Custom Preset Custom Preset Custom Preset Custom Preset
Zum Hauptinhalt

Die Flexileine - Freiheit für Hund und Halter?

Die Flexileine soll dem natürlichen Bewegungs- und Erkundungsdrang des Hundes Raum geben, der Hund ist aber dennoch an der Leine. Sie verspricht für den Halter eine komfortable Handhabung mit integriertem Stopp-Knopf. Wie von selbst rollt sie sich wieder auf. Doch was verspricht sie für den Hund? Welche Vor- und Nachteile gibt es bei der Flexileine?

Wir haben dazu mit Silvia Hopfenheit von <link baden-baden _blank>Martin Rütter DOGS Baden-Baden/Rastatt gesprochen.

Wie ist die Handhabung einer Flexileine?

Eine Flexileine soll unserem vierbeinigen Freund, aber vor allem seinen Menschen, mehr Bequemlichkeit und Komfort bieten gegenüber einer herkömmlichen Leine. Der Mensch hält bei dieser Art der Leine ein Kunststoffgehäuse mit Griff in der Hand. Darin bewirkt eine Spule über eine Feder den Rückzug und das Aufwickeln eines Seils oder Gurtbands. Das Ende des Gurtes oder des Seils wird dann mithilfe eines Karabiners am Hundehalsband oder Geschirr befestigt. Über einen Stopp-Knopf, der sich am Gehäuse befindet, kann der Halter das Ausziehen der Leine stoppen und durch Verriegeln dieses Knopfes die Leine auf einer gewissen Länge feststellen.

Die Leine rollt sich bei der Flexileine also automatisch ab, indem der Vierbeiner die auf Spannung gehaltene Leine nach vorn zieht. Bleibt der Hund stehen und nähert sich der Mensch seinem Hund an oder kommt der Hund auf den Menschen zu, rollt die Spule im Griffstück durch eine Feder die Leine wieder ein. Um dem Hund mehr Leinenlänge zu geben, braucht der Mensch also nichts weiter zu tun, als dieses Griffstück in seiner Hand zu halten.

Inzwischen gibt es auch Luxusversionen der Flexileine. So gibt es Griffteile, an denen Haken für Kotbeutelhalter und sogar kleine Taschenlampen befestigt sind. Ebenso kann man inzwischen auch zwei Hunde mit einer Doppelleine an einem Griffstück führen.
Doch ist die Flexileine damit ein tolles Hilfsmittel für Hund und Halter, wenn ein Freilauf nicht möglich ist? Dazu muss man sich zunächst die Nachteile der Flexileine ansehen und was diese z. B. für das Training der Leinenführigkeit des Hundes bedeutet.

Wie wirkt sich die Flexileine auf die Leinenführigkeit des Hundes aus?

Bei der Leinenführigkeit wünschen wir uns einen Hund, der sich an lockerer Leine an seinem Menschen orientiert, und zwar aufgrund einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Hund. Der Hund kann entspannt an der Leinen laufen, denn der Mensch vermittelt ihm Sicherheit, er führt seinen Hund an der Leine durch den Alltag, regelt schwierige Situationen und achtet z. B. darauf, dass der Hund an der Leine nicht bedrängt wird. Weder zieht der Hund seinen Menschen durch die Gegend, noch ruckt der Mensch an der Leine, um den Hund zu korrigieren. Das Training der Leinenführigkeit erfolgt in kleinen Schritten mithilfe von Belohnungen, sodass der Hund lernt, freudig mit seinem Menschen an lockerer Leine zu laufen.

Wird der Hund an der Flexileine geführt, lernt er jedoch, dass er durch Ziehen an der Leine nach vorn kommt, denn ohne Zug ist das Laufen an der Flexileine nicht möglich. Bringt man dem Hund also gerade bei, an lockerer Leine zu laufen und führt ihn parallel dazu beim Spaziergang an der Flexileine, wird dies mögliche Erfolge beim Training der Leinenführigkeit immer wieder zunichte machen. Denn wie soll der Hund so lernen, dass Zug an der Leine nicht gewünscht ist, wenn er an der Flexileine immer wieder für das Ziehen an der Leine belohnt wird? Denn dadurch, dass der Hund unter Zug sein Ziel erreicht, nach vorne kommt, an die Stelle kommt, an der er unbedingt schnüffeln, markieren oder Kontakt mit einem Artgenossen aufnehmen möchte, belohnt er sich sozusagen selbst und das Ziehen an der Leine wird verstärkt.

Bei unsicheren Hunden kann es zudem durch das abrupte Stoppen durch die Knopfmechanik sowie die dabei entstehenden Geräusche zu einer weiteren Verunsicherung kommen. Ein entspanntes Laufen an der Leine wird damit kaum zu erreichen sein.

Welche Nachteile bringt die Flexileine noch mit sich?

Durch den Aufbau der Flexileine (Gehäuse, Spule, Leine, Karabiner) habe ich als Hundehalter keinen direkten Kontakt über die Leine zu meinem Hund. Dadurch, dass ich das Griffstück in der Hand halte, bekomme ich keine direkte Rückmeldung über die Leine, wie z. B. leichten Zug oder leichtes Lockerwerden der Leine, und verliere damit das Gespür für meinen Hund und dessen momentanen Zustand.

Wird das Seil oder Gurtband der Flexileine schmutzig, kommt der Schmutz auch ins Gehäuse und damit in die Mechanik der Flexileine. Dies kann die Funktion der Flexileine stark beeinträchtigen, sodass ich sie unter Umständen sogar komplett ersetzen muss.

Der größte Nachteil liegt aber wohl in der potentiellen Gefahr, die von einer Flexileine ausgeht. Vor allem bei Flexileinen mit einer dünnen Schnur als Leine ist die Verletzungsgefahr für Mensch und Hund sehr hoch. Zwar kommt es selten vor, dass der an der Flexileine befestigte Hund oder aber der Mensch, der den Hund an der Flexileine führt, sich an dieser verletzen. Für andere, freilaufende Hunde, entgegenkommende Menschen oder Radfahrer aber wird die Flexileine schnell zu einer großen Gefahr. Verheddert sich ein frei laufender Hund in der Schnur, kann sie leicht tiefe Schnittwunden verursachen. Hinzukommt, dass Hunde an der Flexileine für entgegenkommende Menschen nur schwer einzuschätzen sind: „Der Radfahrer kommt auf das Mensch-Hund-Team zu, der Hund befindet sich nahe bei seinem Menschen. Nun will der Radfahrer in einem ausreichenden Abstand an den beiden vorbeifahren. In diesem Augenblick schießt jedoch der Hund nach vorne. Der Hundehalter reagiert viel zu spät, die Flexileine wird vom Hund ausgezogen, ohne dass der Hundehalter den Stopp rechtzeitig betätigen kann. Und schon ist es passiert, der Radfahrer kann nicht mehr ausweichen.“ Oftmals passieren solche Unfälle auch aus dem Grund, dass die sehr dünne Leine für entgegenkommende Menschen und auch Hunde aus der Distanz gar nicht erkennbar ist. Der Hund scheint frei zu laufen. Erst im letzten Augenblick, wenn es dann schon zu einer Verwicklung gekommen ist, wird die Leine sichtbar…

Gibt es sinnvolle Alternativen, wenn der Hund sich weiter vom Halter entfernen darf, aber trotzdem angeleint sein soll?

Eine Schleppleine ermöglicht dem Hund genauso wie eine Flexileine, sich vom Halter weiter zu entfernen und doch angeleint zu bleiben. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen, Breiten und Materialien. Weit verbreitet sind inzwischen Leinen aus Biothane, einem Material, das aus Kunststoff gefertigt und daher einfach zu pflegen ist. Für kleine Hunde gibt es dünnere Schnüre, für größere Hunde sind breite Leinen von 1 bis 2 cm Breite zu empfehlen. Beide Varianten sind jedoch so dick, dass sie bei einer eventuellen Verwicklung des Hundes nicht in die Haut einschneiden. Zudem sind sie für entgegenkommende Hunde und Menschen gut sichtbar, sodass auch aus der Distanz gut erkennbar ist, dass der Hund angeleint ist.

Diese Leine kann der Halter in Schlaufen aufwickeln und je nach Bedarf wieder abwickeln und so, genauso wie bei einer Flexileine, dem Hund je nach Bedarf und Möglichkeiten, unterschiedliche Distanzen zum Menschen ermöglichen. Läuft der Hund vor, entsteht kein Zug auf der Leine, sodass ein Training der Leinenführigkeit nicht gestört wird. Allerdings ist es nötig, die Handhabung dieser Leine zu üben. Der Hund sollte immer so an der Schleppleine geführt werden, dass die Leine nicht auf dem Boden schleift, denn natürlich kann es auch zu Verletzungen kommen, wenn sich die Schleppleine um Beine von Hund oder Mensch wickelt. Dies bedeutet, dass der Mensch ständig auf seinen Hund achten muss. Kommt der Hund näher oder bleibt er stehen, während der Hund sich annähert, muss der Mensch die Leine aufwickeln. Läuft der Hund vor, wird die Leine vom Menschen abgewickelt. Dies ist zwar deutlich anstrengender für den Hundehalter als bei der Flexileine, bedeutet aber auch, dass dieser ständig mit seinem Hund in Kontakt ist. Beide gehen zusammen auf dem Spaziergang und sind miteinander beschäftigt. Natürlich kann man so nicht parallel noch die neuesten Chats auf dem Handy lesen und beantworten, aber das sollte bei einem gemeinsamen Ausflug mit dem Hund ja auch nicht im Vordergrund stehen!

Das Stoppen des Hundes erfolgt bei der Schleppleine durch Festhalten und kann sanft erfolgen, da der Mensch dies jederzeit durch leichtes Nachgeben der Leine weiter steuern kann. Der Mensch spürt über die direkte Verbindung der Leine jederzeit seinen Hund und kann so bereits auf kleinste Veränderungen reagieren.

Gibt es dennoch Situationen, in denen man eine Flexileine einsetzen kann?

Der große Vorteil der Flexileine ist ja, dass diese zum einen kaum schmutzig wird, da das Gurtband bzw. Seil – außer der Feststellmechanismus ist aktiviert –  niemals auf den Boden kommt. Daher bevorzugen viele Menschen eine Flexileine gegenüber der Schleppleine. Zudem muss man bei der Handhabung der Flexileine nicht dauernd aktiv sein, man braucht die Leine nicht ständig auf oder abwickeln. Wir nutzen die Flexileine bei DOGS z. B. für Hundesenioren. Viele Hunde werden im Alter blind und/oder taub und können dann auf einmal nicht mehr frei laufen gelassen werden, da sie sonst den Anschluss verlieren oder aber zu einer Gefahr für andere werden, wenn sie den Rückruf ihres Menschen nicht wahrnehmen. Ein alter Hund wird jedoch selten sehr schnell vor und zurücklaufen, er trödelt im gemächlichen Gang hinterher. Daher kommt es bei diesen Hunden dann auch nicht zu der Gefahr, dass sie auf einmal auf entgegenkommende Personen zuschießen und diese sich an dem plötzlich auftauchenden dünnen Seil der Flexileine verletzen. Probleme in Bezug auf die Leinenführigkeit sind ebenfalls nicht zu erwarten, denn meist läuft der alte Hund eh nur noch in ruhigem Tempo hinter seinem Menschen her.