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Interview mit Tierärztin Nora Cee zum Thema Welpen und Impfungen

Was gibt es über das Impfschema bei Welpen und maternale Antikörper zu sagen?

Die aktuellsten Impfempfehlungen besagen, dass Hundewelpen dreimal im Alter von ca. 8, 12 und 16 Wochen und danach noch einmal im Alter von 15 Monaten geimpft werden sollten. Der Grund, warum eine dreimalige Impfung im Welpenalter sinnvoll bzw. sogar notwendig ist, sind die sogenannten maternalen Antikörper. Antikörper sind Eiweiße, die vom Immunsystem eingesetzt werden, um verschiedene Krankheitserreger zu bekämpfen. Maternale Antikörper werden über das Kolostrum (die erste Muttermilch) von der Mutterhündin auf die Welpen übertragen, um diese in den ersten Lebenswochen vor Infektionen zu schützen. Wie lange die Welpen durch die maternalen Antikörper geschützt sind, hängt von verschiedenen Faktoren, wie z.B. dem Immunstatus der Mutterhündin oder der Menge an aufgenommenem Kolostrum ab und lässt sich nicht genau vorhersagen. Maternale Antikörper schützen jedoch nicht nur vor Infektionen, sondern neutralisieren auch die mit einer Impfung verabreichten Antigene und verhindern dadurch, dass durch die Impfung ein ausreichender Schutz vor einer Infektion aufgebaut werden kann. Welpen mit wenigen maternalen Antikörpern haben oft schon mit 8 Wochen oder sogar früher keinen ausreichenden Infektionsschutz mehr und sollten deshalb unbedingt in diesem Alter das erste Mal geimpft werden. Bei ihnen kann die Impfung schon in diesem Alter ihre Wirkung voll entfalten, weil sie nicht mehr durch maternale Antikörper beeinflusst wird. Andererseits gibt es jedoch Welpen, bei denen maternale Antikörper bis über die 12. Lebenswoche hinaus in sehr hohen Konzentrationen vorhanden sind und den Welpen zwar einerseits ausreichend vor einer möglichen Infektion schützen, andererseits jedoch auch verhindern, dass nach einer erfolgten Impfung ein guter Impfschutz aufgebaut werden kann. Diese Welpen sind zwingend auf die Impfung in der 16. Lebenswoche angewiesen, um einen ausreichenden Impfschutz aufbauen zu können. Damit also gewährleistet ist, dass jeder Welpe, egal wie gut oder schlecht er in Hinsicht auf die maternalen Antikörper aufgestellt ist, nach der Welpenimpfserie einen belastbaren Impfschutz aufgebaut hat, muss mit den Impfungen früh (mit ca. 8 Wochen) begonnen werden und die letzte Impfung muss relativ spät (mit ca. 16 Wochen) erfolgen. In diesem Alter sind bei keinem Welpen mehr maternale Antikörper zu erwarten. Aus diesem Grund sind drei Impfungen im Alter von 8, 12 und 16 Wochen praktisch unumgänglich.

 Wie verhält es sich mit dem Hundekontakt nach der ersten Teilimpfung?

Der Beginn der Immunität (Schutzwirkung) nach einer Impfung ist nicht für alle Erkrankungen, gegen die standardmäßig geimpft wird, gleich und variiert auch je nach verwendetem Impfstoff. Aus diesem Grund ist eine gute Impfberatung durch den behandelnden Tierarzt unerlässlich. Bei zwei der wichtigsten Erkrankungen gegen die Hunde geimpft werden, Parvovirose und Staupe, beginnt die Immunität bereits 1-3 Wochen nach der ersten Impfung, abhängig davon welcher Impfstoff verabreicht wurde.

Die Frage, ob bereits vor Abschluss der Welpenimpfserie Kontakt zu anderen noch nicht komplett geimpften Hunden, z.B. in Hundeschulen, bestehen darf, würde ich persönlich mit ja beantworten. Nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung überwiegt für mich eindeutig der Nutzen einer guten Sozialisierung in diesem Alter. Das Risiko einer Infektion bei einem noch nicht fertig geimpften Welpen ist zwar gegeben, aber meiner Meinung nach relativ gering, sodass es zu Gunsten der Sozialisierung in Kauf genommen werden kann. Es gibt zu diesem Thema auch eine Studie, die besagt, dass Welpen, die zumindest einmal geimpft sind und einen Welpenkurs besuchen, kein höheres Risiko einer Parvoviroseinfektion haben als Welpen, die keinen Welpenkurs besuchen.

Welche gesundheitlichen Risiken bestehen bei regelmäßigem Hundekontakt bei einem Welpen besonders im Hinblick auf Wurmbefall und Giardieninfektionen?

Hundewelpen haben im Allgemeinen ein höheres Risiko an parasitären Infektionen zu erkranken und diese zu übertragen als erwachsene Tiere.

Um das Risiko eines Wurmbefalls und dessen gesundheitliche Folgen einzudämmen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder es werden in regelmäßigen Abständen Wurmkuren verabreicht, oder es werden regelmäßig Kotproben auf das Vorhandensein von Würmern untersucht und bei Bedarf gezielt gegen die gefundene Wurmart behandelt. Die Untersuchung von Kotproben birgt jedoch das Risiko, dass es auch bei bestehendem Wurmbefall zu einem falsch negativen Ergebnis kommen kann, weil Würmer bzw. Wurmeier nicht kontinuierlich zu jeder Zeit ausgeschieden werden. Um das Risiko einer falsch negativen Kotprobe möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich deshalb Kot über 3 Tage zu sammeln und untersuchen zu lassen. Wurmkuren bzw. Kotuntersuchungen sollten mindestens 4x pro Jahr durchgeführt werden. Es gibt jedoch Risikofaktoren, wie Auslauf ohne Aufsicht, das Fressen von Aas oder Kot von Artgenossen, das Fressen von Beutetieren oder jagdliche Nutzung, die eine monatliche Entwurmung sinnvoll machen. Nachdem bei vielen Junghunden zumindest einer dieser Risikofaktoren gegeben ist, empfiehlt sich bei den meisten Junghunden eine monatliche Entwurmung.

Giardien sind einzellige Parasiten, die sowohl bei Jungtieren als auch bei erwachsenen Hunden vorkommen. Bei Jungtieren unter einem Jahr tritt die Infektion jedoch deutlich häufiger auf. Giardien werden mit dem Kot ausgeschieden und führen durch orale (über das Maul) Aufnahme zur Infektion. Häufig verläuft die Infektion symptomlos. Symptome treten vor allem bei Junghunden, Hunden mit geschwächtem Immunsystem oder Hunden mit gleichzeitig bestehenden anderen Erkrankungen auf. Diese Tiere zeigen in erster Linie Durchfall sowie in manchen Fällen Fressunlust, Erbrechen und Gewichtsverlust. Auch infizierte Tiere, die keine Symptome zeigen, scheiden den Erreger aus und sind eine Infektionsquelle für andere Tiere und teilweise auch für Menschen, da einige Giardientypen auch auf den Menschen übertagen werden können. Giardien können über die gezielte Untersuchung einer Kotprobe diagnostiziert werden.

Nachdem sowohl Würmer als auch Giardien hauptsächlich durch den Kontakt mit infiziertem Kot übertragen werden, ist es vor allem an Orten, an denen sich viele Hunde begegnen, wie z.B. Hundeschulen, wichtig, den Kot einzusammeln und zu entsorgen. Weiters ist darauf zu achten, dass der eigene Hund nicht an versehentlich liegen gebliebenen Kothaufen schnuppert oder sogar Kot von anderen Tieren frisst.

Wenn Hunde Symptome, v.a. Durchfall, zeigen, sollten sie bis zur Abklärung der Ursache durch den Tierarzt nicht am Training teilnehmen und es sollte mittels Giardien-Schnelltest aus einer Kotprobe ermittelt werden, ob sie ein Infektionsrisiko für andere Hunde darstellen.

Über Mag. Nora Cee

Wir, das Team der Kleintierordination Mag. Nora Cee in Eggersdorf bei Graz, sind drei Tierärztinnen und vier tierärztliche Ordinationsassistentinnen, die täglich von Montag bis Samstag mit viel Herzblut alles für die hochqualitative medizinische Versorgung ihrer Patienten geben. Unsere Patienten sind Hunde, Katzen, Kaninchen und andere kleine Heimtiere, die, wie wir auch, unterschiedliche Charaktere und Eigenarten haben. Sie bringen  natürlich auch manchmal besorgte Besitzer mit, deren professionelle Beratung uns sehr wichtig ist. Kern unserer Arbeit ist immer, mit den Besitzern gemeinsam, die ideale medizinische Lösung für jedes individuelle Mensch-Tier-Gespann zu entwickeln. Dafür sind wir mit einem umfangreichen hausinternen Labor, digitalem Röntgen, Dentalröntgen, Ultraschall, etc. ausgestattet und stehen unseren Kollegen aus der Umgebung zusätzlich als Überweisungspraxis für Herzultraschall und Abdomenultraschall zur Verfügung. Standardoperationen führen wir selbst durch,  für komplexere Knochenchirurgie arbeiten wir mit einem renomierten Konsiliarchirurgen zusammen, der diese Operationen in unserer Ordination durchführt. So können wir uns sowohl vor als auch nach den Eingriffen optimal um unsere Intensivpatienten kümmern.