HILFE! - Mein Hund ist ein Kläffer!
Kommen die Besitzer eines solchen Hundes dann zu mir ins Training, fällt immer wieder die Aussage: „Wir möchten diese Kläfferei gerne abstellen.“ Ich verstehe diesen Wunsch, aber dennoch sind unsere Vierbeiner keine Maschinen, die man mal eben so ausschalten kann. Vielmehr erkläre ich den Menschen, dass dieses Bellen immer auch eine Ursache hat. Wir möchten in unserer Hundeschule, wenn es irgendwie möglich ist, immer Ursachen beheben und niemals nur die Symptome bekämpfen.
Was aber sind die Ursachen übermäßigen Bellens?
Diese können sehr vielfältig sein. Hier ein paar Beispiele:
• Genetische Veranlagung
Bei der Zucht mancher Hunderassen war das Bellen ursprünglich sogar erwünscht. Beispielsweise wird von einem Hund, der territoriale Aufgaben hat, also bewachen soll, erwartet, dass er lautstark anzeigt wenn Gefahr im Anmarsch ist. Das hat zum Einen den Sinn, die anderen Rudelmitglieder zu warnen und zum Anderen, die Eindringlinge zu vertreiben. Durch Selektion wurde mit den besten Wachhunden, die ihren Job am zuverlässigsten erledigten, weitergezüchtet. Auch einige Jagdhunderassen (z.B. Beagle → Spurlaut) oder Treibhunde sollen durch verbellen andere Tiere aufscheuchen oder antreiben.
• Hormonelle Ursachen
Hier spielt einmal die Pubertät eine Rolle. In dieser Zeit laufen viele hormonelle Veränderungen im Körper des Hundes ab. Dies führt häufig dazu, dass Alltagsituationen plötzlich ganz anders wahrgenommen werden und sich als erschreckend und potenziell gefährlich darstellen. Das äußert sich oft mit übermäßigem, unsicherem Bellen und Wuffen. Was auch immer wieder mal vorkommt bei Hunden ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Symptome sind hier z. B. gesteigertes Bellverhalten, Schreckhaftigkeit bis hin zu Ängstlichkeit, aber auch plötzliche Unberechenbarkeit und Aggression. Diese Krankheit kommt schleichend, das heißt sie entwickelt sich nicht von heute auf morgen sondern über eine längere Zeit. Durch eine Blutuntersuchung beim Tierarzt findet man heraus, ob die Werte der Schilddrüse zu niedrig sind. Mit Gabe von Medikamenten ist die Unterfunktion sehr gut, aber in der Regel lebenslang, zu behandeln und somit eine gute Lebensqualität zu erlangen.
• Unbewusstes Verstärken
Eine wirklich häufige Ursache des unerwünschten Bellens ist die unbewusste Verstärkung durch die ständige Aufmerksamkeit des Halters. Das ist oft ein kleiner Teufelskreis. Der Hund bellt und der Mensch reagiert in irgendeiner Form darauf, sei es Schimpfen oder Beruhigen. Er bekommt also soziale Aufmerksamkeit für dieses Verhalten. Dabei spielt es für einige Hunde nicht mal eine Rolle, dass diese Aufmerksamkeit negativ ist, also Schimpfen bedeutet.
• Frustrationsintoleranz
Dieser Punkt geht oft Hand in Hand mit der unbewussten Verstärkung. Hat ein Hund nicht von klein auf gelernt zu warten oder auch einmal nicht im Mittelpunkt der Familie zu stehen, fällt es ihm schwer abzuwarten bis er wieder an der Reihe ist. Dies äußert sich dann mit forderndem Bellen. Ein Beispiel hierfür ist das Bällchen werfen. Viele Hunde bellen in hoher, schneller Frequenz wenn der Besitzer den Ball nach dem Apport nicht schnell genug wieder und wieder wirft. Da dieser Ton sehr nervig sein kann „gehorchen“ die Menschen und erfüllen schnell den Wunsch ihres Hundes. Das Ergebnis ist, der Hund kam mit dieser Forderung zum Erfolg. Das Bellen wurde somit verstärkt. Aber auch ein Plausch mit der Nachbarin, und somit die fehlende Aufmerksamkeit des Frauchens oder Herrchens, können zum Frust beim Hund führen den dieser mit Bellen äußert.
• Angst und/oder Unsicherheit
Einsilbiges Wuffen, das Maul des Hundes bleibt geschlossen und die Backen plustern sich kurz auf, das ist das sogenannte Warn-Wuffen. Der Hund ist alarmiert und verunsichert weil er etwas wahrgenommen hat, kann es aber zum aktuellen Zeitpunkt nicht richtig einschätzen. Wenn der Halter nun nicht reagiert, kann sich dieses Verhalten steigern bis hin zu hysterischem Bellen oder evtl. sogar zu einer (Schein)Attacke (sollte die Gefahr näher kommen). Schimpfen und Maßregeln ist in diesem Fall komplett falsch. Eine Strafe kann in so einem Fall sogar zu einem Vertrauensverlust gegenüber dem Sozialpartner Mensch führen. Bei Ignoranz dieses Verhaltens durch den Halter, kann der Hund aber auch lernen Dinge eigenständig zu regeln. Das übermäßige Bellen führt dazu, die Gefahr auf Abstand zu halten oder sogar zu vertreiben, also die Situation auf eigene Faust zu regeln. Die Gartenzaunsituation ist hier ein passendes Beispiel: Ein Passant läuft am Zaun entlang und der (unsichere) Hund wittert Gefahr für sein Umfeld und zeigt es durch Warn-Wuffen. Der Mensch reagiert mit Ignoranz oder Schimpfen, das löst das „Problem“ des Hundes aber nicht. Er bellt intensiver oder rennt sogar zum Zaun und verbellt den Passanten. Dieser läuft dennoch weiter seines Weges und ist kurze Zeit später wieder verschwunden. Für den Hund nun ein voller Erfolg, er hat den potenziellen Eindringling verjagt bzw. verbellt. Dass dieser sowieso weiter gegangen wäre weiß er ja nicht. Das ist ein selbstbelohnendes, verstärkendes Ereignis für den Hund, er wird dieses Verhalten nun öfter und vielleicht sogar intensiver zeigen. Territoriales Verhalten wird verstärkt, wobei viele Hunde, vor allem die eher unsicheren, diese Aufgabe nicht souverän erfüllen und daher eher unter diesen Situationen leiden, welche sie mitunter sogar (stark) überfordern.
Generell kann man bei übermäßigem Bellen sagen, dass in der Regel viel Stress im Spiel ist.
Gerne helfe ich auch Dir und Deinem Hund beim harmonischen Miteinander ohne Kläfferei, denn da gibt es soooo viele Trainingsmöglichkeiten! Mein Anliegen ist es, die Hundewelt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Dazu gehört für mich, das Zusammenleben von Mensch und Hund möglichst entspannt zu gestalten.