Kind und Hund – Wie funktioniert ein harmonisches Miteinander?
Hat ein Kind die Möglichkeit, mit einem Hund aufzuwachsen, liegen die Vorteile klar auf der Hand:
- Raus in die Natur: Gerade in der heutigen Zeit, wo die Schultage lang sind, der Kontakt zu Freunden außerhalb der Schulzeit meist nur über Computer und Handy läuft, ist der Hund ein Begleiter, der die Kinder regelmäßig an die frische Luft bringt. Die Natur kann mit Hilfe des Hundes vom Kind wieder ganz neu erlebt werden.
- Ein Hund hat immer Zeit: Das Kind muss nicht warten, bis Eltern oder Großeltern Zeit zum Spielen haben. Ein Hund lässt sich nicht lange bitten und spielt in der Regel gerne mit dem Kind.
- Freunde finden: Das Kind wird durch den Hund interessanter für andere Kinder, was gerade schüchternen Kindern die Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen erleichtert. Kann der Hund dann vielleicht noch ein Kunststück vorführen, ist das Eis schnell gebrochen.
- Immer ein offenes (Schlapp)Ohr: Geht es dem Kind einmal schlecht, ist der Hund ein geduldiger Zuhörer, dem man die intimsten Geheimnisse anvertrauen kann. Allein schon die Anwesenheit des Hundes beruhigt und gibt ein gutes Gefühl.
- Lebewesen = Verantwortung: Ist das Kind schon alt genug, um den Eltern kleinere Aufgaben in der Versorgung des Hundes abzunehmen, lernt es Verantwortung zu übernehmen. Der Hund muss nun mal gefüttert oder beschäftigt werden auch wenn man selbst vielleicht gerade keine Lust dazu hat.
- Ins Gespräch kommen: Ganz nebenbei erleichtert das Zusammenleben mit dem Hund den Eltern den Umgang mit Tabuthemen wie Krankheit, Sexualität und Tod, denn irgendwann fragt jedes Kind, woher die Welpen kommen oder wohin der verstorbene Familienhund gegangen ist.
Damit die Beziehung zwischen Kind und Hund allerdings harmonisch abläuft, müssen einige Regeln beachtet werden. Hierzu sollte man wissen, wie der Hund das Kind in den unterschiedlichen Altersstufen wahrnimmt.
Das Baby: Meist gibt es hier keine Probleme, da das Baby sich noch nicht selbstständig fortbewegen kann. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn das Baby nach dem Hund greift. Dann sollte die Hand des Babys vorsichtig vom Hund gelöst werden, eine Korrektur von Seiten des Hundes gegenüber dem Baby muss unbedingt verhindert werden. Der Hund sollte dann auf seine Decke geschickt werden, um ihn vor dem Baby zu schützen. Der Hund sieht das Baby als Welpen der Familie an. Übernehmen die Eltern sichtbar die Verantwortung, bildet sich ein übertriebenes Brutpflegeverhalten des Hundes gar nicht erst aus und die Verschiebung der Zuständigkeiten wird verhindert.
Das Kleinkind: Kind und Hund dürfen nie unbeaufsichtigt bleiben! Das Kind wird vom Hund als Lebewesen erkannt, das noch viel Erziehung bedarf. Bei einem gut sozialisierten Hund stellt dies kein Problem dar, denn dieser lässt viel zu und ist geduldig. Dennoch gilt es auch hier, den Hund vor Übergriffen zu schützen und das Kind anderweitig zu beschäftigen, wenn es dem Hund zu viel wird. Das Kind kann diesen Zeitpunkt nicht erkennen, es liegt in der Verantwortung der Eltern, die Körpersprache ihres Hundes zu lesen.
Das Schulkind: Jetzt wird das Kind zum Spielkameraden für den Hund. Allerdings sollten die Eltern darauf achten, dass das Spiel nicht zu wild wird. Sowohl mit dem Hund als auch mit dem Kind sollte daher das Signal „Schluss“ trainiert werden, womit ein Spiel sofort gestoppt wird. Das Kind kann nun auch in die Erziehung des Hundes mit eingebunden werden, indem es bekannte Signale festigt oder dem Hund Tricks beibringt. Allerdings sollte das Training noch unter Aufsicht der Eltern stattfinden. Wichtig ist zudem, dass der Hund nie in Anwesenheit des Kindes korrigiert wird. Kinder ahmen zu gern das Verhalten der Erwachsenen nach, befinden sich aber nicht in der Position, den Hund korrigieren zu können.
Der Teenager: Nun wird das Kind als gleichwertiges Mitglied der Familie angesehen. Allerdings stellt sich aufgrund der Pubertät mit ihren häufigen Stimmungsschwankungen die Frage, ob der Teenager wirklich souverän und konsequent mit dem Hund umgehen kann. Daher sollten die Eltern auch hier noch regulierend eingreifen, zumal es in einigen Fällen auch dazu kommen kann, dass der Hund den Teenager als gleichgeschlechtlichen Konkurrenten ansieht.
Wie sieht nun der Alltag mit Kind und Hund aus? Welche Regeln sollten gelten? Betrachten wir zuerst die Regeln, die für das Kind im Umgang mit dem Hund gelten:
· Das Kind soll den Hund nicht bedrängen: das Kind sollte lernen, dem Hund nicht direkt in die Augen zu schauen, sich nicht über ihn zu beugen oder gar auf ihm herumzuklettern und sich auf ihn zu schmeißen. Die Eltern sollten den Hund hier genau beobachten. Ein Hund, der immer wieder den Blick oder den Kopf abwendet, hat genug, auch wenn er noch so geduldig liegen bleibt.
· Das Kind soll den Hund zu nichts zwingen: ein Hund, der vom Kind durch die Gegend getragen, verkleidet oder im Puppenwagen umhergeschoben wird, mag im ersten Moment niedlich wirken, der Hund ist jedoch wenig begeistert davon.
· Das Kind soll den Hund nicht ärgern: das Kind muss lernen, dass es den Hund nicht an Rute oder Ohren ziehen, ihm nicht wehtun und ihn keinesfalls bestrafen darf. Hier liegt es an den Eltern, den Hund zu schützen.
· Richtiges Streicheln will gelernt sein: der Hund wird vorsichtig und sanft an der Seite oder am Bauch gestreichelt.
· Gemeinsames Spiel: das Spiel soll nicht zu laut und zu ruppig werden, Zieh- und Zerrspiele zwischen Kind und Hund sind tabu. Die Eltern sollen das Spiel zu jeder Zeit abbrechen können. Entzieht sich der Hund dem Spiel, sollen die Kinder dem Hund nicht hinterherlaufen.
· Ruhezonen einhalten: Der Hund wird weder beim Schlafen noch beim Fressen gestört. Das Kind sollte lernen, dass der Hund Pause hat, wenn er auf seinem Liegeplatz liegt.
· Mit dem Hund leise umgehen: Signale werden dem Hund in Zimmerlautstärke gegeben. Wutausbrüche des Kindes sollten nicht in Nähe des Hundes stattfinden.
Es sollte im Alltag darauf geachtet werden, dass diese Regeln nicht nur für die eigenen Kinder gelten, sondern genauso für Besucherkinder. Halten diese sich nicht an die Regeln, sollten die Eltern den Kontakt zum Hund unterbinden, um den Hund zu schützen.
Doch nicht nur für die Kinder gibt es Regeln, auch beim Hund sollte man unerwünschtes Verhalten unterbinden:
· Der Hund darf das Kind nicht anspringen
· Der Hund darf das Kind nicht jagen
· Der Hund darf das Kind nicht korrigieren
· Der Hund darf dem Kind keine Gegenstände oder gar Essen klauen
Halten sich Kind und Hund an die Regeln und die Eltern übernehmen stets die Verantwortung für beide Seiten, steht einem harmonischen Familienleben mit Hund nichts mehr im Wege.
Wie sieht es nun aber aus, wenn der Hund schon in der Familie ist und die Eltern Nachwuchs erwarten? Was gilt es zu beachten?
Schon während der Schwangerschaft sollte der Hund an die neuen Lebensumstände gewöhnt werden. Die Babydecke auf dem Boden sowie das Kinderzimmer können schon tabuisiert werden. Der Hund lernt, auf Signal auf seine Decke zu gehen und dort zu bleiben, ins Bett und auf das Sofa darf er nur noch auf Signal. Spielzeug und Futter sollten nicht mehr zur freien Verfügung stehen, Kinderspielzeug sollte weggeräumt werden. War die werdende Mutter bisher die Hauptbezugsperson für den Hund, tritt sie mehr und mehr in den Hintergrund und der Vater übernimmt die Versorgung des Hundes. Der Hund sollte nun häufig ignoriert werden. Dabei kann eine Babypuppe mit einbezogen werden, um die die werdenden Eltern sich kümmern. Auch die Leinenführigkeit am Kinderwagen sollte man frühzeitig mit dem Hund üben. Einen Tag bevor die Mutter mit dem Baby aus dem Krankenhaus kommt, sollte der Hund entwurmt werden. Es sollte darauf verzichtet werden, dem Hund eine Windel des Babys aus dem Krankenhaus mitzubringen oder ihm das Baby zu präsentieren. Dadurch wird dem Hund nur suggeriert, dass er für das Baby verantwortlich ist, und gerade das wollen wir ja verhindern.