L wie Lendenleine/-gurt
Eine sogenannte Lendenleine wird in „Fachkreisen“ häufig auch als Nierenleine bezeichnet. Trotz dessen, dass sie von einem medienbekannten Trainer und einigen Hundesportvereinen zur Hundeausbildung genutzt wird, ist sie glücklicherweise relativ unbekannt. Da jedoch eine große Gefahr von diesem Hilfsmittel ausgehen kann, möchten wir heute einen genaueren Blick darauf werfen.
Was ist eine Lenden-/Nierenleine?
Wie auf dem Bild schematisch dargestellt, handelt es sich hierbei um eine längere Leine, vorzugsweise wird eine dünne Nylonschnur genutzt. Diese wird mit dem Karabiner, wie gewohnt, im Halsband des Hundes eingehängt und verläuft dann entlang des Rückens bis zu einem zweiten Ring auf Höhe des Nieren- oder Genitalbereichs. Die Leine bzw. Schnur wird nun einmal um den Bauch des Hundes gelegt und durch diesen Ring gefädelt.
Wozu soll das gut sein?
Mit dieser Konstruktion wird durch den Zug an der Leine, ganz gleich ob durch den Menschen oder den Hund selbst, die Schlaufe um den Bauchbereich zusammen gezogen. Dies führt dementsprechend zu Quetschungen der Organe insbesondere der Nieren, die sich beim Hund direkt hinter den letzten Rippenbögen befinden. Dass dies eine besonders schmerzhafte Region ist, muss an dieser Stelle nicht zusätzlich erwähnt werden.
Traurig aber wahr – diese Leine wird für allem für Hunde empfohlen, die durch übermäßige Korrekturen mit verschiedenen Halsbandformen bereits unempfindlich im Halsbereich geworden sind oder deren Halter aufgrund körperlicher Kräfteverhältnisse nicht in der Lage sind, ihren Hund „anständig“ durch ein Halsband zu korrigieren.
Der lerntheoretische Aspekt?
Aufgrund der Schmerzintensität wird der Hund mit großer Wahrscheinlichkeit zeitnah in ein Meideverhalten fallen und aus Unsicherheit und Angst vor weiteren Schmerzen einen weiteren Leinenzug entgehen wollen. Dies ist der Punkt an denen sich Trainer und Erfinder stolz gegenseitig auf die Schulter klopfen, denn das Ziel scheint durch möglichst geringen Aufwand erreicht.
Unsere Meinung zu diesem Hilfsmittel?
Ein Hund der lediglich aus Angst vor Schmerz ein Meideverhalten zeigt, hat noch längst nicht gelernt, wie und warum man anständig an einer Leine läuft. Er wird sich weder an seinem Menschen orientieren noch wird eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung aufgebaut. Der Hund hat an keiner Stelle gelernt welches das gewünschte Verhalten ist, sondern lediglich dass diese Leine zu starken Schmerzen führt.
Ganz abgesehen von der völlig indiskutablen Form der Korrektur, ist das Timing dieser heftigen, körperlichen Maßregelung sehr fraglich. Sie wird nicht zu dem oft gewünschten Ergebnis führen, dass der Hund sich auf Signal hinter seinen Menschen begibt, ihn die Führung durch schwierige Situationen wie bspw. Hundebegegnungen überlässt und sich am Menschen orientiert.
Die Maßregelung erfolgt erst, wenn sich der Hund auf Leinenlänge vor dem Menschen befindet. Er wird also maximal über eine extrem schmerzhafte und tierschutzrelevante Form des „Trainings“ lernen, dass ein Leinenzug vermieden werden sollte. Ein angemessenes und kleinschrittiges Leinenführigkeitstraining, bei dem der Hund lernt dem Menschen zu Vertrauen und sich vom Menschen an der Leine führen zu lassen, kann diese Leine definitiv nicht ersetzen!