Ich hab' gerade etwas Zeit …
Ich hab' gerade etwas Zeit, während ich auf mein Auto warte. Und erledige zuerst das Offensichtliche: ein Foto vom Hund.
Wenn ich bei anderen sehe, wie Halsband, Geschirr und Leine perfekt zusammen und vielleicht sogar zum Outfit des Menschen passen oder je nach Ausflug gewechselt werden, frage ich mich manchmal, was es aussagt, dass es bei uns anders ist. Ich entscheide mich für das Statement "weniger ist mehr".
Aber zumindest in diesem Punkt sind wir nicht anders: ein Foto vom Hund geht immer. Und sieht immer gut aus. Ach so, und weil posten ja auch dazu gehört, schreibe ich am besten noch etwas. Für likes, shares und comments. Ist ja irgendwie auch alles Marketing hier.
Ich könnte vom Herdenschutzhund in meinem Alltag erzählen. Der sich vorbildlich zurücknimmt, wenn es im Büro langweilig ist und der doch immer etwas gegen seine rassetypischen Anlagen antreten muss, wenn er mal eben so in Situationen mit vielen Menschen und Hunden und unkontrollierten Abläufen mitkommt. Der es aber hervorragend schafft, hier mit mir zu warten. Den Blick, der vorschlägt, uns doch lieber ein anderes Abenteuer zu suchen, kann ich ihm nicht verübeln.
Der Post könnte aber auch dazu aufrufen, nicht zwischen Training und Alltag zu unterscheiden. “Im Training bekommt er Leckerlis, jetzt muss es auch mal so gehen.” Nein, nicht, wenn der Hund es ohne Belohnung noch nicht kann – egal wann, egal wo. Hunde nehmen in jeder Situation war, wie ich bin. Ob ich sie überfordere oder selbst überfordert bin. Ob ich zuverlässig auftrete und sie mir damit Entscheidungen überlassen können. Ob ich ihre Bedürfnisse wahrnehme und sie meine Ideen annehmen.
Mir gefällt aber auch die Wartezeit als “geschenkte Zeit” (aus “Wie war der Tag, Liebling” von Anke Engelke und Kristian Thees) zu empfinden. Ein Freiraum im vollen Kalender, in dem eigentlich keine Freiheiten eingeplant sind. Ein bisschen Zeit, in der ich mich seit langem mal wieder frage, wie ICH sie verbringen MÖCHTE.
Ich entscheide mich schließlich vom Glück, einen Hund an seiner Seite zu haben, zu schreiben. Das Glück an meiner Seite, ohne dass ich nicht EIN Wort verfasst hätte.
Aber nehmt euch hiervon ruhig mit, was euch gefällt. Ist ja bald Weihnachten.