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Speeddating mit Nicole

Hallo Nicole, sag mal, warum bist du überhaupt Hundetrainerin geworden?

Tja, das ist wohl bei mir, wie bei den meisten anderen. Entweder hast du schon immer eine überdurchschnittliche Leidenschaft für Hunde gehabt und kanntest bereits deine Berufung oder du bist selbst mit deinem Hund und eurem Training an jegliche Grenzen des Universums gestoßen

Und genau eben diese zweite Ausgangssituation war es bei mir. 

Ich sag nur so viel: Am Ende stand ich frustriert, überfordert und heulend im Garten, hatte teilweise zerkratzte Arme und Beine, schlaflose Nächte und dachte wahrlich darüber nach, diesen Hund wieder abzugeben

Von geschredderten Hühnern über Leinenpöbelei bis hin zu ihrem häuslichen Stalkingverhalten und der dann folgenden Ignoranz auf dem Spaziergang – alles war dabei.

Erst mit und durch die Trainingsphilosophie von Martin Rütter verstand ich die Ursachen, Zusammenhänge und was innerhalb unserer Kommunikation und des Trainings bisher schief lief. 

Nachdem mir das ein oder andere Licht über meinem Kopf aufging, ich endlich Erfolge sah und wir nun zu einem Team zusammen wuchsen, wollte ich diese Erfahrungen gepaart mit dem Wissen aus dem Studium unbedingt teilen und anderen Mensch-Hund-Teams ebenfalls mit der Philosophie helfen.

Ich hätte mir - oder viel mehr uns - vorher viel Frust und Missverständnisse ersparen können.

Und was begeistert dich nun so sehr an diesem Beruf?

Was ich an meinem Job als Hundetrainerin so liebe? Du meinst natürlich neben den vielen tollen Hunden? 

Es sind vorallem die Menschen. 

Nicht umsonst ist dies eine Hundeschule für Menschen, denn eigentlich geht es in erster Linie darum ihnen etwas beizubringen bevor wir dann anfangen mit dem Hund zu trainieren. 

Ich liebe es einfach gemeinsam mit ihnen ihre Ziele zu definieren, Möglichkeiten des Weges zu betrachten und sie dann innerhalb ihrer Entwicklung zu begleiten.

Ob dies immer reibungslos klappt? 

Keineswegs. 

Zwei Schritte vor und einen wieder zurück, auch das gehört dazu. 

Und manchmal verfehlen wir auch das Ziel oder erreichen es erst gar nicht und das ist auch okay. 

Das Leben beinhaltet so viele Variablen und Nuancen, nicht alles verläuft nach Plan und nicht immer sind die Menschen bereit das notwendige Übel zu geben. 

Motivation, Zeit und Energie, manchmal ein bisschen Mut und eine gute Portion Vertrauen und Geduld sind wohl die Basisbausteine für den gewünschten Erfolg.

Unterm Strich ist - für mich persönlich - jede gemeinsame Reise genauso spannend und aufregend, wie für das Team selbst.

Was ist dir besonders wichtig im Training?

Nun, ein paar grundlegende Dinge habe ich eben schon kurz angesprochen. Das Gegenüber muss genauso motiviert und bereit sein, wie ich als Trainerin. 

Kein Team wächst zusammen, weil es irgendwo einen Knopf gibt, der unerwünschte Verhaltensweisen abstellt und ich als Trainerin habe leider auch keine magischen Hände. Manches ist eben auch einfach ein Fleißkärtchen, Durchhaltevermögen und die Arbeit an sich selbst und seine Einstellung.

In diesem Atemzug fällt mir auch das sogenannte „Schema F“ ein. Jegliches Training wird im Sinne des Hundes gestaltet und somit individuell auf das jeweilige Mensch-Hund-Team angepasst. Nicht jeder Trainingsweg passt schablonenhaft auf alle.

Was mir aber auch insgesamt wichtig für das Training ist, dass wir in einer ehrlichen Kommunikation stehen und bei allem authentisch bleiben. 

Was nützt uns gegenseitiges Geflunker oder überspieltes Verhalten? 

Jegliche Emotionen gehören ebenso dazu. 

Hier dürfen Fehler gemacht werden, man darf über sich selbst fluchen, die ein oder andere Träne vergießen, die mal raus muss und – ganz wichtig- lasst uns bitte unglaublich viel Spaß haben. 

Das Leben ist doch schon ernst genug.

Wie sah denn dein beruflicher Weg bisher aus?

Ursprünglich komme ich aus dem Gesundheitswesen und habe den Beruf der Medizinischen Fachangestellten gelernt. 

Daraufhin folgten diverse andere Jobs und Weiterbildungen zur Fachwirtin, Ausbilderin und Betriebswirtin, aber nichts hat mich so richtig glücklich gemacht. 

Erst die Selbstständigkeit als Dozentin in der Erwachsenenbildung für angehende Meister, Fachwirte, Betriebswirte und Ausbilder bereitete mir so richtig Spaß. 

Und genau hier schließt sich wohl der Kreis. 

Die unterrichtenden Tätigkeiten sind geblieben - nur ein Berufsfeld, ein bisschen mehr frische Luft und fellige Freunde sind dazu gekommen.

Und zum Schluss: Wo findet man dich, wenn du mal nicht auf der Wiese stehst und Hundetraining gibst?

Das ist leicht: In Dangast mit einem Latte Macchiato am Strand oder bei einer entspannten Runde im Wald. Durchatmen ist wichtig.