besten an einem Sicherheitsgeschirr am Hund befestigt ist. Leider wird ja nicht nur am Silvesterabend geknallt.
Seien Sie Ihrem Hund zudem ein starker und souveräner Partner. Nicht nur an den Feiertagen, sondern im gesamten Zusammenleben ist es wichtig, dass Sie Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Nur so wird Ihr Hund Ihnen auch in dieser schwierigen Zeit vertrauen. Darum sollten Sie Ihren Hund an Silvester auch nicht allein zu Hause lassen. Sie können nicht wissen, ob in der Nähe des Hauses oder der Wohnung ein Böller knallt und es ist dann niemand zu Hause, der den Hund in seinem Schrecken auffangen kann.
Welche Maßnahmen sind „kurz vor 12“ noch sinnvoll?
Bereits am späten Nachmittag sollten Sie die Rollläden schließen bzw. die Fenster verdunkeln. Laute Musik hilft vielen Hunden, die Sie bereits am frühen Abend anstellen sollten. Manche Hunde fühlen sich im Badezimmer oder in einer ruhigen, dunklen Ecke sicher. Hunde, die an eine Box gewöhnt sind, werden diese eventuell als sicheren Rückzugsort wählen. Wenn Sie die Box zusätzlich mit Decken verdunkeln, steigern Sie den Höhlencharakter und auch Lichtreize werden ausgeblendet. Locken Sie den Hund nicht aus dem gewählten Rückzugsort heraus. Sucht der Hund jedoch von selbst Ihre Nähe und will sich ankuscheln, dann lassen sie dies unbedingt zu, auch wenn das Sofa sonst nicht erlaubt ist. Vielleicht hilft Ihrem Hund in dieser Situation auch eine sanfte Massage. Denn beim Kuscheln und Streicheln wird nachweislich das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet.
Einige Zeit vor dem Jahreswechsel können Sie dem Hund einen Kauartikel, wie z. B. eine Rinderkopfhautplatte oder ein mit Frischkäse, Leberwurst o.ä. gefülltes Kau-Spielzeug anbieten. Denn Kauen und Lecken setzt Glücks- und Beruhigungshormone frei, die den Hund dann automatisch etwas entspannen. Sollte sich Ihr Hund vor lauter Stress nicht darauf einlassen, so können Sie ihm alternativ mit einem Jagdspiel nach Keksen helfen.
Gibt es Medikamente, die man dem Hund verabreichen kann, damit er entspannt bleibt?
Bei Medikamenten ist in jedem Fall Vorsicht geboten! Manche Wirkstoffe führen lediglich zu einer körperlichen Sedierung des Hundes. Alles, was um den Hund herum passiert, nimmt er weiterhin wahr, er ist aber nicht mehr in der Lage, seiner Angst Ausdruck zu verleihen. Andere Wirkstoffe wiederum wirken angstlösend, führen aber auch zu einer Enthemmung des Hundes. Besprechen Sie eine Medikamentengabe zuvor immer mit Ihrem Tierarzt und erkundigen Sie sich alternativ auch über Pheromone oder Nahrungsergänzungsmittel, die dem Hund eventuell Erleichterung verschaffen können.
Und was ist mit dem in den letzten Jahren oft genannten Eierlikör? Diese Maßnahme wird ja oft heiß diskutiert…
Generell ist zu sagen, dass Alkohol sowohl für den Hund als auch für den Menschen schädlich ist! Aber auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. Eierlikör wird von Hunden gern genommen und wirkt entspannend. In geringer Dosis kann es dem Hund gegebenenfalls helfen, den Jahreswechsel besser zu überstehen. Besprechen Sie sich bitte auch hier mit Ihrem Tierarzt, gerade in Bezug auf Dosis und eventuelle Vorerkrankungen.
Wie sieht ein sinnvoll aufgebautes Training bei Angst an Silvester aus?
Für den bevorstehenden Jahreswechsel ist es leider schon zu spät, um den Hund optimal zu trainieren. Starten Sie direkt im neuen Jahr mit der Gewöhnung an Geräusche, Lichter und Feuerwerk. Dies kann über eine Beschäftigungsform wie Apportieren oder Futtersuchspiele erfolgen. Während Sie mit Ihrem Hund trainieren, wird in zunächst weiter Entfernung ein Knall ausgelöst. Dabei soll der Hund den Knall wahrnehmen und gleichzeitig die positive Erfahrung sammeln, dass ihm nichts passiert. Nach und nach können Sie sich dann mit Ihrem Hund auf diesem Trainingsweg dem Knallgeräusch annähern. Den nächsten Schritt gehen Sie nur dann, wenn der Hund bei der vorherigen Entfernung entspannt geblieben ist.
Falls Ihr Hund noch nicht an eine Box gewöhnt ist, empfehle ich zusätzlich diese als Rückzugsmöglichkeit für den Hund aufzubauen.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, die kurzfristig dem Hund den kommenden Silvesterabend erleichtern?
Wir selbst haben die Tage um Silvester mit unserem ängstlichen Border Collie über viele Jahre auf Sylt verbracht. Höhenfeuerwerk gibt es dort nur an den touristischen Hotspots wie List oder Hörnum. Kinderfeuerwerk ist aber auch hier erlaubt. Wenn man etwas abseits dieser Orte wohnt, bekommt der Hund davon jedoch nichts mit. Auf Sylt oder auch auf Amrum wird aber nicht, wie oft in den Großstädten auf dem Festland, bereits Tage vorher „geknallt“. So hat man wirklich die Möglichkeit den Hund vor dem Silvesterabend körperlich und geistig auszulasten. Eine gute Bekannte hat den letzten Jahreswechsel mit dem Hund im Auto auf der Autobahn verbracht. Wenn der Hund gerne Auto fährt, ist dies eine letzte Variante, um der großen Böllerei zu entgehen.