Wer besitzt hier welchen Rang? - Teil 2
Glücklicherweise sehen Hunde uns Menschen, obwohl wir artfremd sind, als vollwertigen Sozialpartner an. Sie vergesellschafteten sich freiwillig mit
uns, was in der Natur die Seltenheit ist. Der Grund hierfür liegt unter anderem an der sehr ähnlichen Sozialstruktur - dem Familienverband.
Wer in einem Hunderudel hierarchische Strukturen erwartet, sollte sich auch mit der Vorstellung anfreunden, dass in Familien eine Nummerierung statt der Namensgebung vorgenommen wird. Je kleiner die Nummer, umso mehr "Sagen".
Ebenso sind Gedanken wie "der soll das machen, weil ich es möchte" völlig fehl am Platz. Unter Hunden herrscht keineswegs eine Diktatur und der bedingungslose Gehorsam entspringt einzig der Phantasie herrschliebender Menschen.
Zumal wir Dinge von unseren Hunden fordern, die rein biologisch betrachtet vollkommener Nonsens sind. Den Hasen rennen, die läufige Hündin von Dannen ziehen oder den Konkurrenten mit im Haus wohnen zu lassen, sind ausschließlich rein menschliche Wünsche.
Unter Hunden sind eigene Meinungen durchaus tolerierbar - trotzdem funktioniert das System. Wie bei uns eben …
Natürlich gibt es eine gewisse Rollenverteilung, der auch wir uns annehmen. Eltern versorgen die Kinder, sie kümmern sich um die Abwehr potenzieller Gefahren und die Gesellschaftstauglichkeit ihrer Schützlinge. Sie stellen Regeln und Grenzen auf, welche letztendlich einen Handlungsrahmen vorgeben, an dem sich orientiert werden kann.
Dem einen gelingt das mehr, dem anderen weniger. Der eine Hund benötigt etwas mehr, der andere weniger. Und trotzdem ähneln sich Hunde und Menschen in einem Punkt sehr – nur wenige streben die „Chefposition“ an. Entscheidungen treffen zu müssen und Verantwortung zu tragen, bedeutet vor allem eins – Stress! Erstaunlicherweise wird das Streben nach Weltherrschaft der einen Spezies deutlich häufiger unterstellt als der anderen.
Im Idealfall nimmt der Mensch also die „Elternrolle“ gegenüber einem Hund ein. Dennoch herrscht keine absolute Strukturlosigkeit unter den anderen Familienmitgliedern. Was das für die Jungs bedeutet, klären wir demnächst
Foto: Tina Bauer