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Rassekunde

Die Vorfahren des im Schnitt nur vier bis sechs Kilogramm schweren Zwergpinschers gehören zu den alten, vielseitig eingesetzten Hunderassen Deutschlands.

Sie wurden seit dem 16. Jahrhundert zur Rattenjagd eingesetzt und hatten zusätzlich als selbstständige und furchtlose Wach- und Stallhunde die Aufgabe, Haus und Hof vor Eindringlingen und Ungeziefer zu beschützen. Ende des 19. Jahrhunderts waren Pinscher oder so genannte „Rattler“ fast auf jedem Hof anzutreffen.

Glatte und rauhaarige (heute als Schnauzer bekannte) Pinscher gehörten damals noch zum selben Rassetyp. Der Pinscherliebhaber Josef Berta begann um 1895 mit der „Reinzucht“. Erst dann entstand die Unterscheidung zwischen Pinschern und Schnauzern. Aber noch bis ins frühe 20. Jahrhundert fielen in den Würfen rau- und glatthaarige Welpen gemeinsam.

In den letzten Jahrzehnten ist der „Min Pin“ immer kleiner geworden und gehört heute zu den Zwerghunderassen. Unverändert ausgeprägt sind allerdings seine territoriale und jagdliche Motivation geblieben. Somit ist der Zwergpinscher zwar ein kleiner, aber durchaus anspruchsvoller Begleiter. Für die Stadtwohnung im Mehrfamilienhaus mit Nachbarn rechts und links und Ausflüge in der Handtasche ist der quirlige kleine Kerl absolut ungeeignet. Denn der lebhafte und intelligente Hund braucht Beschäftigung und Bewegung und hält seine Menschen – wenn er unausgelastet ist – in verschiedener Hinsicht auf Trab. Bedingt durch seine früheren rassetypischen Aufgaben bringt er eine große Portion Mut und Selbstständigkeit mit. Geräusche von außen, Eindringen von Fremden sowie Frust äußert er oft lautstark. Bei Langeweile leidet auch schon mal die Inneneinrichtung. Katzen, Hasen und andere Wildtiere laden ihn zu einem spontanen Jagdausflug ein. Entspanntes Warten bedeutet für den Zwergpinscher eine große Herausforderung.

Training der Impulskontrolle und Steigerung der Frustrationstoleranz müssen daher unbedingt bei den täglichen Übungseinheiten berücksichtigt werden. Seine Menschen sollten für das kleine Energiebündel von Beginn an konsequent territoriale Verantwortung übernehmen (z. B. über Deckentraining, Erstkontakt bei Menschen und anderen Hunden übernehmen, kontrollieren und abchecken an „strategischen“ Stellen im Haus und unterwegs, etc.), damit der Zwergpinscher diese Aufgaben nicht für sich beansprucht. Mit zusätzlicher geistiger und körperlicher Auslastung, beispielsweise über komplexe Such- und Apportieraufgaben, aber auch Tricktraining kann der Miniaturpinscher dann zu einem entspannten und lustigen Begleiter für aktive Menschen werden.

Zwergpinscher gelten als sehr loyal und schließen sich häufig einer bestimmten Person in der Familie an. Sie neigen dann dazu, auf „ihren“ Menschen fixiert zu sein und auf ihn bezogen eine besondere soziale Motivation zu entwickeln. Damit sie diesem Menschen nicht überall hin folgen wollen und unnötig viel Stress diesbezüglich entwickeln, müssen sie das Alleinbleiben oft in kleinen Schritten lernen.

Äußerlich ist der 25 bis 30 cm große Zwergpinscher die Miniaturausgabe des Deutschen Pinschers. Das pflegeleichte Fell ist glatt, sehr kurz und ohne Unterwolle und kommt in den Farben einfarbig Rotbraun bis Hellbraun sowie Schwarz mit helleren Abzeichen vor. Der Körperbau ist quadratisch und wirkt durchtrainiert und sportlich.

Zu den häufigsten rassetypischen Erkrankungen zählen Patellaluxation, die Augenerkrankung Progressive Retinaatrophie (PRA) und Ohrrandnekrosen (blutige Ohrränder) sowie Stoffwechselerkrankungen. Grundsätzlich gehören gesunde Pinscher aus verantwortungsvollen Züchterhänden aber zu den eher robusten Hunden und können über 15 Jahre alt werden.

 

Artikel meiner Kollegin Heike Kleinhans (<link bielefeld-guetersloh/ _blank>Martin Rütter Hundeschule Bielefeld/Gütersloh</link>)