Alleinebleiben trainieren – Schritt für Schritt
Hunde sind hochsoziale Tiere, deren natürliche Lebensweise auf das Leben in einer Gruppe ausgerichtet ist. Das Zusammenleben in einer Gruppe bietet dem einzelnen Hund Sicherheit und Schutz, denn gemeinsam ist man stark. Jeder Hund übernimmt eine Aufgabe innerhalb der Gruppe, sei es die Aufzucht und Betreuung der Welpen, die Nahrungsbeschaffung oder die Verteidigung des Territoriums, sodass das Überleben der Gruppe bzw. der einzelnen Mitglieder gesichert ist. Durch Interaktionen wie gemeinsame Spiele, gegenseitige Körperpflege oder gemeinschaftliches Kontaktliegen entsteht eine starke Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern.
Zwar kommt es durchaus auch einmal vor, dass ein Hund die Gruppe für eine kurze Zeit verlässt, um z. B. zu jagen, jedoch wird er relativ bald nach der Aktivität wieder den Zusammenhalt der Gruppe suchen. Umgekehrt kommt es jedoch nicht vor, dass ein Hund allein zurückgelassen wird; es gibt keinen bewussten Ausschluss eines Hundes von gemeinsamen Aktivitäten der Gruppe. Im Zusammenleben mit dem Menschen sieht das für unsere Haushunde jedoch oft ganz anders aus. Wir können unsere Hunde leider nicht immer und überall mitnehmen. Sie müssen also lernen, zumindest für einen kurzen Zeitraum auch einmal allein zuhause zu bleiben. Da dies jedoch dem natürlichen Verhalten von Hunden widerspricht, ist es nicht verwunderlich, dass Trennungsstress entsteht, wenn der Mensch dem Hund das Alleinbleiben nicht vom Welpenalter an in kleinen Schritten beigebracht hat. Verliert ein Hund in der Natur den Anschluss an seine Gruppe, würde er durch Jaulen, Heulen oder Bellen auf sich aufmerksam machen, damit die Rudelmitglieder zu ihm zurückkommen. Da es sich im gemeinsamen Alltag von Mensch und Hund jedoch meist nicht um ein einmaliges Erlebnis handelt, sondern der Hund immer wieder einmal allein zu Hause bleiben muss, ist dieser Trennungsstress auf Dauer für unseren Hund nicht zumutbar, und die ständigen Lautäußerungen sind zudem kaum förderlich für eine harmonische Nachbarschaft. Warum ist es so wichtig, dass jeder Hund lernt, zumindest für einen kurzen Zeitraum von vier bis sechs Stunden allein zu bleiben? Unser Leben verändert sich und niemand kann sagen, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht. Auch wenn Du momentan keine Notwendigkeit siehst, das Alleinbleiben mit Deinem Hund zu trainieren, da dieser Dich täglich ins Büro und zu Erledigungen begleiten darf oder Deine Familie aus so vielen Mitgliedern besteht, dass immer jemand zu Hause ist, der beim Hund bleibt, kann sich das Leben verändern: ein Wechsel im Job, Kinder, die selbstständig werden und ausziehen, oder auch nur ein plötzlicher Notfall, bei dem alle eine unabänderliche Verpflichtung haben. Du solltest daher schon kurz nach dem Einzug Deinen Welpen, am besten nach den ersten Tagen der Eingewöhnung, das Alleinbleiben trainieren.
Hund aus zweiter Hand
Solltest Du einem Hund aus einer anderen Familie, einem Tierheim oder aus dem Ausland ein neues Zuhause geben wollen, gehst Du besser grundsätzlich erst einmal davon aus, dass auch ein solcher Hund schlecht bis gar nicht allein bleiben kann, und plane auch hier von Beginn an entsprechend Zeit für das Training ein bzw. gestalte den Alltag so, dass Dein neuer Hund in den ersten Tagen bzw. Wochen nicht lange allein bleiben muss. Selbst wenn ein Hund in seinem alten Zuhause gut allein bleiben konnte, kann das nach seinem Umzug zu Dir ganz anders aussehen. Ein Hund, der seine gewohnte Umgebung und seine Bezugspersonen verliert, kann dadurch so verunsichert werden, dass sich dies in starker Verlustangst äußert. Er schließt sich häufig sehr eng an seine neue Familie an und möchte am liebsten immer in der Nähe seiner Bezugspersonen sein, sodass selbst kurzes Alleinlassen, etwa um die Post hereinzuholen, zu starkem Stress beim Hund führen kann. Bei diesen Hunden ist das Training des Alleinbleibens dann unter Umständen deutlich schwieriger und aufwendiger als das Training mit einem Welpen.
Welpentraining
Im Idealfall lernt der Hund das Alleinbleiben bereits vom Welpenalter an. Ab der sechsten Lebenswoche unternimmt ein guter Züchter Ausflüge mit seinen Welpen. Anfangs ist er dabei noch gemeinsam mit allen unterwegs, später aber unternimmt er immer wieder auch etwas mit einem einzelnen Welpen. So lernt der Welpe von Anfang an, auch ohne seine Geschwister und die Mutterhündin auszukommen. Zieht der Welpe ab der neunten Woche in sein neues Zuhause, muss er auch hier von Beginn an lernen, einen kurzen Augenblick allein zu bleiben. Gehe dazu beispielsweise ins Bad und schließe die Tür, sodass der Welpe nicht hinterher kann. Nach wenigen Sekunden kommst Du wieder heraus, sodass Dein Welpe lernt, dass er sich gar nicht aufzuregen braucht, wenn Du einmal nicht da bist. Im nächsten Schritt verlässt Du nun kurz die Wohnung, Dein Welpe bleibt dabei in einem Raum, in dem er sich wohlfühlt und wo sich sein Liegeplatz befindet. Räume zudem alles weg, was Dein Welpe zerstören könnte, damit Du ganz unbesorgt aus dem Raum gehen kannst. Verhalte Dich beim Zurückkommen so normal wie möglich, Du solltest weder mit Deinem Welpen schimpfen, weil er vielleicht doch etwas angenagt hat, ihn aber auch nicht überschwänglich loben, denn er weiß ja gar nicht, dass gerade ein „Training“ stattgefunden hat. Zwar verknüpft er mit einem Lob Dein Wiederkommen mit etwas Positivem, jedoch wird die Erwartungshaltung Deines Welpen auf Dein Zurückkommen gesteigert. Mit der Zeit wird er immer angespannter warten, denn erst wenn Du wieder da bist, gibt es ja die tolle Belohnung. Komme daher einfach herein und ignoriere Deinen Welpen. Wenn Dein Welpe für einige Minuten allein im Haus bleibt, kannst Du Schritt für Schritt die Zeitspanne vergrößern. Anfangs musst Du die Zeit noch minutenweise steigern; ist die erste halbe Stunde geschafft, kannst Du die Zeit immer schneller steigern. Wenn Du Dich an dieses Training hältst, kann Dein Welpe durchaus lernen, nach etwa vier Wochen etwa vier Stunden allein zu bleiben.
Trennungsangst oder Kontrollverlust?
Kann der erwachsene Hund nicht allein bleiben, muss man zunächst herausfinden, ob es sich um Trennungsangst oder um Kontrollverlust handelt. Zwar ist der Trainingsweg in Bezug auf das Alleinbleiben bei beiden Ursachen ähnlich, doch in Bezug auf den Alltag müssen unterschiedliche Punkte berücksichtigt bzw. trainiert werden. Hunde mit Trennungsangst leiden tatsächlich unter der Angst, alleinzubleiben bzw. verlassen zu werden. Ursache hierfür kann ein Trauma sein, wie z. B. wenn der Welpe zu früh, also beispielsweise schon mit sechs Wochen von der Mutter getrennt wurde, oder auch der Verlust seines bisherigen Zuhauses. Es kann natürlich auch sein, dass der Hund das Alleinbleiben bisher einfach nicht erlernt hat, weil seine Menschen verpasst haben, ihm dies beizubringen, oder er z. B. als Straßenhund gelebt hat, sodass solche Anforderungen nicht an ihn gestellt wurden. Hunde mit Trennungsangst reagieren direkt nach dem Alleinlassen mit starkem Hecheln, aufgeregtem Hin- und Herlaufen mit Kratzen an der Tür, da sie dem Menschen folgen wollen, sowie mit Winseln, Fiepen und überwiegend Heulen, seltener auch Bellen. Das Winseln weist dabei auf das Unwohlsein des Hundes hin, durch das Heulen versucht der Hund, die Gruppenmitglieder zurückzurufen. Manche Hunde leiden auch einfach still vor sich hin, sie erstarren regelrecht. Bewegungslos liegen sie vor der Tür, bis der Mensch wieder zurückkommt. Nach einer kurzen freudigen Begrüßung fallen diese Hunde erschöpft in ihr Körbchen. Das größte Problem bei diesen Hunden liegt darin, dass die Menschen gar nicht mitbekommen, welchen Stress ihr Hund hat, und dass es ihm überhaupt nicht gut geht, wenn er allein bleiben muss. Sie beschreiben das Alleinbleiben des Hundes eher als unproblematisch. Kein Gebell, kein Gejammer, nichts wird zerstört, so wünscht man es sich doch. Der Hund aber leidet still vor sich hin und kann sich dem Menschen nicht mitteilen. Sollte Dein Hund also nach längerem Alleinbleiben erschöpft ins Körbchen fallen, ist dies immer ein Alarmzeichen.
Im Alltag sind Hunde mit Trennungsangst auch eher in der Nähe des Menschen, sie laufen ihm mit beschwichtigender Körperhaltung hinterher, wenn dieser den Raum wechselt, und entfernen sich auch beim Spaziergang in der Regel nicht sehr weit. Kommt der Mensch zurück, wird er beschwichtigend begrüßt, der Hund klettert dabei mit angelegten Ohren und nach unten gehaltener Rute am Menschen hoch. Alleinbleiben fällt diesen Hunden überall schwer, sowohl in der eigenen Wohnung als auch z. B. im Auto. Wer beim Hund bleibt, spielt dabei keine Rolle, es kann irgendein Familienmitglied, ein guter Bekannter oder sogar ein Hundesitter, den Du engagiert hast, sein. Für den Hund ist nur wichtig, dass er nicht allein ist.
Wo sind meine Schutzbefohlenen?
Hunde mit Kontrollverlust dagegen leiden, weil sie es nicht ertragen können, dass sie nun auf ihren Menschen eine Weile nicht mehr aufpassen können. Sie fühlen sich verantwortlich für ihren Menschen, da sie das Gefühl haben, sich um ihren Menschen kümmern zu müssen. Einen kurzen Zeitraum ertragen diese Hunde das Alleinbleiben oftmals, da sie dem Menschen zutrauen, kurzfristig auch ohne sie auszukommen. Daher kommt es meistens erst nach einer gewissen Zeit der Trennung zu Lautäußerungen, hierbei wird der Hund selten heulen, sondern eher lautstark und oft auch stundenlang bellen. Das Bellen weist auf den Frust hin, den der Hund über die Abwesenheit des Menschen sowie das Eingeschlossensein empfindet. Daher werden nur selten Türen zerkratzt, vielmehr schnappt sich der Hund herumliegende Gegenstände des Menschen, die angekaut und zerstört werden. Im Alltag verfolgen diese Hunde ihren Menschen auf Schritt und Tritt. Dabei geht es dem Hund jedoch weniger darum, beim Menschen zu sein, als darum, diesen zu kontrollieren. Sie stellen sich z. B. in den Weg und begrenzen den Menschen, setzen sich gern auf die Füße ihres Menschen oder lehnen sich an dessen Beine an. Was wie zufällig wirkt und vom Menschen oft als „liebesbedürftig“ und verschmust wahrgenommen wird, ist in dem Fall eigentlich ausgeübte Kontrolle. Kommt der Mensch zurück, springt der Hund ihn durchaus mit voller Wucht an. Das ist dann übrigens kein Zeichen von Freude, wie so oft angenommen wird, sondern viel eher eine Korrektur gegenüber Herrchen oder Frauchen, da diese einfach allein rausgegangen sind, ohne den Hund mitzunehmen. Dies zeigt sich auch an der Körperhaltung des Hundes, der mit hoch getragener Rute dem Menschen entgegenspringt. Die Anwesenheit anderer Menschen ändert dabei nichts am Verhalten des Hundes. Solange „sein“ Mensch, für den er sich verantwortlich fühlt, ohne ihn weggegangen ist, hat er Stress und zeigt dies auch deutlich, auch wenn ein anderes Familienmitglied, ein Bekannter oder Hundesitter beim Hund bleibt.
Das Alleinbleiben lernen
Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich das Training in Bezug auf das Alleinbleiben zunächst einmal nicht, egal ob die Ursache Trennungsangst oder Kontrollverlust ist. Der Hund muss in sehr kleinen Schritten lernen, allein zu bleiben. In einem ersten Trainingsschritt soll der Hund lernen, auf einem ihm zugewiesenen Liegeplatz zu bleiben. Der Liegeplatz sollte sich an einem „unstrategischen“ Platz befinden, also nicht direkt neben der Tür oder vor Deinem Sitzplatz auf dem Sofa. Er sollte dem Hund ausreichend Ruhe ermöglichen, es bietet sich z. B. ein Platz in der Ecke neben der Couch an. Dein Hund soll den Liegeplatz positiv verknüpfen, belohne ihn daher anfangs dafür, wenn er sich auf Dein Signal dorthin legt. Führe dieses Training so lange durch, bis Dein Hund es sich auch von sich aus, also ohne dass Du ihn auf den Platz geschickt hast, auf seinem Liegeplatz gemütlich macht, denn dann hat er ihn vollständig akzeptiert. Anfangs bist Du dabei auch selbst im Raum, später verlässt Du diesen, erst nur ganz kurz, dann auch etwas länger. So lernt Dein Hund, dass er Dich nicht ständig verfolgen soll, bzw. dass er es aushalten kann, auch einmal kurz ohne Deine direkte Nähe zu sein. Schließe dann ruhig auch mal für einen kurzen Moment die Tür hinter Dir, wenn Du in einen anderen Raum der Wohnung gehen. So lernt Dein Hund, dass Du auch dann immer wieder zu ihm zurückkommst, wenn er Dich nicht sehen oder hören kann. Natürlich muss er dabei nun nicht mehr auf seinem Liegeplatz liegen bleiben, denn das könntest Du ja auch gar nicht „kontrollieren“. Wähle daher anfangs einen Augenblick aus, an dem sich Dein Hund von sich aus auf seinem Liegeplatz niedergelassen hat. Wenn Du nun diesen ersten Schritt zum wirklichen Alleinbleiben startest, solltest Du Deinen Hund immer in diesem Raum allein lassen. Er soll sich dort wohlfühlen und hier seinen Liegeplatz haben. Der Raum sollte sich nicht direkt im Eingangsbereich befinden, wo gegebenenfalls fremde Menschen vorbeilaufen. Der Flur eignet sich also eher nicht dafür. Im Raum selbst solltest Du nach Möglichkeit alles, was der Hund zerstören könnte, wegräumen.
Vielen Hunden gibt es zudem erfahrungsgemäß Sicherheit, wenn sie in der ersten Trainingszeit nur auf einen Raum begrenzt werden und nicht direkt die ganze Wohnung zur Verfügung haben. Hunde sind sehr genaue Beobachter und können somit schon sehr früh erkennen, ob Du gleich das Haus verlassen wirst oder ob es sich um eine Trainingssequenz handelt. Denn wenn Du ihn wirklich allein lässt, ziehst Du deine Jacke an, nimmst die Tasche und den Schlüsselbund mit oder trägst das Büro-Outfit. Übst Du nur das Alleinbleiben, behältst Du die bequeme Jogginghose an oder gehst in Hausschuhen aus dem Haus. Deshalb baue bitte parallel zu diesem Training diese sogenannten Schlüsselreize ab. Ziehe Dir also auch mal Schuhe und Jacke an, nehme den Schlüssel und setze Dich dann ins Wohnzimmer, um einen Kaffee zu trinken. Oder verlasse die Wohnung für eine kurze Sequenz in Hausschuhen und ohne Jacke, stecke den Schlüsselbund zum Wäscheaufhängen ein oder nehme Deine Tasche auch mal mit ins Bad. Je weniger berechenbar Du für Deinen Hund bist, desto entspannter wird er auf diese Alltagsreize reagieren.
Verhalten im Alltag
Hier unterscheidet sich das Training nun, je nachdem, ob Trennungsangst oder Kontrollverlust die Ursache sind. Viele Hunde mit Trennungsangst sind eher unsichere Hunde mit wenig Selbstbewusstsein. Stärke dieses daher im Alltag, indem Du gezielt Beschäftigungsformen trainierst, bei denen Dein Hund selbstständig arbeiten muss und mit eigenen Entscheidungen zum Ziel kommt. Gut geeignet hierfür sind z. B. das Mantrailen oder die Fährtenarbeit, aber auch bei der Suche nach versteckten Gegenständen soll Dein Hund möglichst eigenständig arbeiten. Stelle ihm Aufgaben, bei denen er nachdenken bzw. ausprobieren muss, wie er diese lösen kann. Intelligenzspiele, bei denen der Hund Türchen öffnen, Boxen herausziehen oder Schalter verschieben muss, um an das von Dir versteckte Futter zu gelangen, bieten hier unendliche Möglichkeiten.
Ein Kontrollverlust wird bei Hunden ausgelöst, die aus Hundesicht das Gefühl haben, dass sie für einen oder sogar mehrere Mitglieder der Gruppe verantwortlich sind. Diese Hunde denken, dass sie die Aufgabe haben, die Gruppe zu führen, zu sichern und zu kontrollieren. Wenn Du einen solchen Hund allein lässt, entwickelt er Stress, weil er seinen Aufgaben nicht mehr gerecht werden kann. Es sollte daher unbedingt eine Strukturveränderung im Zusammenleben mit dem vierbeinigen Freund stattfinden, denn nur wenn er sich nicht mehr für Dich zuständig fühlt, wird er auch das Alleinbleiben erlernen. Dazu musst Du Deinem Hund vermitteln, dass Du Führungsqualitäten besitzt. Damit ist nicht der leider noch viel zu oft benutzte und falsch interpretierte Begriff der klassischen „Unterordnung“ oder „Dominanz“ gemeint, es geht also nicht darum, Deinen Hund möglichst hart zu maßregeln oder besonders streng zu ihm zu sein. Vielmehr musst Du klare Regeln und Strukturen im Zusammenleben aufstellen und diese auch einhalten, und dabei beachten, dass Du Deinem Hund nicht vermittelst, dass er z. B. territoriale Aufgaben übernehmen soll. Genießt ein solcher Hund beispielsweise stets und ständig uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, hat er einen Liegeplatz direkt neben der Eingangstür oder darf im Garten die Passanten verbellen, kann dies dazu führen, dass er sich für die territoriale Sicherheit bei Dir zu Hause zuständig fühlt. Wichtig ist hierbei auch, wer von Euch Entscheidungen trifft.
Wenn Dein Hund Deine Entscheidung, allein nach draußen zu gehen, akzeptieren soll, musst Du auch im restlichen Alltag viele Entscheidungen treffen. Ist es nun aber immer der Hund, der Dich zu einem Spiel auffordert, eine Streicheleinheit einfordert oder Dich dazu animiert, ihm doch bitte die Terrassentür zu öffnen, dann trifft er die aus seiner Sicht wichtigsten Entscheidungen im Alltag selbst. Dein Hund muss also lernen, sich immer an Dir und Deinen Entscheidungen zu orientieren. Beschäftige ihn daher auch anstatt mit Suche oder Fährte lieber mit einem Apportiertraining, bei dem Du ihm genaue Anweisungen gibst. Nur wenn er sich an diese hält, kommt er zum Ziel. Werfe dazu beispielsweise zwei oder mehr Gegenstände und schicke den Hund dann gezielt zu einem bestimmten Gegenstand hin.
Wichtige Trainingstipps
• Laste Deinen Hund ausreichend aus, bevor Du das Haus verlässt (z. B. durch Apportieren oder Nasenarbeit), dabei ist sowohl die körperliche als auch die geistige Auslastung wichtig! Ein ausgelasteter Hund wird sich eher entspannt hinlegen und ausruhen, wenn Du ihn allein lässt. Allerdings solltest Du nach dem Training immer noch eine Weile warten, bevor Du Deinen Hund allein lassen, da der Übergang von Aktion zu Ruhe für ihn sonst zu groß ist.
• Verabschiede Dich nicht überschwänglich von Deinem Hund, da Du dem Alleinbleiben sonst eine viel größere Bedeutung zukommen lässt. Dein Hund merkt, dass auch Du aufgeregt bist und dass etwas „Besonderes“ ansteht. Dies wird kaum dazu führen, dass er sich entspannt.
• Auch die Begrüßung Deines Hundes nach dem Zurückkommen solltest Du nicht übertreiben. Es ist zwar vollkommen natürlich, dass ein Hund nach einer Trennung die zurückgekehrten Gruppenmitglieder begrüßt, jedoch solltest Du Dich dabei, ähnlich wie die Hündin es bei ihren Welpen macht, souverän und ruhig verhalten. Schließlich ist nichts Aufregendes passiert, und somit gibt es gar keinen Grund für eine überschwängliche Begrüßung. Zudem würde eine übertriebene Begrüßung dazu führen, dass der Hund Deine Rückkehr als etwas extrem Positives ansieht, sodass er immer angespannter auf Deine Rückkehr warten würde, denn dann ist ja endlich wieder etwas los.
• Bestrafe Deinen Hund niemals, wenn er in Deiner Abwesenheit die Wohnung auf den Kopf gestellt, gebellt oder in die Wohnung uriniert hat. Das macht er nicht, um Dich zu ärgern! Er findet durch dieses Verhalten ein Ventil, um mit seinem Stress fertig zu werden, da er bisher noch keinen adäquaten Weg gelernt hat, in solchen Situationen mit Stress umgehen zu können. Nehme dies vielmehr zum Anlass, im Training einige Schritte zurückzugehen, denn offensichtlich war Dein Hund noch nicht so weit.
• Lassen Deinen Hund nur so lange allein, wie es der Trainingsstand zulässt. Du musst während der Trainingszeit also immer eine Möglichkeit finden, Deinen Hund mitzunehmen bzw. durch einen anderen Menschen betreuen zu lassen. Auch wenn es „nur einmal“ ein längerer Zeitraum war, als Du ihn eigentlich im Training erreicht hast, kann dieses Erlebnis Dich bzw. Deinen Hund im Training vollkommen zurückwerfen.