Frühlingsgefühle – Was steckt wirklich dahinter?

Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen, und die Natur erwacht – der Frühling bringt nicht nur bei uns Menschen ein Gefühl von Aufbruch und Energie mit sich. Auch unsere Hunde scheinen oft „wie ausgewechselt“. Doch was steckt hinter dieser Veränderung? Und wie sollen wir mit diesen “Frühlingsgefühlen” am besten umgehen?
1. Hormonelle Veränderungen - Mythos oder Wahrheit?
Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Hunde im Frühjahr hormonell besonders aktiv sind und sich ihr Verhalten deshalb verändert. Demnach sind dann „die ganzen läufigen Hündinnen unterwegs“, und die Rüden deshalb „kaum mehr zu halten“.
Tatsächlich sind Hündinnen in der Regel asaisonal-diöstrisch, was bedeutet, dass ihre Läufigkeit nicht an bestimmte Jahreszeiten gebunden ist. Sie werden etwa alle sechs bis sieben Monate läufig, kleinere Rassen tendenziell etwas häufiger. Ihre sexuelle Motivation verändert sich also nicht mit den Jahreszeiten, sondern mit der jeweiligen Zyklusphase.
Rüden hingegen bleiben das ganze Jahr über fortpflanzungsbereit und zeigen sexuelles Interesse unabhängig von der Jahreszeit.
Wenn die “Frühlingsgefühle” also nicht an den Sexualhormonen liegen - woran denn dann?
2. Mehr Bewegung, mehr Abenteuer – mehr Herausforderungen?
Mit dem besseren Wetter verbringen viele Hundehalter/innen wieder mehr Zeit draußen. Das bedeutet: mehr Hundebegegnungen, mehr Gerüche und mehr Jagdreize. Besonders junge oder unerfahrene Hunde reagieren in dieser Zeit oft sensibler auf Umweltreize, da sie weniger Übung im Umgang damit haben. Verstärktes Markieren, Aufgeregtheit oder vermehrtes Ziehen an der Leine können in dieser Zeit auffälliger werden.
Und: Sonne tut der Seele gut! Was für uns Menschen gilt, trifft auch auf viele Hunde zu. Helligkeit und Wärme beeinflussen das allgemeine Wohlbefinden, und viele Hunde genießen die zusätzlichen Outdoor-Aktivitäten. Frisches Gras lädt zum Knabbern ein, wir Menschen sind aktiver – das alles sorgt für mehr Energie und Bewegungsdrang.
3. Frühlingsgefühle oder Stress?
Wer jetzt schlussfolgert, dass alle Hunde im Frühling automatisch besonders „gut drauf“ sind, sollte genau hinschauen: Nicht selten steckt hinter dem scheinbaren Überschwang auch Stress oder Überforderung.
Besonders Hunde, die leicht „hochfahren“, können durch die vielen neuen Eindrücke schnell in einen Zustand geraten, in dem sie sich kaum noch konzentrieren können. Viele Hundebegegnungen, wechselnde Reize und ein unruhiges Umfeld können dafür sorgen, dass der Hund unruhig wirkt – dabei ist er möglicherweise gar nicht glücklich, sondern schlicht überfordert.
In solchen Fällen ist es wichtig, bewusst Ruhepausen einzuplanen, um eine gesunde Balance zwischen Aktivität und Entspannung zu schaffen.
4. Wie können wir unsere Hunde gut durch den Frühling begleiten?
Auch im Frühling gilt, was immer gilt:
✅ Souveränes Verhalten fördern
Klare Regeln und Orientierung durch den Menschen helfen Hunden, auch in aufregenden Zeiten entspannt zu bleiben.
✅ Gezielte Beschäftigung bieten
Nasenarbeit, Suchspiele oder kontrollierte Freilaufeinheiten können helfen, den Hund auszulasten, ohne ihn zu überdrehen.
✅ Ruhepausen einplanen
Nicht jeder Spaziergang sollte zum Dauer-Abenteuer werden – gerade in aufregenden Zeiten ist bewusste Entspannung wichtig.
✅ Auf den eigenen Hund achten
Nicht jeder Hund ist gleich – während der eine im Frühling aufblüht, kann ein anderer überfordert oder gestresst sein. Wer die Körpersprache seines Hundes richtig lesen kann, ist hier klar im Vorteil.
Fazit
Frühlingsgefühle bei Hunden sind kein reines Hormonphänomen, sondern eine Kombination aus mehr Reizen, mehr Bewegung und der allgemeinen Aktivität im Umfeld. Ein aufgeregter Hund ist nicht unbedingt ein glücklicher Hund – manchmal steckt auch Stress dahinter. Mit der richtigen Balance aus Bewegung, Ruhe und gezielter Beschäftigung lässt sich der Frühling jedoch für Hund und Halter entspannt genießen!