Rassekunde
Von den insgesamt sechs Retrieverrassen ist der Curly Coated Retriever – kurz „Curly“ – die körperlich größte und älteste Rasse.
Dem aktuellen Forschungsstand nach stammt das gelockte Fell, dem der Apportierhund seinen Namen zu verdanken hat, vom English Waterdog, der im 17. Jahrhundert eine sehr beliebte Rasse war. Auch die Einkreuzung des St. John’s Neufundländers, der auch Vorfahre anderer Retrieverrassen war, gilt als gesichert. Bei der weiteren Entstehung des Curlys, der uns heute bekannt ist, waren außerdem vermutlich Pointer, Setter, Pudel und Irish Water Spaniel beteiligt. Bildliche Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert zeigen schließlich, dass „unser“ Curly Coated Retriever äußerlich damals bereits existierte. 1854 erkannte der englische Kennel Club die Rasse offiziell an.
Wie alle Retrieverrassen ist auch der Curly Coated Retriever bei der Jagd klassischerweise bei der Arbeit nach dem Schuss zu finden. Zunächst wurde der Curly als Gebrauchshund für Förster, aber auch für Wildhüter in Schottland und England gezüchtet. Dort kam er sowohl bei der Wasserjagd zum Einsatz, als auch als Haus- und Hof-Wächter sowie als Schutzhund vor Wilddieben. Aber auch bei Fischern war der Curly Gehilfe beim Ausbringen und Einholen der Netze.
Diese ursprünglichen Einsatzbereiche erklären auch, warum der Curly Coated Retriever unter den Gemeinschaftsjägern ein eher selbstständiger, wachsamer und auch selbstbewusster Vertreter ist. Natürlich ist er dafür gemacht, mit dem Menschen zusammen zu arbeiten. Aber gerade bei Wach- und Schutzaufgaben durfte der Curly keine Zurückhaltung und kein Abwarten auf weitere Anweisungen zeigen. Passend dazu ist er seinen eigenen Menschen gegenüber sehr loyal, bei Fremden zeigt er sich aber eher zurückhaltend.
Die Locken des Curlys sind klein, dicht und fest und schließen Luft ein, die sich erwärmt und den Hund ohne Unterwolle somit vor Kälte schützt. Außerdem sind die dichten Locken auch ein Schutz vor Wasser, Gestrüpp und Dornen. Sie bedecken den ganzen Körper, einschließlich der Ohren, der Rute und der Beine. Das pflegeleichte Fell ist schwarz oder braun (liver – leberfarben). Hündinnen werden etwa 64 cm groß, Rüden etwa 69 cm.
Manche Curlys leiden an Hüftgelenks- und Ellenbogendysplasie (HD/ED). Wie bei einigen anderen Retrieverrassen wie dem Labrador und dem Chesapeake Bay Retriever kommen außerdem Fälle von Exercise induced collapse (EIC) vor. Dabei zeigen betroffene Hunde nach längerer, starker Anstrengung (ab ca. 20 Minuten) „ausgehend von der Hinterhand einen unnatürlichen schwankenden Gang, der sich auf die Vorderhand ausweiten und bis zum Kollaps des Tiers verstärken kann“.
Wird der Curly Coated Retriever nicht jagdlich geführt, sollte er unbedingt alternative jagdliche Aufgaben bekommen wie komplexes Apportier- bzw. Dummytraining. Auch für verschiedene Formen der Nasenarbeit, etwa Fährtentraining oder Mantrailing, ist der Curly zu begeistern. Lastet man ihn von Welpe an entsprechend seiner rassetypischen Fähigkeiten und vor allem in enger Zusammenarbeit mit seinem Menschen aus, begrenzt man sinnvoll und beziehungsorientiert die Eigenständigkeit des Curlys. Seine Halter sollten zusätzlich konsequent darauf achten, selbst alle wichtigen territorialen Aufgaben zu übernehmen.
Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (<link bielefeld-guetersloh/ _blank>DOGS Hundeschule Bielefeld/Gütersloh</link>)