Giftköder Alarm – alles nur Hysterie oder wachsende Gefahr?
Das Thema Giftköder ist im Moment in aller Munde! Meldungen über Hunde, die durch vergiftete oder mit scharfkantigen Gegenständen präparierte Futterbrocken sterben, häufen sich. Von Giftköderwarnungen, Giftköder Radar, Tricks gegen Giftköder und Präventionsprogrammen ist insbesondere in den sozialen Medien häufig zu lesen. Baumstämme in Parks, Laternenpfeiler sind mit Warnungen vor Giftködern tapeziert. Verena Reichel, Inhaberin der DOGS Hundeschule Augsburg, steht dazu Rede und Antwort.
Hast du persönliche Erfahrungen mit Giftködern machen müssen oder jemand aus deinem Kundenkreis?
Ich persönlich zum Glück noch nicht! Leider haben inzwischen einige meiner Kunden bzw. deren Freunde nähere Bekanntschaft machen müssen. Der Hund einer Kundin hat es leider nicht überlebt.
Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass sich alle Hundebesitzer mit dem Thema „Giftköder verweigern“ auseinandersetzen. Auch wenn es leider nie einen 100 %igen Schutz gibt.
In den sozialen Netzwerken, wie Facebook, kursieren zahlreiche Giftködermeldungen. Ist jede Meldung echt oder sind darunter auch viele Falschmeldungen?
Das ist schwierig zu sagen, da es in vielen Fällen nicht mehr nachgewiesen werden kann. Gerade wenn der Hund etwas findet, aufnimmt und danach nur diffuse Symptome zeigt. Ich glaube nicht, dass es absichtliche Falschmeldungen sind, sondern dass die Hundehalter sehr sensibel auf das Thema Giftköder reagieren und jede achtlos weggeworfene Pizzaecke so zum vermeintlichen Giftköder wird.
Einerseits ist es natürlich gut, dass die Leute umsichtig sind und andere warnen, andererseits hat man auch das Gefühl, dass an jeder Ecke ein Giftköder liegt. Wenn ein Hund etwas aufgenommen hat, später zu Hause dann Magen-Darm-Probleme bekommt, liegt die Angst nahe, dass er etwas Giftiges aufgenommen hat. Natürlich kann es sich aber genauso gut um einen Virus oder eine Magenverstimmung handeln!
Wie gehst du damit um bzw. wie rätst du, damit umzugehen? Wie kann ich als Hundehalter feststellen, wie groß die Gefahr bei mir vor Ort ist?
Ich persönlich finde die Seite GiftköderRadar (www.giftkoeder-radar.com) sehr gut. Hier werden alle Meldungen nach Postleitzahlen angezeigt. Außerdem kann man gut herauslesen, ob es sich um eine polizeilich und tierärztlich bestätigte Meldung handelt, oder um eine noch nicht bestätigte Meldung.
So kann jeder für sich entscheiden, wieviel Glauben er dieser Meldung schenkt.
Außerdem achte ich auf die Körpersprache meiner (Kunden-)Hunde, damit ich den Zeitpunkt sehe, wann sie etwas in die Nase bekommen und rufe sie dann zurück. Unbeobachtet im Gebüsch schnüffeln ist natürlich auch nicht ratsam. Hier gilt natürlich wie bei allem: Vorsicht ist besser als Nachsicht!
Wie kann ich meinen Vierbeiner vor Giftködern und für Hunde gefährlichen Lebensmitteln bewahren? Und gibt es einen hundertprozentigen Schutz?
Giftige Lebensmittel sollten in der Wohnung ganz klar so platziert werden, dass der Hund unter keinen Umständen ran kann. Und wir wissen alle, wie kreativ Hunde werden können, wenn sie etwas wollen! ;)
Giftige Pflanzen würde ich komplett aus dem Haushalt verbannen (auch im Garten), da man immer irgendwann unaufmerksam ist und man nicht immer im selben Raum ist wie sein Hund.
Ziel beim „Giftköder verweigern“-Training ist, dass mein Hund ein gutes Gefühl zu mir – in Verbindung mit Futter - hat. Wenn er von Anfang an lernt, dass ich ihm das Futter wegnehme, wenn er zu mir kommt, wird sein erster Impuls immer sein , alles vor Frauchen/Herrchen in Sicherheit zu bringen.
Wenn mein Hund aber weiß: Es gibt meistens etwas viel Besseres, wenn ich zu Frauchen/Herrchen komme, dann ist schon mal ein guter Grundstein gelegt.
Leider ist es für Hunde ein völlig arttypisches Verhalten, etwas Fressbares aufzunehmen und zu schlucken/ verspeisen. Unser Training ist hier breit gefächert: Vom Abruf von Futter bis zu ‚Aus‘ auf Distanz oder aber auch das Anzeigen von gefundenem Futter ist alles dabei. Das richtet sich nach dem Hund.
Auch hier fängt es im Kleinen an. Wenn mir etwas Essbares auf den Boden fällt und mein Hund sofort hinläuft, um es zu vernichten, dann weiß ich wo mein erster Trainingsschritt anfängt. Auch hier gilt: Von leicht nach schwer.
Das Training im Lesen der Körpersprache ist ein wichtiger Punkt. Ich muss erkennen, wenn mein Hund eine Spur aufgenommen hat, um ihn so frühzeitig abzurufen.
Es gibt vereinzelt Hunde, die trotz noch so gutem Training in einem kurzen, unbeobachteten Moment alles fressen, was sie finden. Hier bleibt dann nur ein Maulkorbtraining. Da unsere Hunde Lebewesen sind, gibt es keinen 100 %igen Schutz. Aber es lohnt sich, alles dafür zu tun, um das Risiko zu minimieren!
Was ist im Ernstfall zu tun, wenn ein Hund Giftköder gefressen hat?
Auf jeden Fall ab zum Tierarzt! Hier zählen oft Minuten, die über das Leben des Hundes entscheiden.
Neben verschiedenen Angeboten zum Thema „Tabu-Training: Giftköder / Futter verweigern“ liegt ein großer Schwerpunkt auf der Beziehungsarbeit - dem Alltag mit Hund. Denn nur wenn dein Hund sich am Menschen orientiert, können Probleme gewaltfrei gelöst und eine gute Beziehung zu ihm aufgebaut werden!
DOGS Aktionstag "Giftköder verweigern"
In Kooperation mit GiftköderRadar (u. a. bekannt durch die Folge bei "Der Hundeprofi unterwegs" mit Martin Rütter) veranstalten die DOGS Hundeschulen in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz den DOGS Aktionstag zum Thema "Giftköder verweigern".
Genaue Details zum DOGS Aktionstag „Giftköder verweigern“ bei Martin Rütter DOGS Wr. Neustadt/Oberwart erfahren Sie hier.