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Rassekunde

Der beste Freund des Menschen. Der gelehrige Helfer auf vier Pfoten. Es gibt Retriever, Terrier, Spaniel oder Schäferhunde…

Etwa 400 anerkannte Hunderassen existieren, die mit ihren ganz individuellen Eigenschaften Hundefans auf aller Welt begeistern.

In unserer Rassekunde findest du wichtigen Informationen zu den Hunderassen.

Airedale Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:7
Widerristhöhe Hündin:ca. 56 bis 59 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 58 bis 61 cm
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Sattel schwarz oder gräulich, ebenfalls Nacken und Oberseite der Rute, alle anderen Körperpartien lohfarben
Fellbeschaffenheit:Hart, dicht und drahtig

 

 

Vielseitig und sportlich

Die vergleichsweise junge Rasse entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Yorkshire, England. Ihr Herkunftsort, das Tal (engl. dale) des Flusses Aire, stand Pate bei der späteren Namensgebung des heutigen Airedale Terriers. Aus mittelgroßen englischen Terriern und Otterhounds züchteten Arbeiter und Bauern zunächst einen vielseitig einsetzbaren „Working Terrier“. Einige Quellen gehen auch davon aus, dass Gordon Setter und Schottische Schäferhunde mit eingekreuzt wurden.

Während der industriellen Revolution verdienten sich viele Arbeiter durch die Jagd ein Zubrot und konnten diesen eifrigen Jagdgehilfen sowohl bei der Jagd auf Wasserwild, als auch auf Kaninchen gut gebrauchen. Bauern schätzten den großen Terrier zusätzlich als Wächter von Haus und Hof. Der Kynologe Vero Shaw bezeichnete den Airedale Terrier 1881 als „Universalhund“, der „Schafe und Vieh wie ein Schäferhund [treibt], apportiert wie ein Retriever, stöbert wie ein Spaniel“. Außerdem schreibt er über den Airedale, er „liebt das Wasser, taucht wie eine Ente und ist ebenso scharf wie gehorsam“.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wird der Working oder Waterside Terrier in ganz Europa immer beliebter. 1883 wurde er dann erstmals auf der National Dog Show in Birmingham als „Airedale Waterside Terrier“ vorgestellt, später nannte man ihn schließlich verkürzt Airedale Terrier. Auf dem europäischen Fest-land setzte man den Airedale schnell als Gebrauchshund bei der Polizei und beim Militär ein. Den ersten größeren Militäreinsatz gab es für die Rasse im Jahr 1900 mit deutschen Truppen beim Boxeraufstand in China. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die Airedales als Meldeläufer und bei der Verwundetensuche eingesetzt. Heute findet man den Airedale Terrier nur noch selten als Jagd- oder Gebrauchshund.

Das Fell des Airedale Terriers ist drahtig, dicht und hart mit einer etwas kürzeren, weicheren Unterwolle. Bei regelmäßigem Trimmen verliert er kaum Haare. Ein Großteil des Fells ist lohfarben, mit schwarzem Rücken und schwarzen Flanken, Nacken und Oberseite der Rute sind ebenfalls schwarz. Rüden sind laut Rassestandard 58 bis 61 cm hoch, Hündinnen 56 bis 59 cm. Vom Gewicht her kann man bei den großen Terriern mit 22 bis 30 kg rechnen.

Mit diesem Hintergrundwissen über seine Herkunft und seine Einsatzbereiche wundert es nun nicht, dass der Airedale ein Hund für aktive und sportliche Menschen ist. Die Vielseitigkeit, die von Beginn der Zucht an so erwünscht und verstärkt wurde, machen ihn auch privat zu einem vierbeinigen Begleiter, der für viele Beschäftigungsformen und sportliche Aktivitäten zu begeistern ist - sei es, um nur Beispiele zu nennen, Mantrailing oder Rettungshundearbeit (in Anlehnung an den militärischen Einsatz), Dummytraining oder Fährtenarbeit (wie ursprünglich bei der Jagd).

Vielseitigkeit bedeutet aber eben auch, dass der Airedale viele unterschiedliche Motivationen mit sich bringen kann, die für seine Menschen - ohne die richtigen Regeln und Strukturen im Alltag und ohne die notwendige geistige und körperliche Auslastung - unangenehm werden können: Sei es, dass er gern jagen geht, Haus und Garten bewachen möchte, seine „Beute“ verteidigt oder auch bei allem eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legt. Also schaut man lieber, dass all diese „historisch bedingten“ Leidenschaften auf angenehme Weise gemeinsam mit seinen Menschen befriedigt werden und man dem Airedale Terrier nicht zu viel Verantwortung für seine Menschen und die eigenen vier Wände überträgt. Denn dann kann er auch gut in Familien mit Kindern ab dem Schulalter passen.

Gesundheitliche Aspekte

Der Airedale Terrier hat rassebedingte Krankheitsdispositionen:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Muskelzittern


Von HEIKE KLEINHANS

Akita

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:255
Widerristhöhe Hündin:61 cm
Widerristhöhe Rüde:67 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Japan
Fellfarbe:Rot-falbfarben, sesam (rot-falbfarbene Haare mit schwarzen Spitzen), gestromt und weiß 
Fellbeschaffenheit:Deckhaar hart und gerade, Unterwolle weich und dicht

 

 

Besonderes Selbstbewusstsein, große Individualdistanz und ausgeprägte Eigenständigkeit

Der Akita ist unter den verschiedenen japanischen Spitzen der größte: Hündinnen werden etwa 61 cm groß und erreichen ein Gewicht von rund 28 kg, Rüden werden durchschnittlich 67 cm groß und wiegen etwa 35 kg. Das Fell besteht aus geradem, hartem Deckhaar und dichter, weicher Unterwolle. Hierbei sind die Farben Rot-Falb, Sesam, Gestromt und Weiß erlaubt. Die dicke, meist fest über dem Rücken eingerollte Rute ist hoch angesetzt. Wie alle japanischen Rassen trägt er den Namen seiner Heimat. „Akita“ ist eine Präfektur in Nordjapan rund um die Stadt Odate. Die früher zum Rassenamen gehörigen Zusätze „Inu“ und „Ken“ bedeuten „Hund“.

Zur genauen Abstammung des Akita gibt es viele unterschiedliche Theorien und Meinungen. Gesichert ist aber, beispielsweise durch Abbildungen auf Tonwaren, dass Hunde, die dem Akita äußerlich schon sehr ähneln, bereits seit mehreren Jahrtausenden in Japan leben. Als Bärenjäger und Wachhunde wurden sie meist einzeln als sehr selbstständig agierende Arbeitshunde gehalten. Später soll der Akita auch ein Gefährte der Samurai gewesen sein. Der japanische Kaiser erklärte den Akita 1931 zum Nationalbesitz und sorgte somit dafür, dass keine Akitas exportiert werden durften. Der Zweite Weltkrieg schadete auch dieser Rasse erheblich. Die japanischen Hunde konnten entweder nicht mehr ernährt werden oder mussten sogar - bis auf die im Militärdienst stehenden deutschen Schäferhunde - selbst als Nahrung dienen. Nach Kriegsende wurde mit den wenigen überlebenden Akitas weitergezüchtet. Dabei entstanden zwei unterschiedliche Linien: Eine dem ursprünglichen japanischen Hundetyp entsprechende und eine, in der die Einkreuzungen von Molossern und Deutschem Schäferhund deutlich zu erkennen waren. Gleichzeitig wurde das Ausfuhrverbot gelockert und während der Besatzungszeit gelangten viele Akitas in die USA. Dort entwickelte sich ab den 60er Jahren aus der zweitgenannten Linie der American Akita. Er ist gedrungener als der Japan-Akita, mit kürzeren Beinen, längerem Rücken und rechteckigerem Kopf. Seit 2000 gibt es offiziell zwei FCI-Standards: Einen für den Akita und einen für den American Akita.

Als „Hund vom Urtyp“ ist der Akita - wie der Name schon sagt - sehr ursprünglich veranlagt. Vor allem jagdliche und territoriale Motivation sind aufgrund seiner früheren Aufgaben und Zuchtziele sehr ausgeprägt. Wer sich allein oder höchstens zu zweit einem Bären stellen musste und einsam gelegene Höfe bewachen sollte, brauchte besonderes Selbstbewusstsein, eine große Individualdistanz und eine ausgeprägte Eigenständigkeit. Diese Eigenschaften legt der Akita auch heute gern noch an den Tag. Seiner eigenen Familie gegenüber ist er sehr loyal. Bei fremden Menschen und Hunden ist er tendenziell eher skeptisch.

Obwohl er im Haus einen ziemlich gemütlichen Eindruck macht, muss er unbedingt gemäß seiner Anlagen ausgelastet werden. Sinn machen für ihn hierbei jagdliche Ersatzaufgaben wie Fährtenarbeit, Mantrailing oder auch andere Formen der Nasenarbeit. Auf Aufgaben, in denen der Akita keinen Sinn sieht, wird er vermutlich gar nicht eingehen oder sie allenfalls in „Akita-Geschwindigkeit“ (also sehr gemächlich) ausführen. Auch ständige Wiederholungen sind definitiv nicht sein Fall.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Akita bei Menschen richtig aufgehoben ist, die so „dickköpfig“ (eigentlich konsequent) sind wie er und klare Regeln aufstellen und auch durchhalten. Ressourcen und Privilegien in Form von Liegeplätzen, Futter und Beschäftigung sowie Freilauf und Begegnungen mit fremden Artgenossen müssen vom Halter verwaltet, zugeteilt bzw. gemanaged werden. In gut geführten Welpen- und Junghundegruppen sollte er möglichst von Beginn an viele unterschiedliche Hunde und Menschen positiv kennenlernen, vor allem auch souveräne erwachsene Hunde. Trotzdem wird der Akita im Erwachsenenalter kein Hund für regelmäßige Besuche der Hundewiese sein. Er kann von sich aus als Einzelgänger tatsächlich sogar gut darauf verzichten.

Bekannt geworden ist der Akita heutzutage nicht zuletzt durch verschiedene Verfilmungen über den Akita „Hachiko“, der sein Herrchen jeden Tag zum Bahnhof begleitete und dort sogar nach dessen Tod noch viele Jahre täglich zu der Zeit, zu der dieser üblicherweise angekommen wäre, auf ihn wartete.

Gesundheitliche Aspekte

Folgende Krankheiten sind beim Akita zu erwähnen:

  • Autoimmunkrankheiten wie Anämie (Bluterkrankung), Lupus oder systemischem Lupus erythematodes (greift das Bindegewebe in allen Körperteilen an), Hypothyreose (betrifft die Schilddrüse) und sogar dem Uveo-Dermatologischen Syndrom oder Vogt-Koyanagi-Harada-Syndrom (betrifft Haut und Augen)
  • Blähungen oder Magendilatation
  • Glaukom und Netzhautatrophie 
  • Hüft- und Ellbogengelenksdysplasie 
  • Von-Willebrand-Krankheit (genetisch bedingte Blutungsneigung)
  • Akitas neigen auch dazu, empfindlich auf Impfstoffe und auf das Vorhandensein von Chemikalien und Medikamenten im Körper zu reagieren


Von HEIKE KLEINHANS

Alaskan Malamute

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:243
Gewicht Hündin:ca. 34 kg
Gewicht Rüde:ca. 38 kg
Widerristhöhe Hündin:ca. 58,5 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 63,5 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:USA
Fellfarbe:Hellgrau bis Schwarz mit allen Zwischenschattierungen und Sable einschlieβlich dessen zum Rot tendierender Schattierung
Fellbeschaffenheit:dickes, raues Deckhaar, die Unterwolle ist dicht, lang, ölig und wollig

 

 

Der „Hund von den Mahlemiuten“

Der Alaskan Malamute ist eine der ältesten arktischen Hunderassen. Innerhalb der Gruppe der Nordischen Hunderassen gehört der Alaskan Malamute zu den Schlittenhunden und ist heute der offizielle State Dog des US-Bundesstaats Alaska. Seine Vorfahren (Hunde vom nordischen Spitztyp) kamen mit den Menschen aus Asien über die eine Zeit lang existierende Landbrücke „Beringia“ vor ca. 20.000 Jahren von Sibirien nach Amerika, so vermutet man überwiegend. Hunde dieses Typs begleiteten also schon seit Jahrtausenden die Menschen rund um den Polarkreis und zogen ihre Güter und Schlitten. Die Inuit nutzten ihre Hunde von den Mahlemiuten auch als Jagdhelfer. Bei der „Zuchtauswahl“ (die man natürlich nicht mit der Zucht nach unserem heutigen Verständnis vergleichen kann) legte man Wert auf freundliche und widerstandsfähige Hunde. Die Hunde mussten dem rauen Klima der Arktis standhalten und hart arbeiten. Dabei ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um Kraft und Ausdauer. Das Aussehen der Hunde spielte eine untergeordnete Rolle. Der Alaskan Malamute war – bis zur weitgehenden Ablösung durch Motorschlitten – die Zugmaschine der Polarregion der Nordhalbkugel. Er wird daher auch die "Lokomotive des Nordens" genannt.

Die Rettung vor dem Untergang

Um 1900 wurde der Alaskan Malamute im Schlittenhundesport und bei Hundekämpfen beliebt. Er wurde zu dieser Zeit vermehrt mit anderen Rassen gekreuzt, die schneller, aber weniger robust und ausdauernd waren. Gleichzeitig strömten viele Goldsucher ins Land und brachten Hunde anderer Rassen mit. Sie benötigten Hunde, egal welcher Rasse, die als Zug- und Packhunde durch unerschlossenes und unwegsames Gelände zum Einsatz kamen. Diese Aspekte führten fast zum Untergang des Alaskan Malamute. Jahre später machten sich Rasseliebhaber:innen auf die Suche nach Hunden des ursprünglichen Malamute-Typs und wurden in fernab gelegenen Inuit-Siedlungen fündig. Die dort gefundenen Hunde gelten heute als Ursprung des Zuchtaufbaus. 1935 wurde der Rassestandard erstellt und es folgte die Anerkennung durch den American Kennel Club und die Gründung des Alaskan Malamute Club of America.  Die heute existierenden Alaskan Malamutes gehen auf die drei Linien Kotzebue, M’Loot und Irwin / Hinman zurück, die letztere ist allerdings deutlich seltener als die beiden anderen. Bezüglich des Aussehens unterschieden sich diese Linien sehr, was die nach wie vor relativ große optische Bandbreite der Rasse erklärt. 1963 erfolgte die Anerkennung durch die FCI. Erst in den 1970er Jahren kamen offiziell die ersten Hunde nach Deutschland.

Der größte Schlittenhund

Alaskan Malamutes sind zweifelsfrei imposante Erscheinungen. Sie sind die stärksten und größten aller Schlittenhunde. Hündinnen wiegen ca. 34 kg und sind ca. 58,5 cm groß. Rüden wiegen ca. 38 kg und sind ca. 63,5 cm groß. Der Alaskan Malamute hat ein wetterfestes doppeltes Fell: Das weiche, fettige Unterfell kann drei bis fünf cm lang werden, das dichte Deckhaar ist jedoch relativ kurz. Die erlaubten Farben sind vielfältig, dazu gehören: Grau-Weiß, Silber, Sable, Alaskan Seal, Weiß, Blau, Schwarz-Weiß und Braun mit weißen Abzeichen an Brust, Maske und Pfoten. Der Malamute hat, anders als der Siberian Husky, keine blauen Augen, sondern braune, bräunlich-rote oder schwarze.

Kein „Ein-Mann-Hund“ – trotzdem ein Hund für dich? 

Nicht nur vom Aussehen her, auch bezüglich der Wesenszüge ist der Alaskan Malamute etwas Besonderes. Die Hunde sind in der Regel sehr eigenständig; dickköpfig, so beschreiben wir Menschen es gern. Er macht nichts, worin er keinen Sinn sieht. Er ist zwar menschenfreundlich und wird als wenig wachsam beschrieben, aber er tut nicht alles, um zu gefallen. Malamutes sind absolute „Rudeltiere“, es fällt ihnen in der Regel sehr schwer, allein zu sein. Am liebsten sind sie in Gesellschaft weiterer Hunde oder zumindest ihrer Menschen.

Häufig ist zu lesen, dass der Alaskan Malamute kein „Ein-Mann-Hund“ sei. Doch was bedeutet das eigentlich? Seine Vorfahren wurden nicht gezüchtet, um ihr Leben lang bei einer Familie zu bleiben – sie wurden auch immer mal wieder verkauft oder getauscht. Insofern mussten diese Hunde sehr anpassungsfähig sein und offen für Neues, sie durften keinen besonders engen Bezug zu ihren Menschen haben. 

Dadurch, dass sich der Alaskan Malamute in seinem Ursprungsland über die Sommermonate häufig selbst versorgen musste, und, wie bereits erwähnt, auch zur Jagd eingesetzt wurde, hat er eine stark ausgeprägte jagdliche Motivation. Viele Malamutes müssen daher, trotz intensiven Anti-Jagd-Trainings, zur Sicherheit an der Leine bzw. Schleppleine geführt werden. 

Wie kann man einen ursprünglichen Schlittenhund auslasten?

Man kann sich schon denken, dass der Alaskan Malamute ausgesprochen bewegungsfreudig ist, jedoch kein Sprinter, eher ein Langstreckenläufer. Lange, ausdauernde Wanderungen lieben die Hunde insofern definitiv. Kleine jagdliche Aufgaben, in denen der Malamute einen Sinn sehen muss, dürfen diese zusätzlich aufpeppen. Zughundesport ist selbstverständlich etwas, womit man den Malamute rassetypisch sehr glücklich machen kann. 

Gesundheit und Pflege

Grundsätzlich ist der Alaskan Malamute eine gesunde und robuste Rasse. Trotzdem gibt es Krankheiten, die beim Malamute gehäuft auftreten können:

  • Zink-reaktive Dermatose: eine vermutlich genetisch bedingten Hauterkrankung, Ursache ist eine verminderte Aufnahme des Spurenelements Zink aus der Nahrung.
  • Alaskan Malamute Polyneuropathie (AMPN): kann aber seit einigen Jahren durch Gentests ausgeschlossen werden.
  • Hüftgelenksdysplasie (HD)

Das Fell des Alaskan Malamute muss regelmäßig gebürstet werden (ca. wöchentlich), im Fellwechsel sinnvollerweise häufiger.


Von HEIKE KLEINHANS

Appenzeller Sennenhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:46
Widerristhöhe Hündin:50 bis 54 cm
Widerristhöhe Rüde:52 bis 56 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Grundfarbe schwarz oder havannabraun, mit möglichst symmetrischen braun-roten und weiβen Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Stockhaar, fest und anliegend, Deckhaar dicht und glänzend, Unterwolle dicht

 

 

"Trieberli"

Der Appenzeller Sennenhund gehört zu den ältesten der vier Sennenhundrassen (Entlebucher, Appenzeller, Berner, Großer Schweizer). Er ist größer als der Entlebucher und kleiner als der Berner. Es gibt verschiedene Theorien über die Abstammung dieses Schweizer Bauernhundes. Ob seine Vorfahren tatsächlich Molosser waren, die vor über 2000 Jahren mit den römischen Heeren in das Gebiet der heutigen Schweiz gelangten oder ob große, schwere Hunde, die seit jeher im Alpenraum lebten, zu seinen Urahnen gehören, ist ungewiss. Es ist aber davon auszugehen, dass die Schweizer Sennenhunde früher einer Hundefamilie angehörten. Der Appenzeller stammte unter diesen dann von den kleinen, wendigen Vertretern ab, deren Spezialgebiet das Viehtreiben war.

Gesicherte Hinweise auf den Appenzeller finden sich 1853 in der Enzyklopädie „Tierleben der Alpenwelt“. Dort wird ein „hellbellender, kurzhaariger, mittelgroßer, vielfarbiger Sennenhund“ aufgeführt, der „strichweise in ganz regelmäßigem, spitzartigem Schlag, teils zur Hut der Hütte, teils zum Zusammentreiben der Herde, vorzufinden ist.“ Die landwirtschaftlichen und handwerklichen Betriebe brauchten im 19. Jahrhundert einen regelrechten Allrounder, der verschiedene Aufgaben übernahm. Der Appenzeller wachte über Hab und Gut, trieb und hütete das Vieh und zog Transportkarren. Die Arbeit war hart und es wurden hohe Anforderungen an den flinken Arbeitshund gestellt. Wer nicht tagein, tagaus bei jeder Witterung treiben, bellen und auch nachts noch wachsam sein konnte, wurde aussortiert. Daraus entstanden robuste, schnelle und anspruchslose Hunde, deren Arbeitsanlagen gefördert wurden. Vor allem beim Viehtrieb stellte der „Trieberli“ sich wohl sehr geschickt und fruchtlos an. Wenn nötig, zwickte er eine Kuh auch schon mal von hinten in die Fesseln, um anschließend blitzschnell auszuweichen und dem reflexhaften Tritt der Kuh damit zu entgehen.

1896 wird der Appenzeller Sennenhund als eigene Rasse anerkannt, 1906 wird der Schweizer Club für Appenzeller Sennenhunde gegründet. Das Aussehen des Appenzellers war zunächst nachrangig. Erst um 1913 legte man mehr oder weniger willkürlich zur besseren Vermarktung die heute bekannten drei Farben Schwarz, Braun und Weiß als Erkennungszeichen fest. 1923 wird auch in Deutschland ein Schweizer Sennenhundverein gegründet. Erst in den 70er Jahren kann man aber hier von kontinuierlichen Zuchtbemühungen sprechen. 2018 verzeichnete der VDH 112 Appenzeller Welpen. Damit ist er hierzulande eine der selteneren Sennenhundrassen.

Nach heutigem Rassestandard ist der Appenzeller Sennenhund „mittelgroß, dreifarbig, fast quadratisch gebaut und sehr gut bemuskelt“. Die Grundfarben des pflegeleichten Fells sind Schwarz oder Havannabraun. Dazu kommen symmetrische rostbraune und weiße Abzeichen. Die weiße Blesse brachte dem Appenzeller früher den alternativen Namen „Bläss“ ein. Die Hängeohren sind hoch angesetzt. Charakteristisch ist außerdem die gerollt getragene Rute. 

In unserer Gesellschaft braucht der Appenzeller am besten sportliche und aktive Menschen, die ihn körperlich und geistig gut auslasten, beispielsweise mit Apportieren, Fährtentraining, Mantrailing, Agility oder natürlich Treibball. Der alte Treibhund ist im Appenzeller sozusagen immer noch lebendig. Neben unsensiblem, körperlichem Agieren ist eine hohe territoriale Motivation und ein gewisses Misstrauen Fremden gegenüber rassetypisch. Daher muss der Appenzeller bereits als Welpe lernen, sowohl mit Menschen und vor allen mit Kindern, als auch mit anderen Hunderassen nicht zu körperlich zu agieren. Problematisch kann es sonst werden, wenn die eigenen Menschen oder draußen Jogger und Fahrradfahrer in die Beine gezwickt werden. Neben der Auslastung sind hier Konsequenz und klare Regeln im Alltag sowie Training der Impulskontrolle und der Aufbau eines sicheren Abbruchsignals unbedingt notwendig. Unter diesen Voraussetzungen ist der Appenzeller auch als Hund für Familien mit größeren Kindern geeignet. Die früher geförderte „Bellfreudigkeit“ kann man durch ruhiges Training und Aufbau von Frustrationstoleranz zumindest bedingt in geordnete Bahnen lenken. 

Gesundheitliche Aspekte

Um die 1913 willkürlich festgelegte Farbkombination (Schwarz, Braun und Weiß) zu erhalten, betrieben Züchter:innen jahrzehntelang gezielt Inzucht. Das führte zu erblich bedingten Krankheiten wie Gelenkproblemen (Ellenbogengelenks- und Hüftgelenksdysplasie) und Grauem Star sowie zu einer Verringerung der Lebenserwartung. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Australian Cattle Dog

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:287
Widerristhöhe Hündin:43 bis 48 cm
Widerristhöhe Rüde:46 bis 51 cm
FCI Gruppe:Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Australien
Fellfarbe:Zwei Varianten: Blau getüpfelt oder rot gesprenkelt
Fellbeschaffenheit:Das Haar ist glatt und bildet ein doppeltes Haarkleid mit kurzer, dichter Unterwolle

 

 

Robuster, ausdauernder Treibhund

 

Der Australian Cattle Dog ist ein Treibhund, der in Australien für die Arbeit an Rindern gezüchtet wurde. Dafür mussten die Hunde vor allem robust sein, um auch mal einen Tritt von einem Rind einstecken zu können, und zudem durchsetzungsfähig und sehr körperlich agieren, um die großen Tiere zu treiben.

Die Rasse ist eng mit dem Namen des Rinderzüchters Thomas Hall verknüpft, der 1830 blau getüpfelte Drover Dogs aus Nordengland importierte. Er kreuzte einheimische Dingos ein und schuf so eine eigene Rasse, die Jahre später unter dem Namen „Hall’s Heeler“ bekannt und begehrt war. Thomas Hall legte Wert darauf, dass die Hunde genügsam und ausdauernd waren. Sie mussten die Herden bei extremem Wetter und über sehr große Distanzen treiben. Außerdem sollten sie wachsam sein. Sie waren für ihn so wertvoll, dass er keinen seiner Hunde verkaufte. Erst nach seinem Tod 1870 konnte man Hall’s Heeler käuflich erwerben. Welche Rassen im Anschluss noch eingekreuzt wurden und den Hund zum heutigen Australian Cattle Dog machten, ist nicht schriftlich dokumentiert. Klar ist nur, dass nicht das Aussehen, sondern die Arbeitsleistung immer das oberste Zuchtziel war. Die Rasse ist seit 1903 anerkannt. 

Rüden sind laut aktuellem Rassestandard 46 bis 51 cm groß, Hündinnen 43 bis 48 cm. Kräftig und kompakt soll der Körperbau sein, mit einer starken Muskulatur, um leistungsfähig, beweglich und ausdauernd arbeiten zu können. Das Fell ist glatt und hat kurze, dichte Unterwolle. Das Haarkleid ist sogar so dicht, dass es praktisch wasserundurchlässig ist. Farblich sind dabei zwei Varianten erlaubt: Blau (auch blau getüpfelt oder blau gesprenkelt) mit schwarzen, blauen oder lohfarbenen Abzeichen am Kopf und lohfarbenen Beinen, Front und Hals. Oder rot gesprenkelt mit ggf. gleichmäßig verteilten Abzeichen am Kopf. Cattle Dogs werden weiß geboren und bekommen ihre eigentliche Farbe - bis auf die Abzeichen, die von Geburt an vorhanden sind - erst mit einigen Wochen.

Der Australian Cattle Dog ist und bleibt in erster Linie ein Arbeitshund mit seinen ursprünglich für das Treiben der Rinderherden notwendigen Anlagen und Eigenschaften. Dazu gehört nicht nur das körperliche Agieren, sondern auch eine territoriale und eine soziale Motivation, die oft auf sein Haus, seinen Garten, seinen Spazierweg, sein Auto und auf seine Familie bezogen sind. Als Anfänger- und Familienhund ist der Australian Cattle Dog insofern nur bedingt geeignet. Zwar ist er durch seine robuste Art auch bei einem höheren Geräuschpegel und kleinen Kindern, die unbewusst auch mal etwas fester ins Fell greifen, geduldig. Jedoch braucht er wegen seiner Reserviertheit Fremden gegenüber und seiner Neigung dazu, die eigene Familie beschützen zu wollen, von Beginn an klare Regeln und Strukturen. Darüber hinaus sollte man sich im Klaren darüber sein, dass einfache Spaziergänge für den Cattle Dog nicht ausreichend sind. Er ist für Sport und verschiedene Beschäftigungsformen zu begeistern. Schön ist, wenn sie mit seiner ursprünglichen Aufgabe zu tun haben, also zum Beispiel DISTANZTRAINING (Longieren) oder TREIBBALL. Aber auch HOOPERS oder AGILITY machen vielen Cattle Dogs Spaß, wenn die Belohnung nachher stimmt.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich gilt der Australian Cattle Dog als robust. Er kann allerdings unter anderem von erblicher Erblindung (generalisierte Progressive Retinaatrophie), die sich auch bei alten Hunden noch entwickeln kann, und angeborener Taubheit (kongenitale sensorische Taubheit) betroffen sein. 


Von HEIKE KLEINHANS

Australian Kelpie

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:293
Widerristhöhe Hündin:43 bis 48 cm
Widerristhöhe Rüde:46 bis 51 cm
FCI Gruppe:Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Australien
Fellfarbe:Schwarz, schwarz und loh, rot, rot und loh, falbfarben, schokoladebraun oder rauchblau
Fellbeschaffenheit:Stockhaar mit kurzer und dichter Unterwolle

 

 

Nahezu unerschöpfliche Energie

Australian Kelpies kommen mit großer Hitze, großen Schafherden und riesigen Weideflächen zurecht: Die Hütehunde sind bestens an die klimatischen Verhältnisse und ihren ursprünglichen Einsatzbereich in Australien angepasst. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts importierte man kurzhaarige schottische Collies ins Land, aus denen Schaffarmer gezielt Hunde für ihre Arbeit züchteten. Die Hündin „Kelpie“ gewann 1872 das erste australische Sheep Dog Trial. Ihre daraufhin sehr beliebten Welpen nannte man ebenfalls Kelpie und so war schließlich der Name einer neuen Rasse geboren. Zu Beginn wurden vermutlich weitere Hütehundrassen eingekreuzt. Fraglich ist die teilweise geäußerte Vermutung, dass zu Beginn auch Dingos mit Collies gekreuzt wurden. Aufgrund von Notizen und Briefen früherer Züchter sowie jüngerer DNA-Tests ist sie eher unwahrscheinlich.

Kelpies werden 43 bis 51 cm groß und bis zu 20 kg schwer. Sie haben Stehohren und kurzes Fell mit und ohne Unterwolle. Erlaubt sind in der Zucht alle Farben, die geschichtlich gesehen in der Entwicklung vorkamen: schwarz, rot, schokoladenbraun, rauchblau und falbfarben mit oder ohne Loh.

Der Kelpie ist von Natur aus ein echter Workaholic - genau das wurde ursprünglich in der Zucht verstärkt. Man kann ihn als ausgesprochen arbeitswillig bezeichnen, seine Energie ist nahezu unerschöpflich. Bei der Arbeit an den Schafen bringt er eine instinktive Begabung mit. Er arbeitet dann weitgehend selbstständig und ist auch nicht zimperlich, wenn ein Schaf mal etwas widerspenstiger ist. Kelpies gehören zu den wenigen Rassen, die bei der Arbeit auch über den Rücken der Schafe laufen. Mittlerweile muss man allerdings einschränken, dass die Veranlagung für das Treiben und Hüten von Vieh heute eher auf die Variante des „Working Kelpie“ zutrifft. Die Arbeitsleistung steht bei dieser Zuchtlinie, für die es keinen Rassestandard gibt, eher im Vordergrund als das Aussehen.

Trotzdem ist der Australien Kelpie ein Hund, der sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden will. Aufgrund seiner ursprünglichen Aufgabe und der dadurch zuweilen sehr ausgeprägten Selbstständigkeit ist er weder ein Hund für Anfänger noch der ideale Hund für Familien mit kleinen Kindern. Der Kelpie ist sehr temperamentvoll, aber auch fein in der Kommunikation. Er liebt aktive, bewegungsfreudige Aufgaben, sollte aber gerade als „Freizeithund“ auch lernen, herunterzufahren. Sein Einsatzbereich ist aufgrund seiner hohen Motivation riesig: Ob sehr aktive Beschäftigungen wie Agility, Obedience, Longieren, Flyball, Frisbee oder auch konzentrierte Nasenarbeit, zum Beispiel beim Mantrailing oder der Suche nach kleinen Gegenständen - der Kelpie macht auf jeden Fall mit.

Gesundheitliche Aspekte

Obwohl Kelpies grundsätzlich als gesunde und robuste Rasse gelten, gibt es auch bei ihr Anfälligkeiten für bestimmt gesundheitliche Probleme.

  • Collie Eye Anomaly (CEA): CEA kann zu verschiedenen Augenproblemen führen, einschließlich Fehlbildungen der Netzhaut und des Sehnervs.
  • Cryptorchidismus: Eine Erkrankung, bei der ein oder beide Hoden des Rüden nicht in den Hodensack absteigen. Diese Erkrankung kann zu Komplikationen wie Unfruchtbarkeit und erhöhtem Krebsrisiko führen.
  • Allergien: Kelpies können anfällig für Umweltallergien, Nahrungsmittelallergien oder Kontaktallergien sein. Allergische Reaktionen können Hautausschläge, Juckreiz, Schwellungen oder Magen-Darm-Probleme verursachen.
  • Epilepsie


Von HEIKE KLEINHANS

Australian Shepherd

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:342
Widerristhöhe Hündin:46 bis 53 cm
Widerristhöhe Rüde:51 bis 58 cm
FCI Gruppe:Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:USA
Fellfarbe:Bluemerle, schwarz, Redmerle, Rot, alle mit oder ohne weiße Abzeichen und / oder kupferfarbenen Abzeichen
Erbkrankheiten:Degenerative Myelopathie (DM): Erkrankung des Rückenmarks

 

 

Ursprünglich arbeitsfreudiger Farm- und Hütehund

Der Australian Shepherd (auch Australian Sheep Dog oder Aussie genannt) stammt ursprünglich gar nicht aus Australien, sondern den USA. Baskische Schäfer die im 19. Jahrhundert von Australien nach Nordamerika auswanderten, brachten Merinoschafe mit, die dann den Namen “Australian Sheep“ erhielten. Der einstige “Farm Collie“ eignete sich ideal für die Arbeit an diesen Schafen und wurde daher zum “Australian Shepherd“.

In den 1950er Jahren rückte er bei Rodeovorführungen ins öffentliche Interesse und wurde dann rasch als arbeitsfreudiger Farm- und Hütehund populär.

Bis heute ist der Aussie ein beliebter Begleiter für aktive Menschen. Aber Achtung: Er wird auch immer wieder als Border Collie-Light Variante gehandelt – das ist er definitiv nicht. Seine Ursprünge als Ranch- und Farmhund sind bis heute in ihm verwurzelt – der ausgeprägte Territorialinstinkt ist nach wie vor vorhanden. Er ist also durchaus wachsam und mit Fremden unter Umständen auch erstmal skeptisch. Auch ist er im Kern weitaus nicht so sensibel wie der klassische Border Collie. Schließlich mussten Australian Shepherds mitunter an Rinderherden arbeiten und durften sich von einem Tritt nicht gleich unterkriegen lassen. Dies kann, je nach Lebenssituation, für die Halter eines Aussies ein Vor- oder Nachteil sein. 
Auch optisch gibt es keine klaren Unterscheidungskriterien zum Border Collie. Shepherds können mal größer und mal kleiner sein (mittlerweile sind auch sog. „Mini Aussies“ entstanden) und bestehen, wie auch der Border Collie, in unterschiedlichsten Farbvarianten. Am bekanntesten sind aber die Farben Bluemerle und Redmerle.

In der Erziehung sollte man von Anfang an auf eine klare Aufgabenverteilung achten. Eine gute Sozialisierung ist wichtig für seinen Umgang mit Menschen. Vielseitige Beschäftigungen aber auch Geduld um das „Nichtstun“ zu trainieren, sind Voraussetzung für einen ausgeglichenen Australian Shepherd. Weiß er einmal was er zu tun hat und darf bzw. nicht darf, ist er ein idealer Begleiter für aktive Menschen.

Gesundheitliche Aspekte

Der Australian Shepherd hat folgende rassebedingte Krankheitsdispositionen:

  • HÜFTGELENKSDYSPLASIE
  • Ellenbogengelenksdysplasie
  • Collie-Eye-Anomalie (CEA): Aderhaut oder Netzhaut sind nicht richtig entwickelt
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): fortschreitende Verschlechterung des Sehvermögens
  • Grauer Star: zunehmende Trübung der Linse bis zur Erblindung
  • MDR1-Gendefekt: Arzneimittel-Sensibilität
  • Degenerative Myelopathie (DM): Erkrankung des Rückenmarks
  • Zahnfehlstellungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Epilepsie

Merle-Faktor und Qualzucht

Verantwortlich für die charakteristischen bunten Farben des Australian Shepherds ist der Merle-Faktor. Er birgt ein gesundheitliches Risiko für die Hunde. Denn er kann neben der Fellfärbung negative Auswirkungen auf Gehör, Augen und andere Organe haben. In der Regel treten diese Auswirkungen aber nur dann auf, wenn zwei Hunde, die das Merle-Gen in sich tragen, verpaart werden. Die reinerbigen Tiere sind mit hoher Wahrscheinlichkeit ein- oder beidseitig taub oder blind, ihre Lebenserwartung ist deutlich geringer, sie können unfruchtbar sein und an Gleichgewichtsstörungen leiden. In Deutschland ist daher die Merle-Merle-Verpaarung zweier Träger dieses Gens verboten. Dieses gilt als Qualzucht.

 

Von CONNY SPORRER

Basset Hound

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:163
Widerristhöhe Hündin:33 bis 38 cm
Widerristhöhe Rüde:33 bis 38 cm
FCI Gruppe:Laufhunde, Schweiβhunde und verwandte Rassen
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Üblicherweise schwarz - weiß - braun (dreifarbig) oder lemon - weiß (zweifarbig)
Fellbeschaffenheit:Glatt, kurz und dicht, ohne dabei zu fein zu sein

 

 

Einst arbeitsfreudiger Hund mit großer Ausdauer

Der Basset Hound entstammt einer Kreuzung der „niederläufigen“ französischen Jagdhunde und wurde gegen Ende des 19. Jh. in England gezüchtet. Der Begriff „Basset“ kommt aus dem Französischen („bas“ = niedrig). Andere, weniger bekanntere Bassetarten sind z.B. der „Basset Artesien Normand“ oder der „Basset fauve de Bretagne“.

Oft werden Basset Hounds auch als Hush Puppies bezeichnet. Diese Bezeichnung haben sie einer Schuhfirma zu verdanken, die in den 50er Jahren boomte. Aufgrund der Bequemlichkeit der Schuhe wurde der Basset Hound zum Markensymbol und blieb bis heute erhalten.

Der Basset Hound gehört zur Jagdhunde-Gruppe der sog. „Meutejäger“. Diese sollten in einer großen Gruppe Wild hinterherjagen und deshalb untereinander möglichst verträglich sein. Dies spricht bis heute für eine hohe soziale Verträglichkeit unter Artgenossen. Schließlich konnte sich keiner dieser Hunde erlauben erst untereinander zu klären, wem die Beute gehörte. Im Zusammenleben mit dem Menschen bedeutet dies allerdings auch, dass es häufig viel Training, Geduld und Konsequenz erfordert mit einem Basset Hound zusammenzuleben. Denn ein gewisses Maß an Selbständigkeit und Unabhängigkeit schlummert in ihnen allen und bedarf manchmal hoher Überzeugungskraft des Menschen.

Gesundheitliche Probleme des Bassets

Insgesamt war der Basset einst ein arbeitsfreudiger Hund mit hoher Ausdauer und einer hervorragenden Nase, so wurde er jagdlich auch oft als Schweißhund eingesetzt. Er sollte angeschossenes Wild aufspüren. Von diesem Bild ist leider wenig übrig geblieben, wenn man sich die heutigen Ergebnisse der „modernen Rassehundezucht“ vor Augen führt: Viel zu kurze krumme Beine, übertriebene Faltenbildung, viel zu lange Ohren, zu schwere Lefzen die Hängelider hervorrufen, sodass die Tiere neben Augenentzündungen nicht mehr richtig sehen können. Ein Körper mit einer Größe von 33 -38 cm soll also ein Durchschnittsgewicht von 25 kg tragen…

Die einstige Aufgabe des Hasenjägers ist also wirklich nur noch schwer vorstellbar. Zumeist sehen wir behäbige Hunde die zwar gelassen wirken, jedoch natürlich oft auch durch ihren körperlichen Zustand massiv beeinträchtigt sind. Körperliche Auslastung im eigentlichen Sinne ist also nur bedingt möglich, vielmehr gilt es einen Basset Hound durch viel geistige Beschäftigung wie Nasenarbeit auszulasten.

Der Basset und das Thema Qualzucht

Folgende Qualzuchtmerkmale betreffen leider viele Bassets:

  • Skelettanomalien wie Knorpelwachstumsstörungen (Chondrodystrophie)
  • massiver, langer Rumpf
  • häufige Bandscheibenvorfälle und Verkalkungen dieser (ähnlich dem Dackel)
  • lange, häufig auf dem Boden schleifende Ohren
  • starke Hautfalten mit Sekret- und Schmutzansammlungen
  • häufige Entzündungen der Hautfalten und Ohren
  • Ektropium mit vermehrtem Tränenfluss und Hornhautreizungen
  • starke Belastung der Wirbelsäule
  • zu kurze, krumme Beine

 

Von CONNY SPORRER

Beagle

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:161
Widerristhöhe Hündin:33 bis 40 cm
Widerristhöhe Rüde:33 bis 40 cm
FCI Gruppe:Laufhunde, Schweiβhunde und verwandte Rassen
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Dreifarbig, dachsfarbig gefleckt, hasenfarbig gefleckt, zitronengelb gefleckt, zitronengelb und weiß, rot und weiß, braun und weiß, schwarz und weiß, weiß
Fellbeschaffenheit:Kurz, dicht und wetterbeständig

 

 

Jagdlich und anpassungsfähig

Der Spezialist für die Treibjagd in der Meute auf Feldhasen und Wildkaninchen wurde früher auch als „Treibhund der armen Leute“ bezeichnet. Diesen Namenszusatz erhielt der Beagle dadurch, dass er im Gegensatz zu den Foxhounds nicht zu Pferd, sondern zu Fuß geführt wurde. Die Wurzeln des Beagle werden in der Normandie vermutet. Die normannische Familie Talbot hat weiße Hubertushunde im Heer Wilhelms des Eroberers 1066 nach England gebracht. Daher nannte man die Hunde auch Talbots und dann 600 Jahre später Northern Hounds oder Norman Hounds. Um 1400 fanden die Briten während des Hundertjährigen Kriegs im Süden Frankreichs weitere bis dahin unbekannte Hunderassen, die später als Southern Hounds bezeichnet wurden: Mittelgroß, bunt gescheckt und gesprenkelt gingen die Hunde mit tiefem Spurlaut unermüdlich ihrer Jagdleidenschaft nach und konnten auch den feinsten Fährten noch nach langer Zeit folgen. Man geht davon aus, dass der Ursprung der heutigen Hunderassen der Hounds sowohl auf die Northern Hounds als auch auf die Southern Hounds zurückgeht.

1615 findet man erstmalig in England in einer Beschreibung aller wichtigen Jagdhunderassen den „little Beagle“. Damals bezeichnete man die Form der Hundejagd in einer Meute auch als „beagling". Aber erst seit 1890 existiert der Beagle offiziell als eigenständige Hunderasse.

Heute ist der Beagle zwischen 33 und 40 cm groß und bis zu 18 kg schwer. Er hat kurzes, dichtes Fell in folgenden Farbvarianten: zweifarbig braun-weiß, rot-weiß, zitronengelb-weiß oder dreifarbig schwarz/braun/weiß. Der Körperbau ist im Idealfall quadratisch, kräftig, muskulös, aber nicht dick. Der Kopf ist mäßig lang mit ausgeprägtem Stop. Die tief angesetzten Ohren sind lang und am Ende abgerundet.

Viele seiner Eigenschaften gehen auf den ursprünglichen Einsatz des Beagle als Meutejäger zurück: Er hat eine sehr geringe soziale Motivation, da es ihm durch den Einsatz in der Meute egal sein musste, mit wem er jagt. Auch durfte es keine Streitereien um Beute geben. Insofern ist es dem Beagle sozusagen „egal“ mit wem er zusammen lebt - was unter anderem leider dazu führt, dass er häufig als Laborhund eingesetzt wird, denn so man kann ihn problemlos immer wieder mit anderen Beagle vergesellschaften. Außerdem musste der Beagle in der Meute sehr selbständig und ohne Anleitung durch den Menschen arbeiten. Beim Training des Beagle sollte man also darauf achten, dass er sich sehr am Menschen orientieren muss, um an sein Ziel zu kommen und dadurch sein Jagdverhalten in geordnete Bahnen zu lenken. Für ihn sinnvolle Beschäftigungsformen wie Fährtenarbeit oder Mantrailing bieten sich dabei an.

Gesundheitliche Aspekte

Der Beagle gilt als robust, trotzdem gibt es auch bei dieser Rasse Krankheiten, für die sie anfällig ist:

  • Hound-Ataxie: eine neurologische Erkrankung, bei der das Rückenmark angegriffen wird
  • Augenprobleme
  • Ohrenentzündung
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Lipome und Fettknubbel
  • Hauttumore
  • Epilepsie

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bearded Collie

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:271
Widerristhöhe Hündin:51 bis 53 cm
Widerristhöhe Rüde:53 bis 56 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Schiefergrau, rötlich Falbfarben, Schwarz, Blau, alle Schattierungen von Grau, Braun und Sandfarben, mit oder ohne weiße Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Lang, mit weicher, pelziger und dichter Unterwolle, Deckhaar glatt, hart, kräftig und zottig, weder wollig noch lockig

 

 

Hütehund aus dem schottischen Hochland

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der „Highland oder Bearded Collie“ in der Hunde-Enzyklopädie „Dogs of all Nations“ des belgischen Comte de Bylandt von 1895. Bereits vor den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts waren diese Hunde auch auf Ausstellungen zu sehen. Die schottische Hundeliebhaberin G. Olive Willison begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Zucht des Bearded Collies, wie wir ihn heute kennen. Offiziell von der FÉDÉRATION CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE als Rasse anerkannt wurde der Bearded Collie 1967.

Komplexe Hüteaufgaben

Der Bearded Collie war ursprünglich der Wächter von Schafherden und meisterte komplexe Hüteaufgaben, wie beispielsweise das eigenständige Treiben von Herden aus den Bergen und das Auffinden und Zurückbringen von ausgebrochenen Tieren. Heute wird der „Beardie“ vor allem als Gesellschafts- und Familienhund gezüchtet.

Fell, Fell und nochmals Fell

Der Bearded Collie ist ein mittelgroßer Hund. Hündinnen sollen eine Widerristhöhe von 51 bis 53 cm erreichen, Rüden von 53 bis 56 cm. Dabei wird ein Gewicht von 18 bis 27 Kilogramm angenommen. Auffällig ist das üppige und heute oft lange Fell in den Farben schiefergrau, rötlich falbfarben, schwarz, blau, Schattierungen von grau, braun und sandfarben, mit oder ohne weiße Abzeichen. Ursprünglich war es mittellang und schützte im schottischen Hochland vor Wind und Wetter. Aber wie bei vielen anderen Hunderassen tendiert das Zuchtwesen auch beim Bearded Collie leider oft zum Übermaß. So sieht man auf Ausstellungen häufig Hunde, die übertrieben langes, seidiges Fell haben, das die Augen fast verdeckt und somit die Kommunikationsmöglichkeiten der Hunde extrem einschränkt – von der Bewegungsfähigkeit bei bodenlangem Fell ganz zu schweigen. Teilweise sind solche Hunde aus der Showlinie außerdem empfindlich, nervös und ängstlich. Der offizielle Rassestandard beschreibt die Anforderungen an die Dichte und Länge des Fells dagegen so: „ausreichend, um Schutz zu bieten und die Form des Hundes zur Geltung zu bringen, jedoch nicht so viel, dass die natürlichen Linien des Körpers verwischt werden.“ Und das Wesen als „aufmerksam, lebhaft, selbstsicher und aktiv […] ohne Anzeichen von Nervosität“. Glücklicherweise gibt es mittlerweile auch eine stetig wachsende Interessengemeinschaft zum Erhalt des echten Bearded Collies, deren Ziel es ist, die Hütehunde wieder zu ihrer ursprünglichen, körperlich und psychisch gesunden Form zu bringen. Gut so. Das an den Wangen, den Unterlippen und unter dem Kinn längere Fell bildet den typischen „Bart“ und verschaffte dem Bearded (bärtigen) Collie seinen Namen.

Für jeden Spaß zu haben

Wie die meisten Hütehundrassen ist der gesund gezüchtete Bearded Collie gern aktiv mit seinen Menschen unterwegs. Dabei ist er für so ziemlich alle Beschäftigungen zu haben: ausgedehnte Spaziergänge, Joggen, AGILITY, HOOPERS AGILITY, TREIBBALL und vieles mehr. Wichtig ist wie immer bei Hunden, die man schnell „hochfahren“ kann, auch viel Ruhe und Impulskontrolle beim Training und vor allem im Alltag einzubauen. Als Gegenpol zu sehr dynamischen Auslastungen sind beispielsweise sämtliche Formen der Nasenarbeit (SUCHE NACH KLEINEN GEGENSTÄNDEN, MANTRAILING, FÄHRTENTRAINING) geeignet. Ist der Bearded Collie körperlich und geistig nicht ausgelastet und langweilt sich, sind ggf. unerwünschte Verhaltensweisen wie fehlgeleitetes Hüteverhalten die Folge.

Der englische Bearded Collie Club hat einen SPEZIELLEN WORKING TEST entwickelt, der inzwischen auch in Deutschland angeboten wird. Die 20 alltagsnahen Übungen sind darauf ausgerichtet, zu zeigen, dass der „Hund gut erzogen ist, ein freundliches Wesen hat, sich in Gesellschaft fremder Menschen und Hunde sicher und fröhlich bewegt“. 

Gesundheit und Lebenserwartung

Ein gesund gezüchteter Bearded Collie hat nach einer Statistik des britischen Kennel Clubs eine Durchschnittslebenserwartung von 13,5 Jahren.

Wie die meisten Rassen hat der Bearded Collie allerdings rassebedingte Krankheitsdispositionen. Krankheitsdisposition bedeutet, eine Veranlagung für eine Krankheit in sich zu tragen. Der Hund wird also nicht zwangsläufig erkranken, das Risiko dafür ist allerdings erhöht. Beim Bearded Collie handelt es sich um folgende Krankheiten: Ellenbogen-Luxationen, Hornhautdystrophie, Hornhautkatarakt, Pemphigus foliaceus (Hautkrankheit), Progressive Retinaatrophie (PRA): Variante PRCD-PRA.

Nichts für Pflegemuffel

Das Fell des Bearded Collies benötigt regelmäßige, intensive Fellpflege – bestenfalls mehrfach die Woche. Je üppiger das Fell ist, desto höher ist logischerweise der Pflegeaufwand. Denn beim Spaziergang verfängt sich allerhand Schmutz darin. Und wenn es nicht regelmäßig gebürstet wird, könnte es verfilzen, sogar zwischen den Zehen und Pfotenballen. Insofern sollten die Hunde bestenfalls von Welpe an kleinschrittig und positiv an diese Pflegemaßnahmen gewöhnt werden. Vor den Augen hängende Haare sollten gekürzt oder mit einer Haarspange oder einem Haargummi hochgehalten werden.

Ist der Bearded Collie beim Baden komplett nass geworden, braucht sein Fell aufgrund der dichten Unterwolle sehr lange zum Trocknen. Hilfreich ist hier ein HUNDEBADEMANTEL, der das Wasser aus dem Fell saugt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Berger des Pyreneés à poil long

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:141
Widerristhöhe Hündin:40 bis 46 cm
Widerristhöhe Rüde:42 bis 48 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Mehr oder weniger dunkles Fauve, mehr oder weniger intensives Grau, Blau mit schwarzer Tüpfelung (Harlekin oder Schieferblau), Gestromt, Schwarz oder Schwarz mit weißen Flecken
Fellbeschaffenheit:Lang oder mittellang, jedoch stets dicht, fast glatt oder leicht gewellt

 

 


Robuster, agiler und wendiger Hütehund aus den Pyrenäen

„Der Berger des Pyrénées ist ein Hund, der bei einem Minimum an Größe und Gewicht ein Maximum an Energie besitzt“, so formuliert kurz und prägnant der Club Berger des Pyrénées die Kerneigenschaften der Pyrenäen-Hütehunde. Es gibt zwei Rassen dieser sehr ursprünglichen Arbeitshunde: Den langhaarigen Berger des Pyrénées „à poil long“ (französisch: „mit langem Haar“) und den kurzhaarigen „Face rase“ (französisch: „mit rasiertem Gesicht), der vor allem im Gesicht, aber auch am Körper kürzeres Fell hat.

Der langhaarige Pyrenäen-Hütehund ist etwas kleiner (42 bis 46 cm) als sein kurzhaariger Bruder. Bis vor einigen Jahrzehnten bestand seine Aufgabe darin, im Hochgebirge Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde zu hüten und zu treiben. Über Jahrhunderte hinweg haben sich Hunde entwickelt, die robust, agil und wendig waren und auch im zerklüfteten Hochgebirge trittsicher und selbstständig mit dem Schäfer zusammenarbeiteten. Durch die dichte Unterwolle bildeten sich im Fell Zotteln, die dem Hund im Hochgebirge als Wetterschutz dienten und als „Cadenettes“ bezeichnet werden.

Der „Face rase“ ist etwas größer (44 bis 50 cm) und stammt aus den vorgelagerten Landschaften der Pyrenäen. Dort mussten die Hunde etwas kräftiger sein, um mit großen Herden zu arbeiten. Sie wurden vor allem zum Viehtrieb eingesetzt.

Um die typischen Eigenschaften zu erhalten, wird bei beiden Rassen das instinktive Verhalten an den Schafen zur Zuchtzulassung überprüft. Mittlerweile werden sie zwar seltener als Hütehunde eingesetzt, sind aber als Familienhunde immer beliebter. Umso wichtiger ist es, die selbstständigen Arbeitshunde körperlich und geistig auszulasten, sonst wachsen einem ihre Schnelligkeit, Ausdauer und ihr Durchsetzungsvermögen schnell über den Kopf. Fehlt der richtige „Job“, wird der Pyrenäen-Hütehund sich seine Beschäftigung suchen, die dann selten im Sinne seines Besitzers ist… Ob Apportieren, Agility, Treibball oder Longieren - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, um seinen Arbeitseifer sinnvoll zu nutzen. Konsequenz und Strukturen im Alltag sind zusätzlich wichtig, um zu verhindern, dass er das Gefühl bekommt, zu viel Verantwortung für seine Familie übernehmen zu müssen. Der Fremden gegenüber sowieso schon zurückhaltende Berger wird sonst schnell zum ungemütlichen Wächter der Familie.

Gesundheitliche Aspekte

Die Pyrenäen-Hütehunde sind robust, werden selten krank und erreichen daher häufig ein Alter von dreizehn und mehr Jahren. Die Fellpflege ist beim Langhaar etwas aufwendiger als beim Kurzhaar. Verfilzungen hinter den Ohren und an den Ellenbogen sollten regelmäßig ausgebürstet werden. 

Wie bei jeder Rasse gibt es einige Gesundheitsprobleme, die häufiger auftreten können. Dazu gehören: 

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Patellaluxation
  • Augenprobleme wie Katarakte

 

Von HEIKE KLEINHANS

Berner Sennenhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:45
Widerristhöhe Hündin:58 bis 66 cm
Widerristhöhe Rüde:64 bis 70 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Tiefschwarze Grundfarbe, mit sattem, braunrotem Brand an den Backen, über den Augen, an allen vier Läufen und auf der Brust; weiβe Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Lang und glänzend, schlicht oder leicht gewellt

 

 


Gutmütig und gelassen, aber auch wachsam und selbstbewusst

Ihren Ursprung hat die Rasse, wie der Name schon sagt, im Kanton Bern in der Schweiz. Der Berner Sennenhund – oder früher auch nach dem Weiler und Gasthaus Dürrbach „Dürrbachler“ genannt – wurde in den Voralpengebieten und der Umgebung von Bern auf Bauernhöfen als Wach-, Zug- und Treibhund eingesetzt. Dazu brauchte man einen robusten und wachsamen Hund, zu dessen Vorfahren vermutlich Mastiffs, Bernhardiner, Neufundländer und Schäferhunde zählten. 1902 zeigte man den Berner erstmals auf einer Ausstellung. 1907 schlossen sich einige Züchter zusammen, gründeten einen Verein und legten die Rassestandards für den Berner Sennenhund fest.

Sein Fell ist mittellang bis lang, glatt bis leicht gewellt, mit Unterwolle. Die Grundfarbe ist schwarz mit braunroten Abzeichen an Kopf, Brust und Beinen. Der Berner trägt eine weiße Blesse auf der Stirn. Rutenspitze, Zehen, Brust und Teile des Fangs sind ebenfalls weiß.

Der Berner Sennenhund ist gutmütig und gelassen, als ehemaliger Hofhund ist er aber auch wachsam und selbstbewusst. Seinen eigenen Garten bewacht er gern, wenn er die Gelegenheit dazu sieht. Eine klare Aufgabenverteilung in seinem „Rudel“ ist daher von Anfang an wichtig. Aufgrund seiner hohen Reizschwelle ist er als Familienhund gut geeignet. Mit Kindern lebt er meist problemlos und harmonisch zusammen.

Obwohl sein äußeres Erscheinungsbild eher auf einen durchweg ruhigen Zeitgenossen schließen lässt, ist der Berner durchaus auch aktiv und arbeitswillig, wenn er einen Sinn in der Beschäftigung sieht. Seinem ursprünglichen Einsatzbereich gemäß kann man ihn beispielsweise mit Zughundesport auslasten. Aber er liebt auch lange Spaziergänge und Wanderungen – besonders bei Schnee und Kälte.

Gesundheitliche Aspekte

Die Lebenserwartung des Berner Sennenhunds ist leider eher gering. Gesundheitliche Aspekte wie Krebs, Nieren- und Gelenkprobleme verkürzen sein Leben häufig und beschränken das Durchschnittsalter auf acht bis zehn Jahre. Folgende rassetypische Erkrankungen werden beim Berner genannt:

  • Ellenbogengelenksdysplasie
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Degenerative Myelopathie: Rückenmarkserkrankung
  • Osteochondrose (OCD): gestörtes Knochenwachstum
  • Histiozytäre Sarkom (Krebs)
  • Glomerulopathie: Nierenerkrankung mit Proteinverlust

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bernhardiner

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:61
Widerristhöhe Hündin:65 bis 80 cm
Widerristhöhe Rüde:70 bis 90 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Grundfarbe weiβ mit kleineren oder gröβeren klaren roten Platten bis durchgehend klaren zu dunkel roten Decken über Rücken und Flanken; weiße Abzeichen: Brust, Pfoten, Rutenspitze, Nasenband, Blesse und Genickfleck
Fellbeschaffenheit:zwei Varianten: Kurz- und Langhaar

 

 


Der Hund von den Mönchen am Großen St. Bernhard

Vermutlich ab Mitte des 17. Jahrhunderts hielten die Mönche dort große Berghunde, die als Schutz- und Wachhunde, aber auch als Lawinen- und Bergführerhunde eingesetzt wurden. Die Hunde stammten aus der Umgebung und waren die Vorfahren der heutigen Sennenhunde, welche wiederum Nachkommen der römischen Molosser waren, die vor etwa 2000 Jahren mit römischen Truppen in die Alpenregion kamen.

Erstmals bekannt wurde der „St. Bernhardshund“ durch den legendären Lawinenhund Barry, der von 1800 bis 1812 bei den Mönchen gelebt hat und als Lawinenhund mindestens 40 Menschen gerettet haben soll. Die frühen St. Bernhardshunde hatten mit den heutigen Bernhardinern äußerlich kaum Ähnlichkeit. Weder von der Größe – sie waren viel kleiner und leichter – noch von den Farben her entsprachen sie den heutigen Hunden. Das Aussehen vereinheitlichte sich allmählich im 19. Jahrhundert. Zur Kurzhaarvariante kam die für die Arbeit auf dem Pass ungeeignete Langhaarvariante hinzu. Vielerorts gebrauchte man die Bernhardiner in der Schweiz schließlich auch als Hirten- und Bauernhunde. Der Schweizer Standard wurde 1887 allgemein anerkannt. Er gilt seither als Schweizer Nationalhund.

Züchterische Entwicklung: Aus dem agilen Rettungshund wurde ein behäbiger Koloss

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Bernhardiner viel leichter und kleiner als heute. Der Ur-Bernhardiner wog nicht mehr als 40 bis 50 Kilogramm. Aus den widerstandsfähigen, im Hochgebirge der Alpen arbeitenden Hunden wurden regelrechte Kolosse. Der Bernhardiner zählt heute zu den schwersten Hunderassen. Als Rettungshund ist er seit Jahrzehnten nicht mehr geeignet und die Anzeichen von Qualzucht sind in einigen Zuchtlinien unübersehbar. Gegen die Fehlentwicklung in der Zucht haben sich einige Rassefans inzwischen engagiert. Das macht zumindest ein wenig Hoffnung für die Zukunft dieser Hunderasse.

Laut aktuellem Rassestandard werden Hündinnen mindestens 65 cm und höchstens 80 cm groß sowie Rüden mindestens 70 cm und höchstens 90 cm.  Das Fell ist stock- oder langhaarig mit reichlich Unterwolle in weiß mit rotbraun oder rotbraun mit weiß in verschiedenen Abstufungen. An Brust, Pfoten, Nase, Hals und Rutenspitze sollten weiße Abzeichen sein. Eine weiße Halskrause und eine symmetrische dunkle Maske sind gewünscht.

Kinderlieber Beschützer

Eine ausgeprägte soziale und territoriale Motivation ist den meisten Bernhardinern in die Wiege gelegt. Schaut man sich die beschriebene Geschichte als Rettungs-, Hof- und Wachhunde an, ist das auch nicht verwunderlich.

Gegenüber seiner Familie ist der Bernhardiner sanftmütig, liebevoll und anhänglich, vor allem bei den Kindern. Er liebt den engen Kontakt zu seinen Menschen. Die Kehrseite ist allerdings, dass er häufig auch sehr eigenständig und selbstständig ist sowie ein ausgeprägtes beschützendes Verhalten in Bezug auf seine Familie zeigt. Diese und sein Territorium verteidigt er gegebenenfalls ohne Kompromisse und äußerst wirkungsvoll - wenn man ihn machen lässt.

Für Halterinnen und Halter eines Berhardinerwelpen ist es daher sinnvoll, bereits vor dem Einzug Kontakt zu einer Hundeschule aufzunehmen. Diese kann umfassend darüber informieren, wie man dem Bernhardiner von Beginn an territoriale Verantwortung abnimmt und unterstützt in einem Welpenkurs bei der wichtigen Sozialisierung der großen Hunde. Und auch das Thema artgerechte und rassespezifische Auslastung wird hier auf den Plan kommen. Vor allem im Winter ist der Bernhardiner zu langen Spaziergängen, Mantrailing, Fährtenarbeit und auch Zughundesport aufgelegt. Schon bei etwas wärmeren Temperaturen muss man es mit dem Bernhardiner allerdings langsam angehen lassen.

Großer Hund mit großen gesundheitlichen Problemen

Das Hauptproblem des Bernhardiners ist die extreme Größe. Die Welpen und Junghunde wachsen häufig zu schnell heran, was eine Herausforderung für den ganzen Körper darstellt. Auch die Köpfe wurden teilweise ungesund groß gezüchtet. Das kann schon bei der Geburt zu Problemen führen. Das Ektropium (Hängeauge oder Hängelid) ist bei großen Köpfen ein weit verbreitetes Problem, das besonderer Pflege bedarf und die Augen im schlimmsten Fall nachhaltig schädigen kann. Die Tiermedizinische Hochschule Hannover zählt den Bernhardiner zu den Rassen, bei denen gehäuft Epilepsie vorkommt. Bernhardiner sind außerdem – wie viele große Rassen – von Hüftgelenksdysplasie, Osteosarkomen (Knochenkrebs) und anderen Krankheiten des Skelettes betroffen. Auch Magendrehungen kommen oft vor.

Insgesamt hat der Bernhardiner eine geringe Lebenserwartung. 30 Prozent der Hunde sterben vor dem Alter von fünf Jahren, 52 Prozent vor dem Alter von acht Jahren, und 74 Prozent werden keine zehn Jahre alt.

Die Legende mit dem Fässchen

Viele assoziieren mit dem Bernhardiner einen Lawinenhund in den Schweizer Alpen, der ein Fässchen mit Schnaps oder Rum um den Hals trägt. Das ist allerdings eine Legende. Es handelt sich dabei um einen Marketinggag der Werbewirtschaft. Trotzdem hat auch „Barry“ im Naturhistorischen Museum in Bern ein Schnapsfass um den Hals gebunden.

Zur Berühmtheit der Rasse trug auch die Komödie „Ein Hund namens Beethoven“ aus dem Jahr 1992 bei, in der ein Bernhardiner das Leben einer Familie vollkommen auf den Kopf stellt und sich ständig neuen, lustigen Blödsinn einfallen lässt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bolonka Zwetna

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:nicht anerkannt (nationale Anerkennung durch den VDH)
Gewicht Hündin:3 bis 4 kg
Gewicht Rüde:3 bis 4 kg
Widerristhöhe Hündin:bis zu 26 cm
Widerristhöhe Rüde:bis zu 26 cm
FCI Gruppe:nicht anerkannt (nationale Anerkennung durch den VDH)
Herkunftsland:Russland
Fellfarbe:Jede Farbe erlaubt, außer weiß und gescheckt
Fellbeschaffenheit:Lang, seidig, glänzend, dicht; gut entwickelte Unterwolle; Haar am ganzen Körper gleich lang; dicht und schwer große Locken oder Wellen bildend

 

 

Das „bunte Schoßhündchen“

Der Bolonka Zwetna (russ. „buntes Schoßhündchen“) gehört zu einer bereits sehr lange existierenden Familie von Begleithunden, den Bichons. Der Ursprung der Bichons lässt sich ziemlich genau bis in die Antike zurückverfolgen. Schon sehr früh und in verschiedenen Kulturen hatten die Menschen das Bedürfnis nach einem hündischen Begleiter, der ihnen Gesellschaft leisten sollte. Perfekt auf solche Anforderungen zugeschnitten, kamen die Bichons als Schoßhunde der Reichen um die ganze Welt, verbreiteten sich vom Mittelmeer aus über ganz Europa, weiter in den Norden und den Osten. Der Bolonka Zwetna entstammt dem russischen Zweig dieser Hunde. Seine Vorfahren lebten bereits am Hof der Zarin Katharina. Vor etwa 100 Jahren begannen erste „Zuchtbemühungen“ mit Bolognesern, Shih Tzu und Lhasa Apso, die offizielle Zucht begann 1951. Die FCI (Fédération Cynologique Internationale) erkennt den Bolonka Zwetna bislang nicht als Hunderasse an. In Deutschland werden Bolonkas seit 2011 vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) anerkannt.

Kleiner Hund in vielen Farben

Der Bolonka Zwetna ist ein kleiner Hund, der ein Gewicht zwischen drei und vier Kilogramm und eine Schulterhöhe von 24 bis 26 Zentimeter erreicht. Das Deckhaar ist lang, dicht und weich, die Haare bilden Wellen oder große Locken. Die Unterwolle ist relativ intensiv ausgeprägt und bietet Schutz vor Kälte. Bis auf weiß und gescheckt ist in Bezug auf die Fellfarben alles erlaubt und vertreten.

Quirliger Begleithundeprofi

Der Bolonka ist ein „erfahrener“ Begleiter des Menschen. Seine Vorfahren übernehmen die Aufgaben eines Gesellschafts- und Begleithunds bereits seit mehreren tausend Jahren. Trotzdem ist der Bolonka kein ausschließlicher Sofahocker. Ganz im Gegenteil sind die kleinen Hunde ziemlich lebhaft und haben einen relativ hohen Energielevel. Sie kommen gut in der Stadt und durchaus auch in einer Etagenwohnung klar, brauchen aber abwechslungsreiche Spaziergänge mit Training und Beschäftigung. Für Apportieren, Agility für kleine Rassen, Tricktraining sowie verschiedene Formen der Nasenarbeit ist der Bolonka Zwetna definitiv zu begeistern. 

Am liebsten immer bei seinen Menschen

Ganz wichtig sind ihm seine Menschen, oft auch eine bestimmte Bezugsperson. Dieser schließt sich der Bolonka Zwetna gern eng an und liebt es, mit ihr zu schmusen. Alleinsein mag er jedoch meist nicht – oder zumindest fällt es ihm häufig schwer. Umso wichtiger ist es, ihn frühzeitig und kleinschrittig daran zu gewöhnen und das Alleinbleiben regelmäßig zu trainieren. Dazu gehört unter anderem auch, dass seine Menschen nicht jedem charmanten Betteln um Aufmerksamkeit erliegen, sondern sich durchaus mal ignorant verhalten und selbst entscheiden, wann Sozialkontakt stattfindet.

Fellpflege muss sein

Das Fell des Bolonkas muss regelmäßig gepflegt werden, um nicht zu verfilzen. Hierzu kämmt man das Deckhaar alle zwei bis drei Tage vorsichtig durch, auch die Unterwolle muss regelmäßig ausgekämmt werden. 

Wie bei allen anderen Hunden sollten die Augen, Ohren, Krallen und Zähne regelmäßig überprüft werden.

Gesundheitliche Aspekte

Die Kniescheibe des Bolonka Zwetnas ist zuweilen – wie bei vielen Kleinhunden – von Patellaluxation betroffen. Die Kniescheibe springt dabei aus ihrer Verankerung. Der Hund tritt dann nicht mehr normal auf, sondern „hoppelt“ mit dem betroffenen Bein immer mal wieder. Er sollte in dem Fall einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorgestellt werden, da sich unbehandelt Knorpelschäden und Gelenksentzündungen entwickeln können.

Eine Hüftgelenksdysplasie kennt man normalerweise eher bei größeren Hunden, teilweise tritt sie jedoch auch beim Bolonka Zwetna auf.

Die Augen des Bolonkas sind relativ anfällig für Krankheiten. Dazu gehören Grüner und Grauer Star sowie Progressive Retinaatrophie. Der Bolonka neigt leicht zu einer Bindehautentzündung. Zu viel Fell im Bereich der Augen kann diese außerdem reizen und Irritationen hervorrufen. Störende Haare um die Augen sollten daher bei Bedarf gekürzt werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bordeaux Dogge

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:116
Gewicht Hündin:mindestens 45 kg
Gewicht Rüde:mindestens 50 kg
Widerristhöhe Hündin:58 cm bis 66 cm
Widerristhöhe Rüde:60 cm bis 68 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Einfarbig in allen Abstufungen der Falbfarbe von mahagoni bis isabellfarbig, mit schwarzer, brauner oder ohne Maske
Fellbeschaffenheit:Dünn, kurz und beim Anfassen weich

 

 

„Stämmig, athletisch, imposant und sehr Respekt einflößend“

So beschreibt der VDH das Äußere der Bordeauxdogge, welches perfekt auf die ursprüngliche Aufgabe ihrer Vorfahren ausgelegt ist. Die „Dogue de Bordeaux“ ist eine der ältesten Hunderassen Frankreichs. Zu ihren Ahnen gehören die zur Wildschweinjagd eingesetzten Saupacker und die Bärenbeißer des 14. Jahrhunderts, welche wiederum auf kampfstarke Molosser der Kelten zurückgeführt werden. Ursprünglich wurden diese Hunde auf Schärfe und Kampfbereitschaft hin gezüchtet. Mit ihrer unglaublichen Kraft mussten sie auch in der Arena gegen viel größere Tiere wie Bären und Bullen antreten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts traf man sie fast nur noch im südfranzösischen Aquitanien an, wo sie zur Großwildjagd und zum Schutz von Haus und Hof, vor allem vor Wölfen, eingesetzt wurden. Außerdem dienten sie den Schlachtknechten als Gehilfen. 1863 wurde die Bordeauxdogge auf der ersten französischen Hundeausstellung in Paris bereits unter ihrer heutigen Bezeichnung vorgestellt. 1896 erstellte Pierre Megnin einen ersten Rassestandard. An der Entstehung der Bordeauxdogge, wie wir sie heute kennen, waren drei verschiedene Typen aus Toulouse, Paris und Bordeaux beteiligt. Unter den beiden Weltkriegen hatte die Rasse extrem zu leiden - nach dem Zweiten Weltkrieg war sie sogar vom Aussterben bedroht. In den 1960er Jahren gab es dann einen Aufschwung für die Bordeauxdogge. 1971 erstellte Raymond Triquet in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt Maurice Luquet einen neuen Rassestandard, auf den der aktuelle Standard von 1993 in großen Teilen zurückgeht.

Durch den Film „Scott & Huutsch“ von 1989, in dem eine stürmische Bordeauxdogge das Leben eines akkuraten Polizisten (Tom Hanks) auf den Kopf stellt, wird die Rasse schließlich international bekannt. Heute stehen bei der Zucht eher die Eigenschaften Friedfertigkeit und Anhänglichkeit im Vordergrund. In einigen deutschen Bundesländern zählen Bordeauxdoggen trotzdem zu den Listenhunden.

Charakteristisch ist der breite, mächtige Kopf und der kräftige Knochenbau des insgesamt sehr muskulösen Körpers. Hündinnen werden 58 bis 66 cm groß, Rüden 60 bis 68 cm. Im Standard ist bei dieser Rasse ein Mindestgewicht von 45 kg bzw. 55 kg angegeben. Das pflegeleichte Fell der Bordeauxdogge ist dünn, kurz und weich. Farblich kommen alle Abstufungen der Falbfarbe von mahagoni- bis isabellfarbig mit kleinen weißen Abzeichen im Bereich der Brust vor. Es sind Hunde mit schwarzer oder brauner Maske sowie Hunde ohne Maske erlaubt.

Die hohe Reizschwelle der Bordeauxdogge mit einer schier endlosen Geduld lässt sie sehr souverän wirken. Aufgrund ihres genetischen Erbes ist die Hunderasse aber sehr territorial motiviert, noch dazu eigenständig und selbstbewusst. Sie ist zwar nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber wird im Ernstfall dazu neigen, Haus und Herrn zu verteidigen. Daher ist die Bordeauxdogge nur für Halter geeignet, die sich intensiv mit ihren rassespezifischen Eigenschaften beschäftigt haben, und sie - wenn möglich - von Welpe an konsequent und mit für sie sinnvollen Aufgaben erziehen und beschäftigen.

Die Bordeauxdogge wird nicht im Agilitykurs und nicht beim Rally Obedience glänzen und auch von gemeinsamen Fahrradtouren sollte man aufgrund des hohen Gewichts und einer ungemäß hohen Belastung der Gelenke absehen. Aber mit kleinen Such- und Apportieraufgaben, bei denen der kräftige Hund auch mal vollen Körpereinsatz zeigen darf, und zum Beispiel alte Autoreifen oder dicke Äste zur Seite ziehen muss, bevor er an das Objekt der Begierde kommt, ist man bei der Bordeauxdogge an der richtigen Stelle.

Gesundheitliche Aspekte

  • Wie viele große Rassen neigt die Bordeauxdogge zu Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie und Osteochondrosis dissecans (Entwicklungsstörung des Skeletts, kurz OCD) an der Schulter.
  • Häufig haben die Hunde auch Probleme mit dem Herzen sowie Allergie- und Hautprobleme.
  • Gerade aufgrund der starken Faltenbildung im Bereich der Lefzen ist die Bordeauxdogge dort anfällig für eine Hautfaltenentzündung
  • Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt leider bei nur sechs bis acht Jahren.
  • Einige Tierärzt:innen und Tierschützer:innen bezeichnen die Bordeauxdogge als Qualzucht. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Border Collie

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:297
Widerristhöhe Hündin:etwas kleiner als Rüden
Widerristhöhe Rüde:53 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Vielfalt von Farben ist erlaubt, wobei Weiß nie vorherrschen soll
Fellbeschaffenheit:Zwei Haarvarietäten: 1) mäßig langes Haar und 2) Kurzhaar

 

 


Schottischer Hütehund mit Hang zum Perfektionismus und Workaholic

Der Border Collie ist ein Hütehund mit außergewöhnlichem Arbeitseifer und erstaunlicher Leistungsbereitschaft. Der Ursprung dieser sehr alten Rasse ist das Grenzgebiet zwischen England und Schottland. Auf dieses Gebiet geht auch der Name der Rasse zurück: „border“ = „Grenze“, der seit etwa 1910 verwendet wird. Bei der Betrachtung der Entwicklung der Rasse wird häufig auf die erste exakte Beschreibung des Border Collies verwiesen, die schon 1576 vom Leibarzt der Königin Elizabeth I. verfasst wurde: „Sobald dieser Hund die Stimme seines Herrn [...] wahrnimmt, bringt er die umherirrenden Schafe an eben jenen Ort, den sein Meister wünscht, so dass der Schäfer mit nur wenig Arbeit und Mühe, ohne Beanspruchung seiner Füße, seine Herde beherrschen und leiten kann“. Mit umfangreichen Schafimporten gelangten die aktiven Hütehunde im 18. Jahrhundert nach Schottland. Dort begann die Rassezucht dieser Hunde, die ausschließlich die Leistungsfähigkeit und den Arbeitswillen der Zuchthunde in den Mittelpunkt stellte.  Die FCI erkennt den Border Collie seit 1976 an. Seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland offiziell Border Collies, 1978 wurde der erste Border Collie ins Zuchtbuch des CLUBS FÜR BRITISCHE HÜTEHUNDE eingetragen.

Körperlich auf die Arbeit ausgelegt

Rüden werden bis zu 53 cm groß, Hündinnen sind in der Regel etwas kleiner. Der Border Collie hat einen sportlichen, geradezu athletischen Körperbau. Seine Bewegungen sind fließend, schnell und geradezu lautlos. Es wurde züchterisch verstärkt, dass die Hunde ihre Pfoten im Laufen nur kurz anheben, um das für die Arbeit an den Schafen wichtige Anschleichen und die extrem schnellen Bewegungen zu ermöglichen. Es gibt zwei Fellvarianten: mäßig langes Fell und kurzes Fell. Hunde beider Varianten haben dichtes Deckhaar und weiche, dichte Unterwolle, die das Fell wetterfest machen. Border Collies gibt es in vielen unterschiedlichen Farben. Weiß sollte aus gesundheitlichen Gründen allerdings nie den größten Farbanteil ausmachen.

Für die Hütearbeit ein Segen, im Alltag ein Fluch?

Die hohe Leistungsfähigkeit, der Arbeitswille, die Sensibilität und die Intelligenz sind für den Schäfer und die Arbeit, für die er den Border Collie einsetzt, ein riesengroßer Vorteil und eine große Unterstützung. Für den „privaten“ Hundemenschen können diese über Jahrhunderte hinweg geformten und geförderten Verhaltensweisen jedoch eine ständige Herausforderung sein. Wird ein Border Collie nicht als Hütehund eingesetzt, muss er selbstverständlich alternativ trainiert und beschäftigt werden - und das sein Leben lang, also etwa 15 Jahre. Wer den Border Collie nicht geistig und körperlich auslastet, kassiert schnell die Quittung, beispielsweise in Form von destruktivem Verhalten, AGGRESSION und fehlgeleitetem Jagd- und Hüteverhalten in Bezug auf Jogger, Fahrräder, Autos oder Kinder. Das kann nicht nur anstrengend und unangenehm, sondern sogar sehr gefährlich werden. Insofern ist es wichtig, sich vor einer Anschaffung mit den Besonderheiten und Ansprüchen der Rasse vertraut zu machen.

Border Collies sind Sportskanonen und lieben verständlicherweise aktive Beschäftigungen wie AGILITY, DOG FRISBEE oder am FAHRRAD zu laufen. Fast noch wichtiger ist es allerdings, den intelligenten Hund geistig auszulasten und von Welpe an zu trainieren, dass das Energiepaket auch mal zur Ruhe kommt. Den Border Collie regelmäßig körperlich auszupowern ist also absolut wichtig, aber bitte unbedingt so komplex (also mit schwierigen Aufgaben verbunden), dass er im Anschluss auch vom Kopf her müde ist. DISTANZTRAINING, HOOPERS AGILITY, MANTRAILING, komplexes APPORTIEREN, SUCHE NACH KLEINEN GEGENSTÄNDEN und sämtliche Formen der NASENARBEIT bieten sich hier an. Ergänzend sind Abschalttraining (es passiert einfach mal nichts) und IMPULSKONTROLLE (der Hund kann bewegliche Reize aushalten und fährt nicht sofort hoch) unglaublich wichtig und sollten einen großen Teil des Trainings ausmachen.

Rassetypische Erkrankungen

Collietypisch tritt beim Border Collie der MDR1-DEFEKT gehäuft auf. Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit gegenüber mehreren Arzneistoffen. Außerdem ist die Rasse ist von der COLLIE EYE ANOMALY (CEA), einer vererbbaren Augenerkrankung, betroffen. Um zu Zuchtzwecken eingesetzt zu werden, sollen im Vorfeld verschiedene Tests gemacht werden, um rassetypische Erbkrankheiten auszuschließen. Es existieren Tests auf Collie Eye Anomaly, auf die unheilbare tödliche Stoffwechselerkrankung CANINE CEROID-LIPOFUSZINOSE (CL), und auf die Knochenmarkserkrankung Trapped Neutrophil Syndrome (TNS).

Werden zwei Hunde verpaart, bei denen das Merle-Gen vorhanden ist, treten bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auf. Aus gutem Grund ist diese Zuchtvariante, die nur als Qualzucht bezeichnet werden kann, in Deutschland daher verboten! Übrigens sind nicht alle Merle-Varianten anhand der Fellzeichnung erkennbar. Hier hilft dann nur ein Gentest, um herauszufinden, ob ein MERLE-FAKTOR vorliegt oder nicht.

Pflege

Die Pflege des Border Collies ist nicht besonders aufwändig – kommt aber natürlich zeitlich noch zu dem Punkt Erziehung und Auslastung hinzu. Das Fell muss regelmäßig gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden. Insbesondere bei Border Collies mit mäßig langem Fell können diese ansonsten entstehen. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Border Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:10
Gewicht Hündin:5,1 bis 6,4 kg
Gewicht Rüde:5,9 bis 7,1 kg
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Rot, weizenfarben, grizzle mit tan (meliert und lohfarben), blau mit tan (blau und lohfarben)
Fellbeschaffenheit:Harsch und dicht, anliegendes Unterhaar

 

 


Selbstständiges Jagdpaket

Der Border Terrier ist von der Nase bis zur Rutenspitze hundertprozentig auf das eingestellt, wofür er ursprünglich in seinem Heimatland gezüchtet wurde: die Jagd auf Füchse, Otter und Dachse. Im schottisch-englischen Grenzgebiet (engl. „border“) existierten seit dem späten 18. Jahrhundert kleine, robuste und laufstarke Terrier, die die Jäger zu Pferd und deren Foxhound-Meuten auf langen Strecken begleiten konnten. Ihr Job war es dabei, Füchsen und Dachsen, die in einen Bau flüchten konnten, zu folgen, sie zu stellen und wieder ans Tageslicht zu treiben. Für diesen Einsatz durften sie nicht zu groß sein, vor keinem Feind zurückschrecken, mussten selbstständig und selbstbewusst agieren und natürlich auch mal einen Gegenangriff einstecken können. Alles in allem also nichts für Angsthasen. Erst viel später, im Jahr 1920, wurde der Border Terrier im britischen Kennel Club offiziell eingetragen und ein einheitlicher Rassestandard begründet.

Äußerlich wirkt das kleine Jagdpaket fast unscheinbar - wer die Rasse nicht kennt, hält ihn oft für einen Mischling. Denn „Schönheit“ im klassischen Sinne war bei diesen Hunden völlig unwichtig. Körperbau und Fell mussten vielmehr den Anforderungen beim jagdlichen Einsatz gerecht werden.

Mit einer Schulterhöhe zwischen etwa 32 und 36 cm bringt ein Rüde 5,9 bis 7,1 kg und eine Hündin 5,1 bis 6,4 kg Gewicht mit sich. Unter dem drahtigen Deckhaar verbirgt sich dichte, weiche Unterwolle. Damit ist der Border Terrier bestens bei jeder Witterung und auch im Wasser geschützt. Das Fell benötigt nur wenig Pflege, lose Haare werden gelegentlich ausgezupft. Mögliche Fellfarben sind Rot, weizenfarben, „grizzle and tan“ und „blue and tan“. Die Kopfform des Border Terriers wird immer mit der eines Otters verglichen - ein breiter Schädel mit einem kurzen Fang und einem schwarzen Nasenschwamm. Die V-förmigen Ohren hängen bis zur Wange herab. Seine hohen, schlanken Beine erlauben es ihm, auch längere Distanzen in einem flotten Tempo zurückzulegen. Der Brustkorb ist nicht zu breit, damit er auch gut in die Raubwildbauten eindringen kann.

Wen wundert es nun noch, dass der Border Terrier kein Hund für Liebhaber kurzer, entspannter Spaziergänge ist? Der robuste Naturbursche wird in Großbritannien weiterhin hauptsächlich jagdlich geführt, wird aber auch als Begleiter sportlicher Menschen und vor allem bei Reitern immer beliebter. Und bei diesen ist er tatsächlich bestens aufgehoben, da der Border Terrier bei ausreichender körperlicher und geistiger Auslastung (gern auch alternativer jagdlicher Beschäftigung mit seinem Menschen) auch zufrieden und entspannt ist.

Als Hund für Hundeanfänger oder Familien mit kleinen Kindern ist er aber sicherlich nicht geeignet. Denn wer sich allein im Bau gegen ein Raubtier behaupten muss, neigt dazu, sehr selbstständig zu sein und bei allem - zum Beispiel auch bei unerwünschten Jagdausflügen - einen langen Atem zu haben. Insofern muss der Border Terrier von Beginn an für ihn sinnvolle Regeln bekommen und konsequent erzogen werden. Dadurch, dass der Border Terrier auch mit der Meute verträglich sein musste, wurde bei der Zucht natürlich sehr auf diesen Aspekt geachtet. Insofern ist er im Normalfall sehr unkompliziert mit Artgenossen und für erfahrene Hundehalter auch gut als „Zweithund“ geeignet.

Gesundheitliche Aspekte

Weil optische Merkmale bei der Zucht der Border Terrier nie im Vordergrund standen, konnte er sich zu einer robusten Hunderasse entwickeln. Trotzdem müssen einige rassytypische Krankheiten erwähnt werden: 

  • Progressive Retinaatrophie: Wird diese Erkrankung nicht behandelt, kann sie zur vollständigen Erblindung führen.
  • Canine Epileptoid Cramping Syndrome (CECS): Es handelt sich um eine Epilepsie-ähnliche Krankheit, bei der die Hunde an neurologischen Symptomen leiden, deren Ursachen noch nicht bekannt sind.
  • Spongiform Leucoencephalomyelopathy (SLEM), auch bekannt als Shaking Puppy Syndrom: Betroffen sind junge Welpen nachdem sie die Augen öffnen und anfangen, aktiv zu werden. Sie entwickeln, von den Hinterbeinen an, einen starken Tremor, der sich fortschreitend durch den ganzen Körper zieht und es ihnen im schlimmsten Falle unmöglich macht, an der Zitze „anzudocken“ und zu trinken. Die Erkrankung ist weder therapierbar noch heilbar. Die betroffenen Welpen müssen euthanasiert werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Bouvier des Flandres

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:191
Gewicht Hündin:ca. 27 bis 35 kg
Gewicht Rüde:ca. 35 bis 40 kg
Widerristhöhe Hündin:59 bis 65 cm
Widerristhöhe Rüde:62 bis 68 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Belgien / Frankreich
Fellfarbe:grau, gestromt oder schwarz gewolkt
Fellbeschaffenheit:reichlich, das Deckhaar bildet zusammen mit der dichten Unterwolle eine schützende Hülle, soll sich spröde anfühlen, es ist trocken und glanzlos

 

 

Das Pferd des armen Bauern

Der Rassetyp dieses belgischen Treibhundes ist vermutlich bereits mehrere Jahrhunderte alt. Als Vorfahren werden Mastiffs vermutet, die während des niederländischen Unabhängigkeitskrieges im 16. Jahrhundert von Spaniern oder Franzosen dort zurück gelassen wurden. In Flandern wurde der Bouvier als Arbeitshund auf den Höfen und in der Landwirtschaft eingesetzt und hatte vielfältige Aufgaben. Er war vor allem Treibhund und Bewacher für großes Vieh und Pferde. Dabei musste er souverän und mutig agieren, Ruhe bewahren, aber - wenn es darauf ankam - blitzschnell und selbstständig reagieren, um die Herde im Zaum zu halten. Vor allem musste er natürlich auch hart im Nehmen sein und durfte sich durch die großen Tiere nicht beeindrucken lassen. Selbst dann nicht, wenn er mal einen Tritt oder Schubs abbekam. Der Bouvier wurde auch als Pferd des armen Bauern bezeichnet, da er zusätzlich als Zughund arbeitete und Milch- und Käsewagen zum Markt zog. Als „Treidelhund“ zog er außerdem vom Ufer aus (auf dem sog. „Treidelpfad“) Kähne auf den Kanälen. Da wird deutlich, welche enorme Zugkraft ein Bouvier hat. Er kann teilweise das Achtfache seines Körpergewichts ziehen. Später wurde die Rasse auch als Schutz-, Polizei- und Militärhund eingesetzt. Nach dem ersten Weltkrieg war der Bouvier so gut wie ausgestorben. 1922 gründete man in Gent den „Club national du belge“, der den Rassestandard für den Bouvier festlegte. Aus wenigen noch existierenden Hunden des Typs wurde die Rasse zurückgezüchtet.

Der Körper des Bouviers wirkt kompakt, nahezu quadratisch und dadurch etwas gedrungen. Hündinnen werden 59 bis 65 cm hoch und 27 bis 35 kg schwer, Rüden erreichen eine Größe von 62 bis 68 cm bei einem Gewicht von 35 bis 40 kg. Das lange, rauhaarige Fell ist dunkel bis grau, oft schwarz gestromt. Das raue Deckhaar bildet zusammen mit der dichten Unterwolle einen Schutz vor dem abwechslungsreichen Klima seines Herkunftslandes. Es muss am besten täglich gebürstet und alle drei Monate getrimmt werden. Im Bereich des Fangs trägt er einen rassetypischen Schnauzbart. Die Ohren sind hängend und mittellang, leicht abstehend. Früher wurden Ohren und Rute kupiert, was mittlerweile in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern verboten ist.

Der Bouvier ist seinen eigenen Menschen gegenüber sehr loyal und anhänglich. Aufgrund seiner früheren Aufgaben (Bewachen des Hofs, Schutz der Herde, Schutz der Menschen) neigt er bei fehlenden Strukturen dazu, Verantwortung für seine Menschen übernehmen zu wollen und Haus und Grundstück zu bewachen. Insofern ist es wichtig, dem Bouvier von klein auf zu zeigen, dass seine Menschen auf sich selbst aufpassen können und ihm alternative Aufgaben zu geben, um seine rassetypischen Vorlieben auszuleben. Das kann beispielsweise so ablaufen, dass die Menschen den Besuch und den Postboten und alle Begegnungen beim Spaziergang „managen“, aber der Hund die Katze aus dem Garten vertreiben darf.

Außerdem ist es natürlich sinnvoll, den kräftigen und muskulösen Bouvier körperlich und geistig auszulasten. Da er ursprünglich auch fürs Ziehen gezüchtet wurde, bietet sich Zughundesport an. Aber auch Nasenarbeit daheim oder im Garten sowie Fährtenarbeit und Mantrailing sind mit dem Bouvier gut möglich.

Der Bouvier ist ein Hund für aktive Menschen, die Lust und Zeit haben, regelmäßig mit ihm zu trainieren und ihn auszulasten. Denn ein Selbstläufer ist die Erziehung des eher eigenständigen Bouviers nicht. Interessenten sollten sich gut über die Rasse und ihre rassetypischen Eigenschaften informieren, um mit sinnvollen Regeln und Strukturen eine gute Basis für das Zusammenleben zu schaffen. Unter diesen Bedingungen ist der robuste Bouvier auch für Familien mit Kindern geeignet.

Gesundheitliche Aspekte

Körperlich wie gesundheitlich ist der Bouvier relativ robust. Es können allerdings erblich bedingte Augenkrankheiten auftreten. Wie bei vielen großen Hunderassen können auch Hüftgelenksdysplasien vorkommen. Der Bouvier hat eine Anfälligkeit für Larynxparalyse (Kehlkopflähmung), die zu einer geräuschvollen Atmung und Atemproblemen führen kann. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bracco Italiano

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:202
Widerristhöhe Hündin:55 bis 62 cm
Widerristhöhe Rüde:58 bis 67 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Italien
Fellfarbe:Weiß mit unterschiedlich groβen, mehr oder weniger dunklen orange-oder bernsteinfarbenen Flecken; weiß mit mehr oder minder groβen kastanienbraunen Flecken; weiß-blassorange gesprenkelt (melato); weiß kastanienbraun gesprenkelt (braun-schimmel)
Fellbeschaffenheit:Kurz, dicht und glänzend

 

 


Eine der ältesten Vorstehhunderassen Europas

Der Bracco Italiano gehört zu den ältesten Vorstehhunderassen Europas. Häufig wird er sogar als der Ursprung aller modernen Vorstehhunderassen bezeichnet. Seine Wurzeln reichen vermutlich bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. zurück, wobei seine Entstehung einer Kreuzung aus arabisch-afrikanischen Windhunden und Molossern zu verdanken ist. Belegbare Zuchtbemühungen der Fürstenfamilien Medici und Gonzaga gibt es aus dem 14. Jahrhundert. Abbildungen der italienischen Vorstehhunde finden sich auf Fresken aus dieser Zeit. Verschiedene Dokumente aus dem 15. und 16. Jahrhundert erwähnen den Bracco Italiano schließlich in einer Form, die der heutigen schon sehr ähnlich ist: kräftiger, aber ausgewogener Körperbau, lange, freie Bewegungen, hoch getragener Kopf, aufmerksamer Ausdruck heißt es dort. Bis zum 18. Jahrhundert entwickelten sich zwei Typen: der kastanienbraune Bracco Lombardo und der Bracco Piemontese mit den orangefarbenen Abzeichen. Aus einer späteren Kreuzung der beiden entstand schließlich der Bracco Italiano. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts schlossen sich seine Züchter erstmals in einem Verband zusammen. Nachdem die Rasse im Zweiten Weltkrieg beinahe ausgestorben wäre, wurde im Februar 1949 ein Rassestandard festgelegt, der bis heute gültig ist. 

Rüden haben eine Schulterhöhe von 58 bis 67 cm, Hündinnen von 55 bis 62 cm. Sein Gewicht wird mit 25 bis 40 kg angegeben. Der Bracco Italiano hat kurzes, dichtes Fell mit unterschiedlichen Farben und Zeichnungen: Weiß oder Weiß mit unterschiedlich großen orange- oder bernsteinfarbenen oder kastanienbraunen Abzeichen, gescheckt oder gesprenkelt (melato). Gern gesehen wird eine symmetrische Maske, die aber kein Muss ist.

Ursprünglich wurde der Bracco Italiano für die Vogeljagd mit Fangnetzen, später aber auch angepasst bei der Jagd mit Feuerwaffen eingesetzt. Bis heute hat er sich zu einem vielseitigen Jagdhund entwickelt, dem auch Schweißarbeit und Apportieren liegen.

Draußen und vor allem im jagdlichen Einsatz arbeitet der Bracco Italiano flink, konzentriert und zielgerichtet. Schon im frühen Welpenalter zeigt er das Vorstehen, also ein Einfrieren in der Bewegung mit angehobenem Vorderlauf und waagerecht in Verlängerung des Rückens gehaltener Rute - erst vor unbekannten Objekten oder sich bewegenden Spielzeugen, schließlich bei Wildwitterung.

Oft beschrieben wird seine beinahe aristokratische, feinfühlige Art. Beim erwachsenen Bracco scheint man das Gefühl zu haben, er ruhe in sich. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Bracco Italiano - wie viele große Rassen - ein Spätentwickler ist. Erst mit zwei bis drei Jahren ist er geistig und körperlich ausgereift. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass er sehr sensibel ist, schließlich wurde er für die Arbeit gezüchtet und musste auch sensibel auf die Hinweise des Jägers sowie die Anwesenheit des Federviehs reagieren. Ist der Bracco Italiano gut sozialisiert, ist er schließlich auch ein guter Familienhund, der die ungestüme Art etwas älterer Kinder nicht übel nimmt. Man sollte beim sehr jungen Bracco Italiano allerdings unbedingt darauf achten, ihn weder beim Training noch im Alltag mit einem „Zuviel auf einmal“ zu überfordern, ohne ihn „in Watte zu packen“.

Der Bracco Italiano sollte unbedingt gemäß seiner Anlagen ausgelastet werden, geistig und körperlich. Es gibt so viele Beschäftigungsformen, bei denen er begeistert mitmachen wird: Apportieren und Dummytraining, Reizangeltraining, Mantrailing, Fährtenarbeit und im Prinzip alle Formen der Nasenarbeit. Aber auch verschiedene Bereiche des ZUGHUNDESPORTS (Canicross, Dogscootering oder Bikejöring), in denen er in seinem rassetypischen, raumgreifenden Trab laufen kann, lasten ihn körperlich aus.

Gesundheitliche Aspekte

Einige der häufigsten Gesundheitsprobleme, mit denen der Bracco Italiano zu kämpfen hat, sind Hüftgelenksdysplasie, Ohrmilben, Nabelbrüche. Außerdem können Entropium (Einrollen der Augenlider nach innen), Ektropium (Einrollen der Augenlider nach außen), Katarakt und Nierenerkrankungen vorkommen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Briard

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:113
Widerristhöhe Hündin:56 bis 64 cm
Widerristhöhe Rüde:62 bis 68 cm
FCI Gruppe:Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Schwarz, fauve, fauve mit schwarz überdeckt (wenig oder mittel) oft mit Maske, grau oder blau
Fellbeschaffenheit:Ziegenartige Struktur, trocken, geschmeidig, lang mit wenig Unterwolle

 

 


Fell, Fell und nochmals Fell!

Der langhaarige Briard oder Berger de Brie zieht rein optisch nicht nur in seiner Heimat Frankreich viele interessierte Blicke auf sich. Das lange Fell des Briards ist gewellt und dabei gedreht. Von der Textur her erinnert es an Ziegenhaar und laut Rassestandard sind folgende Farben erlaubt: Schwarz, Fauve, Fauve mit Schwarz überdeckt (oft mit Maske), Grau und Blau. Hündinnen werden 56 bis 64 cm groß, Rüden 62 bis 68 cm. Der Kopf ist lang und massiv mit einem ausgeprägten Stop. Die dunklen Augen werden schnell von dem langen Fell verdeckt. Um eine ungestörte Kommunikation mit anderen Artgenossen, aber auch mit dem Menschen zu ermöglichen, sollten die Haare um die Augen herum gekürzt, festgesteckt oder hochgebunden werden. Haare, die in die Augen hineinwachsen, können außerdem Augenentzündungen hervorrufen. Das Fell sollte in regelmäßigen, kurzen Abständen gebürstet und die Unterwolle entfernt werden, damit es nicht verfilzt und unangenehm riecht. Dabei unbedingt auch die Stellen zwischen den Zehen, hinter den Ohren und an der Brust berücksichtigen. Die Ohren sind hoch angesetzt. Der Rücken ist gerade und der ganze Körperbau muskulös. Auch die Rute ist gut behaart und hat am Ende einen charakteristischen Haken, sie gleicht einem „J“. Ein weiteres markantes Rassemerkmal sind die doppelten Afterkrallen an den Hinterläufen. Auch an den Vorderläufen können an den Innenseiten zwei Krallen vorhanden sein.

Der Briard stammt ursprünglich von Hof- und Bauernhunden aus dem französischen Flachland ab, vermutet wird eine Kreuzung von Barbet und Picard. Seine Aufgabe war es, Schafherden zu hüten, aber auch zu bewachen und vor Dieben oder Raubtieren zu schützen. Als erste Erwähnungen der Hunde werden die „Histoire naturelle“ von Georges-Louis Leclerc, später Comte de Buffon, erschienen 1758, und das „Handbuch der Landwirtschaft“ des Abts Rozier aus dem Jahr 1809 genannt. Aber bereits auf einem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert sieht man Hunde, die dem heutigen Briard ähneln. Nach der Französischen Revolution und der folgenden Landaufteilung fand eine Umstellung vom schützenden Hirtenhund zum wendigen, kleineren Schäferhund statt. 1863 wurden bei einer Landwirtschaftsausstellung die ersten Bergers de Brie öffentlich präsentiert. 1897 folgte die Festlegung des ersten Rassestandards. 1909 entstand der „Club Des Amis Du Briard“, der den ersten Standard überarbeitete. Während der beiden Weltkriege setzte die französische Armee den Briard auch als Wach- und Meldehund sowie als Sanitätshund ein, der verletzte Soldaten auf dem Schlachtfeld suchte.

Der Briard wird heute nur noch selten gemäß seiner ursprünglichen Aufgaben an Schafherden eingesetzt, sondern lebt eher als Begleit- oder Familienhund bei seinen Menschen. Diese tun gut daran, dem anspruchsvollen, aktiven und vor allem wachsamen Hund von Beginn an sinnvolle Regeln und Strukturen vorzuleben und diese liebevoll konsequent umzusetzen. Gern wird betont, dass der Briard in der eigenen Familie gut mit Kindern auskommt. Trotzdem oder sogar gerade deswegen müssen die Eltern klarmachen, dass sie die Familie managen und auf die Kinder aufpassen. Schon bei Besuchskindern würde der Hund (natürlich individuell je nach Hund) gegebenenfalls sonst einen Unterschied machen und diese als Eindringlinge ansehen. Territoriale und soziale Motivation in Bezug auf sein Zuhause und seine Menschen müssen die erwachsenen Familienmitglieder von vornherein im Blick haben und selbst an den entsprechenden Stellen Verantwortung übernehmen, damit der wachsame Briard bereit ist, diese Aufgaben an seine Menschen abzugeben.

Die Arbeit liegt dem Briard immer noch im Blut, daher ist er für viele Beschäftigungsformen zu begeistern. Seine Besitzer können also aus einer großen Bandbreite wählen, für welche Lieblingsbeschäftigungen sie sich entscheiden: Mit Mantrailing, Hoopers, Agility, Distanztraining, Revieren, Fährtenarbeit und vielen weiteren Möglichkeiten kann man den Briard auslasten. Und Auslastung ist neben den oben erwähnten Strukturen und Regeln ein weiterer wichtiger Baustein, um an der Beziehung zu arbeiten, den Hund glücklich zu machen und ihn zu einem entspannten Begleiter zu erziehen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist er auch für Familien mit Kindern und interessierte, wissbegierige Ersthundebesitzer geeignet.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich kann beim Briard wie bei fast allen größeren Hunden Hüftgelenksdysplasie auftreten. Kongenitale stationäre Nachtblindheit beim Hund (CNSB) ist eine Netzhauterkrankung, die den Briard betrifft. Sie ist eine langsam voranschreitende Erkrankung, die autosomal-rezessiv vererbt wird und zur vollständigen Erblindung führen kann. Mittels direkter Gendiagnose wird dieser Erbfehler zweifelsfrei nachgewiesen. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Bullmastiff

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:157
Gewicht Hündin:41 bis 50 kg
Gewicht Rüde:50 bis 59 kg
Widerristhöhe Hündin:61 bis 66 cm
Widerristhöhe Rüde:64 bis 69 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Jegliche Schattierung von gestromt, rehbraun oder rot. Ein kleines weiβes Abzeichen an der Brust ist erlaubt. Schwarzer Fang, der zu den Augen hin heller wird.
Fellbeschaffenheit:Kurz und hart, wetterbeständig und liegt glatt am Körper an.

 

 

"Gamekeeper's Nightdog" – ein wachsames Kraftpaket

Der aus Großbritannien stammende Bullmastiff ist eine verhältnismäßig junge Rasse. Sie entstand im 19. Jahrhundert durch die Kreuzung von Old English Mastiff und Old English Bulldog. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden auch noch Bloodhounds eingekreuzt. Die daraus entstandene Hunderasse wurde damals zu einem ganz speziellen Zweck gezüchtet und eingesetzt. In dieser Zeit lebten in Großbritannien viele Menschen in prekären Verhältnissen, Armut und Hunger zwangen viele dazu, in den Wäldern auf den Anwesen der gut situierten Landlords wildern zu gehen. Diese wiederum setzten Wildhüter ein, um den Wildbestand zu schützen. Wilddiebstahl wurde außerdem mit der Todesstrafe belegt. Zur Abschreckung wurden die Wilddiebe öffentlich hingerichtet. Das machte natürlich auch den Job der Wildhüter extrem gefährlich, da die Wilderer häufig durch die Tötung des Wildhüters der Festnahme und anschließenden Todesstrafe zu entgehen versuchten. Der durch die Kreuzung entstandene Bullmastiff war in diesen Zeiten bekannt als "Gamekeeper's Nightdog", der zum einen die Wildhüter beschützen und außerdem die Wilderer stellen sollte, ohne sie zu töten, damit sie noch zur öffentlichen Hinrichtung geführt werden konnten.

1924 wurde die Rasse unter dem Namen „Bullmastiff“ offiziell anerkannt. Im 20. Jahrhundert hatte sich der ursprüngliche Aufgabenbereich der großen, mächtigen Hunde allerdings weitestgehend erübrigt. Durch die vom Bloodhund vererbten Spürhundfähigkeiten wurde er dann unter anderem als Diensthund eingesetzt. Aber auch als Familienhund wurde er mit der Zeit immer beliebter.

Ausgeprägte territoriale Motivation, hohe Reizschwelle und Hang zur Eigenständigkeit

Wie man sich vorstellen kann, ist der Bullmastiff also ein wachsamer Hund, mit meist ausgeprägter territorialer Motivation. Dabei ist er aber in der Regel sehr souverän und bringt eine hohe Reizschwelle mit. Es muss also ganz schön viel passieren, bevor ihm wirklich mal „der Kragen platzt“. Das kann dann allerdings ohne großes Drohverhalten vonstattengehen und für ungeübte Beobachter daher sehr unvermittelt wirken. Meistens ist der Bullmastiff also ruhig und entspannt, aber wenn er in Aktion kommt, ist er durch die große Masse auch sehr körperlich. Zudem musste er in seinem ursprünglichen Einsatzbereich einige Entscheidungen selbstständig treffen, durfte aber nie außer Kontrolle geraten. Auch heute entscheidet der Bullmastiff daher manchmal selbstständig, welche Aktionen – auch das Ausführen von Signalen – er sinnvoll findet und welche nicht und wirkt daher manchmal „stur“. Dennoch ist er grundsätzlich motiviert, mit seinen Menschen zusammen zu arbeiten. In einigen deutschen Bundesländern wird der Bullmastiff als Listenhund geführt.

Körperlichkeit kanalisieren

Seine Halter tun gut daran, den Bullmastiff bereits als Welpen mit vielen unterschiedlichen Hunden und Menschen positiv bekannt zu machen und dadurch gut zu sozialisieren. Dazu gehört auch, dass er früh lernt, seine Kraft nicht im Spiel mit anderen Hunden und natürlich erst recht nicht bei Menschen einzusetzen. Stattdessen ist es wichtig, ihm beispielsweise bei komplexeren Suchaufgaben auch häufig die Gelegenheit zu geben, körperlich richtig aktiv zu werden. Das kann beispielsweise passieren, indem er Äste beiseiteschieben muss oder einen Stapel alte Autoreifen umschubsen muss, um an einen Futterbeutel oder anderen Gegenstand zu kommen. FÄHRTENARBEIT oder MANTRAILING sind auch bestens geeignet, um den Bullmastiff in seinen Augen sinnvoll auszulasten.

Gesundheitliche Probleme und Qualzuchtmerkmale

Gesundheitlich gibt es beim Bullmastiff folgende Dispositionen (d.h. er muss diese Krankheiten nicht bekommen, hat aber ein erhöhtes Risiko dafür): Hüftgelenksdysplasie, Entropium, Magendrehung, Tumorerkrankungen, Progressive Retinaatrophie (PRA), Calvarial-Hyperostosis-Syndrom. Mindestens zwei Qualzuchtmerkmale sind beim Bullmastiff zu vermerken:

  • Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie): Es handelt sich um eine angeborene, starke Deformation des Schädels, bei der die Schnauze gezielt verkürzt wurde. Dies macht sich u.a. bemerkbar durch eine geräuschvolle Atmung, starke Schnarchgeräusche, häufige Kurzatmigkeit und Probleme beim Kauen und Fressen durch ein deformiertes Gebiss.
  • übertriebene Faltenbildung: Oftmals führen die gewollten Falten zu chronischen Entzündungen im Gesicht. Die Falten müssen daher oft regelmäßig gereinigt und gepflegt werden. Durch die massige Kopfhaut entstehen Hängelefzen, die durch ihr Gewicht ggf. so extrem nach unten gezogen werden, dass Hängelider mit chronischen Bindehautentzünden und Augenausfluss die Folge sind.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Cane Corso

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:343
Gewicht Hündin:40 kg bis 45 kg
Gewicht Rüde:45 kg bis 50 kg
Widerristhöhe Hündin:60 cm bis 64 cm
Widerristhöhe Rüde:64 cm bis 68 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Italien
Fellfarbe:Schwarz, bleigrau, schiefergrau, hellgrau, hell falbfarben; dunkel falbfarben und hirschrot; dunkel weizenfarbig. Falbfarbene und gestromte Hunde haben eine schwarze oder graue Maske
Fellbeschaffenheit:Kurz, glänzend, sehr dicht mit dünner Unterwolle

 

 

Der Nachfahre römischer Kriegshunde

Im Mittelalter kamen sie vor allem bei der Jagd zum Einsatz, später auch als Wach- und Hütehunde. Die mutigen Hunde beschützten Haus und Hof vor Eindringlingen.

In seinem Herkunftsland Italien war und ist der Cane Corso als Herdentreiber im Einsatz. Der Name der Hunderasse leitet sich vom lateinischen Begriff „cohors“ – KOHORTE (so wurden die Einheiten der römischen Legionen genannt) ab und verweist auf die ursprüngliche Aufgabe des Hundes als Schutz- und Wachhund. Früher war der Cane Corso in ganz Italien sehr verbreitet. Inzwischen findet man die Rasse in erster Linie nur noch in Apulien und in den angrenzenden süditalienischen Provinzen. 1996 wurde der Cane Corso als Rasse von der FCI vorläufig anerkannt. In Deutschland wird der Cane Corso in einigen Bundesländern als LISTENHUND geführt, was die Haltung nur unter bestimmten Auflagen möglich macht.

Rundum ein Kraftpaket

Der Cane Corso ist ein großer, kräftiger, deutlich molosserartiger Hund. Hündinnen werden 60 bis 64 cm groß und 40 bis 45 kg schwer. Rüden werden 64 bis 68 cm groß und wiegen dabei 45 bis 50 kg.

Das Fell des Cane Corsos hat wenig Unterwolle und ist glänzend, dicht und kurz. Die bei der Zucht offiziell erlaubten Farben sind schwarz, bleigrau, schiefergrau, hellgrau, hell falbfarben, dunkel falbfarben und hirschrot sowie dunkel weizenfarbig. An Brust, Zehenspitzen und an der Nase sind weiße Abzeichen zulässig.

Sein Kopf ist rassetypisch breit, besondere Merkmale sind die Furche in seiner Stirn und die Augenbrauenbogen über seinen dunklen, leicht vorstehenden Augen. Seine Ohren sind mittelgroß, dreieckig, hängend und dürfen glücklicherweise mittlerweile nicht mehr kupiert sein.

Der italienische Beschützer

Der Cane Corso hat in der Regel eine besonders ausgeprägte territoriale und soziale Motivation. Da er dazu gezüchtet worden war, seine Menschen zu bewachen und Haus und Hof zu verteidigen, ist eine besondere Wachsamkeit und ein beschützendes Wesen auch heute noch typisch für den Cane Corso. Daher ist es unheimlich wichtig, den Cane Corso früh positiv mit anderen Hunden und Menschen zu sozialisieren und konsequent territoriale Verantwortung zu übernehmen, beispielsweise dadurch, dass man sämtliche Begegnungs-, Besuchs- und Begrüßungssituationen managt.

Richtig ausgelastet, hat der Cane Corso eine hohe Reizschwelle und ein freundliches, ausgeglichenes Wesen, ihn kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. In seiner Familie ist der Cane Corso anhänglich, verspielt und kinderlieb. Er ist ein aktiver Hund mit einem hohen Bewegungsdrang und kann gut mit FÄHRTENARBEIT, MANTRAILING oder auch RALLYE OBEDIENCE ausgelastet werden.

Gesundheitliche Aspekte

Aufgrund der Größe und des Gewichts des Hundes sind keine Hundesportarten geeignet, die die Gelenke zu sehr belasten. Denn wie viele andere große Hunderassen neigt der Cane Corso zu Ellenbogen- und Hüftgelenksdysplasie. Ein gesunder Cane Corso hat eine Lebenserwartung von 10 bis 12 Jahren. Zu den rassetypischen Krankheiten zählen Augenerkrankungen sowie Herzmuskelerkrankungen, zu deren Symptomen Müdigkeit oder Schlappheit gehören.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Cavalier King Charles Spaniel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:136
Gewicht Hündin:5,5 bis ca. 8 kg
Gewicht Rüde:5,5 bis ca. 8 kg
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Black and Tan; Ruby (einfarbig tiefrot); Blenheim (intensiv kastanienrote Abzeichen auf perlweißer Grundfarbe); Tricolour (schwarz-weiß mit lohfarbenen Abzeichen)
Fellbeschaffenheit:Lang, seidig, ohne Locken

 

 


Eine der am meisten von Erbfehlern belastete Hunderasse

Viele Rassebeschreibungen des Cavalier King Charles Spaniels lesen sich wie ein fast zu schönes Märchen: Der kleine Hund mit den Knopfaugen sei nicht nur schrecklich niedlich, sondern auch lieb zu Kindern, freundlich zu Besuch, Artgenossen und anderen Tieren, problemlos mit und ohne Leine zu führen und er erziehe sich quasi wie von selbst. Dann kommt allerdings kein Happy End: Naja, und er habe eben ein paar Probleme mit erblich bedingten Krankheiten…

Aber beginnen wir ein paar hundert Jahre früher. Erste Erwähnungen des ursprünglichen „King Charles Spaniel“ finden sich bereits im 16. Jahrhundert. Er war der Lieblingshund des englischen Königs Charles I. (1600-1649) und daher zu der Zeit schon auf zahlreichen Gemälden zu sehen. Die kleinen Schoßhunde waren beim Adel überaus beliebt. Charles I. erließ zu seinen Gunsten sogar ein Gesetz, das besagte, dass jeder King Charles Spaniel Zugang zu jedem öffentlichen Gebäude im gesamten englischen Königreich habe. Dieses Gesetz existiert tatsächlich auch heute noch.

Im Laufe der Zeit hat sich die Form des King Charles Spaniels deutlich verändert. Durch die Einkreuzung kleinerer und kurznasiger Rassen wurden auch die Spaniel schließlich kleiner, hatten rundere Köpfe und eine deutlich kürzere Nase als ihre Vorfahren. Der Amerikaner Roswell Eldridge setze sich ab 1926 für die Rückzüchtung nach dem Vorbild der Hunde Charles I. ein. Die Hunde sollten wieder etwas größer und langnasiger werden. In Anlehnung an die Bezeichnung der Truppen des Königs, die „cavaliers“, wurden sie dann 1945 als „Cavalier King Charles Spaniel“ als neue Rasse anerkannt.

Der heutige Cavalier King Charles Spaniel hat eine Schulterhöhe von 32 bis 34 Zentimetern und ein Gewicht von 5,5 bis 8 Kilogramm. Der Cavalier hat langes, besonders an den langen Ohren, den Beinen und der Rute, üppig hängendes Fell. Vier Farbvarianten sind offiziell anerkannt: Black and Tan, Ruby, Blenheim und Tricolour. Der Kopf ist klein und flach und hat zwischen den Ohren einen flachen Stop.

Gesundheitliche Probleme

Und damit sind wir sozusagen bei der größten „Problemzone“ des Cavaliers angelangt, die dunkle Wolken in den märchenhaften Rassebeschreibungen aufziehen lässt. In seiner jahrhundertelangen Laufbahn als „Schoßhündchen“ wurde beim Cavalier vor allem auf das Aussehen geachtet. Süß und niedlich sollte er natürlich sein. Dem klassischen Kindchenschema zufolge sollten die Augen also groß und rund und die Stupsnase klein sein - Brachycephalie (Kurz- und Rundköpfigkeit) ist die anatomische Folge. Denn je kleiner der Kopf ist, desto größer wirken die Augen. Der Schädel des Cavaliers ist dadurch häufig zu klein für sein Gehirn. Das Hirnwasser kann somit nicht - wie eigentlich nötig - ständig neu gebildet werden und über das Rückenmark abfließen, da das Gehirn im kleinen Schädel den Abfluss blockiert. Es staut sich Hirnwasser und der starke Druck im Kopf führt zu Nervenreizungen, Ausfallerscheinungen und starken Schmerzen. Das alles sind Symptome der qualvollen Krankheiten Syringomyelie und Chiari Malformation, die beim Cavalier King Charles Spaniel mit bis zu 60 Prozent leider sehr verbreitet sind. Wegen dieser Krankheiten sowie einer häufig auftretenden Fehlfunktion der Herzklappen und weiterer Nerven- und Augenkrankheiten steht der Cavalier ganz oben auf der Liste der am meisten von Erbfehlern belasteten Hunderassen!

Eine Empfehlung für den Cavalier King Charles Spaniel können wir, da wir ihn in jedem Fall als Qualzucht bezeichnen müssen, nicht aussprechen! Und obwohl so häufig seine unkomplizierte Art und die einfache Erziehung betont werden, darf man auch nicht vergessen, dass er ursprünglich ein Spaniel, also ein Stöberhund ist. Geistige und körperliche Auslastung – vor allem im jagdlichen Bereich der Nasenarbeit - sowie Regeln und Strukturen im Alltag dürfen also beim hoffentlich gesunden Cavalier definitiv nicht zu kurz kommen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Chesapeake Bay Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:263
Gewicht Hündin:25 bis 32 kg
Gewicht Rüde:29,5 bis 36,5 kg
Widerristhöhe Hündin:53 bis 61 cm
Widerristhöhe Rüde:58 bis 66 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde
Herkunftsland:USA
Fellfarbe:Muss so nahe als möglich seiner Arbeitsumgebung entsprechen, jede Farbe von Braun, Binse oder totem Gras
Fellbeschaffenheit:Das Haar sollte dicht und kurz sein, mit dichter, feiner, wolliger Unterwolle, mit Tendenz, sich nur über Schultern, Hals, Rücken und Lenden zu wellen

 

 

Retriever mit ausgeprägter territorialer Motivation

Der Jagdhund für die Enten- und Gänsejagd ist in seinem Heimatland Nordamerika für den Einsatz in Sümpfen und Gewässern unter den dort häufig rauen Witterungsbedingungen entstanden. Erste Hinweise auf die Rasse findet man bereits im 16. Jahrhundert, als offizielle Jagdhunderasse erscheint er ab dem 19. Jahrhundert. Namensgeber ist die Chesapeake Bay in Maryland/Virginia an der Ostküste der USA. Seit 1964 ist der Chesapeake Bay Retriever sogar der „State Dog“ des Bundesstaats Maryland. Man trifft ihn dort häufiger als bei uns in Europa.

Der “Chessie” ist ein mittelgroßer, robuster Hund, dessen äußeres Erscheinungsbild perfekt auf seinen ursprünglichen Job ausgerichtet ist. Körperbau und Haarkleid ermöglichen ihm langes Schwimmen im kalten Wasser, sogar das Eis zu durchbrechen, nach Beute zu tauchen und extrem anstrengende Apporte auszuführen. Sein Kopf ist breit mit mittlerem Stop, die Kiefer lang und kräftig, um große Vögel mit weichem Fang zu tragen. Die Hinterhand darf höher sein als die Schulter. Das Deckhaar ist an Schultern, Hals, Rücken und Lenden gewellt, kurz und hart mit einer dichten, feinen Unterwolle, welche viel Fett enthält. So kann kein kaltes Wasser bis zur Haut des Chesapeake vordringen. Und wenn er sich nach dem Schwimmen schüttelt, bleibt kaum Feuchtigkeit im Fell zurück. Die Farbe soll möglichst der seiner Arbeitsumgebung entsprechen: von Strohfarbig (deadgrass) über hellrötliche Töne (sedge) bis hin zu Dunkelbraun (dark brown). Seine Augen sind auffällig hell, gelblich oder bernsteinfarben.

Als Gemeinschaftsjäger ist der Chesapeake Bay Retriever für die Arbeit mit dem Menschen gemacht. Er ist daher gut für gemeinsames Training zu motivieren und braucht auf jeden Fall auch als Familienhund Aufgaben, die ihn rassespezifisch auslasten. Ein komplexes APPORTIERTRAINING - auch im Wasser - ist da die naheliegende Beschäftigungsform. Da der Chesapeake ursprünglich als Jagd- und Wachhund eingesetzt wurde, hat er von den insgesamt sechs unterschiedlichen Retrieverrassen die am meisten ausgeprägte territoriale und soziale Motivation. Insofern ist es wichtig, dem Chesapeake über eine klare Aufgabenverteilung zu vermitteln, welche Aufgaben er innerhalb der Familie übernehmen soll.

Gesundheitliche Aspekte

Für folgende Erkrankungen kann der Chesapeake Bay Retriever anfällig sein:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): Eine Augenerkrankung, die zur Erblindung führen kann.
  • Herzerkrankungen
  • Von-Willebrand-Krankheit: Eine Blutgerinnungsstörung
  • Ohreninfektionen: Da der “Chessie” ein Wasserliebhaber ist, kann er - gerade bei den herabhängenden Ohren - anfällig für Ohreninfektionen sein. Regelmäßige Ohrenkontrollen und -reinigungen sind zur Vorbeugung und frühzeitigen Erkennung wichtig.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Chihuahua

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:218
Gewicht Hündin:1 bis 3 kg, Idealgewicht zwischen 1,5 und 2,5 kg
Gewicht Rüde:1 bis 3 kg, Idealgewicht zwischen 1,5 und 2,5 kg
FCI Gruppe:Begleithunde
Herkunftsland:Mexiko
Fellfarbe:Alle Farben sind in alle Schattierungen und Kombinationen erlaubt, mit Ausnahme von Merle
Fellbeschaffenheit:zwei Varietäten: Kurzhaar und Langhaar

 

 


Kleinste Hunderasse der Welt

Der zu den Gesellschafts- und Begleithunden gehörende Chihuahua, gilt als kleinste Hunderasse der Welt. Er wurde in Mexiko in der Provinz Chihuahua entdeckt und genoss dort hohes Ansehen. Man sah sie als Führer toter Seelen, weswegen sie bei vielen Beerdigungen geopfert wurden. Mitte des 19. Jh. wurden die Hunde von Mexikanern vermehrt an Touristen verkauft. Über die USA kamen sie nach Europa.

Die oft unterschätzten Hunde sind sehr lebhaft und lernwillig. Die kleinen Persönlichkeiten sind aufgrund ihrer Größe wenig robust und daher oft auch sehr unsicher mit anderen (größeren) Hunden. Häufig werden sie dann als „keifende Schoßhunde“ abgestempelt, zeigen sich dabei aber eigentlich oft nur überfordert. Gerade das hoch frequentierte Bellen in hoher Tonlage mit nach oben gerichtetem Maul ist ein deutlicher Indikator für Unsicherheit und zeigt das viele von ihnen gelernt haben: Angriff ist die beste Verteidigung. Viele Chihuahua-Halter kontrollieren die ersten Hundebegegnungen oftmals zu wenig, was immer wieder dazu führt, dass die Hunde selbst lernen müssen sich größeren Hunden gegenüber durchzusetzen. Oder der umgekehrte Fall tritt ein: Sie werden aufgrund ihrer Größe zu sehr von anderen Hunden isoliert und sind bei Begegnungen dann maßlos überfordert. In der Haltung und Erziehung von Chihuahuas gilt also absolutes Fingerspitzengefühl, wer glaubt dass diese kleinen Hunde keine Erziehung brauchen, sollte sich seinen Hund lieber bei Toys’R’us aussuchen. Vermenschlichung ist für diese Hunde ebenso unangemessen wie für jeden anderen Hund auch.

Chihuahuas zeigen sich äußerst gelehrig und sind für zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten zu begeistern.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich gibt es aufgrund des Trends zum Chihuahua immer mehr Defizite und Rassedispositionen. Besonders kritisch ist die immer weiter zunehmende “Verzwergung” der Rasse zu sehen. Die kleinen Hunde leiden unter dem immer geringeren Gewicht, sie zittern, haben regelrechte Apfelköpfe und hervorstehende Augäpfel. Das Nervensystem und viele Organe funktionieren nicht mehr richtig. Auch offene Schädeldecken bzw. Fontanellen kommen bei Chihuahuas vor. Dadurch ist das Gehirn nicht richtig geschützt, was zum einen schmerzhaft und zum anderen lebensbedrohlich sein kann. All das sind absolute Qualzuchtmerkmale. Anfälligkeit für Patellaluxation sowie Gelenk- und Herzerkrankungen kommen noch on top. 

 

Von CONNY SPORRER

Chow-Chow

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:205
Widerristhöhe Hündin:46 bis 51 cm
Widerristhöhe Rüde:48 bis 56 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Ursprung: China, Patronat: Großbritannien
Fellfarbe:Einfarbig schwarz, rot, blau, rehfarben, creme oder weiβ, häufig schattiert, jedoch nicht gefleckt oder gescheckt
Fellbeschaffenheit:Lang- oder kurzhaarig

 

 

Eine der ältesten Hunderassen der Welt

Fest steht, dass der Chow-Chow zu den ältesten Hunderassen der Welt gehört und ursprünglich aus Asien kommt. Vermutlich gelangten die Hunde über Sibirien und die Mongolei in das Kaiserreich China. Seine engsten genetischen hündischen Verwandten sind Shiba und Akita Inu sowie Siberian Husky und Alaskan Malamute. In 2010 veröffentlichte genetische Analysen lieferten deutliche Hinweise auf eine Beimischung von Wölfen in der Geschichte des Chow-Chows.

Älteste Darstellungen des Chow-Chows lassen sich bis in die Zeit der chinesischen Han-Dynastie (206 bis 220 v. Chr.) zurückverfolgen. Damit zählt er zu den „altertümlichen Rassen“ (ancient breeds). Bei den chinesischen Kaisern waren diese Hunde sehr beliebt. Sie wurden aber auch vom einfachen Volk gehalten. Es wird angenommen, dass sie dort als Jagdhunde, Schlittenhunde, Wächter und Behüter sowie als Fleischlieferanten dienten.

1880 gelangte der Chow-Chow über England nach Europa. Dort begann man 1887 mit der Zucht des Chow-Chows. 1894 wurde er vom Kennel Club als eigenständige Rasse anerkannt und 1895 der erste Rassestandard erstellt.

Im Chinesischen ist der Chow-Chow wegen seines Erscheinungsbilds unter anderem als „Löwenhund“, „Bärenhund“ und „Schwarze Zunge“ bekannt. Über die Entstehung des bei uns gebräuchlichen Namens gibt es verschiedene Theorien. Vermutlich soll „Chow-Chow“ eine humoristische Überspitzung des chinesischen Gou, ausgesprochen „Kau“ sein, das „Hund“ bedeutet. In Deutschland wurde er anfangs auch Chinesischer Spitz genannt.

Plüschiger Teddy – aber um welchen Preis?

Es gibt den Chow-Chow in den Varianten Langhaar und Kurzhaar. Bei der Langhaarvariante soll das Fell gerade abstehend, üppig und dicht sein und dabei einen mähnenartigen Kragen um den Hals bilden. Das Fell des Kurzhaars ist natürlich nicht so lang, aber ebenfalls üppig und plüschartig mit abstehenden Haaren. Es kommen die Farben Rehfarben, Rot, Schwarz, Blau, Weiß und Creme vor. Schattierungen sind möglich, allerdings kein geflecktes oder geschecktes Fell. Hündinnen werden 46 bis 51 cm groß. Rüden erreichen eine Widerristhöhe von 48 bis 56 cm. 

Das Aussehen vieler Chow-Chows hat sich in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu ihren Vorfahren leider stark zum Negativen verändert. Durch die moderne Rassehundezucht und das damit verbundene Ausstellungswesen wurden aus den ursprünglichen Hunden plüschige Teddys gemacht. Das übertriebene, durch Menschen geformte Schönheitsideal in Form von extremer Behaarung, kurzer Schnauzen und faltiger Haut führt für die Hunde zu Problemen beim Sehen, Laufen und Atmen. Die FCI hat daher auf Initiative des Senders BBC und des Schwedischen Hundezuchtverbandes eine grundlegende Zuchtreform zugunsten der Gesundheit des Chow-Chows angemahnt und den Rassestandard bereits 2011 überarbeitet, um den zuvor häufig herrschenden Extremen Einhalt zu gebieten.

Die blaue Zunge

Neben dem bärigen Aussehen ist das wohl typischste und auffälligste Merkmal des Chow-Chows seine bläulich-schwarze Zunge. Auch Lefzen und Gaumen sind so gefärbt. Zur Ursache finden sich verschiedene Theorien, von denen keine bisher als bewiesen gilt. Man vermutet, dass das Phänomen mit der Durchblutung, der Temperaturregulierung oder der Melanin-Produktion des Chow-Chows zusammenhängt.

Auch eine chinesische Legende findet eine Begründung für die blaue Zunge: Blaue Stückchen vom Himmelszelt fielen auf die Erde, als das Weltall erschaffen und die Sterne am Firmament befestigt wurden. Der Chow-Chow durfte sie aufschlecken und bekam so seine blaue Zunge.

Wie alle anderen Hunde kommen auch Chow-Chow-Welpen mit einer rosa Zunge zur Welt. Die Farbveränderung setzt etwa mit dem 10. bis 14. Lebenstag ein.

Will to please? – Fehlanzeige

Der Chow-Chow ist mit seinen oder seinem Menschen eng verbunden, Fremden gegenüber ist er eher zurückhaltend bis abweisend. Es wird häufig berichtet, dass er sich innerhalb des Haushalts einer bestimmten Person besonders anschließt. An Spiel und Spaß hat er nur bedingt Freude. Für Familien mit Kindern, die auch gern einige Aufgaben mit dem Hund angeleitet übernehmen möchten, ist der Chow-Chow daher eher nicht geeignet. Er macht nichts, worin er keinen Sinn sieht, und ist schon frühzeitig nicht mehr kindlich, sondern ernsthaft, wachsam und selbstbewusst. Eine sorgfältige Sozialisierung mit vielen verschiedenen Menschen und Hunden ist besonders wichtig.

Sportliche Aktivitäten wird man mit dem Chow-Chow in der Regel nicht ausüben können. Zum einen sind die Hunde aufgrund der bereits angesprochenen körperlichen Probleme teilweise nicht dazu in der Lage. Zum anderen sind das Aktivitäten, die den Chow-Chow einfach nicht erfüllen und bei denen er die Mitarbeit dann auch gern mal verweigert. Spaziergänge verlaufen nach seinem Geschmack und körperlichen Vermögen eher gemächlich. Viele Chow-Halter:innen berichten, dass ihr Hund am liebsten einfach herumschnüffelt. Letztlich passt das natürlich auch zu einigen seiner ursprünglichen Interessen: Territorium abchecken und Jagen. Insofern ist es sinnvoll, die Hunde – wenn möglich – kontrolliert auch territoriale Aufgaben übernehmen zu lassen sowie über verschiedene kleine Suchspiele die jagdliche Motivation zu befriedigen. Ergänzend profitiert der Hund in unserer Gesellschaft von einer klaren Aufgabenverteilung und der Einhaltung fester Regeln und Strukturen.

Gesundheitliche Aspekte und Pflege

  • Mit seinem üppigen Fell ist der Chow-Chow kein pflegeleichter Hund. Er sollte daher täglich gebürstet werden, um Verfilzungen, besonders hinter den Ohren und am Hals, zu vermeiden. 
  • Die Hautfalten muss man besonders gut im Auge behalten. Sie sollten regelmäßig überprüft und gepflegt werden, da sie sich ansonsten sehr leicht entzünden können und dort übelriechende Feuchtstellen entstehen können, die nur schwer zu pflegen sind. 
  • Der Chow-Chow ist anfällig für verschiedene Augenkrankheiten. S. auch das Merkblatt des Qualzucht-Evidenz Netzwerks „QUEN“ zum Entropium beim Hund.
  • Des Weiteren treten bei Chow-Chows häufiger Ellbogen- oder Hüftgelenksdysplasien auf. 
  • Wegen des dichten Fells belasten hohe Temperaturen und körperliche Anstrengungen den Körper des Chow-Chows besonders.
  • Auch Allergien und eine Schilddrüsenunterfunktion kommen gehäuft vor.

In einigen Zuchtstätten hat zumindest ein Umdenken begonnen. Im besten Fall bemüht man sich dort um einen ursprünglicheren, leichteren Typ, der ohne Röcheln atmet, gesunde Augen und weniger Fell und Falten hat und dadurch freudig eine Stunde spazieren gehen kann. Hoffen wir, dass der schwere, faltige Typ, der kaum mehrere Runden im Ausstellungsring laufen kann, immer mehr abgelehnt wird und irgendwann der Vergangenheit angehört.

 

Von Heike Kleinhans

 

Curly Coated Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:110
Widerristhöhe Hündin:64 cm
Widerristhöhe Rüde:69 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Schwarz oder braun (liver)
Fellbeschaffenheit:Die Körperbehaarung besteht aus einer dicken Masse von kleinen, dichten, festen Locken, die dicht auf der Haut liegen; keine Unterwolle und keine kahlen Stellen; sonstiges Haar glatt.

 

 

Wachsamer, selbstständiger Gemeinschaftsjäger

Von den insgesamt fünf Retrieverrassen ist der Curly Coated Retriever – kurz „Curly“ – die körperlich größte und die älteste Rasse. Dem aktuellen Forschungsstand nach stammt das gelockte Fell, dem der Apportierhund seinen Namen zu verdanken hat, vom English Waterdog, der im 17. Jahrhundert eine sehr beliebte Rasse war. Auch die Einkreuzung des St. John’s Neufundländers, der auch Vorfahre anderer Retrieverrassen war, gilt als gesichert. Bei der weiteren Entstehung des Curlys, der uns heute bekannt ist, waren außerdem vermutlich Pointer, Setter, Pudel und Irish Water Spaniel beteiligt. Bildliche Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert zeigen schließlich, dass „unser“ Curly Coated Retriever äußerlich damals bereits existierte. 1854 erkannte der englische Kennel Club die Rasse offiziell an.

Ursprünglich Apportier- und Wachaufgaben

Wie alle Retrieverrassen ist auch der Curly Coated Retriever bei der Jagd klassischerweise bei der Arbeit nach dem Schuss zu finden. Zunächst wurde der Curly als Gebrauchshund für Förster, aber auch für Wildhüter in Schottland und England gezüchtet. Dort kam er sowohl bei der Wasserjagd zum Einsatz, als auch als Haus- und Hof-Wächter sowie als Schutzhund vor Wilddieben. Aber auch bei Fischern war der Curly Gehilfe beim Ausbringen und Einholen der Netze.

Diese ursprünglichen Einsatzbereiche erklären auch, warum der Curly Coated Retriever unter den Gemeinschaftsjägern ein eher selbstständiger, wachsamer und auch selbstbewusster Vertreter ist. Natürlich ist er dafür gemacht, mit dem Menschen zusammen zu arbeiten. Aber gerade bei Wach- und Schutzaufgaben durfte der Curly keine Zurückhaltung und kein Abwarten auf weitere Anweisungen zeigen. Passend dazu ist er seinen eigenen Menschen gegenüber sehr loyal, bei Fremden zeigt er sich aber eher zurückhaltend.

Aussehen des Curly Coated Retrievers

Die Locken des Curlys sind klein, dicht und fest und schließen Luft ein, die sich erwärmt und den Hund ohne Unterwolle somit vor Kälte schützt. Außerdem sind die dichten Locken auch ein Schutz vor Wasser, Gestrüpp und Dornen. Sie bedecken den ganzen Körper, einschließlich der Ohren, der Rute und der Beine. Das pflegeleichte Fell ist schwarz oder braun (liver – leberfarben). Hündinnen werden etwa 64 cm groß, Rüden etwa 69 cm.

Gesundheitliche Aspekte

Manche Curlys leiden an Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie (HD/ED). Wie bei den einigen anderen Retrieverrassen wie dem Labrador und dem Chesapeake Bay Retriever kommen außerdem Fälle von Exercise induced collapse (EIC) vor. Dabei zeigen betroffene Hunde nach längerer, starker Anstrengung (ab ca. 20 Minuten) „ausgehend von der Hinterhand einen unnatürlichen schwankenden Gang, der sich auf die Vorderhand ausweiten und bis zum Kollaps des Tiers verstärken kann“. Zu den häufigsten rassetypischen Erkrankungen zählen außerdem Progressive Retinaatrophie (PRA), Grauer Star, verschiedene Stoffwechselstörungen wie die Glycogenose sowie Nierenversagen und Epilepsie.

Auslastung und Training

Wird der Curly Coated Retriever nicht jagdlich geführt, sollte er unbedingt alternative jagdliche Aufgaben bekommen wie komplexes APPORTIER- bzw. DUMMYTRAINING. Auch für verschiedene Formen der NASENARBEIT, etwa FÄHRTENTRAINING oder MANTRAILING, ist der Curly zu begeistern. Lastet man ihn von Welpe an entsprechend seiner rassetypischen Fähigkeiten und vor allem in enger Zusammenarbeit mit seinem Menschen aus, begrenzt man sinnvoll und beziehungsorientiert die Eigenständigkeit des Curlys. Seine Menschen sollten zusätzlich konsequent darauf achten, selbst alle wichtigen territorialen Aufgaben zu übernehmen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Dackel / Teckel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:148
Widerristhöhe Hündin:Dackel: über 35 bis 45 cm, Zwergdackel: über 30 cm bis 35 cm, Kaninchendackel: 25 cm bis 30 cm
Widerristhöhe Rüde:Dackel: über 37 bis 47 cm, Zwergdackel: über 32 cm bis 37 cm, Kaninchendackel: : 27 cm bis 32 cm
FCI Gruppe:Dachshund
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Einfarbig, zweifarbig, mehrfarbig, Farbmuster gefleckt (Merle), Farbmuster gestromt
Fellbeschaffenheit:Kurzhaar, Rauhhaar, Langhaar

 

 

Eigenständiger Hund mit ausgeprägter jagdlicher Motivation

Der Dackel (in der Jägersprache auch Teckel oder Dachshund genannt) zählt unter den Jagdhunden zu den sog. „Solitärjägern“. Wie es der Name schon vermuten lässt, sollten Dackel also sehr selbständig arbeiten, sie mussten nicht besonders mit dem Jäger kooperieren. So eignete sich diese kurzbeinige Bracke immer schon perfekt für die sog. „Baujagd“. Sie sollten also Fuchs, Dachs und Co. selbständig aus dem Bau treiben oder töten und dementsprechend klein, robust und unempfindlich sein. Aber auch in der Stöberarbeit und bei Fährte sind Dackel ganz vorne dabei.

Der älteste Schlag ist der Kurzhaardackel, dann kam der Langhaar- und später der Rauhaardackel (von Jäger:innen bevorzugt). Aber nicht nur die Haararten werden unterschieden, auch bei den Größen gibt es 3 Kategorien: Den Standard-, Zwerg und den Kaninchendackel.

Die Aufgabe des Dackels war es immer schnell und eigenmächtig zu handeln, daher eignen sie sich weniger als Anfänger- oder Familienhunde. In der Erziehung sollte man also von Anfang an streng darauf achten ihre natürliche Selbständigkeit gezielt zu kanalisieren und ihnen die Abhängigkeit vom Menschen immer wieder aufs Neue schmackhaft machen. Auch ihr ausgeprägter Beutetrieb sollte von den Halter:innen gezielt trainiert werden, sodass sie eher dazu tendieren Beute zu apportieren als sie zu verteidigen. Dackel sind robuste, temperamentvolle Hunde die blitzschnell Entscheidungen treffen zu können. Auch das kann eine Herausforderung in der Haltung sein.

Erzieherisch ist beim Dackel höchste Konsequenz und Klarheit gefragt. Wo andere Rassen gerne Fehler verzeihen, sieht der Dackel eine Lücke. Wer sich mit dem richtigen Vorwissen an einen Dackel wagt und die Herausforderung mag, wird viel Freude an diesen vielseitigen, gelehrigen und aktiven kleinen Persönlichkeiten haben.

Gesundheitliche Aspekte

Beim Dackel ist eine Anfälligkeit für folgende Erkrankungen zu nennen:

  • Augenerkrankungen wie Grüner Star (Glaukom) und Netzhautablösung
  • Erkrankungen der Herzklappen
  • Harnsteine
  • Gelenkprobleme
  • Ohrinfektionen
  • Diabetes mellitus
  • Zahnprobleme

Der Dackel und das Qualzuchtthema

Es gibt Dackel, auf die verschiedene Qualzuchtmerkmale zutreffen können: 

  • Dilute-Gen: Es verursacht eine Aufhellung der Farbintensität des Fells. Die Erkrankung wird durch einen Pigmentmangel verursacht und kann zur sogenannten Color-Dilution-Alopezie (CDA) führen. Betroffene Hunde können unter folgenden gesundheitlichen Problemen leiden: Hautentzündungen, Schuppenbildung, Hautveränderungen, Infektionen der Haut, Schwellungen der Lymphknoten und Ödemen, angeborene Nebennieren-Insuffizienz und Störungen des Immunsystems
  • (Disproportionierter) Zwergenwuchs / Chondrodysplasie: Es handelt sich um eine genetische Erkrankung, bei der die langen Röhrenknochen verkürzt sind. Die Beine sind im Verhältnis zum Rest des Körpers verkürzt, häufig gekrümmt. Hunde mit diesem Körperbau sind anfällig für frühe Fehlbildungen, Verkalkung der Wirbelsäule und Bandscheibenvorfälle. Hunde mit einem sehr langen, geraden Rücken und stark verkürzten Beinen sind dafür besonders anfällig. Je nach Ausmaß der Erkrankungen leiden die Hunde an Lähmungen und Überempfindlichkeit, oft in Verbindung mit Darmkomplikationen und Inkontinenz.
  • Auch Dackel können Träger des Merle-Gens sein. Die Verpaarung zweier heterozygoter Merle-Hunde ist in Deutschland verboten, da die Nachkommen an Blindheit und Taubheit, Gleichgewichtsstörungen, Fortpflanzungsproblemen und einer erhöhten Sterblichkeitsrate leiden können. 

 

Von CONNY SPORRER

Dalmatiner

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:153
Widerristhöhe Hündin:54 bis 60 cm
Widerristhöhe Rüde:
56 bis 62 cm
FCI Gruppe:Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
Herkunftsland:Kroatien
Fellfarbe:Grundfarbe ist rein weiβ; schwarze Tupfen beim schwarzen Farbschlag und leberbraune Tupfen beim braunen Farbschlag
Fellbeschaffenheit:kurz, glänzend, hart und dicht auf dem ganzen Körper

 

 

Vom Kutschenbegleithund zum Maskottchen der Feuerwehr

Der Ursprung des Dalmatiners ist bis heute nicht komplett aufgeklärt. Man kann zwar die Wurzeln der Rasse bis in den Mittelmeerraum zurückverfolgen, weiß aber nicht genau, wie und wann die Hunde in die Region „Dalmatien“ – eine geographische und historische Region an der Ostküste der Adria, im Süden und Südosten Kroatiens und im westlichsten Montenegro – gelangt sind. Als unbestritten gilt, dass Seefahrer die Hunde von dort aus mit nach Indien nahmen, wo sie von britischen Offizieren entdeckt und mit nach England genommen wurden. Dort avancierte der Dalmatiner im Viktorianischen Zeitalter, vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bereits zum Modehund. Die weißen Hunde mit den dunklen Tupfen, deren ursprüngliches Aussehen sich bis heute kaum verändert haben soll, wohnten in den Ställen bei den Pferden, wurden bei der Jagd eingesetzt und begleiteten und beschützten Kutschen auf Reisen. Sie zeichneten sich durch eine besondere Zugewandtheit den Pferden gegenüber, eine gute Nase, Lauffreude und Ausdauer aus. Von diesem Einsatzbereich war der Weg nicht weit zum Dalmatiner als „Feuerwehrhund", denn auch die Spritzenwagen wurden früher von Pferden gezogen. Die Hunde schützten auch hier die Pferde und hatten außerdem die Aufgabe, als "bellende" Sirene den Weg zu bahnen und die Bevölkerung zu warnen. Obwohl diese Aufgabe des Dalmatiners mit Beginn der Motorisierung wegfiel, kennen ihn auch heute noch viele als Maskottchen der Feuerwehr, nicht zuletzt durch verschiedene Kinderserien. 

101 Tupfen

Hündinnen werden 54 bis 60 cm groß, Rüden 56 bis 62 cm. Dalmatiner haben einen schlanken und muskulösen Körperbau, Hängeohren und je nach Fellfarbe unterschiedlich pigmentierte Augen. Das Fell ist kurz, glänzend und getupft. Die schwarzen oder leberbraunen Tupfen sollen symmetrisch auf dem Körper verteilt und klar von der weißen Grundfarbe abgegrenzt sein, besagt der Rassestandard. Die Welpen kommen komplett weiß zur Welt und erst nach ungefähr zwei Wochen zeichnen sich allmählich die charakteristischen Tupfen ab. Erst nach etwa zwölf Monaten ist die Entwicklung der Fellzeichnung vollständig abgeschlossen.

Sportliche Grinsebacke

Wie man sich aufgrund der ursprünglichen Einsatzbereiche des Dalmatiners schon denken kann, ist er ein Hund voller Energie. Er liebt ausgedehnte Spaziergänge, bei denen er gemeinsam mit seinen Menschen aktiv sein darf. Nur durch die Gegend zu schlendern, ist ihm definitiv zu langweilig. Und Langeweile könnte zum Problem werden, wenn der Dalmatiner sich schließlich selbst aussuchen kann, wie er diese vertreibt. Denn dann könnte er sich fürs Jagen interessieren oder auch dafür, fremde Menschen oder Hunde auf Abstand zu halten. Denn diese „Interessen“ bringt er gegebenenfalls als Erbe seiner Vorfahren mit. Der Dalmatiner liebt nämlich engen Kontakt zu seinen Menschen, ist Fremden gegenüber jedoch neutral bis zurückhaltend. Indem man dem teils wachsamen Gemüt Verantwortung abnimmt und das Management in Besuchs- und Begegnungssituationen daheim und unterwegs konsequent übernimmt, zeigt man ihm, dass er heutzutage nicht mehr für die Sicherheit seiner Menschen sorgen muss. Körperliche und geistige Auslastung kann man dem Dalmatiner über Suchaufgaben, APPORTIEREN, FÄHRTENARBEIT, MANTRAILING oder auch ZUGHUNDESPORT bieten. Und auch heute noch lieben es viele Dalmatiner, als Reitbegleithunde eingesetzt oder jagdlich geführt zu werden. 

Der Dalmatiner gehört zu den wenigen Rassen, die vermehrt „grinsen“ und beispielsweise in Begrüßungssituationen mit ihren Bezugspersonen den Kopf leicht senken, die Maulwinkel weit nach hinten ziehen und so mit geschlossenem Fang die Zähne zeigen. Das, was manchen auf den ersten Blick vielleicht wie ein Ausdruck der Aggression vorkommt, ist in Wirklichkeit ein submissives, also unterwürfiges Verhalten. Deutlich wird dies, wenn man sich in diesem Moment den Rest des Hundekörpers mit der glatten Stirn, den angelegten Ohren, dem immer wieder abgewandten Blick und der tief und breit wedelnden Rute anschaut. 

Nichts für Liebhaber schwarzer Klamotten

Das kurze und glatte Fell des Dalmatiners ist absolut pflegeleicht. Zeitweises Bürsten mit einem Gummistriegel oder einer Bürste reicht. Tägliches Bürsten kann allerdings die vielen kurzen Haare minimieren, die sich ansonsten allzu gern auf der Kleidung oder auf den Sofapolstern wiederfinden – und zwar das ganze Jahr über. Da Dalmatiner keine Unterwolle haben, mögen viele Rassevertreter kein Regenwetter und werden spätestens im Seniorenalter bestenfalls durch einen Regenmantel in der kalten Jahreszeit geschützt.

Gesundheitliche Probleme des Dalmatiners

Taubheit ist wie bei vielen weißhaarigen Rassen auch beim Dalmatiner genetisch verankert. Hunde, die davon betroffen sind, werden bereits taub oder einseitig hörend geboren. Eine audiometrische Untersuchung kann ab der sechsten Lebenswoche nachweisen, ob der Welpe beidseitig hört.

Fast alle Dalmatiner haben einen Gendefekt (Hyperurikosurie oder auch „Dalmatiner-Syndrom“), durch den es zu einer vermehrten Ausscheidung von Harnsäure über den Urin kommt. Dadurch kann es zur Bildung von Kristallen und Harnsteinen kommen. Eine purinarme Ernährung kann dieser entgegenwirken.

Der Begriff Dalmatiner Bronze Syndrom (DBS) beschreibt allergische Hautreaktionen, zu denen manche Dalmatiner neigen, die aber auch bei anderen Hunderassen auftreten können. Es handelt sich um allergische Reaktionen mit dem Austritt einer vom Körper gebildeten Entzündungsflüssigkeit, die das Fell bräunlich verfärben. Beim Dalmatiner treten sie vor allem an Rücken und Kopf auf.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Deerhound

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:164
Gewicht Hündin:etwa 36,5 kg
Gewicht Rüde:etwa 45,5 kg
Widerristhöhe Hündin:71 cm
Widerristhöhe Rüde:76 cm
FCI Gruppe:Windhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Dunkles Blaugrau, dunkleres und helleres Grau oder gestromt sowie gelb, rotsandfarben oder rotbräunlich mit schwarzer Maske und schwarzen Ohren, Läufen und Rute; eine weiße Brust, weiße Zehen und eine kleine weiße Rutenspitze sind erlaubt
Fellbeschaffenheit:Struppig, aber nicht übermäßig viel Haar; dicht, anliegend, zottig, fühlt sich harsch oder steif an

 

 

Älteste schottische Hunderasse

Steht ein Vertreter dieser ältesten schottischen Hunderasse vor einem, fällt es nicht schwer, sich die großen, majestätischen Hunde auf herrschaftlichen Anwesen schottischer Adelsfamilien vorzustellen. Dort wurde der Riese als Sichthetzer zur Jagd auf Hirsche (deer für engl. Hirsch), aber auch als Begleithund und Statussymbol gehalten. 

Zu seinen Vorfahren gehören wahrscheinlich alte keltische Windhunderassen, die bereits im 3. Jahrhundert in Britannien und anderen Regionen Westeuropas vertreten waren. Dies war auch beim Irischen Wolfshund der Fall, bei dessen Rekonstruktion im 19. Jahrhundert daher auch Deerhounds zum Einsatz kamen.

Das 8 bis 10 cm lange Haar ist dicht und zottig und fühlt sich harsch an. Dadurch war der Deerhound bestens für seinen ursprünglichen Jagdeinsatz im Hochland bei jeder Witterung ausgestattet. Mögliche Farben sind dunkles Blaugrau, dunkleres und helleres Grau oder gestromt, aber auch Gelb, Rotsandfarben oder Rotbräunlich mit schwarzer Maske, und schwarzen Ohren, Läufen und Rute. Die sogenannten „Rosenohren“ sind klein und hoch angesetzt. In entspannter Haltung sind sie zurückgefaltet, bei Erregung können sie im Ansatz über den Kopf erhoben werden. Die Rute ist lang und reicht fast bis zum Boden. Hündinnen werden bis zu 71 cm groß, Rüden bis zu 76 cm.

Obwohl der Deerhound seine ursprüngliche Aufgabe verloren hat, ist er bei Windhundfans immer noch beliebt. Im Haus ist er bei ausreichender körperlicher und geistiger Auslastung ein sanfter und entspannter Mitbewohner, der zwar an seinen Menschen hängt, dabei aber nicht aufdringlich ist. Fremden Menschen gegenüber ist er etwas reservierter.

Man darf als Interessent für diese Rasse nicht vergessen, dass der Deerhound ein ursprünglicher Jagdhund ist. Als Sichthetzer scannt er die Umgebung gern nach lohnender Beute ab. Zwar ist diese Motivation von Hund zu Hund unterschiedlich stark ausgeprägt, aber man sollte mit dem Deerhound immer aufmerksamen Auges unterwegs sein, um ihn, bevor er in die Hetze startet, abrufen und umlenken zu können. Alternativ muss man ihm natürlich Möglichkeiten bieten, seine Jagd- und Laufpassion ausleben zu können. Da er anatomisch kein ausdauernder Traber, sondern eher ein Spezialist für dynamische Sprints hinter einer Beute her ist, kann man ihn weniger mit Joggen und Fahrradfahren, aber mit Reizangeltraining (mit großem Radius), kontrollierten Hetzjagden an einer Hasenzugmaschine oder Besuchen einer speziellen Rennbahn für Windhunde glücklich machen. Werden von Welpe an ein zuverlässiger Rückruf und Impulskontrolle trainiert, kann man dem Deerhound im erwachsenen Alter möglichst viel Freilauf ermöglichen.

Mit entsprechender Trainingsbegleitung und -anleitung ist der Deerhound auch als Anfängerhund geeignet. In Familien sollten die Kinder schon etwas größer sein, da zu wuselige oder zu laute Situationen den sensiblen Riesen auch schnell traumatisieren können.

Gesundheitliche Aspekte

Wie bei vielen sehr großen Hunderassen gibt es gesundheitlich einige Aspekte zu beachten: Der Deerhund neigt zu Kardiomyopathie, Magendrehung und Knochenkrebs. Er hat daher leider eine relativ kurze Lebenserwartung von 6,5 bis 10 Jahren.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Deutsch Drahthaar

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:98
Widerristhöhe Hündin:57 bis 64 cm
Widerristhöhe Rüde:
61 bis 68 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Leber, Leber-Weiß, Schwwarz-Weiß, Rotschimmel-Braun, Braun, Braunschimmel, Schwarzschimmel
Fellbeschaffenheit:hart, anliegend, dicht

 

 

Der Allrounder unter den Jagdhunden

Der Deutsch Drahthaar gehört innerhalb der Gruppe der Jagdhunde zu den Vorstehhunden. Sie werden auch als jagdliche „Vollgebrauchshunde“ bezeichnet, was ihre besondere Vielseitigkeit betont. Sie werden für die Arbeit „vor und nach dem Schuss“ gezüchtet. Das heißt, sie spüren lebendes Wild (vor dem Schuss) auf und können erlegtes Wild (nach dem Schuss) finden und apportieren. Mit Ausnahme der Baujagd wird der Allrounder unter den Jagdhunden für alle Jagdarten im Feld, im Wald und im Wasser eingesetzt.

Reinzucht ab Beginn des 20. Jahrhunderts

Es gab in den letzten Jahrhunderten in Deutschland zwar immer wieder Kreuzungen aus verschiedenen rauhaarigen Jagdhundeschlägen, aber es ging dabei immer um die Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Jagdhunde und nicht um die Reinzucht einer Rasse. Das änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das äußere Erscheinungsbild war allerdings immer noch nicht der Ausgangspunkt dieser Bewegung um Freiherr Sigismund von Zedlitz und Neukirch, auch ‚Hegewald’ genannt. Es wurde vielmehr mit Hunden gezüchtet, die sich im praktischen Jagdbetrieb besonders bewährt hatten. Aus Griffon, Deutsch Stichelhaar und Pudelpointer wählte man die besten Exemplare aus, um langfristig die Rasse Deutsch Drahthaar zu gründen. Später wurde noch gezielt Deutsch Kurzhaar eingekreuzt, um die Fähigkeiten beim Suchen und Vorstehen noch zu verbessern.

Ausgeprägte jagdliche Motivation

Somit ist es wenig verwunderlich, dass der Deutsch Drahthaar ein sehr jagdlich motivierter, temperamentvoller Hund ist, der bei Unterforderung sprichwörtlich „über Tische und Bänke geht“. Viele Züchter geben die Hunde daher in der Regel ausschließlich in Jägerhände ab. Dort sollten die selbstbewussten Jagdhunde zwar konsequent und mit klaren Regeln und Strukturen trainiert werden, aber selbstverständlich niemals mit Härte oder Zwang!

Liebt Familienanschluss und ist für viele Beschäftigungsformen zu haben

Wird der Deutsch Drahthaar entsprechend seiner Veranlagung eingesetzt und somit natürlich auch ausgelastet, ist er außerdem ein liebenswerter Familienhund. Er genießt es, Familienanschluss zu haben. Außerhalb der jagdlichen Ausbildung und Einsätze, die natürlich nicht jederzeit stattfinden, lässt sich der Deutsch Drahthaar verständlicherweise auch für viele andere Beschäftigungsformen begeistern wie zum Beispiel DUMMYTRAINING, FÄHRTENARBEIT, MANTRAILING oder REIZANGELTRAINING.

Aussehen und gesundheitliche Aspekte

Es handelt sich beim Deutsch Drahthaar um sehr hochläufige Hunde: Hündinnen werden 57 bis 64 cm groß, Rüden 61 bis 68 cm. Klassisch ist das sehr robuste Fell, das kaum Pflege benötigt. Das Haar ist wirklich drahtartig hart und robust und schützt die Haut bei jagdlichen Einsätzen vor Verletzungen. Dichte, wasserabweisende Unterwolle isoliert außerdem bei der Arbeit im Wasser. Charakteristisch ist der dichte Bart an Ober- und Unterkiefer. Farblich gibt es mittlerweile verschiedene Varianten: Braunschimmel, mit oder ohne Platten, Schwarzschimmel, mit oder ohne Platten, braun mit und ohne weißen Brustfleck, Hellschimmel.

Gesundheitlich ist der Deutsch Drahthaar eher robust. Trotzdem sind leichte Rassedispositionen und erbliche Krankheiten bekannt: Entropium, OCD, Epilepsie, Hämophilie B, von Willebrand-Krankheit (Blutgerinnungserkrankung) sowie Hüftgelenksdysplasie (HD).

 

Deutsch Kurzhaar

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:119
Widerristhöhe Hündin:58 bis 63 cm
Widerristhöhe Rüde:
62 bis 66 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Braun, ohne Abzeichen; Braun, mit geringen weißen oder gesprenkelten Abzeichen; dunkler Braunschimmel; heller Braunschimmel; Weiß, mit brauner Kopfzeichnung, braunen Platten oder Tupfen und weitere
Fellbeschaffenheit:Kurz und dicht, soll sich derb und hart anfühlen

 

 

„Edel, zuverlässig, pflegeleicht“

Mit diesen Eigenschaften wird der passionierte Vorstehhund häufig beschrieben. Geschichtlich geht die Entstehung der Rasse auf Hunde zurück, die im Mittelmeerraum für die Beiz- und Netzjagd auf Federwild eingesetzt wurden. Aufgabe der Hunde war, das Federwild bei der Jagd durch „Vorstehen“ anzuzeigen und in große Netze zu treiben (beim sog. Vorstehen „friert“ der Hund sozusagen in der Bewegung ein, die Rute trägt er fast waagerecht in Verlängerung des Rückens, sein Blick ist fixierend auf die Beute gerichtet, dabei wird häufig ein Vorderlauf angehoben). Optisch ähnelten die Hunde dem Bracco Italiano. Welche Hunderassen genau im Ursprung verwendet wurden, lässt sich nicht eindeutig belegen. Um den damals deutlich schwereren Hund zu „veredeln“, kreuzte man vermutlich englische Pointer und französische Bracken ein und erhielt einen schlankeren und hochbeinigeren Hund. Über Spanien, Frankreich und Flandern gelangten diese Hunde auch an deutsche Fürstenhöfe. 1750 wurde die erste Doppelflinte gebaut und von dem Zeitpunkt an stieg die Nachfrage nach Hunden mit außergewöhnlicher Vorstehleistung rapide an. Die Hunde sollten das Wild aufspüren und es dem Jäger so lange ruhig anzeigen, bis er nah genug für den Schuss war. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich dieser Hundetyp immer weiter zu einem extrem vielseitig Jagdgebrauchshund. 1880 gründete man den „Brauntigerklub“, der 1891 in den Klub „Kurzhaar Berlin“ aufging. 1897 erschien das erste Zuchtbuch des Deutsch Kurzhaar. Nach einigen Veränderungen durch die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands besteht seit 1991 der „Weltverband Deutsch Kurzhaar“.

Laut Rassestandard ist der Deutsch Kurzhaar „harmonisch proportioniert“. Hündinnen werden 58 bis 63 cm groß, Rüden 62 bis 66 cm. Sein Fell ist kurz und dicht, „derb und hart“ soll es sich anfühlen und so vor Nässe und Kälte schützen. Außerdem verhindert es das Festsetzen von Kletten, Schmutz und Eis. Farblich sind Varianten von braun, schwarz, braun- und schwarzschimmel, weiß mit braun oder schwarz erlaubt, jeweils auch mit Abzeichen, Platten oder Tupfen.

Die Einsatzmöglichkeiten des Deutsch Kurzhaar bei der Jagd sind vielfältig: Bei der Suche ist der Deutsch Kurzhaar flott und ausdauernd unterwegs, er sucht dabei mit hoher Nase, steht fest vor, apportiert zu Land und zu Wasser, ist wild- und raubzeugscharf. Wild- und Raubzeugschärfe bedeutet, dass der Jagdhund - je nach Größe und Stärke seines Gegenübers - Wild auch tötet oder zumindest stellt. Dazu gehören, menschlich ausgedrückt, eine große Portion Mut und ein gewisses Maß an Selbstständigkeit.

Glücklich und ausgeglichen ist der Deutsch Kurzhaar tatsächlich nur, wenn er auch jagdlich ausgelastet wird. Man muss wirklich viel Zeit und Aufwand investieren, um den Deutsch Kurzhaar angemessen - mit den richtigen Beschäftigungsformen - auszulasten. Alle Formen der Nasenarbeit sind denkbar, zum Beispiel Fährtenarbeit und Mantrailing, aber auch ein komplexes Apportiertraining. Der Deutsch Kurzhaar liebt und braucht seinen Familienanschluss, er ist bei seinen Menschen freundlich und anhänglich.

Gesundheitliche Aspekte

Für folgende Erkrankungen ist der Deutsch Kurzhaar anfällig:

  • Hüftgelenksdysplasie
  •  Ohrprobleme: Die Hunde sind aufgrund ihrer hängenden Ohren anfällig für Ohrenentzündungen. 
  •  Hautallergien, die durch verschiedene Faktoren wie Lebensmittel, Pollen oder Flohbisse ausgelöst werden können, sind beim Deutsch Kurzhaar nicht ungewöhnlich. 
  •  Magendrehung (Torsio ventriculi): Die Erkrankung stellt einen absoluten Notfall dar, bei dem der Hund umgehend tierärztlich behandelt, in der Regel notoperiert werden muss. 
  •  Epilepsie
  • Herzprobleme sind bei dieser Rasse ebenfalls möglich. 
  • Lymphatische Krankheiten: Diese umfassen verschiedene Erkrankungen des Lymphsystems, die das Immunsystem beeinflussen können.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Deutsche Dogge

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:235
Widerristhöhe Hündin:Mindestgröße 72 cm, 84 cm sollten nicht überschritten werden
Widerristhöhe Rüde:
Mindestgröße 80 cm, 90 cm sollten nicht überschritten werden
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Drei selbstständige Varietäten: Gelb und Gestromt, Gefleckt und Schwarz, Blau
Fellbeschaffenheit:Sehr kurz und dicht, glatt anliegend, glänzend

 

 

Größte Hunderasse der Welt

Mit mindestens 72 cm Widerristhöhe bei Hündinnen und mindestens 80 cm bei Rüden ist die Deutsche Dogge zweifellos eine imposante Erscheinung, ein echter Hingucker. Die enorme Größe dieser Rasse hat seit jeher ihre Einsatzbereiche bestimmt. Die Hunde sollten entweder optisch etwas „hermachen“ oder mit ihrer Kraft und ihrer Größe im Kampf beziehungsweise bei der Jagd eingesetzt werden.

Einige Stimmen führen die Entstehung der Dogge schon auf römische Mastiffs der Antike zurück, die damals als Kriegs- und Kampfhunde eingesetzt wurden. Eindeutig belegt ist diese Theorie allerdings nicht. Doch ab Beginn des 16. Jahrhunderts lässt sich die Geschichte der Deutschen Dogge recht gut zurückverfolgen. Molossoide Hunde aus verschiedenen europäischen Ländern wurden damals mit Windhunden, speziell dem Irischen Wolfshund gekreuzt, um starke, aber auch wendige und schnelle Hunde entstehen zu lassen. Diese wurden entweder bei der Jagd oder zu Schutzzwecken eingesetzt. An Fürstenhöfen wurden die eindrucksvollsten Exemplare als sogenannte Kammer- oder Leibhunde, also Begleiter und Beschützer am Hof gehalten, die ihre Herren als „Leibwächter“ bis in die Schlafgemächer begleiteten. Die Hunde, die bei der Jagd eingesetzt wurden, sahen sich vor allem Wildschweinen und Bären gegenüber. Sie kamen zum Einsatz, nachdem „Saufinder“, „Saurüden“ oder „Bärenbeißer“ die Wildschweine und Bären aufgespürt und aus dem Dickicht ins Freie getrieben hatten. Ihre Aufgabe war es dann - geschützt durch einen Panzer aus dickem Stoff und Fischbeinstäben - ein bereits ermüdetes Tier zu packen und festzuhalten bis der Jäger hinzukam und es mit der Stichwaffe tötete. Die Bedeutung dieser unter anderem als „Saupacker“ bezeichneten Hunde für die Jagd ging im 19. Jahrhundert mit dem steigenden Einsatz von Schusswaffen immer weiter zurück. Je nach Region entwickelten sich unterschiedliche Typen und damit auch unterschiedliche Bezeichnungen der Dogge. German Boarhound, Ulmer Dogge oder Dänische Dogge sind nur einige davon. 1880 wurde schließlich ein einheitlicher Standard definiert, der unter der Bezeichnung „Deutsche Dogge“ alle bis dahin existierenden Variationen vereinte. Wie man sich denken kann, war und ist dieser Beschluss umstritten, da mehrere europäische Länder den Ursprung der Dogge für sich beanspruchen.

Laut Rassestandard sind fünf Farben in drei Farbschlägen erlaubt: Blau, gelb und gestromt sowie gefleckt und schwarz. Der Körperbau der Dogge soll groß und kräftig sein. Das Fell ist sehr kurz, dicht und glänzend. Der Kopf ist lang und markant mit deutlichem Stopp, die hängenden Ohren sind hoch angesetzt.

Doggen sind Hunde mit einer sehr hohen Reizschwelle. Das bedeutet, dass ein Reiz sehr hoch sein muss, bevor die Dogge darauf reagiert. Dann kann die Reaktion aber blitzschnell und aufgrund der Größe und des Körperbaus auch sehr heftig beziehungsweise körperlich ausfallen. Ihre Vorfahren durften bei der Jagd auf die Wildschweine und Bären nämlich nicht zimperlich sein und mussten einiges einstecken. Damals war es außerdem wichtig, dass die Hunde bei ihrem Einsatz sehr selbstständig agierten, sie warteten nicht erst auf genaue Anweisungen der Jäger. Heute wird den Doggen manchmal eine aus dieser Eigenständigkeit resultierende - menschlich formulierte - “Dickköpfigkeit” nachgesagt. Die Aufgabe als Wach- und Leibhund hat zusätzlich dazu geführt, dass Doggen eine zum Teil sehr ausgeprägte territoriale Motivation und Wachsamkeit an den Tag legen. Alles in allem ist diese Mischung in Verbindung mit der Größe und Kraft der Hunde nur bedingt für Hundeanfänger geeignet. Diese sollten sich zumindest im Vorfeld intensiv mit den Anforderungen an die Haltung einer Dogge auseinandersetzen. Denn ohne Konsequenz, klare Regeln und Strukturen kann es am anderen Ende der Leine sehr ungemütlich werden - körperlich ist eine Dogge verständlicherweise kaum zu halten. Sie muss von Welpe an lernen, nicht zu grob mit Menschen und auch anderen Hunden umzugehen. Eine Dogge kann man gut über verschiedene Formen der Nasenarbeit oder auch ein Apportiertraining auslasten. Dabei sollte sie sich - bei entsprechender Gesundheit - auch mal so richtig körperlich verausgaben dürfen, beispielsweise indem sie das Apportel unter einem Baumstamm hervor oder aus einem großen Haufen Äste herausziehen darf.

Gesundheitliche Aspekte

Wie viele sehr große Rassen haben Doggen leider eine geringe Lebenserwartung. Eine schwedische Untersuchung beziffert, dass 28 Prozent der Deutschen Doggen vor dem Alter von fünf Jahren sterben. Sie neigen - auch aufgrund ihrer enormen Größe - zu einigen rassespezifischen Krankheiten: 

  • Herzkrankheiten, insbesondere dilatative Kardiomyopathie (DCM):  Diese Erkrankung führt dazu, dass das Herz vergrößert wird und nicht mehr effizient pumpen kann. Frühe Anzeichen können Atemnot, reduzierte Aktivität oder plötzliche Ohnmacht sein. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen  und eine angepasste Ernährung können helfen, das Risiko zu minimieren und die Lebensqualität zu erhalten.
  • Magendrehung: der Magen dreht sich um seine eigene Achse, führt zu einem gefährlichen Anstieg des Magendrucks und stellt einen absoluten Notfall dar, der schnellstmöglich tierärztlich behandelt werden muss!
  • Skelett- und Gelenkprobleme, einschließlich Hüftgelenksdysplasie und Osteochondrose (OCD)
  • Hauptprobleme und Allergien
  • Augenkrankheiten wie die progressive Retinaatrophie (PRA) und Katarakte
  • Hängelefzen: Das Gewicht der großen Lefzen kann dazu führen, dass Hängelider mit chronischen Bindehautentzünden und Augenausfluss die Folge sind
  • Der Riesenwuchs wird von einigen Tierärzt:innen und Tierschützer:innen als Qualzuchtmerkmal angesehen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Deutscher Boxer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:144
Gewicht Hündin:ca. 25 kg
Gewicht Rüde:ca. 30 kg
Widerristhöhe Hündin:53 bis 59 cm
Widerristhöhe Rüde:57 bis 63 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Hellgrau bis Schwarz mit allen Zwischenschattierungen und Sable einschlieβlich dessen zum Rot tendierender Gelb oder gestromt, Gelb kommt in verschiedenen Tönen vor, von Hellgelb bis Dunkelhirschrot, schwarze Maske
Fellbeschaffenheit:Kurz, hart, glänzend und anliegend, raues Deckhaar, die Unterwolle ist dicht, lang, ölig und wollig

 

 Ehemals mutiger Jagdhelfer

Im Mittelalter setzte man an europäischen Fürstenhöfen regional unterschiedliche Bullenbeißer-Hunde zur Jagd auf wehrhaftes Wild, wie Bären und Wildschweine, ein. Die Hunde sollten das von Meute- oder anderen Hetzhunden gestellte Wild packen und so lange festhalten, bis die Jäger kamen, um es zu töten. Ein leicht verkürzter Oberkiefer sollte der besseren Atmung dabei dienen. Der Brabanter Bullenbeißer, der einen besonders festen und starken Biss und ein sehr breites Maul hatte, war ideal für diese Art von Arbeit und gilt als unmittelbarer Vorfahre des Deutschen Boxers. Spätestens während der Französischen Revolution und das dadurch vermehrte Aufkommen von Feuerwaffen wurden die Bullenbeißer jedoch immer unbeliebter und schließlich nahezu arbeitslos. Einige Jahrzehnte wurden diese Hunde noch für Showkämpfe mit Bullen oder anderen Hunden eingesetzt, wurden jedoch immer seltener. Schließlich kreuzte man im Laufe des 19. Jahrhunderts Englische Bulldoggen mit ein und es entstand der Boxer, wie wir ihn heute kennen, mit breitem Fang und aufgestülptem Nasenschwamm. 1895 gründete sich in Deutschland der Boxer-Klub mit Sitz in München. 1905 stellte er den ersten Rassestandard auf. 1924 erfolgte die offizielle Anerkennung des Deutschen Boxers als Diensthund. Die Bedeutung als Polizeihund hat jedoch im Laufe der Zeit abgenommen.

Das heutige Aussehen des Deutschen Boxers

Der Deutsche Boxer ist mittelgroß bis groß und hat eine kräftige, muskulöse Statur. Sein Körperbau ist quadratisch, das heißt, dass die Widerristhöhe in etwa der Körperlänge entspricht. Charakteristisch ist der kantige Kopf mit den hängenden Lefzen und dem Vorbiss, bei dem der Unterkiefer deutlich länger ist als der Oberkiefer. Das Fell ist kurz und glatt und darf laut FCI in den Farben Gestromt oder Gelb vorkommen, wobei Nuancen von Hellgelb bis Dunkelhirschrot erlaubt sind. Weiße Abzeichen sind bis zu einem Drittel des Körpers erlaubt. Weiß gilt als Fehlfarbe. Typisch ist die schwarze Maske, die nicht über den Fang hinausreichen soll. Kupierte Ohren und Ruten gehörten lange zum Erscheinungsbild des Boxers dazu, sind mittlerweile jedoch in Deutschland verboten. Hündinnen werden bei einem Gewicht von etwa 25 kg 52 bis 59 cm groß, Rüden erreichen 57 bis 63 cm und werden über 30 kg schwer. 

Temperamentvoller und wachsamer Clown

Obwohl seine Vorfahren bei der Jagd viele Entscheidungen selbstständig treffen mussten, ist der Boxer in der Regel sehr auf seine Menschen bezogen und an der Zusammenarbeit mit ihnen interessiert, allerdings immer noch durchaus selbstbewusst. Mit Menschen und vor allem mit Kindern gilt der Boxer als extrem freundlich. Auf der anderen Seite ist er auch wachsam, was bedeutet, dass seine Menschen ihm über entsprechende Regeln und Strukturen territoriale Verantwortung abnehmen müssen und den Boxer nicht unbewusst darin bestärken sollten, auf seine Menschen oder das Haus (den Garten, den Spazierweg, das Stadtviertel… 😉) aufzupassen.

Ein Boxer – der körperlich dazu in der Lage ist – muss man leider einschränkend erwähnen, ist aktiv, verspielt und lustig. Dann können die Hunde mit hohem Bewegungsdrang ausgedehnte Spaziergänge genießen, mit ihren Menschen joggen gehen, Apportieren, Agility, Obedience, Nasenarbeit und vieles mehr machen. Sie lieben es, körperlich und geistig ausgelastet zu werden und sind sehr lernwillig. Sie brauchen es in dem Fall sogar, um die Wohnung nicht aus Langeweile und Unterbeschäftigung auf links zu krempeln. Auf der anderen Seite muss dann natürlich auch gelernt werden, abzuschalten und Ruhe zu bewahren. 

Gesundheitliche Entwicklung: leider ein Trauerspiel

Leider haben weit verbreitete, schlechte Zuchtbedingungen und -ziele die Rasse krank gemacht und im vergangenen Jahrhundert zu einer verkürzten Lebenserwartung der Hunde geführt. Während Boxer, denen es vergleichsweise gut geht, 10 bis 13 Jahre alt werden können, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 9 Jahren, aber auch eine Lebensdauer von nur 8 Jahren ist nicht unwahrscheinlich. Um den Rassestandard möglichst exakt zu erfüllen, lagen Zuchtlinien über Generationen hinweg häufig zu nah beieinander und es wurde somit Inzucht betrieben. Gesundheitliche Probleme nahmen zu, weil das Aussehen höher priorisiert wurde als die Gesundheit. 

Die Liste typischer Erkrankungen des Deutschen Boxers ist leider lang. Neben Gelenkproblemen (z.B. Hüftgelenksdysplasie) kommen häufig Allergien und Verdauungsprobleme hinzu. Es besteht ein erhöhtes Krebsrisiko. Die kurze Nase geht häufig mit Brachycephalie, also Kurzköpfigkeit einher. Viele Boxer schnarchen, haben Atemprobleme und Zahnfleischwucherungen, die Zahnfleischentzündungen begünstigen oder sogar zu einer gestörten Futteraufnahme führen. 

Weitere typische Erkrankungen des Deutschen Boxers sind:

  • Boxerkeratitis (eine Hornhauterkrankung des Auges)
  • Chronische Darmentzündung (histiozytäre ulzerative Kolitis)
  • Cushing-Syndrom
  • Gerinnungsstörungen (Faktor-II-Mangel)
  • Herzfehler und -rhytmusstörungen; Herzinsuffizienz (Aortenstenose, Vorhofflimmern, Vorhofseptumdefekt)
  • Inkontinenz bei Hündinnen nach der Kastration
  • Krebserkrankungen wie zum Beispiel Mastzelltumor, Milztumor, Gehirntumore
  • Magendrehung
  • Meningitis
  • Neurologische Erkrankungen
  • Spondylose
  • Stoffwechselstörungen (kongenitale Hypothyreose)

 

Von Heike Kleinhans

 

 

Deutscher Pinscher

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:184
Gewicht Hündin:14 bis 20 kg
Gewicht Rüde:14 bis 20 kg
Widerristhöhe Hündin:45 bis 50 cm
Widerristhöhe Rüde:45 bis 50 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Einfarbig (hirschrot, rot-braun bis dunkelrot-braun) oder schwarzrot
Fellbeschaffenheit:Kurz und dicht, glatt anliegend und glänzend, ohne kahle Stellen

 

 

Temperamentvoll, selbstbewusst und vielseitig

Hättest Du es gewusst? Pinscher und Schnauzer, die man Ende des 19. Jahrhunderts noch „rauhaarige Pinscher“ nannte, hatten die gleichen Vorfahren. Wobei bereits seit dieser Zeit darüber gestritten wird, ob nun Pinscher und Schnauzer von englischen Terriern abstammen oder umgekehrt. Über die genaue Herkunft weiß man also wenig. Klar ist aber, dass der Pinscher eine sehr alte Rasse ist, die schon 1836 schriftlich erwähnt wird. Glatt- und rauhaarige Geschwister konnten damals in einem Wurf vorkommen, die glatten Pinscher waren aber immer schon seltener. Die ehemaligen Stallhunde würde es heute vermutlich nicht mehr geben, hätte sich Werner Jung in den 1950er Jahren nicht um die Erhaltung der Rasse bemüht. Nach einer Pause von acht Jahren wurde 1958 erstmalig wieder ein Wurf gemeldet. Pinscher und Schnauzer sind mittlerweile getrennte Rassen, werden aber immer noch gemeinsam im Pinscher-Schnauzer-Klub geführt. Die kleinere Version des Deutschen Pinschers ist der Zwerg- oder Rehpinscher. 2003 wurde der Deutsche Pinscher zur gefährdeten Haustierrasse erklärt.

Pinscher hielt man ursprünglich zur Vertilgung von Ratten, Mäusen, Mardern und anderem Raubzeug - um 1900 fand man sie auf fast jedem Hof als Stall- und Kutschenhunde. Sie wurden daher auch „Rattler“ oder „Stallpinscher“ genannt. Die kleinen Hunde waren robust, wendig und mutig, mussten sie doch mit dem cleveren Überlebenskünstler Ratte fertigwerden. Sie ernährten sich aufgrund ihrer Aufgabe weitestgehend selbst. Streunen durften die Stallhunde nicht, so legte man in der Zucht großen Wert auf „Reviertreue“ und somit auch auf Territorialverhalten. Die großen, rauhaarigen Pinscher waren daher häufig Begleiter von Fuhrleuten, die in Abwesenheit des Kutschers Pferd und Wagen verteidigten.

Der Deutsche Pinscher ist 45 bis 50 cm hoch und 14 bis 20 kg schwer. Er hat kurzes, dichtes, glatt anliegendes und glänzendes Haar in den Farben Lackschwarz mit roten Abzeichen oder rein Rot (etwa 20% der Hunde). Er ist quadratisch gebaut und gut bemuskelt. Die Klappohren sind V-förmig und hoch angesetzt. Nach dem deutschen Tierschutzgesetz dürfen Ohren (seit 1987) und Rute (seit 1998) nicht mehr kupiert werden.

Heute ist der Pinscher immer noch ein Hund, der einen Job und daher von seinen Menschen auch klare Strukturen braucht. Fremde können sich Haus, Hof, Garten und Wohnung häufig nicht unbemerkt nähern. Die früher benötigte „Jagdlust“ kann je nach Hund immer noch ausgeprägt sein. Er ist aufgrund seiner Ursprünge temperamentvoll, selbstbewusst, selbständig und äußerst vielseitig. Alles in allem ist der Pinscher also kein Anfängerhund und auch für einen Familienhaushalt eher ungeeignet. Als Reitbegleithund und im Hundesport ist der Pinscher auf jeden Fall gut aufgehoben.

Gesundheitliche Aspekte

Beim Deutschen Pinscher sind u.a. folgende rassetypischen Dispositionen zu nennen:

  • Herzprobleme: Deutsche Pinscher können an Herzerkrankungen wie Dilatativer Kardiomyopathie leiden.
  • Augenerkrankungen wie Katarakte oder Progressive Retinaatrophie können auftreten.
  • Allergien und Hautprobleme
  • Diabetes

 

Von HEIKE KLEINHANS

Deutscher Schäferhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:166
Gewicht Hündin:22 kg bis 32 kg
Gewicht Rüde:30 kg bis 40 kg
Widerristhöhe Hündin:55 cm bis 60 cm
Widerristhöhe Rüde:60 cm bis 65 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen; schwarz einfarbig, grau mit dunklerer Wolkung, schwarzem Sattel und Maske; die Nasenkuppe muss bei allen Farbschlägen schwarz sein
Fellbeschaffenheit:Zwei Varietäten: Stockhaar und Langstockhaar, beide mit Unterwolle

 

 

Immer noch beliebtester Rassehund Deutschlands

Die Geschichte und Entwicklung des Deutschen Schäferhundes begann schon im 7. Jahrhundert. Der Hund, der vielen Menschen heute als vierbeiniger Polizist ohne Uniform im Kopf herum schwebt, ist - wie sein Name schon sagt - ursprünglich ein Begleiter der Schäfer gewesen. Schäferhunde existierten in vielen unterschiedlichen Varianten und man achtete bei ihnen weniger auf das Aussehen als auf die Hüteeigenschaften, die Ausdauer und die Robustheit. Die kurz- und stockhaarigen Hütehunde, die als Vorfahren des Deutschen Schäferhunds angesehen werden, hatten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur die Aufgabe, die Herde zu treiben, sondern zusätzlich den Besitz der Schäfer zu bewachen und zu beschützen. Man führt die Wurzeln des Deutschen Schäferhundes vor allem auf Hütehunde aus Thüringen und Württemberg zurück. Ziel des Dresdners Max von Stephanitz, dem offiziellen Begründer der Rasse, war schließlich, einen vielseitigen Arbeitshund zu züchten. Nach ersten Erfolgen wurde 1899 der Verein für Deutsche Schäferhunde gegründet.

Im ersten Rassestandard wurden rauhaarige, glatthaarige und langhaarige Hunde festgelegt, mit Stehohren, gestrecktem Fang und einer hängenden, buschigen Rute. Als Farben waren damals noch Schwarz, Weiß, Grau oder Rotgelb erlaubt – sowohl einfarbig als auch mit Abzeichen. 1933 strich der deutsche Rasseverein die Farbe Weiß aus dem Standard, wodurch weiße Deutsche Schäferhunde auch innerhalb der FCI (Fédération Cynologique Internationale) als nicht mehr standardkonform angesehen wurden. Es entwickelte sich in den folgenden Jahren eine eigene Rasse, die 2011 von der FCI als Weißer Schweizer Schäferhund anerkannt wurde. Nach aktuellem Rassestandard des Deutschen Schäferhundes sind die Fellvarianten Stockhaar und Langstockhaar und die Farben „Schwarz mit rotbraunen, braunen, gelben bis hellgrauen Abzeichen, Schwarz einfarbig sowie Grau mit dunklerer Wolkung, schwarzem Sattel und Maske“ zugelassen.

Ausdauer, Vielseitigkeit und seine hohe Bereitschaft, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, machten den Deutschen Schäferhund schnell zu einem beliebten Polizei- und Militärhund. Viele tausend Schäferhunde wurden daher im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzt und kamen dabei ums Leben. Im Dritten Reich missbrauchte und glorifizierte man den Deutschen Schäferhund als nationalsozialistisches Symbol mit „deutschen Tugenden“. Dadurch wurde die Rasse in einigen Ländern eine Zeitlang als „Alsatian“ (wegen der elsässischen Herkunft) bezeichnet, um das ungeliebte „Deutsch“ im Namen zu vermeiden. 

Gesundheitliche Aspekte

Nach der Teilung Deutschlands entwickelte sich die Zucht in Ostdeutschland eher in Bezug auf Leistung und Ausdauer und in Westdeutschland mit Blick auf Aussehen und „Schönheit“. Damit einher ging die Entwicklung des extrem abfallenden Rückens und der tiefstehenden Hüfte des Deutschen Schäferhunds. Die Folge sind Hunde mit stark abschüssiger Rückenlinie und einer deformierten Hinterhand. Das Gangbild dieser Hunde ist hochgradig verändert und die Bewegungsabläufe sind gestört. Dies und die Unfähigkeit, sich auf den Beinen zu halten, sind die Ursache von ca. 15 Prozent aller Euthanasien beim Deutschen Schäferhund. Schäferhunde leiden vermehrt unter Ellenbogen- und Hüftgelenksdysplasie (ED/HD) sowie Arthrosen. Laut der „Orthopedic Foundation for Animals“ sind 19 Prozent aller untersuchten Schäferhunde dsyplastisch, nur 3,8, Prozent konnten mit „hervorragend“ bewertet werden. 

Diese Gelenkserkrankungen machen oft eine lebenslange Schmerzmitteltherapie notwendig, teilweise auch chirurgische Eingriffe. Auch Adduktorentensionen, Polyneuropathien und das Cauda-Equina-Syndrom sind bei der Rasse übermäßig weit verbreitet. Wie schlimm es für diese sonst bewegungsfreudige Rasse sein muss, ihrem Bewegungsdrang wegen dieser Erkrankungen nur unter Schmerzen nachgehen zu können, kann man sich unschwer vorstellen.

Die Liste der häufigsten Krankheiten beim Schäferhund geht leider noch weiter mit Pankreasinsuffizienz und degenerativer Myelopathie - um nur einige zu nennen…

Braucht sinnvolle körperliche und geistige Auslastung - und keine Zwingerhaltung

Der Deutsche Schäferhund, der immer noch der beliebteste Rassehund bei uns ist, sollte mit Menschen zusammenleben, die bereit sind, ihm eine angemessene Aufgabe zu geben. Aber damit ist nicht gemeint - und dieses Klischee muss hier leider einmal bemüht werden - dass er von seinem Zwinger aus auf Haus und Grundstück aufpasst. Vielmehr braucht er die Nähe zu seinen Menschen, die zum einen seine häufig ausgeprägte territoriale Motivation durch sinnvolle Regeln im Alltag in geordnete Bahnen lenken und zum anderen gemeinsame körperliche und geistige Auslastung anbieten. Denn ansonsten entwickeln sich leider häufig unerwünschte Verhaltensweisen, wie das Hüten von Joggern auf dem Spaziergang oder das Jagen von Fahrrädern oder Autos. So vielseitig der Deutsche Schäferhund im Laufe seiner Geschichte eingesetzt wurde, so vielseitig sind auch die Beschäftigungsformen, die sich für eine sinnvolle Auslastung anbieten: Apportieren, Fährtenarbeit oder Mantrailing, Obedience, Agility, Longieren, Rettungshundearbeit und vieles mehr. Wichtig ist dabei, dass neben der körperlichen Auslastung das Training von Ruhe und Impulskontrolle nicht zu kurz kommt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Dobermann

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:143
Gewicht Hündin:32 bis 35 kg
Gewicht Rüde:40 bis 45 kg
Widerristhöhe Hündin:63 bis 68 cm
Widerristhöhe Rüde:68 bis 72 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molosser und Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:zwei Farbvarietäten: Schwarz oder Braun mit rostrotem, scharf abgegrenztem und sauberem Brand
Fellbeschaffenheit:Das Haar ist kurz, hart und dicht. Es liegt fest und glatt an und ist gleichmäßig über die ganze Oberfläche verteilt. Keine Unterwolle.

 

 

Ein Mix aus den wachsamsten Hunden stand am Anfang

Friedrich Louis Dobermann hatte unter anderem die Aufgabe, streunende Hunde einzufangen. Meldete sich kein Besitzer, wurden die Hunde erschossen. Die besonders wachsamen Hunde, so heißt es, erschoss Dobermann allerdings nicht, sondern verpaarte sie mit seiner Lieblingshündin „Schnuppe“. Da es sich bei Schnuppe und auch bei vielen der anderen Hunde bereits um Mischlinge handelte, lassen sich die beteiligten Rassen nur vermuten. Es gilt allerdings als sehr wahrscheinlich, dass sogenannte „Fleischerhunde“, die bei der Schlachtung von Rindern halfen, beteiligt waren. Dazu gehörten die Vorgänger der heutigen Rottweiler, die mit Schäferhunden gekreuzt wurden. Windhunde, Pinscher, Terrier und Deutsche Doggen werden zusätzlich als Vorfahren des Dobermanns ins Spiel gebracht. Dobermanns Hunde, die aus diesen Verpaarungen entstanden, waren extrem wachsam und jagdlich motiviert. Sie wurden zu dieser Zeit daher vor allem als Wachhunde für Haus und Hof, als Jagdhunde auf Raubwild, aber auch schon bald als Polizeihunde eingesetzt. Die Hunde waren dadurch schnell als „Gendarmenhunde“ bekannt. Nach Dobermanns Tod übernahm Otto Göller, der ebenfalls aus Apolda stammte, einige von Dobermanns Hunden. Diese kreuzte er mit weiteren Hunderassen und Mischlingen und gründete bereits im Jahr 1899 den ersten Dobermann-Club. Von der Polizei gelangten die Hunde auch bald als Diensthunde zum Zoll und zum Militär. In den beiden Weltkriegen wurden Dobermänner verstärkt als Sanitätshunde eingesetzt. Die offizielle Anerkennung der FCI (FÉDÉRATION CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE) erfolgte 1955.

Muskulös und elegant – und zum Glück wieder mit hängenden Ohren und langer Rute

Der heutige Dobermann ist mittelgroß und zeigt äußerlich schon viel von seiner Veranlagung: Er ist sportlich, muskulös und temperamentvoll. Hündinnen werden 63 bis 68 cm groß und erreichen ein Gewicht von 32 bis 35 kg. Rüden erreichen eine Größe von 68 bis 72 cm und wiegen ausgewachsen 40 bis 45 kg. Offiziell sind die Farbvarianten Schwarz oder Braun mit rostroten Abzeichen (Brand) erlaubt. Der Dobermann hat kurzes, dichtes und pflegeleichtes Fell ohne Unterwolle. Im Winter und bei extremer Nässe ist es daher ratsam, einen Mantel für ihn zu besorgen. Und unter anderem aufgrund der fehlenden Unterwolle sollte der Dobermann nicht als Zwingerhund gehalten werden.

Der Dobermann hat mittelgroße, abgerundete und hängende Ohren. Die Rute ist lang. Rute und Ohren wurden in der Vergangenheit allerdings oft kupiert. Dadurch hatten die Hunde spitze, aufrechtstehende Ohren und eine Stummelrute. Was der Mensch damals „schön“ fand, war für die Hunde zum einen mit teils grausamen Schmerzen, zum anderen mit großen Schwierigkeiten bezüglich der körperlichen Kommunikation mit Artgenossen verbunden. Glücklicherweise ist das Kupieren der Ohren und der Rute bei Hunden seit vielen Jahren laut Tierschutzgesetz verboten. Leider gelangen auch immer wieder in anderen Ländern kupierte Hunde nach Deutschland. Diesen Handel sollte man niemals unterstützen!

Sinnvolle Beschäftigung und Auslastung sind das A und O

Dobermänner gelten nicht nur als agil und sportlich, sondern auch als sensibel und sehr intelligent. Sie müssen dementsprechend auch beschäftigt und ausgelastet werden. Das kann (bei ausgewachsenen und gesunden Hunden) einerseits über sportliche Aktivitäten wie gemeinsames Joggen, FAHRRADFAHREN oder ZUGHUNDESPORT gewährleitet werden. Bereits bei jüngeren Hunden können aber verschiedene Formen der NASENARBEIT (SUCHE NACH KLEINEN GEGENSTÄNDEN, FÄHRTE, MANTRAILING) trainiert werden. Wichtig ist, dass der Dobermann nicht körperlich immer noch fitter gemacht wird, sondern vor allem vom Kopf her ausgelastet wird. Nasenarbeit ist dafür perfekt geeignet.

Den wachsamen Hund nicht noch wachsamer machen

Bei den eigenen Menschen ist der Dobermann liebevoll und anhänglich. Als ursprünglicher Wach- und Schutzhund verwundert es aber nicht, dass er Fremden gegenüber eher aufmerksam bis misstrauisch begegnet. Daher ist es besonders wichtig, den Dobermann von Welpe an gut zu sozialisieren und vor allem darauf zu achten, die meist ausgeprägte territoriale Motivation nicht bewusst (oder auch unbewusst) zu fördern. Vielmehr müssen seine Halter:innen von Beginn an vorleben, dass sie sich um den Schutz des „Rudels“ kümmern, Verantwortung übernehmen und die Managerfunktion drinnen und draußen zuverlässig ausüben. Dies gilt also sowohl für Besuch daheim als auch für alle Begegnungssituationen mit Menschen und anderen Hunden unterwegs. Letztlich machen individuell festgelegte REGELN UND STRUKTUREN IM ALLTAG das Bild für den Dobermann „rund“. Obwohl der Dobermann in der Regel auch mit Kindern in der Familie sehr gut auskommt, kann man ihn nicht als Familienhund im eigentlichen Sinne bezeichnen. Denn gerade in Familien mit Kindern geht zuhause meist viel Besuch ein und aus. Je nach rassetypischer Veranlagung könnten das für den Dobermann Situationen sein, die ihn entsprechend triggern und in denen die Erwachsenen im Haus unbedingt jederzeit die territoriale Verantwortung übernehmen müssen.

Gesundheitliche Themen beim Dobermann – nicht wegzudiskutieren

Gesundheitlich gibt es beim Dobermann leider einige rassetypische Krankheiten, die sich durch unnötig lange Ignoranz in der Zucht weit ausgedehnt haben. Die nach ihm benannte DOBERMANN-KARDIOMYOPATHIE ist in mehr als 50 Prozent der Population verbreitet. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Erkrankung des Herzmuskels. Dadurch vergrößert sich das Herz, es wird dünnwandiger und vor allem schwächer. Eine mögliche Folge kann ein plötzlicher Herztod bei scheinbar kerngesunden Hunden sein. Außerdem hat der Dobermann eine Prädisposition für das WOBBLER-SYNDROM, bei dem schwere Schädigungen des Rückenmarks in der Halswirbelsäule festzustellen sind. Wie bei fast allen größeren Hunderassen gibt es häufige Fälle von Hüftgelenksdysplasie (HD). Die „von-Willebrand-Krankheit“, eine Blutgerinnungsstörung, wird ebenfalls unter den rassetypischen Erkrankungen aufgeführt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Elo

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:nicht anerkannt
Gewicht Hündin:10 bis 35 kg
Gewicht Rüde:10 bis 35 kg
Widerristhöhe Hündin:klein: 35 bis 45 cm; groß: 46 bis 60 cm
Widerristhöhe Rüde:klein: 35 bis 45 cm; groß: 46 bis 60 cm
FCI Gruppe:nicht anerkannt
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Alle Farben erlaubt, wobei der Elo 1/3 bis 1/4 Weißanteil haben soll
Fellbeschaffenheit:Zwei Varianten: Rauhhaar und Glatthaar

 

 

Junge Rasse aus Eurasier, Bobtail, Chow Chow, Samojede und Dalmatiner

Marita und Heinz Szobries hatten sich damals das Ziel gesetzt, einen neuen Familien- und Gesellschaftshund zu züchten, der freundlich, ausgeglichen, robust und belastbar ist, und aufgrund seiner hohen Reizschwelle auch problemlos in Familien mit Kindern leben kann. Die Szobries starteten das Zuchtprojekt mit drei Ausgangsrassen: Eurasier, Bobtail und Chow Chow. Auf diese drei Bezug nehmend nannten sie die entstehende Hunderasse zunächst „Eloschaboro“. Später wurde daraus die Kurzform „Elo“, die sie als Marke schützen ließen. Zur Erweiterung des Genpools und Verbreiterung der Zuchtbasis wurden schließlich noch Samojeden und Dalmatiner mit eingekreuzt. Als Variante wurde auch noch der Klein-Elo entwickelt. Diese Zucht begann mit Pekingese und Kleinspitz. Die nachfolgenden Generationen verpaarte man mit größeren Elos und kreuzte schließlich noch Japanspitz ein, um die kleinere Variante des Elos zu festigen.

Bei der Auswahl aller Zuchthunde achtete man vor allem auf das Wesen und die Gesundheit der Hunde. Welche Wesensmerkmale dies sind, kann man sehr detailliert bei der 1993 gegründeten "Elo Zucht- und Forschungsgemeinschaft“ (EZFG e.V.) nachlesen. Insgesamt 22 Merkmale werden dort aufgelistet, darunter zum Beispiel auch die „Veranlagung zu schneller Stubenreinheit“, ein „vorhandenes Sättigungsgefühl“, „fehlender bis geringer Jagdtrieb“, „ausgeprägte Wachsamkeit“ sowie „angemessene Begrüßung vertrauter Menschen mit keiner bis geringer Neigung zum Anspringen oder Freudengebell“. Obwohl das Aussehen der Hunde bei der Zucht nicht im Vordergrund steht, hat die EZFG einen Standard festgelegt und schreibt darin, dass „ein ansprechendes, harmonisches Äußeres jedoch erwünscht und ebenfalls Zuchtziel“ ist.
 

Der Klein-Elo wird bei einem Gewicht von bis zu 15 kg bis 45 cm groß, der Groß-Elo wird 46 cm bis 60 cm groß und wiegt dabei bis zu 35 kg. Es werden zwei Fellarten unterschieden: Der rauhaarige Elo, dessen Fell trotzdem weich sein soll, und der glatthaarige Elo, der weniger und kürzeres Fell im Gesicht und an den Beinen hat. Farblich ist so ziemlich alles erlaubt, wobei der Elo 1/3 bis 1/4 Weißanteil haben sollte. So gibt es ein-, zwei-, aber auch dreifarbige Elos, gescheckte Varianten, einfarbige Hunde mit Tupfen oder Abzeichen. Die Stehohren sollen mittelgroß sein und die Rute einfach gerollt über dem Rücken getragen werden.

In Deutschland, der Schweiz, Österreich, Belgien und den Niederlanden gibt es weniger als 200 anerkannte Elo-Züchter:innen. Um zur Zucht zugelassen zu werden, ist eine Ankörung erforderlich. Dabei werden die Hunde in einem Wesens- und Standardtest bewertet. Zusätzlich gibt es medizinische Untersuchungen in Bezug auf Hüftgelenksdysplasie, Patellaluxation und verschiedene Augenerkrankungen.

Die Beschreibung der gewünschten und in der Zucht verstärkten Wesensmerkmale des Elos liest sich natürlich wunderbar - quasi so, als könne beim Training und bei der Erziehung dieses Hundes nichts mehr schiefgehen. Die Zuchtgemeinschaft gibt sogar an, dass etwa 80 Prozent der Elos diese gewünschten rassetypischen Eigenschaften zeigen. Das macht den Elo für viele Menschen interessant. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass ein Großteil der gewünschten Eigenschaften auch Trainingssache ist bzw. innerhalb einer Rasse - ja, sogar innerhalb eines Wurfes - ganz individuell ausgeprägt sein kann. Auf das Alleinbleiben, die Stubenreinheit, das entspannte Miteinander mit Kindern, Verträglichkeit mit Artgenossen, die Orientierung an den eigenen Menschen und viele Punkte mehr haben die Halter:innen großen Einfluss, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Daher macht es auch beim Elo Sinn, von Welpe an auf Regeln und Strukturen im Alltag zu achten und den Hund artgerecht zu beschäftigen und auszulasten. Genau wie das Aussehen können auch die Interessen des Elos sehr unterschiedlich sein. Bei der Suche nach der geeigneten Beschäftigungsform macht es Sinn, zu schauen, wofür die Ausgangsrassen „gemacht“ wurden. Mögliche Trainingsformen wären dann zum Beispiel Distanztraining, Hoopers, Apportieren und vieles mehr - ganz individuell je nach Hund und seinen zugehörigen Menschen.

Gesundheitliche Aspekte

Dadurch, dass die Rasse noch sehr jung und die Population verhältnismäßig klein ist, besteht die Gefahr der Inzucht und entsprechender Folgeerscheinungen. Einige Erbkrankheiten können daher gehäuft auftreten, beispielsweise Distichiasis (eine Augenerkrankung, bei der feine Haare aus den Talgdrüsen des Lidrandes heraus Richtung Augapfel wachsen), wodurch auch Hornhautschädigungen entstehen können. 

 

Englischer Setter

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:2
Widerristhöhe Hündin:61 bis 65 cm
Widerristhöhe Rüde:65 bis 68 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Schwarz und Weiß (blue belton), Orange und Weiß (orange belton), zitronenfarben und Weiß (lemon belton), Leberbraun und Weiß (liver belton) oder Tricolour
Fellbeschaffenheit:leicht gewellt, aber nicht gelockt, lang und seidig

 

 

Agiler und temperamentvoller Vorstehhund

Der temperamentvolle, fröhliche Brite gehört in der Gruppe der Jagdhunde zu den Vorstehhunden, die dem Jäger durch „Vorstehen“ anzeigen, wo sich das Wild - in der Regel handelt es sich dabei um Federwild oder Hasen - befindet. Dabei wird der Hund langsamer und hält gegebenenfalls sogar kurz in der Bewegung inne, während er in Richtung des Tieres „starrt“ und eine Vorderpfote angehoben hält. Früher kam diese Aufgabe den sogenannten „setting dogs“ zu, die das Wild nicht stehend, sondern liegend anzeigten. Später wurden daraus dann die verschiedenen Rassen des „Setters“. Man vermutet, dass die ersten Setter auf Kreuzungen aus verschiedenen Spaniels und spanischen Pointern zurückgehen. Der English Setter, den wir heute vor Augen haben, hat seinen Ursprung in der Zucht von Edward Laverack, die 1825 mit der Hündin „Old Moll“ und dem Rüden „Ponto“ begann. Laverack war mit seiner Zuchtlinie so erfolgreich, dass seine Hunde bald schnell über die Landesgrenzen hinaus bekannt waren. Mit der Gründung des britischen Kennel Clubs 1873 wurde für den English Setter ein Rassestandard festgelegt.

Der English Setter ist „von mittlerer Größe mit klar umrissener Silhouette, Gesamterscheinung und Bewegung sind elegant“, heißt es im Standard. Die Grundfarbe des langen Fells ist immer weiß mit schwarzen (blue-belton), orangenen (orange-belton), leberfarbenen (liver-belton) Platten und Tupfen oder dreifarbig (tricolor). Die Bezeichnung „belton“ stammt vom Rassebegründer Laverack, der die Farben nach seinem Heimatort Belton in Northumberland benannte. Das Fell soll leicht gewellt, aber nicht gelockt sein, lang und seidig mit sogenannten „Hosen“ an den Hinterläufen und „Befederung“ an den Vorderläufen. Hündinnen werden 61 bis 65 cm hoch, Rüden 65 bis 68 cm.

Von den Eigenschaften her bringt der English Setter alles mit sich, was ein Hund, der bei der Jagd eng mit dem Menschen zusammen arbeiten sollte, braucht: Er ist agil und körperlich extrem leistungsfähig. Vor allem die Hunde aus der Arbeitslinie, in der die Arbeitsanlagen in der Zucht immer verstärkt wurden, sind sinnvollerweise sehr sensibel, da sie auf kleinste Anweisungen des Menschen reagieren sollten. Der English Setter genießt die Nähe zu seinen Menschen und ist im Haus - sofern er täglich ausreichend beschäftigt und ausgelastet wird - ein durchaus entspannter und gemütlicher Zeitgenosse, der auch bei Familien mit Kindern gut aufgehoben ist.

In Bezug auf seine jagdliche Passion darf man sich selbstverständlich keine Illusionen machen. Diese Motivation ist im Normalfall extrem ausgeprägt und muss bestenfalls von Welpe an durch alternative jagdliche Auslastung gemeinsam mit seinen Menschen, Rückruftraining, Training der Impulskontrolle sowie Regeln und Strukturen im Alltag in sinnvolle Bahnen gelenkt werden. Dazu bieten sich unter anderem Reizangeltraining, Dummytraining, Fährtenarbeit, Mantrailing und viele weitere Formen der Nasenarbeit an. Zusätzlich freut sich der English Setter natürlich auch darüber, wenn er seine Menschen beim Joggen oder Radfahren begleiten kann. Aber diese sportliche Betätigung sollte nie die einzige Auslastung sein - der English Setter braucht unbedingt die für ihn sinnvolle geistige Auslastung.

Gesundheitliche Aspekte

Dem britischen Kennel Club zufolge können Setter von angeborener Taubheit und Hüftgelenksdysplasie betroffen sein. Seltener kommen auch Schilddrüsenerkrankungen, Ellenbogendysplasie, Allergien sowie Hautkrankheiten vor. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 11 bis 12 Jahren.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

English Cocker Spaniel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:5
Gewicht Hündin:ca. 13 bis 14,5 kg
Gewicht Rüde:ca. 13 bis 14,5 kg
Widerristhöhe Hündin:38 bis 39 cm
Widerristhöhe Rüde:39 bis 41 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:mehrere ein-, zwei- oder dreifarbige Varianten, z.B. schwarz, braun-weiß, lemonschimmel oder braun und weiß mit loh
Fellbeschaffenheit:glatt und seidig

 

 

Fröhliche Supernase

Spaniel werden sogar in mehreren Stücken Shakespeares erwähnt. Zu dieser Zeit waren die Hunde daher vermutlich besonders beliebt. Im frühen 19. Jahrhundert teilte man die Spaniels nach ihrer Größe in verschiedene Rassen ein. Die kleinste Rasse wurde als Cocker Spaniel bezeichnet. Der Cocker Spaniel, den wir heute vor Augen haben, entwickelte sich aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts. Der Cocker wurde in England bei der Jagd auf Niederwild und Federwild eingesetzt. Der Zusatz „Cocker“ stammt vom englischen „Woodcock“ (Waldschnepfe). Die Hunde sollten die Vögel aufstöbern und aufscheuchen, um dem Jäger den Schuss zu ermöglichen. Beim Einsatz als Jagdhund gehören neben dem Stöbern auch spurlautes Jagen, Apportieren und Schweißarbeit zu den Aufgaben des English Cocker Spaniels. Er ist eine von neun Jagdspanielrassen.

1873 wurde der Cocker Spaniel offiziell vom Kennel Club als eine der ersten Hunderassen anerkannt. Im Jahr 1963 erfolgte die Anerkennung als English Cocker Spaniel durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI).

Der Cocker gilt als klug, anhänglich, fröhlich und temperamentvoll mit einem gewissen Hang zur Selbstständigkeit. Rassekenner bestätigen außerdem, dass der Cocker Spaniel sehr verfressen ist. Daher neigt er manchmal zu Übergewicht, jedoch kann man sich die Liebe zum Leckerbissen bei Training und Erziehung durchaus auch zunutze machen. Denn nichts wird den Cocker mehr begeistern als geistige und körperliche Auslastung seiner sensiblen Spürnase, die beim Spaziergang sowieso gern zu 90 Prozent den Boden untersucht.

Immer noch ein Jagdhund

Früher war der English Cocker Spaniel vor allem für den jagdlichen Einsatz beliebt. Heute überwiegt die Haltung als Begleithund in Familien. Auch diese „Verwendung“ liegt ihm durchaus, denn der Cocker liebt die Nähe zu seinen Menschen. Die jagdliche Motivation hat sich aber trotz dieser Veränderung nicht zurückentwickelt. Wer einen reinen Familienhund möchte, sollte sich daher nicht für einen Hund aus einer jagdlichen Zucht entscheiden. Es sein denn, man sorgt für entsprechende rassespezifische Alternativen wie beispielsweise Mantrailing, Fährtenarbeit oder komplexes Apportiertraining. Grundsätzlich ist ein hohes Bewegungsbedürfnis ist ebenso rassetypisch wie der Wunsch nach abwechslungsreicher Beschäftigung und eine ganzjährig ausgeprägte Wasserliebe.

Sportlich kompaktes Aussehen mit seidigen Hängeohren

Hündinnen werden 38 bis 39 Zentimeter groß und Rüden 39 bis 41 Zentimeter bei einem Gewicht von 13 bis 14,5 Kilogramm. Zum typischen Aussehen gehören die seidig behaarten Hängeohren. Der Körperbau ist sportlich kompakt. Das Fell ist glatt und seidig in den Farben Schwarz, Rot, Braun mit etlichen, auch mehrfarbigen Varianten.

Nicht zu unterschätzender Pflegeaufwand

Die Pflege des English Cocker Spaniels ist etwas aufwändiger. Er sollte bestenfalls täglich gebürstet werden, damit das Fell, vor allem an Bauch, Beinen und Rute, nicht verfilzt. Außerdem wird empfohlen, ihn drei- bis viermal im Jahr trimmen zu lassen. Seine Hängeohren sollte man wöchentlich kontrollieren und reinigen, da der Cocker ansonsten anfällig für Ohrenentzündungen ist.

Gesundheit und rassespezifische Krankheiten

Die Lebenserwartung des English Cocker Spaniels liegt bei etwa 12 bis 14 Jahren. Es sind allerdings auch verschiedene rassespezifische Krankheiten zu erwähnen: Die Rasse leidet häufiger unter dem Kongenitalen Vestibularsyndrom, einer Erkrankung des Innenohrs, die zu Gleichgewichtsstörungen und sogar zu Taubheit führen kann. Weitere Anfälligkeiten bestehen bezüglich Lefzendermatitis, progressiver Netzhautatrophie und der Familial Nephoropathy (FN), einer schwerwiegenden Nierenerkrankung.

In der Vergangenheit wurde häufig über die sogenannte „Cockerwut“ berichtet. Diese vererbbare Anfälligkeit äußert sich in unkontrollierbaren, epilepsieähnlichen Aggressionsanfällen und kann bisher leider noch nicht geheilt werden.

Luxusleben statt Hundeleben

Die Rasse ist auch heute noch bei britischen Prominenten sehr beliebt. Cocker Spaniel „Arthur“ begleitete den Sänger Elton John mehrfach auf den roten Teppich und war sogar Trauzeuge bei seiner Hochzeit. Prinz William und Herzogin Kate haben einen schwarzen Cocker Spaniel namens „Orla“.

 

Von HEIKE KLEINHANS

English Pointer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:1
Widerristhöhe Hündin:61 bis 66 cm
Widerristhöhe Rüde:63 bis 69 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:
Übliche Farben sind zitronenfarben und Weiß, Orange und Weiß, Leberbraun und Weiß und Schwarz und Weiß, auch einfarbig und dreifarbig (tricolour)
Fellbeschaffenheit:Hart, dicht und drahtigFein, kurz, fest und gleichmäβig verteilt, vollkommen glatt und anliegend mit einem ausgeprägten Glanz

 

 

Vorstehexperte

Sein Name weist schon auf seine Hauptaufgabe und -leidenschaft hin: Das Anzeigen von Wild (engl. to point), speziell Federwild, war und ist die Paradedisziplin des English Pointers. Er wird gern als der „reinste Vererber“ dieser Eigenschaft bezeichnet. Mit seiner typischen Pose, dem Vorstehen, also ein in der Bewegung „Einfrieren“, einen Vorderlauf dabei leicht erhoben, weist er bei der Jagd auf das sich versteckende Wild hin. Die verängstigten Vögel verharren bis die oder der Jäger:in nahe genug herankommt, dann „drückt“ der Pointer die Vögel heraus (bringt sie zum Auffliegen) und es kommt zum Schuss. Dem Vorstehen geht ein Absuchen des Geländes in weiten Kreisen und extrem schnellem Tempo voran. Rassekenner:innen betonen dabei die besonders sensible und somit gut funktionierende Nase des Pointers, der aus dem vollen Lauf die Witterung von Fasanen oder Rebhühnern aufnehmen kann, die noch 50 Meter entfernt sind.

Die Vorfahren des Pointers sollen von der Iberischen Halbinsel nach England gekommen sein. Bei der Weiterzucht der spanischen Jagdhunde wurden wahrscheinlich Foxhounds, französische Laufhunde und - wegen der enormen Geschwindigkeit - Greyhounds eingekreuzt. Das Windhunderbe kann man noch heute in seiner kraftvollen, aber geschmeidigen Statur erahnen.

Hündinnen werden 61 bis 66 cm und Rüden 63 bis 69 cm groß, das Gewicht liegt dabei zwischen 25 und 30 kg. Das Fell des Pointers ist fein, kurz, fest, glänzend und liegt glatt an. Laut Rassestandard sind folgende Farben erlaubt: Zitronenfarben und weiß, orange und weiß, leberbraun und weiß, schwarz und weiß; auch ein- oder dreifarbig. Äußerlich besonders charakteristisch sind der tiefe Brustkorb, die schmale Taille, die hoch angesetzten Hängeohren sowie der groß wirkende Fang mit deutlich ausgeprägtem Stop. Dadurch, dass sich das Fangende auf einer Höhe mit den Nasenlöchern befindet, wirkt es so, als habe der Pointer eine leichte „Himmelfahrtsnase“ (so die Übersetzung im Rassestandard; im Original engl. dish-face).

Mit seiner ursprünglichen Verwendung und Aufgabe im Hinterkopf wird schnell ersichtlich, dass der Pointer ein ausdauernder, temperamentvoller Hund mit starkem Bewegungsdrang ist. Obwohl er als sehr umgänglich mit anderen Hunden und geradezu liebevoll mit seinen Menschen gilt, eignet er sich leider wenig als Familien- beziehungsweise Begleithund. Denn sein angeborenes Laufbedürfnis auszuleben, ist in unserer Gesellschaft sehr schwierig. Seine extreme jagdliche Passion ist nur mit für ihn sinnvollen Aufgaben in geordnete Bahnen zu lenken. Geeignete Beschäftigungsformen wären hierbei ein Mix aus körperlich auslastenden Aufgaben sowie Nasenarbeit und Impulskontrolle (beispielsweise Fährtenarbeit, Mantrailing, Fahrradfahren oder Zughundesport, Reizangeltraining, Distanztraining, Revieren und Hoopers). 

Gesundheitliche Aspekte

Es sind wenige rassetypische Erkrankungen bekannt, selten treten Hüftgelenksdysplasie (HD) sowie das Akrale Multilationssyndrom, eine angeborene Nervenkrankheit mit Selbstverstümmelung der Pfoten, auf.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

English Springer Spaniel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:125
Widerristhöhe Hündin:ca. 51 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 51 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Leberbraun / Weiß, Schwarz / Weiß oder jede dieser Farben mit Loh-Abzeichen.
Fellbeschaffenheit:Dicht, glatt und wetterresistent, niemals grob. Mäßige Befederung an Behang, Vorderläufen, Körper und Hinterhand.

 

 

Ursprünglichster Spanieltyp

Als ursprünglichster Spanieltyp und als älteste „Gundog-Rasse“ wird der English Springer Spaniel bezeichnet, denn seine Existenz kann über 600 Jahre zurückverfolgt werden. Er zählt zu den ältesten Jagdhundetypen Großbritanniens. Damals wurde der Stöberhund eingesetzt, um das Wild im offenen Gelände für die Jagd mit dem Falken oder dem Greyhound zu finden und um Vögel in Netze zu treiben. Heute wird er als Jagdgebrauchshund immer noch geschätzt, um weitläufig zu stöbern, das Wild zu suchen und „herauszudrücken“ und nach dem Schuss zu apportieren. Der English Springer Spaniel äußert beim Jagen einen sogenannten „Spurlaut“.

Sein Name geht auf die englische Beschreibung seines Einsatzes zurück: „This dog takes his name from ‚springing‘ the birds originally for the nets and later for the guns“, liest man bei Robert Leighton 1910 in „Dogs and all about them“. „Springing the game“ heißt auf Deutsch so viel wie „das Wild aus der Deckung sprengen“.

Der English Springer Spaniel ist mit einer Schulterhöhe von ca. 51 cm mittelgroß. Das Fell ist dicht und glatt anliegend, es ist lang und darf laut Rassestandard auch etwas wellig sein. Braun-weiß oder schwarz-weiß mit oder ohne Loh-Abzeichen (gemeint ist ein helles Rotbraun) sind die anerkannten Farben.

Wie bei einigen anderen Rassen (zum Beispiel dem Golden Retriever) hat sich beim English Springer Spaniel eine Show- und eine Arbeitslinie herausgebildet. Die Showlinie wird überwiegend für Ausstellungen gezüchtet, ist größer und kräftiger und hat prächtigeres Fell, ist dabei allerdings auch etwas weniger motiviert in Bezug auf die jagdliche Arbeit. Insofern ist die Showlinie auch eher als Familienhund geeignet.

Die Arbeitslinie ist schmaler und hat unauffälligeres Fell, ist aber sehr temperamentvoll - vor allem bezüglich der ursprünglichen Verwendung als Stöberhund - und daher bei einem Jäger oder zumindest einem aktivem Menschen deutlich besser aufgehoben.

In beiden Varianten bleibt der English Springer Spaniel ein Hund, der viel Beschäftigung und jagdliche Aufgaben braucht, um ausgelastet zu sein. Diese kann man ihm zum Beispiel über ein komplexes Dummytraining, Fährtenarbeit, aber auch viele andere Hundesportarten bieten. Denkt man an seine ursprüngliche Verwendung, wird schnell klar, dass man ihm mit allen stöbernden Arbeiten und dem Einsatz der Nase eine riesige Freude bereitet.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich sollte man beim English Springer Spaniel vor allem die Ohren im Blick behalten. Sie sind teilweise anfällig für Ohrinfektionen. Daher ist es wichtig, die langen, hängenden Ohren regelmäßig von außen zu reinigen und beim Routinecheck auch tierärztlich kontrollieren zu lassen.

Außerdem ist der English Springer Spaniel ggf. anfällig für folgende Erkrankungen:

  • Progressive Retinaatrophie (PRA): Eine Augenerkrankung, die zur Erblindung führen kann.
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Entropium: Hierbei handelt es sich um eine Fehlstellung des Augenlids, bei der es nach innen rollt und die Wimpern gegen die Augenoberfläche reiben. Dies kann zu Reizungen und Infektionen führen.
  • Fucosidose: Eine seltene, erbliche Stoffwechselstörung, die das zentrale Nervensystem betrifft und zu Koordinationsproblemen führt.
  • Allergien: Die Hunde können Nahrungsmittel- oder Umweltallergien entwickeln. Symptome können Hautausschläge, Juckreiz oder Verdauungsprobleme sein.
  • Herzerkrankungen: Der English Springer Spaniel kann an angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen leiden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Entlebucher Sennenhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:47
Widerristhöhe Hündin:42 bis 48 cm
Widerristhöhe Rüde:44 bis 50 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Typische Dreifarbigkeit: Grundfarbe schwarz mit möglichst symmetrischen (gelb - bis bräunlich rostroten) lohfarbenen und weiβen Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Hart, dicht und drahtigStockhaar, Deckhaar kurz, fest anliegend, hart und glänzend, Unterwolle dicht

 

 

Kleinster Sennenhund

Der Entlebucher Sennenhund ist neben dem Appenzeller, dem Berner und dem Großen Schweizer Sennenhund die kleinste der vier Sennenhundrassen. Der Entlebucher Sennenhund ist neben dem Appenzeller, dem Berner und dem Großen Schweizer Sennenhund die kleinste der vier Sennenhundrassen. Seine Vorfahren waren seit Jahrhunderten als Hüter und Treiber der Viehherden sowie als Wächter und Zughunde am Hof im Einsatz. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Kynologen im Bereich um Luzern und Bern, im Tal Entlebuch, im Tal der Aare und im Tal des Schärglibaches Hunde, die unserem heutigen Entlebucher sehr ähnlich waren. In der Schweiz existiert daher neben dem „Entlibucher“ auch noch die Bezeichnung „Schärglibacher“. Offiziell wurden Entlebucher und Appenzeller zu dieser Zeit aber noch nicht unterschieden. Erst 1914 wurden die ersten Entlebucher als eigene Rasse in das Schweizerische Hundestammbuch eingetragen. 1926 folgte die Gründung des Schweizerischen Klubs für Entlebucher Sennenhunde, 1927 die Verfassung des ersten Rassestandards.

Demnach sind Hündinnen 42 bis 48 cm, Rüden 44 bis 50 cm groß. Die Figur ist dabei kompakt und leicht in die Länge gestreckt. Der Entlebucher ist wie alle Sennenhunde dreifarbig: Die Grundfarbe ist Schwarz mit gelb- bis rostbraunen und weißen Abzeichen. Das Fell wird beschrieben als „kurz, fest anliegend, hart und glänzend“ mit dichter Unterwolle. Babeli von der Rothöhe war Anfang des 20. Jahrhunderts die erste Hündin, mit der die gezielte Wiederaufzucht startete. Sie hatte eine Stummelrute. In manchen Linien setzt sich diese bis heute fort - so werden 10 Prozent der Entlebucher mit kurzer Rute geboren. Sonst ist die Rute lang und gerade hängend.

Seine Geschichte als Treib-, Hüte-, Wach- und Hofhund bestimmt immer noch die rassetypischen Eigenschaften des Entlebuchers: Er ist temperamentvoll, schnell und wendig, voller Arbeitseifer. Es ist allerdings gar nicht so einfach, diesen in bestimmte Bahnen zu lenken - denn als Treibhund ist er es gewohnt, Entscheidungen selbst zu treffen und selbstständig zu handeln. Dazu kommt oft eine ausgeprägte territoriale Motivation, die er gern bellend kundtut. Fremde Menschen und Hunde sind im eigenen „Revier“ meist nicht so gern gesehen, er gilt Fremden gegenüber sogar als eher misstrauisch. Bei seinen eigenen Menschen ist er dagegen sehr anhänglich.

Der Entlebucher ist somit definitiv kein Hund für bequeme Menschen. Er muss konsequent und einfühlsam erzogen und dabei sinnvoll beschäftigt werden, beispielsweise mit Treibball, Distanztraining und Revieren. Aber auch für andere Beschäftigungsformen wie Apportieren, Nasenarbeit und Agility sind die kompakten kleinen Sportler je nach Hund (und Mensch) zu motivieren. Wichtig ist, dass seine Menschen von Beginn an selbst territoriale Verantwortung übernehmen und viel Impulskontrolle mit ihm trainieren - vor allem in Situationen mit Besuch und wenn Kinder in der Familie sind. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass er nicht nur seiner Wachhund-, sondern auch seiner Treibhundvergangenheit alle Ehre macht.

Gesundheitliche Aspekte

Obwohl der Entlebucher keine große Rasse ist, treten leider häufig Hüftgelenksdysplasien (HD) auf. Außerdem leiden viele Entlebucher an erblichen Augenkrankheiten wie Grauem Star (Katarakt), Progressiver Retinaatrophie (PRA) und Goniodysplasie, einer Missbildung des Kammerwinkels im Auge, die bei starker Ausprägung und zu später Behandlung schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Das Entlebucher Harnsyndrom, eine Erkrankung, bei der der Harnleiter verlegt ist, ist ebenfalls zu erwähnen. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Flat Coated Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:5
Gewicht Hündin:ca. 13 bis 14,5 kg
Gewicht Rüde:ca. 13 bis 14,5 kg
Widerristhöhe Hündin:38 bis 39 cm
Widerristhöhe Rüde:39 bis 41 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:mehrere ein-, zwei- oder dreifarbige Varianten, z.B. schwarz, braun-weiß, lemonschimmel oder braun und weiß mit loh
Fellbeschaffenheit:glatt und seidig

 

 

Aktiver und sensibler Apportierhund

Etwa 1850 wurde der Flat Coated Retriever zum ersten Mal gezüchtet. Sein Ursprung geht zurück auf den Saint John´s Dog, den gemeinsamen Stammvater aller Retrieverahnen. Dieser kleine Neufundländer war ein kräftiger, ausdauernder Schwimmer. Seeleute brachten ihn etwa Mitte des 18. Jahrhunderts nach England. Dort kreuzte man ihn vermutlich mit Setter, Sheepdog und Water-Spaniel. Seit 1980 wird der Flat auch in Deutschland gezüchtet.

Der Flat Coated Retriever ist ein mittelgroßer Hund. Er soll weder schwerfällig noch übertrieben schlank wirken. Der Kopf des Flats ist lang und schlank mit leichtem Stop in Augenhöhe. Sein Fell ist mittellang und meist glatt, manchmal kommen auch leichte Wellen vor. Es ist dicht, hat gute Unterwolle und bedarf relativ wenig Pflege.

Die Farbe ist schwarz, selten auch leberbraun. Diese beiden Farben sind die nach dem FCI-Standard erwünschten Farben. Da der Flat jedoch aus einer Vielzahl von Rassen entstand, ist auch die gelbe Farbe in den Genen vorhanden. Diese Farbe ist in der Zucht aber nicht erwünscht, somit sind gelbe Hunde von der Zucht ausgeschlossen. Mittlerweile gibt es kaum noch gelbe Flats, da man die Vererbung der Fellfarbe per Gentest genau bestimmen kann.

Der Flat ist aktiv, temperamentvoll und sensibel. Er wurde ursprünglich als Apportierhund nach dem Schuss eingesetzt, um das erlegte Wild zu bringen – auch aus dem Wasser.  Der Jagdhund liebt daher eine für ihn sinnvolle Beschäftigung mit seinem Menschen, ist mit Sicherheit kein Sofahocker und eignet sich weniger als reiner Familienhund.

Gut geeignet ist er zum Beispiel für die Dummyarbeit – das Apportieren von speziellen Stoffsäckchen, den sogenannten Dummys. Hierbei kann man den Flat Coated Retriever seiner ursprünglichen Veranlagung gemäß optimal fördern und auslasten.

Gesundheitliche Aspekte

Der Flat Coated Retriever gilt als eine robuste Hunderasse, die jedoch, wie alle Hunde, bestimmten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt ist. Hier sind einige Gesundheitsprobleme, die bei dieser Rasse beobachtet wurden:

  • Goniodysplasie: Ein erblicher Augendefekt, der bei Flat Coated Retrievern relativ häufig vorkommt.
  • Tumore und Krebserkrankungen: Bei Flat Coated Retrievern wurde ein erhöhtes Risiko für verschiedene Arten von Tumoren und Krebs festgestellt.
  • Hüft- und Ellenbogendysplasie: Obwohl weniger häufig, können Fälle von Hüft- (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED) auftreten.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Französische Bulldogge

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:101
Gewicht Hündin:8 bis 13 kg
Gewicht Rüde:9 bis 14 kg
Widerristhöhe Hündin:24 bis 32 cm
Widerristhöhe Rüde:27 bis 35 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Gleichmässiges Fauve, gestromt oder ungestromt, oder mit begrenzter Scheckung. Gestromtes oder ungestromtes Fauve mit mittlerer oder überhandnehmender Scheckung.
Fellbeschaffenheit:Dichtes, glänzendes und weiches Kurzhaar

 

 

Modehund mit besonderer Bürde

Die Französische Bulldogge gehört aktuell zu den beliebtesten Rassen der Welt. Aber „Modehund“ zu sein, war leider noch nie von Vorteil. Die Leidtragenden dabei sind nämlich die Hunde selbst, sie zahlen einen hohen gesundheitlichen Preis dafür.

Kampfhund – Rattenvertreiber – Familienhund? 

Französische Bulldoggen gehören zur Familie der Molosser, deren Vorfahren im Römischen Reich bei Gladiatorenkämpfen eingesetzt wurden, wo sie Stiere, Menschen und andere Raubtiere angreifen und töten sollten. Es besteht eine Verwandtschaft zur Englischen Bulldogge, die auf der britischen Insel ab dem 13. Jahrhundert für Kämpfe mit Hunden und anderen Tieren genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert wurden diese Kämpfe endlich gesetzlich verboten. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren dann kleinere und weniger kampfstarke Hunde gefragt.

Ende des 19. Jahrhunderts nahmen britische Textilarbeiter Bulldoggen mit nach Frankreich, wo sie in den Arbeitervierteln hauptsächlich dazu eingesetzt wurden, Rattenplagen einzudämmen. Die in Frankreich lebenden englischen Weber und Spitzenklöppler nahmen sich der Zucht der Bulldoggen an und kreuzten sie mit den zu der Zeit dort beliebten Rassen – mit Terriern, Spitzen und Möpsen. So entwickelte sich Schritt für Schritt der Hund, den wir uns heute unter der Französischen Bulldogge vorstellen. 1880 wurde der erste Rasseverein gegründet, der die bouledogue français als Rasse anerkannte. Anschließend etablierten sich die Hunde auch bei der gut situierten und adeligen Bevölkerung Frankreichs immer mehr. 1954, also nochmal über 70 Jahre später, wurde die Französische Bulldogge von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt.

Die „Frenchies“ oder „Bullys“ sind vom Wesen her fröhlich, geduldig, verschmust und in der Regel sehr sozialverträglich, was sie zu beliebten und geeigneten Familienhunden macht. Der meist vorhandene Wunsch nach Selbstständigkeit, den viele Halter:innen an dem von ihnen bezeichneten „Sturkopf“ durchaus schätzen, lässt sich über eine konsequente Erziehung gut lenken. Ist die Französische Bulldogge körperlich dazu in der Lage und ist es nicht zu warm, ist sie für Suchspiele, Appportieren, kurze Rennspiele und Tricktraining zu begeistern. Joggen wird vermutlich nicht ihr Lieblingshobby werden.

„Fledermausohren“ und „Fauve“ in allen Varianten 

Hündinnen werden 24 bis 32 Zentimeter groß mit einem Gewicht von 8 bis 13 Kilogramm. Rüden erlangen eine Widerristhöhe von 27 bis 35 Zentimeter und wiegen dabei 9 bis 14 Kilogramm. Charakteristisch sind die stehenden, großen, runden „Fledermausohren“. Das glänzende Fell ist kurz und dicht, ohne Unterwolle. Somit sollten die Hunde an kalten oder nassen Tagen einen entsprechenden Hundemantel tragen. Die Pflege des Fells macht wenig Arbeit, wöchentliches Bürsten reicht aus. Folgende Fellfarben gibt es bei der Französischen Bulldogge: Gleichmäßiges „Fauve“, gestromt oder ungestromt oder mit Scheckung. Die Falbfarbe Fauve reicht in vielen Abstufungen von Rot bis hin zum sogenannten gelblich-braunen „Milchkaffee“. Ausdrücklich verboten sind die (leider zwischenzeitlich in Mode gekommenen) Farben Merle und Dilute. Bitte beachtet: Diese Farben haben ihre Ursache in Gendefekten, die sich negativ auf die Gesundheit der Hunde auswirken! 

Qualzucht: Was wir nicht verschweigen dürfen

Der Rassestandard verbietet übertriebene Rassemerkmale wie zu kurze Köpfe und Schnauzen, die zu Atemproblemen führen oder sich beispielsweise optisch dadurch bemerkbar machen, dass die Zunge bei geschlossenem Fang sichtbar ist. Doch leider ist die Französische Bulldogge eine Rasse, bei der diese Merkmale heute oftmals trotzdem ins Extreme getrieben werden, und die besonders vom Thema Qualzucht betroffen ist. Folgende körperliche Missbildungen machen vielen Hunden dieser Rasse das Leben schwer:

  • Das beliebte „Kindchenschema“ hat dazu geführt, dass die Kurzköpfigkeit der Rasse jahrzehntelang in der Zuchtpraxis verstärkt wurde. Dadurch haben die Hunde Probleme beim Atmen und Hecheln, sie leiden unter dem Brachyzephalen Atemnot-Syndrom (BAS).
  • Zu enge Nasenlöcher und ein zu langes Gaumensegel erschweren zusätzlich die Atmung.
  • Folge ist, dass die Französischen Bulldoggen ihre Körpertemperatur oft nicht über das Hecheln regulieren können. Bei zu großer Anstrengung oder Hitze droht den Hunden somit ein lebensgefährlicher Hitzschlag.
  • Die Anatomie der Luftröhre führt gegebenenfalls bei Anstrengung zu einem sogenannten Trachealkollaps. Das heißt, dass sie in sich zusammenfällt. Dies führt ebenfalls zu Atemnot.
  • Das BAS ist oft eine Ursache für Herzerkrankungen, da das Herz ständig mehr Blut pumpen muss.
  • Die häufige Atemnot führt zur Unterversorgung anderer Organe mit sauerstoffreichem Blut, was wiederum zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. 
  • Aufgrund körperlicher Deformierungen der Mutterhündinnen muss heute ein Großteil der Welpen per Kaiserschnitt zur Welt kommen.
  • Sogenannte „Keilwirbel“ behindern schmerzhaft die Funktion des Rückgrats.
  • Bereits bei jungen Tieren können Verkalkungen der Bandscheiben vorkommen, die zum einen natürlich schmerzhaft sind, zum anderen sogar Lähmungen bedingen.
  • Begünstigt werden diese Einschränkungen durch die vom Standard geforderte "natürliche Kurzrute" und den nach oben gebogenen "Karpfenrücken".

Kommunikationsmissverständnisse 

Fatalerweise haben die Hunde dadurch nicht nur Schmerzen und Stress, sondern sind zusätzlich auch noch in ihrer innerartlichen Kommunikation eingeschränkt oder werden von Artgenossen falsch verstanden: 

  • Die Atemprobleme führen zu einem ständigen Röcheln oder Schnorcheln, dass von anderen Hunden als Drohung fehlinterpretiert werden kann.
  • Die in Falten gelegten Lefzen sehen für Artgenossen ebenfalls oft wie ein Drohverhalten aus. 
  • Der Blick der großen, leicht vorstehenden Augen wird leicht als ein Starren bzw. aggressives Fixieren missverstanden.
  • Die kurze oder fehlende Rute schränkt die Französischen Bulldoggen zusätzlich in der visuellen Kommunikation ein. 

Du hast es in der Hand!

Letztlich haben es alle Welpen- und Hundekäufer:innen selbst in der Hand: Kauft keine Hunde mit diesen extremen Qualzuchtmerkmalen und kauft erst recht nicht bei unseriösen Vermehrer:innen, die tierschutzwidrig und fabrikmäßig Welpen produzieren. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Golden Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:111
Widerristhöhe Hündin:51 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde:56 bis 61 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Jede Schattierung von Gold oder cremefarben
Fellbeschaffenheit:Glatt oder wellig mit guter Befederung, dichte wasserabstoβende Unterwolle

 

 

Fröhlicher Gemeinschaftsjäger

Der Golden Retriever stammt ursprünglich aus England, die Rasse entstand aus der Verpaarung eines Wavy-Coated Retrievers mit einem Tweed-Water Spaniel. Die Wasserfreude der Tweed-Water-Spaniel zeigt sich noch bis heute beim Golden Retriever, und so erstaunt es nicht, dass der ursprüngliche Verwendungszweck die Entenjagd war. Der Golden Retriever arbeitet dabei eng mit seinem Menschen zusammen und bringt diesem das erlegte Wild.

Der Golden Retriever ist ein mittelgroßer Hund mit mittellangem glatten bis welligen Fell und dichter, wasserabweisender Unterwolle. Die Farbe variiert von Gold- bis Cremefarben. Mittlerweile findet man beim Golden Retriever zwei unterschiedliche Linien, den etwas schwerer gebauten Show-Typ sowie den leichteren Arbeits-Typ bzw. Field Trial Typ.

Der Golden Retriever hat ein ausgeglichenes Temperament. Er ist lebhaft und fröhlich und passt sich allen Alltagssituationen an. Er ist für Beschäftigungsformen gemeinsam mit seinem Menschen immer zu begeistern. Besonders zeigt sich dies natürlich bei Apportierspielen, vor allem dann, wenn diese im Wasser stattfinden! Der Golden Retriever integriert sich gut in das Familienleben, er will immer mit seinen Menschen zusammen sein und an allen Aktivitäten teilhaben, weshalb er heute ein beliebter Familienhund ist. Aufgrund seiner Leichtführigkeit eignet er sich aber auch für Aufgaben im Behindertenbegleithund- oder Rettungshundebereich.

Gesundheitliche Aspekte

Wie viele Rassen kann auch der Golden Retriever an einigen rassetypischen Erkrankungen leiden:

  • erbliche Augenerkrankungen
  • Hüftgelenksdysplasie (HD)
  • Ellbogendysplasie (ED)
  • Epilepsie
  • Progressive Retinaatrophie (PRA)
  • Hereditärer Katarakt (HC)
Gordon Setter

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:6
Gewicht Hündin:25,5 kg
Gewicht Rüde:29,5 kg
Widerristhöhe Hündin:62 cm
Widerristhöhe Rüde:66 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Tiefglänzendes Kohlschwarz, ohne Rostschimmer, mit kastanienrotem, d.h. leuchtendem Brand
Fellbeschaffenheit:Am Kopf, an den Vorderseiten der Läufe und an den Spitzen des Behangs kurz und fein; mäβig lang, glatt und ohne Locken oder Wellung an allen anderen Körperteilen.

 

 

Seine Herkunft: England. Seine Passion: Jagen. Sein Spezialgebiet: Vorstehen.

Wer mit dem Gordon Setter unterwegs ist, verpasst keinen Fasan im Feld und kein Rebhuhn auf der Wiese. Denn genau das war und ist sein jagdlicher Job. Bereits im Mittelalter, als es noch keine Feuerwaffen gab, wurde in England mit Vorstehhunden auf Feder- oder Flugwild Jagd gemacht. Die „setting dogs“, die Vorfahren der Setter, spürten das Wild auf, ohne es aufzuscheuchen. Sie setzten oder legten sich mit etwas Abstand davor ab und die Jäger warfen große Netze über die Vögel, die sich dann bei der Flucht darin verfingen.

Rein äußerlich hat der Gordon Setter sich seither allerdings noch etwas verändert. Die damaligen Hunde waren zwar auch schon langhaarig, aber uneinheitlich gefärbt - mal schwarz-weiß, mal mit rotbraunen Abzeichen. Es gibt Aufzeichnungen über frühere Einkreuzungen von Spaniels, Collies, anderen Settern, Pointern und Bloodhounds. Namensgeber für den Gordon Setter war Herzog Alexander von Gordon, der um ca. 1820 auf Castle Gordon bei Fochabers in Banffshire/Schottland mit der Zucht schwarz-lohfarbener, aber auch dreifarbiger Setter begann.

Das heutige Aussehen des Gordon Setters (schwarz mit kastanienroten Abzeichen, dem sog. Brand) festigte sich erst vor ca. 140 Jahren. Der 1873 gegründete Kennel Club schloss damals dreifarbige Hunde und Hunde mit Weißanteil aus der Zucht der „Black-and-Tan-Setter“ aus. Der Name „Gordon Setter“ entstand schließlich 1924.

Zunächst erlebten der Gordon Setter und andere englische Jagdhunderassen einen Aufschwung in Deutschland, doch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bei uns nur noch wenige Gordon Setter. Erst in den 1960er Jahren konnte man von einem züchterischen Neuanfang auch in Deutschland sprechen.

Der Gordon Setter ist kein Hund für Liebhaber „gemütlicher“ Spaziergänge. Seine Menschen müssen zu ihm passen und ihn körperlich und geistig auslasten, um seiner Motivation gerecht zu werden. Seine Nase ist immer im Einsatz und wird oft zum Wegbestimmer. Dann entfernt er sich auch schon einmal weit vom Menschen, weil er in dem Moment den Drang hat, selbständig zu arbeiten. Draußen sollte also eine jagdliche Auslastung und (Alternativ-)Beschäftigung ganz oben auf dem Trainingsplan stehen. Alles, was der Gordon Setter mit der Nase machen kann, begeistert ihn: Suchen, Fährtenarbeit, Mantrailing, aber auch Dummytraining sind beispielsweise geeignete Beschäftigungsformen.

Gesundheitliche Aspekte

  • Wie bei vielen größeren Hunderassen, ist die Hüftgelenksdysplasie eine häufige Erkrankung bei Gordon Settern.
  • Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann bei dieser Rasse ebenfalls vorkommen. 
  • Gordon Setter können auch für bestimmte Augenerkrankungen prädisponiert sein, darunter Progressive Retinaatrophie (PRA), die zur Degeneration der Netzhaut und potenziell zum Sehverlust führt, sowie Katarakte.
  • Magendrehung: Diese ernsthafte und meist lebensbedrohliche Erkrankung tritt auf, wenn sich der Magen des Hundes um die eigene Achse dreht. Sie stellt einen absoluten Notfall dar und muss sofort tiermedizinisch versorgt werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Gos d´Atura Catalá

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:87
Widerristhöhe Hündin:45 bis 53 cm
Widerristhöhe Rüde:47 bis 55 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Spanien
Fellfarbe:Lohfarbe, Sandgelb (Arena), Grau
Fellbeschaffenheit:Lang, glatt oder sehr leicht gewellt, rauh, reiche Unterwolle

 

 

Katalanischer Schäferhund

Hierzulande ist der Gos d’Atura Català oder auch Perro de Pastor Catalán immer noch eher selten anzutreffen. Die Heimat des Katalanischen Schäfer- oder Hütehunds sind die katalanischen Pyrenäen. Dort hat er seit Jahrhunderten seine Arbeit an Schafherden verrichtet. Sein Name beschreibt seinen ursprünglichen Einsatzbereich: „Gos“ ist die katalanische Bezeichnung für Hund und „d’Atura“ besagt, dass er zum Treiben an der Herde eingesetzt wird. Als Vorfahren vermutet man spanische Molosser, die im katalanischen Teil der Pyrenäen lebten.

Der Gos d’Atura ist eine der ersten spanischen Hunderassen. Anfang des 19. Jahrhunderts findet man bereits Erwähnungen unter ähnlichem Namen. Bis zur offiziellen Zucht innerhalb eines Verbands dauerte es allerdings noch etwas. Erst nach der Hundeausstellung 1929 in Barcelona wurde die Rasse populärer und die FCI erkannte den von Tierarzt Augustin Franco verfassten Rassestandard noch im selben Jahr an. Der Spanische Bürgerkrieg und der Zweite Weltkrieg behinderten erste Zuchtbemühungen jedoch enorm. Erst Mitte der 1970er Jahre gewann der Gos d’Atura in Spanien wieder an Bedeutung, 1987 entstand auch eine erste Zuchtstätte in Deutschland. Innerhalb des VDH kümmert sich mittlerweile der „Perro de Pastor Catalán e.V.“ um die Förderung und die Zucht der Rasse.

Einsatzbereich, Klima und Lebensbedingungen haben sowohl das Aussehen als auch das Wesen des Gos d’Atura geprägt. Hündinnen werden 45 bis 53 cm, Rüden 47 bis 55 cm hoch. Das Fell soll sowohl vor Hitze als auch vor Kälte schützen und ist lang und glatt oder sehr leicht gewellt. Verschiedene Farben wie weizenfarben, grau, schwarz, schwarzmarken oder auch Mischungen daraus sind möglich. Die offiziellen Fellfarben heißen arena, barquillo, gris, negro und negro i fuego. Nur weiß ist nicht zugelassen. Trotz des langen Fells ist die Fellpflege nicht zu aufwändig. Der Gos d’Atura haart nur wenig und wird nicht geschoren. Das Fell des erwachsenen Hundes muss man etwa alle zwei Wochen gründlich bürsten und kämmen. Beim Spaziergang eingesammelte Kletten oder Zweige müssen natürlich direkt entfernt werden. Da er unempfindlich gegen Nässe, Kälte und Schmutz ist, mag der Gos d’Atura bei jedem Wetter raus und bringt natürlich auch einige schmutzige „Mitbringsel“ im Fell mit in die Wohnung. Wie bei jedem Hund sollten daher Pflegemaßnahmen im Welpenalter durchaus täglich kurz geübt werden. Um Augenprobleme zu vermeiden und dem Hund eine uneingeschränkte Kommunikation zu ermöglichen, sollte das Fell an den Augen freigeschnitten oder hochgebunden werden.

Sein Äußeres wirkt zwar sehr „kuschelig“, aber der Gos d’Atura ist alles andere als ein Hund nur für ruhige Kuschelstunden. Temperamentvoll und arbeitswillig brauchen die Hirten ihn, mit einem durchaus eigenen Kopf, um auch sehr selbstständig große Herden zu managen, ggf. auch zu beschützen. Insofern gibt es einige Punkte für angehende „private“ Halter zu beachten. Da er gerade als junger Hund schnell dazu neigt, hochzufahren, sollte man ihn vor allem früh vom Kopf her auslasten, beispielsweise mit Nasenarbeit, abwechslungsreichen Spaziergängen, komplexerem Apportiertraining. Warten lernen und Impulskontrolle stehen dabei immer möglichst weit oben auf der Trainingsliste. Keinesfalls muss man in dem Glauben, es besonders gut mit dem Hütehund zu meinen, besonders viele schnelle und dynamische Aktivitäten mit dem jungen Gos d’Atura ausprobieren.

Da er rassetypisch Fremden gegenüber eher misstrauisch und scheu ist, macht es Sinn, ihn in bereits ganz jungem Alter viel - aber natürlich in kleinen Schritten - kennenlernen zu lassen: Andere Menschen, andere Hunde, alle möglichen Alltagsreize, -umgebungen und -situationen, die für seine Menschen und somit auch für ihn in Zukunft wichtig sein werden. Durch konsequente Regeln und Strukturen im Alltag gibt man dem Gos d’Atura in seiner Familie die Sicherheit, dass er sich weder um den Schutz seiner Menschen oder ihrer vier Wände, noch um die „Erziehung“ der Kinder kümmern muss.

Ist er mit einem bis anderthalb Jahren ausgewachsen und entspannt in seiner Familie angekommen, kann man natürlich auch viele aktive Beschäftigungsformen mit ihm ausüben: Ob Agility, Hoopers, Longieren, Apportieren, Mantrailing - diese Liste könnte man noch um viele Möglichkeiten erweitern. Aber auch beim erwachsenen Gos d’Atura gilt es, weiterhin darauf zu achten, das richtige Maß einzuhalten, damit er nicht über das Ziel hinaus schießt.

Gesundheitliche Aspekte

Obwohl es schwierig ist, pauschale Aussagen über den Gesundheitszustand einer seltenen Rasse wie dem Gos d’Atura zu treffen, gibt es keine Hinweise auf rassespezifische schwere Gesundheitsprobleme, mit einer wahrscheinlichen Ausnahme - der Hüftgelenksdysplasie. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Greyhound

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:158
Widerristhöhe Hündin:68 bis 71 cm
Widerristhöhe Rüde:71 bis 76 cm
FCI Gruppe:Windhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Schwarz, weiß, rot, blau, bräunliches Rotgelb, sandfarben, gestromt oder jede dieser Farben mit weiß
Fellbeschaffenheit:Fein und dicht

 

 

Schnellster Hund der Welt

Der britische Greyhound wird gern als der schnellste Hund der Welt bezeichnet. Mit seinen langen Beinen kommt er auf eine Maximalgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von bis zu 65 km/h. Anatomisch ist der schlanke Windhund bestens für solche Belastungen ausgelegt: Bei einer Größe von 68 bis 76 cm wiegt er nur zwischen 23 und 33 kg. Die speziell für Rennen gezüchteten Racing Greyhounds sind ein wenig kleiner. Sie sind muskulös, aber natürlich nicht schwer gebaut, haben kräftige Hinterläufe, einen tiefen Brustkorb für hohes Lungenvolumen und eine schmale Taille. Das kurze, glatte Fell ist frei von Unterwolle. Nach Rassestandard sind die Farben schwarz, weiß, rot, blau, bräunliches rotgelb, sandfarben, gestromt oder jede dieser Farben mit weiß erlaubt.

Vermutlich geht der Ursprung der Rasse bis ins 4. Jh. v. Chr. zurück. Zu diesem Zeitpunkt brachten Kelten die Vorfahren der Greyhounds bei der Einwanderung auf die britischen Inseln mit, so lauten weit verbreitete Datierungen. Ab dem 16. Jh. wurden auch spanische Galgos nach Irland und England exportiert. Die eigene englische Windhundrasse entstand, so heißt es, aus einer gezielten Kreuzung und Weiterzüchtung der beiden. Für die Herleitung des Namens existieren einige unterschiedliche Theorien: Zum Beispiel Greecehound (Griechischer Hund), Gazehound (Sichthund) oder „grey“ vom altenglischen „grech“ oder „greg“ für Hund.

Wie alle Windhunde ist der Greyhound ein selbstständiger Sichthetzer, der meistens für die Jagd auf Nie-derwild, selten auf Hochwild eingesetzt wurde. In Teilen der USA, Spanien, Portugal, Irland und einigen anderen Ländern ist der Einsatz bei der Jagd auf Niederwild bei Hasenhetzen sogar immer noch üblich. Ein Großteil der Greyhoundzuchten wird heute speziell für Hunderennen „produziert“, muss man leider sagen. Immer mehr Greyhounds finden aber auch - häufig über den Tierschutz als zweite Chance - den Weg in Familien.

Diese dürfen dann nicht vergessen, dass der Greyhound eigentlich ein Jagdhund ist. Sein anmutiges Aussehen führt leider oft dazu, ihn als „schickes Accessoire“ zu empfinden. Aber mit Blick auf seine Herkunft und seine ursprüngliche Verwendung wird man dem Greyhound mit dieser Einstellung natürlich nie gerecht. Problematisch ist gar nicht unbedingt die Haltung in der Wohnung oder im Haus, ganz im Gegenteil. Durch die schlanke Statur, das Fell ohne Unterwolle und das fehlende Unterhautfett nimmt der Greyhound gerade bei kühlen Temperaturen gern eine weiche und warme Liegestelle bei seinen Menschen in Anspruch. Im Haus wird er sogar oft als gemütlicher, anhänglicher und extrem ruhiger Vertreter bezeichnet. Aber dieses ruhige Verhalten mit hohem Schlafanteil wird der Greyhound auch nur zeigen, wenn er über angemessene Beschäftigungsformen ausgelastet wird.

Die Gefahr, unerwünschtes Jagdverhalten zu zeigen, steht wie bei allen Windhunderassen häufig im Vor-dergrund. Gerade, wenn die Hunde aus zweiter Hand vorher bereits Erfolge als Renn- oder Jagdhund hatten, ist die sowieso schon rassetypisch ausgeprägte jagdliche Motivation nochmals verstärkt worden. Dessen muss man sich bei einer Adoption eines solchen Hundes einfach bewusst sein. Selbst mit viel Training und dem Angebot alternativer Beschäftigungsformen müssen einige dieser Hunde ein Leben lang draußen an der Schleppleine laufen.

Um den Greyhound zu beschäftigen, reicht es nicht aus, kilometerweit zu joggen oder ihn neben dem Rad laufen zu lassen. Denn anatomisch ist er für dynamische Sprints und nicht für lange Trabstrecken gemacht. Eine Radtour oder eine Wanderung allein ist für die meisten Greyhounds somit eher langweilig. Spannende Hetzjagden hinter eine Beute her sind da schon eher ihr Ding. Insofern sollte man zum Beispiel Reizangeltraining mit in die körperliche Auslastung einfließen lassen. Dabei kann man auch gut Impulskontrolle und Rückruf trainieren, was beim Greyhound immer ganz oben auf dem Trainingsplan stehen sollte. Wichtig ist, dass der große Windhund alternativ mit seinen Menschen etwas auf Sicht hetzen kann, Nasenarbeit wird er vermutlich nicht so spannend finden. Macht man sich dies bewusst und ist bereit, unter professioneller Anleitung in diese Richtung zu trainieren, ist der sensible Greyhound auch als Anfängerhund und für Familien mit größeren Kindern geeignet.

Gesundheitliche Aspekte

Der Greyhound kann anfällig sein für:

  • sogenannte Greyhoundsperre, die durch übermäßige Belastung bei hohen Temperaturen und geringer Wasserzufuhr auftritt: ein sehr steifes Gangbild bis hin zur Bewegungsunfähigkeit und dunkler Urin
  • Magendilatation und Darmverschlingung
  • Knochenkrebs (Osteosarkome)
  • Zahnprobleme einschließlich Karies und Zahnverlust
  • Greyhound-Neuropathie, eine Erbkrankheit, die zu Muskelschwund führt
  • Dilatative Kardiomyopathie, bei der der Herzmuskel zunehmend schwächer wird und nicht mehr richtig schlagen kann
  • Maligne Hyperthermie, sie verursacht einen plötzlichen Anstieg der Körpertemperatur und Muskelsteifheit

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Großer Schweizer Sennenhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:58
Widerristhöhe Hündin:60 bis 68 cm
Widerristhöhe Rüde:65 bis 72 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Typische Dreifarbigkeit: Grundfarbe schwarz mit symmetrischem rot-braunem Brand und weiβen Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Stockhaar mit dichtem, mittellangem Deckhaar und dichter, möglichst dunkelgrau bis schwarz gefärbter Unterwolle

 

 

Größte Sennenhundrasse

Die Vorfahren der Großen Schweizer Sennenhunde sind die früher in Mitteleuropa, besonders in der Schweiz anzutreffenden „Metzger- oder Fleischerhunde“, die dort zum Schutz, zum Treiben von Vieh oder als Zughunde eingesetzt wurden. Der Schweizer Kynologe Albert Heim entdeckte 1908 auf einer Ausstellung einen großen Berner Sennenhund mit kurzem Fell, der ihn an diese Metzgerhunde erinnerte. Er definierte auf dieser Grundlage eine eigene Rasse und nannte diese „Großer Schweizer Sennenhund“.

Mit seiner Größe von bis zu 72 cm und seinem Gewicht von bis zu 60 kg ist der Große Schweizer Sennenhund die größte der Sennenhundrassen. Sein Stockhaar mit dichtem, mittellangem Deckhaar und dichter Unterwolle ist dreifarbig: schwarze Grundfarbe mit symmetrischen rot-braunen (auch „Brand“ genannten) und weißen Abzeichen. Er hat einen großen Kopf mit leicht ausgeprägtem Stop. Die dreieckigen Ohren sind mittelgroß und hängen im Ruhezustand flach am Kopf, bei besonderer Aufmerksamkeit werden sie aufgestellt und somit nach vorn gedreht.

Im Normalfall sind die Großen Schweizer gesunde und robuste Hunde. Sie sind aufgrund ihrer Größe allerdings etwas anfälliger für Gelenkprobleme.

Auch wenn der Große Schweizer heute nicht mehr seinem früheren Job nachgeht, sind seine ursprünglichen Motivationen noch gut erkennbar. Wenn man ihn lässt, bewacht er Haus und Hof zuverlässig und möchte für die Sicherheit seiner Familie sorgen. Eine konsequente Erziehung, bei welcher der Große Schweizer Sennenhund lernt, dass er diese Aufgaben nicht erledigen muss, ist daher unheimlich wichtig - vor allem wenn er in einer Familie mit Kindern lebt.

Der Große Schweizer Sennenhund lässt sich selten für Beschäftigungsformen begeistern, in denen er keinen Sinn sieht. Aber gemäß seiner ursprünglichen Aufgabe kann man ihn beispielsweise gut über Zughundesport auslasten.

Gesundheitliche Aspekte

Der Große Schweizer Sennenhund neigt wie viele große Hunderassen zu Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie. Auch für Epilepsie sind die Großen Schweizer rassetypisch anfälliger. Durch die ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Entstehungsgeschichte der Rasse künstliche Fixierung auf Dreifarbigkeit, wurde leider viel Inzucht betrieben, die sich negativ auf die Gesundheit und die Lebenserwartung der Rasse auswirkt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Havaneser

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:250
Widerristhöhe Hündin:23 bis 27 cm
Widerristhöhe Rüde:23 bis 27 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:Kuba
Fellfarbe:Selten vollständig reinweiß, falbfarben in verschiedenen Tönungen, schwarz, havannabraun, tabakfarben, rötlichbraun.
Fellbeschaffenheit:Wenig bis kein Unterhaar, das Deckhaar ist sehr lang (12 bis 18 cm beim erwachsenen Hund), weich, glatt oder gewellt und kann lockige Strähnen bilden.

 

 

Die Wurzeln des Havanesers liegen im europäischen Mittelmeerraum. Von dort gelangten die kleinen Hunde vermutlich mit spanischen Kolonialherren nach Kuba. International geläufiger ist übrigens der Name „Bichon havanaise“. Die Bichons sind eine Gruppe bereits jahrhundertelang existierender Begleithunde. Zu ihnen gehören beispielsweise auch der Malteser, der Bologneser und der Bichon Frisé.

Schoßhund der Reichen und Adeligen

Auf Kuba entstand dann durch Kreuzungen mit einheimischen Hunden der Havaneser. Wie der Name schon sagt, fanden die ersten Zuchtbemühungen in der kubanischen Hauptstadt statt. Dort war er vor allem der Schoßhund der Reichen und Adeligen. Nach der kubanischen Revolution unter Fidel Castro war er vielen deshalb – als ein Überbleibsel alter Herrscher – ein Dorn im Auge. Während die Beliebtheit auf Kuba abnahm, fanden sich allerdings bereits einige Rasseliebhaber in den USA, die den Fortbestand der Rasse retteten. Die alten Blutlinien des Havanesers sind in Kuba mittlerweile ausgestorben.

Liebt die Nähe zu seinen Menschen

Früher sorgte der Havaneser auch dafür, die Anzahl der Ratten, Mäuse und anderen Ungeziefers zu minimieren. Und auch als Wächter – wie eine kleine Alarmanlage – wurde der Hund damals eingesetzt. Jagdliche und territoriale Motivation sind beim Havaneser also schon merklich vorhanden, aber wie bei allen Gesellschafts- und Begleithunden nicht extrem ausgeprägt.

Doch seine Familie ist für ihn sein Ein und Alles. Er liebt es, in der Nähe seiner Menschen zu sein. Damit der Kleine keinen Stress bekommt, wenn er doch mal ein paar Stunden alleinbleiben muss, sollten seine Menschen dies von Beginn an in kleinen Schritten mit ihm üben.

Regelmäßige Fellpflege ist ein Muss

Der Havaneser hat einen kleinen, kompakten Körperbau. Er ist 23 bis 27 cm groß und bringt zwischen 3,5 und 6 kg auf die Waage. Sein Fell darf verschiedene Farben haben: Beige in allen Schattierungen, Braun, Grau, Anthrazit und Weiß mit großen Abzeichen in den rassetypischen Farben. Das Deckhaar kann 12 bis 18 cm lang werden und sollte täglich gebürstet werden, um ein Verfilzen zu vermeiden. Der Havaneser sollte daher schon als Welpe an die regelmäßige Fellpflege gewöhnt werden. Im Bereich der Augen sollten die langen Haare, um dem Hund die Kommunikation mit Artgenossen zu erleichtern, hochgesteckt oder geschnitten werden. Die Unterwolle ist meist nicht ausgeprägt. Die Rute wird häufig erhoben oder eingerollt auf dem Rücken getragen.

Beschäftigung und Erziehung

Da der Havaneser gern bei seinen Menschen ist und ihnen gefallen möchte, kann man meistens gut mit dem kleinen Begleithund trainieren. Trotzdem sollte es auch für ihn stimmige Regeln im Alltag geben, um nicht zu riskieren, dass er sich für seine Menschen verantwortlich fühlt. Viele Havaneser lieben TRICKTRAINING, aber auch AGILITY für kleine Rassen, MANTRAILING und andere Formen der NASENARBEIT sind als Beschäftigungsformen für ihn geeignet.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich gelten Havaneser als relativ robust. Doch die Gesundheit des einzelnen Hundes hängt maßgeblich von gesunden Elterntieren ab sowie von einer verantwortungsvollen Haltung und Ernährung. Seriöse Züchter lassen die Elterntiere im Vorfeld auf rassetypische Erkrankungen testen. Beim Havaneser können dies folgende sein: Patellaluxation, bestimmte Augenkrankheiten wie Retinadysplasie (kurz RD, eine Netzhauterkrankung) und Grauer Star (Katarakt) sowie Herz- und Lebererkrankungen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Holländischer Schäferhund (Kurzhaar)

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:223
Widerristhöhe Hündin:55 bis 60 cm
Widerristhöhe Rüde:57 bis 62 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Niederlande
Fellfarbe:Gestromt, die Grundfarbe ist Gold oder Silber, häufig schwarze Maske
Fellbeschaffenheit:Kurzhaar, Langhaar, Rauhhaar

 

 

Hollandse Herdershond

Hunde, die dem heutigen Holländischen Schäferhund ähneln, sind seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt. Ihre Vorfahren waren in den Provinzen Brabant, Veluwe, t’Goii und Drenthe Begleiter der Schäfer. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hüteten sie dort Schafherden in den weitläufigen Heide- und Dünengebieten. In einigen Provinzen wurden die Schäfer von der Gemeinde angestellt. Sie waren dafür verantwortlich, die Schafe morgens abzuholen, tagsüber in die gemeindeeigene Heide zu bringen und dort zu beaufsichtigen sowie abends wieder zurückzubringen. Die Hunde hatten dabei unter anderem die Aufgabe, die Herden von den bewirtschafteten Feldern fernzuhalten. Sie patrouillierten daher neben den Schafen an Weg- und Ackerrändern. Aber auch auf den Bauernhöfen wurden die Hunde eingesetzt: Sie vertrieben die Hühner aus den Gemüsegärten, hüteten die Kühe, brachten sie zum Melken und zogen kleinere Gespanne wie die Milchkarren. Außerdem waren sie Wächter des Hofs, die das Eindringen Fremder sofort meldeten.

In den Niederlanden begann das Interesse an der Reinzucht der heimischen Hunderassen erst verhältnismäßig spät. Im April 1874 wurde der erste „niederländische Hirtenhund“ auf einer Ausstellung in Amsterdam gezeigt, 1875 dann eine erste Rassebeschreibung erstellt. 1878 bezeichnete man Hunde diesen Typus zum ersten Mal als „Hollandse Herdershond“. 1898 gründete man den „Nederlandse Herdershonden Club“. Dieser legte erste Rassemerkmale fest, die aber sehr vage formuliert waren und sechs unterschiedliche Typen erlaubten. Daher folgte 1906 eine Überarbeitung, die nur noch die drei Varianten berücksichtigte, die bis heute bestehen: Kurzhaar, Langhaar, Rauhaar. Ein Hauptaugenmerk sollte bei der Zucht auf der „Erhaltung der Gebrauchstüchtigkeit“ liegen. Aber mit Verschwinden der Schafherden und der Umwandlung der Heidelandschaft in Ackerland verloren die „Herder“ ihren ursprünglichen Einsatzort und fanden schließlich einen neuen Aufgabenbereich als Spürhunde bei der niederländischen Polizei.

Bis 1960 waren immer wieder viele verschiedene Farben zugelassen, vor allem, um die in den beiden Weltkriegen stark geschrumpfte Zuchtbasis zu vergrößern. Besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele kurzhaarige Herder ohne bekannte Abstammung in das Zuchtbuch aufgenommen. Auch gab es immer wieder Einkreuzungen Belgischer und Deutscher Schäferhunde. 1960 erfolgte die Anerkennung der Rasse durch die FCI. Bis heute ist der Holländische Schäferhund im Vergleich zu seinen „Schäferhundkollegen“ aus den Nachbarländern in Deutschland eher selten anzutreffen: Während der VDH 2017 9766 DSH-Welpen registrierte, waren es beim Holländischen Schäferhund 74 kurzhaarige, 9 langhaarige und 11 rauhaarige Welpen.

Die vom Körperbau her kräftigen, sportlichen Hunde haben laut heutigem Rassestandard gestromtes Fell in den Grundfarben Gold oder Silber, bevorzugt mit schwarzer Maske. Der Kurzhaar hat hartes Haar mit Unterwolle, der Langhaar am ganzen Körper langes, glattes Haar mit Unterwolle. Der rauhaarige Typ hat am ganzen Körper, abgesehen vom Kopf, dichtes, hartes, buschiges Haar mit dichter Unterwolle. Bei ihm erscheint der Kopf eher quadratisch und die geströmte Farbe ist aufgrund des zerzausten Haares etwas weniger deutlich. Hündinnen werden 55 bis 60 cm groß, Rüden 57 bis 62 cm.

Wenn man sich mit der Rasse beschäftigt, stößt man auch auf den Begriff „X-Herder“. Die Mitglieder der Königlich Niederländischen Polizeihunde Vereinigung griffen bei der Zucht ebenfalls auf den „Hollandse Herder“ zurück, legten dabei aber keinen Wert darauf, dass die Hunde Zuchtpapiere hatten. Auch die Rassereinheit war nicht wichtig, da es ausschließlich um die Leistung, nicht um das Aussehen der Hunde ging. Das X steht also dafür, dass auch andere Rassen bei der Entstehung mitgewirkt haben. Meist war dies der Malinois. Somit kann es in einem X-Herder-Wurf gelbe und gestromte Welpen geben.

Mit dem Holländischen Schäferhund holt man sich einen sehr ursprünglichen und vielseitigen Hütehund ins Haus, der zum einen gemäß seiner Arbeitsanlagen ausgelastet werden muss und zum anderen von Welpe an unbedingt klare Regeln und Strukturen benötigt. Denn er hat in den meisten Fällen eine aus alten Zeiten stammende, stark ausgeprägte territoriale Motivation und übernimmt gern selbstständig die „Kontrolle“ aller Besucher, wenn seine Menschen die Aufgabe nicht glaubhaft für sich beanspruchen. Zur Auslastung bieten sich vor allem aktive Beschäftigungsformen wie Agility, Longieren, Revieren, Zughundesport oder auch Obedience sowie verschiedene Formen der Nasenarbeit an. 

Gesundheitliche Aspekte

Folgende Erkrankungen werden in der Regel angeführt, für die der Holländische Schäferhund anfällig sein kann: 

  • Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellenbogengelenksdysplasie (ED), Osteochondrosis dissecans (OCD) und Patellaluxation (PL): Diese Gelenkerkrankungen können zu Schmerzen und Arthrose führen.
  • Herzerkrankungen: Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Probleme können auftreten, insbesondere im fortgeschrittenen Alter.
  • Degenerative Myelopathie (DM): Eine fortschreitende Erkrankung des Rückenmarks, die zu Schwäche und Lähmung führen kann.
  • Lumbosakraler Übergangswirbel (LÜW): Eine Wirbelsäulenabweichung, die Schmerzen und Bewegungsprobleme verursachen kann.
  • Inflammatory Bowel Disease (IBD): Chronische Darmentzündung, Autoimmunerkrankung, bei der die Darmschleimhaut des Hundes ständig gereizt wird.
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Epilepsie und Ataxie (SDCA): Neurologische Probleme, die eine lebenslange Behandlung und Überwachung erfordern können.
  • Spondylose (SP): Eine degenerative Erkrankung der Wirbelsäule, die Schmerzmanagement und möglicherweise Physiotherapie erfordert.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Hovawart

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:190
Widerristhöhe Hündin:58 bis 65 cm
Widerristhöhe Rüde:63 bis 70 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Drei Farbschläge: Schwarz-marken, schwarz und blond.
Fellbeschaffenheit:Kräftiges Langhaar, leicht gewellt und anliegend, mit wenig Unterwolle

 

 

Wächter über Haus und Hof

Der Hovawart ist eine alte deutsche Gebrauchshunderasse, deren Name auf die mittelhochdeutschen Begriffe „Hova“ (Hof) und „Wart“ (Wächter) zurückzuführen ist. Der uns heute bekannte Hovawart ist eine Nachzüchtung eines Hof- und Bauernhundes, den es schon im 13. Jahrhundert gab. Ab 1922 wurde der Hovawart aus vom Typ her ähnlichen Hunden, die noch auf Bauernhöfen zu finden waren, neu gezüchtet. In den ersten Jahren kreuzte man Neufundländer, Leonberger, Deutsche Schäferhunde und weitere Rassen mit ein.

Es handelt sich beim Hovawart um einen mittelgroßen Hund mit kräftigem, leicht gewelltem Langhaar und wenig Unterwolle. Es gibt ihn in den Fellfarben blond, schwarz und schwarzmarken.

Seinem Namen macht der Hovawart alle Ehre: Er wacht seinem Ursprung gemäß immer noch gern über Haus und Hof und hat somit eine stark ausgeprägte Territorialmotivation. Geregelte Strukturen im Alltag sowie Geduld und Konsequenz in der Erziehung sind daher beim Hovawart enorm wichtig, um seine natürliche „Wachsamkeit“ in geordnete Bahnen zu lenken. Als Anfänger- oder Familienhund ist der Hovawart nicht oder nur bedingt zu empfehlen.

Der Hovawart ist ein aktiver Hund und sollte auch entsprechend ausgelastet werden. Er ist für viele Beschäftigungsformen zu haben. Ob Revieren, Fährtenarbeit, Mantrailing oder Rettungshundestaffel - der Hovawart ist ein geeigneter Begleiter. Vor allem bei der Nasenarbeit ist er mit Begeisterung dabei.

Gesundheitliche Aspekte

wie viele Rassen ist auch er nicht frei von möglichen Gesundheitsproblemen. Hier sind einige der häufigsten Krank­hei­ten, die bei Hovawarts auftreten können:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Lebershunt: Missbildung des Gefäßsystems der Leber - abnormale Blutgefäßverbindung, die die Leber umgeht

 

Von HEIKE KLEINHANS

Irish Red Setter

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:120
Widerristhöhe Hündin:55 bis 62 cm
Widerristhöhe Rüde:58 bis 67 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Irland
Fellfarbe:Sattes Kastanienbraun ohne jede Spur von Schwarz
Fellbeschaffenheit:Flach anliegend und möglichst ohne Locken und Wellen

 

 

Die Jagdpassion liegt ihm im Blut

Der Irish Red Setter ist ein Nachkomme der klassischen, mittelalterlichen Vorstehhunde, deren Aufgabe es war, das Federwild bei der Vogeljagd durch „Vorstehen“ anzuzeigen und in große Netze zu treiben. Dabei ist die Blickrichtung des Hundes bei angehobenem Vorderlauf oder auch komplettem Abliegen starr auf das Wild gerichtet. Daher auch der Name Setter von to set (engl. hinstellen, abstellen, ablegen). Denn Flinten gab es bei der damaligen Jagd noch nicht. Dazu mussten die Hunde selbstständig und unermüdlich große Kreise auf der Suche nach Wild ziehen.

Zunächst entwickelte sich der Irische rot-weiße Setter. Durch Verpaarungen mit rein roten Hunden spezialisierte man sich in Irland im 18. Jahrhundert auf die rein rote Farbe. Als Mitte des 19. Jahrhunderts Hundeausstellungen aufkamen und Rassestandards erstellt wurden, entschloss man sich, den einfarbig roten Setter als Irischen Setter anzuerkennen. 1882 war dann das Gründungsjahr des Irish Red Setter Clubs, der sowohl Feldjagdprüfungen als auch Ausstellungen organisierte, um den festgelegten Rassestandard umzusetzen.

Diesem zufolge ist das Fell am Kopf und an den Vorderseiten der Läufe kurz und fein, am übrigen Körper mäßig lang, flach anliegend und möglichst ohne Locken und Wellen. Farblich ist ein sattes Kastanienbraun gewünscht, wobei kleine, weiße Abzeichen erlaubt sind. Hündinnen werden 55 bis 62 cm, Rüden 58 bis 67 cm groß.

Der Irish Red Setter ist als Jagdgebrauchshund immer noch für seine Lauffreude und seinen ausgeprägten Arbeitseifer bekannt. Er ist außer als Vorstehhund aber auch für die Wasserarbeit und die Nachsuche auf Schalenwild (damit sind alle dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer gemeint) geeignet. Außerdem apportiert er gern.

Wer einen Irish Setter als Familienhund aufnimmt, muss sich darüber im Klaren sein, dass ihm die Jagdpassion sozusagen im Blut liegt. Natürlich muss man der Lauffreude und dem Arbeitseifer auf der einen Seite gerecht werden, auf der anderen Seite sind Impulskontrolle und „Abschalttraining“ auf dem Weg zu einem entspannten Begleiter im Alltag ebenso wichtig.

Je früher der Hund lernt, dass er auch mit seinen Menschen gemeinsam jagdlichen „Spaß“ haben kann - beispielsweise in Form von Fährtenarbeit, Mantrailing, Apportieren und Reizangeltraining - desto größer ist die Chance, ihm auch Freiheit in Form von Freilauf bieten zu können. Parallel sollte natürlich Rückruftraining ganz oben auf dem Trainingsplan stehen sowie viele Übungen zum Warten, Bleiben und „zur Ruhe kommen“ - vor allem in Situationen mit jagdlichen Reizen. Daheim ist der Irish Setter dann meist ein entspannter Mitbewohner, der die Nähe zu seinen Menschen liebt.

Gesundheitliche Aspekte

Eine rassespezifische Erkrankung ist CLAD (Canine Leukozyten Adhäsionsdefizienz), eine meist tödlich verlaufende, erblich bedingte Immunschwäche. Betroffene Welpen zeigen häufiger schwere Infektionssymptome. Erkrankte Hunde werden meist nicht älter als 5 Monate. Heute wird in den entsprechenden Rassevereinen allerdings nur noch mit CLAD-freien Hunden gezüchtet. Durch einen schon sehr früh entwickelten Gentest und die Verpflichtung, alle Zuchthunde zu testen, ist diese Krankheit zumindest in diesen Kreisen praktisch ausgelöscht.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Irish Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:139
Gewicht Hündin:11 kg
Gewicht Rüde:12 kg
Widerristhöhe Hündin:45 cm
Widerristhöhe Rüde:45 cm
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Irland
Fellfarbe:Rot, rot-weizenfarben oder gelblich-rot, weiß findet sich gelegentlich an der Brust
Fellbeschaffenheit:Dicht und drahtig in der Textur, gebrochen (“broken”, harsch und hart) und flach anliegend

 

 

Vielseitiger Hund irischer Bauern

Zu den Vorfahren des Irish Terriers gehörten vermutlich die heute nicht mehr existierenden, drahthaarigen Black-and-Tan-Terrier. Gezüchtet und auf Ausstellungen gezeigt wird die Rasse seit 1870, erster Ausstellungsort war Glasgow. Irish Terrier waren und sind eher selten anzutreffen. Heute werden in Deutschland nur ca. 350 bis 400 Welpen jährlich geboren.

Der „Irish“ wurde immer vielseitig eingesetzt. Ursprünglich war er der Hund irischer Bauern. Mit ihnen ging er zur Jagd, musste am Hof Ratten und anderes Raubzeug eliminieren und Wachaufgaben übernehmen, war aber auch Spielkamerad der Kinder. Mit der Zeit wurde er über diese Eigenschaft auch zum Liebling irischer Gentlemen. Diese früheren Aufgaben und Einsatzbereiche führten zu den noch heute vorherrschenden Eigenschaften und Motivationen des Irish Terriers.

Im Herzen immer noch ein Rattenfänger

Zunächst zur jagdlichen Motivation: Alle Terrier haben ihren Namen von dem lateinischen Wort „terra“ (Erde). Denn Terrier jagen, indem sie in der Erde graben, um zum Beispiel Nagetiere, Dachse, Füchse oder Kaninchen zu fangen. Der heutige Irish Terrier ist im Herzen immer noch ein Rattenfänger und hat ein starkes Verlangen, Raubzeug aufzuspüren und zu töten. Aber er jagt auch sich schnell bewegende Tiere auf Sicht. Wenn der Irish Terrier nicht jagdlich geführt wird, braucht er also unbedingt eine alternative jagdliche Auslastung, Training von Impulskontrolle und Rückruf, körperliche Auslastung sowie Konsequenz im täglichen Umgang mit seinen Menschen. Auch beim Zusammenleben mit anderen Haustieren muss man den Aspekt der jagdlichen Motivation bedenken. Irish Terrier können zwar lernen, mit Katzen auszukommen, aber bei kleineren Haustieren wie Mäusen, Ratten und Hamstern ist es eher unwahrscheinlich, dass sie diese nicht als Jagdobjekt betrachten.

Durchaus wachsam

Als Bewacher von Haus, Hof und Familie hatte der Irish Terrier natürlich seit jeher eine ausgeprägte territoriale Motivation, aber auch eine – in Bezug auf seine Menschen – soziale Motivation. Mutig, unabhängig und ggf. drohend, aber nicht aktiv aggressiv gegenüber (fremden) Menschen sollte er sein. Damit es heutzutage entspannt für alle Parteien bleibt, sollte man bereits den Irishwelpen mit verschiedenen, netten Menschen bekannt machen und ihm von Beginn an über entsprechende Regeln im Alltag zeigen, dass seine Halter die wichtigen territorialen Aufgaben übernehmen und selbst für ihre Sicherheit sorgen.

Roter “Draufgänger”

Nicht von ungefähr kommen die Beinamen „roter Teufel“, Draufgänger oder „red daredevil“. Irish Terrier sind tatsächlich nicht besonders einfach in Hundebegegnungen. Eigenschaften, die für ihre früheren Aufgaben auf den irischen Höfen sinnvoll waren, führen heute dazu, dass der Irish niemals in Auseinandersetzungen klein beigeben würde. Er zettelt Streit nicht unbedingt an, geht ihm aber auch nicht aus dem Weg. Lernt der Irishwelpe den angemessenen Umgang mit Artgenossen und macht er auch in der Folgezeit gute Erfahrungen, kann er aber mit anderen Hunden gut auskommen – zumindest, solange er nicht provoziert oder angegriffen wird.

Aussehen

Das Fell des Irish Terriers besteht aus weicher Unterwolle und harschem Deckhaar. Diese Kombination schützt ihn bei jedem Wetter. Der Irish Terrier verliert kaum Haare und hat in dem Sinne keinen „Fellwechsel“, aber er muss regelmäßig (drei- bis viermal im Jahr) in Form getrimmt werden. Das Fell soll einheitlich rot, rot-weizenfarben oder gelblich-rot sein.

Gesundheitliche Aspekte

Der Irish Terrier gilt als gesunde und robuste Rasse. Zwei Dispositionen werden allerdings zu einem kleinen Prozentsatz bei der Rasse erwähnt: Digitale Hyperkeratose, auch „Corny Feet“ genannt. Es handelt sich dabei um einen genetischen Defekt, der die Pfotenballen verhärten, stark rissig und somit äußerst schmerzempfindlich werden lässt. Ein Gentest kann Züchtern zeigen, ob ein Hund Träger dieser Krankheit ist. Ein weiterer Gendefekt ist die Cystinurie, eine Stoffwechselkrankheit, bei der es zu einer erhöhten Ausscheidung der Aminosäuren über die Nieren und den Darm kommt. Die Folge können Steinbildung und eine eingeschränkte Nierenfunktion sein.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Islandhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:289
Widerristhöhe Hündin:42 cm
Widerristhöhe Rüde:46 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Island
Fellfarbe:Falb und Rot, Grauschattierung, Schokoladenbraun, Schwarz, weiße Abzeichen begleiten die vorherrschende Farbe
Fellbeschaffenheit:Dichtes und extrem wetterfestes Doppelhaar, zwei Arten: Kurzhaar und Langhaar

 

 

Nordischer Hüte-Spitz

Der heute immer noch selten anzutreffende Islandhund ist ein uralter Exot. Er ist der einzige Hund mit Island als Ursprungsland. Im 9. Jahrhundert kam er mit den Wikingern in das Land der Vulkane und Gletscher. Ursprünglich war der „nordische Hüte-Spitz“ ein Jagdhund, der mangels Wild auf der Insel im Lauf der Jahrhunderte zum Treib- und Hütehund mit vielen weiteren Aufgaben umfunktioniert wurde. Die Isländer setzten ihn zum Hüten und Treiben der Pferde und Schafe ein, zum Vertreiben der Raben und Möwen von den Lämmern und den aufgehängten Trockenfischen sowie als Wächter auf dem Hof. Dort sollte er Fremde lautstark melden, aber niemals angreifen. Für die Kinder war er wegen der dünnen Besiedlung außerdem oft der einzige Spielkamerad.

Lange drohte der Islandhund auszusterben. Durch den Import von Islandhunden zunächst in andere nordeuropäische Länder und später auch nach Deutschland, in die Schweiz und die USA gibt es heute wieder eine gesicherte Population. Trotzdem ist der Genpool weiterhin sehr klein. Die Züchter müssen daher umsichtig planen und unbedingt auf genetische Vielfalt achten.

Der Islandhund ist mittelgroß (42 bis 46 cm), von rechteckigem Format, mit Stehohren und geringelter Rute. Es gibt eine kurzhaarige und eine langhaarige Variante mit jeweils dichter, weicher Unterwolle. Beide haben extrem wetterfestes Fell. Laut dem zuletzt 1972 festgelegten Standard sind viele unterschiedliche Farben erlaubt, wobei eine vorherrschend sein sollte. Häufige Farben sind cremefarben bis rötlich braun, schokoladenbraun, grau, schwarz - immer mit weißen, oft unregelmäßigen Abzeichen.

Als robuster und menschenbezogener Hund ist der Islandhund sowohl für aktive Familien mit größeren Kindern als auch für Hundeanfänger gut geeignet. Allerdings ist er sehr arbeitsfreudig, daher sollte er unbedingt geistig und körperlich ausgelastet werden. Denn bei zu viel Langeweile sucht sich der Islandhund eine Beschäftigung und zeigt unter Umständen unkontrolliertes Jagd- und Hüteverhalten oder andere Verhaltensauffälligkeiten. Wer aktive Beschäftigungsformen wie Agility, Treibball oder Obedience mit seinem Hund ausüben möchte, findet im Islandhund aber den perfekten Begleiter. Klar sein muss man sich bei der Entscheidung für den Islandhund über die „Bellfreudigkeit“, die von Anfang an nicht bewusst oder unbewusst verstärkt werden sollte.

Gesundheitliche Aspekte

  • Der relative kleine Genpool kam oben schon zur Sprache.
  • Insgesamt gilt der Islandhund als robuste und widerstandsfähige Rasse.
  • Rassetypische Erkrankungen sind: Hüftsgelenksdysplasie, Augenerkrankungen, Kryptorchismus (Störung des Hodenabstiegs)

 

Von HEIKE KLEINHANS

Italienisches Windspiel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:200
Gewicht Hündin:höchstens 5 kg
Gewicht Rüde:höchstens 5 kg
Widerristhöhe Hündin:32 bis 38 cm
Widerristhöhe Rüde:32 bis 38 cm
FCI Gruppe:Windhunde
Herkunftsland:Italien
Fellfarbe:Einfarbig schwarz, grau und isabella (hell gelb/beige) in allen möglichen Nuancen. Weiß nur an Brust und Pfoten.
Fellbeschaffenheit:Am ganzen Körper kurz, seidig und fein, keinerlei Spuren von Fransen.

 

 

Kleinster Windhund mit langer Geschichte

Wie viele Windhundrassen aus dem Mittelmeerraum stammt das Italienische Windspiel vermutlich von dem alten ägyptischen Windhundurtyp Tesem ab. In der Antike kamen die Hunde von Ägypten nach Griechenland und von dort aus ab dem fünften Jahrhundert v. Chr. nach Italien. Als wertvolles Geschenk gelangten sie in die Fürstenhäuser Europas, Asiens und Nordafrikas. Friedrich II. von Preußen („Friedrich der Große“) war ein prominenter Verehrer dieser zarten Windhunde. Sie begleiteten ihn rund um die Uhr und wurden auf Schloss Sanssouci in Potsdam sogar im Sarkophag aus Marmor beigesetzt. Die aufwändig gestalteten Grabplatten sind noch heute auf der Terrasse von Sanssouci zu sehen.

Windhund im Miniaturformat – aber bitte nicht zu leicht!

Das Italienische Windspiel oder Piccolo Leviero Italiano hat laut Rassestandard ein Maximalgewicht von fünf Kilogramm und eine Widerristhöhe von 32 bis 38 Zentimetern und ist somit die kleinste aller Windhundrassen. Als ursprünglicher Sprinter ist es schlank und grazil, hat kein Gramm Fett zu viel und wirkt dadurch fast zerbrechlich. Für einen Sichtjäger optimal, sind die Augen vorne am langgezogenen Kopf angelegt.

Kritisch betrachtet, sollte das genannte Maximalgewicht auch bestenfalls erreicht oder zumindest kaum unterschritten werden. Denn kleinere und vor allem sehr leichte Hunde verlieren zu viel Körperwärme und können ihren Energiehaushalt dann kaum regulieren. Kreislaufschwäche und ständiges Zittern sind in den Fällen die traurigen Konsequenzen, die ein erhebliches Leid für die Hunde bedeuten! Seriösen Züchtern ist diese Problematik bekannt. Sie bemühen sich daher um die Zucht größerer und robusterer Hunde.

Das Fell des Windspiels ist einfarbig und kurz, seidig und fein, ohne Fransen und ohne Unterwolle. Als Farben sind im Standard schwarz, grau, schiefergrau, und isabella in jeglichen Nuancen erlaubt. Weiße Abzeichen sind nur an Brust und Pfoten gestattet.

Mantelträger, der fast ohne Bürste auskommt

Durch die Kürze und Struktur des Fells ist das Windspiel sehr einfach zu pflegen. Es reicht, das Fell einmal wöchentlich mit einem geeigneten Handschuh oder einer sehr weichen Bürste zu bearbeiten. Allerdings friert das Windspiel aufgrund der genannten Körperproportionen sehr leicht. Bei niedrigeren Temperaturen ist es daher extrem wichtig, ihm einen wärmenden und vor Nässe schützenden HUNDEMANTEL anzuziehen.

Drinnen anhänglicher Couchpotato, draußen bewegungsfreudiger Clown

Das Italienische Windspiel gilt im Haus und in der Wohnung als kuschelbedürftiger und anhänglicher Hund bei seinen eigenen Menschen, was bei der langen Geschichte als Begleiter in Adelshäusern auch nicht verwunderlich ist. Es reagiert sehr einfühlsam auf die Stimmung seiner Menschen. Auf der einen Seite ist das natürlich schön, auf der anderen zeigt sich so auch sein sensibles Wesen.

Als Familienhund ist das Windspiel daher nur dann geeignet, wenn die Kinder vorsichtig mit dem kleinen und zarten Hund umgehen können, die Kinder also ggf. schon etwas größer sind. Dann können sie gut in das Training des Hundes mit einbezogen werden. Die Erwachsenen müssen die Manager der Familie sein und gemeinsame Aktivitäten mit jüngeren Kindern anleiten.

Auch Sozialisierung und Begegnungen mit anderen Hunden müssen von Anfang an beim Windspiel umsichtig mit ins Training einbezogen werden. Die kleinen, leichten Hunde – die sich selbst gern mal überschätzen – dürfen nicht ständig die Erfahrung machen, dass sie von anderen, schwereren Hunden überrannt werden. Letztlich ist das Verletzungsrisiko in solchen Situationen aufgrund des Körperbaus tatsächlich relativ hoch. Sie brauchen also dringend Kontakt zu körperlich anders gebauten Hunden, die aber rücksichtsvoll mit ihnen umgehen. Die Halter aller beteiligten Hunde müssen bei den Begegnungen also aufmerksam auf ihre Hunde achten und frühzeitig eingreifen. Gut üben kann man das in Hundeschulen mit verantwortungsvoll geführten WELPEN-, JUNGHUNDE- und FREILAUFKURSEN.

Im Vergleich zu anderen Windhundrassen ist die jagdliche Motivation meist etwas geringer ausgeprägt. Trotzdem sollte ein großes Maß an IMPULSKONTROLLE sowie ein zuverlässiger RÜCKRUF bestenfalls von Welpe an aufgebaut werden, um dem Windhund im erwachsenen Alter möglichst viel Freilauf zu ermöglichen. Draußen braucht das Windspiel viel Bewegung und ABWECHSLUNGSREICHE SPAZIERGÄNGE. Damit ist aber kein langes, monotones Joggen oder Radfahren gemeint. Denn die Anatomie eines Windhundes ist nicht zum Traben gemacht. Diese Hunde sind dynamische Sprinter und keine Ausdauerläufer. Spannende Hetzjagden, bei denen sie schnelle Sprints hinter einer Beute her machen dürfen, entsprechen viel eher ihrer Veranlagung. So ist für die meisten Windspiele ein Training mit der REIZANGEL eine ideale Beschäftigungsform, bei der Impulskontrolle, jagdliche Auslastung, Rückruf und Abstoppen vor einem sich schnell bewegenden Reiz trainiert werden können.

Gesundheitliche Aspekte

Ein Italienisches Windspiel mit Normalgewicht und robustem Körperbau hat eine Lebenserwartung von etwa 12 bis 15 Jahren. Wie viele andere kleine Hunderassen brauchen sie sorgfältige Zahnpflege, da sie sonst zu Zahnstein und Zahnproblemen neigen. Zu den rassetypischen Erkrankungen, die beim Windspiel vorkommen können, gehören: Epilepsie, Augenerkrankungen wie Progressive Retinaatrophie (PRA) und Grüner sowie Grauer Star, PATELLALUXATION und Schilddrüsenerkrankungen wie Hypothyreose.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Jack Russell Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:345
Gewicht Hündin:5 bis 6 kg
Gewicht Rüde:5 bis 6 kg
Widerristhöhe Hündin:25 bis 30 cm
Widerristhöhe Rüde:25 bis 30 cm
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Australien
Fellfarbe:Weiß muss vorherrschen mit schwarzen und/oder lohfarbenen Abzeichen in allen Schattierungen vom hellsten bis hin zum sattesten Loh (Kastanienbraun)
Fellbeschaffenheit:Kann glatt-, rauh- oder stichelhaarig sein

 

 

Spezialist für die Baujagd

Der Begründer dieser Rasse ist der englische Pfarrer und Jäger John - genannt Jack - Russell, der 1819 einen weißen, rauhaarigen Fox Terrier mit Abzeichen am Kopf kaufte. Diese Hündin stand am Anfang der Weiterentwicklung einer Linie von Fox Terriern zu kleineren Terriern, die zwar schnell waren wie die Fox Hounds, aber klein genug, um unterirdisch Füchse und andere Beutetiere aus ihren Bauten zu treiben. Langfristig entwickelten sich daraus zwei Varianten: der größere, quadratisch gebaute „Parson Russell Terrier“ und der kleinere, etwas längere „Jack Russell Terrier“.

Der Jack Russell hat sich vor allem im 19. Jahrhundert in Australien weiterentwickelt. Direkte Nachkommen der Terrier von John Russell wurden dort ab 1880 bei der Jagd auf Füchse eingesetzt, die in Australien vor allem enge Kaninchenbauten besiedelten. Die Jäger brauchten daher Hunde, die höchsten 30 Zentimeter hoch waren.

Erst 1991 wurde der Jack Russell als eigene Rasse in Australien anerkannt, 2000 folgte schließlich die Anerkennung durch die FCI.

Die ideale Widerristhöhe des Jack Russell Terriers beträgt heute 25 bis 30 Zentimeter. Das Gewicht wird mit einem Kilogramm pro fünf Zentimeter Widerristhöhe angegeben. Der Jack Russell soll insgesamt länger als hoch sein. Sein überwiegend weißes Fell mit schwarzen, braunen, lohfarbenen oder hieraus kombinierten Abzeichen kann glatt-, rau- oder stichelhaarig sein. Die Ohren sind V-förmig und nach unten geklappt.

Unter den Jagdhunden ist der Jack Russell Terrier der Gruppe der Solitärjäger zuzuordnen. Diese Bezeichnung ergibt sich durch die große Selbstständigkeit, die der kleine, robuste Hund bei der Baujagd an den Tag legen muss. Und genau diese Selbständigkeit sowie frühes Erwachsenwerden und ein äußerst ausgeprägtes Temperament machen die Erziehung des Jack Russells sehr komplex. Er ist daher weder als Anfängerhund noch als reiner Familienhund geeignet. Aber in einem aktiven Haushalt mit älteren Kindern und mit der Möglichkeit, ihn körperlich, aber vor allem auch geistig auszulasten, ist der Jack Russell bestens aufgehoben.

Gesundheitliche Aspekte

Beim Jack Russel sind folgende rassetypische Erkrankungen zu nennen:

  • Es kommen Hautprobleme wie Allergien und Pilzinfektionen vor, die juckende, entzündete Haut verursachen können.
  • Jack Russell Terrier sind anfällig für Zahnprobleme wie Karies und Zahnfleischerkrankungen.
  • Sie können an Knochen- und Gelenkproblemen leiden, bspw. Patellaluxation und Arthrose.
  • Augenkrankheiten wie Entropium (einrollende Augenlider) und Keratoconjunctivitis sicca (trockene Augen) kommen vor.
  • Jack Russell Terrier sind anfällig für Herzprobleme wie pulmonale Hypertonie (erhöhter Blutdruck in den Lungen) und Vorhofflimmern (unregelmäßiger Herzschlag), die zu Herzversagen führen können.
  • Taubheit und Schwerhörigkeit (Piebold Gen, bei weißer Fellfarbe)

 

Von HEIKE KLEINHANS

Kangal

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:331
Gewicht Hündin:40 bis 50 kg
Gewicht Rüde:48 bis 60 kg
Widerristhöhe Hündin:65 bis 73 cm
Widerristhöhe Rüde:72 bis 78 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer – Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Türkei
Fellfarbe:Creme bis Wolfsgrau, muss eine schwarze Maske haben, dunkle Ohren
Fellbeschaffenheit:3 bis 7 cm, dickes und raues Deckhaar, dichte Unterwolle

 

 

Anatolischer Hirtenhund

Der Kangal ist zwar erst seit 1989 unter der Bezeichnung „Anatolischer Hirtenhund" (seit dem 15.6.2018 als Kangal Çöban Köpeği - türk. Kangal Hirtenhund) als Rasse bei der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt, seine Wurzeln gehen aber vermutlich schon auf die Herdenschutzhunde der Nomaden zurück, die zwischen 10.000 v. Chr. und 1.300 n. Chr. durch Zentralasien und Anatolien zogen. Damals schon wurden die Hunde für Aufgaben eingesetzt, die die rassetypischen Eigenschaften des Kangals bis heute bestimmen. Sie lebten mit den Tieren der Nomaden zusammen in der Herde, um sie vor den Angriffen von Wildtieren und anderen Eindringlingen zu schützen. Seit dem 12. Jahrhundert werden Hunde, die dem Kangal in seiner heutigen Form schon sehr ähnelten, zum Schutz der Schafherden in der Region um Sivas und Ostanatolien eingesetzt. Vor allem die Stadt Kangal in der Provinz Sivas war früh für diese Art der Hunde bekannt. Zu dieser Theorie der Geschichte des Kangals existieren Hinweise durch die Namensherkunft sowie einige genetische Studien, ein wissenschaftlicher Konsens besteht allerdings nicht.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die Verbreitung der Rasse nach Großbritannien, in die USA, die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland sowie in weitere europäische Länder. In der Türkei wird der Kangal seit 1975 neben seiner ursprünglichen Aufgabe als Herdenschutzhund an Schafherden und Wachhund auch für militärische Zwecke und als Diensthund eingesetzt und gezüchtet.

Körperlich ist der Kangal bestens für seine Aufgaben ausgestattet. Er ist von der Statur her groß und imposant, aber trotzdem muskulös und beweglich, denn er muss im Fall eines Angriffs in der Lage sein, sich von jetzt auf gleich mit großer Geschwindigkeit fortzubewegen. Das dichte Fell mit Unterwolle ist je nach Jahreszeit drei bis sieben Zentimeter lang und schützt bei der Arbeit im Freien sowohl vor großer Hitze als auch vor klirrender Kälte. Offiziell sind alle Fellfarben erlaubt, in der Regel reicht das Spektrum aber von hellbraun bis hellgrau, mit dunkelbraunen bis schwarzen Abzeichen am Fang und an den Ohren. Daher war seine ursprüngliche türkische Bezeichnung „Karabaş“, was „Schwarzkopf“ (kara - schwarz, baş - Kopf) bedeutet.

Bei seiner Arbeit an den Schafherden in den anatolischen Bergregionen muss der Kangal selbstständig agieren und eigene Entscheidungen treffen. Nicht selten wochenlang von Menschen getrennt, ist die Herde seine soziale Gruppe, die er sogar gegen Bären und Wölfe verteidigen würde. Im Einsatz als Wachhund beschützt er sowohl seine Menschen als auch deren Eigentum. Er arbeitet sehr strategisch, liegt häufig an erhöhten Stellen nah bei seiner Herde, um die Umgebung gut im Blick zu haben. So zutraulich und sozial er seiner Herde und seinen Menschen gegenüber ist, so misstrauisch ist er Fremden gegenüber.

Was in den weiten, geräumigen und menschenleeren Bergregionen Anatoliens durchaus Sinn macht, kann im engen, hektischen Deutschland schnell zum Problem werden. Kennt man die Geschichte und das ursprüngliche Einsatzgebiet dieser Hunde, wird schnell klar, dass weder der Kangal noch seine Besitzer im städtischen Bereich oder einer Siedlung, geschweige denn in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus glücklich werden können. Insofern stellt der Kangal „besondere“ Ansprüche an seinen Wohnraum, die man in Deutschland eigentlich kaum erfüllen kann. Aber selbst wenn man sehr einsam wohnt und ein riesiges, sicher eingezäuntes Grundstück hat, ist der Kangal aufgrund seiner extrem ausgeprägten territorialen und sozialen Motivation kein Anfängerhund und auch kein Familienhund.

Gesundheitliche Aspekte

Wie viele große Rassen kann der Kangal unter Gelenksproblemen leiden sowie anfällig für eine Magendrehung sein. 

 

Kleiner Münsterländer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:102
Widerristhöhe Hündin:52 cm
Widerristhöhe Rüde:54 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Braun-weiß und braun-schimmel mit braunen Platten, Mantel, Tupfen; Blesse ist zulässig; lohfarbene Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Dicht, mittellang, glatt bis wenig gewellt, fest anliegend, wasserabweisend

 

 

Heidewachtel: Kleinster deutscher Vorstehhund

Ende des 19. Jahrhunderts kannte man im Münsterland sogenannte Wachtelhunde. Sie ähnelten ihren Vorfahren, den mittelalterlichen Vogelhunden und waren - wie der Name schon sagte - vor allem beliebt bei der Wachteljagd. Auf sie geht vermutlich der ursprüngliche Kleine Münsterländer zurück. Beschäftigt man sich mit der Geschichte des Kleinen Münsterländers, stößt man unweigerlich auf den Heidedichter Hermanns Löns und vor allem seine Brüder Edmund und Rudolf Löns, die ab 1906 nach Vertretern der verschollen geglaubten Hunde suchten und sie „Heidewachtel“ nannten. Vereint mit dem daneben existierenden „Dorstener Schlag“ wurde daraus der Kleine Münsterländer. Parallel existierende Theorien schließen auch die Entstehung des Kleinen Münsterländers durch eine Weiterzüchtung des Epagneul-Breton nicht aus. Der Verband für Kleine Münsterländer formuliert heute, dass die „Wahrheit (vermutlich) irgendwo dazwischen“ liege.

1912 wurde schließlich in Osnabrück der „Verein für Kleine Münsterländer (Heidewachtel)“ gegründet, aber erst 1921 ein Rassestandard festgelegt. Man stritt danach allerdings noch lange, welchen Namen der kleinste deutsche Vorstehhund tragen sollte. Bis 1934 kam es immer wieder zu Abspaltungen und neuen Zusammenschlüssen unzufriedener Vereine bis man sich in dem Jahr auf die Bezeichnung Kleiner Münsterländer Vorstehhund einigte. Im Dritten Reich existierte neben dem Münsterländer Verband auch der Deutsche Heidewachtel Club. Die beiden Vereine wurden 1961 wieder zusammengeführt.

Der Kleine Münsterländer war schon damals nicht nur Jagdgefährte, sondern auch Haus-, Hof- und Familienhund, weil er als sehr sozial und auf den Menschen bezogen, aber auch wachsam bekannt war. Beim jagdlichen Einsatz spürt er als Vorstehhund bis heute Wild auf und zeigt es durch „Vorstehen“ an: Dabei „friert“ der Hund sozusagen in der Bewegung ein, die Rute trägt er fast waagerecht in Verlängerung des Rückens, sein Blick ist fixierend auf die Beute gerichtet, dabei wird häufig ein Vorderlauf angehoben. Außerdem apportiert er nach dem Schuss, auch aus dem Wasser. Da viele Kleine Münsterländer Spur- oder Sichtlaut geben, werden sie auch zum „Stöbern“ (also zum Aufstöbern von Wild) eingesetzt.

Mittelgroß und kräftig soll der Kleine Münsterländer vom Körperbau her sein. Das wasserabweisende Fell soll mittellang und dicht sein, glatt oder leicht gewellt in den Farben braun-weiß oder braun-schimmel mit braunen Abzeichen, teils auch lohfarbenen Abzeichen. An Ohren, Beinen und der Rute ist das Fell etwas länger - in der Fachsprache spricht man dabei von „befedert“ (Vorderläufe) und „behost“ (Hinterläufe).

Die meisten Kleinen Münsterländer leben derzeit in Frankreich, Schweden und Norwegen, wo sie meist zur Jagd im Wald eingesetzt werden. Wird der Kleine Münsterländer ausschließlich als Familienhund gehalten, muss er unbedingt auf eine alternative Art jagdlich ausgelastet werden - und das täglich! Denn die Jagd ist und bleibt seine größte Leidenschaft. Lenkt man diese Motivation nicht von Beginn an in geordnete Bahnen, können Spaziergänge mit dem Kleinen Münsterländer sehr unentspannt beziehungsweise ohne Schleppleine auch unmöglich werden. Die Möglichkeiten der jagdlichen Auslastung sind quasi grenzenlos: Vom APPORTIEREN, über FÄHRTENARBEIT, REIZANGELTRAINING oder MANTRAILING wird der Kleine Münsterländer bei allem begeistert mitmachen.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich sind beim Kleinen Münsterländer keine größeren Probleme bekannt, selten leiden Hunde der Rasse an Hüftgelenksdysplasie oder Entropium (Erkrankung des Auges, „Roll-Lid“ an Ober- oder Unterlid).

 

Von HEIKE KLEINHANS

Kontinentaler Zwergspaniel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:77
Widerristhöhe Hündin:ca. 28 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 28 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts-und Begleithunde
Herkunftsland:Frankreich und Belgien
Fellfarbe:Auf weiβem Grund sind alle Farben zugelassen
Fellbeschaffenheit:reichliches, glänzendes Haar ohne Unterwolle

 

 

Phalène und Papillon: Klein, aber oho!

Der Ausspruch „klein, aber oho“, trifft auf den Kontinentalen Zwergspaniel auf den Punkt gebracht perfekt zu. Seine ursprüngliche Bezeichnung lautet Epagneul Nain Continental. Höchst wahrscheinlich stammen die Vorfahren der kleinen Wirbelwinde aus Europa. Es ist allerdings nicht komplett ausgeschlossen, dass es, wie bei vielen anderen Zwerghunden, auch einen Ursprung in Ostasien gibt.

Es gibt zwei Varianten des Kontinentalen Zwergspaniels: Den stehohrigen Papillon (franz. Schmetterling), dessen Ohrenform tatsächlich an die Flügel eines Schmetterlings erinnert, und den hängeohrigen Phalène (franz. Nachfalter). Zwergspaniels dieser Art soll es bereits im 12. Jahrhundert am spanischen Hof gegeben haben. Kleine Hunde, die dem heutigen Phalène äußerlich extrem ähneln, finden sich bereits auf italienischen Fresken und Ölbildern des 13. und 14. Jahrhunderts. Man sieht sie darauf als Begleiter des Adels, vor allem der hochherrschaftlichen Damen und Kinder. Naheliegend scheint, dass damals besonders kleine Exemplare aus den ursprünglich zur Jagd verwendeten Spaniels den Hofdamen und ihren Kindern zum Zeitvertreib und als Spielgefährten überlassen wurden, aus denen sich schließlich eine Zwergform entwickelt hat. Im 15. Jahrhundert gehörten die Zwerghunde schließlich zum Alltagsbild der meisten europäischen Adelshäuser, wie auf vielen Gemälden berühmter Meister zu sehen ist. Ab etwa 1700 sieht man auch den stehohrigen Typ, der unserem heutigen Papillon nahe kommt. Die Zwergspaniels wurden als Privileg der Begüterten verstanden und daher während der Französischen Revolution fast ausgerottet. Erst im 19. Jahrhundert finden in Belgien und Frankreich Bemühungen statt, der kleinen Rasse wieder auf die Beine zu helfen. Die Papillons wurden erst in dieser Zeit durch die Einkreuzung von Spitz und Chihuahua richtig populär. Heute sind sie sogar häufiger anzutreffen als der Phalène. Erst 1905 wird der erste Rassestandard verfasst und markiert den Beginn der Reinzucht. Frankreich und Belgien werden als Ursprungsländer des Kontinentalen Zwergspaniels festgelegt. 

Die FCI führt die Rasse in der Gruppe der Gesellschafts- und Begleithunde. Sie unterscheidet zwei Gewichtskategorien: 1) Hündinnen und Rüden von weniger als 2,5 kg sowie 2) Hündinnen von 2,5 bis 5 kg und Rüden von 2,5 bis 4,5 kg (Minimalgewicht 1,5 kg). Das Fell der Hündchen soll lang und seidig sein, leicht gewellt und ohne Unterwolle. Die Grundfarbe des Fells muss weiß sein. Darauf sind Abzeichen in allen Farben erlaubt. Der Rücken ist gerade, die fransige Rute wird oft über den Rücken gebogen getragen. 

Obwohl diese kleinen Spaniels vor allem im Mittelalter gerade als Begleiter der Kinder am Hof beliebt waren, muss man immer wieder ganz deutlich sagen, dass der Zwergspaniel - genau wie alle anderen Lebewesen - kein Kinderspielzeug ist. Natürlich wirken sie durch die kleine Statur und den runden Kopf besonders niedlich und ziehen vor allem Kinder damit schnell in ihren Bann. Aber man darf die kleinen Hunde nicht unterschätzen. Und gerade wegen der geringen Größe sind sie eher nichts für Familien mit sehr kleinen Kindern, die ihre eigene Kraft noch nicht richtig einschätzen können. Durch die Stöberhunde unter ihren Vorfahren sind die Zwergspaniels durchaus jagdlich interessiert und echte Energiebündel. Der eingekreuzte Spitz sorgt vor allem beim Papillon für „Bellfreudigkeit“ und eine häufig ausgeprägte territoriale Motivation. Außerdem wird dem Zwergspaniel eine besondere Fähigkeit zur Empathie in Bezug auf „seine“ Menschen nachgesagt, kleine Unstimmigkeiten bemerke er sofort. 

So klein die Rasse auch ist - eine konsequente Erziehung mit den üblichen Regeln und Strukturen im Alltag ist trotzdem notwendig. Und auch was die Auslastung angeht, ist der Zwergspaniel nichts für Sofahocker. Er will durchaus geistig und körperlich gefordert werden und kann bei zu wenig Beschäftigung eine regelrechte „Nervensäge“ werden. Mehrere tägliche Spaziergänge mit Apportier- und Suchaufgaben als alternative jagdliche Auslastung finden Zwergspaniel in der Regel großartig. Aber auch beim Tricktraining und Agility für kleine Hunderassen sind sie oft mit Eifer dabei. Diese Beschäftigungsformen sind dann unter Anleitung der Eltern natürlich auch für Kinder ab dem Schulalter möglich. 

Gesundheitliche Aspekte

Wie bei einigen kleinen Rassen gibt es manchmal Probleme mit der Kniescheibe (Patellaluxation). Die Zähne des kleinen Hundes sollten regelmäßig geputzt werden, da sich im engen hinteren Fangbereich sonst schnell Belag an den Zähnen bildet. Vereinzelt neigen die Augen zu starkem Tränenfluss. Kontinentale Zwergspaniel können anfällig für Progressive Retinaathrophie (PRA) sein. Wie bei allen Rassen sollte auf einen seriösen, verantwortungsvollen Züchter und gesunde Elterntiere geachtet werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Kromfohrländer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:192
Gewicht Hündin:9 bis 14 kg
Gewicht Rüde:11 bis 16 kg
Widerristhöhe Hündin:38 bis 46 cm
Widerristhöhe Rüde:38 bis 46 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer – Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Grundfarbe weiß; hellbraune, rotbraune bis stark dunkelbraune Abzeichen
Fellbeschaffenheit:Rauhhaar und Glatthaar

 

 

Junge Rasse "mit Terrierblut"

Fest steht, dass die Siegenerin Ilse Schleifenbaum den mittelgroßen Gesellschafts- und Begleithund um 1945 erstmals „zufällig“ züchtete. Sie nahm einen streunenden Hund amerikanischer Soldaten auf, der ihre Foxterrierhündin Fiffy deckte. Viele Quellen behaupten, dass der Rüde ein Grand Griffon Vendéen mit Namen Peter gewesen sein soll - mindestens genauso viele bezweifeln allerdings, dass aus diesen beiden Rassen ein Hund wie der Kromfohrländer entstanden sein kann. Die kleinen Mischlinge gefielen Ilse Schleifenbaum jedenfalls so gut, dass sie die Verpaarung mehrfach wiederholte und schließlich eine eigenständige Rasse daraus entstehen lassen wollte. 1955 gelang ihr Vorhaben schließlich mit der Unterstützung des damaligen VDH-Geschäftsführers Otto Borner gegen den Widerstand vieler Zweifler. Der Name Kromfohrländer stammt von einem Tal bei Siegen, das „Krom Fohr" (Krumme Furche) genannt wird.

Wie beim Foxterrier unterscheidet man beim Kromfohrländer zwischen Rauhaar und Glatthaar. Die Rauhhaarvariante hat dichtes, raues Fell mit Bart und kurze, weiche Unterwolle. Der glatthaarige Kromfohrländer hat dichte, weiche Haare ohne Bart und ebenfalls kurze, weiche Unterwolle. Beide Linien sind 38 bis 46 cm groß. Die Rüden wiegen 11 bis 16 kg, die Hündinnen 9 bis 14 kg.

Es ist sehr schwierig, allgemeine Aussagen über rassetypische Eigenschaften des Kromfohrländers zu machen. Die Rasse ist wie beschrieben noch sehr jung und als Herkunft gesichert ist eigentlich nur die ursprünglich mütterliche Seite durch die Foxterrierhündin Ilse Schleifenbaums. Der Rassezuchtverein der Kromfohrländer bezeichnet ihn als „anpassungsfähigen, sensiblen und auch feinfühligen Hund mit Terrierblut“. Ähnlich wie der Foxterrier ist der Kromfohrländer auf jeden Fall ein agiler Hund. Die jagdliche Motivation soll zwar noch vorhanden, aber nicht mehr so stark ausgeprägt sein. Betont wird zudem immer die Anhänglichkeit bezogen auf seine Menschen - im Gegensatz dazu behält der Kromfohrländer Fremden gegenüber aber eine scheue Distanz und Zurückhaltung.

Als Anfänger- und Familienhund ist der Kromfohrländer insofern nur bedingt geeignet. In einem Haushalt mit Kindern, wo häufig Besuch empfangen wird und es auch mal ein bisschen lauter und stürmischer zugeht, kann der sensible Hund schnell überfordert sein. In jedem Fall braucht er Menschen, die zum einen sehr konsequent bei seiner Erziehung sind - denn seine Vorfahren Foxterrier sind eher selbstständige Hunde und neigen dazu, schnell eigene Entscheidungen zu treffen. Zum anderen sollten die Menschen darauf achten, dass sie Verantwortung für den Kromfohrländer übernehmen und er Begegnungen mit Fremden nicht allein regeln muss. Hilfreich ist dabei auch eine Gewöhnung an viele unterschiedliche Menschen und Reize bereits in der frühen Sozialisierungsphase.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Kuvasz

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:54
Gewicht Hündin:37 bis 50 kg
Gewicht Rüde:48 bis 62 kg
Widerristhöhe Hündin:66 bis 70 cm
Widerristhöhe Rüde:71 bis 76 cm
FCI Gruppe:Hüte- und Treibbhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Ungarn
Fellfarbe:Weiß, elfenbeinfarben ist erlaubt
Fellbeschaffenheit:Mäβig hart, gewellt, etwas steif, nicht zur Verfilzung neigend. Unter dem gröberen Deckhaar findet sich feinere flaumige Unterwolle.

 

 

Ursprünglicher, ungarischer „Bodyguard“ für große Schafherden

Die Vorfahren des uralten ungarischen Hirtenhundes kamen vermutlich schon mit der Besetzung der Magyaren ins Karpatenbecken. Als Nomaden lebende Hirten brauchten diese absolut selbstständig arbeitenden, großen, mutigen und wehrhaften Hunde zur Bewachung und zum Schutz ihrer großen Herden gegen Wölfe, Bären und Diebe.

Farblich wurde bereits von den nomadisierenden Hirten eine helle bis weiße Fellfarbe bei den Hunden (später Kuvasz und Komondor) bevorzugt, um sie dadurch bei nächtlichen Angriffen gut von Wölfen und anderen Raubtieren unterscheiden zu können. Zur Zeit des Königs Matthias Corvinus (1458-1490) waren die imposanten Hunde mit ausgeprägter territorialer und jagdlicher Motivation in Adelskreisen ein willkommenes Geschenk und wurden vorzugsweise bei der Jagd eingesetzt. Während der türkischen Herrschaft in Ungarn fand im 16. und 17. Jahrhundert eine Vermischung mit türkischen Herdenschutzhunden statt. Im 19. Jahrhundert verlor die Lebens- und Arbeitsweise der Hirten an Bedeutung, während Ackerbau und Viehzucht immer intensiver betrieben wurden. Dadurch veränderte sich der Einsatzbereich der Herdenschutzhunde, die nun vermehrt als Wach- und Schutzhunde auf großen Höfen und Anwesen agierten – Aufgaben, für die sie teilweise auch heute noch eingesetzt werden. Erst 1905 entstand ein erster Rassestandard für den Kuvasz und damit eine Trennung vom Komondor. Eine spätere Version des Standards wurde schließlich in den 1960er Jahren von der FCI angenommen und der Kuvasz damit offiziell als Rasse anerkannt. Der Name Kuvasz stammt von den türkisch-asiatischen Begriffen KAWASS oder Kawash, die so viel bedeuten wie „bewaffneter Wächter“. 

Perfekt angepasster Arbeitskörper im kuscheligen Teddybärenpelz

Hündinnen werden 66 bis 70 Zentimeter groß, Rüden zwischen 71 und 76 Zentimetern. Das Gewicht soll zwischen 37 und 50 Kilogramm bei Hündinnen und 48 und 62 Kilogramm bei Rüden liegen. Das gewellte, leicht lockige Fell ist weiß bis elfenbeinfarben, mit grobem Deckhaar und dichter Unterwolle. Die Haut um die Augen, Nase und Lefzen ist schwarz pigmentiert. Auch äußerlich ist der Kuvasz also perfekt auf seine ursprüngliche Aufgabe ausgerichtet.

Wie kann der Kuvasz heute in unserer Gesellschaft leben?

Seine ursprüngliche Verwendung hat die Anlagen des Kuvasz über Jahrhunderte geprägt. Ohne menschliche Anwesenheit mussten die Hunde ihre Herde bis auf den Tod verteidigen, sich selbstständig über jagdliche Beute ernähren und 24 Stunden am Tag eigenständige Entscheidungen treffen. Bis heute hat der Kuvasz seine ursprünglichen Verhaltensweisen bewahrt. Er ist selbstständig, selbstbewusst und wachsam. Seiner eigenen Familie gegenüber ist er zugewandt und anhänglich, Fremden gegenüber ist er misstrauisch und im Ernstfall zur Verteidigung bereit. Vom Teddybäraussehen darf man sich also keinesfalls täuschen lassen.

Somit ist klar, dass es bei der Haltung des Kuvasz in unserem dichtbesiedelten Gebiet extrem wichtig ist, sich im Vorfeld intensiv mit den nötigen Voraussetzungen und Anforderung – vor allem an seine Menschen und sein Umfeld – auseinanderzusetzen. Diese Aspekte sind im Zusammenleben mit dem Kuvasz, wenn ein aktives Leben in unserer Gesellschaft erwünscht ist, besonders hervorzuheben:

Der Kuvasz ist in der Regel kein Hund für das meist dynamische Leben einer Familie. Die sich in seinen Augen unkontrolliert bewegenden Kinder, vor allem von Besuch, könnte der große Hund ernsthaft gefährden.

  • Enge, städtische Bereiche, Mehrfamilienhäuser und dichte Wohnsiedlungen sind für die Haltung eines ursprünglichen Herdenschutzhundes ungeeignet.
  • Seine Menschen müssen alle territorialen Aspekte des Alltags strikt regeln. Denn lässt man den Hund permanent selbstständig sein Territorium bewachen, kann es passieren, dass ein plötzlicher Besucher – egal ob Postbote oder Nachbarskind – gestellt oder sogar angegriffen wird.
  • Der Kuvasz sollte von Welpe an viele verschiedene Menschen kennenlernen und positiv verknüpfen.
  • Es sollten auch schon früh kontrollierte, positive Annäherungen mit verschiedenen Hundetypen und -rassen stattfinden.
  • Um die rassespezifische Selbstständigkeit zu reduzieren und den Hund im Erwachsenenalter besser managen zu können, macht es Sinn, den Kuvasz-Welpen seine Futterration über kleine, machbare Aufgaben gemeinsam mit seinen Menschen erarbeiten zu lassen. Natürlich soll der Hund keinesfalls hungern oder darüber Stress erfahren.
  • Wenn die Mensch-Hund-Beziehung geklärt und eine solide Grunderziehung vorhanden ist (aber wirklich erst dann!), kann man den Kuvasz kontrolliert auch sein „Ur-Bedürfnis“ des Wachens, beispielsweise in einem begrenzten, hinteren Bereich des Grundstücks, ausleben lassen. Voraussetzung ist, dass es jederzeit möglich ist, das Verhalten zu unterbrechen und selbst „übernehmen“ zu können.
  • Und zuletzt noch ein Sicherheitsaspekt: Seine Menschen sollten körperlich dazu in der Lage sein, ihn sicher zu führen.

Braucht der Kuvasz ein „Hobby“?

Menschen, die mit ihrem Hund gern verschiedene Beschäftigungsformen ausprobieren und den Hund überall dabeihaben möchten, sind für den Kuvasz nicht geeignet. Bedingt durch seinen Körperbau ist er kein Typ für aktive und ausdauernd schnelle Sportarten. Außerdem sind die Hunde aufgrund ihrer ausgeprägten Selbstständigkeit kaum an Aktionen interessiert, die für sie in ihren Augen keinen Sinn machen. Einfache jagdliche Aufgaben, die der Beschaffung von Futter dienen, wie beispielsweise NASENARBEIT oder kleine APPORTIERAUFGABEN, liegen dem Kuvasz eher. Dabei ist es wichtig, dass man ein Gefühl dafür entwickelt, was der Hund als herausfordernd, aber nicht zu schwierig und nicht zu langweilig empfindet.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich ist der Kuvasz relativ robust. Wie bei vielen großen Rassen können allerdings HÜFTGELENKSDYSPLASIE (HD) und Osteochondrose (OCD) des Schultergelenks vorkommen. Als rassetypische Erkrankung ist außerdem die Augenkrankheit PROGRESSIVE RETINAATROPHIE (PRA) zu erwähnen, für die es allerdings einen Gentest gibt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Labrador Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:122
Widerristhöhe Hündin:54 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde:56 bis 57 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:einfarbig schwarz, gelb oder leber/schokoladenbraun. Gelb reicht von hellcreme bis fuchsrot.
Fellbeschaffenheit:kurz, dicht, nicht wellig, ohne Befederung, fühlt sich ziemlich hart an; wetterbeständige Unterwolle

 

 

Apportierfreude aus Neufundland

Der Labrador Retriever ist eine der insgesamt sechs Retrieverrassen. Die Vorfahren des Labrador Retrievers sind die so genannten St. John’s Hunde und stammen aus dem Süden der kanadischen Provinz Neufundland. Die gleichnamige Halbinsel Kanadas „Labrador“ hat tatsächlich nichts mit der Namensgebung zu tun, betonen die zuständigen Rassevereine. Der St. John’s Hund ist als kleine Version des Neufundländers anzusehen. Er unterstützte im 15. Jahrhundert die kanadischen Fischer und holte aus den Netzen gesprungene Fische zurück (engl. to retrieve = zurückholen). Nachkommen dieser Hunde gelangten im 19. Jahrhundert nach England, wo erste gezielte Zuchtversuche in Richtung des Labrador Retrievers stattfanden. Der Name wurde erstmals 1870 verwendet. Der Labrador Retriever wurde traditionell jagdlich eingesetzt: Er brachte erlegte Wasservögel an Land. Der englische Kennel Club erkannte den Labrador Retriever 1903 als eigenständige Hunderasse an. Der VDH verzeichnete bei sich 1966 den ersten Labradorwurf in Deutschland.

Zwei Linien und drei Farben

Der Labrador ist kräftig gebaut und mittelgroß. Sein Kopf ist verhältnismäßig breit mit einem deutlichen Stop (Übergang von der Nasenwurzel zum Schädel, etwa auf Höhe der Augen). Charakteristisch ist die – häufig stark wedelnde – "Otterrute". Am Ansatz ist diese sehr dick und wird zur Rutenspitze hin allmählich dünner. Das für die Arbeit am und im Wasser perfekt ausgestattete Fell ist kurz, dicht, hart, und glatt mit Unterwolle. Hündinnen werden ca. 54 bis 56 cm groß, Rüden ca. 56 bis 57 cm.

Die aus den ersten Züchtungen entstehenden Labradore waren schwarz. Gelbe Welpen galten zunächst als Fehlzüchtung und wurden meist getötet. Da die Farbe Gelb nur rezessiv vererbt wird, wurde sie erst später (ab 1899) als Farbe neben Schwarz anerkannt. Die braune Farbe (Chocolate) wurde sogar erst in den 1960er Jahren anerkannt. Mittlerweile wird der Labrador Retriever in den Farben Schwarz, Gelb und Braun gezüchtet. Gelb reicht dabei von hellcreme bis fuchsrot.

Wie bei vielen Arbeitshunderassen wurden auch beim Labrador Retriever zwei Linien ausgebildet: Die Showlinie und die Arbeitslinie ("Field-Trial-Labrador"). Die Hunde der Arbeitslinie sind in ihrer Erscheinung schlanker und hochbeiniger und vom Wesen her agiler, aber auch deutlich sensibler als die Hunde der Showlinie.

Menschenliebhaber

Arbeitsfreudig und aktiv ist der Labrador. Er ist sehr menschenbezogen und liebt besonders Kinder. Wachsamkeit wurde züchterisch nicht verstärkt – was aber nicht heißen soll, dass ein Labrador Retriever sich nicht auch territorial motiviert verhalten kann. In der Regel möchte der Labrador seinen (und auch allen anderen) Menschen gefallen. Am liebsten möchte er immer gern mit seinen Bezugspersonen zusammen sein, doch man kann und sollte ihm natürlich auch beibringen, ein paar Stunden allein zu bleiben.

Vielseitiger Jagdhund oder: Ich brauche einen Job

Der Labrador ist ursprünglich also ein Jagdhund. In England vorwiegend für Arbeiten nach dem Schuss (vor allem auf Flugwild) eingesetzt, verwendet man ihn in Deutschland etwas vielfältiger: Neben dem Apportieren nach dem Schuss zum Beispiel auch für die Schweißarbeit bei Totsuchen auf Schalenwild oder aber zum „Buschieren“ (Suche nach Wild in unübersichtlichem Gelände vor dem Schuss).

Ihn zeichnet vor allem seine besondere Wasserliebe, sein ausgeprägter Wille, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten und seine Apportierfreude aus. Dabei wurde vor allem auf das “weiche Maul” geachtet, um die Beute möglichst unbeschadet zum Jäger zu bringen.

Heutige Einsatzbereiche zeigen, dass der Labrador Retriever sich darüber hinaus für eine Reihe anderer Aufgaben eignet: Als Assistenzhund, Rettungshund, Lawinensuchhund oder auch Spürhund beim Zoll und bei der Polizei. Obwohl die Rasse ursprünglich als "Gebrauchshund" gezüchtet wurde, ist sie heute bei uns eine der beliebtesten Rassen unter den Familienhunden. Obwohl die Hunde dafür tatsächlich sehr gut geeignet sind, sollten ihre Menschen sich immer wieder daran erinnern, dass der Labrador für ein aktives Leben gezüchtet wurde und dementsprechend ausgelastet werden sollte. Neben Apportiertraining ist der Labrador Retriever auch für Fährtenarbeit, Mantrailing, Tricktraining und viele andere Beschäftigungsformen zu haben.

Eigentlich gesund – wenn der Mensch nicht wäre…

Der Labrador Retriever ist in der Regel ein gesunder Hund, wenn bei der Auswahl der Elterntiere auf Gesundheit geachtet wird. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 10 bis 12 Jahren. Wie aber bei den meisten Hunderassen gibt es auch beim Labrador rassetypische Erbkrankheiten wie unter anderem Hüftgelenksdysplasie (HD) und Osteochondrosis (OCD). Auch Augenkrankheiten wie die Progessive Retina Atrophie (PRA) oder der Hereditäre Catarakt (HC) kommen vor.

Da Labrador Retriever sehr gern fressen, muss man ihr Gewicht etwas im Auge behalten. Die Fellpflege ist unkompliziert, regelmäßiges Bürsten reicht aus.

Eine Anmerkung noch zu weiteren Fellfarben: Mittlerweile findet man auch Labradore mit silbernem beziehungsweise grauem Fell. Diese Farbe entsteht bei Züchtungen, wo das sogenannte Dilute-Gen gezielt eingekreuzt wird. Dies geschah in den USA durch die Einkreuzung von Weimaranern. Das rezessiv vererbte Dilute-Gen (engl.: dilution = Verdünnung) verklumpt die Pigmentkörnchen des Fells, wodurch es die Farbe „verdünnt“, also aufhellt. Silber oder Grau ist genau genommen Braun mit verminderter Pigmentierung. Schwarz mit Dilute-Gen wird zu „Charcoal“. Bei Gelb sorgt es für eine champagnerfarbene Färbung.

Die Züchtung dieser exotisch und edel anmutenden Farben wirkt sich leider negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. Es handelt sich dabei um einen Gendefekt, der schwerwiegende Hauterkrankungen, Fellverlust und Entzündungen mit sich bringen kann. Der Labrador Retriever wir in dem Zusammenhang auch immer wieder in die Qualzuchtdebatte mit einbezogen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Lagotto Romagnolo

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:298
Gewicht Hündin:11 bis 14 kg
Gewicht Rüde:13 bis 16 kg
Widerristhöhe Hündin:41 bis 46 cm
Widerristhöhe Rüde:43 bis 48 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Italien
Fellfarbe:Einfarbig grauweiß, weiß mit braunen oder orangen Flecken, Orangeschimmel, Braunschimmel, braun mit oder ohne weiß, orange mit oder ohne weiß
Fellbeschaffenheit:Wollige Struktur, an der Oberfläche etwas rau, mit engen ringförmigen Locken, mit sichtbarer Unterwolle

 

 

„Nein, da ist kein Pudel mit drin“

Das musste so manches Herrchen und Frauchen eines Lagotto Romagnolo bestimmt schon einige Male erklären. Durch das dichte, gelockte Haar des Lagotto neigen Menschen, die die Rasse nicht kennen, eben manchmal dazu, ihn in die Kategorie „Pudel-Mix“ einzusortieren. Tatsächlich haben beide Rassen eine gemeinsame Vergangenheit als Wasserhunde. Beheimatet ist der Lagotto ursprünglich in Norditalien, wo er ab der frühen Neuzeit ein Gefährte der Fischer war und in den Lagunen um Ravenna und den sumpfigen Talgründen von Comacchio beim Auslegen und Einholen der Netze sowie bei der Jagd auf Blesshühner half. Stundenlang schwammen die ausdauernden und robusten Hunde im Wasser, um die Vögel zu fangen und zu apportieren. Zusätzlich bewachten sie Haus und Boot der Fischer. Mit der Zeit ging die ursprüngliche Fischerei mehr und mehr zurück, andere Techniken wurden betrieben, die Sümpfe schließlich Ende des 19. Jahrhunderts trockengelegt und in Ackerland umgewandelt. Die Trüffeljagd gewann an Bedeutung und die hervorragende Nase des Lagotto half nun dabei, die Händler zuverlässig zu dem teuren Pilz zu führen. Durch genetische Auslese war man darauf bedacht, die jagdliche Motivation des Lagotto kontinuierlich zu reduzieren. Denn bei der Trüffelsuche sollte er nicht zu sehr durch den Wildgeruch von der Arbeit abgelenkt sein. Trüffel wachsen unter der Erde, für uns Menschen also nicht erkennbar. Nur der Geruch verrät ihre Anwesenheit. Und genau auf diesen ist der Lagotto spezialisiert. Da hierzu die Arbeitseigenschaften im Vordergrund standen, wurden immer wieder Rassen mit besonders feiner Nase eingekreuzt - beispielsweise Bracken, Setter, Spinone, Pointer oder Pudel. Obwohl die Vorfahren der heutigen Rasse schon sehr lange bekannt sind, begann erst in den 1970er Jahren die gezielte Reinzucht. Dabei bemühte man sich um die Rekonstruktion des alten, ursprünglichen Lagotto-Typs. 1995 wurde die Rasse durch die FCI provisorisch und 2005 schließlich offiziell anerkannt. In Italien wird der Lagotto Romagnolo noch immer als Trüffelsuchhund eingesetzt.

Hündinnen werden 41 bis 46 cm, Rüden 43 bis 48 cm groß. Das Gewicht liegt bei Hündinnen bei 11 bis 14 kg und bei Rüden bei 13 bis 16 kg. Der Körperbau ist quadratisch. Das Fell des Lagotto Romagnolo hat eine wollige Struktur, ist an der Oberfläche etwas rau, bildet enge Locken, mit sichtbarer Unterwolle. Die Locken sollen gleichmäßig verteilt sein - ausgenommen am Kopf. Passend zum ursprünglichen Einsatzbereich sind Deckhaar und Unterwolle wasserundurchlässig. Das Haar sollte mindestens einmal im Jahr, aber nicht zu kurz (Richtwert 4 cm), geschoren werden, da es sonst zur Verfilzung neigt. Farblich sind offiziell viele Varianten erlaubt: Einfarbig schmutzig-weiß, schmutzig-weiß mit braunen oder orangefarbenen Flecken, einfarbig braun in verschiedenen Abstufungen, einfarbig orangefarben oder braun geschimmelt, braune bis dunkelbraune Masken sind zulässig. Der Lagotto haart nicht. Daher wird er oft als „Allergikerhund“ angepriesen. Es ist aber zu beachten, dass Allergiker eigentlich nicht auf das Fell, sondern auf spezielle Eiweiße in Speichel, Hautschuppen oder Urin bestimmter Tierarten reagieren.

Der Arbeitshund im Lagotto Romagnolo ist immer noch wach und aktiv. Er braucht auch als Familienhund unbedingt Aufgaben, die ihn entsprechend seiner rassetypischen Motivationen auslasten und fordern. Ansonsten kann das mittelgroße Energiebündel gerade in jungen Jahren auch mal über Tische und Bänke gehen. Er ist aber absolut interessiert daran, mit seinen Menschen zusammen zu arbeiten. Das macht ihn zu einem Hund, der auch für gut informierte und motivierte Hundeerstbesitzer geeignet ist. Der Lagotto braucht Regeln und Strukturen im Alltag, die ihm vermitteln, dass er keine territoriale Verantwortung übernehmen muss - das würde er aufgrund seiner früheren Wachaufgaben nämlich häufig gerne. Außerdem liebt er natürlich sämtliche Beschäftigungsformen, bei denen er seine hervorragende Nase einsetzen kann: Beispielsweise Fährtentraining, Mantrailing oder Suche nach kleinen Gegenständen. Aber auch beim Revieren, Hoopers oder Distanztraining kommt der Lagotto so richtig in Fahrt. Ein Mix aus dynamischen und ruhigen Beschäftigungen ist für den vielseitigen Hund optimal.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich ist zu beachten, dass die Rasse von erblich bedingter, juveniler Epilepsie betroffen ist. Die epileptischen Symptome treten im Alter von 5 bis 9 Wochen auf, zeigen sich durch ein Zittern des ganzen Körpers, das manchmal mit kurzem Bewusstseinsverlust verbunden ist. Die Epilepsie verschwindet spontan zwischen der 8. und 13. Lebenswoche. Das ist zwar erleichternd, aber es sollte unbedingt die Lebensqualität der Welpen bedacht werden. Durch rechtzeitiges Testen der Elterntiere kann die Geburt von Welpen mit unangenehmen epileptischen Krampfanfällen in jungem Alter verhindert werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Landseer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:226
Widerristhöhe Hündin:67 bis 72 cm
Widerristhöhe Rüde:72 bis 80 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland / Schweiz
Fellfarbe:Weiß mit zerrissenen schwarzen Platten auf der Rumpf- und Kruppenpartie, der Kopf ist schwarz
Fellbeschaffenheit:Lang, möglichst schlicht und dicht, Deckhaar durchsetzt mit Unterwolle

 

 

Großer Menschenretter mit kleinem "Herdenschutzhunderbe"

In England waren die großen Hunde vor allem beim Adel beliebt und wurden dort unter der Bezeichnung „Newfoundland Dogs“ immer bekannter. Seit der Gründung des Newfoundland Clubs im Jahr 1886 versuchte man Zuchtbemühungen und -ziele zu konkretisieren, bis ein Streit um die Festlegung des Rassestandards entbrannte und der ursprüngliche weiß-schwarze Typ der Hunde zugunsten einer Stärkung des schwarzen Typs immer weiter verdrängt wurde. Einige Kynologen und Züchter aus der Schweiz und aus Deutschland bemühten sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts um eine Wiederbelebung des weiß-schwarzen Typs, führten dazu einige für die Zucht einsetzbare Hunde ein und begründeten die Reinzucht der Landseer. Zur Festigung der weiß-schwarzen Färbung wurden auch Pyrenäenberghunde und Kuvasz eingekreuzt. Der Name der neuen Rasse geht zurück auf die Motive des im neunzehnten Jahrhundert bekannten Tiermalers Edwin Landseer, der am liebsten weiß-schwarze Hunde malte. Landläufig bekamen die Hunde daher bald den Namen „Landseer Dogs“. 1960 wurde der Landseer als eigenständige Rasse anerkannt.

Anders als von den Kynologen erwartet, verschwand der schwarz-weiße Neufundländer nicht, er besteht weiterhin neben dem neu entstandenen Landseer. Optisch unterscheiden beide sich dadurch, dass der Landseer einen etwas längeren Fang und einen zarteren Kopf hat, er etwas größer als der Neufundländer ist und vom Bewegungsmuster her etwas agiler.

Größe und Aussehen des Landseers

Hündinnen werden etwa 67 bis 72 cm groß, Rüden etwa 72 bis 80 cm, wobei die Schulterhöhe schwanken darf. Die Figur der Hunde ist kräftig und muskulös, die Ohren sind hoch angesetzt und liegen dicht an. Das Deckhaar ist gewellt, leicht und fein und hat dichte Unterwolle. Hals, Bauch, Brust, Rute und Beine müssen weiß sein, während der Kopf schwarz mit einer symmetrischen weißen Blesse ist. Das Fell muss regelmäßig gekämmt und gebürstet werden, da es sonst leicht verfilzt.

Wachsamer Menschenretter

Ebenso wie der Neufundländer ist der Landseer eine absolute Wasserratte. Im neunzehnten Jahrhundert war er bekannt dafür, Menschen eigenständig aus dem Wasser zu retten. Auch heute noch wird der Landseer als Wasserrettungshund, aber auch als Lawinensuchhund eingesetzt. Da der Landseer den Kontakt zu seinen Menschen liebt und bei Menschen eine hohe Reizschwelle hat, wird er auch gern als Familienhund gehalten. Hier kommt er in der Regel trotz seiner Größe gut mit den kleinsten Familienmitgliedern zurecht. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Landseer durchaus wachsam ist und dazu neigt, sein Haus und seine Familie im Ernstfall vor Eindringlingen zu schützen. In seiner Brust schlägt noch ein Teil „Herdenschutzhunderbe“ seiner Vorfahren, das ihn dazu bringt, Situationen gern eigenständig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Umso wichtiger ist es, den Landseer früh und umfassend zu sozialisieren, um ihn an seine zukünftigen Lebensbedingungen zu gewöhnen und das Zusammenleben mit dem großen Hund so zu regeln, dass die territoriale und soziale Verantwortung bei seinen Menschen liegt.

Der Landseer ist zwar nicht für längeres Joggen, Fahrradfahren oder extrem agile Beschäftigungsformen geeignet, freut sich aber über SUCH- und APPORTIERAUFGABEN oder auch MANTRAILING.

Gesundheitliche Probleme des Landseers

Wie viele große Hunderassen leidet der Landseer häufig an Hüftgelenksdysplasie (HD) sowie anderen Gelenkerkrankungen und Knochenkrebs und hat vor allem durch letzteres leider eine geringe Lebenserwartung von fünf bis acht Jahren. Sehr selten werden Landseer über zehn Jahre alt.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Langhaar Collie

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:156
Widerristhöhe Hündin:51 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde:56 bis 61 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Groβbritannien
Fellfarbe:Zobel, dreifarbig und Blue Merle
Fellbeschaffenheit:Deckhaar ist glatt und fühlt sich hart an; Unterwolle weich, pelzig und sehr dicht, nahezu die Haut verbergend

 

 

Vom arbeitseifrigen Hütehund zum TV-Star

Namensgeber der Hunde waren eigentlich die Schafe, die sie hüteten. Denn die schottischen Schafe waren an Kopf und Beinen schwarz und wurden daher colleys (col = schwarz) genannt. Deshalb bezeichneten die Schäfer die Hunde als Colley Dogs, woraus später der uns bekannte „Collie“ wurde. Im 19. Jahrhundert kreuzten die schottischen Schäfer den Collie vermutlich mit der russischen Windhundrasse Barsoi. Bereits lange vor der Buch- und Filmheldin „Lassie“ erlangten die Collies durch Königin Victoria mehr Bekanntheit. Sie lernte die Hunde durch ihre Aufenthalte im schottischen Balmoral kennen und war von ihnen so begeistert, dass sie sie nicht nur selbst hielt, sondern auch in andere Königshäuser und an Diplomaten in Europa verschenkte. 1840 wurde in England der „Collie Club“ gegründet und 1858 wurde der Collie als Rasse offiziell anerkannt. 1861 zeigte man den Collie erstmals auf der Birmingham Dog Show.

Bekannt mit üppiger Mähne, aber auch ohne zu haben

Hündinnen werden bis zu 56 Zentimeter groß, Rüden bis zu 61 Zentimeter. Das Fell ist sehr dicht und besteht aus glattem, eher hartem Deckhaar und weicher Unterwolle. Besonders üppig ist das Fell im Bereich des Halses und an der Rute. Offiziell sind die Farben Zobel, Dreifarbig und Blue Merle mit den für den Collie typischen Abzeichen zugelassen. Gut erkennbar ist der Collie auch an seinem langen Fang und den kleinen, aufrechtstehenden Ohren, die an der Spitze leicht abgeknickt sind. Durch den TV-Hund LASSIE ist die langhaarige Variante des Collies seit dem 20. Jahrhundert deutlich bekannter geworden. Es gibt aber auch eine kurzhaarige Variante des Collies, die sich bis auf das Aussehen des Fells nicht sonderlich vom Langhaarcollie unterscheidet. Neben dem hier beschriebenen (schottischen) Langhaarcollie gibt es auch einen amerikanischen Typ, der nicht von der FCI (FÉDÉRATION CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE) anerkannt ist.

Beschäftigung und Familienanschluss dringend erwünscht

Collies sind für ihre Anhänglichkeit ihren eigenen Menschen gegenüber bekannt, Fremden gegenüber sind sie anfangs etwas zurückhaltender. Werden sie gut ausgelastet, sind Collies glücklicherweise auch ausgeglichene Alltagsbegleiter bei allen möglichen Unternehmungen. Sie gelten trotz ihrer Sensibilität als gute und kinderliebe Familienhunde. Was die Form der Auslastung angeht, reichen ausgedehnte Spaziergänge allerdings nicht – zumindest nicht ausschließlich. Collies lernen gern und schnell. Sie möchten ihren Menschen gefallen und sind grundsätzlich für alle möglichen Beschäftigungsformen zu haben, egal ob AGILITY, HOOPERS, OBEDIENCE, NASENARBEIT oder DISTANZTRAINING. Wichtig ist, Collies nicht nur körperlich, sondern auch mental auszulasten, da in ihnen häufig noch das Herz des ursprünglichen Arbeitshundes schlägt. Etwas beschönigend formuliert, wird dem Collie häufig ein recht „kommunikatives Wesen“ zugesprochen. Im Klartext bedeutet das, dass er dazu neigt, zum Beispiel Besucher, Spaziergänger, Vögel oder Katzen anzubellen. Oder dass er sich bei Erfolg mit forderndem Verhalten auch hierbei zu einem Nerven strapazierenden „Kläffer“ entwickeln könnte. Um dem vorzubeugen, sind die konsequente Übernahme von Verantwortung durch den Menschen sowie das Ignorieren von hündischen Forderungen erste wichtige Erziehungsbausteine für ein harmonisches Miteinander.

Weniger Pflegeaufwand als man denkt

Die Pflege des üppigen Fells darf natürlich nicht vernachlässigt werden, ist aber weniger aufwendig, als man vielleicht denkt. Der Langhaarcollie sollte etwa wöchentlich gründlich gebürstet werden. Vor allem die Stellen hinter den Ohren, an den Beinen und an den Achseln muss man dabei besonders sorgfältig und behutsam durchkämmen, damit diese nicht verfilzen. Während des Fellwechsels sollte der Collie noch etwas häufiger gebürstet werden. Insofern macht es Sinn, Langhaarcollies von Welpe an kleinschrittig und positiv an das Bürsten und Kämmen zu gewöhnen.

Gesundheitliche Probleme des Collies

Wie bei allen Collierassen gehört der MDR-1-DEFEKT zu den rassetypischen Krankheiten. Die betroffenen Hunde haben eine Unverträglichkeit bezüglich bestimmter Arzneimittel, die im schlimmsten Fall zu Hirn- und Nervenschäden oder sogar zum Tod führen kann. Collies leiden außerdem häufiger an Dermatomyositis, einer genetisch bedingten Haut-Muskel-Erkrankung bei Junghunden. Aufgrund des vermehrten Vorkommens bei der Rasse ist eine Augenkrankheit sogar nach ihr benannt: Die COLLIE EYE ANOMALY. Und noch eine Anmerkung zur Zucht: Zwei Collies des Typs MERLE dürfen in Deutschland nicht verpaart werden, da bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auftreten!

 

Von HEIKE KLEINHANS

Leonberger

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:145
Widerristhöhe Hündin:65 bis 75 cm, empfohlenes Mittelmaß 70 cm
Widerristhöhe Rüde:72 bis 80 cm, empfohlenes Mittelmaß 76 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide – Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Löwengelb, rot, rotbraun, sandfarben und alle Kombinationen zwischen ihnen, jeweils mit schwarzer Maske
Fellbeschaffenheit:mittelweich bis derb, reichlich lang, anliegend, gute Unterwolle, an Hals und Brust – besonders beim Rüden – eine Mähne bildend

 

 

"Löwenhafter" Wach- und Zughund

Der Leonberger entstand in einer Zeit, in der der Bernhardiner als Rettungshund besonders beliebt war. Um 1820 und in den folgenden Jahren stieg die Nachfrage nach Bernhardinern und nach Bernhardinermischlingen. Der Stadtrat von Leonberg und Züchter Heinrich Essig machte sich diesen Trend zunutze und kreierte aus einem Bernhardiner und einer schwarz-weißen Neufundländerhündin (heute als Landseer bekannt) eine neue Rasse. Später wurde auch noch Pyrenäenberghund eingekreuzt. Essig machte sich außerdem zum Ziel, diese neue Rasse besonders „löwenhaft“ aussehen zu lassen, denn die Stadt Leonberg hatte, und hat auch heute noch, einen Löwen im Stadtwappen. Somit war die Idee für den „Leonberger“ geboren.

Auch bei Kaiserin Sissi beliebt

1846 fiel der erste Leonberger-Wurf. Nach anfänglicher Skepsis wurde die Rasse schnell bekannt und beliebt. Aufgrund seiner guten Tauglichkeit als Wach- und Zughund, wurde der Leonberger in seiner Ursprungsregion vor allem als Hund von Bauern gehalten. Aber auch darüber hinaus wurde er immer beliebter. Die österreichische Kaiserin Sissi war beispielsweise eine prominente Leonberger-Liebhaberin. Während der beiden Weltkriege wäre die Rasse beinahe ausgestorben, konnte aber durch die Bemühungen einiger Rassefans erhalten werden.

“Löwenhafte” Mähne

Leonberger werden sehr groß: Hündinnen können 65 bis 75 cm groß werden, Rüden 72 bis 80 cm. Das Fell ist lang, mittelweich und anliegend mit Unterwolle. An Hals und Brust bildet es eine löwenähnliche Mähne. Es sollte regelmäßig gebürstet werden, um einem Verfilzen der Unterwolle vorzubeugen. Folgende Farben kommen vor: Löwengelb, rot, rotbraun, sandfarben (fahlgelb, cremefarbig) und alle Kombinationen zwischen ihnen, jeweils mit schwarzer Maske. Die mittelgroßen, hängenden Ohren sind hoch und relativ weit vorn angesetzt.

Oft sanftmütig, kinderlieb und entspannt, aber durchaus wachsam: ohne Training und Strukturen geht's nicht!

Gern wird der Leonberger als sanftmütiger und kinderlieber Riese bezeichnet, den man problemlos überall mit hinnehmen kann. Sicherlich ist das in vielen Fällen auch so. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Hund dann auch entsprechend liebevoll und geduldig erzogen und trainiert werden muss, damit das funktioniert. Seine gute Kompatibilität mit Kindern kommt sicherlich schon aus seiner Zeit als Bauernhund, da er auf dem Hof vermutlich nicht nur Wachaufgaben hatte, sondern auch Spielkamerad und Aufpasser für die Kinder war. Auch die hohe Reizschwelle war hierfür damals schon absolut sinnvoll. Trotzdem macht es Sinn, stark territorial und somit wachsam ausgeprägten Rassevertretern von Beginn an zu signalisieren, dass seine Menschen entsprechende Aufgaben übernehmen. Somit muss der Leonberger sich nicht darum kümmern, Fremde aus dem „eigenen Revier“ zu vertreiben. Mit entsprechenden Alltagsstrukturen, Impulskontrolle, Training der Leinenführigkeit (bei großen Rassen extrem wichtig!) und ausreichender Beschäftigung und Auslastung bekommt man dann wirklich einen entspannten Begleiter. Leonberger lassen sich oft für folgende Aktivitäten begeistern: Fährtentraining, Zughundesport, Mantrailing und Aktivitäten im und am Wasser, welches der Leonberger sehr liebt.

Gesundheitliche Probleme des Leonbergers

Leider hat der Leonberger, wie viele sehr große Rassen, eine eher geringe Lebenserwartung. Nur durchschnittlich sieben bis acht Jahre werden diese Hunde alt, selten werden sie älter als zehn Jahre. Häufige gesundheitliche Probleme sind Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellenbogengelenksdysplasie (ED) und Knochenkrebs (Osteosarkom). Wie viele andere große Hunderassen leiden Leonberger außerdem häufig unter Herzinsuffizienz, insbesondere der dilatativen Kardiomyopathie. Es handelt sich um eine Erkrankung des Herzmuskels, wegen der das Blut nicht mehr richtig durch die Herzkammern gepumpt wird. Heilbar ist die Krankheit nicht, betroffene Leonberger müssen körperlich geschont werden und Herzmedikamente einnehmen, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhöhen. Leonberger sind anfällig für eine Magendrehung, die einen absoluten Notfall darstellt und tödlich verlaufen kann!

 

Von HEIKE KLEINHANS

Magyar Vizsla (kurzhaarig)

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:57
Widerristhöhe Hündin:54 bis 60 cm
Widerristhöhe Rüde:58 bis 64 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Ungarn
Fellfarbe:Verschiedene Abstufungen von semmelgelb
Fellbeschaffenheit:Kurz und dicht, soll sich derb und hart anfühlen

 

 

Fröhliches Energiebündel und jagdlicher Allrounder

Der Magyar Vizsla ist ein fröhliches Energiebündel, ein jagdlicher Allrounder mit einem Herz für Menschen - so könnte die Überschrift seiner Kontaktanzeige lauten. Über die zeitliche Entstehung des Ungarischen Vorstehhunds finden sich einige unterschiedliche Angaben. Bereits im 9. und 10. Jahrhundert könnte der ungarische Volksstamm der Magyaren ähnliche Hunde aus Asien mitgebracht haben, als er das Kapartenbecken und den Raum des heutigen Ungarn besiedelte. Schriftliche Erwähnungen sind aus dem 14. Jahrhundert belegt. Unter seinen Ahnen werden der Türkische Vorstehhund, die Pannonische Bracke und der Sloughi vermutet. Ab dem 18. Jahrhundert wuchs die Bedeutung der semmelgelben Vorstehhunde für die Jagd stetig, bis im 19. Jahrhundert eher Pointer und Setter in Mode kamen. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Vorfahren des Magyar Vizsla einen neuen Aufschwung bis 1920 schließlich die Ungarische Vizsla-Züchtervereinigung gegründet wurde. Damit begann die zielgerichtete Zucht des Magyar Vizsla, der 1936 vom FCI anerkannt wurde.

Der ungarische Name für den mittelgroßen, kurzhaarigen Vorstehhund lautet „Rövidszőrű Magyar Vizsla“. Durch die Einkreuzung des Deutsch Drahthaar entstand noch eine weitere Variante, der „Drótszőrű Magyar Vizsla“. Der Körperbau des Vizsla ist schmal, aber muskulös. Das semmelgelbe Fell ist beim „Rövidszőrű Magyar Vizsla“ glatt, kurz, dicht und glänzend, beim „Drótszőrű Magyar Vizsla“ gerade stehend und drahtig. Es hat keine Unterwolle.

Als bei der Jagd eingesetzter Vorstehhund ist der Vizsla ein regelrechter Allrounder. Er sucht weiträumig mit hoher Nase, schleicht dann langsam auf die Beute zu und verharrt davor mit angehobenem Vorderlauf. Aber auch das Apportieren von Beute liegt ihm.

Als Familienhund für aktive Menschen mit Kindern ab dem Grundschulalter ist der Magyar Vizsla durchaus geeignet. Denn er ist sehr menschenbezogen und kontaktfreudig, dabei als Arbeitshund aber auch sensibel. Er muss - wenn er nicht jagdlich geführt wird - unbedingt gemäß seiner rassetypischen Anlagen ausgelastet werden. Ein unterforderter Jagdhund ist weder ein entspannter Begleiter draußen, noch ein angenehmer Mitbewohner im Haus und kann dadurch bedingte Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Frühzeitige, ab dem Welpenalter in geordnete Bahnen gelenkte jagdliche Motivation, ist aber über den richtigen Job für den Vizsla gut möglich. Geeignete Beschäftigungsformen sind zum Beispiel Dummytraining, Mantrailing, Fährtenarbeit und Agility.

Gesundheitliche Aspekte

Folgende rasstypischen Erkrankungen sind beim Magyar Vizsla bekannt:

  • Vizsla Myositis (Schwächung der Kiefermuskulatur)
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Sebadenitis (Entzündung der Talgdrüsen)

 

Von HEIKE KLEINHANS

Malinois

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:15
Gewicht Hündin:20 bis 25 kg
Gewicht Rüde:25 bis 30 kg
Widerristhöhe Hündin:ca. 58 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 62 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Belgien
Fellfarbe:Falbfarben, schwarze Maske sowie eine sogenannte schwarze Wolkung, bei der nur die Haarspitzen schwarz sind
Fellbeschaffenheit:dichtes, kurzes, anliegendes Fell mit Unterwolle

 

 

Ein echter Workaholic

Namensgeber für den Malinois war ursprünglich die Stadt Mechelen bzw. Malines im flämischen Teil Belgiens. Er wird dort daher teilweise auch Mechelaar genannt. Der Malinois ist neben dem Groenendael, dem Tervueren und dem Laekenois eine der vier Varietäten des Belgischen Schäferhunds. Ihre Entstehungsgeschichte verlief bis zum Ende des 19. Jahrhunderts parallel. Bis dahin gab es in Belgien viele verschiedene Typen von Hüte- und Treibhunden, die alle extrem flink und wendig waren, sich ansonsten aber äußerlich stark unterschieden. Ihre Einsatzbereiche waren vielseitig: Neben üblichen Hüteaufgaben halfen sie, die Viehherden zum Schlachthof zu treiben, kleine Gespanne zu ziehen und den Hof zu bewachen.

1891 wurde der Belgische Schäferhundeklub gegründet. Aus 117 Schäferhunden, die beim ersten Klubtreffen im selben Jahr in Cureghem präsentiert wurden, wählte man die besten Rassevertreter für die Reinzucht aus. 1892 wurde der erste Rassestandard festgelegt, der nur eine Rasse mit verschiedenen optischen Varietäten beschrieb. 1901 folgte die offizielle Anerkennung der Rasse. Kreuzungen der Varietäten untereinander waren bis 1973 noch erlaubt. Wie viele Rassen litt auch der Belgische Schäferhund unter den beiden Weltkriegen. Doch gelang danach eine schnelle Wiederbelebung der Rasse. Im 20. Jahrhundert wurde der Malinois vor allem ein beliebter und vielseitig eingesetzter Diensthund.

Der Malinois hat dichtes, kurzes, anliegendes falbfarbenes Fell mit Unterwolle. Charakteristisch sind die schwarze Maske sowie eine sogenannte schwarze Wolkung, bei der nur die Haarspitzen schwarz sind. Laut Rassestandard soll der Körper „harmonisch“ gebaut sein und „robuste Eleganz“ ausstrahlen. Rüden wiegen 25 bis 30 kg und werden im Durchschnitt 62 cm groß. Hündinnen wiegen 20 bis 25 kg und werden im Durchschnitt 58 cm groß.

Im Laufe seiner Entstehung gab es häufig Unstimmigkeiten bezüglich der zugelassenen Farben und Varietäten des Belgischen Schäferhunds. Aber hinsichtlich der Arbeitsanlagen der Hunde war man sich von Beginn an einig. Wachsam, lebhaft, rege, unermüdlich, mit überschäumendem Temperament und beinahe immer in Bewegung - so wird der Malinois oft beschrieben. Er ist geschichtlich bedingt tatsächlich ein echter Workaholic, der sich seine Aufgaben sucht, wenn er keine bekommt. Insofern stellt er, obwohl er als leicht zu erziehen gilt, an seine Menschen doch besondere Anforderungen. Denn wenn er nicht gemäß seiner Anlagen gefordert wird, kann er auch ein ganz schön unangenehmer Mitbewohner werden. Auf der einen Seite muss er natürlich täglich körperlich ausgelastet werden, beispielsweise mit Agility, Obedience, Mantrailing oder Fährtenarbeit, um nur einige Beschäftigungsformen zu nennen, für die der Malinois sich begeistern lässt. Auf der anderen Seite muss er, gerade weil er zur Unermüdlichkeit neigt und sehr reizempfänglich ist, lernen, zur Ruhe zu kommen. Also ist parallel unbedingt Training der Impulskontrolle angesagt. Zudem braucht er jemanden, der mit seiner ausgeprägten Territorialität umgehen kann. Klare häusliche Strukturen sind daher wichtig und sinnvoll, um Problemen mit dem Postboten oder Besuchern vorzubeugen.

Gesundheitliche Aspekte

Der Mali steht gesundheitlich deutlich besser dar als sein “deutscher Cousin”. Folgende gesundheitliche Probleme sind beim Malinois zu nennen:

  • Spondylose
  • Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie
Malteser

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:65
Gewicht Hündin:3 bis 4 kg
Gewicht Rüde:3 bis 4 kg
Widerristhöhe Hündin:20 bis 23 cm
Widerristhöhe Rüde:21 bis 25 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts-und Begleithunde
Herkunftsland:Mittleres Mittelmeergebiet; Patronat: Italien
Fellfarbe:Reines Weiß; helle Elfenbeintönung ist zulässig
Fellbeschaffenheit:Dicht, glänzend, schwer herabfallend, von seidiger Textur; lang und glatt

 

 

Weißer Gesellschafts- und Begleithund aus dem maritimen Raum Südeureopas

Welche davon richtig ist, konnte bis heute nicht hundertprozentig geklärt werden. Das semitische Wort „màlat“ bedeutet Zuflucht oder auch Hafen und lässt darauf schließen, dass der Malteser aus einer Küstenregion kommt. Im maritimen Raum Südeuropas gibt es einige Ortsbezeichnungen, die auf die Herkunft der kleinen Hunde schließen lassen könnten: die sizilianische Stadt Melita, die Adriainsel Méléda und die Insel Malta.

Der Malteser gehört innerhalb der Gesellschafts- und Begleithunde zur Gruppe der Bichons - ebenso wie Havaneser, Bologneser, Coton de Tuléar, Löwchen und Bichon Frisé. Bereits in der Antike sollen die Zwerghunde Begleiter vornehmer Damen im Mittelmeerraum gewesen sein. Eine weitere Aufgabe scheint aber zeitweise auch die Bekämpfung von Mäusen und Ratten in den Lagerhäusern der Häfen gewesen zu sein. Ihre Blütezeit erlebten die Malteser zur Zeit Louis XIV. als die weißen Hündchen die Damen am Hof des französischen Sonnenkönigs begleiteten und so auch den Weg auf zahlreiche Gemälde dieser Epoche fanden.

In unserer heutigen Zeit war der Malteser zunächst nicht sehr verbreitet. 1975 gab es beispielsweise in Deutschland so gut wie keine Malteser mehr. Freunde der kleinen Rasse gründeten 1981 den Deutschen Malteser-Club (DMC), der 1986 Mitglied des VDH wurde. Über Rassehundeausstellungen wurden die Malteser wieder bekannter, was schließlich auch zu einer steigenden Zahl von Würfen pro Jahr führte: Rund 50 Würfe mit durchschnittlich drei Welpen beziffert der DMC.

Mit seinen drei bis vier Kilo ist der Malteser ein echtes Fliegengewicht. Hündinnen werden 20 bis 23 cm groß, Rüden 21 bis 25 cm. Markenzeichen des Maltesers ist das weiße, am ganzen Körper lange Fell. Von der Textur her soll es seidig und überall glatt sein. Locken sind laut Rassestandard nur an den Beinen von Ellenbogen bis Pfote bzw. Knie bis Pfote zulässig. Der Malteser hat keine Unterwolle. Das Fell muss täglich mithilfe von Kamm und Bürste gepflegt werden, da es andernfalls schnell verfilzt. Ein leichtes Kürzen des Fells erleichtert die Pflege etwas, was aber für die meisten Rasseanhänger nicht infrage kommt. Um den Hunden die Kommunikation mit Artgenossen zu erleichtern und Augenreizungen zu vermeiden, sollten die Haare vor den Augen mit einer Spange auf dem Kopf zusammengefasst werden.

Obwohl der Malteser so süß und klein ist, dürfen seine Menschen - und besonders auch die Kinder in der Familie - ihn nicht als Spielzeug zum Zeitvertreib sehen. Die Zwerghunde stellen an ein artgerechtes Leben ebensolche Ansprüche wie große Rassen. Sie sollten nicht vermenschlicht werden und neben der erwähnten Auslastung auch gewisse Regeln im Alltag bekommen, die sie nicht einschränken, sondern vielmehr zu einem vollwertigen und zufriedenen Mitglied in ihrem „Rudel“ machen. 

Der durchaus als Familien- und Anfängerhund geeignete Malteser ist zwar auch mal mit kurzen Spaziergängen zufrieden, sollte aber trotzdem nicht ausschließlich als Schoßhündchen gehalten werden, das zum Lösen nur den Garten sieht. Regelmäßige Auslastung, zum Beispiel über Tricktraining oder Agility für kleine Hunde, fördert die Beziehung zu seinen Menschen und macht dem Malteser Spaß - wenn er Lust dazu hat und gesundheitlich fit ist. 

Gesundheitliche Aspekte

Rassetypisch kann es nämlich, wie bei vielen kleinen Hunderassen, zu Problemen mit der Kniescheibe (Patellaluxation) kommen. Leider gehört der Malteser auch zu den Rassen, die durch menschliches Zutun von dem Qualzuchtmerkmal Brachycephalie (Kurz- und Rundköpfigkeit) betroffen sind. Die gesundheitlichen Folgen sind (in geringer Ausprägung) Nebengeräusche beim Atmen (Röcheln, Husten, Schnarchen u.ä.), die Hunde sind teilweise bei hohen Temperaturen wenig belastbar. Sind die durch die Brachycephalie bedingten gesundheitlichen Probleme schwerwiegend, können für gesunde Hunde normale Belastungen wie Spazierengehen bei warmem Wetter, Spielen, Autofahren und jede Art von Aufregung für betroffene Hunde lebensbedrohend sein.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Mops

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:7
Gewicht Hündin:6,3 bis 8,1 kg
Gewicht Rüde:6,3 bis 8,1 kg
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:China
Fellfarbe:Silber, apricot, hellfalbfarben oder schwarz
Fellbeschaffenheit:Fein, glatt, weich, kurz und glänzend, weder harsch noch wollig

 

 

Ein Leben als Mops ist möglich, aber qualvoll…

So wird Loriots bekanntes Zitat passenderweise häufig zeitgemäß umgedichtet. Denn seine Beliebtheit hat dem Mops – wie vielen Hunderassen – in den letzten Jahrzehnten extrem geschadet. Was uns heute aus Tierschutzsicht Sorgen bereitet, hat den Ursprung in einer Konzentration der Hundezucht auf vermeintliche Schönheitsideale. Diese hatte leider maßgebliche Folgen für das Aussehen, die innerartlichen Kommunikationsmöglichkeiten und die Gesundheit der Möpse. Doch es ging dem Mops nicht immer so schlecht. 

Eigentlich fröhlich und lustig

Viele Mopsfans lieben vor allem das unkomplizierte Wesen und die Charaktereigenschaften der kleinen Hunde. Der Mops gilt als lustiger, lebhafter und fröhlicher Hund, der die Nähe zu seinen Menschen liebt und sie auch häufig charmant um den Finger zu wickeln weiß. Wegen seiner Ausgeglichenheit ist er auch als Familienhund beliebt. 

Ungeklärte Herkunft

Die Ursprünge der Hunderasse sind noch nicht hundertprozentig geklärt. Jedoch weisen sowohl geschichtliche Hinweise als auch genetische Erkenntnisse auf frühe asiatische Wurzeln hin. Man geht davon aus, dass der Mops ursprünglich aus dem Kaiserreich China kommt. Dorthin soll er vor über 2000 Jahren über den Orient gelangt sein. Der Mops wurde in China als Kaiserhund gehalten. Das heißt, es war ein Privileg der Kaiser, ihn zu besitzen und anzufassen. Die Hunde trugen damals den Namen „Lo-chi-ang-sze“ oder auch „Lo-sze“. (Der heutige Name „Mops“ ist an das niederländische Wort moppern angelehnt, was so viel bedeutet wie „mürrisch dreinschauen“ und „brummende Geräusche von sich geben“.)

Über die Ostindien-Kompanie gelangten die Hunde schließlich ins niederländische Königreich und entwickelten sich im 16. Jahrhundert schon zu einem beliebten Begleithund in den europäischen Adelshäusern. Aus dieser Zeit stammt auch eine von vielen Geschichten über den Mops, der durch kleine Heldentaten Großes bewirkt haben soll: 1570 hat ein Mops den Prinzen von Oranien im Heerlager aufgeweckt und soll ihn so vor Meuchelmördern gerettet haben. 

Über Jahrzehnte war der Mops ein Luxusgeschöpf und ausschließlich in den Adelshäusern zu finden. Dort wurde er von seinen Besitzer:innen verwöhnt und bekam mit der Zeit den Ruf, faul und gefräßig zu sein. Da er weder als Jagd- noch als Wachhund eingesetzt wurde, sagte man ihm in den nächsten Jahrhunderten nach, zu nichts zu gebrauchen zu sein und seine Beliebtheit nahm stark ab. Erst ab dem 19. Jahrhundert nahm die Nachfrage nach Möpsen unter den „Bürgerlichen“ zu. Und um diese zu befriedigen, wurden Möpse schon damals mit anderen Kleinhundrassen, beispielsweise Pekinesen, gekreuzt.

Aussehen - früher und heute

Der Mops im 19. Jahrhundert unterschied sich zunächst noch stark von dem heute in Deutschland gültigen Rassestandard: Damals war der Mops hochbeiniger, er hatte einen quadratischen Fang, tiefliegende Augen, Faltenbildung lediglich an der Stirnhaut, einen gesunden Knochenbau und kurzes Fell. 

Laut heutigem Rassestandard hat der Mops glattes, kurzes und weich-glänzendes Fell in den Farben einfarbig, schwarz, silbergrau und verschiedene Nuancen beige (von weißgelb bis apricot). Die Grundfarbe soll einen deutlichen Kontrast zu den Abzeichen und zu der Maske aufweisen, welche so schwarz wie möglich sein sollen. Die Ohren sind klein und fallen nach vorne, es sind Knopf-, aber auch Rosenohren erlaubt. Die Rute soll hoch angesetzt und so eng wie möglich über der Hüfte gerollt sein. Der FCI-Standard forderte bis 2010 etwas vorstehende Augen und das Fehlen eines deutlich erkennbaren Fangs. Das Gesicht sollte also im Seitenprofil flach sein, mit einer dicken Nasenfalte, die den Nasenschwamm vollständig verdeckte. In neueren Fassungen wurde der FCI-Standard in diesen Punkten abgeändert.

Gesundheitliche Probleme

Das sogenannte „Kindchen-Schema“ hat dazu geführt, dass die Zuchtbemühungen in diese Richtung gelaufen sind. Große Augen und eine Stupsnase in einem runden Gesicht sowie „tollpatschige“ Bewegungsabläufe rufen bei uns fürsorgliche Gefühle aus. Die Folge: Der Mops leidet unter massiven Defektmerkmalen, aufgrund derer er viele gesundheitliche Probleme aufweisen kann, die zu körperlichem Leiden führen, seine Lebensqualität stark einschränken und zu einem frühen Tod führen können. Problematisch sind zum einen seine dysfunktionale Anatomie und zum anderen – wie bei so ziemlich allen „reingezüchteten“ Rassen – der hohe Inzuchtfaktor, der zu zahlreichen Gendefekten führen kann. 

Problematisch ist für den Mops häufig schon seine Geburt, denn die Köpfe der Welpen sind so dick, dass sie zu einem großen Teil nicht durch den Geburtskanal passen und nur per Kaiserschnitt entbunden werden können. 

Der Mops gehört zu den brachyzephalen Rassen, bei denen die Lamellen der Nasenmuscheln kaum noch Luft durchströmen, was spätestens bei warmen Temperaturen, Anstrengung oder Stress für Komplikationen sorgen kann: Es besteht ein erhöhtes Risiko für einen Hitzeschlag, da die Hunde ihre Körpertemperatur durch Hecheln nicht ausreichend regulieren können. Zahlreiche Möpse haben sogar Atemprobleme beim Schlafen, da sie im Liegen keine Luft bekommen und unter Erstickungsanfällen leiden, was verständlicherweise wiederum zu Stress führt. Betroffene Hunde versuchen daher teilweise im Sitzen zu schlafen. Was in den sozialen Medien häufig als lustig oder niedlich verbreitet wird, ist somit eigentlich zum Weinen. Dazu kommen Probleme beim Fressen, welche zu Erbrechen führen und leider kommt es sogar regelmäßig dazu, dass manche Möpse aufgrund von Atemnot einfach umfallen. 

Weitere Infos zum Thema Brachyzephalie bei Hunden findet ihr auch in dem MERKBLATT HUND BRACHYZEPHALIE des Qualzucht-Evidenz Netzwerks QUEN.

Aufgrund der hervorquellenden Augen leiden Möpse häufig unter Hornhautentzündungen. Und tatsächlich kann es sogar passieren, dass das Auge (beispielsweise beim Toben oder Springen) aus der Augenhöhle herausfällt.

Ergänzt werden kann die Liste der typischen Leiden des heutigen Mopses noch um folgende:

  • Bluthochdruck
  • Herzprobleme
  • Hautfalten-Dermatitis
  • Zahnprobleme

Lösung Retromops? 

Kann man den Mops wieder zurück züchten zu einer gesunden Variante? Wissenschaftler wie beispielsweise der Tierpathologe Prof. Dr. Achim Gruber, der sich intensiv mit den gesundheitlichen Fehlentwicklungen in der traditionellen Zucht von Hunden und Katzen auseinandergesetzt hat (Buch: GESCHUNDENE GEFÄHRTEN, München 2023), bezweifeln dies. Kreuzungszuchten sind seiner Meinung nach die einzige Lösung, um zum einen das Inzuchtproblem und zum anderen die dysfunktionale Anatomie beim Mops zu mildern. Man könne den Mops nur retten, indem man die Reinrassigkeit aufgebe, argumentiert Gruber auch im PODCAST „TIERISCH MENSCHLICH“.

Seit 2006 folgen tatsächlich immer mehr Züchter:innen der Bewegung „Retromops“. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Kreuzung zwischen Parson Russel Terrier und Mops. Die extremen äußerlichen Merkmale des heutigen Mopses sollen dadurch relativiert werden. Ein hochbeinigerer Körper, eine längere Nase und dadurch eine weitaus bessere Atmung und ein geringeres Risiko für Krankheiten sind die Ziele dieser Bemühungen.

Es gibt allerdings auch kritische Stimmen zur Kreuzungszucht: Die WELTTIERSCHUTZGESELLSCHAFT lehnt Rückzuchten oder gezielte Mischzuchten von Rassen mit Defektmerkmalen wie Möpsen ab, da nicht sichergestellt werden könne, dass die Zwischengenerationen frei von Leiden seien. 

Warum verstehst du mich nicht? 

Und als wäre es nicht schon genug, auch noch ein Hinweis auf innerartliche Kommunikationsmissverständnisse: Der Mops ist aufgrund seines Äußeren für seine Artgenossen extrem schlecht zu „lesen“. Unsere körpersprachlich sehr fein kommunizierenden Hunde sehen in den hervorquellenden Augen unter Umständen ein drohendes Fixieren und hören in der röchelnden Atmung ein leises Knurren – um nur zwei Beispiele zu nennen. Keine gute Basis für ein entspanntes Aufeinandertreffen mit anderen Hunden. Man kann sich leicht vorstellen, dass dadurch Frust über eine nicht gut funktionierende Kommunikation auf beiden Seiten vorprogrammiert ist.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Nederlandse Kooikerhondje

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:314
Widerristhöhe Hündin:38 cm
Widerristhöhe Rüde:40 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde
Herkunftsland:Niederlande
Fellfarbe:Klar abgegrenzte Flecken von reiner orange-roter Farbe auf weißem Grund
Fellbeschaffenheit:Mittellang, leicht gewellt oder glatt und dicht anliegend. Weiches Haar. Gut entwickelte Unterwolle.

 

 

Ursprünglich Helfer bei der Entenjagd, heute beliebter Familienhund

Das Kooikerhondje ist eine aus den Niederlanden stammende Hunderasse, welches ähnlich wie die Spaniel, zu den Vogelhunden gehört und zum Anlocken von wilden Enten z.B. an Teichen und Bachläufen eingesetzt wurde. Von dieser ursprünglichen und in einigen Bereichen der Niederlande auch heute noch durchgeführten Aufgabe stammt auch der Name dieser Hunderasse: Die spezielle Fangeinrichtung, welche zur Entenjagd benutzt wurde, nennt sich „Kooi“.

Das Kooikerhondje ist eine kleine Hunderasse mit mittellangem Fell und gut entwickelter Unterwolle. Trotz des längeren Fells ist dieses sehr pflegeleicht. Das Fell ist weiß mit klar abgegrenzten orange-roten Flecken. Die Ohren haben schwarze Haare an den Spitzen, die sogenannten „Ohrringe“.

Das Kooikerhondje ist eine freundliche Rasse, die fremden Menschen gegenüber jedoch erst einmal zurückhaltend ist. Diese Rasse besitzt ein ausgeglichenes Temperament und eignet sich daher gut als Familienhund. Da diese Hunde aufgrund der ursprünglichen Aufgabe durchaus zu großer Selbstständigkeit neigen, müssen sie konsequent in das Familienleben integriert werden. Zudem benötigt das Kooikerhondje daher auch als eher kleiner Hund ein größeres Maß an Bewegung und Beschäftigung, weshalb es sich z.B. auch für aktive Beschäftigungsformen wie AGILITY oder Flyball eignet.

Gesundheitliche Aspekte

Das Kooikerhondje kann für bestimmte genetische Erkrankungen anfällig sein, darunter:

  • Nekrotisierende Myelopathie (ENM), eine Rückenmarkserkrankung
  • Von-Willebrand-Krankheit (vWD), eine Blutgerinnungsstörung
  • Patellaluxation, eine Kniegelenksverletzung
Neufundländer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:50
Gewicht Hündin:ca. 54 kg
Gewicht Rüde:ca. 68 kg
Widerristhöhe Hündin:66 cm
Widerristhöhe Rüde:71 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Kanada
Fellfarbe:Schwarz, weiβ-schwarz und braun
Fellbeschaffenheit:Wasserundurchlässiges Stockhaar, das Deckhaar ist mäβig lang und gerade, die Unterwolle ist weich und dicht

 

 

Wasserpassion und angeborene Apportierfreude

Die kanadische Atlantikinsel Neufundland ist Herkunftsort und Namensgeber der massiven, kräftigen und muskulösen Hunde. Rüden können bis zu 71 cm groß und 68 kg schwer und Hündinnen bis zu 66 cm groß und bis zu 54 kg schwer werden. Das mittellange Fell des Neufundländers ist durch die dichte Unterwolle nahezu wasserundurchlässig und lässt viel über seine ursprüngliche Verwendung vermuten.

Über den genauen Ursprung dieser Rasse gibt es zwar verschiedene Theorien, aber es ist davon auszugehen, dass sie aus dort heimischen Hunden, großen schwarzen Bärenhunden, die die Wikinger dort eingeführt hatten, und den Hunden europäischer Fischer entstand. Zu allen Zeiten war der Neufundländer ein echtes Arbeitstier: Er half beim Einholen der Boote und Fangnetze, rettete Schiffbrüchige, beschützte Schiffe und Ladungen und diente dazu, Lasten zu ziehen.

Im 18. Jahrhundert wurde er erstmals von einem englischen Kapitän als „Newfoundland dog“ erwähnt, eine erste Ausstellung der Rasse gab es 1860 in Birmingham und die Anerkennung der Rasse erfolgte schließlich 1865. Laut Rassestandard der FCI sind drei Farben erlaubt: Schwarz, braun und weiß-schwarz. England und Kanada haben teilweise eigene Standards, die von denen der FCI abweichen. In Kanada entspricht beispielsweise der braune Neufundländer nicht den offiziellen Vorgaben.

Der ursprüngliche Neufundländer war zudem an der Entstehung einiger weiterer Rasse beteiligt. Aus dem schwarz-weißen Neufundländer entwickelte sich der Landseer. Und bei dem auf das Apportieren spezialisierten, wasserfreudigen Labrador Retriever haben ursprünglich schwarze Neufundlandhunde mitgewirkt. Wasserpassion und angeborene Apportierfreude haben heutige Neufundländer oft noch mit dem Labrador Retriever gemein. Das macht sie weiterhin zum geborenen Wasserrettungshund.

Auch, wenn der Neufundländer kein Langstreckenläufer ist, braucht er natürlich doch seine artgerechte Auslastung. Zum Beispiel durch wetterunabhängige Aktivitäten im Wasser oder Rettungshundearbeit, gegebenenfalls auch Mantrailing im Freizeitbereich oder Zughundesport. Damit er nicht zu sehr dazu neigt, sein Territorium bewachen zu wollen, ist eine konsequente Erziehung und eine sinnvolle Aufgabenverteilung in seinem „Rudel“ für den Neufundländer von Beginn an enorm wichtig.

Gesundheitliche Aspekte

Wie viele große Hunderassen hat der Neufundländer leider keine hohe Lebenserwartung. Durchschnittlich 22 Prozent aller Neufundländer sterben vor dem fünften Lebensjahr, 42 Prozent vor acht Jahren und 62 Prozent werden keine zehn Jahre alt. Gesundheitlich sind die Hunde oftmals von orthopädischen Leiden betroffen. Häufig kommen Hüftgelenksdysplasie, Ellenbogengelenksdysplasie und auch Knochenkrebs vor.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Nova Scotia Duck Tolling Retriever

Nova Scotia Duck Tolling Retriever

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:312
Gewicht Hündin:17 bis 20 kg
Gewicht Rüde:20 bis 23 kg
Widerristhöhe Hündin:45 bis 48 cm
Widerristhöhe Rüde:48 bis 51 cm
FCI Gruppe:Apportierhunde
Herkunftsland:Kanada
Fellfarbe:verschiedene Schattierungen von rot oder orange, wobei die Befederung und die Unterseite der Rute farblich heller sind
Fellbeschaffenheit:wasserabweisendes doppeltes Haarkleid, mittellang und weich mit noch weicherer, dichter Unterwolle

 

 

Selten anzutreffender passionierter Apportierhund

Sein Name beschreibt das, wofür er in seiner Heimat Nova Scotia (Neuschottland in Kanada) ursprünglich gezüchtet wurde: Enten bei der Jagd anzulocken, um sie nach dem Schuss zu apportieren. Der Jäger wirft dem Hund dabei immer wieder Apportiergegenstände in Ufernähe ins Schilf. Der Toller verschwindet dadurch kurz und taucht dann plötzlich wieder auf. Dieses Schauspiel, das als „Tolling“ bezeichnet wird, lockt die Enten an. Sind diese schließlich nah genug, werden sie geschossen und der Hund apportiert sie im Anschluss. Mit seinem sogenannten doppelten Haarkleid ist der Toller für diese Arbeit am und im Wasser perfekt ausgerüstet. Das Fell ist mittellang und weich mit ebenfalls weicher, dichter Unterwolle. Farblich kommen unterschiedliche rote und orangene Schattierungen vor, wobei weiße Abzeichen erlaubt sind.

Die Entwicklung der Rasse ist nicht eindeutig belegt, wodurch sich unterschiedliche Theorien darüber halten. Es könnte sein, dass zu den Vorfahren des Tollers schottische Hütehunde gehören, welche schottische Einwanderer nach der Vertreibung französischer Siedler mit nach Nova Scotia brachten. Sie könnten spielende Füchse beim Enten anlocken beobachtet haben, um im Anschluss fuchsähnliche Hunde zu züchten, die für sie bei der Jagd diese Aufgabe übernehmen würden. Andere vermuten wiederum, dass das niederländische Kooikerhondje zu den Vorfahren zählt und die Rasse von den Niederlanden aus über England schließlich nach Kanada kam. Zunächst wurden die kanadischen Hunde "Little River Duck Dogs“ genannt. Erst im späten 19. Jahrhundert gelangten auch einige Rassevertreter nach Europa. Mittlerweile leben in Schweden mehr Toller als im Heimatland Kanada. Unter ihrem heutigen Namen wurde die Rasse erst 1945 durch den kanadischen Hundezuchtverband anerkannt, 1981 erfolgte schließlich die Anerkennung durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI).

Wie die ursprüngliche Verwendung zeigt, ist der Toller kein Freund langweiliger Spaziergänge. Er braucht eine für ihn sinnvolle Beschäftigung. Denn ansonsten würde er sich vermutlich eine suchen, die nicht im Sinne seiner Menschen wäre. Man kann den Toller für viele Beschäftigungsformen begeistern, aber ganz oben auf der Liste seiner Lieblingsbeschäftigungen steht natürlich das Apportieren. Dabei gefallen ihm komplexe Aufgaben aus dem Bereich Dummytraining. Einfaches und wiederholtes Bringen eines Balls ist ihm entweder zu langweilig oder macht ihn zum Balljunkie - vor allem, wenn er das Werfen des Balls ständig von seinen Menschen einfordern darf. Stattdessen ist es wichtig, neben aller Dynamik auch immer wieder Impulskontrolle mit dem quirligen Hund zu trainieren. Auf solche und viele andere „Kleinigkeiten“ muss man bei der Erziehung des Tollers achten, da er aufgrund seiner rassetypischen Eigenschaften ein sehr sensibler Hund ist, der auf das kleinste Signal des Jägers achten musste. Insofern ist der Toller auch nur bedingt als Anfänger- und Familienhund zu empfehlen. Hundeunerfahrene Menschen sollten sich vor der Aufnahme eines Tollers umfangreich über die Rasse und ihre Anforderungen informieren, um ihr gerecht zu werden.

Gesundheitliche Aspekte

Nicht zuletzt muss man beim Toller auch noch ein Wort über das Thema Inzucht und Gesundheit verlieren. Ein gesunder Toller kann bis ins hohe Alter sehr aktiv sein. Doch leider ist der Naturbursche oft nicht so robust wie er gern dargestellt wird. Es besteht unter anderem eine Disposition für Immunerkrankungen wie SRMA (Meningitis-Arteriitis), Nebenniereninsuffizienz und immunbedingte Polyarthritis. Auch Augenerkrankungen sowie Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasien können bei der Rasse vermehrt auftreten. Wie immer sollte man beim Kauf eines Welpen auf entsprechende Tests und Vorsorgeuntersuchungen der Vorfahren achten, die bei seriösen Züchtern selbstverständlich sind. Kritische Stimmen sehen vor allem in dem durch die geringe Anzahl der Rassevertreter bedingten kleinen Genpool die verschiedenen Krankheitsprädispositionen begründet. Im Bemühen um eine Reinzucht ist einigen wissenschaftlichen Studien zufolge ein weltweites Inzuchtniveau von 26 Prozent entstanden, welches damit größer ist als das von Vollgeschwistern (25%). Um die genetische Vielfalt zu vergrößern, wird daher immer wieder die Einkreuzung anderer Rassen gefordert, was verschiedene Rassevereine und -clubs in Europa und Nordamerika bislang allerdings ablehnen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Old English Sheepdog (Bobtail)

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:16
Widerristhöhe Hündin:56 cm und gröβer
Widerristhöhe Rüde:61 cm und gröβer
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Jede Schattierung von grau, „grizzle“ oder blau. Körper und Hinterläufe sind durchgehend einfarbig, mit oder ohne weiβe „Socken“.
Fellbeschaffenheit:Reichlich, von harter Struktur. Nicht gerade, sondern zottig und ohne Locken. Die Unterwolle bildet einen wasserdichten Flor.

 

 

Größter britischer Hütehund

Der Old English Sheepdog, unter Rassekennern auch oft kurz OES genannt, ist die größte britische Hütehundrasse. Bei uns ist er vor allem unter dem Begriff „Bobtail“ bekannt. Grund hierfür ist die „Stummelrute“, für die in der Literatur unterschiedliche Ursachen genannt werden. Teilweise ist zu lesen, dass einige Hunde bereits mit kurzer Rute geboren werden. Ein großer Teil der Quellen erklärt hingegen, dass man ihn früher in Großbritannien durch nahezu vollständiges Kupieren der Rute als Arbeitshund kennzeichnete, um ihn von der Steuer zu befreien. Seit 1998 besteht in Deutschland ein Kupierverbot. Der FCI-Standard gibt für das Kupieren der Rute zwar noch die Empfehlung, wegen der unterschiedlichen Tierschutzgesetze in den einzelnen Ländern überlässt man die Ausführung dann allerdings den angeschlossenen Landesverbänden.

Fell, Fell und nochmals Fell? 

Über die Entstehung der Rasse ist wenig bekannt. Obwohl Großbritannien als Ursprungsland eingetragen ist, gilt es als wahrscheinlich, dass zu seinen Vorfahren auch süd- und osteuropäische Herdenschutzhunde (z.B. Owtcharka und Bergamasker) gehören, die mit britischen Schäferhunden gekreuzt wurden. Früher wurde der Bobtail von Schäfern zur Arbeit an der Herde eingesetzt. Er hatte die Aufgabe, die Tiere zu den Märkten zu treiben, war aber auch Beschützer der Herde. Das dichte Haarkleid, das damals sicherlich noch deutlich kürzer war, machte ihn dem Wetter gegenüber unempfindlich. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Rasse erstmals schriftlich erwähnt, aber erst 1888 wurde der „Old English Sheepdog Club“ in England gegründet, der den ersten Rassestandard für den Bobtail verfasste. Dieser existierte bis in unsere Zeit nahezu unverändert und wurde erst 1987 neu verfasst. Demnach beträgt die Mindestgröße für Hündinnen 56 cm und für Rüden 61 cm. Der Körper ist kräftig, nahezu quadratisch gebaut und gut bemuskelt. Er soll „überall üppig behaart“ sein, wobei die „natürliche äußere Linie weder durch Scheren noch durch Schneiden künstlich verändert“ werden soll. Das Fell ist dabei zottig und ohne Locken mit wasserdichter Unterwolle. Zeitweise hatte sich das Äußere des Bobtails, vor allem für Ausstellungen, zu einem regelrechten „Fellberg“ entwickelt, was für die Hunde, die lediglich einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen sollten, eine extrem unangenehme Entwicklung bedeutete. Mittlerweile heißt es zum Glück „Qualität und Textur sind wichtiger als die Länge und die Haarmenge“ (VDH). Farblich ist jede Schattierung von grau, grizzle oder blau erlaubt. Körper und Hinterläufe sind durchgehend einfarbig, mit oder ohne weiße Socken. Kopf, Hals, Vorderhand und Unterbauch sollten ebenfalls weiß, mit oder ohne Flecken sein.

Wachsamer Familienfreund

Kennt man seine Geschichte, sind folgende Rasseeigenschaften des Bobtails nicht verwunderlich: Er ist stark mit seiner Familie verbunden und wird aufgrund seiner Kinderliebe gern als „Nanny Dog“ bezeichnet. Der lustige Zottelhund ist aber immer noch äußerst wachsam und selbstbewusst. Er kann dazu neigen, Familienangehörige im Zweifel beschützen und potenzielle „Eindringlinge“ von seinem Zuhause fernhalten zu wollen. Seine Halter sollten ihrem Hund also unbedingt vorleben, dass sie selbst für ihre Sicherheit sorgen, damit er diesen Part nicht übernimmt. Ansonsten kann der Bobtail sowohl daheim als auch unterwegs zu einem unentspannten Begleiter werden.

Ohne Auslastung geht es nicht

Obwohl der Bobtail heutzutage meist als Familienhund gehalten wird, möchte der alte Arbeitshund in ihm immer noch beschäftigt und ausgelastet werden. Allerdings ist er nicht so bewegungs- und beschäftigungsintensiv wie viele andere Hütehunde. Und wie eigentlich immer gilt, dass Kopfarbeit dabei mindestens ebenso wichtig ist wie körperliche Auslastung.

Fellpflege

Die Fellpflege ist aufgrund der Menge und Länge verständlicherweise sehr aufwändig. Vernachlässigt man die regelmäßige Pflege, verfilzt das Fell schnell, außerdem trägt der Bobtail damit täglich kleinere und auch größere Schmutzpartikel mit ins Haus. Augen und Gesicht sollten unbedingt durch Hochstecken von den langen Haaren befreit werden, um Kommunikationsmissverständnissen mit anderen Hunden vorzubeugen.

Gesundheitliche Aspekte

Als gesundheitliche Besonderheit kann beim Bobtail der MDR1-Defekt auftreten, wodurch der Hund eine Überempfindlichkeit gegen viele medizinische Präparate aufweist (ggf. auch solche, die Parasitenbefall vorbeugen). Gesundheitlich beziehungsweise in Bezug auf die Lebensqualität ist auch die zeitweise überdimensionierte Felllänge und -menge sowie die Empfehlung der FCI zum Kupieren der Rute (in Deutschland verboten), die weiter oben bereits zur Sprache kam, kritisch zu betrachten!

 

Von HEIKE KLEINHANS

Podenco

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:89 (Ibicenco); 94 (Português); 329 (Canario)
Widerristhöhe Hündin:verschiedene regionale Rassen und Varianten: zwischen 32 und 67 cm
Widerristhöhe Rüde:verschiedene regionale Rassen und Varianten: zwischen 35 und 72 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Spanien; Portugal
Fellfarbe:rot mit weiß, weiß mit rot oder auch honig- oder falbfarben
Fellbeschaffenheit:Glatthaar, Rauhhaar oder Langhaar

 

 

Ein Stück lebendige Geschichte: ursprüngliche Jagdhunde aus dem Mittelmeerraum

Podenco oder auch Podengo, die regional unterschiedliche Bezeichnung für Laufhund oder Jagdhund, ist eigentlich eher allgemein formuliert. Denn als Podenco werden im Mittelmeerraum mehrere ähnliche, regional angepasste, windhundähnliche Rassen bezeichnet. Zum Namen gehört zusätzlich eine Bezeichnung der Region, aus der die Rasse stammt bzw. wo sie verbreitet war und ist, also beispielsweise Podenco Canario, Podenco Ibicenco, Podenco Português usw. Die Iberische Halbinsel, die Kanaren und die Balearen sind also die heutigen Heimatregionen der Podencos.

Der genaue Ursprung der verschiedenen Podencorassen ist noch ein Geheimnis

Vielfach wird kein geringerer als der uralte Tesem als Vorfahr der Podencos angesehen. Es handelt sich hierbei um die Rasse, die schon auf den Grabmälern der Ägypter verewigt wurde. Auf bildlichen Darstellungen aus der Zeit um ca. 3800 bis 3600 v. Chr. sind windhundartige Hunde mit Stehohren und Ringelrute zu sehen, die eine große Ähnlichkeit mit den heutigen Podencos haben. Verschiedene antike Seefahrer haben vermutlich zur Verbreitung der Rasse geführt. Da dieser Ursprung der Podencos allerdings nicht wissenschaftlich belegt ist, könnten auch die in vielen Teilen Afrikas und dem Mittelmeerraum verbreiteten Pariahunde Stammväter der besonderen Jagdhunde sein.

Kaninchenjäger

In ihren Heimatländern werden Podencos zur waffenlosen Jagd auf Kaninchen eingesetzt. Mehrere Hunde – in der Regel ein Rüde und etwa zehn Hündinnen – jagen dabei in der Meute. Ihre Art zu jagen ist sehr selbstständig. Wer wann stöbert, hetzt und stellt wird ohne Zutun der Podenqueros unter den Hunden ausgemacht und funktioniert größtenteils konfliktfrei. Die Meute bringt das Wild meist lebend zum Jäger. Anders als viele andere windhundähnliche Rassen jagen Podencos nicht nur auf Sicht, sondern haben es auch perfektioniert, ihre Nase und ihr Gehör dabei einzusetzen.

Verschiedene regional vorherrschende Typen

Podencos werden weniger nach heute üblichen Rassestandards gezüchtet, sondern nach in der jeweiligen Heimatregion benötigen Merkmalen. Alle Rassevertreter haben fledermausartige Stehohren und einen extrem schlanken und drahtigen Körperbau. Es gibt rau- und glatthaarige Varianten mit sehr pflegeleichtem Fell, meist in den Farben rot mit weiß, weiß mit rot oder auch honigfarben (beim Podenco Português). Die jeweils regional vorherrschenden Typen sind unterschiedlich groß. Der Podenco Ibicenco ist der größte seiner Art: Hündinnen werden 60 bis 67 cm groß, Rüden 66 bis 72 cm. Der Podenco Canario ist kleiner: Hündinnen werden 53 bis 60 cm groß, Rüden 55 bis 64 cm. Und beim Podenco Andaluz gibt es sogar drei unterschiedliche Typen: klein (Hündin 32 bis 41 cm, Rüde 35 bis 42 cm), mittel (Hündin 42 bis 52 cm, Rüde 43 bis 53 cm) und groß (Hündin 53 bis 61 cm, Rüde 54 bis 65 cm).

Tierschutz: Häufig hartes Leben (und grausamer Tod) in den Heimatregionen

Die meisten in Deutschland lebenden Podencos kommen über Tierschutzorganisationen zu uns. In ihren Heimatländern leben viele dieser Hunde unter grausamen Bedingungen, werden nach der Jagdsaison oder bei „schlechter Quote“ ausgesetzt oder auf unvorstellbar qualvolle Art und Weise getötet.

Die zwei Gesichter des Podencos

Wer einen Podenco bei sich aufnimmt, lernt meist schnell die zwei Gesichter dieser besonderen Hunde kennen: Drinnen sind sie ruhig, bei Fremden etwas scheu, aber bei den eigenen Menschen meist verschmust und anhänglich. Draußen erwacht in ihnen häufig die Jagdpassion, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstständigkeit, Ignoranz gegenüber ihren Menschen und einer gefühlt niemals enden wollenden Energie.

Mit für den Hund sinnvollem ANTI-JAGD-TRAINING, Geduld, liebevoller Konsequenz ohne Härte und Beziehungsarbeit zum Menschen kann das Jagdverhalten aber durchaus in andere Aktivitäten umgelenkt werden. MANTRAILING, REIZANGELTRAINING und FÄHRTENARBEIT sind für Podencos sinnvolle alternative jagdliche Beschäftigungen. Auch kontrollierter Freilauf ist für einige dieser Hunde möglich. Manche müssen aber Zeit ihres Lebens mit einer Schleppleine gesichert werden. In dem Fall sollte man, um das große Laufbedürfnis zu befriedigen, gezielt sichere Freilaufgebiete aufsuchen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Pudel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:172
Widerristhöhe Hündin:Großpudel: 45 bis 60 cm, Kleinpudel: 35 bis 45 cm, Zwergpudel: 28 bis 35 cm, Toypudel: 24 bis 28 cm
Widerristhöhe Rüde:Großpudel: 45 bis 60 cm, Kleinpudel: 35 bis 45 cm, Zwergpudel: 28 bis 35 cm, Toypudel: 24 bis 28 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Schwarz, Weiss, Braun, Grau, Apricot und Rotfalb
Fellbeschaffenheit:Wollpudel: Üppig, von feiner, wolliger Textur, sehr gekräuselt

 

 

Schluss mit dem Schoßhundimage

Aufgrund seines Aussehens wurde und wird der Pudel oft zu Unrecht als reiner Mode- und Schoßhund angesehen. Mit seinem wolligen und gekräuselten Fell hat man ihn schon in europäischen Königshäusern bisweilen als solchen verhätschelt. Wobei der Pudel gerade bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zumeist als Apportierhund bei der Wasserjagd eingesetzt wurde. Unterschiedliche Erklärungen seiner Namensherkunft belegen dies: Teilweise heißt es, der Name komme vom altdeutschen „Puddeln“ und bedeute „im Wasser planschen“. An anderen Stellen liest man, dass er von dem vom Wortlaut ähnlichen Ausdruck „Pfudel“ (Pfütze) stammt. Der französische Name „caniche“ kommt von dem französischen Wort „cane“ für die weibliche Ente. Die Herkunft der sehr alten Rasse konnte bis heute nie eindeutig geklärt werden, wird aber immer wieder mit verschiedenen Wasserhunden in Verbindung gebracht.

Ende des 19. Jahrhunderts begann die Reinzucht des Pudels im heutigen Sinn. Damals gab es Groß- und Kleinpudel in den klassischen Farben schwarz, weiß und braun. In den 30er Jahren wurde im Rahmen der Anerkennung durch die FCI (Fédération Cynologique Internationale) Frankreich als Ursprungsland festgelegt. In den Rassestandard wurde nun mit dem Zwergpudel eine weitere Größe aufgenommen, der in den 90er Jahren noch der Toy folgte.

Das besondere Markenzeichen des Pudels ist sein Fell. Es wächst fortwährend, daher muss der Pudel regelmäßig geschoren werden. Bei Ausstellungen sieht man den Pudel heute meist mit Modeschur oder Puppy-Clip. Seit Mitte der 80er Jahre findet man dort keine Löwenschur mehr, die früher so charakteristisch war. Langhaarige Pudel sollte man mehrmals in der Woche bürsten, damit das Fell nicht verfilzt. Der Pudel haart nicht und hat keinen jahreszeitbedingten Fellwechsel. Die vier Varianten sind vom Erscheinungsbild gleich, sie unterscheiden sich lediglich in der Größe: Der Großpudel ist über 45 cm bis zu 60 cm groß, der Kleinpudel über 35 cm bis zu 45 cm, der Zwergpudel über 28 cm bis zu 35 cm und der Toypudel über 24 cm bis zu 28 cm.

Der Pudel ist auch heute kein „Couch-Potato“. Als Gemeinschaftsjäger hat er Spaß daran, mit seinen Menschen zusammen zu arbeiten und ist vor allem für aktive Beschäftigungen, zum Beispiel das APPORTIEREN, zu begeistern. Pudelbesitzer tun gut daran, sich an die ursprüngliche Aufgabe des Pudels zu erinnern und ihn auch dementsprechend auszulasten, damit der Pudel das ungerechtfertigte Image des Schoßhündchens ein für alle mal hinter sich lassen kann.

Gesundheitliche Aspekte

Wie alle großen Hunde kann der Großpudel an Hüftgelenksdysplasie leiden. Die Progressive Retinaatrophie - eine erblich bedingte Augenkrankheit, die zum Erblinden führt - kommt eher bei Klein-, Zwerg- und Toypudeln vor. Zwerg- und Toypudel können an erblicher Patellaluxation leiden, der krankhaften Verlagerung der Kniescheibe. Je kleiner der Pudel ist, desto größer ist das Krankheitsrisiko.

Toypudel und Qualzucht

Toypudel sind aufgrund ihrer extrem kleinen Körpergröße und des leichten Gewichts besonders anfällig für gesundheitliche Probleme und Leiden. Zwar ist die Zucht von Toypudeln offiziell anerkannt, doch beschreiben viele Tierärzt:innen und Tierschützer:innen diese Zucht als Qualzucht, da die Zwerghunde aufgrund ihres Körperbaus in vielen Fällen ihr ganzes Leben lang unter gesundheitlichen Problemen leiden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

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Pyrenäenberghund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:137
Widerristhöhe Hündin:65 bis 75 cm
Widerristhöhe Rüde:70 bis 80 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer – Molossoide – Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Frankreich
Fellfarbe:Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsgrauen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken
Fellbeschaffenheit:Dicht und schlicht, ziemlich lang und geschmeidig. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht.

 

 

Der Bodyguard für Schafe

Der Pyrenäenberghund ist ein uralter Herdenschutzhund und heißt in seiner Heimat offiziell Chien de Montagne des Pyrénées. Er wird von den Menschen, die in den Pyrenäen leben, aber meist Patou genannt. Der „Cousin“ auf spanischer Seite ist der Mastin del Pirinero. Dokumentationen über Pyrenäenberghunde findet man bereits aus dem 14. Jahrhundert, doch ihr Ursprung geht mit Sicherheit auf viel frühere Zeiten zurück. Ihre Vorfahren lebten vermutlich schon vor 3000 Jahren in der Bergregion. Dort sollten die Hunde traditionell die Schafherden vor den Angriffen vier- und zweibeiniger Räuber schützen. Die großen weißen Herdenschutzhunde waren für die Hirten unschätzbare Helfer. Sie schlossen sich ihren Herden eng an und arbeiteten sehr selbständig. Selbst, wenn der Hirte länger abwesend war, konnte er sich auf die Wachsamkeit und das Reaktionsvermögen seiner mutigen Hunde verlassen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden Pyrenäenberghunde zudem als Wachhunde in den Schlössern der Pyrenäen eingesetzt. Auch der „Sonnenkönig“ Ludwig der XIV holte die Hunde schließlich als Wach- und Schutzhunde zu sich. Der hauptsächliche Einsatzbereich der Pyrenäenberghunde blieb aber der Dienst als Herdenschutzhund. Der erste Rasseklub wurde 1907 gegründet, 1923 erfolgte die Eintragung des ersten Standards bei der Société Centrale Canine de France. Die Weltkriege und die Ausrottung der großen Beutegreifer sorgten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dafür, dass die Rasse beinahe ausstarb. Doch einige Liebhaber:innen außerhalb Frankreichs hielten an ihr fest und sicherten mit wenigen Zuchttieren ihren Fortbestand. Und seit einigen Jahrzehnten erlebt der Pyrenäenberghund nun eine Renaissance. 

Wie ein großer, weißer Teddybär

Groß und kräftig, aber zugleich beweglich und athletisch – so muss der Pyrenäenberghund zumindest für den Einsatz an der Herde sein. Sein mittellanges Fell ist dicht und kann leicht gewellt sein kann. Die Unterwolle ist ebenfalls sehr dicht. Offiziell sind folgende Farben zulässig: „Weiß oder Weiß mit grauen (dachsfarbenen oder wolfsgrauen), blassgelben oder orangefarbenen (rostigen) Flecken an Kopf, Ohren und Rutenansatz, manchmal auch auf dem Körper.“ Rüden werden 70 bis 80 Zentimeter groß, Hündinnen 65 bis 75 Zentimeter. Das Gewicht kann zwischen 60 und 70 Kilogramm liegen. Der Pyrenäenberghund hat an beiden Hinterläufen doppelte Afterkrallen. Die Vorderläufe tragen manchmal ebenfalls doppelte Afterkrallen.

Territorialer, sehr eigenständiger Beschützer

Er ist ein Wächter und Beschützer mit hoher territorialer Motivation und einem ausgeprägten Hang zur Eigeninitiative. Natürlich wirkt er kuschelig und durch seine in der Regel eher ruhige Erscheinung sehen viele ihn als großen, weißen Teddybären. Doch darf man sich davon nicht täuschen lassen. Das Wesen des Pyrenäenberghunds ist durch seine Verwendung über Jahrhunderte geprägt. Er war für das Leben seiner Herde verantwortlich und musste – ohne die Anwesenheit des Hirten – selbstständige Entscheidungen treffen. Kein Wunder also, dass der französische Herdenschutzhund seinen eigenen Kopf hat. Er beschützt sein Revier und seine Menschen, fremden Menschen gegenüber zeigt er sich reserviert und misstrauisch bis abweisend. Insofern ist eine gute und sorgfältige Sozialisierung im Welpenalter extrem wichtig. Weil die weißen Riesen als sehr kinderlieb gelten – und in der eigenen Familie meist auch sind – stellen sich viele Menschen vor, dass sie tolle Familienhunde sind, die nebenbei auch ein wenig aufpassen. Diese Vorstellung ist jedoch sehr naiv, wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen. Nicht selten will der Herdenschutzhund den Nachwuchs und am besten die ganze Familie beschützen. Allerdings nicht nur vor echten Gefahren und Eindringlingen, sondern gegebenenfalls auch vor anderen Kindern, die zu Besuch kommen. Hand aufs Herz: Ist das noch im Sinne des Hundes? Oder der Kinder? Und stellt man sich so ein entspanntes Familienleben vor? In der Großstadt kann der Hund sich nur schwer gemäß seinen Anlagen entfalten. Allein seine Größe macht die Haltung als Mitbewohner in der Etagenwohnung eher unpraktikabel. Und auch auf die Nachbar:innen wird er vermutlich mit wenig Begeisterung reagieren. Ein Leben auf dem Land passt viel besser zu ihm. Bestenfalls mit einem großen, sicher eingezäunten Garten, in dem der Pyrenäenberghund regelmäßig bei Wind und Wetter seiner liebsten Aufgabe nachgehen kann: dem Bewachen „seines Reviers“.

Beschäftigung für den Pyrenäenberghund?

Der Pyrenäenberghund hat meist wenig Lust dazu, hundesportlich aktiv zu werden oder an Aktionen teilzunehmen, in denen er keinen Sinn sieht. Es kann aber durchaus sein, dass er sich dazu motivieren lässt, den Futterbeutel zu apportieren, aus dem er im Anschluss gefüttert wird. Auch Wanderungen können möglich sein, gegebenenfalls auch zughundesportliche Aktivitäten oder Nasenarbeit.

Pflege und Gesundheit 

Ursprünglich war das Haarkleid der Herdenschutzhunde harsch, witterungsunempfindlich und pflegeleicht. Einige „moderne“ Pyrenäenberghunde haben jedoch (zu) langes, dichtes und weiches Fell, das schnell Filz bildet. In dem Fall sollten sie wöchentlich gründlich gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden.

Pyrenäenberghunde gelten als robust und haben nur geringe Risiken für Erbkrankheiten. Als Hunde großer Statur haben sie ein erhöhtes Risiko für Hüftdysplasien. Seriöse Züchter lassen vor dem Zuchteinsatz die Hüften der Elterntiere untersuchen, um nur gesunde Hunde dafür einzusetzen.

 

Von Heike Kleinhans

 

Rhodesian Ridgeback

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:146
Gewicht Hündin:32 kg
Gewicht Rüde:36, 5 kg
Widerristhöhe Hündin:61 bis 66 cm
Widerristhöhe Rüde:63 bis 69 cm
FCI Gruppe:Laufhunde, Schweißhunde und verwandte Rassen
Herkunftsland:südliches Afrika
Fellfarbe:hell weizenfarben bis rot weizenfarben
Fellbeschaffenheit:Soll kurz und dicht sein, glatt und glänzend im Aussehen, aber weder wollig noch seidig

 

 

Der „Löwenhund“ aus dem Süden Afrikas

Das Gebiet im Süden Afrikas stand zur Zeit der Entstehung der Hunderasse unter britischer Kolonialherrschaft und wurde Rhodesien genannt. Die europäischen Siedler des 19. Jahrhunderts brachten zwar ihre eigenen Hunde mit, stellten aber fest, dass diese klimatisch nicht gut angepasst waren und auch für ihre jagdlichen Einsätze in dem Gebiet ungeeignet waren. Daher kreuzten sie die dort heimischen Hunde mit ihren eigenen, um für ihre Zwecke hilfreiche Hunde zu kreieren. Es ist nicht genau dokumentiert, welche europäischen Rassen hierbei beteiligt waren. Erwähnt werden Mastiffs, Doggen, Bloodhounds, Retriever und Pointer. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Hunde schließlich immer mehr zu der Rasse, die wir heute kennen.

Der Ridgeback hat auch den Namen „Löwenhund“, der allerdings etwas missverständlich ist. Denn diese Hunde haben nie eigenständig große Raubkatzen erlegt. Vielmehr setzten sie in einer Meute von mehreren Hunden dem Löwen nach, stellten und umzingelten ihn, bis die Jäger nahe genug kamen, um den Löwen zu töten.

Der „Ridge“ ist der Namensgeber – und Qualzuchtmerkmal

Der bereits erwähnte Ridge ist der angeborene Haarkamm auf dem Rücken der Hunde, der in Schulterhöhe mit zwei Haarwirbeln beginnt und auf Höhe der Hüfthöcker endet. Rein medizinisch gesehen handelt es sich dabei eigentlich um eine milde Form der SPINA BIFIDA (beim Menschen „offener Rücken“), einer Prädisposition der Hauterkrankung „Dermoid Sinus“. Dabei können sich Hautinfektionen entlang des Sinus bis ins Rückenmark ausbreiten. Es werden auch regelmäßig Welpen ohne Ridge – also ohne Gendefekt – geboren. Leider werden diese, eigentlich gesunden Welpen häufig immer noch züchterisch ausgeschlossen. In Großbritannien wurden sie (bis zum Verbot 2009) sogar getötet. Leider geschieht dies heute teilweise immer noch – natürlich inoffiziell. Es ist absolut an der Zeit umzudenken und die Gesundheit und das Wohl der Hunde in den Vordergrund zu rücken! 

Hündinnen der Rasse werden 61 bis 66 cm groß mit einem Gewicht von etwa 32 kg, Rüden 63 bis 69 cm mit einem Gewicht von ca. 37 kg. Die Hunde sind muskulös, aber nicht schwerfällig gebaut. Das pflegeleichte Fell des Ridgebacks ist kurz, dicht, glatt und glänzend. Dabei kommen die Färbungen hell weizenfarben bis rot weizenfarben vor. Der Ridgeback hat keine Unterwolle, weshalb er kein Freund von Kälte und Nässe ist und bei entsprechender Witterung einen Hundemantel braucht. Hitze macht ihm allerdings wenig aus.

Ursprüngliche Jäger und Wächter

Grundsätzlich arbeitet der Rhodesian Ridgeback gern mit seinen Menschen zusammen. Er liebt und braucht Familienanschluss und eine verlässliche Bezugsperson. Die ursprüngliche jagdliche Arbeit in der Meute bescherte ihm zwar innerartlich eine gute Kooperationsbereitschaft, forderte allerdings auch ein gewisses Maß an selbstständigem Denken und Handeln. Insofern hat der Ridgeback durchaus „seinen eigenen Kopf“. Bei dem körperlichen und mentalen Spätzünder – erst mit drei Jahren gilt der Rhodesian Ridgeback als geistig und körperlich ausgereift – braucht man Geduld, Konsequenz und einen langen Atem.

Fremden Menschen und Hunden gegenüber ist der Ridgeback meist zunächst misstrauisch und zurückhaltend gegenüber eingestellt. Auch dieses Verhalten lässt sich auf ursprüngliche Aufgabenbereiche der Hunde zurückführen. Insofern ist eine umsichtige Sozialisierung der Hunde und das frühe Sammeln vieler positiver Erfahrungen für die Entwicklung eines entspannten Hundes wichtig. Die ausgeprägte territoriale Motivation des ehemaligen Wachhundes sorgt zudem dafür, dass der Ridgeback ein aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt ist und er in Situationen, die er als bedrohlich einschätzt, schnell reagiert. Seine Menschen sollten insofern von Beginn an territoriale Verantwortung übernehmen, um zu signalisieren, dass sie sich selbst um die Postlieferung, die Besucher:innen oder die mal eben zum Spielen vorbeikommenden Nachbarskinder kümmern.

Auch die jagdliche Motivation kann bei einigen Hunden besonders hoch sein. Andere hingegen lässt der Anblick von Wild jedoch völlig kalt. Falls der Rhodesian Ridgeback jagdlich sehr interessiert ist, gilt es, diese Motivation sinnvoll umzulenken. Viele Ridgebacks lieben es, über FÄHRTENARBEIT, MANTRAILING, APPORTIEREN, REIZANGELTRAINING oder auch Rettungshundearbeit alternativ „jagdlich“ aktiv zu sein.

Gesundheitlich Besonderheiten

Das gesundheitliche Thema des „Ridges“ kam bereits zur Sprache. Wie bei vielen anderen großen Rassen kann auch beim Rhodesian Ridgeback Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie auftreten. Folgende weitere Erkrankungen kommen bei der Rasse vor:

  • DEGENERATIVE MYELOPATHIE: Der Begriff fasst verschiedene neurologische Erkrankungen zusammen, die das Rückenmark zerstören. Daraus resultieren Bewegungsstörungen und Koordinationsprobleme der Hinterhand.
  • Hämophilie B: Es handelt sich dabei um eine unheilbare Blutgerinnungsstörung.
  • Osteochondrosis dissecans (kurz OCD): Die Erkrankung tritt erstmalig bei Junghunden im Wachstum auf und ist eine Form der Arthrose. Beim Rhodesian Ridgeback ist meistens das Schultergelenk betroffen.
  • Symmetrische Lupoide Onychodystrophie (SLO): Diese Autoimmunerkrankung befällt die Krallen und zerstört diese langsam. Ab einer gewissen Länge fallen sie schließlich aus. Dieser Zyklus von Ausfallen und Nachwachsen wiederholt sich immer und immer wieder. Es kann nur eine Pfote oder sogar alle betroffen sein.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Riesenschnauzer

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:181
Gewicht Hündin:35 bis 47 kg
Gewicht Rüde:35 bis 47 kg
Widerristhöhe Hündin:60 bis 70 cm
Widerristhöhe Rüde:60 bis 70 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Rein schwarz mit schwarzer Unterwolle, Pfeffersalz, Schwarz-Silber
Fellbeschaffenheit:dickes, raues Deckhaar, die Unterwolle ist dicht, lang, ölig und wolligDrahtig hart und dicht, dichte Unterwolle, hartes, dem Körper gut anliegendes Deckhaar

 

 

Russenschnauzer, Bierschnauzer, Bärenschnauzer, Münchener Schnauzer

Unter anderem mit diesen Namen wurde der Riesenschnauzer schon bedacht. Wie der heutige Name schon sagt, ist er neben Zwerg- und Mittelschnauzer der größte Vertreter der Schnauzerfamilie, zugleich auch der jüngste. Erste Hinweise auf einen Hund, der dem Riesenschnauzer ähnelt, liefert ein Gemälde aus dem Jahr 1850. 1910 wurden zum ersten Mal sechs Rüden und drei Hündinnen als „Münchener Schnauzer“ in das Zuchtbuch des Pinscher-Schnauzer-Klubs eingetragen. Seit 1913 ist der Riesenschnauzer als Rasse anerkannt, seit 1925 als Polizei- und Diensthunderasse.

Seine genaue Entstehungsgeschichte, beziehungsweise welche anderen Rassen dabei mitgewirkt haben, ist nicht sicher bekannt. Sicher ist aber, dass er in seinem Heimatland Deutschland ursprünglich auf den Almhöfen in den Alpen als Hirten- und Wachhund eingesetzt wurde. Dabei musste er unter anderem nachts den Hof bewachen, unterwegs die Fuhrwerke und Waren seiner Besitzer vor Angreifern schützen und das Vieh treiben. Die Hunde mussten also robust sein, ein imposantes Erscheinungsbild haben, über große Ausdauer verfügen, ihren Hof sowie ihre Menschen und deren Besitztümer selbstständig und selbstbewusst verteidigen, sie durften aber nicht zum Streunen oder Jagen neigen.

Der Riesenschnauzer ist laut Rassestandard „ein trutzig-wehrhafter Hund von respekteinflößendem Aussehen“. Er wird 60 bis 70 cm groß und bringt dabei 35 bis 47 kg auf die Waage. Das Fell ist kurz und hart, das Deckhaar dicht mit ebenfalls dichter Unterwolle. Es ist dadurch wetterfest und quasi schmutzabweisend. Das Haar wächst in Zyklen, die zwischen vier und sechs Monaten lang sind. Nach einem Wachstumszyklus wird das Haar in der Regel getrimmt. Zwei Farbvarianten sind offiziell zugelassen: Rein schwarz mit schwarzer Unterwolle oder pfeffersalz (Farbnuancen von dunklem eisgrau bis zu silbergrau). Schnauzertypisch sind der langgestreckte Kopf, der üppige Schnauzbart und die buschigen Augenbrauen.

Von der ausgeprägten Wachsamkeit, der Reserviertheit gegenüber Fremden und dem großen Selbstbewusstsein liest man in jedem Porträt des Riesenschnauzers. Gemeint ist damit das Territorialverhalten, das die Riesenschnauzer auch heute meist noch an den Tag legen. Aber was auf großen, einsam gelegenen Höfen absolut sinnvoll und wichtig war, kann in einer Stadtwohnung, in der die Nachbarn direkt an der Wohnungstür vorbeigehen, eher zur Belastung werden. Wichtig ist daher, klare Strukturen zu etablieren und dem Riesenschnauzer keine unerwünschten territorialen Aufgaben zu übertragen - ihn also beispielsweise nicht regelmäßig allein im Garten oder auf der Terrasse zu lassen und das Körbchen nicht direkt neben der Wohnungstür zu platzieren. Sinnvoll ist auch, von Welpe an viele positive Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen zu ermöglichen.

Riesenschnauzer sind zwar lebhaft und agil, bisweilen rüpelig, aber aufgrund ihrer Größe nicht für die ganz schnellen Beschäftigungsformen, wie zum Beispiel Agility, geeignet. Alternativ sind aber viele verschiedene Formen der Nasenarbeit, also Mantrailing, Fährtenarbeit oder Gegenstandssuche (SUCHE NACH KLEINEN GEGENSTÄNDEN) sowie Apportiertraining dazu geeignet, das Powerpaket artgerecht auszulasten. Der Riesenschnauzer ist bedingt als Familienhund geeignet, Kinder in der Familie sollten mindestens im Schulalter sein.

Gesundheitliche Aspekte

Beim Riesenschnauzer werden folgende rassetypischen Dispositionen genannt:

  • Hüftgelenksdysplasie
  • Knieerkrankungen
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): Variante NECAP1-PRA 
  • Etwas überdurchschnittlich ausgeprägt ist die Veranlagung zur Ausbildung einer SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION

 

Von HEIKE KLEINHANS

Rottweiler

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:147
Gewicht Hündin:ca. 42 kg
Gewicht Rüde:ca. 50 kg
Widerristhöhe Hündin:56 bis 63 cm
Widerristhöhe Rüde:61 bis 68 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Schwarz mit gut abgegrenzten Abzeichen (Brand) von satter, rotbrauner Färbung an Backen, Fang, Halsunterseite, Brust und Läufen sowie über den Augen und unter der Rutenwurzel
Fellbeschaffenheit:Bestehend aus Deckhaar und Unterwolle, Stockhaar

 

 

Kräftiger Treibhund mit "dickem Fell"

Der Rottweiler hat im wörtlichen wie im sprichwörtlichen Sinn ein „dickes Fell“. Die Ursache dafür liegt in seiner ursprünglichen Verwendung. Seine Wurzeln werden bereits in der Römerzeit vermutet. Die Vorfahren des Rottweilers sollen damals als Treibhunde eingesetzt worden sein, die gemeinsam mit den römischen Legionen über die Alpen zogen. Mehrere Jahrhunderte später hatten die schweren, kräftigen Hunde sich vor allem als Helfer der Viehhändler und Metzger durchgesetzt. Die Stadt Rottweil im heutigen Baden-Württemberg war im 18. und 19. Jahrhundert ein bedeutendes Viehhandelszentrum. Von dort aus wurden Schafe und Rinder - auch über längere Strecken - in andere Regionen getrieben. Die ursprünglich römischen Treibhunde, die sich dort mit heimischen Hunden vermischt hatten, wurden von den Händlern und Metzgern zum Bewachen und Treiben dieser Viehherden, aber auch als Zughund eingesetzt. Dadurch wurde „der Rottweiler“ überregional bekannt. Durch neue Transportmittel wie die Eisenbahn wurden die Treibhunde im Laufe der Zeit aber mehr und mehr ihrer ursprünglichen Aufgabe beraubt. Das alternative Einsatzgebiet des Rottweilers war schließlich der Polizeidienst - 1910 erkannte man ihn offiziell als Polizeihund an. Im Rahmen der Diskussion über das Aggressionspotenzial bestimmter Rassen haben mehrere deutsche und österreichische Bundesländer sowie Kantone in der Schweiz den Rottweiler auf ihre Rasselisten gesetzt. Damit einher gehen verschiedene Anforderungen und Einschränkungen bezüglich der Haltung eines Rottweilers, wie zum Beispiel die Pflicht zur Abnahme eines Wesenstests.

Dem Rassestandard gemäß werden Rüden bis 68 cm groß und wiegen ca. 50 kg, Hündinnen bis zu 63 cm groß und wiegen ca. 42 kg. Dabei soll der Rottweiler kräftig, aber nicht plump sein. Das Fell ist kurz mit Unterwolle. Es ist sehr pflegeleicht und robust und überwiegend schwarz - nur an den Lefzen, am Fang, über den Augen, unter der Schwanzwurzel, auf der Brust und an den Beinen hat der Rottweiler rotbraune Abzeichen. Diese werden „Brand“ genannt.

Als ursprünglicher Treibhund ist der Rottweiler ein körperlich sehr robuster Hund, denn nur so konnte er das Großvieh vorantreiben oder auch stoppen. Zimperlich durften die Hunde bei der Arbeit also nicht sein. Sie mussten auch mal einen Stoß oder einen Tritt einstecken, ohne davon nachhaltig beeindruckt zu sein. Durch diese eher geringe Sensibilität ist der Rottweiler als Anfängerhund relativ gut geeignet. Er ist nicht leicht zu traumatisieren und daher auch in einem Familienhaushalt mit etwas mehr Trubel gut aufgehoben. Nicht außer Acht lassen darf man allerdings den körperlichen Aspekt - gerade im Zusammenhang mit Kindern. Der Rottweiler muss von Welpe an lernen, seine Menschen nicht grob anzurempeln oder mit ihnen zu raufen. Stark körperliche Spiele sollte man mit ihm also nicht anfangen, damit diese nicht zu heftig und ritualisiert werden. Neben den richtigen Regeln und Grenzen braucht der Rottweiler an anderer Stelle aber natürlich auch die Möglichkeit, sich körperlich auszupowern. Diese kann man ihm zum Beispiel bei einem anstrengenden Apportiertraining bieten, wo er das Apportel zunächst aus einem großen Haufen schwerer Zweige befreien oder von einem Ast herunterziehen darf. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

Gesundheitliche Aspekte

  • Gesundheitlich ist der Rottweiler wie alle großen, schweren Hunde häufiger von Hüft- oder Ellbogengelenksdysplasie betroffen.
  • Auch Herzerkrankungen kommen vermehrt vor. 
  • Sehr selten tritt schon im jungen Alter die erblich bedingte Leukoenzephalomyelopathie auf, bei der die Hunde unter fortschreitenden Lähmungen leiden.
  • Myotubuläre Myopathie: Eine ursprünglich bei Rottweilern gefundene Mutation, es handelt sich um eine seltene erbliche Muskelerkrankung. Sie äußert sich als fortschreitender Muskelschwund, der kurz nach der Geburt einsetzt. Die ersten Symptome sind Hypotonie und Muskelschwäche, begleitet von Atembeschwerden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Saluki

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:269
Widerristhöhe Hündin:proportional kleiner als Rüde
Widerristhöhe Rüde:58 bis 71 cm
FCI Gruppe:Windhunde / langhaarige und befederte Windhunde
Herkunftsland:Mittlerer Osten
Fellfarbe:Alle Farben oder Farbkombinationen sind zulässig, "Brindle" ist unerwünscht.
Fellbeschaffenheit:Glatt und von weicher, seidiger Struktur

 

 

Schnell, schlank, sanft - ursprünglicher Windhund aus dem Mittleren Osten

Auf antiken Skulpturen, Abbildungen und Wandmalereien sind Hunde vom Typ des Salukis immer wieder zu finden, beispielsweise auf den Grabmälern von Hierakonpolis (etwa 3600 v.Chr.). Es ist nicht auszuschließen, dass diese Windhunde aus dem ägyptischen Urhund TESEM hervorgegangen sind. 

Helfer bei der Jagd auf Sicht

Die Vorfahren der Salukis waren wichtige Jagdhelfer und wurden zur Jagd auf Sicht eingesetzt: Der Mensch ritt auf dem Pferd oder Kamel, Falken schreckten das Wild auf und die Salukis erledigten die Hatz auf Hasen oder Antilopen. Durch das Nomadenleben der Wüstenstämme erstreckte sich das Einsatzgebiet des Salukis schließlich über mehrere Länder und Kontinente (Türkei, Iran, Irak, Saudi-Arabien und Syrien). Die Menschen versorgten die Tiere damals schon mit einer ungewöhnlichen Liebe und Fürsorge und teilten sogar ihr Lager mit den Hunden. Das erklärt, dass der Saluki bis heute seinen eigenen Menschen gegenüber extrem anhänglich und sanftmütig ist. 

Besondere Ehrengabe

Bereits weit vor dem Beginn der Zucht der Araberpferde sollen Salukis gezielt gezüchtet worden sein. Aufgrund des hohen Stellenwerts verbot die Tradition allerdings, die Hunde zu kaufen oder zu verkaufen. Salukis durften lediglich als Ehrengabe verschenkt werden. Somit kamen bis in die Neuzeit nur vereinzelt Hunde nach Europa. Hier kreuzte man sie mit anderen hier beheimateten Rassen, wodurch – je nach Gebiet und klimatischen Bedingungen – unterschiedliche Variationen der Rasse entstanden. Um 1910 wurden die ersten Salukis in das Zuchtbuch des DEUTSCHEN WINDHUNDZUCHT- UND RENNVERBANDS eingetragen. 1923 entstand der erste europäische Rassestandard in Großbritannien, wo die Rasse 1926 durch den Kennel-Club anerkannt wurde. Mittlerweile gibt es den Saluki laut der FCI offiziell in einer langhaarigen bzw. befederten und einer kurzhaarigen Variante.

Die schnellen Hunde erreichen eine Größe von 58 bis 71 cm und ein Gewicht von 18 bis 25 kg. Der Körperbau ist schlank und muskulös, mit einem langen, schmalen Kopf. Das Fell beider Varianten ist glatt, weich und seidig. Der langhaarige Saluki ist an allen vier Läufen und an der Rückseite von Ober- und Unterschenkel „befedert“. An Fellfarben und Farbkombinationen (häufig braun, rot, schwarz mit loh, rehfarben, sand, gescheckt und tricolor) darf alles vorkommen, nur die Färbung Brindle (gestromtes Fell mit dunklen, vertikalen Streifen) ist laut Rassestandard nicht erlaubt. 

Gehört zu den schnellsten landläufigen Tieren

Der Saluki ist einfach extrem schnell. Man kann es sich kaum vorstellen, aber dieser Windhund wird nur von wenigen anderen landläufigen Tieren in puncto Geschwindigkeit übertroffen – etwa dem Gepard oder dem Greyhound. Gleichzeitig ist er extrem ausdauernd und hält dieses hohe Tempo (bis zu 69 km/h) sogar über viele Kilometer. Insofern ist verständlich, dass der Saluki auch heutzutage bei uns sein Laufbedürfnis und seine jagdliche Motivation befriedigen muss. Das kann beispielsweise bei speziellen Windhundrennen auf der Rennbahn oder beim COURSING passieren. Der Sichthetzer kann aber auch im Alltag mit kleinen Hetzspielen an der Reizangel beschäftigt werden. Zudem kann man mit diesem Hilfsmittel auch IMPULSKONTROLLE, RÜCKRUF von und Abstoppen vor sich bewegender Beute trainieren. Aufgrund der ausgeprägten Jagdpassion und der deutlichen Neigung zur Selbstständigkeit muss hierauf bei der Erziehung, neben einer entsprechenden Auslastung, unbedingt ein Schwerpunkt gesetzt werden. Daheim kann der Saluki dann ein sehr entspannter Begleiter, eigentlich fast ein Couchpotatoe sein. Er liebt engen Kontakt zu seinen Menschen, Fremden gegenüber ist er eher zurückhaltend. Insofern sollte beim Salukiwelpen ein großer Wert auf eine umfassende Sozialisierung gelegt werden.

Für ihr elegantes Aussehen sind Salukis recht genügsam, sollten aber, wie alle Hunde mit längerem Fell, mehrmals pro Woche sorgfältig gebürstet und gekämmt werden. Achtet dabei vor allem auf das Durchbürsten der Haarfransen an der Rute und den Ohren, da die langen Haarsträhnen ansonsten schnell verfilzen könnten.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich sind Salukis in der Regel recht robust. Kritisch zu sehen ist im Zuchtwesen allerdings ein recht hoher Inzuchtgrad, auf den man bei der Entscheidung für einen Welpen unbedingt achten bzw. diesen ausschließen sollte!

 

Von HEIKE KLEINHANS

Samojede

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:212
Widerristhöhe Hündin:53 cm; Abweichung von 3 cm nach oben oder nach unten
Widerristhöhe Rüde:57 cm; Abweichung von 3 cm nach oben oder nach unten
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Russland
Fellfarbe:Reinweiß, cremefarben oder weiß mit Bisquit
Fellbeschaffenheit:Üppig, dick, elastisch und dicht. Kurze, weiche Unterwolle und längere, harscheres, glattes Deckhaar.

 

 

Ursprünglich regional unterschiedlich eingesetzter Arbeitshund aus Sibirien

Der Samojede ist eine Jahrhunderte alte Arbeitshunderasse, die ursprünglich im heutigen Westsibirien beheimatet war. Er verdankt seinen Namen den gleichnamigen nordsibirischen Volksgruppen, die die Vorfahren dieser Rasse vor allem als Zug- und Arbeitstiere einsetzten. In den südlichen Regionen verwendete man weiße, schwarze und braun gefleckte Hunde zum Hüten der Rentierherden. Die Hunde mussten diese auch vor angreifenden Wölfen und Bären beschützen und bei der Jagd helfen und wurden eher selten vor den Schlitten gespannt. In den nördlichen Regionen waren die Hunde reinweiß und sanftmütig und wurden vornehmlich als Jagd- und Schlittenhunde eingesetzt. Die Menschen in allen westsibirischen Regionen sahen ihre Samojeden als Familienmitglieder an. Sie durften sogar mit im Zelt übernachten, wo sie als „Bettwärmer“ dienten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden verschiedene Forscher auf die Hunde aufmerksam und nutzen sie gern als Begleiter bei Expeditionen. Ende des 19. Jahrhunderts brachte der britische Zoologe Ernest Kilburn Scott nach einem dreimonatigen Aufenthalt bei den indigenen Völkern Westsibiriens den ersten Welpen mit nach Europa. Später importierte er noch zwei weitere Hunde. Diese Hunde bildeten den Ursprung der ersten Samojeden-Zucht in Europa. Der erste Rassestandard wurde 1909 in England festgelegt, die offizielle Anerkennung der Rasse erfolgte 1913, jedoch begann die intensive Zucht erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 

Weißer arktischer Spitz

Der Samojede besitzt ein dichtes, elastisches Haarkleid mit kurzer, weicher Unterwolle und längerem, harscherem, glattem Deckhaar. Logischerweise haart er dadurch vor allem während des Fellwechsels enorm. Die Fellfarbe der europäischen Züchtung ist stets weiß oder cremefarben, wobei wenige „Bisquit-Abzeichen“ erlaubt sind. Charakteristisch für den weißen arktischen Spitz ist sein sogenanntes „Lächeln“. Es entsteht durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den nach oben gerichteten Lefzenwinkeln. Das Idealmaß für Hündinnen beträgt 53 cm und das für Rüden 57 cm, wobei jeweils eine Abweichung von 3 cm nach oben oder unten toleriert wird.

Eigenständiger, ursprünglich motivierter Hund

Als ursprünglicher Arbeitshund muss der lebhafte Samojede geistig und körperlich ausgelastet werden, um zufrieden zu sein. ZUGHUNDESPORT, FÄHRTENARBEIT, MANTRAILING, aber auch AGILITY oder REIZANGELTRAINING bieten sich hierfür an. Im Winter fühlt er sich hier bei uns in Mitteleuropa definitiv am wohlsten. Obwohl häufig betont wird, dass er sich auch gut an die klimatischen Bedingungen in unseren Breiten angepasst hat, können ihm die heißen Tage im Jahr sehr zu schaffen machen. Aufgrund seiner seit jeher engen Beziehung zu seiner Familie ist der Samojede bei seinen Menschen sehr sanft und anhänglich, aber durchaus auch unabhängig und selbstständig. Regeln und Strukturen, die man für den Samojeden aufstellt, sollten daher aus hündischer Sicht sinnvoll sein und unbedingt konsequent umgesetzt werden. Vor allem muss der Samojede in kleinen Schritten daran gewöhnt werden, wenige Stunden allein zu bleiben. Trotz seiner ursprünglichen Verwendung als Wachhund ist er hierzu in der Regel nicht mehr geeignet. Eine gewisse allgemeine Bellfreude kann man ihm dennoch nicht absprechen. Laut Rassestandard ist nur noch wenig jagdliche Motivation beim Samojeden vorhanden. Im Vergleich zu seinen Vorfahren mag das stimmen, trotzdem müssen Samojeden-Halter erfahrungsgemäß einige Anstrengungen in Rückruf- und Anti-Jagd-Training investieren und den sehr ursprünglich motivierten Hund alternativ auslasten. 

Gesundheitliche Aspekte

Leider neigt der Samojede zu einigen erblich bedingten Krankheiten: 

  • Eine Zuckerkrankheit, die Diabetes mellitus beim Menschen ähnelt, kommt vor. Samojeden ab einem Alter von etwa 7 Jahren sind häufig betroffen. Die Erkrankung kann mit Medikamenten behandelt, aber nicht geheilt werden.
  • Relativ weit verbreitet ist auch eine erblich bedingte Form der Nierenentzündung. Die betroffenen Hunde erkranken schon früh, mit wenigen Monaten, und werden meist nicht alt. Besonders bei Rüden kommt es schnell zu tödlichem Nierenversagen. Medikamente können den Krankheitsverlauf etwas verzögern, aber nicht vollständig aufhalten.
  • Progressive Retinaatrophie (PRA) tritt bei Samojeden ebenfalls auf. Die betroffenen Tiere erblinden allmählich, die Erkrankung ist nicht heilbar.
  • Teilweise sind Samojeden von frühzeitigem Grauem Star (Linsentrübung) betroffen, oft in Kombination mit angeborener Kurzbeinigkeit.
  • Pulmonalstenose kann ebenfalls beim Samojeden vorkommen. Bei dieser Erkrankung ist die Ausflussbahn von der rechten Herzkammer zur Lunge verengt. Dadurch kann es bei den betroffenen Hunden zu körperlicher Schwäche, zu Kurzatmigkeit, Herzrhythmusstörungen und schließlich zu Herzversagen kommen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Schafpudel

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:nicht anerkannt
Gewicht Hündin:17 bis 25 kg
Gewicht Rüde:17 bis 25 kg
Widerristhöhe Hündin:45 bis 55 cm
Widerristhöhe Rüde:50 bis 60 cm
FCI Gruppe:nicht anerkannt
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Grundsätzlich alle Farben erlaubt, häufig rein schwarz, blaugrau, grau, hellweizenfarben bis weiß
Fellbeschaffenheit:dicht und fest mit langem, zotteligem Deckhaar und dichter Unterwolle, die zum Verfilzen neigt

 

 

Altdeutscher Hütehund

Der Schafpudel ist ein Schlag Altdeutscher Hütehunde. Von Schäfern wird er manchmal auch Hütepudel genannt. Insgesamt gibt es acht Schläge Altdeutscher Hütehunde: Fuchs, Gelbbacke, Schafpudel, Schwarzer, Strobel, Stumper, Tiger und Westerwälder / Siegerländer. Hunde dieser Art existieren vermutlich bereits seit dem Mittelalter. Damals wie heute ist ihre Aufgabe, Herden von Schafen oder Kühen zu hüten und zu treiben. Sie kamen früher vor allem bei Wanderschäfern zum Einsatz und sollten die Herden durchaus auch bewachen. Die Arbeitsleistung der Altdeutschen Hütehunde wird als sehr selbstständig und energisch bezeichnet, ihr Hütetrieb als extrem ausgeprägt. Daher sind sie auch für die Arbeit an großen Herden von bis zu 300 Tieren geeignet.

Mit Beginn der Rassehundezucht gerieten die alten Schläge deutscher Hütehunde mehr und mehr in Vergessenheit. Etwas anders verlief die Entwicklung in der ehemaligen DDR, da dort neben der Schafzucht auch die Hundezucht eine Staatsangelegenheit war. Mit dem Mauerfall verschwanden allerdings Subventionierungen der Schafzucht und mit den Herden fast auch die Hunde. Einigen engagierten Schäfern ist es zu verdanken, dass die alten Schläge nicht ganz verschwunden sind. Trotzdem sind die Schläge Altdeutscher Hütehunde weiterhin vom Aussterben bedroht.

Züchterisch betreut werden die Altdeutschen Hütehunde von der Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde e.V. (AAH). Seit 1987 kümmert sich die Gemeinschaft um den Erhalt dieser Arbeitshunde. Wobei man hier nicht von Zuchtbemühungen wie bei anderen Hunderassen sprechen kann. Denn es gibt keine Standardisierung oder Festlegung fester optischer Rassemerkmale. Auch eine Anerkennung durch die FCI wurde und wird durch die AAH nicht angestrebt. Grund dafür ist, dass bei der Zucht immer die Gebrauchseignung als Hütehund im Vordergrund stehen soll und nicht das Aussehen der Hunde.

Beim Schafpudel sind grundsätzlich alle Farben erlaubt. Häufig sind sie rein schwarz, blaugrau, grau, hellweizenfarben bis weiß. Vereinzelt treten auch lohfarbene Hunde mit dunkler Maske und dunklen Ohren auf. Das Fell ist dicht und fest mit langem, zotteligem Deckhaar und dichter Unterwolle, die zum Verfilzen neigt. Somit ist der Schafpudel bestens für die lange Arbeit draußen bei jedem Wetter ausgestattet. Hündinnen werden ca. 45 bis 55 cm groß, Rüden 50 bis 60 cm bei einem Gewicht von 17 bis 25 kg. 

Dadurch, dass der Schafpudel ein echter und ursprünglicher Arbeitshund ist, der lange für die Arbeit an der Herde selektiert wurde, wird er von Züchtern eher selten an Privatpersonen abgegeben. Und tatsächlich birgt er durch die Selbstständigkeit, die Wachsamkeit (auf sein Territorium und seine soziale Gruppe bezogen) und den ausgeprägten Hütetrieb einiges an Potenzial, das in den falschen Händen ein problematisches Verhalten hervorrufen kann. Der Schafpudel braucht neben klaren Strukturen und Regeln vor allem auch sinnvolle Aufgaben, um gemäß seiner Anlagen ausgelastet zu werden und zufrieden zu sein. Sinnvoll heißt hier, dass er neben körperlicher und geistiger Auslastung beispielsweise auch Ruhe und Entspannung lernen muss. Geeignete Beschäftigungsformen sind Distanztraining / Longieren oder Treibball sowie ein komplexes Apportiertraining mit viel Impulskontrollübungen. Keinesfalls wäre ein ständiges Ballwerfen angebracht, da sich beim eifrigen Schafpudel schnell „Junkie-Tendenzen“ entwickeln könnten. Unerfahrene Besitzer müssen sich vor der Anschaffung sehr gut über die Besonderheiten Altdeutscher Hütehunde informieren und bereit sein, von Beginn an täglich und konsequent zu trainieren. Kinder in der Familie sollten bereits im Teenageralter sein.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Shar Pei

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:309
Widerristhöhe Hündin:44 bis 51 cm
Widerristhöhe Rüde:44 bis 51 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molosser und Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:China
Fellfarbe:Auβer Weiβ sind alle einheitlichen Farben zulässig
Fellbeschaffenheit:kurz, rauh und borstig; ohne Unterwolle

 

 

Der Hund mit den Falten

Obwohl der Shar Pei ein extrem selten anzutreffender Hund ist, ist er vielen Menschen aufgrund seines besonderen Äußeren ein Begriff. Denn zu den wichtigsten Merkmalen laut Rassestandard zählen die deutlich sichtbaren Falten, die vor allem an Kopf, Rücken und Schwanzansatz auftreten. Die dadurch verbreitete Bezeichnung „chinesischer Faltenhund“ entspricht allerdings nicht der ursprünglichen Bezeichnung Shāpí Gǒu, die frei übersetzt „Sandhaut-Hund“ bedeutet. Zwar sollen die Falten das Aussehen des Hundes nicht dominieren, aber trotzdem wurde in der Zucht genau diese Faltenbildung lange Zeit gefördert. Dadurch bzw. durch die damit verbundenen auftretenden Hauterkrankungen fällt im Zusammenhang mit dem Shar Pei auch häufig zurecht das Wort Qualzucht

Aussehen

Der Shar Pei wird 44 bis 51 cm groß und erreicht im Normalfall ein Gewicht zwischen 20,4 kg und 27,2 kg. Er hat kleine Ohren und einen Fang, der gern mit dem eines Nilpferds verglichen wird. Der Kopf ist im Verhältnis zum restlichen Körper etwas größer. Das Fell ist kurz, rau und borstig, ohne Unterwolle. Die Farbe ist einheitlich, nicht weiß und nicht gefleckt oder gepunktet. Zunge, Zahnfleisch und Gaumen sind blau bis blauschwarz. Die Rute wird nach oben zusammengerollt getragen.

Ursprünglich chinesische “Bauernhofrasse”

Der geschichtliche Ursprung des Shar Peis liegt vermutlich in den südlichen Provinzen Chinas zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). Er war nie ein Luxushund der herrschenden Klasse wie der Pekingese oder der Shih-Tzu, sondern immer ein Gebrauchshund. Als typische chinesische „Bauernhofrasse“ hatte der Shar Pei ein weites Einsatzgebiet und wurde als Wächter, als Jagdbegleiter, zum Hüten der Hoftiere und zum Vertreiben wilder Tiere zum Schutz der Ackerflächen eingesetzt. Sein massiges Erscheinungsbild und die lose, faltige Haut legen nahe, dass er irgendwann im Laufe seiner Geschichte auch für Hundekämpfe gezüchtet wurde. Jedenfalls wurde er bis ins 19. Jahrhundert als Kampfhund eingesetzt. Das kommunistische Regime in der Volksrepublik China erhob für alle Hunde enorm hohe Steuern. 1947 wurden die Steuern nochmals drastisch erhöht und das Züchten ganz verboten. Als Folge verschwand der Shar Pei fast vollständig. Um 1950 existierten nur noch wenige Exemplare. Im April 1973 wurden erstmals Pläne zur Rettung der Hunderasse in einer Fachzeitschrift publiziert. Durch Bemühungen des Züchters Matgo Law aus Hongkong gelangten einige Hunde in die USA, bevor Hongkong 1997 die Unabhängigkeit erlangte und die Ausfuhr chinesischer Hunde als Luxusgut gestoppt wurde. Schon im Jahr 1991 waren in den USA mindestens 70.000 Shar Peis registriert.

Altertümliche Rasse

Genetischen Analysen aus dem Jahr 2010 zufolge gehören Shar Peis zu den Hunden, bei denen starke Hinweise auf eine Vermischung mit chinesischen Wölfen gefunden wurden. Außerdem zeigten Untersuchungen, dass sie von den meisten anderen untersuchten Rassen sehr stark genetisch abgegrenzt sind und als „altertümliche Rasse“ bezeichnet werden.

Wachsam, eigenständig, jagdlich - und wasserscheu

Aufgrund seines früheren Einsatzbereichs ist der Shar Pei wachsam, aber wenig bellfreudig. Gegenüber Fremden ist er meist misstrauisch und zurückhaltend, solange er in ihnen keine Gefahr sieht. Er gilt als selbstbewusst genug, um immer noch eigenständig die Verteidigung von Haus und Hof in Angriff zu nehmen. Seine Eigenständigkeit macht die Erziehung nicht unbedingt einfach. Konsequent, souverän und dabei einfühlsam ist die beste Strategie, um von Welpe an beim Shar Pei zu punkten. Auch die jagdliche Motivation kann beim Shar Pei heute noch durchaus ausgeprägt sein und sollte über ein entsprechendes Training umgelenkt werden. Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Shar Pei sowohl was alternative jagdliche Beschäftigung als auch Rückruftraining angeht, gern selbst entscheidet, ob er mitmacht oder nicht. Längere Spaziergänge – aber bitte ohne Regen – machen die eher wasserscheuen Shar Peis oft gern mit. Beschäftigungen wie Hundesport oder Tricktraining kommen ihnen eher unsinnig vor.

Gesundheitliche Aspekte

Der Qualzucht-Aspekt kam eingangs schon zur Sprache. Aufgrund des übergangsweise in den 1970er Jahren sehr kleinen Genpools finden sich einige Erbkrankheiten beim Shar Pei: Amyloidose (Störung des Abbaus und des Abtransports von Proteinen), Muzinose (Hauterkrankung mit teigigen Schwellungen, Rötungen, Pusteln und Haarausfall), „Familiales Shar-Pei Fieber" (FSF), Otitis (Entzündungen des Gehörganges durch die kleinen Ohren/engen Gehörgang), Entropium (einwärts gerollte Augenlider mit Augenentzündungen).

 

Von HEIKE KLEINHANS

Shetland Sheepdog (Sheltie)

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:88
Widerristhöhe Hündin:35,5 cm
Widerristhöhe Rüde:37 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Zobelfarben, Dreifarbig, Blue Merle, Schwarz Weiss und Schwarz mit Loh
Fellbeschaffenheit:Doppelt, das äuβere Deckhaar besteht aus langem, hartem und geradem Haar; Unterwolle weich, kurz und dicht

 

 

Kleiner Hütehund von den Shetland Inseln

Mit der Frage „Ist das ein ‚Mini-Collie‘?“ werden Besitzer des Shetland Sheepdog, meist nur „Sheltie“ genannt, wohl ziemlich häufig konfrontiert. Und „ja, fast richtig“, könnte man da antworten. Aber eben nicht ganz - Sheltie- und Collie-Züchter würden sonst zu Recht protestieren. Der Sheltie hat seine ganz eigene Geschichte, in welcher der Collie allerdings auch vorkommt.

Wie der Name sagt, stammt der Shetland Sheepdog von den Shetland Inseln. Die Inseln sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Es ist allerdings ungewiss, ob die Inselbewohner, die von Ackerbau und Viehhaltung lebten, schon von Beginn an von Hunden begleitet wurden. Zu belegen ist aber, dass Wikinger im 9. Jahrhundert n. Chr. Hunde mit auf die Inseln brachten. Darunter waren sehr alte Hütehundschläge aus dem skandinavischen Raum sowie spitzartige Hunde wie Islandhund, Lundehund und Buhund. Im Laufe des 15. Jahrhunderts gingen die Shetland Inseln als Mitgift der dänischen Königstochter bei der Hochzeit mit James III. von Dänemark an Schottland. Schottische Schafzüchter wanderten ein und brachten kleinwüchsige Collies mit. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Hunde der Shetland Inseln folglich eine Mischung aus all diesen verschiedenen Hütehundschlägen. Es gab Ringelruten, kurzes und langes Fell, Schlapp- und Stehohren. Gemeinsam war den Hunden nur ihre geringe Körpergröße von rund 35 Zentimetern und ihre körperliche Robustheit. Aufgrund der eher ungemütlichen Witterung (durchschnittlich 216 Regentage im Jahr und auch im Hochsommer nur wenige Sonnenstunden) mussten die Hunde auf den Shetland Inseln unempfindlich sein. Das Klima beschränkte zudem das Nahrungsangebot - somit bevorzugte man Nutztiere, die klein waren und somit wenig Platz und wenig Nahrung brauchten. Die Herden, an denen die Hunde eingesetzt wurden, mussten auch nicht vor Bären oder Wölfen geschützt werden, da es solche großen Raubtiere auf den Inseln nicht gab.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten ‚Shetland Collies‘ nach England. 1908 wurde der Shetland Collie Club gegründet und ein erster Rassestandard festgelegt. Darüber entstand ein Streit mit den britischen Collie-Züchtern, die die Bezeichnung ‚Collie‘ ausschließlich für ihre Hunde beanspruchten, wodurch es schließlich zu einer Umbenennung in ‚Shetland Sheepdog‘ kam. 1914 wurde dann ein zweiter Verein, der English Shetland Sheepdog Club, gegründet. Kurz danach wurde der Sheltie als eigene Rasse in England anerkannt.

Laut heutigem Standard sind Hündinnen 36 Zentimeter, Rüden 37 Zentimeter groß und haben ein Gewicht von bis zu 7 Kilogramm. Das Deckhaar ist lang, hart und gerade, die Unterwolle kurz, weich und dicht. Anerkannt sind die Farbschläge sable, tricolour, blue-merle, bi-black und black and tan. Obwohl sich die Zucht der Shelties seit dem 20. Jahrhundert mehr in Richtung Showlinie - also vor allem auf das Aussehen der Hunde bedacht - als in Richtung Arbeitslinie entwickelt hat, stecken in dem kleinen Hütehund immer noch sehr viele Anlagen seiner Vorfahren von den Shetland Inseln. Zwar werden Shelties heute nur noch selten als Hütehunde eingesetzt, aber einige Liebhaber der Rasse schaffen sich extra Gänse oder Schafe an, um ihren Hunden ihre ursprüngliche Aktivität zu ermöglichen. Man kann Shelties allerdings auch sehr gut ohne eigene zu hütende Herde glücklich machen: Agility, Obedience, Dog Dance, Hoopers oder Flyball - die Liste der Beschäftigungsformen, für die der Sheltie zu begeistern ist, könnte man noch weit fortführen. Denn eigentlich macht ihm (fast) alles Spaß, was seine Menschen ihm anbieten.

Der Sheltie ist nicht nur für Hütehundkenner, sondern auch für Hundeanfänger und Familien geeignet, die den Ansprüchen eines aktiven Hundes täglich gerecht werden können. Aber ohne artgerechte Auslastung und Regeln und Strukturen im Alltag kann der Sheltie auch als kleiner Hund ganz schön unangenehm werden. Dann werden zum Beispiel gern mal die eigenen Menschen gezwickt und gemaßregelt, um sie zu „hüten“ und ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen - das ist natürlich nicht nur in Familien mit Kindern ein absolutes „no go“. Bedingt durch seine ursprünglichen Aufgaben ist der Sheltie eng mit seinen Menschen verbunden, ist anhänglich, lustig und spielt bei ihnen den Clown, Fremden gegenüber ist er eher reserviert und zurückhaltend.

Gesundheitliche Aspekte

Rassespezifische Erkrankungen sind beim Sheltie:

  • Patellaluxation (Ausrenkbarkeit der Kniescheibe)
  • Dermatomyositis (Haut-Muskel-Erkrankung bei Junghunden)
  • MDR1-Defekt (Unverträglichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln)
  • Collie Eye Anomaly
  • Progressive Retinaatrophie (PRA, Augenerkrankung)
  • Von Willebrand Disease III (Blutgerinnungsstörung)
  • Degenerative Myelopathie (Rückenmarkserkrankung)
  • Ellenbogen- und Hüftgelenksdysplasie

Ein kurzer Hinweis zur Farbe Merle: Merle hat das Potential für Schäden der Sinnesorgane, falls zu lange Merle-Allele eingesetzt werden. Durch einen genetischen Test beider Elterntiere, kann das Merle-Allel der Zuchttiere untersucht werden und das Risiko ermittelt werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Shiba Inu

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:257
Widerristhöhe Hündin:36,5 cm
Widerristhöhe Rüde:39,5 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Japan
Fellfarbe:Rot, schwarzloh, sesam, schwarz-sesam, rot-sesam
Fellbeschaffenheit:Das Deckhaar ist hart und gerade, die Unterwolle ist weich und dicht.

 

 

Japanisches Naturdenkmal

Der Shiba Inu gehört zu den sehr alten, ursprünglichen japanischen Rassen. Sein Name „Shiba“ bedeutet im Japanischen etwas Kleines, „Inu“ ist der Hund - also: kleiner Hund. In den Bergregionen Zentraljapans wurde er als Wächter und bei der Jagd auf Fasane, Hasen und kleines Wild eingesetzt. Je nach Ursprungsort bestanden zwar kleine Unterschiede, aber letztlich veränderte sich die Rasse über Jahrhunderte hinweg kaum. Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts als der Shiba mit Pointern und Settern gekreuzt und der ursprüngliche Shiba bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Seltenheit wurde. Anfang der dreißiger Jahre begann man in Japan mit der Fortführung der wenigen alten Blutlinien und erstellte 1934 einen entsprechenden Rassestandard. 1937 erhielt der Shiba in Japan den Status eines Naturdenkmals.

Der heutige Shiba ist im Vergleich zum Ursprung etwas hochbeiniger und kräftiger. Rüden werden bis zu 40 cm, Hündinnen bis zu 37 cm groß. Der Shiba hat einen breiten Kopf mit deutlichem Stop. Die kleinen, dreieckigen Ohren stehen weit auseinander. Der Fang ist gerade und mäßig dick. Die definierten Farben sind Rot, Schwarzloh, Sesam, Schwarz-Sesam und Rot-Sesam. Das Deckhaar ist hart und gerade mit dichter und weicher Unterwolle. Trotzdem ist das Fell auch im nassen Zustand so gut wie geruchlos.

Als Hund vom Urtyp ist der Shiba sehr erwachsen und selbständig. Jagdliche, territoriale, sexuelle und soziale Motivation sind gleichermaßen stark ausgeprägt. Draußen neigt der Shiba daher bei nicht artgerechter Auslastung zu eigenständigen Jagdausflügen. Er ist fremden Menschen gegenüber skeptisch und meldet Eindringlinge in Garten und Haus.

Klare Strukturen und Regeln im Alltag sowie Konsequenz und Geduld sind bei der Erziehung des Shibas daher extrem wichtig. Alles muss für den ursprünglichen Jagdhund auch einen „Sinn“ machen. Für ein Apportiertraining oder Hetzspiel mit Futterbeutel, über das er sich sein Futter verdienen darf, ist der Shiba beispielsweise eher zu haben als für Spielereien mit einem Ball.

Gesundheitliche Aspekte

Auch der Shiba Inu ist anfällig für bestimmte gesundheitliche Probleme.

  • Patellaluxation
  • Augenprobleme, z.B. Progressive Retinaatrophie und Katarakte
  • Allergien und Hauterkrankungen, die Hautausschläge und Juckreiz verursachen können
  • Zahnprobleme wie Zahnsteinbildung und Zahnfleischerkrankungen
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Blutgerinnungsstörungen

 

Von HEIKE KLEINHANS

Shikoku

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:319
Widerristhöhe Hündin:49 cm
Widerristhöhe Rüde:52 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Japan
Fellfarbe:Sesam (insgesamt eine Mischung von schwarzen, roten und weißen Haaren); rot; schwarz; black and tan
Fellbeschaffenheit:Das Deckhaar ist eher hart und gerade, die Unterwolle weich und dicht

 

 

Japanischer Spitz

Der Shikoku ist ein japanischer Spitz und gehört somit zur Gruppe der Spitze und Hunde vom Urtyp. Die Rasse stammt von mittelgroßen Hunden ab, die bereits sehr lange in Japan leben. Aus der Antike erhaltene Keramikfiguren Japans zeigen schon Hunde, die diesem Typ ähneln. Neben dem Akita gilt auch der Shikoku als japanischer Nationalhund. 1937 ernannte man die Rasse zu einem „Denkmal der Natur“.

Entstehung

Der heutige Shikoku entstand aus einer Kreuzung von Smooth Chow und dem inzwischen ausgestorbenen Nippon Inu. Der Shikoku wurde ursprünglich als Jagdhund gezüchtet und auf der Insel Shikoku (übers. „vier Länder“) in der bergigen Region der Provinz Kochi hauptsächlich zur Jagd auf Wildschweine verwendet. Man nennt ihn deshalb auch Kochi-Ken (übers. „Kochi-Hund“). 

Es sind drei Varietäten des Shikoku bekannt. Sie sind nach der jeweiligen Region, in der sie leben, benannt: Awa, Hongawa und Hata. Da die Hongawa-Region in der Vergangenheit am schwersten zugänglich war, gilt diese Linie als besonders ursprünglich.

Die Zucht dieser Rasse hat in Japan zwar eine lange Tradition, doch wurde sie erst 1982 von der FCI endgültig anerkannt. Sowohl in Japan, als auch außerhalb der Landesgrenzen ist der Shikoku sehr selten. In Europa gibt es nur wenige Züchter dieser Rasse. 

Aussehen

Der Shikoku hat kleine, aufrecht stehende Ohren und einen kompakten Körper. Seine Rute ist hoch angesetzt und über dem Rücken eingerollt. Hündinnen werden bis zu 46 cm groß, Rüden bis zu 52 cm, wobei eine Toleranz von bis zu drei Zentimetern in beide Richtungen erlaubt ist. Dabei bringt der Shikoku ein Gewicht von 16 bis 25 Kilogramm auf die Waage. Das Fell darf schwarz-sesamfarben oder weiß-sesamfarben sein. Das dichte Haarkleid besteht aus harschem, längerem Deckhaar über weicher, dichter Unterwolle. Der Shikoku verliert gerade während des halbjährlichen Fellwechsels viele Haare. In dieser Zeit hilft tägliches Bürsten. Das verkürzt die Übergangsphase und reduziert die Haare in der Wohnung. Während des restlichen Jahres ist der Shikoku nicht pflegeaufwändig. 

Passionierter Jäger, territorial und bellfreudig

In seinem familiären Umfeld zeigt sich der Shikoku als verschmuster Hund, der die Nähe zu seinen Menschen sucht. Gegenüber Fremden ist er jedoch eher distanziert bis skeptisch. Wichtig ist daher, dass dieser ursprüngliche Hund bereits als Welpe – behutsam angeleitet durch seine Bezugsperson – positive Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen und Hunden macht. Spitztypisch ist er oft sehr territorial motiviert und meldet bellfreudig Eindringlinge in seinen Bereich. Wenn seine Halter ihm aber von Beginn an viel Verantwortung abnehmen und den Shikoku nicht einfach „machen lassen“, kann man in diesem Bereich eine entspannte Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Hund erreichen. Bis in die heutige Zeit ist der Shikoku aber vor allem ein passionierter Jäger, der eine große Bewegungsfreude an den Tag legt. Tatsächlich ist es eine herausfordernde Aufgabe, diese extreme Motivation in geordnete Bahnen zu lenken. Seine Menschen sollten ihm daher bereits im jungen Alter alternative jagdliche Beschäftigung anbieten, Rückruf von bewegten Reizen trainieren und immer wieder Impulskontrolle üben. Denn sonst kann es passieren, dass der Shikoku sich beim Anblick oder dem Geruch von Wild selbstständig macht. 

Gesundheitliche Aspekte

In puncto Gesundheit sind keine besonderen rassespezifischen Probleme bekannt. Man rechnet beim Shikoku mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 12 bis 14 Jahren.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Siberian Husky

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:270
Gewicht Hündin:15,5 bis 23 kg
Gewicht Rüde:20,5 bis 28 kg
Widerristhöhe Hündin:50,5 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde:53,5 bis 60 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:USA
Fellfarbe:Alle Schattierungen in den erlaubten Farben Schwarz, Grau, Wildfarbe (Sandfarben mit sandfarbenen Abzeichen), Sandfarben, Rot (Rotfalb) und Weiß
Fellbeschaffenheit:doppelt und mittellang, hat ein schönes, pelzartiges Aussehen, Unterwolle weich und dicht

 

 

Sibirischer Hund vom Urtyp

Der Siberian Husky ist ein ursprünglicher, mittelgroßer Arbeitshund. Er hat eine Schulterhöhe von durchschnittlich 55 cm und wiegt dabei bis zu 28 kg. Sein Körperbau ist mäßig kompakt, bestenfalls straff bemuskelt. Die nordische Herkunft erkannt man an dem dichten, mittellangen Fell, das mit seiner weichen Unterwolle regelrecht pelzartig wirkt. Es kann von Reinweiß über Rot bis Schwarz alle Farbtöne und Zeichnungen aufweisen. Interessant: Dem Husky macht es nichts aus, sich komplett einschneien zu lassen. Er kann sogar die Nacht unter der Schneedecke verbringen. Sein zweilagiges Fell schützt ihn vor der Kälte und die buschige Rute, unter die er seine Nase steckt, dient als Luftfilter und -wärmer. Faszinierend wirken auf viele Menschen die Augen des Huskys - sie sind häufig blau oder marmoriert.

Die Heimat der Vorfahren des Siberian Huskys ist das nördliche Sibirien, daher auch der Name der Rasse. Niemand kann sagen wie alt die Rasse wirklich ist. Überlieferungen zufolge begleiten Huskys die Nomadenvölker Sibiriens schon seit Jahrtausenden. Sie waren unentbehrliche Begleiter bei dem Transport von Lasten und auf der Jagd. Nach einigen Erfolgen der sibirischen Hunde bei Schlittenhunderennen in Alaska begann der Norweger Leonard Seppala dort 1910 mit der offiziellen Zucht des Siberian Husky. Deshalb gelten die USA häufig als Ursprungsland des Huskys.

Der Husky ist ein „Hund vom Urtyp“ bei dem alle Motivationen - also soziale, jagdliche, territoriale und sexuelle Motivation - etwa gleich stark ausgeprägt sind. Er ist daher sehr erwachsen und auch selbständig, was ihn weder zu einem Anfänger-, noch zu einem Familienhund macht. In der Erziehung sind viel Konsequenz und Geduld erforderlich. 

Huskyhalter:innen berichten im Training häufig von selbständigen Jagdausflügen ihrer Hunde. Denn auch beim Jagdverhalten zeigt der Husky noch eine ganz ursprüngliche Ausprägung. Problematisch ist, dass er sich dadurch selten auf spielerische Formen des Jagens einlässt, da diese schlichtweg keinen Sinn für ihn machen. Es heißt also dranbleiben, wenn man ihm z.B. über ein Apportiertraining mit dem Futterbeutel eine jagdliche Beschäftigung bieten möchte, über die er sich sein Futter gemeinsam mit seinem Menschen erbeuten darf.

Zusätzlich kann der robuste, laufstarke Husky natürlich über Zughundesport, bei dem er seine ursprüngliche Aufgabe ausüben darf, körperlich ausgelastet werden. Und je nach Veranlagung bietet sich auch ein Fährtentraining an. Nicht überraschend: Huskys lieben keine Hitze und fühlen sich bei kühlen Temperaturen am wohlsten.

Gesundheitliche Aspekte

Für folgende Erkrankungen scheinen Huskys anfällig zu sein:

  • Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie
  • Zink-reaktive Dermatose: Die Erkrankung geht vermutlich auf eine Aufnahme- und Verwertungsstörung für das Spurenelement Zink zurück. Die Hautkrankheit ist symptomatisch behandelbar.
  • Degenerative Myelopathie (DM): Eine fortschreitende Rückenmarkserkrankung neurologischer Art
  • Maligne Hyperthermie

 

Von HEIKE KLEINHANS

Staffordshire Bullterrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:
76
Gewicht Hündin:11 bis 15,4 kg
Gewicht Rüde:12,7 bis 17 kg
Widerristhöhe Hündin:35,5 bis 40,5 cm
Widerristhöhe Rüde:35,5 bis 40,5 cm
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Rot, falb, weiß, schwarz oder blau oder eine dieser Farben mit weiß. Gestromt in jeder Schattierung oder gestromt mit weiß.
Fellbeschaffenheit:Glatt, kurz und dicht

 

 

Liebevolle Hunde mit geringem Drohverhalten und hoher Reizschwelle

Diese Rasse hat ihren Ursprung im sogenannten „Black Country“, dem Bereich Mittelenglands um die Grafschaft Staffordshire und Birmingham. In diesen Kohlegebieten lebten bereits im 18. Jahrhunderts bullige Hunde, die von den Bergleuten gezüchtet und gehalten wurden. Da sie gemeinsam mit ihren Menschen in den engen Arbeitersiedlungen lebten, sollten sie eher klein sein. Ihre ursprüngliche Aufgabe war es, Ratten im häuslichen Umfeld zu töten. Daraus entwickelte sich der brutale Sport des „Rattenbeißens“. Bei diesen blutigen Wettkämpfen gewann der Hund, der in kürzester Zeit möglichst viele Ratten tötete. Ab ca. 1810 wurden diese Hunde unter dem Namen „Bull-and-Terrier“ bevorzugt für Hund-gegen-Hund-Kämpfe in der Grafschaft Staffordshire eingesetzt. Diese grausamen Hundekämpfe und auch Hunderennen dienten - zusätzlich zum Verkauf der Welpen - den Menschen der Arbeiterklasse dazu, das niedrige Einkommen unter Tage etwas zu steigern. Die Hunde wurden daher zu einem regelrechten Statussymbol. England verbot 1835 als erstes europäisches Land Tierkämpfe. Als Folge konzentrierte man sich bei der Zucht auf die Familientauglichkeit, die die Rasse ebenfalls aus dem engen Zusammenleben mit den Menschen mitbrachte. 1935 wurde der Staffordshire Bullterrier als Rasse vom englischen Kennel Club anerkannt.

Kleine Muskelpakete

„Staffs“ werden 35,5 bis 40,5 cm groß. Hündinnen wiegen dabei 11 bis 15,4 kg, Rüden 12,7 bis 17 kg. Sie haben einen kurzen und breiten Kopf mit Halbsteh- oder sogenannten Rosenohren. Der Körper ist sehr kräftig für seine Größe. Die kleinen Muskelpakete lassen äußerlich schon erahnen, dass sie aktiv und beweglich sind. Das Fell ist glatt, kurz und dicht. Staffordshire Bullterrier gibt es in den Farben rot, weiß, scharz, falb oder blau oder in einer dieser Farben mit weiß oder gestromt in jeder genannten Farbe oder gestromt mit weiß. 

Traurige Geschichte

Der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) beschreibt das Wesen des Staffordshire Bullterriers folgendermaßen: „Traditionell von unbeugsamem Mut und Hartnäckigkeit. Hochintelligent und liebevoll, besonders zu Kindern. Tapfer, furchtlos und absolut zuverlässig.“ Wie alle Hunde doggenartiger Rassen hat auch der Staff durch seine - über eine lange Zeit - traurige Geschichte ein geringes Drohverhalten und eine hohe Reizschwelle. Denn um früher im Kampf zu überleben, war es wichtig, sofort anzugreifen, ohne vorab Drohverhalten zu zeigen. Das Drohen hätte wichtige Zeit gekostet. Außerdem ist daher auch das Schmerzempfinden stark herabgesetzt. Da eine Flucht aus diesen Kampfsituationen unmöglich war, blieb als gewünschte Reaktion nur die offensive Aggression, die aber niemals gegenüber dem Menschen gezeigt werden durfte. 

Training und Auslastung

Bei der Haltung des Staffs muss man diese Aspekte beachten. Denn die Hunde lassen sich viel gefallen, bis es ihnen irgendwann „reicht“. Dann korrigieren sie ihr Gegenüber allerdings blitzschnell und ohne Vorwarnung. Insofern muss man bestenfalls von Beginn an trainieren, dass sie sich nicht „hochfahren“ und dass ein zu körperliches Spiel mit dem Menschen und auch Artgenossen nicht erwünscht ist. Der Aufbau eines Abbruchsignals wie „Schluss“, ein Abstoppen aus der Bewegung, ein Kennenlernen unterschiedlicher Rassen und deren Spielverhalten sowie viel Training der Impulskontrolle machen schon ab dem Welpenalter Sinn. Um den Wunsch nach körperlicher Aktion zu befriedigen, sollten Staffs zum Beispiel ZUGHUNDESPORT mit ihren Menschen machen dürfen. Auch Gegenstände unter einem Baum oder einem großen Haufen Äste hervorzuziehen, einen Turm aus alten Autoreifen umzuschubsen oder FÄHRTENARBEIT und TREIBBALL sind geeignete Aktivitäten, um die Hunde körperlich und geistig auszulasten. Halter dieser Rasse sollten gern selbst körperlich aktiv sein. Kinder in Familien sollten mindestens im Schulalter sein. 

In Großbritannien beliebt, in Deutschland auf Listen gesetzt

In Großbritannien sind Staffordshire Bullterrier auch heute - unter anderem als Familienhunde - beliebt. Sie werden dort aber auch als Rettungshunde eingesetzt. Bereits seit 1882 gibt es im britischen Staffordshire Regimentsverband traditionell einen Staff als Maskottchen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird dieser immer „Watchman“ getauft. Das aktuelle Maskottchen ist Watchman VI. 

Fast alle deutschen Bundesländer bewerten den Staffordshire Bullterrier als „gefährliche Hunderasse“ und führen ihn in entsprechenden Rasselisten auf, für die strenge Halterbeschränkungen gelten. Der Import nach Deutschland ist verboten. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Thai Ridgeback

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:338
Widerristhöhe Hündin:51 bis 56 cm
Widerristhöhe Rüde:56 bis 61 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Thailand
Fellfarbe:rot, schwarz, blau und sehr hell falbfarben („isabella“); rot vorzugsweise mit schwarzer Maske
Fellbeschaffenheit:Kurz und glatt

 

 

Thailändischer Jäger

Über die Geschichte dieser Hunderasse, die der Gruppe der „Hunde vom Urtyp“ zugeordnet wird, ist wenig bekannt. Die Vorfahren des Thailand Ridgeback sind vermutlich Pariahunde – also zwar in der Nähe der Menschen, aber unabhängig von ihnen, wild lebende Hunde. Erste schriftliche Erwähnungen des Thai Ridge sind etwa 360 Jahre alt. Die verfolgbare Entwicklung der Rasse beginnt in den östlichen Provinzen Chantaburi und Rayong. Dort wurde der Thailand Ridgeback, kurz Thai Ridge oder auch „Mah Thai“ traditionell als Jagdhund, aber auch als Wachhund für Häuser und Fuhrwerke eingesetzt. Erst 1990 gab es seitens des Japanischen Kennel Clubs, als federführende Sektion der Asiatischen Kennel Union, erste Bemühungen zur Anerkennung der Rasse, die schließlich 2003 durch die FCI erfolgte. Eine Verbindung zwischen dem Thai Ridge und der anderen, durch die FCI anerkannten Rasse mit „Ridge“ (einem Streifen auf der Mittellinie des Rückens, auf dem die Haare entgegen der normalen Wuchsrichtung wachsen), dem Rhodesian Ridgeback, konnte bislang nicht nachgewiesen werden. 

Der Thai Ridge ist mittelgroß: Hündinnen werden 51 bis 56 cm, Rüden 56 bis 61 cm groß. Das Fell ist kurz und glatt und weist auf dem Rücken den bereits erwähnten charakteristischen Haarkamm auf. Die Farben rot, schwarz, blau und sehr hell falbfarben bzw. laut Rassestandard „rot vorzugsweise mit schwarzer Maske“ sind offiziell in der Zucht erlaubt. Der Körperbau ist ausgesprochen drahtig und muskulös und lässt somit schon auf das Temperament des Hundes schließen. Der Thai Ridge ist körperlich robust und – zumindest draußen – absolut lebhaft. Wie bei allen Hunden vom Urtyp sind die vier hauptsächlichen Motivationen (jagdlich, sexuell, territorial und sozial) in einem sehr ursprünglichen Maß vorhanden bzw. ausgeprägt. Vor allem die jagdliche Motivation steht beim Thai Ridge dabei im Vordergrund, wobei man sich bei der Zucht nicht auf die Verstärkung bestimmter Fähigkeiten wie Anzeigen oder Stöbern konzentrierte. Daher vereint der Thai Ridge in sich „das komplette Repertoire an Können, das er auch zu nutzen weiß – somit ist er kein Jagdhund im uns geläufigen Sinne… er ist ein Jäger“, schreibt die Rassekennerin Ingrid Büttemeier auf ihrer Webseite. Das Energiebündel jagt gern auf Sicht und ist dabei schnell und wendig, außerdem verfügt der Thai über eine extreme Sprungkraft. Als Besitzer muss man also bereit sein, viel Zeit und Energie in die körperliche Auslastung des Hundes, aber auch in Anti-Jagd-Training und vor allem in Übungen zur Impulskontrolle und zum Rückruf zu investieren. Häufig kann der Thai Ridge in Gebieten mit jagdlichen Reizen trotzdem ausschließlich an der Schleppleine laufen. Daher gilt es, passende Alternativen für den aktiven Hund zu finden: Viele Thais lieben zum Beispiel Hetzspiele mit der Reizangel, das Laufen am Fahrrad, aber auch Mantrailing und Fährtenarbeit.

Ein ebenfalls ursprünglicher Wesenszug ist seine Reserviertheit gegenüber Fremden. Seinen eigenen Menschen gegenüber ist er freundlich und zugewandt, Besuch schätzt er dagegen nicht so sehr. Auch im Umgang mit Kindern zeigt sich der Thai Ridge aufgrund ihrer Impulsivität eher unsicher und ablehnend. Insofern ist es für Thai-Besitzer wichtig, entsprechende Begegnungen von Beginn an für den Hund zu managen und drauf zu achten, ihn bereits im Welpenalter behutsam an viele unterschiedliche Menschen zu gewöhnen. 

Gesundheitliche Aspekte

Der "Ridge" ist die gewünschte Auswirkung eines Gendefekts, der weitere, teils schwere gesundheitliche Folgen haben kann, beispielsweise Dermoid Sinus, kurz DS. Es handelt sich dabei um einen Neuralrohrdefekt (beim Menschen als „offener Rücken“ bezeichnet), der – wenn die Hunde daran leiden – bereits bei der Geburt vorhanden ist. Kleine Hautöffnungen können in dem Fall mit der Zeit „verstopfen“ und sich entzünden. Die Entzündungen verursachen große Schmerzen und können unbehandelt sogar zum Tod führen. Verantwortungsvolle Züchter lassen ihre Zuchthunde auf die Veranlagung für DS untersuchen und schließen betroffene Hunde von der Zucht aus. Aber leider sind auch DS-freie Elterntiere kein Garant für DS-freie Welpen!

Auch die Farbe blau ist mit Vorsicht zu betrachten, da diese auf einem weiteren Gendefekt beruht, der nicht selten mit Taubheit und Augenkrankheiten verbunden ist.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Tibet Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:
209
Widerristhöhe Hündin:geringfügig kleiner als Rüden
Widerristhöhe Rüde:36 bis 41 cm
FCI Gruppe:Gesellschafts- und Begleithunde
Herkunftsland:Tibet (China), Patronat: Großbritannien
Fellfarbe:Weiß, Gold, Creme, Grau oder rauchfarben, Schwarz, zwei- und dreifarbig; eigentlich ist jede Farbe mit Ausnahme von Schokoladen-Leberbraun oder Merle erlaubt.
Fellbeschaffenheit:Kurz Doppeltes Haarkleid. Unterwolle fein und wollig. Deckhaar üppig, fein, jedoch weder seidig oder wollig, lang, glatt oder gewellt, aber nicht lockig. glatt

 

 

Wachsamer Hütehund aus Tibet

Von der FCI wird der Tibet Terrier in der Gruppe der Gesellschafts- und Begleithunde geführt, es handelt sich aber eigentlich um einen Hütehund. Wie der Name schon sagt, stammen die Hunde aus dem Hochland Tibets. Der genaue Ursprung ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, aber bereits vor 2000 Jahren sollen dort Vorfahren des Tibet Terriers bei Mönchen in Klöstern gelebt haben. Sie galten als Glücksbringer. Von Bauern und Nomaden wurden die Hunde vielseitig eingesetzt. Sie bewachten Hof und Zelt mit engagiertem Bellen, hüteten Herden und dezimierten den Ungezieferbestand. Bei der Arbeit an den Herden war ihre Aufgabe allerdings weniger das Treiben, sondern eher das Bewachen. Im hohen Gebirge bewiesen die Hunde ein hervorragendes Klettervermögen und eine ungewöhnliche Sprungkraft. Händler fanden in den aufmerksamen Vierbeinern früher die perfekten Begleiter auf ihren Reisen durchs Land. Da die Hunde ein hohes Ansehen hatten, hielt die Ehrfurcht vor den „heiligen“ Hunden – und sicherlich auch manches Mal ihr Gebell – Diebe auf Abstand.

Wie der Apso zum Terrier wurde

Der zweite Teil des bei uns gebräuchlichen Rassenamens ist irreführend. Denn die Hunde sind keine Terrier und auch nicht mit ihnen verwandt. In seiner Heimat nennt man ihn „Apso“, was so viel wie „ganz von Haaren bedeckt“ bedeutet. Insofern würde „Tibet Apso“ als Name eigentlich mehr Sinn machen. Die ersten beiden Apsos in Europa sollen ein Geschenk zum Dank an eine britische Ärztin gewesen sein, die in Tibet war. Ein Tibeter schenkte ihr zwei Hunde, die den Ursprung für die Rassezucht in Europa bildeten, so heißt es. Bei der Erstellung des Rassestandards in den 1980er Jahren fügten die Engländer den „Terrier“ zum Namen hinzu, um an bekannte Rassen zu erinnern und dadurch den Erfolg der neu zu etablierenden Rasse zu unterstützen. 

Angepasst an das Hochland von Tibet

Der Tibet Terrier ist ein kleiner bis mittelgroßer Hund mit langem Haarkleid. In den extrem harten Wintern mit den kalten Nächten und den rauen Winden in seiner ursprünglichen Heimat war sein Fell für ihn von Vorteil: Es hat eine besonders dichte und feine Unterwolle. Die Tibeter stellten hieraus sogar Wolle für ihre Kleidung her.

Laut heutigem Rassestandard soll das Deckhaar „üppig, fein, jedoch weder seidig oder wollig, lang, glatt oder gewellt, aber nicht lockig“ sein. Es wird ausdrücklich betont, dass die Haare am Kopf nicht über die Augen fallen dürfen. Die Farben Weiß, Gold, Creme, Grau oder rauchfarben, Schwarz, zwei- und dreifarbig sind erlaubt. Leider sind in der Ausstellungsszene meist Hunde mit einem so extrem langen Haarkleid zu sehen, dass es sie beim Laufen und Sehen behindert.

Der Tibet Terrier hat eine schwarze, ledrige Nase und schwarze Augenringe. Die lang behaarten Ohren hängen seitlich dicht am Schädel an und sind V-förmig. Die Hunde sind bekannt für ihre sehr breiten und flachen Pfoten, die ihnen in ihrem Ursprungsland eine optimale Fortbewegung im Schnee ermöglichten. 

Familienhund mit „speziellem“ Charakter

Der Tibet Terrier liebt den engen Kontakt zu seiner Familie. Man merkt ihm noch seine Vergangenheit als vielseitiger Arbeitshund an. Er ist wachsam und Fremden gegenüber häufig reserviert bis misstrauisch. Regelmäßige geistige und körperliche Auslastung auf den täglichen Spaziergängen, aber auch in der Hundeschule beispielsweise durch AGILITY, HOOPERS AGILITY, DISTANZTRAINING oder RALLY OBEDIENCE sind gut geeignet für den sportlichen und quirligen Vierbeiner. Danach kann er durchaus auch gut zur Ruhe kommen – vorausgesetzt, seine Menschen nehmen ihm konsequent die territoriale Verantwortung ab und lassen ihn daheim nicht ständig hinter sich herlaufen. Der Hütehund gilt als intelligent, selbstbewusst und trotz seiner Anhänglichkeit bei seinen Bezugspersonen als durchaus eigenständig. 

Das Fell will gepflegt werden und darf die Kommunikation nicht behindern

Das Fell des Tibet Terriers hatte ursprünglich die Funktion, den Hund vor Kälte und Schnee, Sonne und Sand zu schützen. Da seine Fellmenge durch die Rassezucht stark zugenommen hat, muss sie regelmäßig gepflegt, bestenfalls täglich gebürstet werden. Ansonsten kann die Unterwolle leicht verfilzen. Das hängt aber natürlich auch von der jeweiligen Felllänge ab. Zieht der Tibet Terrier schon als Welpe ein, sollte man ihn daher von Beginn an daran gewöhnen, gebürstet zu werden. 

Damit der Tibet Terrier sich wohlfühlt und richtig mit seinen Artgenossen kommunizieren kann, muss das Fell so kurz sein, dass er sich ungehindert bewegen kann. Die Haare dürfen die Augen auch bei Bewegung nicht verdecken und sollten daher entweder gekürzt oder mit einer Haarspange oder einem Haargummi fixiert werden. 

Gesundheitliche Aspekte

Folgende erblich bedingte Krankheiten kommen beim Tibet Terrier vor:

  • Patellaluxation
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Primäre Linsenluxation (PL): Verlagerung der Augenlinse
  • Progressive Retinaatrophie (PRA): fortschreitender Gewebsschwund (Atrophie) an der Retina
  • Canine Ceroid-Lipofuszinose (CCL): eine unheilbare, tödlich verlaufende Erbkrankheit, welche Körperzellen, insbesondere Nervenzellen schädigt

 

Von HEIKE KLEINHANS

 

Tschechoslowakischer Wolfhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:332
Gewicht Hündin:mindestens 20 kg
Gewicht Rüde:mindestens 26 kg
Widerristhöhe Hündin:mindestens 60 cm
Widerristhöhe Rüde:mindestens 65 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde
Herkunftsland:Ehemalige Tschechoslowakische Republik
Fellfarbe:Gelbgrau bis silbergrau mit der charakteristischen hellen Maske. Helles Haar auch am unteren Teil des Halses und an der Vorderseite der Brust.
Fellbeschaffenheit:Gerade, dicht anliegend; im Winter überwiegt mächtige Unterwolle, die zusammen mit dem Deckhaar eine dichte Behaarung des ganzen Körpers bildet.

 

 

Ergebnis eines Projekts des Grenzschutzes der Tschechoslowakei

Der Tschechoslowakische Wolfhund – kurz TWH – ist aus der Kreuzung Deutscher Schäferhunde mit Wölfen aus den Karpaten entstanden. 1955 startete ein entsprechendes Projekt des Grenzschutzes der Tschechoslowakei. Ergebnis der Bemühungen sollte ein Diensthund sein, der mit der extremen Witterung in den Grenzgebieten wie großer Kälte und viel Schnee bestens zurechtkommt, und außerdem die Intelligenz des Wolfes sowie die Gelehrigkeit des Schäferhundes besitzt.

Das Projekt gestaltet sich schwierig

Der Biologe Karel Hartl, für den nicht die Zucht einer neuen Rasse, sondern zunächst das wissenschaftliche Interesse im Vordergrund stand, übernahm die Durchführung des Projekts. Erst 1958 fiel der erste Wurf, da die Wölfin Brita zunächst alle ausgesuchten Deckrüden verletzt hatte und erst in diesem Jahr eher zufällig ein Deckakt mit einem als extrem aggressiv und dominant geltenden Deutschen Schäferhundrüden glückte. Insgesamt entstanden vier Zuchtlinien. Einige Nachkommen der ersten Generation wurden mit Deutschen Schäferhunden unterschiedlicher Zuchtlinien verpaart, weitere Verpaarungen erfolgten aber auch mit Wolf-Hund-Mischlingen aus den ersten vier Generationen. Schon bei der ersten Generation zeigte sich eine Form von „Erziehbarkeit“, aber auch typisch wölfische Eigenschaften wie „Scheu, Fluchttendenz und aggressives Verhalten bei der Unterschreitung der Fluchtdistanz“ kamen zum Vorschein. Einige dieser Nachkommen waren ab der fünften Generation bereit für den Einsatz als Diensthund bei der Armee. Voraussetzung war eine enge Bindung an den Menschen, die man durch eine frühe Sozialisierung erreichte. Die meisten Hunde waren aber auch nach mehreren Generationen aufgrund ihrer Scheu Fremden gegenüber nicht diensttauglich. Die Armee stellte das Projekt vermutlich wegen des großen Aufwands und der niedrigen Ergebnisquote ein. Viele der Tiere wurden daher getötet und 1971 kamen die Zuchtbemühungen somit fast zu einem jähen Ende. Erst 1982 nahm der neu gegründete Klub für Tschechoslowakische Wolfhunde die Zuchtbemühungen wieder auf. 1983 gab es eine letzte Wolfseinkreuzung. 1989 wurde die Rasse vorläufig, 1999 endgültig durch die FCI anerkannt. TWH sind mittlerweile rund zehn Generationen vom Wolf entfernt.

Aussehen des Tschechoslowakischen Wolfhunds

Hündinnen sollen mindestens 60 cm groß und mindestens 20 kg schwer, Rüden mindestens 65 cm groß und mindestens 26 kg schwer sein. Äußerlich ähnelt der TWH einem hochbeinigen, schlanken, stockhaarigen Schäferhund in der Färbung eines Wolfs. Die Stehohren sind mittelgroß und somit etwas kleiner als beim Deutschen Schäferhund. Hündinnen werden meist nur einmal im Jahr läufig.

“Reserviertheit” allem Neuen und Unbekannten gegenüber 

Wolfhunde sind sehr ursprünglich veranlagt. Der FCI-Standard betont eine gewisse “Reserviertheit” allem Neuen und Unbekannten gegenüber als gewünscht. Daher ist es aber besonders wichtig, den TWH früh und behutsam an alle in seinem Leben wichtigen Alltagsreize zu gewöhnen und vor allem mit Menschen vertraut zu machen, um Schreckhaftigkeit und Scheu zu vermeiden.

Selbstständigkeit und ausgeprägte territoriale, jagdliche und soziale Motivation

Ausgeprägte Selbstständigkeit und Intelligenz gehören zu den rassetypischen Eigenschaften des TWH. In Bezug auf die Erziehung heißt das, dass die Hunde Signale zwar schnell lernen, aber gern selbst entscheiden, ob sie es sinnvoll finden, diese auszuführen. Unter anderem aufgrund der „Diensthund-Geschichte“ sind TWH häufig extrem wachsam und territorial motiviert. Beim Welpen sollte man daher von Beginn an Wert auf Regeln legen, die die Eigenständigkeit und Territorialität der Hunde nicht noch fördern. Das heißt, die Menschen des TWH müssen konsequent sein, aber dürfen niemals Druck ausüben. Für den erwachsenen Hund ist es sinnvoll, seine territoriale Motivation kontrolliert ausleben zu dürfen – beispielsweise indem er auf einen gut gesicherten hinteren Bereich des Gartens „aufpassen“ darf, während seine Menschen aber konsequent alle territorialen Aufgaben an der Haustür und außerhalb des gesicherten Bereichs übernehmen. Die intensive jagdliche Motivation des TWH kann man gut nutzen, um ihm über auch in seinen Augen sinnvolle Aufgaben (Fährtentraining, Mantrailing und andere Formen der Nasenarbeit, ggf. Apportieren) geistige und körperliche Auslastung zu bieten. Viele TWH werden erst spät (mit acht bis zwölf Monaten) stubenrein. Häufig können die Hunde nur schlecht oder sogar gar nicht allein bleiben. Sie binden sich oft eng an ihre Hauptbezugsperson und haben Stress, wenn diese nicht greifbar ist. Das kann sich u.a. durch die Beschädigung von Haus und Mobiliar zeigen.

Aufgrund der geschilderten Eigenschaften wird deutlich, dass der TWH als Hund in privaten Händen eher ungeeignet ist und angehende Halter:innen sich vor der Anschaffung unbedingt umfassend über die Rasse informieren sollten! Wichtig ist, einen THW von Beginn an gut zu sozialisieren. Aufgrund der Komplexität der rassetypischen Eigenschaften sollten „Erst-Wolfhund-Besitzer:innen“ bestenfalls frühzeitig professionelle Hilfe in einer Hundeschule in Anspruch nehmen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Weimaraner

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:99
Gewicht Hündin:25 bis 35 kg
Gewicht Rüde:30 bis 40 kg
Widerristhöhe Hündin:57 bis 65 cm
Widerristhöhe Rüde:59 bis 70 cm
FCI Gruppe:Vorstehhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Silber-, reh- oder mausgrau sowie Übergänge zwischen diesen Farbtönen
Fellbeschaffenheit:Kurzhaar: Kurzes, kräftiges, sehr dichtes, glatt anliegendes Deckhaar, ohne oder mit geringer Unterwolle; Langhaar: Weiches, langes Deckhaar mit oder ohne Unterwolle, glatt oder leicht wellig

 

 

Raubzeug- und wildscharfer Jagdhund

Mit ihren hell oder dunkel bernsteinfarbenen Augen, die im Welpenalter hellblau leuchten, sind sie ein echter Hingucker, die Weimaraner. Sie haben silber-, reh- oder mausgraues Fell, entweder sehr dicht und glatt oder auch als langhaarige Variante. Rüden werden 59 bis 70 cm hoch und 30 bis 40 kg schwer, Hündinnen 57 bis 65 cm hoch und 25 bis 35 kg schwer.

„Vielseitiger Jagdgebrauchshund“ liest man, wenn man sich beim Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) über den Weimaraner informiert. Dieser kurze Begriff, so unscheinbar er zunächst wirkt, offenbart tatsächlich sehr viel über die Rasse: Der Weimaraner gehört zu den Vorstehhunden, er wurde also gezielt als Helfer des Jägers für das Aufspüren und Anzeigen von Wild vor dem Schuss gezüchtet. Ebenso talentiert zeigt er sich aber auch bei der Arbeit nach dem Schuss, also beim Auffinden und Apportieren des angeschossenen oder toten Wilds, auch aus dem Wasser. Rassekenner betonen die sogenannte Raubzeug- und Wildschärfe des Weimaraners, was bedeutet, dass er - je nach Größe und Stärke seines Gegenübers - Wild auch tötet oder zumindest stellt. Dazu gehören, menschlich ausgedrückt, eine große Portion Mut und ein gewisses Maß an Selbstständigkeit. Zusätzlich zeigt der Weimaraner häufig wachsames beziehungsweise territoriales Verhalten.

Die Entstehung des Weimaraners ist nicht eindeutig belegt. Bekannt ist aber, dass Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Anfang des 19. Jahrhunderts am Hof zu Weimar solche Vorstehhunde hielt. Um 1890 begann die planmäßige Zucht und zuchtbuchmäßige Erfassung des Weimaraners. Der „Verein zur Reinzucht des silbergrauen Weimaraner-Vorstehhundes“ wurde 1897 gegründet. Der VDH betont, dass der Weimaraner seit diesem Zeitpunkt „rein gezüchtet“ wurde, es also keine Einkreuzungen anderer Rassen mehr gab. Somit sei der Weimaraner die älteste deutsche Vorstehhunderasse.

Obwohl der Weimaraner in den letzten Jahrzehnten auch in „ganz normalen“ Haushalten immer beliebter geworden ist, geben viele deutsche Züchter ihre Welpen immer noch ausschließlich an Jäger ab. Eine Begründung ist dabei, dass diese Hunde, die aus einer reinen Jagdzuchtlinie stammen (bei der man also bei der Zucht immer auf die Arbeitsanlagen der Hunde geachtet hat), als Familienhunde unterfordert sind und daher häufig verhaltensauffällig werden. Informiert man sich sorgfältig über die Rasse und ihre hier zuvor beschriebenen ursprünglichen Einsatzbereiche, kann man das Anliegen der Züchter durchaus verstehen. Der Weimaraner ist kein Hund, der sich mit zwei kurzen Spaziergängen, dem Besuch der Hundewiese und einer großen Runde nach Feierabend zufrieden gibt. Wenn dann noch kleine Kinder in der Familie sind und es mitunter auch etwas dynamischer zugeht, sind unentspannte Situationen mit dem Weimaraner quasi vorprogrammiert. Wer den Weimaraner also nicht jagdlich führt, muss auf jeden Fall für ausreichende alternative jagdliche Beschäftigung sorgen - und zwar täglich, ohne den Hund dabei zum absoluten Adrenalinjunkie zu machen. Es geht darum, nicht nur den Bewegungsdrang zu befriedigen, sondern vor allem auch Impulskontrolle zu trainieren und die vielseitigen Jäger vom Kopf her auszulasten. Es sollten also durchaus komplexe Aufgaben sein, die man dem Weimaraner stellt, beispielsweise aus den Bereichen DUMMYTRAINING, FÄHRTENARBEIT oder MANTRAILING. Regeln und Strukturen im Alltag sind zusätzlich wichtig, um auch der bereits erwähnten territorialen Motivation gerecht zu werden.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitliche Probleme unter denen der Weimaraner, der aber grundsätzlich als gesunde Rasse gilt, leiden kann sind Hüft- oder Ellenbogengelenksdysplasie. Wie bei vielen großen Rassen besteht die Möglichkeit bzw. eine gewisse Anfälligkeit für eine Magendrehung, die einen absoluten Notfall darstellt! 

Vorsicht vor der Trendfarbe “Blau”

Die Ursache für die besondere Farbe ist das Dilute-Gen, es sorgt für die aufgehellte Färbung. Es beeinflusst jedoch nicht nur die Fellfarbe, sondern erhöht auch das Risiko, dass die betroffenen Hunde an CDA (Color Dilution Alopecia) erkranken. Diese Krankheit äußert sich vor allem durch starken Juckreiz, Hautekzeme und Fellverlust. Es handelt sich um eine schwerwiegende Problematik, die ein ein erhebliches Leiden der Hunde verursacht. Zwar bekommt nicht jeder blaue Weimaraner CDA, aber jeder Hund mit CDA hat eine “Sonderfarbe”. Die offiziellen Rassevereine erkennen die Farbe “Blau” aufgrund der beschriebenen Problematik nicht an. Der graue Weimaraner trägt das Dilute-Gen auf natürliche Weise und somit nicht von CDA betroffen.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Weißer Schweizer Schäferhund

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:347
Gewicht Hündin:25 bis 35 kg
Gewicht Rüde:30 bis 40 kg
Widerristhöhe Hündin:53 bis 61 cm
Widerristhöhe Rüde:58 bis 66 cm
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Schweiz
Fellfarbe:Weiß
Fellbeschaffenheit:Stockhaar (mittellang) und Langstockhaar (lang), beide Varianten haben dichte Unterwolle

 

 

Ursprung: Weiß als Farbvariante des Deutschen Schäferhunds

Obwohl die Rasse offiziell noch sehr jung ist, hat der Weiße Schweizer Schäferhund oder Berger Blanc Suisse eine lange Geschichte. Er hat seinen Ursprung gemeinsam mit dem Deutschen Schäferhund. Bei der weißen Farbe handelte es sich zunächst um eine Farbvariante. Wie der Name schon sagt, wurden die Schäferhunde als Arbeitshunde von Schäfern eingesetzt. Vermutlich zählen zu den Vorfahren aus alter Vergangenheit auch weiße Herdenschutzhunde wie Kuvasz und Maremmano. Aufgrund ihrer Farbe kann man diese auch bei Nacht praktischerweise vom Raubwild unterscheiden. Das weiße Erbe schlug und schlägt beim Deutschen Schäferhund hin und wieder durch. 1933 wurde die weiße Variante aus dem Standard für Deutsche Schäferhunde gestrichen, weil man ihr fälschlicherweise eine besondere Anlage für Erbkrankheiten nachsagte. In den USA und Kanada wurden jedoch weiterhin weiße Schäferhunde gezüchtet. Ein „Canadian White Shepherd“ etablierte sich allerdings nicht. Der 1966 in Amerika geborene weiße Schäferhund Lobo kam mit seiner Besitzerin Agatha Burch in die Schweiz. Er gilt als Stammvater der ab diesem Zeitpunkt dort entstehenden neuen Rasse. Die Zucht mit Lobo und weiteren Hunde aus den USA und Kanada ermöglichte allmählich die Verbreitung weißer Schäferhunde in ganz Europa. Seit 1991 wird die Rasse Weißer Schweizer Schäferhund im schweizerischen Hundestammbuch geführt, 2011 erfolgte die Anerkennung durch die FCI.

Weiße Schönheit

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat eine sportliche Figur mit gut ausgeprägter Muskulatur, Stehohren und einer tief angesetzten Rute. Bei Hündinnen liegt die Standardgröße zwischen 53 und 61 Zentimetern und das Standardgewicht zwischen 25 und 35 Kilogramm. Rüden werden bei einer Größe von 58 bis 66 Zentimetern 30 bis 40 Kilogramm schwer. Das weiße Fell kann sowohl stockhaarig als auch langstockhaarig sein. Beide Varianten haben dichte Unterwolle, die vor allem während der Fellwechsels für einen erhöhten Pflegeaufwand sorgt. Stockhaarige und langstockhaarige Hunde dürfen untereinander verpaart werden. Vor allem vor dem Hintergrund eines „lebendigen“ Genpools ist das positiv zu sehen. Ein weiterer, absolut zu begrüßender Punkt im Rassestandard ist, dass eine „stark abfallende Rückenlinie“ ausdrücklich als schwerer Fehler abgelehnt wird. Die Augen sind braun bis dunkelbraun, mit meist schwarzen Lidrändern. Der Nasenspiegel ist ebenfalls größtenteils schwarz.

Intelligenter und ambitionierter Arbeitshund mit dem Wunsch nach Familienanschluss

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat gern einen Job. Er braucht ihn sogar. Denn eine sinnvolle und artgerechte Auslastung ist die Voraussetzung für einen ausgeglichenen, zufriedenen und entspannten Hund, in dem immer noch das Erbe des ursprünglichen Arbeitshundes vorhanden ist. Wichtig ist vor allem, die SPAZIERGÄNGE beispielsweise durch Such- und APPORTIERAUFGABEN interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Und wer für regelmäßige Aktivitäten in der Hundeschule oder im Verein zu haben ist, wird vom Weißen Schweizer Schäferhund begeistert begleitet werden. Geeignete Beschäftigungsformen können hier zum Beispiel MANTRAILING, FÄHRTENARBEIT, komplexes Apportieren, DISTANZTRAINING oder HOOPERS AGILITY sein.

Die Weißen Schweizer Schäferhunde sind vom Typ her sehr sozial motivierte Hunde, denen der enge Kontakt zu ihren Menschen wichtig ist. Am wohlsten fühlen sie sich mit Familienanschluss. Gerade daher sollten die Halter:innen allerdings darauf achten, dass sie ihren Weißen Schweizer nicht zum „weißen Schatten“ werden lassen, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Denn das könnte der Hund so missverstehen, dass er sich für seine Menschen verantwortlich fühlt und meint, auf sie aufpassen oder sie gar verteidigen zu müssen.

Es gibt unter den Weißen Schweizer Schäferhunden teilweise die Tendenz, unsicher gegenüber fremden Menschen oder unbekannten Umgebungsreizen zu reagieren. Neben der Auswahl „wesensfester“ und gesunder Elterntiere für eine Zucht gehört daher ebenfalls dazu, die Hunde von klein auf gut zu sozialisieren. Klare Regeln und Strukturen sowie liebevolle Konsequenz sind unabdingbar, wenn man für seinen Weißen Schweizer der „Fels in der Brandung“ werden will, an dem er sich vertrauensvoll orientieren kann, für den er aber keine soziale oder territoriale Verantwortung übernehmen muss.

Gesundheit des Weißen Schweizer Schäferhundes

Leider sind beim Weißen Schweizer Schäferhund einige rassetypische Erkrankungen zu nennen, die seriöse Züchter aber durch entsprechende Tests eindämmen können: U.a. Hüftgelenks- (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED), MDR-1-DEFEKT (Gendefekt, der zur Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln führt), DEGENERATIVE MYELOPATHIE (schwere Erkrankung des Rückenmarks). Darüber hinaus gibt es gesundheitliche Risiken bei Hunden, die nicht dem geforderten Standard entsprechen, sondern eine abfallenden Rückenlinie und eine übermäßig stark gewinkelte Hinterhand haben.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Welsh Corgi

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:38 (Cardigan); 39 (Pembroke)
Gewicht Hündin:9 bis 11 kg (Pembroke)
Gewicht Rüde:10 bis 12 kg (Pembroke)
Widerristhöhe Hündin:30 cm (Cardigan); ca. 25 bis 30 cm (Pembroke)
Widerristhöhe Rüde:30 cm (Cardigan); ca. 25 bis 30 cm (Pembroke)
FCI Gruppe:Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde)
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:blue merle, gestromt, rot, zobelfarben etc., mit oder ohne weiße Abzeichen (Cardigan); einfarbig rot, sable etc., mit oder ohne weiß an Läufen, Brustbein und Hals, etwas weiß am Kopf und am Fang (Pembroke)
Fellbeschaffenheit:kurz oder mittellang, hart und wetterfest mit guter Unterwolle (Cardigan); mittlere Länge, gerade mit dichter Unterwolle (Pembroke)

 

 

Walisischer Arbeitshund mit zahlreichen Aufgaben

Der Welsh Corgi ist berühmt, aber eher selten anzutreffen. Die Berühmtheit rührt vom prominentesten Fan der Rasse: Queen Elizabeth II., die im Laufe ihres Lebens über 30 Corgis besaß und ihre eigene Zucht von Welsh Corgi Pembrokes erst hoch betagt altersbedingt beendete. 1944 bekam die damalige Prinzessin Elizabeth ihren ersten Corgi von ihrem Vater zum 18. Geburtstag geschenkt. Die Hundedame hieß Susan und war 14 Jahre lang an ihrer Seite.

Die Geschichte der Rasse ist vermutlich viel länger als ihre ersten schriftlichen Aufzeichnungen. Diese findet man bereits im 14. Jahrhundert. Damals wurden sie in Wales bereits für mehrere Einsatzbereiche gezüchtet: So arbeiteten sie als Treib- und Hütehunde, insbesondere zum Treiben von Rindern. Zimperlich waren die kleinen Vierbeiner dabei nicht. Zur Not gab es einen Biss ins Bein der großen Tiere, was dem Corgi auch heute noch den Titel des „Fersenzwickers“ einbringt. Anschließende Tritte der Herdentiere gingen aufgrund der geringen Größe der Hunde meist über ihren Kopf hinweg. Außerdem gehörten das Fangen und Töten von Ratten, der Einsatz als Wachhund sowie das Vertreiben von Füchsen und Mardern zum Alltag der kurzbeinigen Allrounder. 1928 erst wurde die Rasse offiziell anerkannt und ein eigener Rassestandard erstellt. Die Unterscheidung der beiden Varietäten Pembroke und Cardigan erfolgte ein paar Jahre später. Ausgangspunkt dabei war die Herkunft aus den jeweiligen britischen Grafschaften. Optische Unterscheidungen folgten. Züchter dürfen sie seit 1934 nicht mehr untereinander kreuzen.

Aussehen und äußerliche Unterschiede bei Pembroke und Cardigan

Der Welsh Corgi hat einen außergewöhnlichen Körperbau, dessen Vorteile beim Herdentrieb oben schon erläutert wurden. Übersetzt bedeutet Corgi so viel wie „Zwerghund“. Der Körper wirkt klassisch „hütehundartig“ und geradezu athletisch, die Beine sind jedoch sehr kurz. Dadurch erreichen Corgis eine Größe von maximal 25 bis 30 cm. Hündinnen werden dabei 10 bis 11 kg, Rüden 10 bis 12 kg schwer.

Äußerlich gibt es Unterschiede zwischen Pembroke und Cardigan: Der Pembroke hat häufig ein helles, beiges Fell mit feinen schwarzen und weißen Zeichen. Sein (früheres) Markenzeichen, das aber nicht mehr vorgeschrieben ist, ist die kurze Rute. An dieser Stelle einige kritische Worte zur früher geforderten kurzen Rute: Sofern diese nicht durch Kupieren – was in Deutschland, Österreich und der Schweiz verboten ist – erzeugt ist, ist sie das Ergebnis des Gendefekts Brachyurie. Es kann zu schweren gesundheitlichen Folgen wie Störungen der Entwicklung des Rückenmarks kommen, die neurologische Störungen der hinteren Körperhälfte bedingen können (Paraparese, Paraplegie, Harn- und/oder Kotinkontinenz). Forderungen von Tierschützern nach einer Lockerung der geforderten verkürzten Rute beim Pembroke waren schließlich erfolgreich.

Beim Cardigan ist die natürliche, lange Rute offiziell vorgeschrieben. Seine Fellfarbe variiert, er hat häufig eine braun-weiße Fellzeichnung.

Charakter: Arbeitshund im „Schoßhundpelz“

Corgis sehen niedlich aus, sind jedoch ursprünglich echte Arbeitstiere. Und natürlich haben die früheren Aufgaben als Treib-, Hüte- und Wachhund immer noch Auswirkungen auf seine rassetypischen Merkmale. Folgende Eigenschaften sind, wenn man sich dessen bewusst ist, daher nicht weiter verwunderlich:

  • Wachsamkeit bzw. ausgeprägte territoriale Motivation, ggf. Misstrauen gegenüber Fremden
  • Aktivität und Bewegungsfreude
  • Hang zum „Fersenbeißer“, um Forderungen Nachdruck zu verleihen und die Bewegungsfreiheit anderer einzuschränken
  • hohes Maß an Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein
  • Lernfreude

Seine Menschen müssen beim Corgi daher unbedingt selbst territoriale Verantwortung übernehmen, damit die Fersen des Besuchs und des Postboten garantiert unversehrt bleiben. Kinder in der Familie sollten nicht zu klein sein. Alternative Auslastung und Impulskontrolle rauf und runter stehen regelmäßig auf der Hausaufgabenliste. Geeignete Auslastungsformen können daher Treibball, Fährtenarbeit, Mantrailing, Apportieren, Hoopers, jegliche Formen der Nasenarbeit oder Reizangeltraining sein. Aufgrund des langen Rückens und der kurzen Beine sind hohe Sprünge für den Corgi ungeeignet.

Gesundheitliche Probleme durch extremen Körperbau

Corgis leiden vor allem im Alter häufig an zuchtbedingten körperlichen Beschwerden. Mit ihren kurzen Beinen und dem langen Rücken fällt ihnen das Treppensteigen und Laufen schwer. Wer nicht ebenerdig wohnt, sollte also mit seinem Corgi den Aufzug nehmen oder diesen über die Treppen tragen. Die Körperform des Corgis kann eine degenerative Myelopathie begünstigen, bei der das Rückenmark im Laufe der Jahre beschädigt wird. Es kann außerdem beim Corgi zu Hüftgelenks- (HD), Ellenbogengelenksdysplasie (ED) und OCD an der Schulter kommen. Außerdem leiden Corgis häufig an grauem Grauen Star oder an Progressiver Retinaatrophie (PRA), einer erblichen Krankheit, bei der die Netzhaut abstirbt und die zur Erblindung beider Augen führen kann. Sind die Beine des Corgis extrem kurz, kann dies zu deformierten und verdrehten Knochen führen und damit auch zu massiven Gelenkfehlstellungen der Vorderbeine. Verschleißerscheinungen und schmerzhafte Arthrosen sind die häufigen Folgen. Wie viele kurzbeinige Hunde haben Corgis vergleichsweise oft schmerzhafte Bandscheibenprobleme.

Das Fell ist pflegeleicht und muss lediglich regelmäßig gebürstet werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

West Highland White Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:85
Widerristhöhe Hündin:ca. 28 cm
Widerristhöhe Rüde:ca. 28 cm
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Weiβ
Fellbeschaffenheit:Das Deckhaar besteht aus langem, harschem Haar ohne jegliche Anzeichen von Locken. Unterwolle pelzartig, kurz, weich und dicht.

 

 

"Weißer Bruder" des Cairn Terriers

Fast hätte es den West Highland White Terrier, den „Westie“, als Rasse gar nicht gegeben, so kann man es etwas überspitzt formulieren. Er hat den gleichen Ursprung wie der Cairn Terrier, den Schafzüchter im schottischen Hochland zur Fuchsjagd einsetzten. Die kleinen, raubwildscharfen Terrier sollten die Füchse aus ihren unterirdischen „Cairns“ heraustreiben oder bei Widerstand dort unten töten. Das überlebten natürlich nur die härtesten und durchsetzungsfähigsten Hunde. Weiße Terrier galten als schwach und feige, daher wurden sie im Normalfall direkt nach der Geburt ertränkt.

Mit Colonel Edward Donald Malcolm aus Poltalloch wendete sich im 19. Jahrhundert das Blatt für den Westie. Malcolm begann, eine weiße Linie von Cairn Terriern zu züchten, die bei der Jagd auf Dachs, Fuchs, Otter und Wildkatze den farbigen Cairn Terriern in nichts nachstanden. Malcolm gilt als Begründer der Rasse, wobei es auch weiße Welpen aus anderen Terrierschlägen gab. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese schließlich unter der Bezeichnung West Highland White Terrier zusammengefasst und als eigene Rasse anerkannt.

Westies haben ein sogenanntes „doppeltes Haarkleid“. Durch langes, glattes Deckhaar und weiche, dichte Unterwolle ist es robust und wetterfest, aber nicht unbedingt pflegeleicht. Da die abgestorbenen Deckhaare nicht von selbst ausfallen, muss der Westie regelmäßig getrimmt werden.

Unter den Jagdhunden gehört der West Highland White Terrier der Gruppe der Solitärjäger an. Wie zuvor geschildert, musste er bei der Jagd allein und ohne die Hilfe des Menschen arbeiten. Insofern neigt der Westie manchmal dazu, eher selbstständig zu entscheiden - was die Menschen dann oft als Eigensinn auslegen. Legt man aber von Beginn an Wert auf eine konsequente Erziehung und eine artgerechte Auslastung für den kleinen Jäger, die für ihn Sinn macht, ist er auch bereit, sich an seinen Menschen zu orientieren.

Gesundheitliche Aspekte

In den 90ern war der Westie durch seinen Einsatz in der TV-Werbung in Deutschland unheimlich beliebt und er wurde zum regelrechten Modehund, was einer Rasse wegen der damit einhergehenden “Massenvermehrung” ehrlicherweise nie gut tut. Im Laufe der Zeit haben sich daher einige rassespezifische Erkrankungen herauskristallisiert:

  • Es kommen bei Junghunden manchmal schmerzhafte Erkrankungen des Schädelknochens vor.
  • Eine Patellaluxation (Erkrankung der Kniescheibe) kann unterschiedliche Lahmheiten bewirken. 
  • Zahnprobleme
  • Allergien
  • Lebererkrankungen werden bei den Westies leider ebenfalls überdurchschnittlich häufig festgestellt.
  • Missbildungen des Kiefers
  • Die bei West Highland White Terriern und Cairn Terriern vorkommende Krabbe-Krankheit kann im Alter bis zu drei Monaten auftreten und bringt schwere neurologische Schäden mit sich. Die können dazu führen, dass betroffene Hunde meist das erste Lebensjahr nicht vollenden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

Whippet

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:162
Widerristhöhe Hündin:44 bis 47 cm
Widerristhöhe Rüde:47 bis 51 cm
FCI Gruppe:Windhunde
Herkunftsland:Großbritannien
Fellfarbe:Jede Farbe oder Farbmischung, außer Merle
Fellbeschaffenheit:Fein, kurz, anliegend

 

 

Verschmuster Sofahocker und temperamentvoller Sichtjäger

Drinnen ein ruhiger, verschmuster Sofahocker, draußen eine temperamentvolle, fröhliche Kanone - so könnte man sehr extrem die Bandbreite des Verhaltensrepertoires des Whippets beschreiben. Der auf Geschwindigkeit und Leistung optimierte Whippet entstand im Norden Englands im 19. Jahrhundert als Hund von Bergleuten und Fabrikarbeitern. Der wohlhabende Adel ging mit den größeren Greyhounds auf die Jagd, die weniger vermögende Bevölkerungsschicht benötigte einen kleineren Hund, der weniger Platz brauchte und dadurch auch günstiger im Unterhalt war. So kreuzten sie kleinere Greyhounds mit Terriern. Diese „Snap dogs“ oder „Rag hounds“ füllten zunächst ihren Kochtopf mit dem Kaninchenbraten und später ihren Geldbeutel mit dem Einsatz bei Wettrennen. Nebenbei konnte man sie dank des Terrieranteils auch gut bei der Rattenbeseitigung einsetzen. 1891 verfasste man schließlich den ersten Rassestandard und festigte hierbei einen leistungsfähigen und dabei „eleganten“ Typ des Whippets, an dem sich bis heute verhältnismäßig wenig verändert hat.

Der mit bis zu 51 Zentimeter mittelgroße Windhund ist kleiner als der Greyhound und größer als das Windspiel. Sein Körperbau soll „trocken“ sein, Fettpölsterchen sind also tabu. Man sieht ihm schon körperlich den Kurzstreckensprinter an: schlank, bemuskelt, regelrecht athletisch, ein kleines Kraftpaket. Sein Kopf ist lang gezogen und sein Fang schmal, aber kräftig. Die Ohren, „Rosenohren“ genannt, trägt er leicht nach hinten. Der Brustkorb ist tief und schmal, ihm folgt eine Wespentaille und eine durch die Schräglage des Beckens bedingte, leicht abfallende Hüfte mit kräftig bemuskelten, langen Beinen. Dank dieser Ausstattung zählt der Whippet mit bis zu 58 km/h zu den schnellsten Landtieren der Erde.

Als typischer Windhund ist der Whippet ein Sichtjäger. Das Auge leistet den Hauptanteil bei der Ortung seiner Beute. Deswegen hat der Whippet ein sozusagen überdurchschnittliches Hundeauge: Der schmale Kopf und die seitlich angelegten Augen verschaffen ihm einen Blickradius von 250 Grad - andere Hunde sehen oft nur in einem Radius von 200 Grad. Damit entgeht ihm kein Hase und keine Maus.

Diesen Aspekt sollte man auch beim Training und bei der Auslastung berücksichtigen. Wer mit dem Whippet gemeinsam seiner größten Leidenschaft nachgeht, zum Beispiel mit ihm ein Hetzspiel an der Reizangel macht oder ihn auf einer Windhunderennbahn hinter einer Ersatzbeute herhetzen lässt, macht seinen Hund glücklich und zufrieden. Aber auch Distanztraining, Frisbee oder Agility sind zusätzliche Möglichkeiten zur Auslastung. In aktiven Familien mit nicht zu kleinen Kindern ist der Whippet - auch als Anfängerhund - gut aufgehoben. Was man natürlich nicht unterschätzen sollte und nie genug trainiert werden kann, ist bei dieser Jagdpassion von Anfang an ein sicherer Rückruf.

Gesundheitliche Aspekte

Gesundheitlich steht der Whippet als Hunderasse sehr gut da. Gelegentlich tritt, vor allem bei reinen Rennlinien, das “Bully Whippet Syndrom” auf - eine genetische Mutation, bei der der Hund überdurchschnittlich viele Muskeln aufbaut.

Da die kurzhaarigen und sehr schlanken Whippets kälteempfindlich sind, empfiehlt sich im Winter das Tragen eines HUNDEMANTELS

 

Von HEIKE KLEINHANS
 

Xoloitzcuintle

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:234
Widerristhöhe Hündin:drei Größen: 46 bis 60 cm; 36 bis 45 cm; 25 bis 35 cm
Widerristhöhe Rüde:drei Größen: 46 bis 60 cm; 36 bis 45 cm; 25 bis 35 cm
FCI Gruppe:Spitze und Hunde vom Urtyp
Herkunftsland:Mexiko
Fellfarbe:Beide Varietäten: Einheitliche, einfarbige und dunkle Färbungen; schwarz, schwarzgrau, schiefergrau, dunkelgrau, rötlich, leberfarben, bronzefarben oder blond; es können auch weiße oder farbige Flecken auftreten
Fellbeschaffenheit:Unbehaarte Varietät: keine Körperhaare bis auf einzelne kurze "Spießhaare"; behaarte Varietät: kurze, glatte Haare am ganzen Körper

 

 

Mexikanischer Nackthund

Seine genaue Entstehung ist bis heute unbekannt, aber Forschungen der Universidad Autonoma de México haben ergeben, dass die Rasse schon mehr als 7000 Jahre existieren könnte. Archäologische Funde dokumentieren die Existenz von Hunden, die dem heutigen Xoloitzcuintle ähneln, in Mexiko bereits lange vor der Ankunft der spanischen Eroberer. Die vielleicht früheste Darstellung eines solchen Hundes in Form einer Tonfigur datieren Wissenschaftler auf etwa 1700 Jahre v. Chr. Dadurch ist der mexikanische Nackthund vermutlich die älteste Hunderasse auf dem amerikanischen Kontinent – und sogar eine der ältesten Hunderassen weltweit.

Heiliger Hund, Wachhund, “Wärmflasche”

In den Legenden der aztekischen Mythologie war der Xoloitzcuintle ein heiliger Hund. Er wurde als irdischer Vertreter des Gottes "Xolotl" (Gott des Todes, des Unglücks und des Blitzes) angesehen. Die Azteken glaubten, dass diese Hunde die Seelen der Toten bei ihrer Reise in die Unterwelt begleiteten. Daher opferte man sie und begrub sie zusammen mit den Toten. Gleichzeitig dienten die Hunde auch als Wächter für Heim und Hof und zusätzlich wegen ihrer nackten Haut und der dadurch wahrnehmbar hohen Körpertemperatur als „Wärmflasche“. Außerdem galt das Fleisch des mexikanischen Nackthunds als Delikatesse.

Ohne und mit Fell

Der Xoloitzcuintle existiert heute in drei Größen: 46 bis 60 cm, 36 bis 45 cm und 25 bis 35 cm. Es gibt den Xoloitzcuintle natürlich ohne Haar, aber tatsächlich auch mit Haar. Der Xoloitzcuintle ohne Haar ist bis auf allenfalls kleine Haarbüschel auf der Stirn und an der Rutenspitze haarlos. Die Farbe der Haut kann schwarz, schiefergrau, leberfarben oder bronze sein, rosa- oder kaffeefarbene Flecken sind dabei zulässig. Die Haut ist weich, elastisch und glatt. Die Ohren sind etwa 10 cm lang und ähneln denen einer Fledermaus. Die Augen sind mandelförmig und können farblich von schwarz bis gelb variieren. Meist ist der Xoloitzcuintle ohne Haar auch zahnlos, da das Fehlen von Zähnen mit dem Fehlen von Haaren genetisch zusammenhängt. Die Haut des Xoloitzcuintle ist robuster als bei behaarten Hunden. Der Nackthund ist nicht übermäßig kälteempfindlich. Vor Sonnenbrand müssen aber vor allem die helleren Hautpartien und generell die hellen Nackthunde geschützt werden.

Der Xoloitzcuintle mit Haar ist dagegen völlig mit Haar bedeckt. Laut Rassestandard sind seit einigen Jahren die gleichen Farben vorgesehen wie bei den haarlosen Hunden, das Fell soll kurz sein. Anders als bei den haarlosen Vertretern der Rasse muss das Gebiss beim Xoloitzcuintle mit Haar vollständig sein.

Ausgeprägte soziale und territoriale Motivation

Vom Wesen her zeigt der Xoloitzcuintle Verhaltensweisen, die immer noch gut auf seine ursprünglichen Einsatzbereiche zurückzuführen sind. Er gilt als seiner Familie gegenüber anhänglich, bei Fremden aber misstrauisch und wachsam in Bezug auf sein Zuhause. Somit ist von rassetypisch häufiger ausgeprägter sozialer und territorialer Motivation auszugehen.

Gesundheitliche Aspekte

Die Zucht des Xoloitzcuintle wird zurecht als problematisch bezeichnet und kontrovers diskutiert. Tierschützer fordern verständlicherweise sogar ein Zuchtverbot. Grund dafür ist, dass die Haarlosigkeit dominant vererbt wird. Ein mischerbiger Hund in Bezug auf die Haarlosigkeit ist demnach nackt, ein behaarter Xoloitzcuintle trägt das Haarlosigkeits-Gen nicht in sich. Ein reinerbig haarloser Hund ist jedoch nicht lebensfähig und stirbt spätestens kurz nach der Geburt. Um gesunde Nachkommen gewährleisten zu können, müssten demnach jeweils ein mischerbiger, nackter mit einem behaarten Xoloitzcuintle verpaart werden. Die Nachkommen wären alle lebensfähig, jedoch nur etwa die Hälfte der Welpen ist dann nackt. Da die behaarte Variante aber in vielen Ländern nicht als Rasse anerkannt ist, wird oft die Verpaarung zweier unbehaarter Hunde praktiziert. Dabei nimmt man das Sterben nicht lebensfähiger Welpen in Kauf! Dadurch ist die Zucht der Rasse umstritten. Hinzu kommt – wie bereits kurz erwähnt – dass mit dem Haarlosigkeits-Gen auch vermehrt die Veranlagung zu Kieferfehlbildungen und fehlenden Zähnen vererbt wird. Insofern ist es völlig gerechtfertigt, diese Rasse in Diskussionen zum Thema Qualzucht aufzunehmen. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Yorkshire Terrier

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:86
Gewicht Hündin:mindestens 2,4 bis 3,2 kg
Gewicht Rüde:mindestens 2,4 bis 3,2 kg
FCI Gruppe:Terrier
Herkunftsland:Groβbritannien
Fellfarbe:Dunkles Stahlblau (nicht Silberblau) erstreckt sich vom Hinterhauptbein bis zum Rutenansatz; am Kopf und an der Brust ein volles, helles Tan.
Fellbeschaffenheit:Körperhaar von mittlerer Länge, völlig gerade (nicht wellig), glänzend; von feiner seidiger Textur, nicht wollig, darf niemals die Bewegung beeinträchtigen.

 

 

Kleiner Mäuse- und Rattenjäger aus England

Der kleine Terrier aus der Grafschaft Yorkshire hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Ursprünglich wurde er gegen Ende des 19. Jahrhunderts von der armen Arbeiterschicht in den nordenglischen Industriestädten als Mäuse- und Rattenjäger gehalten. In den ungemütlichsten und dunkelsten Ecken der Häuser, Keller und auf Fabrikgeländen musste er selbstständig gegen die durchaus wehrhaften Nager antreten. Auch bei organisierten Kämpfen gegen Ratten im sog. „Pit“ durfte er keine Schwäche zeigen. Damals war der „Gebrauchshund“ aber noch deutlich größer (ca. 40-45 cm) als heute (ca. 18-23 cm/bis 3,2 kg). Mit der Zeit wurde der Yorkshire Terrier aber auch in der Oberschicht als „Schoßhund“ immer beliebter und auf Ausstellungen präsentiert, was für den Hund selbst nicht von Vorteil war. Denn der „Yorkie“ wurde mit der Zeit immer kleiner gezüchtet und man legte mehr Wert auf Fellfarbe und -beschaffenheit. Aber dazu weiter unten mehr. Und so hielt der Yorkshire Terrier spätestens im 20. Jahrhundert auch Einzug in die Welt von Glanz und Glamour. Die Yorkshirehündin „Daisy“ des Münchner Modedesigners Rudolph Moshammer war bislang wohl die prominenteste Rassevertreterin Deutschlands.

Ein echter Terrier

So niedlich der kleine, lustige Hund im Normalfall auch wirkt - er ist immer noch ein echter Terrier. Somit liegt ihm zum einen das Jagen im Blut. Aufgrund der früher sinnvollerweise verstärkten jagdlichen Motivation reagiert er sehr schnell auf alles, was sich bewegt. Zusätzlich bringt er meist noch einen großen Teil territorialer Motivation mit sich und agiert, was bei seiner ursprünglichen Aufgabe durchaus Sinn machte, selbständig, wachsam und furchtlos und stets bereit, sich und seine Familie zu verteidigen. Aus dem Grund wird ihm auch gern ein gewisser Hang zum Größenwahn attestiert. Sowohl bei Begegnungen mit Menschen als auch mit Hunden wirkt er oft eigenwillig und regelrecht überschäumend. Eine behutsame Sozialisierung mit verträglichen Hunden jeder Größe ist unbedingt bereits ab dem Welpenalter ratsam.

Trotz seiner geringen Größe muss der Yorkshire Terrier ernst genommen und respektiert werden

Kinder missbrauchen den Yorkshire Terrier wegen seiner geringen Größe gern als Spielzeug, was sich dieser aber im Normalfall (zurecht) nicht gefallen lässt. Die konsequente Erziehung und das Training mit dem Hund sollten daher unbedingt Erwachsene übernehmen, die die Kinder dann dabei anleiten können, sich ihm auf respektvolle Weise anzunähern und den passionierten Jäger beispielsweise mit Such- und APPORTIERSPIELEN auszulasten.

Training mit dem kleinen Energiebündel

Ruhiges Abwarten, IMPULSKONTROLLE und Entspannung zählen nicht unbedingt zu den Stärken des Yorkshire Terriers. Deshalb sollten seine Menschen großen Wert auf Ruhezeiten, Abschalttraining und Entspannung legen. Er ist allzeit bereit für verschiedene Aktivitäten mit seinen Menschen und neigt dann schnell dazu, Aufmerksamkeit durch unerwünschte Verhaltensweisen wie zum Beispiel ständiges Bellen einzufordern. Sinnvolle Strukturen und viel Ignoranz helfen hier sehr gut dabei, der Erwartungshaltung des kleinen Energiebündels entgegenzuwirken und mehr Gelassenheit in den ALLTAG zu bekommen. Nimmt man ihn als “richtigen” Hund ernst und gestaltet die Erziehung und Auslastung entsprechend, ist er ein aktiver, angenehmer Begleiter.

Gesundheitliche Aspekte - bitte nicht zu klein!

Der offizielle Rassestandard gibt ein Gewicht von bis zu 3,2 kg vor. Leider gibt es Tendenzen, diesen Hund immer weiter zu “verzwergen”. Für die Zucht gibt es daher auch ein Mindestgewicht von 2,4 kg. Wiegt ein erwachsener Yorkshire Terrier weniger als 2,4 kg, muss man dies als Qualzucht bezeichnen, da damit körperliches und mentales Leiden einhergehen. Der natürliche “Bauplan” des Hundes funktioniert dann nicht mehr und die Lebenserwartung der Mini-Yorkshires schrumpft erheblich.

Der Yorkshire Terrier neigt, wie viele kleinere Hunderassen, zur Patellaluxation. Hierbei springt die Kniescheibe bei Druck heraus und der Hund hat Schmerzen und Schwierigkeiten beim Laufen. In dem Fall sollte, auch bei zwischenzeitlicher Besserung der Beschwerden, eine Tierarztpraxis aufgesucht werden. 

Die Zähne des Yorkshire Terriers sollten regelmäßig kontrolliert und behutsam mit geeigneter Zahnpasta und Bürste durchaus mehrmals in der Woche gereinigt werden. Durch das kleine Gebiss des Hundes sind seine Zähne besonders anfällig für Zahnbelag. 

 

Von HEIKE KLEINHANS

Zwergpinscher

Steckbrief
 

FCI Standardnummer:185
Gewicht Hündin:4 bis 6 kg
Gewicht Rüde:4 bis 6 kg
Widerristhöhe Hündin:25 bis 30 cm
Widerristhöhe Rüde:25 bis 30 cm
FCI Gruppe:Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde
Herkunftsland:Deutschland
Fellfarbe:Einfarbig: Hirschrot, rot-braun bis dunkelrot-braun; schwarzrot: Lackschwarzes Haar mit roten bzw. braunen Abzeichen.
Fellbeschaffenheit:Kurz und dicht, glatt anliegend und glänzend, ohne kahle Stellen.

 

 

Kleiner Hund mit großer Selbstständigkeit

Die Vorfahren des im Schnitt nur vier bis sechs Kilogramm schweren Zwergpinschers gehören zu den alten, vielseitig eingesetzten Hunderassen Deutschlands. Sie wurden seit dem 16. Jahrhundert zur Rattenjagd eingesetzt und hatten zusätzlich als selbstständige und furchtlose Wach- und Stallhunde die Aufgabe, Haus und Hof vor Eindringlingen und Ungeziefer zu beschützen. Ende des 19. Jahrhunderts waren Pinscher oder sogenannte „Rattler“ fast auf jedem Hof anzutreffen.

Von Pinschern und Schnauzern

Glatte und rauhaarige (heute als Schnauzer bekannte) Pinscher gehörten damals noch zum selben Rassetyp. Der Pinscherliebhaber Josef Berta begann um 1895 mit der „Reinzucht“. Erst dann entstand die Unterscheidung zwischen Pinschern und Schnauzern. Aber noch bis ins frühe 20. Jahrhundert fielen in den Würfen rau- und glatthaarige Welpen gemeinsam.

Kleiner, aber anspruchsvoller Begleiter

In den letzten Jahrzehnten ist der „Min Pin“ immer kleiner geworden – was sehr kritisch zu betrachten ist – und gehört heute zu den Zwerghunderassen. Unverändert ausgeprägt sind allerdings seine territoriale und jagdliche Motivation geblieben. Somit ist der Zwergpinscher zwar ein kleiner, aber durchaus anspruchsvoller Begleiter. Für die Stadtwohnung im Mehrfamilienhaus mit Nachbarn rechts und links und Ausflüge in der Handtasche ist der quirlige kleine Kerl absolut ungeeignet. Denn der lebhafte und intelligente Hund braucht Beschäftigung und Bewegung und hält seine Menschen – wenn er unausgelastet ist – in verschiedener Hinsicht auf Trab. Bedingt durch seine früheren rassetypischen Aufgaben bringt er eine große Portion Mut und Selbstständigkeit mit. Geräusche von außen, Eindringen von Fremden sowie Frust äußert er oft lautstark. Bei Langeweile leidet auch schon mal die Inneneinrichtung. Katzen, Hasen und andere Wildtiere laden ihn zu einem spontanen Jagdausflug ein. Entspanntes Warten bedeutet für den Zwergpinscher eine große Herausforderung.

Wichtige Trainingsthemen

Training der Impulskontrolle und Steigerung der Frustrationstoleranz müssen daher unbedingt bei den täglichen Übungseinheiten berücksichtigt werden. Seine Menschen sollten für das kleine Energiebündel von Beginn an konsequent territoriale Verantwortung übernehmen (z. B. über Deckentraining, Erstkontakt bei Menschen und anderen Hunden übernehmen, kontrollieren und abchecken an „strategischen“ Stellen im Haus und unterwegs etc.), damit der Zwergpinscher diese Aufgaben nicht für sich beansprucht. Mit zusätzlicher geistiger und körperlicher Auslastung, beispielsweise über komplexe Such- und Apportieraufgaben, aber auch Tricktraining kann der Miniaturpinscher dann zu einem entspannten und lustigen Begleiter für aktive Menschen werden.

Zwergpinscher gelten als sehr loyal und schließen sich häufig einer bestimmten Person in der Familie an. Sie neigen dann dazu, auf „ihren“ Menschen fixiert zu sein und auf ihn bezogen eine besondere soziale Motivation zu entwickeln. Damit sie diesem Menschen nicht überall hin folgen wollen und unnötig viel Stress diesbezüglich entwickeln, müssen sie das Alleinbleiben oft in kleinen Schritten lernen.

Aussehen des Zwergpinschers

Äußerlich ist der 25 bis 30 cm große Zwergpinscher die Miniaturausgabe des Deutschen Pinschers. Das pflegeleichte Fell ist glatt, sehr kurz und ohne Unterwolle und kommt in den Farben einfarbig Rotbraun bis Hellbraun sowie Schwarz mit helleren Abzeichen vor. Der Körperbau ist quadratisch und wirkt durchtrainiert und sportlich.

Gesundheitliche Aspekte

Zu den häufigsten rassetypischen Erkrankungen zählen Patellaluxation, die Augenerkrankung Progressive Retinaatrophie (PRA) und Ohrrandnekrosen (blutige Ohrränder) sowie Stoffwechselerkrankungen. Gesunde Pinscher können über 15 Jahre alt werden.

 

Von HEIKE KLEINHANS

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