Einblick hinter Giulias DOGS Family
Vermisst du es nicht, den Kindern nur “zuzusehen” und nicht selbst auf dem Platz zu stehen? Warum hast du diese intensive und teure Ausbildung gemacht, wenn du sie jetzt nicht für das Business nutzt?
Das sind Fragen, die mir oft gestellt werden, und ich möchte sie gerne etwas genauer beantworten. Dafür muss ich jedoch am Anfang beginnen.
Während der zweijährigen Martin Rütter DOGS Hundetrainer-Ausbildung vor fast 12 Jahren habe ich Steve kennengelernt und (irgendwann) auch lieben gelernt. Für uns war schnell klar, dass das Thema Familie nicht warten sollte (Steve war ja auch nicht mehr der Jüngste ;-)). Nach dem Studium und unserem Start 2015 in der Ostschweiz hat Marley unsere kleine Familie komplett gemacht. DOGS war im Aufbau – mit 200% Einsatz und einem Baby. Eine intensive Zeit.
Wie einige vielleicht wissen, konnte ich aber bereits vor meiner DOGS-Ausbildung viele Jahre praktische Erfahrungen im Bereich Hunde sammeln. Sei es durch meine Arbeit als Tierpflegerin EFZ im Tierheim oder durch meine tägliche Arbeit im Hundesalon, wo ich mit verschiedenen Fellfreunden, unterschiedlichen Rassen und Familienkonstellationen in Berührung kam. Hinzu kam meine Tätigkeit als Hundetrainerin für den damaligen obligatorischen Sachkundenachweis (SKN). Ich durfte wundervolle Mensch-Hund-Teams kennenlernen und begleiten, Tierheimhunde vom verfilzten Pelz befreien, die weder einen Kamm noch eine Schermaschine kannten, und Hunde pflegen, die Verhaltensauffälligkeiten zeigten, bei denen es nicht einmal möglich war, eine Zecke zu entfernen, ohne dass sie bissen. Mein „Hunde-Wissensrucksack“ wurde bereits vor, während und nach der DOGS-Ausbildung gut gefüllt – und das ohne den „DOGS-verwöhnten“ Blick?.
Mit Marley war ich dann bei vielen Trainings von Steve dabei und konnte mich mit den Kunden neben den Trainings austauschen und sie begleiten. Mit ihr in der Trage waren auch eigene Einzeltrainings möglich sowie Beratungen vor der Hundeanschaffung (im Salon lernt man soooo viele Rassen und Charaktere kennen). Mit einem Kind und ohne Schule war das noch problemlos machbar. Doch mit der Geburt unseres zweiten Kindes, der Betreuung des gewachsenen Teams und der ganzen Büroarbeit/Organisation (die ich bis vor 2,5 Jahren komplett alleine gemacht habe, mit den Kindern im Hintergrund) haben sich die Prioritäten verschoben. Unsere großartigen Trainer konnten die Arbeit auf dem Platz übernehmen, sodass ich mich hauptsächlich im Hintergrund um alles kümmern konnte.
Das Leiten des gesamten Unternehmens, die Verantwortung gegenüber den Kunden, die Begleitung der Trainer, Büroarbeit und Organisation – das sind alles umfangreiche Aufgaben, aber eben kein Hundetraining. Hätte mir vor 10 Jahren jemand gesagt, dass ich das alles mache, hätte ich den Kopf geschüttelt, denn ich dachte immer, ich gehöre auf den Platz. Und nun bin ich so dankbar, dass es so gekommen ist, wie es heute ist. Wisst ihr, was das Beste daran ist? Mein „Wissensrucksack“ wird täglich gebraucht und weiter gefüllt, auch wenn ich nicht auf dem Platz stehe. Soziales Lernen, allgemeines Lernverhalten, Empathie, Alltag mit Kindern und Hunden, Bedürfnisse von jedem Einzelnen, Erziehung, Begleitung...
Aus Business-Sicht könnten wir heute natürlich schon viel weiter sein. Hätte ich täglich ein paar Stunden ohne die Kinder nur Zeit für DOGS (egal ob im Management oder auf dem Platz), dann wären wir viel produktiver, Meetings könnten ohne Störung stattfinden, ich wäre mehr vor Ort dabei und könnte mich mehr einbringen, besseres Social Media betreiben etc. Aber wie sagt man in der Schweiz so schön: „Me chan nöd de Füfer und sWeggli ha“.
DOGS ist definitiv eine Leidenschaft von mir, aber das, was mich jetzt erfüllt, mir Energie gibt und sich richtig anfühlt, sind die Kinder (in Kombination mit meiner Arbeit im Hintergrund) und alles, was dazugehört. Für mich ist es kein Verzicht, sondern aktuell das Richtige.
Steves Erfüllung liegt auf dem Platz, das ist seine Stärke. Daher konnte ich das so gut abgeben, weil er vor Ort mein Profi ist. Das bedeutet nicht, dass er es nicht auch genießt, mit den Kindern Quatsch zu machen oder Zeit mit ihnen zu verbringen. Aber der „Alltag“ raubt ihm zu viel Energie. Und hier sind wir bei einem wichtigen Punkt.
Ich habe viele Mami-Freundinnen (die ich sehr schätze), die den Ausgleich mit einem anderen Job, ohne Kinder, brauchen, um ausgeglichen zu sein. So individuell wie das Hundetraining ist, ist eben auch der Alltag und die Aufgabenverteilung mit Kindern. Es müssen alle glücklich sein können, auch die Mamas.
Ich habe für mich meinen „Job“ gefunden, der mich erfüllt, ausgleicht und zufrieden macht. Das heißt nicht, dass es nicht anstrengend ist, dass es oft viel Geduld und Energie braucht, um die Bedürfnisse von unterschiedlichsten Persönlichkeiten unter einen Hut zu bringen. Aber gleichzeitig füllt es mein Zufriedenheitslevel wieder so auf, dass ich ausgeglichen sein kann, und es zieht mir nicht nur Energie. So sollte auch ein guter und gesunder „normaler“ Job sein – es darf anstrengend sein, es darf schlechte Tage geben, man darf nervös sein, aber die Arbeit an sich sollte einen so zufrieden machen, dass man ausgeglichen sein kann.
Wenn ich miterleben darf, wie meine Kinder ihre Erfahrungen sammeln, ihre eigenen Entwicklungsschritte machen und ich dies auch mit beeinflussen darf, kann ich mein „DOGS-Wissen“ weitergeben.
Und dann möchte ich auch meine Verantwortung tragen. Wenn ich sehe, wie extrem viel die Kinder in den ersten Wochen und Monaten lernen und aufnehmen, wie prägend alles ist, wie viel durch uns unbewusst geformt und Verhalten mit auf den Weg gegeben wird, frage ich mich: Warum sollten andere das für mich übernehmen? Warum sollte ich diese Verantwortung (ja, das ist sie, und zwar eine große) abgeben?
Omi und Opi, Gotti und Götti, Freunde und Bekannte – alles wichtige Personen im Leben unserer Kinder, aber bei uns nicht als Verantwortungsträger. 24/7 mit den Kindern und als Hauptbezugsperson in den ersten Monaten zu sein, ist nicht immer einfach. Die eigenen Bedürfnisse werden zurückgestellt, es entstehen Konflikte, eine Ablösung findet erst später statt, es braucht eben immer Mama. Alleine Duschen fühlt sich plötzlich wie Wellness an, und ein Kinobesuch kann nicht einfach mal gemacht werden.
Aber unsere Kinder sollen ihr Fundament von uns bekommen, mit unseren Werten, mit unserer Einstellung, Erfahrung und unserem gemeinsamen Leben. Dieses Fundament möchte ich bewusst helfen zu festigen – es ist so eine kurze Zeit. So schnell sind sie selbstständig, und gerade durch die Nähe am Anfang finden sie dann ihren eigenen Weg. Weil das Fundament hält und Sicherheit gibt. Darauf können sie dann selbstständig weiterbauen, was mich wiederum sehr stolz macht.
Ich bin dankbar, dass ich so leben darf und unsere Kinder beim Aufwachsen so formen und begleiten kann. Manchmal würde ich mir wünschen, nur Vollzeit-Mama sein zu können, denn die Kombination mit DOGS im Hintergrund fordert extrem viel. Ich bin zwar physisch immer für die Kinder da, aber dennoch müssen sie von Baby an vieles einfach mitmachen, mit dabei sein – DOGS ist immer präsent. Multitasking wird großgeschrieben. Die Kinder lernen, Verständnis zu haben, dass es eben nicht nur einen Mittelpunkt gibt, und wiederum haben wir die beste DOGS-Familie (mit Trainern und Kunden), die das Unternehmen so als Familie mitträgt. Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle! Das ist für mich nicht selbstverständlich! Wir leben Familie, sind im Business vielleicht nicht das Vorzeigeunternehmen mit einer klassischen Geschäftsführung an der Spitze, dafür gibt es bei uns aber ganz viel Herz. Im Alltag bleibt beim Spagat zwischen DOGS und Kindern das eine oder andere auf der Strecke. Der Haushalt hat dann weniger Priorität, Bügeleisen gibt es bei uns nicht, und auf dem Boden findet man auch mal Hundehaare. Die Großen kennen iPads und es darf auch TV geschaut werden.
Nur Mama zu sein ist nicht möglich, weil man auch finanziell „leben“ können muss – und das DOGS-Baby ist eben auch unser Baby. Aber ich bin dankbar, dass wir uns unseren Weg so aufbauen konnten, dass unsere Aufgabenverteilung für Steve und mich stimmig ist – Leidenschaften, die miteinander verbunden worden sind. Irgendwann kommt die Zeit, in der sich die Prioritäten wieder etwas verschieben werden. Es gibt ein schönes Gefühl zu wissen, dass wir irgendwann auch wieder neuen Wind auf den Platz bringen können – aber eben erst alles zu seiner Zeit.
Und die Verantwortung dafür zu tragen, dass die Kinder so sind, wie sie sind (nicht perfekt für die Gesellschaft, aber für uns einzigartig und wundervoll), gibt mir ein wunderschönes Gefühl, auf das ich stolz bin. Was letztendlich dabei herauskommt – das wird die Zukunft zeigen. Aber für uns fühlt es sich als Familie richtig an, und wir sind dankbar für jeden Einzelnen um uns herum, der uns unterstützt und begleitet.
Danke dafür
eure Giulia