Martina Bašista:
Ein Wunsch, ein Weg und das erreichte Ziel.
Eine Lizenzpartnerin die von ihrer Entscheidung den Traum Hundetrainerin berichtet und von Hindernissen, Herausforderungen berichtet.
Pfote drauf: Ich werde Hundetrainerin!
Gespannt sitze ich vor dem Laptop auf meinem Hundetrainingsplatz und öffne das E-Mail-Postfach. Dabei schießen mir viele Gedanken durch den Kopf: „Habe ich neue Anfragen für Einzeltrainings? Wird der Junghundekurs heute voll werden?“ Es sind die ersten Wochen nach der Eröffnung meiner Hundeschule und die Vorfreude auf den neuen Berufsalltag könnte nicht größer sein.
Vor knapp zwei Jahren bin ich das erste Mal nach Bonn zum Vorstellungsgespräch bei der Martin Rütter Akademie gefahren, welche die Ausbildung zum bzw. zur Martin Rütter Hundetrainer:in anbietet. Nicht nur ich wurde damals beäugt, nein, auch mein Hund Mevis und mein Umgang mit ihm. Wir durften vor den Augen der Ausbildungsleitung Andrea Buisman zeigen, wie wir als Mensch-Hund-Team zusammen agieren. War ich neugierig und nervös! Ich versuchte, mich zu entspannen, denn die eigene Stimmung überträgt sich bekanntlich auf den Hund. Doch ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, unsere vorgezeigten Übungen verliefen reibungslos, genauso wie das folgende Gespräch, und ich bekam eine Zusage! Meine monatelangen Vorbereitungen, angefangen von der Bewerbung über die Teilnahme am Informationstag und eines Praktikums sowie Beratungen mit Steuerberater, Anwalt etc. hatten sich gelohnt.
Zum Studium gehört zudem das Pflichtpraktikum: In jedem Semester absolvierte ich 20 Stunden Praktikum in einer Martin Rütter Hundeschule mit dem Zertifikat „Akademie Praxisbetrieb“, um den Praxisalltag vertieft kennenzulernen. Der Austausch mit langjährigen Hundetrainer:innen, war für mich sehr lehrreich und hat mir ermöglicht, diverse Herangehensweisen nach der Philosophie von Martin Rütter kennenzulernen. Denn auch wenn die Grundsätze des Trainings in den Martin Rütter Hundeschulen natürlich alle der Philosophie entsprechen, gibt es doch immer mehrere Wege, um ans Ziel zu gelangen. Und manchmal muss man als Hundetrainer:in auch kreativ werden und eine Übung individuell anpassen, denn ein Training ist nur dann erfolgreich, wenn es zum jeweiligen Mensch-Hund-Team passt. Wie z. B. bei der Lösung für das Problem, das Apportiertraining mit einem Hund aufzubauen, der draußen dauerhaft einen Maulkorb tragen muss: ein Magnet im Futterbeutel, wenn es sich um einen Metallmaulkorb handelt! So einfach, so genial: Der betroffene Hund hatte sichtlich Spaß an seiner neuen Beschäftigung!
Nebenbei konnte ich während der Praktika viele Tipps rund um die Führung einer Hundeschule mitnehmen. Jeden Abend notierte ich mir die Gedanken, die mir während des Tages für die Eröffnung meiner eigenen Hundeschule gekommen waren, angefangen von Ideen für die Kursgestaltung über sinnvolle Möglichkeiten der Hundeplatzeinteilung bis hin zu Tipps, die man als frisch gebackene Selbstständige dann doch nicht selten vergisst: „Plane auch Pausenzeiten für dich ein.“
Mehrere Tage am Stück bei jedem Wetter draußen zu stehen, war eine Erfahrung, die sich von meinem bisherigen Arbeitsalltag unterschied. Dem Wetter mit der richtigen Kleidung zu trotzen, wurde für meine eigene Gesundheit wichtig. Als ich in einem Praktikum über drei Stunden in strömendem Regen stand, war ich froh, Wechselkleidung eingepackt zu haben. Und im Winter konnten beheizbare Schuhe einen großen Unterschied ausmachen, um sich überhaupt noch auf den Unterricht konzentrieren zu können.
Mevis hat mich fast immer zu den Studientagen begleitet. Zu Beginn haben wir die Grundsignale sowie einige Beschäftigungsformen mit unseren eigenen Hunden erlernt, doch im 2. und 3. Semester kamen die eigenen Hunde nur noch selten zum aktiven Einsatz, da der Schwerpunkt jetzt darauf lag, andere Menschen mit ihren Hunden zu trainieren. Daher musste ich darauf achten, dass Mevis´ Bedürfnisse trotz langer Studientage erfüllt wurden: Vor dem Unterricht ein kurzer Beschäftigungs-Spaziergang, dann mit dem Auto ab zur Trainingswiese, wo bereits die Mitstudierenden warteten und sich vor dem praktischen Unterricht noch über den Studienalltag und wichtige Erkenntnisse vom vorherigen Studientag austauschten. In kleine Gruppen aufgeteilt hatten wir die Gelegenheit, den langjährigen Dozierenden über die Schulter zu schauen und die Hunde gemeinsam zu analysieren. „Welche Motivationen zeigt uns der Hund?“ „Wie wird der individuelle Trainingsplan aussehen?“ Alle diese Fragen wurden bis ins kleinste Detail besprochen. In der anschließenden Mittagspause war nur Zeit für ein kurzes Mittagessen, denn dann war Mevis wieder dran und durfte sich lösen und austoben. Am Nachmittag wurden weitere Mensch-Hund-Teams fachlich betreut, es wurde jede unserer Fragen geduldig von den Dozierenden beantwortet. Nach dem Unterricht gingen wir in kleinen Gruppen mit den Hunden spazieren und ließen den Tag Revue passieren. Beim anschließenden Abendessen im Hotel wurde weiter gefachsimpelt. Es waren wirklich lange Tage, die uns nicht selten an den Rand unserer Kapazitäten brachten. Und dennoch möchte ich nicht einen Tag davon missen. Die neuen Freundschaften und der Austausch am Abend haben für mich das Wochenende zusätzlich bereichert und ich bin jeden Sonntagabend erfüllt mit vielen neuen Erfahrungen, vor allem aber mit einer noch größeren Motivation, bald selbst auf der Wiese als Trainerin zu stehen, nach Hause gefahren.
In der ersten Intensivwoche erhielten wir Studierenden eine Einschätzung zu unseren Hunden. Es war spannend zu sehen, wie sich die vier unterschiedlichen Haupt-Motivationen der Hunde (sozial, sexuell, jagdlich und territorial) in ihrem Verhalten immer wieder sehr deutlich zeigten. Wie wichtig das Thema Körpersprache und Kommunikation ist, zeigte sich auch an den folgenden Wochenenden, denn immer wieder stand die Einschätzung der Hunde in Bezug auf ihre Motivation im Fokus. War es da ein Wunder, dass sich unter uns Studierenden eine Art „Geheimsprache“ entwickelte? Denn das hündische Verhalten konnte mit Augenzwinkern auch auf menschliche Verhaltensweisen übertragen werden. Drängelte sich eine Person an der Warteschlange vor der Kasse an uns vorbei, hieß es: „Oh, der ist ja mal wieder stark territorial motiviert!“
Aber wir hatten nicht nur abseits des Unterrichts viel Spaß, auch während des Studientags wurde viel gelacht. Beim Impulskontrolltraining mit unseren Hunden sollten wir um unsere Hunde herumtanzen. Ich glaube, spätestens das war der Zeitpunkt, an dem sie daran zweifelten, ob mit uns wirklich noch alles in Ordnung sei. Doch so erlernten wir direkt einen wichtigen Grundsatz der Philosophie von Martin Rütter: „Hundetraining muss Spaß machen!“ Und was soll ich sagen: Am Ende saßen unsere Hunde zuverlässig, egal, ob wir tanzten, über den Boden krochen oder wie ein Hampelmann auf und ab hüpften!
Im letzten Semester konnten wir während der Studientage zum Thema „Aggression bei Hunden“ an vier aufeinanderfolgenden Samstagen drei Mensch-Hund-Teams über einen längeren Zeitraum im Training begleiten. Es war beeindruckend, zu sehen, wie schnell die Hunde Veränderungen in ihrem Verhalten zeigten, wenn die Kunden bzw. Kundinnen die Trainingsratschläge befolgten und die Übungen zu Hause umsetzten. Wenn ein Hund, der seit Jahren nicht entspannt an anderen Hunden vorbeilaufen konnte, am Ende des Trainings den Fokus nur noch auf seinen Menschen richtete und den anderen Hund ignorierte, war das ein Gänsehautmoment, nicht nur für die Kunden und Kundinnen. Wie dankbar Menschen für die Hilfe sind, die sie im Hundetraining bekommen, wurde uns am letzten Studientag der Trainingsreihe verstärkt bewusst, als wir mit Eis und Süßigkeiten beschenkt wurden. Solche zwischenmenschlichen Momente sind für mich die berührenden Facetten am Beruf der Hundetrainerin.
Wenn ich an das Studium zurückdenke, habe ich viele spannende Momente erlebt, und ja, ich würde mich wieder für diese Ausbildung entscheiden!
Nun ziehe ich meine Schuhe an und bin gespannt auf den kommenden Einzeltermin, während Mevis in seinem Körbchen vor sich hindöst. Und um noch einmal auf die Frage eingangs zurückzukommen: Es waren wieder einige Anfragen nach Trainingsterminen im Posteingang und auch den Teilnehmenden des Junghundekurses konnte ich zusagen, da sich genug Interessierte gemeldet hatten. Natürlich kommen Kunden und Kundinnen nicht einfach so von allein, eine gepflegte Homepage mit vielfältigen Angeboten sowie Berichte in den sozialen Medien sind wichtige Marketing-Tools. Doch allein die Tatsache, dass ich die Marke Martin Rütter nutzen darf, macht für mich den entscheidenden Vorteil aus. Und da ich mich während meiner ersten Stunden sofort sicher im Training mit meinen Mensch-Hund-Teams gefühlt habe, bin ich mir auch sicher, den Lebensunterhalt mit meinem Traumjob bestreiten zu können!
Martina Bašista
Holländischer Schäferhund Mevis, 7,5 Jahre
Martin Rütter Hundeschule Linkes Zürichseeufer / Zug
Seit Januar 2024 eröffnet
Website: martinruetter.com/linkeszuerichseeufer-zug
Instagram: instagram.com/martinruetter_zuerichsee_zug