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R wie Retrieverleine

Die Retrieverleine, oder auch Moxonleine genannt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Sie wird öffentlich von diversen Hundetrainern verwendet und von ihnen zur „Optimierung der Hundeerziehung“ empfohlen. In diesem Artikel möchten wir Euch einen Einblick und ein paar Gedanken zu diesem neuen Trend geben.  

Was ist eine Retrieverleine?

Als Retrieverleine wird eine Führleine bezeichnet die Halsband und Hundeleine miteinander vereint. Sie besteht aus einem Stück Strick, welcher in unterschiedlichen Stärken (meist zwischen 4 und 15 Millimetern), Längen und unterschiedlichen Materialien (Nylon, Baumwolle, Biothane oder Leder) hergestellt wird. Während sich an der einen Seite eine Handschlaufe befindet, schließt sich die andere Seite mithilfe eines Ringes, durch den die Leine verläuft, zu einer Schlinge. 

Um zu verhindern, dass die Schlinge sich selbstständig komplett öffnet und der Hund so ungewollt den Kopf heraus ziehen kann, befindet sich ein Stopp aus Leder, Horn oder Metall hinter dem Ring. Ein weiterer Stopp, als „Zugstopp“ bezeichnet, befindet sich hinter dem Ring innerhalb der Schlinge. Dieser wird so gestellt, dass die Leine maximal den Hundehals, wie ein gewöhnliches Halsband, locker umschließt aber nicht stranguliert.

Der Ursprungsgedanke und Verwendung dieser Führleine

Die Bezeichnung verrät bereits den Ursprung dieser Leine. Alle 6 Retrieverrassen wurden, und werden zum Teil auch heute noch, für die Jagd zum Apportieren von Nieder- und Federwild gezüchtet. Für diese Arbeit nach dem Schuss müssen die Hunde durch höheren Bewuchs, Unterholz und Seen. Um das Verletzungsrisiko und Hängenbleiben zu vermeiden, wird auf eine Halsung verzichtet. Mit Hilfe dieser Führleine kann der Hund möglichst schnell an- und abgeleint werden. 

Aus identischem Grund wird diese Art der Leine bspw. beim Agility verwendet. Auch hier gilt es, das Verletzungsrisiko zu minimieren und den Hund schnell an- und ableinbar zu führen. 

Die Retrieverleine für den Alltag ?

Außerhalb der gezielten Arbeit mit dem Hund bringt die Retrieverleine einige Nachteile mit sich, die unbedingt bei der Verwendung beachtet werden müssen. Es ist zum Beispiel kaum möglich, den Hund mit dieser Leine irgendwo anzubinden. Zudem muss man sich darüber bewusst sein, dass der Vierbeiner im Freilauf absolut „nackt“ unterwegs ist. Dies kann einige Gefahren mit sich bringen. Sollte er beispielsweise unerwartet das Weite suchen, kann er von Dritten nicht ohne Probleme gesichert werden. Auch wenn man einen scheinbar perfekt abrufbaren Hund führt, sollte man das Risiko niemals unterschätzen, dass etwas Unvorhersehbares passiert.

Entgegen diverser Trainer, die diese Leine bevorzugt zum Leinenführigkeitstraining einsetzen, um den Hund mit möglichst wenig körperlichen Aufwand möglichst wirkungsvoll korrigieren zu können, lehnen wir diese Leine in diesem Kontext komplett ab. Eine Retrieverleine sollte erst dann genutzt werden, wenn der Hund wirklich zuverlässig an lockerer Leine laufen gelernt hat. Und selbst dann stellt sie noch immer ein Risiko dar, da auch der besttrainierteste Hund in einer unvorhergesehenen Situation die Leine auf Spannung bringen kann. 

Die Gefahr körperlicher Verletzungen bei der Verwendung für das Hundetraining doch auch im alltäglichen Gebrauch ist immens. Durch die verhältnismäßig dünnen Schnüre, besteht ein großes Verletzungsrisiko für den Kehlkopfbereich, die Halswirbelsäule und die hochsensiblen Nervenbahnen, die dem Halsbereich entlang verlaufen. Zudem stranguliert sich der Hund auch bei leichtem Zug.

Der absolute Höhepunkt der Tierschutzrelevanz

Leider werden trotz des Tierschutzgesetzes, welches den Einsatz von Retrieverleinen ohne Zugstopp verbietet, noch immer welche ohne den 2. Stopp im Handel angeboten. Das bedeutet, dass sich die Schlinge komplett zuziehen lässt und den Hund somit sehr bewusst stranguliert. Bei einem medienbekannten Hundetrainer gibt es hierfür noch eine konkrete Anleitung. Die Leine wird eng hinter den Ohren angelegt, der Stopp, damit sie sich nicht selbst öffnet, wird festgezogen und der Hund mit kräftigem Ruck korrigiert. Die Korrektur an diesem höchstempfindlichen Bereich hinter den Ohren führt zu heftigen Schmerzen beim Hund. Die Verletzungsgefahr der Halswirbelsäule inkl. eines Genickbruchs ist unüberschaubar. Durch die Quetschung der Nervenbahnen können zudem neurologische Schäden nicht ausgeschlossen werden. 

Das schöne Sprichwort von Hannah Arendt besagt „Gewalt beginnt dort, wo Wissen aufhört.“ Dieser Einsatz der Retrieverleine hat in keinem Sinne etwas mit effektivem, fairem Hundetraining zutun und ist zudem sowohl moralisch als auch tierschutzrechtlich verwerflich!

Unser Fazit:

Der Einsatz einer Retrieverleine bei der Arbeit und Beschäftigung mit dem Hund, wenn dieser sich bereits sehr leinenführig zeigt, spricht nichts entgegen, um ihn möglichst schnell an- und abzuleinen. Für die alltägliche Nutzung im Freizeitbereich scheint sie uns jedoch aus den oben genannten Gründen gänzlich untauglich. Das Verletzungsrisiko durch die falsche Anwendung ist immens und muss in jedem Fall vor Verwendung durchdacht sein. Eine solche Leine darf niemals zum Training oder für Korrekturzwecke am Hund angewandt werden!

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