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In Kontakt sein

Foto: Helmut Monschein

Sicher hast du schon mal einen Hund gesehen, der an einer Flexileine irgendwo vor seinem Menschen herläuft und mit dem Abschnüffeln des Bodens beschäftigt ist und sich auch nach einem halben Kilometer Wegstrecke kein einziges Mal umdrehte um zu schauen, was denn sein Mensch gerade so tut. Wenn sein Mensch ihn etwaig anspricht, schnüffelt er einfach weiter und hebt nicht mal seinen Kopf. Er ist so vertieft in das, was ihn da gerade am Boden so interessiert. Ein solcher Hund hat anscheinend keine Erwartungen an seinen. Er glaubt nicht, dass von dieser Seite irgendetwas für ihn interessant sein könnte. Besonders schmerzhaft wird es für den Menschen, wenn ihm dieser Umstand tatsächlich bewusst wird, vergleichbar mit einer Paarbeziehung, in der man sich nichts mehr zu sagen hat, sich nicht mehr füreinander interessiert und sich nichts mit dem Gegenüber anzufangen weiß, außer eben nebeneinander bzw. hintereinander herzulaufen.

So schwierig es in zwischenmenschlichen Beziehungen für uns sein mag über den eigenen Schatten zu springen und selbst etwas zu verändern, so schwierig scheint es manchmal auch in Mensch-Hund Beziehungen zu sein. Doch ich glaube, es gibt einen wesentlichen Unterschied, der einem in der Mensch-Hund Beziehung leichter klar wird als in Mensch-Mensch-Beziehungen, nämlich, dass es nicht hilfreich ist, darauf zu warten, dass der andere, in dem Fall der Hund die Initiative übernimmt um die gemeinsame Beziehung zu verbessern. Die Initiative etwas verändern zu wollen, muss vom Menschen kommen. An dieser Stelle endet dann jedoch häufig auch schon der Unterschied, denn wie auch immer, es bedeutet stets, dass man an sich selbst, an seiner eigenen Haltung, an seiner eigenen Einstellung, an seinen eigenen Gewohnheiten arbeiten muss.

Wenn der Hund so ohne Kontakt zu seinem Menschen dahingeht, ist das meist jedoch für den Menschen gar nicht schlimm, denn solange der Hund dadurch den Menschen in Ruhe lässt, entsteht ja auch kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Leidensdruck entsteht erst dann, wenn der Hund bspw. an der Leine zieht und die Schulter des Menschen dadurch zu schmerzen beginnt. Ohne diesen Leidensdruck für den Menschen wäre der Hund ja problemlos, obwohl eventuell davor schon an der Mensch-Hund Beziehung unbemerkt Dellen entstanden.

Denn, wenn der Hund mal an der Leine zieht oder zu einem anderen Hund hin stürmen oder einen Passanten am Gartenzaun verbellen möchte, ist das für sich alleine gesehen ja noch kein Problem solange man in genau dieser Situation den Hund zu einem vom Menschen erwünschten Verhalten motivieren kann. Und genau da ist der springende Punkt, denn erst an dieser Stelle, an der für den Menschen das Problem entsteht, möchte dieser „das Problem“ beseitigen. Was auch immer jetzt gemacht werden sollte, manifestiert sich in solchen Momenten stets auch eine Beziehungsaussage des Hundes aus seiner Sicht über die Mensch-Hund Beziehung, nämlich dass das gerade anziehende Objekt interessanter wahrgenommen wird als der Mensch. Jetzt kann man hergehen und sagen, dass es logisch sei, dass eine Hase am Feld immer interessanter sei als der Mensch. So gedacht würde sich Hundetraining ad absurdum treiben und es gäbe keinerlei Möglichkeit außer den Hund an der Leine festzuhalten und zu warten bis der Hase wieder aus seinem Blickfeld verschwunden ist.

An dieser Stelle kommen wir zum Alltag mit dem Hund: Wenn der Hund mit seinem Menschen die Lebenserfahrung macht, dass von Menschenseite nicht wirklich spannendes im Alltag zu erwarten ist und dieser sich bloß aufplustert, wenn der Hund schon etwas anderes Spannendes entdeckt hat, dann ist das häufig tatsächlich zum Scheitern verurteilt. Ich erlebe manchmal, dass ein Hund in einem Abstand von ein bis zwei Metern von seinem Menschen angesprochen wird und diesem dennoch keine Aufmerksamkeit widmet. Wie sollte das dann in größerem Abstand mit reizvollerer Ablenkung möglich sein?

Wenn ein derartiges Problem vorliegt, ist es nicht hilfreich mit dem Hund ein oder zwei Stunden spazieren zu gehen und den Hund sein Ding machen zu lassen und der Mensch vielleicht nebenbei telefoniert. In diesem Fall ist es günstig, wenn jeder Spaziergang für den Hund zum freudigen Erlebnis in Kooperation mit seinem Menschen wird. Dabei rede ich nicht von Leinenführigkeit üben sondern von tatsächlichen Erlebnissen für den Hund, dass der Hund Spannung mit seinem Menschen genießt und spürt, dass von diesem ein großer Reiz ausgeht, denn nur dann wird der Hund später auch in schwierigen Situationen wissen, dass er etwas versäumt, wenn er nicht auf seinen Menschen hört. Eigentlich ist dafür nicht mal allzuviel notwendig und schon gar kein Geld. Es braucht keine teuren Trainingsgeräte, es braucht keine bunten Bälle, es braucht kein high-sophisticated Training, es braucht keine 10km langen Spaziergänge, es braucht lediglich den Willen des Menschen die Zeit mit dem Hund anders zu gestalten. Denn auch hier gilt, wenn der Hund von der ersten Minute mit seinem Menschen lernt, dass von diesem interessante Reize ausgehen, dann wird Aufmerksamkeit zur Selbstverständlichkeit.

 

 

 

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