Alleine bleiben.
„Nicht allein bleiben können“ ist eines der häufigsten Themen, mit denen unsere Kunden ins Training kommen. Zunächst sollten wir uns bewusst machen, dass das Alleinbleiben für Hunde etwas völlig Unnatürliches ist. Hunde sind hochsoziale Lebewesen, eine Trennung vom Rudel bringt für sie in erste Linie Nachteile.
Da es jedoch im Alltag von uns Menschen immer wieder Situationen gibt, in denen der Hund mal eine gewisse Zeit allein bleiben muss, ist es sinnvoll, ihm dies beizubringen.
Hm… Jetzt ist das Problem aber schon da, und nun?
Wie immer gilt die Frage: Warum kann der Hund nicht allein bleiben? Hier unterscheiden wir vor allem zwischen „Trennungsangst“ und „Kontrollverlust“.
Trennungsangst vs. Kontrollverlust
Die Trennungs- oder Verlustangst ist, wie der Name schon sagt, eine Angst. Diese kann durch eine sehr frühe Trennung von der Mutter, durch längeres Alleinlassen des Welpen oder durch das völlige Fehlen entsprechender Erfahrungen entstehen. Ängste lassen sich nicht „löschen“, sie können jedoch überlagert und gemildert werden. In solchen Fällen ist besonders behutsames und geduldiges Training gefragt. In wenigen extremen Fällen können die Grenzen des Trainings erreicht werden, was andere Maßnahmen wie eine dauerhafte Betreuung erforderlich macht.
Der deutlich überwiegende Grund für das „Nicht allein bleiben können“ ist jedoch der Kontrollverlust. Dieser lässt sich glücklicherweise gut trainieren, denn hier liegt das Problem in der Mensch-Hund-Beziehung. Aus Hundesicht besitzt der Mensch nicht die „Berechtigung“, sich frei und eigenständig zu entfernen.
Bevor das eigentliche Training zum Alleinbleiben beginnen kann, muss zunächst die Beziehung zwischen Mensch und Hund geklärt werden. Der Hund muss lernen, dass der Mensch die Verantwortung übernimmt, ein souveräner und verlässlicher Sozialpartner ist, der für Schutz und Sicherheit sorgt, Ressourcen wie Aufmerksamkeit verwaltet und die Bedürfnisse des Rudels ernst nimmt. Nur dann wird der Hund akzeptieren lernen, dass sein Mensch sich „herausnehmen“ darf, das Rudel zu verlassen.
Diagnose und erster Schritt
Welche Form bei deinem Hund vorliegt, sollte immer „live“ getestet und beurteilt werden, idealerweise bei dir zu Hause. Deshalb ist in solchen Fällen ein Hausbesuch oft die beste Option. Unabhängig von der Problematik ist es bei jeder Form äußerst wichtig, als Mensch zu lernen, den Hund im Alltag auch mal ernsthaft zu ignorieren. Hunde sind wahre Meister der Beobachtung – für manche Vierbeiner hat schon ein flüchtiger Blick des Menschen den gleichen Wert wie ein Stück Fleischwurst. Selbst ein Lächeln über ein lustiges Verhalten deines Hundes ist Aufmerksamkeit und wirkt somit als Verstärkung. Also überlege genau, ob es immer witzig sein wird, wenn dein Junghund die Klopapierrolle klaut…
Übe dich in Ignoranz – Merke die drei A´s
NICHT….
1. Anfassen
2. Ansprechen
3. Anschauen
Der Weg zum Alleinbleiben können.
Stell dir einmal folgende Fragen:
- Kannst du deinen Hund zuverlässig auf seine Decke schicken?
- Bleibt er dort, bis du das Signal wieder auflöst?
- Kann er auch dann dort bleiben, während du dich frei in der Wohnung bewegst?
- Kannst du zuhause herumlaufen, ohne dass dein Hund dir ständig folgt?
- Ist dein Hund entspannt, wenn du im Bad verschwindest?
Wenn du eine dieser Fragen mit „Nein“ beantworten musst, solltest du genau hier beginnen, bevor es an ein gezieltes Training zum Alleinbleiben geht. Mach dir bewusst: Dein Hund erträgt es nicht 5 Minuten, an einer Stelle zu bleiben, obwohl du nur wenige Meter entfernt bist oder euch lediglich die Badezimmertür trennt.
Der Schlüssel liegt darin, in sehr kleinen Trainingsschritten vorzugehen und wirklich täglich, konsequent und diszipliniert zu üben.
Du musst diesen Weg nicht allein gehen, gerne unterstützen wir dich, um deinem Hund diesen Stress langfristig nehmen zu können.