Ohne Leckerlies.
„Der kommt ja nur wegen dem Futter.“
Stimmt, im ersten Schritt kommt ein Hund zum Menschen, wenn es sich für ihn „lohnt“. Für den einen ist es Futter, für den nächsten ein Spielzeug und für ganz wenige gestreichelt zu werden.
Warum sollte er auch sonst kommen?
- Aus Liebe?
- Weil du der Rudelführer bist?
- Der Hund sich unterordnen muss?
Gegenfrage: Warum gehen wir zur Arbeit?
Ja, es mag Hunde geben, deren soziale Motivation so hoch ist, dass es für sie nichts Größeres gibt als von ihrem Menschen Aufmerksamkeit zu bekommen. Setzt aber voraus, dass diese im Alltag nur sehr dosiert stattfindet. Aber mal ehrlich welcher Mensch verhält sich denn immer so?
Wenn wir den Start des Zusammenlebens nochmal durchgehen, war es wohl eher nicht so, dass der Hund bei uns vor der Haustür stand und kommuniziert hat: "Ich ziehe jetzt bei dir ein!“
Nein, wir waren es doch die zum Züchter, zum Tierschutzverein oder sonst wohin gerannt sind und entschieden haben: "Der zieht jetzt bei mir ein.“
Ab diesem Zeitpunkt erwarten wir von diesem Vierbeiner selbstverständlich, dass er sofort tut, was wir von ihm verlangen und das ohne Gegenleistung. Und natürlich gehen wir davon aus, dass der Hund auch noch deutsch spricht.
WIR haben entschieden, dass dieser Hund bei uns einziehen soll. Deshalb ist es unsere Verantwortung, ihn mit Geduld und Einfühlungsvermögen zu erziehen, ihn an die „Pfote“ zu nehmen und ihm unsere Welt zu erklären, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Kurz: Der Aufbau eines erwünschten Verhaltens muss sich für den Hund „lohnen“!
- Positive Verstärkung.
Im Aufbau eines Verhaltens ist es definitiv ratsam, kontinuierlich mit Futter zu Verstärken. Bedeutet, dass ich zu Beginn, jedes einzelne „Sitz“ belohne. Jetzt stellt sich die Frage, wie lange ist diese Form der Verstärkung erforderlich? Das ist natürlich individuell und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Bspw. Alter, Gesundheit, Selbstsicherheit, Rasseeigenschaften, Geschlecht, Hormonstatus etc.
Erinnere dich mal an den Tag, an dem du deinen Führerschein bekommen hast. Warst du zu diesem Zeitpunkt ein guter Autofahrer? Nein. Du musstest über jeden Schaltvorgang nachdenken.
Wie ist es heute???
Auch das Lernumfeld spielt eine bedeutsame Rolle. Wir liefern unsere Kinder ja auch nicht beim Indoor-Spielplatz ab und klemmen ihnen die Mathehausaufgaben unter den Arm und erwarten, dass diese bei der Abholung vorbildlich erledigt sind…. Daher immer in Reizarmer Umgebung beginnen.
Ist ein Verhalten wirklich gelernt, dann ist es dem Hund möglich, dieses auch unter Ablenkung zuverlässig auszuführen. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt, zu einer intermittierenden oder variablen Verstärkung über gehen. Bedeutet, dass wir bspw. Nur noch jedes 2., 4. oder 6. Sitz belohnen. Dies steigert die Erwartungshaltung und führt zu einer noch zuverlässigeren Ausführung. Grundsätzlich ist es also ratsam, auch ein sehr gut aufgebautes Verhalten immer wieder unregelmäßig zu belohnen.
Trainiere ich Signale, bei denen die zeitliche Komponente eine Rolle spielt, wie ein „Bleib“ oder „Decke“ gestaltet sich die Belohnung in Interwallen. Von einer Dauerverstärkung zu 1Sekunde, 2 Sekunden, 5 Sekunden, 10 Sekunden, 1 Minute, 2 Minuten, 5 Minuten, etc.
Verhalten kann auch gelöscht werden! Leider passiert uns Menschen manchmal ein Fehler in der Hundeerziehung. Der Hund bekommt mal was vom Tisch, wird gestreichelt, wenn er jemanden anspringt, oder wird mit Aufmerksamkeit überschüttet, wenn er draußen ein Blatt ins Maul nimmt.
Die Folge: Der Hund bettelt am Tisch. Der Hund springt jeden Menschen an. Der Hund nimmt draußen alles auf was rumliegt.
So, wer hat Schuld….?
Egal, wie geht das jetzt mit dem Löschen?
Über absolute Ignoranz. Indem ich auf forderndes Verhalten nicht mehr eingehe, ich auf Anspringen nicht reagiere, auch nicht wegdrehen oder runterdrücken, denn dies wäre ebenfalls eine Reaktion/Aufmerksamkeit. Beim Thema „Alles vom Boden aufnehmen“ muss ich dann schon kreativer werden, indem ich mich ggf. irgendwo aufhalte, wo nichts Gefährliches rumliegt und ich auch dieses Verhalten ignorieren kann.
Tipp: Hört auf mit speziellen Leckerlies… nutzt das ganz normale Hundefutter fürs Training, ist i.d.R. gesünder, nachhaltiger und ihr habt die Möglichkeit für besondere Leistungen eine Jackpot Belohnung zu etablieren die es ausnahmslos für bspw. Rückruf oder Hundebegegnungen gibt.
Studien haben gezeigt, Hunde entscheiden sich für Qualität, statt für Quantität!
Also, professionelles, seriöses und vor allem wissenschaftlich basiertes Hundetraining ist ohne positive Verstärkung / Belohnung nicht möglich!
Lasst euch nichts erzählen.