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Silvesterangst: Was wirklich hilft

Hund kauert unter Tisch, im Fenster sieht man Feuerwerk

Der Jahreswechsel ist für viele Menschen ein Grund zur Freude. Doch für zahlreiche Hundehalterinnen und Hundehalter stellt er eine Herausforderung dar. Während bunte Feuerwerke den Himmel erhellen, suchen viele Vierbeiner panisch Schutz unter Möbeln oder versuchen, vor den plötzlichen Knallen zu fliehen. Silvesterangst ist ein weit verbreitetes Phänomen (nicht nur) bei Hunden – und es gibt gute Gründe, diese Thematik ernst zu nehmen.

Warum Hunde so empfindlich auf Knallgeräusche reagieren

Hunde sind aufgrund ihres hochsensiblen Gehörs und ihrer eingeschränkten Fähigkeit, bestimmte Reize zu interpretieren, besonders anfällig für Stress durch Feuerwerksgeräusche. Sie können Frequenzen wahrnehmen, die für den Menschen unhörbar sind, und hören Geräusche aus vielfach größerer Entfernung. Diese Überempfindlichkeit macht laute und plötzliche Geräusche wie Silvesterböller besonders belastend.

Ein weiteres Problem liegt in der Unkontrollierbarkeit der Situation: Anders als bei einem Schuss, der klar lokalisierbar ist und nach einem einzigen Knall endet, sind Feuerwerksgeräusche diffus und kommen scheinbar von überall. Zusätzlich dauert ein Feuerwerk oft lange an und wird durch die Kombination von Knallen, Lichtern und Gerüchen für den Hund unberechenbar. Die fehlende Möglichkeit, den Lärm und seine Quelle einzuschätzen oder ihm zu entkommen, führt dazu, dass das Stresslevel steigt. Für den Hund gibt es scheinbar keinen Ausweg und er kann den Reizen nicht entkommen, was die Angst noch weiter verstärkt.

Die Folgen von Silvesterangst

Silvesterangst kann kurzfristige wie auch langfristige Folgen haben. Kurzfristig steht der akute Stress im Vordergrund: Der Herzschlag steigt, die Atmung wird flacher, und der Hund kann nicht mehr zur Ruhe kommen. Langfristig können sich durch wiederkehrende Traumata Angststörungen manifestieren.

Was kann helfen? Tipps für Hundehalterinnen und Hundehalter

Es gibt zahlreiche Ansätze, um Hunden den Jahreswechsel zu erleichtern:

  1. Sichere Rückzugsorte schaffen: Ein abgedunkelter Raum mit vertrauten Geräuschen (z. B. leise Musik oder ein laufender Fernseher) kann helfen, die Wahrnehmung der Knalle zu reduzieren.
  2. Ablenkung: Spiele oder Kausnacks können die Aufmerksamkeit des Hundes umlenken und ihm helfen, sich weniger auf den Lärm zu konzentrieren.
  3. Ruhe bewahren: Hunde orientieren sich stark an ihrer Umgebung. Ein souveränes Verhalten der Halterin oder des Halters kann beruhigend wirken.
  4. Natürliche Beruhigungsmittel: Bei starker Silvesterangst können Medikamente unter tierärztlicher Aufsicht sinnvoll sein. Sie sollten jedoch niemals leichtfertig eingesetzt werden! Die falschen Beruhigungsmittel, insbesondere der Wirkstoff “Acepromazin” (z.B. in „Sedalin“, „Vetranquil“, „Calmivet“, „Prequillan“ enthalten), unterdrücken lediglich die Reaktionsfähigkeit auf die Angst, ohne diese zu beseitigen! Das bedeutet, der Hund nimmt den Angstauslöser weiterhin wahr, kann jedoch aufgrund der Ruhigstellung nicht mehr darauf reagieren, was das Gefühl der Hilflosigkeit weiter verstärken kann. Nahrungsergänzungsmittel wie Tryptophan (z. B. in Reis, Hafer oder Hähnchenfleisch enthalten) können hingegen zur Unterstützung herangezogen werden, da sie die Serotoninbildung fördern und damit das Stressniveau senken können. Wichtig bleibt jedoch immer die Kombination mit gezieltem Verhaltenstraining, um langfristige Lösungen zu schaffen.
  5. Training durch Gewöhnung: Mit sogenannten Desensibilisierungstechniken können Hunde langsam an plötzliche und laute Geräusche gewöhnt werden.

(In diesem Artikel findest du weitere Last-Minute-Tipps gegen Silvesterangst)

Unkontrolliertes Böllern – ein Problem für alle

Neben der Belastung für Hunde gibt es weitere Argumente gegen unkontrolliertes Feuerwerk: Jedes Jahr entstehen enorme Mengen an Feinstaub, die nicht nur für die Umwelt, sondern auch für unsere eigene Gesundheit problematisch sind. Laut Umweltbundesamt werden allein in Deutschland durch Silvesterfeuerwerke rund 2.050 Tonnen Feinstaub freigesetzt – das entspricht etwa 15,5 % der jährlichen Feinstaubemissionen im Straßenverkehr (UBA, 2021).

Zudem führen Feuerwerkskörper immer wieder zu Verletzungen und Bränden. Neben Hunden leiden auch Wild- und andere Haustiere erheblich. Vögel fliehen panisch aus ihren Schlafplätzen, was besonders bei kaltem Wetter zum Energieverlust und in der Folge zu erhöhter Sterblichkeit führen kann. Studien zeigen, dass die Flugaktivität von Wildvögeln in der Silvesternacht drastisch ansteigt, da sie oft kilometerweit flüchten.

Ein Plädoyer für nachhaltige Alternativen

Der Trend hin zu umwelt- und tierfreundlicheren Silvesterfeiern ist bereits sichtbar. Einige Städte in Europa, wie zum Beispiel Amsterdam und Paris, setzen zunehmend auf Drohnenshows oder öffentliche Lichtinszenierungen. Diese sind nicht nur beeindruckend, sondern vermeiden auch die negativen Folgen traditioneller Feuerwerke.

Eine Umstellung erfordert Zeit, doch die Vorteile liegen auf der Hand: Weniger Stress für Tiere, weniger Umweltbelastung und ein sichereres Miteinander. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem er bewusst auf privates Feuerwerk verzichtet oder dieses minimiert und Alternativen unterstützt. Denn das ist das, was wirklich hilft.